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Pflugverzicht bei Zuckerrüben

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Academic year: 2022

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BODENBEARBEITUNG UND SAAT

···•··· ··· · ···· ·•··· ···

Clemens Becker, Lehrte, und Wolfgang Lücke, Göttingen

Pflugverzicht bei Zuckerrüben

Dauerhaft pfluglose Bodenbearbeitung zu Zuckerrüben im Großflächenmaßstab

An neun Standorten Süd- und Ostdeutsch­

lands wurden in einem Feldversuch vier Bodenbearbeitungssysteme mehrjährig auf ihre E ignung für den Zuckerrübenan­

bau geprüft. Die Ergebnisse zeigten, daß zwischen der Bearbeitung mit Pflug oder ohne Pflug im Mittel kein Unterschied im bereinigten Zuckerertrag bestand. Ledig­

lich bei langjähriger Di rektsaat fiel der Berein igte Zuckerertrag deutl ich ab. Die Rübenqualität unterschied sich bei d ifferenzierter Bodenbearbeitung nicht.

Die variablen Kosten zeigten ebenfalls keine Veränderung. Niedrigere fixe Maschinen- und Arbeitskosten bei pflug­

loser Bearbeitung und Direktsaat hatten kaum Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit.

E

rhebliche Zuckerrü benanbau zu Beginn der Erosionsschäden im 80er Jahre ha ben d ie Entwicklung bo­

denschonender Bodenbearbeitungssy­

steme zu Zuckerrüben beschleunigt. Bei d iesen Bodenbearbeitungssystemen wird zumeist nach einer Sommerfurche eine ü ber Winter abfrierende Zwischenfrucht gedrillt und im Frühjahr je nach Standort­

bed ingungen eine M ulchsaat mit oder ohne Saatbettbereitung d u rchgeführt.

Dieses Bodenbearbeitungssystem ist in ein igen Regionen Süddeutschlands, ins­

besondere in Hanglagen, seh r verbreitet.

Zunehmende ökonomische Zwänge füh ren vorwiegend in großen Ackerbau­

betrieben dazu, daß in der gesamten Fruchtfolge auf den Pfl ug verzichtet wird . Wie kann man die Zucke rrü be in ein sol­

ches Anbausystem integrieren?

Dauerversuch auf klimatisch und baden­

kundlieh unterschiedlichen Standorten Um d ies zu unte rsuchen, wurde Anfang der 90er J a h re vom Geschäftsbereich

Dr. Giemens Becker ist Assistent der Ge­

schäftsführung bei den Zuckerrübenanbauer­

verbänden, Parkstraße 6 A, D-31275 Lehrte.

Prof Dr. Wolfgang Lücke ist Direktor des Instituts für Agrartechnik der Georg-August­

Universität Göttingen, Gutenbergstraße 33, D-37075 Göttingen.

Besonderer Dank gilt dem Kuratorium für Forschung und Beratung im Zuckerrübenan­

bau, Ochsenfurt, für die finanzielle Unterstüt­

zung dieses Versuchsvorhabens sowie dem Geschäftsbereich Landwirtschaft der Süd­

zucker AG. Die Auswertung der Versuche erfolgte am Institut für Zuckerrübenforschung in Göttingen.

62

Landwirtschaft der Südzucker AG ein Dauerversuch zu pflugloser Bodenbear­

beitung a uf neun Standorten Süd- und Ostdeutschlands angelegt. Durch die Ver­

tei l ung der Standorte auf ein sehr großes Gebiet ergaben sich unterschiedliche Standortvoraussetzungen h insichtlich Boden und Klima, unter denen versch ie­

dene Bodenbearbeitu ngssysteme auf Dauer geprüft werden konnten ( Bild 1 ) . Das Spektrum der Böden reichte von tief­

gründ igen Schwarzerden bis zu degra­

dierten, staunassen Para bra unerden. Die Klima bedingungen

der einzelnen Stand­

orte schlossen trocken-warme (Oberrheingraben) bis kühl-feuchte Be­

d i ngungen (Rand der Schwäbischen Alb) ein.

