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Archiv "Blaues Papier: Die Probleme der Schulärzte" (14.11.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FORUM

Briefe an die Redaktion

NUMERUS CLAUSUS

Was denn nun die ärztlichen Organisa- tionen von dem Numerus clausus hiel- ten, fragt ein Leser. Die Redaktion ver- sucht, eine Antwort darauf zu geben.

Tragikomödie

Der Numerus clausus in einem Land, das unter einem Ärztemangel leidet, der mühsam durch ausländi- sche Ärzte gedeckt wird, wächst sich geradezu zu einer Tragikomö- die aus. Daß nach einem verlore- nen Krieg die Regierenden Ver- pflichtungen gegenüber dem Aus- land über nationale Erfordernisse stellen, verwundert nicht. Bekannt ist auch die Unfähigkeit der Kultus- minister, mit dem Problem des Nu- merus clausus fertig zu werden.

Schwieriger zu verstehen ist der gelegentlich geäußerte Hinweis, daß die Ärztevertretungen am Numerus clausus interessiert sind, um einer Ärzteschwemme vorzubeugen. Ab- gesehen davon, daß von solchen Maßnahmen besonders Ärztekinder betroffen sind, die nun einmal ger- ne den Beruf ihres Vaters oder ih- rer Eltern ergreifen möchten, wür- de ich dies als einen unerhörten Eingriff in die Rechte des Bürgers ansehen. Meine Frage richtet sich demnach an die Vertreter unserer Berufsorganisation: Entspricht es der Wahrheit, daß ärztliche Stan- desvertretungen an der Aufrechter- haltung des Numerus clausus inter- essiert sind, ja sogar diesen noch begünstigen?

Dr. med. H. Meyer-Langsdorff 672 Speyer

Im Rothschild 5

Die Frage von Herrn Dr. Meyer- Langsdorff verdient eine etwas ausführlichere Antwort, zumal unser Leser etwas anspricht, das auch

öffentlich immer wieder einmal vor- gebracht wird. Unbestreitbar ist, daß aus der Ärzteschaft bereits lange vor Einsetzen des Numerus clausus auf ein (vermeintliches?) Mißverhältnis zwischen der Zahl der Medizinstudenten und einem angenommenen Bedarf an Ärzten hingewiesen wurde. Diese deutli- chen Hinweise wurden vor allem in den fünfziger Jahren in der Öffent- lichkeit als Warnung vor dem Medi- zinstudium bezeichnet (besser wohl: überinterpretiert). Unbestreit- bar ist jedoch ebenfalls, daß die Universitäten sich um derartige Äu- ßerungen nicht gekümmert haben, zumindest keine aktiven Maßnah- men ergriffen. Der Numerus clau- sus wurde (man ist versucht zu sa- gen: wie nicht anders zu erwarten) ohne Hinzuziehen, geschweige denn Beteiligung der Ärzteschaft eingeführt.

Die jüngste, offizielle Äußerung zu diesem Problem findet sich in den „Gesundheits- und so- zialpolitischen Vorstellungen der deutschen Ärzteschaft" (dem „Blau-

en Papier"). Dort heißt es zum Bei- spiel:

„In Anbetracht der Engpässe in der ärztlichen Versorgung ist es ver- ständlich, wenn von den Ärzten und auch von der Öffentlichkeit im- mer wieder energisch gefordert wird, daß das Angebot an medizini- schen Studienplätzen kontinuier- lich erweitert werden soll, um mehr ärztlichen Nachwuchs zu gewin- nen. Das von Jahr zu Jahr zuneh- mende Mißverhältnis zwischen dem Angebot an Studienplätzen in der Medizin und der Anzahl der Stu- dienplatzbewerber schränkt das Recht auf freie Berufswahl des ein- zelnen erheblich ein. ... In dieser Situation erscheint der deutschen Ärzteschaft das derzeit im Staats- vertrag festgelegte Auswahlsystem äußerst bedenklich. Die Auswahl nach dem Abiturnotendurchschnitt führt zu einer sehr einseitigen Se- lektion von bestimmten Begabun- gen, die negative Konsequenzen für den ärztlichen Beruf in seiner Gesamtheit haben kann. ... Der ri- gorose Numerus clausus für das

