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Archiv "Wege und Umwege: Hundert Jahre Diättherapie der Acne vulgaris: Zitatensammlung aus der Literatur des deutschen Sprachbereiches" (27.09.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen GESCHICHTE DER MEDIZIN

Wolfgang Knierer

„Man findet in der Literatur auch gewisse Speisen und Getränke als genetische Ursachen (der Akne vul- garis) . subjektive Ansichten oh- ne reelle Basis"

„Akne-Patienten brauchen keine Diät einzuhalten. . . . Restriktive Maßnahmen (Fisch, Fleisch, Scho- kolade, Nüsse etc.) stammen aus der Zeit unklarer aethiopathogeneti- scher Vorstellungen."

Das erste Zitat aus dem Jahre 1872 stammt von Ferdinand von Hebra (16)*), das zweite von Plewig (46) aus dem Jahre 1975.

Nach über hundert Jahren war also die Ansicht über den Erfolg einer Diät zur Behandlung der Acne vul- garis vollkommen konform.

Es handelt sich bei folgenden Unter- suchungen um Literatur aus dem deutschen Sprachbereich, soweit sie zugänglich war.

Ferdinand von Hebra war offenbar mit seiner Ansicht damals nicht al- lein, denn wenig später haben Neu- mann (41) und später von Hebras Schüler Kaposi (25, 26), H. von He- bra (17) und dann Jarisch-Matzen- auer (20), Jessner (21, 22) und Les- ser (35, 36) keine Empfehlungen ei- ner Diät zur Behandlung der Acne vulgaris im Zeitraum von ungefähr 1872 bis 1908 gegeben.

Unna (58) hat im Jahre 1899 ganz allgemein eine spezifische Diät für Hautkranke eine „liebgewordene

Autosuggestion ohne tatsächliche Grundlage" genannt.

Auch die ablehnende Meinung von Plewig, die er mit Kligman zusam- men 1978 geäußert hat (47), steht nicht allein, denn auch Meinhof (38), Nolting (42), Nolting und Berg (43), Voigtländer (61), ferner Vakilzadeh und Macher (60) und Wüthrich und Much (67) haben in den Jahren 1976 bis 1978 eine Diät zur Therapie der Acne vulgaris abgelehnt oder auch nicht erwähnt.

Plewig und Kligman:

„...der Einfluß jener, die zwar älter, aber nicht klüger sind"

„Der Glaube an therapeutische Diät- vorschriften blüht immer dann, wenn Ursache und Wirkung einer Erkrankung wenig bekannt sind .. . Nahrungsmittel werden nicht vorge- schlagen, sondern mit heiligem Ernst untersagt. . . . Viele Patienten glauben an Zusammenhänge mit ei- ner Diät. Unserer Meinung nach un- terliegen sie damit dem Einfluß je- ner, die zwar älter, aber nicht klüger sind."

Meinhof:

„Keine meßbaren Unterschiede"

„...daß gerade die Nahrungsmittel, denen generell der höchste Grad an

*) Die in Klammern gesetzten Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis, das den Sonderdrucken beigelegt wird.

1960. Die Lehreffektivität des Lehr- personals, auf den Studenten bezo- gen, ist 1975 somit schon durch die- se beiden Fakten zwischen zwei Drittel bzw. der Hälfte gegenüber 1960 reduziert.

Wenn das Personenverhältnis 1975 1:2,9 beträgt, so kann der Arbeitsef- fekt nur einem Verhältnis von 1:5,8 bis 1:8,4 betragen. Bei der Berück- sichtigung der allgemeinen Arbeits- zeitreduktion liegen die Werte zwi- schen 1:6,7 und 1:9,8. Das Verhält- nis ist in Wirklichkeit somit nicht günstiger, sondern wesentlich schlechter geworden.

Wer im Vergleich eine Lehrkraft von 1960 mit der von 1975 gleichsetzt und die Verdoppelung des Lehran- gebotes unberücksichtigt läßt, spielt mit gezinkten Karten.

Vielleicht bedarf es für den Außen- stehenden noch des Hinweises, daß die Steigerung des Lehrangebotes — im Gegensatz zur Steigerung der Im- matrikulationsprozesse durch die Rechtsanwälte — keinerlei wirt- schaftlichen Anreiz für den Hoch- schullehrer bietet und somit aus- schließlich auf die Wissensexplo- sion unserer Zeit zurückzuführen ist.

Die Sorglosigkeit, mit der man den Vertreter der Rechtsanwälte für die weitere Betreibung von Prozessen werben läßt, ist kaum zu überbieten.

Seiner Meinung nach können die Prozesse in den unteren Instanzen ruhig verlorengehen, weil der Stu- dent bis zur letzten Instanz nicht am Studium gehindert werden kann und nach der Schlußinstanz nahe dem Schlußexamen stehen kann.

