BODENBEARBEITUNG UND SAAT
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Josef Papesch und Konrad Steinert, Hal le
Mulch- und Direktsaat
Lösungen für Mais und Zuckerrüben
Probleme der Mulch- und Di rektsaat, die zu einem verminderten Pflanzenaufgang bei Mais und Zuckerrüben führen, sind vor allem die erhöhte Bodenfestigkeit und damit die E inhaltung der Ablagetiefe, ein unbefriedigendes Räumen oder Schnei
den der Mulchauflage, wodurch der Kontakt zwischen Saatgut und feuchte
führendem Rillengrund erschwert wird, sowie die ungenügende Bedeckung des Saatgutes. Hohe Schardrücke können zu Schadverdichtungen und damit zur Beein
trächtigung der Pflanzenentwicklung führen.
D
ie Bedeckung der Bodenoberfläche mit organischen Reststoffen (Stroh) schützt den Boden nicht nur vor Windund Wassererosion, sondern kann ein wirksamer Verdunstungssch utz sein. Der Erhalt bodenbedeckender M u lchschich
ten erfordert aber den Verzicht auf eine wendende oder tief mischende Bodenbe
a rbeitung, wobei hohe Ansprüche an die Saattechnik zu stellen sind .
Ausgangslage
Seit einigen Jahren gewinnen die Verfah
ren der konservierenden Boden bea rbei
tung zunehmend a n Bedeutung. Beson
ders wichtig ist in den niedersch lagsar
men ostdeutschen Ackerbaugebieten der wassersparende Effekt, der d u rch die Ein
schrän kung der Eva poration infolge der Bedeckung der Bodenoberfläche mit or
ganischem Material erreicht wird . Da
durch kann d ie unprod uktive Verd un
stung von mehr als 50 mm N iederschlag verhi ndert werden. Das ist jedoch nur möglich, wenn das Stroh der Vorfrucht an der Bodenoberfläche erhalten bleibt. So können die verfügbaren Niedersch läge optimal für das Pflanzenwachstum ge
nutzt werden, wodurch sich die Ertrags
unsicherheit vermindert. Unter den Be
dingungen des M itteldeutschen Trocken
gebietes konnten bei vollständiger Bedeckung des Bodens mit Stroh u nd bei
Prof Dr habil. Josef Papesch und Dr agr Konrad Steinert sind am Institut für Agrar
technik und Landeskultur tätig, Landwirt
schaftliche Fakultät, Martin-Luther-Universität Hal/e-Wittenberg, Ludwig- Wucherer-Str 81, 061 08 Halle (Saale).
Die Versuche zur Mulch- und Direktsaat werden vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.
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gelungener Saatgutein bettung gegenüber konventionell wendender Bodenbearbei
tung beachtliche Meh rerträge bei Zuk
kerrüben und Mais erreicht werden [ 1 ] . Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß die meisten Sämasch inen bei gesch los
senen Strohauflagen erhebliche Schwie
rigkeiten ha ben, das Saatgut in a usrei
chender Qualität a bzulegen.
Anforderungen an die Saatguteinbettung Besondere Probleme bereitet vor a llem die M ulch- und Direktsaat der Zuckerrü
be, da d iese infolge der geringen Trieb
kraft des Saatgutes hohe Ansprüche an die Saatgutein bettung stellt. Das großkör
nige Maissaatgut hat eine höhere Trieb
kraft und kann desha l b Mängel bei der Saatguteinbettung besser tolerieren.
Trotz d ieser Untersch iede haben beide Kulturen ä hnliche Ansprüche an das Saatbett
• gleichmäßige Einhaltung der eingestell
ten Ablagetiefe
• Ablage a uf den unbearbeiteten oder rückverfestigten R i llengrund, um die Wasserversorgung des keimenden Saatgutes sicherzustellen
• Andrücken des Saatkornes a uf dem Ril
lengrund
• Saatgutbedeckung mit lockerem Bo
den, um eine zügige Erwärmung des Saatbettes zu fördern und das D u rch
stoßen der Decksch icht für den Keim
ling nicht zu erschweren
Werden diese Anforderungen erfüllt, ist mit einem zügigen Auflaufen zu rechnen, auch wenn Niederschläge nach der Be
stellung ausbleiben. Eine ungleichmäßige Bestandesentwicklung oder Späta ufläu
fer deuten a uf Mängel in der Saatbettbe
reitung und Saatgutein bettung hin.
