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PRAXIS
DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2020 | www.diepta.de
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as Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Robert Koch-In- stitut (RKI) sowie die Bundeszentrale für gesund- heitliche Aufklärung (BZgA) rufen derzeit zur Blutspende auf, da aufgrund der Corona- Pandemie Blut- und Plasma- Spenden zurückgegangen sind.
Einige Menschen sind zurück- haltend und unsicher, doch jede Blutspende wird dringend ge- braucht. Auch in Zeiten, in de- nen COVID-19 grassiert, benö-
tigen Patienten, zum Beispiel im Krankheitsfall oder bei Un- fällen, das Blut anderer Perso- nen, um zu überleben – schließ- lich können Blutverluste ge- fährlich sein, wenn sie ein be- stimmtes Volumen übertreffen.
Das PEI und das RKI appellie- ren daher an die Bevölkerung, Blutspendetermine wahrzuneh- men. Auf den Informationssei- ten der BZgA finden Interes- sierte eine Übersicht über die Blutspendeeinrichtungen.
Geringe Haltbarkeit Nach Angaben der BZgA sind nor- malerweise 15 000 Blutspenden täglich für die Versorgung der Bevölkerung erforderlich, ins- gesamt zwei Millionen Men- schen geben in Deutschland re- gelmäßig Blut ab. Viele nicht- lebensnotwendige Operationen wurden aufgrund der Pandemie abgesagt, dennoch wird das Blut gebraucht. Blutpräparate wer- den momentan insbesondere in der Krebstherapie oder bei der Notfallversorgung benötigt. Be-
standteile wie Blutplättchen (beispielsweise für die Chemo- therapie) halten sich nur wenige Tage, kontinuierliche Blutspen- den sind demnach für die Ver- sorgung der Bevölkerung von enormer Bedeutung.
Der Ablauf Bei der Vollblut- spende werden dem Spender aus einer Vene in der Ellen- beuge 500 Milliliter Blut abge- zapft. Blutspender sollten sich stets gesund und fit fühlen und frei von spezifischen chroni- schen Vorerkrankungen sein.
Ab einem Alter von 18 Jahren ist die Blutabgabe möglich, wenn Personen die Vorausset- zungen erfüllen, die der Spen- derfragebogen sowie die Hämo- therapie-Richtlinien vorgeben.
Vor der Blutentnahme findet ein kurzer Gesundheitscheck, der aus der Messung des Blut- farbstoffs sowie der Bestim- mung der Körpertemperatur besteht, statt. Der Arzt über- prüft zusätzlich den Puls und den Blutdruck und kontrol- liert den aktuellen Gesundheits- zustand. Wer in den letzten vier Wochen Kontakt zu einer COVID-positiven Person hatte, darf kein Blut spenden. Auch frisch Genesene einer Corona- Infektion werden ausgeschlos- sen, es müssen mindestens vier Wochen zwischen der Gesun- dung und der Blutspende lie- gen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schreibt vor der Blut- spende jedoch keine Testung auf SARS-CoV-2-Erreger oder COVID-19-Antikörper vor.
Zum einen hält das PEI dies nicht für notwendig, zum an- deren ist die Verfügbarkeit der Testkits zu gering. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 durch Blut über- tragbar ist und unerkannt In- fizierte ein Risiko darstellen.
Hinzu kommt, dass eine Tes- tung ein Anreiz für potenziell Infizierte sein könnte, Blut zu
BLUTSPENDE
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie werden Blutspenden benötigt.
Allerdings sollten Menschen mit Erkältungssymptomen keinen Blutspende- termin wahrnehmen und zuhause bleiben.
Ruhig Blut, bitte!
© kzenon / iStock / Getty Images
spenden. Auf diese Weise wür- den die Empfänger gefährdet.
Im Rahmen von Laborunter- suchungen testet man das ge- spendete Blut auf HIV, auf Anti- körper gegen den Erreger der Syphilis sowie auf Hepatitis A-, B- oder C-Viren. Auch die Blutgruppe wird bei einer Blut- spende bestimmt. Das soge- nannte PCR (Polymerase Chain Reaction, deutsch: Polyme- rase-Kettenreaktions)-Verfahren deckt infektiöse Blutspenden auf, die daraufhin aussortiert werden können.
Nach der Blutentnahme Im Anschluss an die Blutspende ist es ratsam, mit einem Tupfer auf die Einstichstelle zu drü- cken und noch eine kurze Zeit in der Zentrale zu verbleiben.
Außerhalb der Corona-Pande- mie wird den freiwilligen Spen- dern ein kleiner Snack ange- boten, damit sie ihre Energie wieder auftanken können. Der- zeit ist das Imbissangebot je- doch reduziert, um die Aufent- haltszeit so gering wie möglich zu halten. Das Blut gelangt nach der Spende in ein Labor, wird dort untersucht, konserviert und schließlich in einer Blut- bank eingelagert.
Sonderform der Vollblut- spende Bei der Eigenblut- spende geben Patienten in ei- nem Zeitraum über zwei bis sechs Wochen vor einer Ope- ration einige Male Blut ab, um mögliche Blutverluste auszu- gleichen. Somit stehen bei ei- nem chirurgischen Eingriff op-
timal verträgliche Eigenblutpro- dukte zur Verfügung.
Wertvolles Rekonvaleszen- tenplasma Derzeit werden genesene Corona-Patienten für Blutplasmaspenden gesucht.
Plasma ist ein Blutbestandteil, das Eiweiße, Zucker, Fette, Hor- mone, Mineralien oder Blutzel- len transportiert und vor allem Antikörper gegen Krankheits- erreger enthält. Betroffene mit schweren Corona-Infektions- verläufen sollen gespendetes Blutplasma mit Antikörpern er- halten, um COVID-19 zu besie- gen. Gegenwärtig wird das Re- konvaleszentenplasma anhand von Studien oder individuellen Heilversuchen geprüft.
Das Abzapfen von Blutplasma ist aufwendiger als die reine
Blutentnahme, der Vorgang dauert zwischen 30 und 60 Mi- nuten. Das Blut wird unter Zugabe gerinnungshemmender Substanzen aus der Armvene entnommen und in einen Zell- separator geleitet. Dort wird es durch Zentrifugation getrennt, sodass die nicht benötigten Be- standteile an den Spender zu- rückgeführt werden können.
Allerdings ist nicht jede gesun- dete Person als Spender geeig- net, denn nicht jeder verfügt über ausreichend Antikörper, um die Viren Erkrankter abzu- töten. n
Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin
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