Medizinstudium muß durch besse- re Ausnützung der vorhandenen Kapazitäten, vor allem durch Be- seitigung bestehender Engpässe soweit wie möglich gemildert wer- den. Durch Errichtung weiterer me- dizinischer Hochschulen muß eine vernünftige Relation zwischen Leh- renden und Lernenden hergestellt werden. Unverzüglich müssen neue, den Erfordernissen des ärzt- lichen Berufes besser entsprechen- de Auswahlkriterien für Studienbe- werber gefunden werden."

Es wäre jedoch unrealistisch, würde das Problem des Numerus clau- sus nicht auch im Zusammenhang mit dem Ärztebedarf gesehen.

Deshalb auch hier ein einschlägi- ges Zitat aus dem Blauen Papier:

„Trotz des rigorosen Numerus clausus ist davon auszugehen, daß bei Studienanfängerzahlen von 6800 für 1972 und 7500 für 1973 der ärztliche Nachwuchs insgesamt heute schon den Zielvorstellungen der im Auftrag der Bundesregie- rung ermittelten Bedarfsschätzun- gen entspricht. ... Ein genereller Ärztemangel besteht in der Bun- desrepublik nicht. Mängel in der ärztlichen Versorgung müssen durch zielstrebige strukturelle Maßnahmen behoben werden. Hier liegen die vordringlichen Schwer- punkte für Reformmaßnahmen im Gesundheitswesen, die von den Ärzten gemeinsam mit allen Betei- ligten in Angriff genommen werden

müssen." NJ

BLAUES PAPIER

Zu dem Abschnitt „Der öffentliche Ge- sundheitsdienst" der „Gesundheits- und sozialpolitischen Vorstellungen der deutschen Ärzteschaft" (dem „Blauen Papier"), veröffentlicht in Heft 36/1974:

Die Probleme der Schulärzte Schön wär's ja! — ...Natürlich be- jahen wir Schulärzte die Notwen- digkeit einer guten Zusammenar- beit mit den niedergelassenen Kol- legen in unserem lokalen Arbeits- bereich, diese ist unerläßlich, soll DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 46 vom 14. November 1974 3337

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

THEMEN DER ZEIT

Ulrike Alter und Michael Klausing

Fortsetzung und Schluß

3. Chemotherapie

der endothorakalen Tuberkulose Bei dieser Untersuchung ging es ebenfalls um die Frage, inwieweit gesundheitliche Maßnahmen ge- samtwirtschaftliche Bedeutung ha- ben. Allerdings stellt sich hier das Problem etwas anders, weil — im Gegensatz zu Impfaktionen — hier nicht verglichen werden kann, was mit und was ohne gesundheitliche Maßnahmen an Nutzen bewertbar ist, sondern es mußte hier heraus- gefunden werden, inwieweit die Verbesserungen der Chemothera- pie der letzten Jahre gesamtwirt- schaftlich relevanten Nutzenzu- wachs bringen. Folglich läßt sich in diesem Falle das Ergebnis der Ko- sten-Nutzen-Analyse nicht als „ein- fache" Relation darstellen, viel- mehr müssen an sich zwei Kosten- Nutzen-Relationen miteinander verglichen werden.

Der Nutzen, den eine Therapie er- bringen soll, ist der Heilerfolg.

Bringen nun verschiedene Thera- pieformen gleiche Heilerfolge, wo- bei eine mit geringerem finanziel- len Aufwand durchführbar ist, so ist der Differenzbetrag der Nutzen- zuwachs. Ein weiterer Nutzenzu- wachs kann sich ergeben, wenn die billigere Therapie obendrein bessere Heilerfolge bringt.