Probleme
Wenn bei M u lchsaat eine Bearbeitung mit zapfwellengetriebenen Werkzeugen durchgeführt wird , so kann mit den mit Schneid- u nd Räumscheiben a usgerü
steten Sämaschinen ein gleich hoher, bei leicht verschläm menden Böden sogar ein höherer Aufgang als bei konventioneller Bearbeitung erreicht werden.
Bei M ulchsaat ohne Saatbettbereitung und Direktsaat bestehen für die Saatgut
einbettung e rschwerte Bed ingungen, die sich im wesentlichen a uf folgende U rsa
chen zurückführen lassen:
• kein vollstä nd iges Durchschneiden oder Räu men der M u lchdecke, Ablage von Saatkörnern in das Stroh
• ungleichmäßige Ablagetiefe d u rch un
gena ue Bodena btastung oder unter
schiedliche Bodenfestigkeit
• Ablage von Saatgut a u ßerhalb der Saat
rille
• mangelnde Rückverfestigung des Bo
dens bei tiefer Einarbeitung großer Strohmengen ( M u l l b i ldung)
• Rillenerosion und Verschlämm ung bei der Räumung von M u lchschichten im Saatrillen bereich
• Schmie rschichten am R i l lengrund
• fehlende Bedeckung des Saatgutes
• Einbettungsmängel d u rch Verstopfun- gen
Besonders problematisch erscheint die genaue Einhaltung der Ablagetiefe.
Während Schei ben- u nd Säbelschare auf festem, u n bea rbeiteten Boden bei zu ge
ringer Belastung n icht tief genug in den Boden eind ringen , greifen Maschinen mit Zinkenscharen häufig zu tief in den Bo
den ein.
Die zusätzliche Belastung von Schei
benscha ren mit hohen Auflagemassen (über 100 kg pro Schar) kann die Einhal
tung der Ablagetiefe sichern, führt a ber zu einem erhöhten konstru ktiven Auf
wand und einer hohen Masse der Ma
schine. Außerdem bewirkt ein zu hoher Auflaged ruck, daß u nter der Saatrille Ver
d ichtungen entstehen, welche die Ent
wicklung der J u ngpflanze und damit den Ertrag beeinträchtigen können.
Da das Saatgut mit lockerem Boden be
deckt werden sol l , ist eine gewisse Krü
mel- und Bearbeitungswirkung e r
wünscht. Scheibenschare weisen n u r ei
nen geringen Bodeneingriff a uf und lockern den Boden ka u m , Zinkenschare haben d u rch die Aufbruchwirkung eine bodenloc kernde Wirkung.
Um den Anteil an Fahrspuren zu mini
mieren, ist bei der Zwischenfruchtbestel
lung oder Herbstbearbeitung die Anlage von Regelspuren zu empfehlen.
Lösungen für Mais
Von den meisten Herstellern werden als M ulchsaatausrüstung für Mais Doppel
scheibenschare mit seitlichen Stützrollen a ngeboten. Diese Stützrol len verfestigen die R i l lenwände, wod urch die Saatrille of
fen bleibt und das Saatgut unmittelba r a uf d e m feu chteführenden Rillengrund a bgelegt werden kann . Andererseits wird durch die seitlichen Stützrollen die Bo
denoberfläche unmittelbar neben dem Schar a bgetastet, so daß eine optimale Einhaltung der Ablagetiefe möglich ist.
Bei hoher Strohauflage oder festem Bo
den werden bei Scheibenscharen sehr hohe Auflagekräfte benötigt, um d i e vor-
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gegebene Ablagetiefe zu erreichen.