Dem Rechtsanwalt kann es nur recht sein, wenn er immer mehr Prozesse weiterlaufen lassen kann, sein Inter- esse wird nicht berührt, wenn der Medizinerunterricht einem Ermü- dungsbruch zugeführt wird, wenn die Medizinerausbildung durch die einmal eingebrochenen Staudämme in ein Chaos zerfließt

Prof. Dr. med. R. Ortmann Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41

Wege und Umwege:

Hundert Jahre Diättherapie der Acne vulgaris

Zitatensammlung aus der Literatur des deutschen Sprachbereiches

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 27. September 1979 2515

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Eine Liste angeblicher „Aknegene"

Brot, Weißbrot

gebackene Mehlprodukte, gärende Mehlspeisen und Teigwaren

fettes Fleisch/

Schweinefleisch Konservenfleisch

geräucherte Nahrungsmittel Speck enthaltende

Wurstsachen

gebratene Kartoffeln, Pommes frites

in Fett gebackene Fische Heringe, Salzfische Fette

(Gänseschmalz, Schweineschmalz, Lammfett, Hammelfett) außer Butter

zu heiße Flüssigkeiten wie Tee und Kaffee

Ölsardinen scharfe Speisen Obst

(Bananen, Orangen, Äpfel) Alkohol

Schokolade und Marzipan, Pralinen

Nüsse Salzmandeln

Delikateßkäse-Sorten Obstsalat

grobes Gemüse, Kohl, Kraut blähende Hülsenfrüchte blähende Speisen Butter

Öle Eier Wild Spektrum der Woche

Aufsätze • Notizen

Diättherapie der Acne - historisch

verschlimmernder Wirkung zuge- schrieben wird ... keine meßbaren Unterschiede zu Kontrollgruppen hervorriefen."

Voigtländer: „Keine oder nur

untergeordnete Rolle"

„Nach groß angelegten Studien ..

erscheint es aber wahrscheinlich, daß Ernährung keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt."

Vakilzadeh:

„...sollten von der Liste der akne-therapeutischen

Maßnahmen gestrichen werden"

„Diätetische Einflüsse spielen u. E., wenn überhaupt, nur eine unterge- ordnete Rolle ... half aber mehr dem Arzt aus der therapeutischen Klemme als dem Kranken gegen sein Leiden. Diätvorschriften ...

sollten von der Liste der aknethera- peutischen Maßnahmen gestrichen werden."

Wüthrich und Much:

„Keine wissenschaftlich fundierten Arbeiten"

„Über die Rolle der Nahrungsmittel bei der Entstehung und Unterhal- tung der Akne ... existieren unse- res Wissens keine wissenschaftlich fundierten Arbeiten, die diese An- nahme beweisen würden."

Nolting und Berg:

„...gehören der Vergangenheit an"

„Die Zeiten, in denen man . . . Akne durch Vermeiden von Schokolade, Nüssen, tierischem Fett und scharf gewürzten Speisen ... zu behan- deln versuchte, gehören heute der Vergangenheit an." Dieser Optimis- mus kann nicht geteilt werden.

In neuester Zeit wieder Diätvorschriften

Gerade in neuester Zeit können Diätvorschriften und Verbote zur Therapie der Acne vulgaris in der Literatur gefunden werden (4, 5, 6, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 19, 27, 28, 29, 31, 33, 34, 39, 40, 45, 48, 49, 51, 52, 53, 57, 62, 66).

Greither:

,Die Regelung der Diät ist für die Führung der Patienten von grund- sätzlicher Bedeutung" (15).

Mehr oder weniger umfangreiche und spezielle Anweisungen oder Verbote kann man immer wieder lesen.

Sie erinnern bisweilen an den psy- chologischen Grundgedanken des Werkes von Bleuler (2):

„Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung"

und an Bock (3):

„Autistisch behauptetes Erlebnis - und „Re-Mystifikation therapeutisch aufgeklärter Sachverhalte."

Die Versuche, die Genese der Acne vulgaris neuerdings mit allergischen Vorgängen direkt oder indirekt in Verbindung zu sehen, sollen hier au- ßer Betracht bleiben (1, 44).

In der Zeit von 1926 bis 1963 haben zahlreiche Autoren eine Diät-Emp- fehlung der Therapie der Acne vul- garis nicht gegeben (11, 35, 36, 37, 50, 54, 63).

Mit Zweifel und vorsichtiger Zurück- haltung haben sich Burckhardt (7, 8) 1958 und 1963, Juliusberg (23), Knierer (30) 1962, Siemens (55), Steigleder (56) 1972 und 1977 und Zieler (68) 1942 geäußert:

„Diätvorschriften haben wenig Aus- sicht auf Erfolg."