Bild 1: Lage der Standorte des Großflächenversuchs zur Bodenbearbeitung Fig. 1 : Locations for the farm soil til/age

Teilkostenrechnungen unter Berücksich­

tigung der variablen M ittelkosten, der va­

ria blen und fixen Maschinenkosten (Abschrei bung auf zeh n J a h re; Zinssatz 8 % p.a.) sowie der Arbeitskosten (30 DM/Akh) d u rchgefüh rt. Der Vergleichs­

deckungsbeitrag errech nete sich aus der Marktleistung a bzügl ich der beschriebe­

nen Kosten. Weitergehende Einzelheiten zur Versuchsa nlage fi nden sich bei [ 1 ] .

I m Vordergrund d ieser Untersuchun­

gen stand d ie O ptim ierung der Anbau­

maßnahmen zu den e inzelnen Systemen

1 = Gieshügel 2 = Grambach 3 = Einsiedei 4 = Insultheim 5 = Sailtheim 6 = Tückelhausen 7 = Friemar 8 = Lüttewitz 9 = Salzmünde

trials '---1

Auf jedem Standort wurden vier ver­

schiedene Bodenbearbeitungssysteme auf G roßpa rzellen (3 bis 10 ha pro Vari­

a nte) nebeneinander auf ei nem Sch lag d u rchgeführt. Im Versuch kamen d ie Sy­

steme konventionelle Boden bearbeitung mit Pflug ("Pflug"), konservierende Bo­

den bearbeitung mit Lockerung ( " Lok­

ker"), konservierende Bodenbearbeitung ohne Lockerung ( " M u lch") u nd Direkt­

saat zur Anwend ung ( Tab . 1 ) . Diese Bo­

den bearbeitungssysteme wurden seit 1990 zu jeder Fruchtart der Fruchtfolge kontinu ierlich d u rchgeführt. Vorfrucht zu Zuckerrü ben war in d rei Fällen Sommer­

gerste, zweimal Winterweizen und je ein­

mal Triticale, Stillegung und Körnererb­

sen. Vor Zuckerrüben stand Gelbsenf als nematodenreduzierende Zwischenfrucht.

Jede G roßpa rzelle wurde in der betriebs­

eigenen Schlagkartei als einzelner Schlag geführt. Die Kosten konnten somit für je­

des Bea rbeitungssystem gesondert erfaßt werden. Zur Beurteilung der Wirtschaft­

lichkeit der einzelnen Systeme wurden

m it dem Ziel hohe r und la ngfristig siche­

rer Erträge sowie die Quantifizierung be­

triebswirtschaftlich relevanter Parameter zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Boden bearbeitungssysteme.

Der E rtrag b leibt bei pfl ugloser Bodenbe­

arbeitung stabil - nicht jedoch nach Direktsaat

Die Auswertungen zeigten im M ittel der Sta ndorte keine Unterschiede im berei­

nigten Zuckerertrag zwischen den Syste­

men Pflug, Locker u nd M ulch ( B ild 2) . Tab. 1 : Maßnahmen der Bodenbearbeitung in den verschiedenen Versuchsgliedern Tab/e 1 : Soil til/age operations conducted in the different treatments

Bearbeitung Pflug Locker Mulch Direkt

Stoppel + + +

Grundboden +1 +2

Saatbett + + +

Saat + + + +

+�Maßnahme wurde durchgeführt; · � Maßnahme unterblieb

1 � Pflug; 2 � Flügelschar oder Meißelschar

53. Jahrgang LANDTEC H N I K 2/98

(2)

· · · · • · • • · • · • · • · · · • • · · • · · · • · · • • • · · · • · · · • · • • · • • • · · · • · · · • • • · · • • · • • • • • · · · • • • • •

Bereinigter Zuckerertrag [I/ha] Standardmelasseverlust [%]

white sugar yield [Uha] slandard molasses loss [%]