Bei einigen Ausfü hrungen wird das Saatgut durch eine Saatleitung zwischen den Schei ben a bgelegt. Dies beeinflußt jedoch bei der Einzelkornsaat die Ablage
gena uigkeit nachteilig. H insichtlich der Ablagegenauigkeit sind deshal b Einzel
kornsämaschinen mit bodennaher Do
siereinheit gü nstiger zu beurteilen [2].
Das Schließen der Saatrille erfolgt meist durch V-förmig zueinander angeord nete Druckrollen.
Eine andere Scha rform für d ie Di rekt
saat ist das Stiefelschar, das a ber ohne Vorarbeitswerkzeuge zum Verstopfen neigt. Wird das Stiefelschar m it Weilse
chen oder Düngerscharen kombiniert, so eignet es sich sehr gut für die Direktsaat von Ma is, da es a uch in verhärtete Böden gut eindringt.
Als Vorarbeitswerkzeuge werden oft Weilseche eingesetzt, die eine Reihenbe
a rbeitung d u rchfü hren sol len. Maislege
maschinen sind in der Regel mit einer Einrichtung zur Reihend üngung a usgerü
stet. Für die Reihendü ngung bei M ulch
und Direktsaat werden Ein- oder Zwei
schei benschare verwendet. Eigene Un
tersuchungen zeigten, daß ein Schei ben
schar für die Reihend üngung nicht ne
ben , sondern in der Saatreihe la ufen und damit die Funktion eines Schneidsechs übe rnehmen kann. Obwoh l das Dünge
mittel dabei d i rekt unter den Saatkörnern abgelegt wurde, war keine Verminderung des Aufgangs zu beobachten.
Das Trashwheel (Strohräumer, siehe B ild I) räumt das Stroh aus der Rei he, wo
bei d u rch d ie auf der Bodenoberfläche a brollenden Zinken gleichzeitig eine in
tensive Bodenkrümelung erfolgt. Voraus
setzung fü r eine hohe Arbeitsq ua lität des Trashwheels ist jedoch eine genau ein
ste l l bare Tiefenfü h rung, da es sonst bei Strohmulch zur B i ld ung von Furchen kom mt. Auf harten Böden ist die Krümel
wirkung des Trashwheels nicht ausrei
chend .
Silomais kann a u ße rdem in B reit- oder Bandsaat m it Sämaschinen fü r d ie M u lch- und Direktsaat (etwa Schei bensä
maschinen, Grubbe rsämaschinen m it Gänsefußscharen - sogenannte Airseeder -, Säschienensystemen) bestellt werden.
Dies setzt allerdings eine Ernte m it rei
hen una bhängigen Schneidwerken vor-
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.. 111111 •••• • • • .... . . ... .. ... . 1111 .......... . . . ... . . .. . ....... ... . .. .
Bild 1: Trashwheel an einer Einzelkornsämaschine Fig. 1 : Trashwheel at a single spaced seeder
aus. l nfolge der Reihenveren
gung können trotz der unre
gel mä ßigen Pfla nzenvertei
lung höhere Trockenmasseerträge er
reicht werden.
Lösungen für Zuckerrüben
Da Zuckerrü ben besonders hohe An
sprüche an die Saatgutein bettung stellen und gleichzeitig eine Kultur mit hohem Prod u ktionswert sind , stellen Ertragsa us
fälle infolge mangelhafter Saatgutein bet
tung ein großes R isiko dar, das in der Regel nicht d u rch d ie erreichten Ko
steneinsparungen bei Minimalbearbei
tung a bgedeckt werden kann [3] . Nach eigenen U ntersuchungen kann der was
sersparende Effekt einer Bedeckung des Bodens mit Stroh in Trockengebieten zu hohen Meh rerträgen füh ren.
Die von der Industrie angebotenen M u lchsaatmasch inen m it Räum- und Schneidscheiben ermöglichen bei den bereits bewährten Verfahren des Zwi
schenfrucht- und Strohmulchs einen ho
hen und sicheren Feldaufgang. Bei Strohmu lch ohne Saatbettbereitung oder Direktsaat ist die Sicherheit des Aufgangs a ber noch zu gering, da durch d ie Schneidscheiben Stroh in die R i lle ge
d rückt wird und dam it der für die Kei
m ung erforderliche Kontakt des Saatkor
nes zum feuchteführenden Rillengrund gestört ist. Z u r Verbesserung des Aufgan
ges ist deshal b eine Räum ung des Strohs a us der Saatreihe vorteilhaft.