„Diät immer ohne überzeugende Wirkung."

2518 Heft 39 vom 27. September 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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ätt Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen WORLD MEDICAL JOURNAL

„Der vorteilhafte Einfluß einer Diät ist umstritten, von strenger Diät al- lein ... niemals sicheren Nutzen gesehen.”

Aknegene

in Nahrungsmitteln

Manche sogenannte „Aknegene" in Nahrungsmitteln sind — unvollstän- dig und unsystematisch — der Kurio- sität wegen in einer Liste zusam- mengestellt.

Sie sind so sehr der Auslegung des Therapeuten und des Patienten aus- gesetzt, sind bisweilen auch wider- sprüchlich, so daß sie a priori sinn- los und unnütz sind. Ganz allgemein gesagt, sind strenge Diätvorschrif- ten, nicht nur zur Therapie der Acne vulgaris für den Behandelnden von einem gewissen Vorteil. Denn sie werden doch meist nicht ganz streng eingehalten und können es auch oft nicht.

Die Acne vulgaris mit ihren häufig spontanen Remissionen täuscht si- cher oft einen Therapieerfolg vor und läßt dadurch „autistisch-undis- zipliniertes Denken" (Bleuler) zur Wirkung kommen.

Wege und Umwege

Es ist interessant zu sehen, welche Wege und Umwege die Meinungen über die Therapie der Acne vulgaris mit Diät im Laufe der langen Zeit von über hundert Jahren gegangen sind.

Wie sie von einer Zeit unbedingt po- sitiver Empfehlung, dann über Zwei- fel wieder zur ursprünglichen Ableh- nung zurückgefunden haben, erin- nern sie etwas an modische Ten- denzen.

Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Wolfgang Knierer Ohmstraße 5 8000 München 40

„Peer Review":

Kostenkontrolle und

Qualitätssicherung

Lionel L. Wilson

Arzt- und Krankenhauskosten haben durch den erhöhten Einfluß der In- flation Vorrang in den Gedanken von Gemeinden und Regierungen fast aller westlichen Länder bekom- men. Australien, der Inselkontinent, der geographisch die Größe der USA, aber nur vierzehn Millionen Einwohner besitzt, hat da keine Aus- nahme gemacht. Die Allgemeinheit forderte mit wachsendem Nach- druck, daß die Ärzte öffentliche Re- chenschaft ablegen über das, was sie, hauptsächlich in den Kranken- häusern, tun. Neben diesen Forde- rungen liefen die Bemühungen um Reduzierung der Kosten.

Wenn man aber die Hitze der öffent- lichen Debatte einmal beiseite läßt, wird offensichtlich, daß das, was hauptsächlich gefordert wird, nicht so sehr die Beschneidung der Ko- sten ist als vielmehr die Sicherheit,

Mitigieeefeh4X,

daß die Allgemeinheit für jeden aus- gegebenen Dollar wirklich den Ge- genwert erhält. Es wird also, in all- gemeinen Worten, von den Überprü- fungs- und Kontrollsystemen, die unter den Termini „Medical Audit"

und „Peer Review" laufen, verlangt, daß sie genau dieses erreichen.

Australiens Krankenhäuser und Ärzte

Australien ist eine Föderation von sechs souveränen Bundesstaaten, die für ihr Krankenhauswesen selbst zuständig sind.

Das Verhältnis zwischen staatseige- nen Krankenhäusern und privaten und kirchlichen Krankenhäusern ist von Bundesland zu Bundesland ver- schieden. Jedes Bundesland behält jedoch ein gewisses Maß an Aufsicht Vor einiger Zeit besuchte eine australische Ärztedelegation, der auch der Autor dieses Beitrages angehörte, die Bundesrepublik Deutsch- land; bei der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung informierten sich die Australier über das Prüfwesen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Im „World Medical Journal"

stellte der Autor, Vizepräsident der Australian Medical Association, nun vor, was auf Grund dieser Studienreise, die auch in die USA und nach Kanada führte, in Australien erarbeitet und in Angriff genommen wurde: ein freiwilliges System der Kostenkontrolle und Qualitätssi cherung im Krankenhaus. Aus dem Bericht geht hervor, daß es selbst innerhalb des englischen Sprachbereichs schon erhebliche semanti- sche Schwierigkeiten gibt; aus diesem Grund sind bei der Überset- zung des Berichtes ins Deutsche die vielfältigen englischen Aus- drücke, die prinzipiell immer wieder nur ein und dieselbe Sache bedeuten, im englischen Original belassen worden.

Diättherapie

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 27. September 1979 2519

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