1 00 �---.---, 2

80

60

40

20

0

1,6

1 ,2

0,8

0,4

Bild 2: Bereinigter Zuckerertrag und Standardmelassever­

lust von Zuckerrüben nach mehrjährig differenzierter Boden­

bearbeitung, acht Versuche 1994 bis 1996; unterschiedliche Buchstaben kenn­

zeichnen Signifikanz (p<0,05, Tukey-Test) Fig. 2: White sugar yield and standard molasses lass of sugar beets, effected by ma ny year's differing soil til/age systems, eight trials from 1994-to 1996 different letters indicate significant differences (p<O, 05; Tukey-test)

Bei Direktsaat h ingegen fiel der bereinig­

te Zuckerertrag deutlich ab. Da bei muß berücksichtigt werden, daß d ie Direktsaat a ufgrund der am deutschen M arkt bisher nicht vorhandenen Direktsaatmasch inen für Zuckerrü ben derzeit nicht für die landwirtschaftliche Praxis geeignet ist.

Hinsichtlich der Verarbeitungsq ualität der Zuckerrü ben hatte der Verzicht auf den Pflug keine Veränderungen zur Folge ( B ild 2) . So zeigten die im Standardme­

lasseverlust zusammengefaßten schäd li­

chen Inhaltsstoffe keine Reaktion auf die veränderte Bodenbearbeitung.

Die Ergebnisse der beschriebenen Ver­

suchsserie an d iesen sehr verschiedenen Standorten deuten zusätzlich dara uf hin, daß nicht alle Standorte gleich gut fü r die pfl uglose Bodenbearbeitung geeignet sind . Im a llgemeinen führt der Verzicht a uf den Pflug besonders bei Zuckerrüben um so eher zu Ertragsvorteilen, je trocke­

ner und wärmer ein Standort ist. Vor der Umstellung des Gesamtbetriebs a uf ein pflugloses Boden bea rbeitu ngssystem sollte der Landwirt zunächst m it einzel­

nen Früchten auf Teilflächen Erfa h rungen sa m meln.

Pfluglose Bodenbearbeitung ist langfristig kostengünstiger

der in vielen Betrieben nicht ausgelastete Tra ktor für die schwere Bodenbearbei­

tung eingespart werden. Auch bei der Ar­

beitszeit wurden Einsparungen erzielt. So wurden je nach Bodenbearbeitungssy­

stem etwa 1 bis 2,5 Akh pro Hekta r frei­

gesetzt, die in anderen Betriebszweigen sinnvoll eingesetzt oder bei Saisonarbeits­

kräften eingespart werden könnten . Trotz dieser Kosteneinspa rungen kam es wegen des hohen Marktwertes der Zuckerrü ben nicht zu einer wesentl ichen Erhöhung des Vergleichsdeckungsbeitra­

ges in den pfluglos bea rbeiteten Syste­

men (Tab. 2). So spiegelte sich im Ver­

gleichsdeckungsbeitrag hauptsächlich der bereinigte Zuckerertrag wider, so daß die Kosteneinsparungen keine Versch ie­

bungen der relativen Vorzügl ichkeit der verschiedenen Boden bearbeitungssyste­

me hervorriefen. Somit erga ben sich im Vergleichsdeckungsbeitrag zwischen den Varianten Pflug, Locker u nd M ulch keine Unterschiede. Ledigl ich bei Direktsaat, d ie sich bei Zuckerrüben im Versuchssta­

dium befindet, war die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben .

Pflugverzicht in der gesamten Fruchtfolge ist i nteressanter als nur bei Zuckerrüben Bei einer gesamtbetriebl ichen Betrach­

tungsweise m üssen auch die Körner­

früchte der Fruchtfolge mit in die Kalku-

Tab. 2: Marktleistung, Kosten und Vergleichs­

deckungsbeitrag von Zuckerrüben bei verschiedenen Boden­

bearbeitungssystemen, acht Versuche 1 994 bis 1 996

Marktleistung Saatgut Düngemittel Pflanzenschutzmittel variable Maschinenkosten Zinsanspruch

Lohnmaschinen (Ernte) Summe variable Kosten fixe Maschinenkosten Lohnansatz Summe Kosten

lation einbezogen werden . Bei den im vorgestellten Versuch neben den Zuckerrüben vorhandenen Körnerfrüch­

ten (Getreide und Körnerleguminosen) schnitt die pfluglose Bea rbeitung und auch die Dire ktsaat sowoh l nach Ertrag als auch betriebswirtschaftlich sehr gün­

stig ab. Die bei Zuckerrü ben beobachte­

ten Standortuntersch iede waren bei den Körnerfrüchten in viel geringeren Aus­

maßen vorhande n . Eine B eurteilung der gesamten Fruchtfolge e rga b demzufolge größere wirtschaftliche Vorteile für die pfl uglose Bearbeitung als bei isolierter Betrachtung der Zucke rrü ben.

Neben der ei nzelbetrieblichen Betrach­

tung müssen jedoch a uch die positiven Nebeneffekte wie etwa die geringere Ero­

sionsgefa h r verstärkt B eachtung finden.

M ü ßte d ie Landwirtsch aft für Folgeschä­

den der Erosion, wie d ie Reinigung schlammverschmutzter Straßen und G rä­

ben a ufkom men, käme d e r pfl uglosen Boden bearbeitung a uch a uf heutzutage hierfür als ungeeignet a nzusehenden Standorten eine hohe Bedeutung zu. Ins­

gesamt bleibt festzuhalten, daß eine Um­

stel lung a uf n ichtwendende oder weniger intensive Bodenbea rbeitu ng neben den i mmer wichtiger werdenden positiven U mwelteffekten zusätzlich ökonomische und a rbeitswirtschaftliche Vorteile für den Landwirt bietet. Die Zuckerrübe kann a uf geeigneten Standorten problemlos in ein solches Bodenbearbeitungssystem inte­

griert werden.

Literatur

[1] Becker, C.: Dauerhaft pfluglose Bodenbear­

beitungssysteme und Betriebsgröße - eine pflanzenbaulich ökonomische Analyse. Dis­

sertation, Göttingen, 1997.

SchI üsse lwörter

Zuckerrü benanba u , Bodenbearbeitung, Ökonomie

Keywords

Sugar beet cu ltivation, soi l tillage, eco­

nomy

Pflug Locker Mulch Direkt [DM/ha] [DM/hal [DM/ha] [DM/ha]

5557 5442 5462 4464

341 341 341 348

257 257 257 257

438 479 475 536

192 135 131 75

49 48 48 49

450 450 450 450

1727 1710 1702 1715

275 237 225 149

131 101 94 63

2133 2048 2021 1927 I m Bereich der va riablen Kosten zeigten

sich keine Untersch iede zwischen den einzelnen Boden bea rbeitungssystemen ( Tab. 2). Einsparu ngen in den variablen Maschinenkosten wurden durch höhere Aufwendungen beim Pflanzenschutz wie­

der ausgeglichen. Bei langfristiger Betrachtung jedoch wurden mit dem Ü bergang zu weniger intensiven Boden­

bearbeitungssystemen Kostenvorteile wirksa m . So san ken die fixen Maschinen­

kosten sowie der Lohnansatz bei m Ü ber­

gang a uf pfluglose Bodenbearbeitungssy­

steme deutl ich. Würde der gesamte Be­

trieb konseq uent auf pfluglose Bodenbearbeitung umgestellt, könnten der Pflug mit dazugehörigem Packer und

Table 2: Market sales value, costs and gross margin of sugar beet, effected by different

soil til/age systems, eight trials 1994 to

1996 Vergleichsdeckungsbeitrag 3424 3394 3441 2537

53. Jahrgang LANDTECHNIK 2/98 63

Referenzen

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under

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