Eigene Untersuchu ngen zeigten, daß sich Zinkenschare vor a llem bei festen Böden für d ie R ü benaussaat gut eignen, a ber wegen der Verstopfungsgefa h r nur m it voranlaufenden Räum- und Schneid
werkzeugen verwendet werden können.
Für das Räumen eignen sich Räum
schei ben und Trashwheels ( Tab. 2). Bei-
de müssen h ie rbei durch Stützräder tie
fengefüh rt werden, um einen a usreichen
den Räumeffekt zu erreichen u nd e ine Furchenbildung zu verhinde rn. Durch ih
re intensive Verfestigungswirkung eignet sich die Finge rd ruckrolle für die M u lch
und Direktsaat besonders.
Schlußfolgerungen
Die vorliegenden Erfahru ngen zeigen, daß die M ulchsaat mit Saatbettbereitung zu Zuckerrü ben und Mais mit den vor
handenen, m it Schneid- u n d Räu mschei
ben a usgerüsteten Einzelkornsä maschi
nen in der Regel problem los d u rchgefü hrt werden kan n . Diese Masch i nen stoßen je
doch bei M u lchsaat ohne Saatbettberei
tung oder Direktsaat auf G renzen, da eine zu große Bodenfestigkeit oder große M en
gen organischen Materials zu mangelhaf
ter Saatgutein bettung fü h ren können.
Zwischenfruchtmulch bietet hierbei gün
stigere Voraussetzungen als Strohm ulch oder Direktsaat Aufgangsverbesserun
gen können d u rch Vorarbeitswerkzeuge (Wellsech) erreicht werden, die das Stroh aus der Reihe räumen oder vorschnei
den. Stiefel- und Zinkenschare stellen ei
ne mögliche Alternative zu Scheiben
scharen dar.
Literatur
[ 1 ] Papesch, J. und K. Steinert: Mulch-und Di
rektsaat im Mitteldeutschen Trockengebiet.
Landtech nik 52 ( 1997), H. 3, S. 128 -129 [2] Steinert, K.: U ntersuchungen zur Ein bettung
des Saatkornes in die Saatri lle. Dissertation, Martin-Luther-U n iversität Halle-Wittenberg, Institut für Agrartechnik und Landeskultur, Halle, 1994
[3] Becker, C., H. Mit/er und H.-J. Koch: Pfluglo
se Bodenbea rbeitung zu Zuckerrüben - pflanzenba u liche und ökonomische Ergeb
nisse einer Versuchsserie a uf Großparzellen.
Zuckerin d . 1 2 1 ( 1996), H . 8, S. 609- 615
Schlüsselwörter
Di rektsaat, M u lchsaat Einzelkornsaat
Keywords
Direct seed ing, mulch seeding, single spaced seed ing
Tab. 1 : Effekt des Strohräumens durch Trashwhee/s bei der Zuckerrübenbestellung auf Pflan
zenaufgang und Ertrag, Hof Pfaffendorf 1 997 (Standard - Einzelkornsämaschine mit Doppel
schneidscheiben)
Table 1 : Effect of c/earing straw with a trashwheel at sugar beet planting on field emergences and yield, farm Pfaffendorf 1 997 (standard - single spaced seeding with double cutting discs)
Bearbeitung Pflanzenanzahl Rüben- bereinigter
6.5. 7.10. ertrag Zuckerertrag
Pfl./ha dVha dVha
konventionell Standard 89500 83600 506 85,5
Strohmulch mit Standard 20500 71600 480 86,2
Saatbettbereitung Trashwheel 64250 69200 592 99,9
Strohmulch ohne Standard 42000 48400 373 66, 1
Saatbettbereitung Trashwheel 50750 68800 460 78,1
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