DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
SUCHT
Zu der Berichterstattung über den 87. Deutschen Ärztetag (Heft 22/1984), der vom 15. bis 19. Mai in Aachen stattfand:
Verpaßte Chance
Der Deutsche Ärztetag hat mit seinem Leitthema
„Sucht" ein uns alle be- drückendes Thema aufge- nommen. Leider vermisse ich (zumindest in der Be- richterstattung im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT) ei- ne intensive Auseinander- setzung über Therapie und Rehabilitationsformen au- ßerhalb der etablierten In- stitutionen und außerhalb der Ärzteschaft. Wir kom- men nicht umhin festzu- stellen, daß wir von seiten der Ärzte eigentlich hilflos sind und unsere Angebote auf die Dauer relativ selten Erfolg zeigten. Es hätte dem Ärztetag gut ange- standen, viel weniger stan- des-und „ich"-bezogen zu diskutieren, und die Erfol- ge, die gerade Selbsthilfe- und Laienhelfergruppen in
ERBSÜNDE
Zu dem Leserbrief „Leib-See- le-Einheit", von Dr. L. Bösch (Heft 22/1984), der sich auf die Artikel „Unsere Beziehung zur Kindesankunft" und „Der Kampf um die Fruchtbarkeit", von Prof. P. Petersen und Dr.
med. A. Teichmann, in den Heften 41 und 45/1983, bezog:
Unklare
Vorstellungen
... Zu den katholischen Festtagen muß ich jedoch eine erhebliche Korrektur anbringen! Was die „Unbe- fleckte Empfängnis Ma- riens" angeht, so herr- schen, selbst unter Katho- liken, weitgehend unklare, wenn nicht gar falsche Vorstellungen und Defini- tionen. Bei der „Unbe- fleckten Empfängnis, Dog- ma, Fest am 8. Dezember, nicht 25 März, handelt es
bezug auf Sucht erzielen, stärker herauszustellen und deren Arbeit mehr zu würdigen. Denn meiner Meinung nach müssen ge- rade diese Gruppen ge- stärkt und in ihrer Arbeit unterstützt werden, nicht umgekehrt. Von seiten der Ärzteschaft sollte eigent- lich eher diskutiert wer- den, wie wir Selbsthilfe- gruppen besser unterstüt- zen können ohne sie zu vereinnahmen. Deren ge- sellschaftliche und ge- sundheitspolitische Be- deutung sollte von unserer Seite mehr herausgestellt werden. Ein lapidarer Hin- weis in der Abschlußreso- lution reicht da nicht aus.
Dies ist eine verpaßte Chance und diskriminiert immer noch die Arbeit der Selbsthilfegruppen (zum Beispiel Anonyme Alkoho- liker, Anonyme Spieler, El- terninitiativen, Beratungs- stellen für Suchtkranke).
Ernst-Ludwig lskenius Tüschenwegen 7 2401 Groß Sarau
sich um den Glaubenssatz, daß die Muttergottes im Hinblick auf ihre künftige Aufgabe als Gottesgebäre- rin unbefleckt, das heißt frei von der Erbsünde von ihrer Mutter Anna empfan- gen worden ist. Mit einer etwaigen Freistellung von
„befleckter" Geburt bei Maria oder Christus hat das überhaupt nichts zu tun. Nach dem Konzil ist dies besser und verständ- licher ausgedrückt worden mit: Festtag der ohne Erb- sünde empfangenen (man beachte passive Jungfrau Maria. Am 25. März feiert die Kirche keinen Festtag der „unbefleckten Emp- fängnis Christi", sondern die „Verkündigung des Herrn" an Maria, scl.
Dr. med.
Heinrich B. Mehmert Freiherr-vom-Stein-Str. 50 4712 Werne
MULTIPLE CHOICE Zu dem Leserbrief „Akademi- sche Prüfung?" von Günther Mühlenbernd in Heft 24/1984, Seite 1901:
Halbwissen reicht
... Wenn man als Student viel liest (mehrere Lehrbü- cher pro Fach), wobei ich voraussetze, daß demjeni- gen sein Studium Spaß macht und er wirklich an der Materie interessiert ist, bekommt auch der Ver- geßlichste einen Überblick über das Gebiet, das heißt, er kann aus den vorgege- benen (!) Antwortmöglich- keiten der MC-Fragen die richtigen Lösungen her- ausfinden. Genaues Lesen der gestellten Fragen emp- fiehlt sich selbstverständ- lich! Es reicht dazu Halb- wissen, ähnlich wie bei
Fremdsprachen der passi- ve Wortschatz den aktiven Wortschatz um vieles über- steigt; deshalb kann eine englische Lektüre pro- blemlos, eine englische Konversation sehr müh- sam sein. Meines Erach- tens bietet erst das Wissen möglichst vieler Einzelhei- ten das Handwerkszeug für die Praxis, für die Er- stellung von Diagnosen, Differentialdiagnosen etc.
In der Famulatur kann man beobachten, wie Patienten nicht die optimale Behand- lung zukommt, weil es As- sistenzärzten an Wissen mangelt, nicht erst an des- sen praktischer Anwen- dung.
Überhaupt, warum soll für Medizinstudenten weniger gelten als für Studenten anderer Fachrichtungen oder gar für Schüler. Wer 90 Prozent der Fragen kor- rekt beantwortet, weiß mehr als einer mit 68 Pro- zent; daraus ergibt sich na- türlich eine bessere Note.
In keinem Fach wird die Benotung abgelehnt, weil sie keine Garantie für eine Bewährung im Berufsle- ben ist („sogenannter gu- ter Arzt").
MC-Fragen sind per Com- puter auswertbar und eine Antwort auf die großen Studentenzahlen. Münd- liche Prüfungen oder offe- ne, schriftliche Fragen würden die Examensbeur- teilung zu einer hauptamt- lichen Betätigung der Prü- fungsärzte werden lassen, seine Praxisnähe gefähr- den und heutzutage einen Sturm von Protesten we- gen ungerechter Beurtei- lung nach sich ziehen. Ich bin überzeugt, daß man ein sehr viel fundamentier- teres Wissen haben muß, um sich frei zu einem The- ma äußern zu können. Prü- fungen sind theoretisch, auch MC-Fragen. Wenn tatsächlich einige Fragen nicht eindeutig gestellt sind und man gerne einen Kommentar geben würde, dürften einzelne solcher eventuell ungerechter Fra- gen das Bestehen des Ex- amens nicht gefährden, bei den vielen hundert Fra- gen!
Die Vorbereitung auf die Prüfung in Form des Ler- nens von Fragen halte ich für Zeitverschwendung.
Besucht man statt dessen Kurse und Praktika, famu- liert etc., wird sich das auch auf den Erfolg von MC-Examina entspre- chend auswirken.
cand. med. Petra Birkner Mühlenstraße 31
4100 Duisburg 17 FARTHMANN
Zu den „Ärztetag-Sprüchen"
in Heft 23/1984, Seite 1894:
Vor- und Nachteil
Des Ministers Prof. Farth- mann Merk- und Mark- spruch wird bei der Um- kehrung besser: Der Nach- teil der Planung ist es, daß der Irrtum nicht durch den Zufall ersetzt wird.
Dr. med. F. K. Schwebe!
Devarannestraße 5 5650 Solingen 19
2148 (12) Heft 28/29 vom 13. Juli 1984 81. Jahrgang Ausgabe A