Folglich setzt sich die gesamte Nutzendifferenz zweier Therapie-

formen zusammen aus der Diffe- renz der Heilerfolge und der Diffe- renz der für diese Heilerfolge auf- gebrachten finanziellen Mittel.

3.1 Allgemeine Informationen In der Untersuchung über die Grip- peschutzimpfung war gezeigt wor- den, daß für die Kosten- und Nut- zenermittlung die epidemiologi- schen Zusammenhänge eine ent- scheidende Rolle spielen.

Wenn auch diese Zusammenhänge hier nur mittelbar für den Berech- nungssatz relevant sind, so sollen sie doch angedeutet werden, weil über den Verlauf der gesamten Tu- berkuloseepidemie und ihre Beein- flussung durch die Tuberkulostati- ka vielfach falsche Vorstellungen herrschen. Darstellung 2 gibt einen Überblick über den Verlauf der abendländischen Tuberkuloseepi- demiewelle an Hand der Sterblich- keitsziffern. Es ist leicht zu erken- nen, daß mit der Einführung des lsoniazid (INH) in den fünfziger Jahren die Chemotherapie ihren Anfang nahm, als, gemessen an der Morbidität, die Tuberkulose ihren Schrecken bereits verloren hatte.

Darstellung 3 zeigt, daß in der Bun- desrepublik Deutschland Neuzu- gänge, Bestand und Sterbefälle an Tuberkulose der Atmungsorgane seit Beginn der chemotherapeuti- BRIEFE AN DIE REDAKTION

der schulärztliche Dienst erfolg- reich durchgeführt werden. In dem Berliner Arbeiterbezirk, in dem ich tätig bin und der von täglich neu einreisenden Gastarbeiterfamilien

— man kann schon sagen, über- schwemmt wird, ' ist diese Zusam- menarbeit verwirklicht und nicht mehr zu entbehren. Andererseits ist gerade der schulärztliche Dienst in einer Großstadt mit zahl- reichen körperlich und geistig be- hinderten Kindern, die zu einem täglich größer werdenden Anteil auch aus Gastarbeiterfamilien stammen, durch eine derartige Vielfalt und Größe der Aufgabenbe- reiche gekennzeichnet, daß ein niedergelassener Kollege dieses umfangreiche Arbeitsgebiet un- möglich neben seiner Patienten- praxis bewältigen dürfte, zumal in Berlin die gesetzlichen Pocken- schutzimpfungen sowie die Erstun- tersuchungen zum Jugendarbeits- schutzgesetz noch zu den Pflicht- aufgaben der Schulärzte gehören.

Der Verdienst dieser Ausführungen des Blauen Papieres besteht in der Hervorhebung der Eigenverant- wortlichkeit des Arztes im öffentli- chen Gesundheitswesen. Diesem Umstand müßte bei der Besoldung weit mehr Rechnung getragen wer- den, als dies bisher geschieht und in zukünftigen Besoldungsänderun- gen vorgesehen ist. Auch müßte die hierarchische Abstufung inner- halb der Ärzte des öffentlichen Ge- sundheitsdienstes ausgeglichen werden.

Was die Planung der Unterrichts- programme anbetrifft, wären wir sehr erfreut, wenn uns das Unter- richtsministerium in diesem Punkte mehr Mitspracherecht einräumen würde, als es bisher der Fall ist.

Wir erinnern an den bisher noch immer erfolglosen Kampf um die Abschaffung der Turnzensur, die der Bewegungsfreudigkeit so ab- träglich ist. Wie gesagt: Schön wär's ja!

Dr. med. Helga Eisermann 1 Berlin 19,

Westendallee 101

Effizienzmessungen im Gesundheitswesen

Beispiele der Kosten-Nutzen-Analyse

3338 Heft 46 vom 14. November 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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