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Der Abbau des Nicotins bei der Fermentation des Tabaks

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Der Abbau des Nicotins bei der Fermentation des Tabaks

Doctoral Thesis Author(s):

Weber, Werner Publication date:

1935

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(2)

2>

Der Abbau des Nicotins

bei der Fermentation des Tabaks

Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich

zur

Erlangung der Würde

eines Doktors der Naturwissenschaften

genehmigte Promotionsarbeit, vorgelegt

von

WERNER WEBER, dipl. Naturwissenschafter,

aus

Zürich

f?3

Referent: Herr Prof. Dr. E. Winterstein

Korreferent: Herr Prof.Dr.M.

Düggeli

BUCHDRUCKEREI UND VERLAG ZIMMERMANN & CIE. AG. BERN 1935

(3)

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(6)

Herrn Prof.Dr. E. Winterstein

bin ich für die wertvollen Anregungen und das stete grosseInteresse,welcheserfürdieArbeit bekundete, zu grösstem Dank verpflichtet.

Grossen Dank schulde ich auch Herrn Prof. Dr. M.

Düggeii

für die zahlreichen Ratschläge und fürÜberlassung der bakteriologischen Gerätschaften.

(7)

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(8)

Geschichtliches. Seite Allgemeiner Teil.

I. Die

praktische

Ausführung der Fermentation 13 II. Die chemischen Veränderungen während der Tabakfermentation .... 14

1. Die Kohlenhydrate 14

2. Das Pektin 15

3. Die

organischen

Säuren 16

4. Die Stickstoffkörper 17

III. ZurTheorie der Tabakfermentation 18

IV. Ursache der Nicotinverminderung nach den bisher erschienenen Arbeiten . 20

Spezieller Teil.

I. Versuche mit Tabak 25

1. Behandlung von Tabak mit Wasser und Luft 25

2. Behandlung von Tabak mit feuchter Luft 30

3. DieFlüchtigkeit desNicotins 30

4. Untersuchung der Wirkung von Luft auf Nicotin 31

II. Versuche mitTabaklauge 32

1. Behandlung vonTabaklauge mit durchströmender Luft 32 2. VersuchemitTabaklauge inFetri-Schalen mit

antiseptischen

Znsätzen . 35

III. Versuchemit Bakterienkulturen .... 37

1. Züchtung von Kulturen 37

2. Impfung steriler Tabaklange mit Bakterienkultnren 37 3. Abhängigkeit desNicotinabbaus vonder Konzentration 39

4. Ueber die

Abbaugeschwindigkeit

39

5. Züchtung von Bakterien in künstlichen Nährlösungen 41

IV. Untersuchung der Nährsubstrate auf Fermentgehalt und -Wirkung ... 45

1. Untersuchung von Tabaklauge 45

2. Untersuchung künstlicher Nährlösung 47

3. Versuche mit Trockenferment 48

V. Einige Faktoren des bakteriellen Nicotinabbanes 51

1. Die Bolle des Sauerstoffes 51

2. Prüfung auf

Pyridin

als

Abbauprodukt

54

3. Nachweis von

Methylamin

55

VI. Zur Methodik der Nicotinbestimmungen 56

Zusammenfassung 57

Literaturverzeichnis 59

(9)

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(10)

Mit der

Entdeckung

Amerikas

beginnt

auch die Geschichte des Tabaks.

Nachdem

spanische

Seefahrer nach ihrer Heimkehr nach

Europa

über das

Tabakskraut berichtet

hatten,

wurden erstmals am

spanischen

Hofe aus den kleinen Samen

Tabakpflanzen

gezogen, die

jedoch

nur als

Zierpflanzen

ge¬

pflegt

oder etwa als Heilmittel verwendet

wurden,

obschon der Mönch

Pano,

welcher Kolumbus auf seiner zweiten Reise

begleitet hatte, berichtete,

dass die

Eingeborenen

der neu entdeckten Welt die

zusammengerollten

Tabak¬

blätter als

sogenannte

«Tabaccos» in Röhren

verglimmen Hessen,

wobei sie

den Rauch durch den Mund

einsogen.

Die

Bezeichnung

«Tabacco» ist bald auf die Pflanze selbst

übertragen worden,

und die

Tatsache,

dass dieser Name in den

Sprachen

der

meisten,

die Sitte des Rauchens

pflegenden

Völ¬

ker noch erkennbar

ist,

bietet

einigermassen

die Gewähr

dafür,

dass die

Pflanze tatsächlich ihre Urheimat in Zentralamerika hat. Das schliesst nun

allerdings

nicht aus, dass schon vor der

Entdeckung

Amerikas in

gewissen

Gebieten der Alten Welt

geraucht

worden

ist,

aller

Wahrscheinlichkeit

nach aber kein Tabak.

Die

Tabakpflanze

soll in

Spanien

als Medikament Wunder

gewirkt haben,

was den französischen Gesandten am

portugiesischen Hofe,

Jean

Nicot,

be-

wog,

einige

Pflanzen seinem

Herrn,

Franz IL von

Frankreich,

zu

schicken,

dessen

Mutter,

Katharina von

Medici,

das

Schnupfen

zur

hoffähigen

Sitte erhob. Das

Verdienst,

den ersten Schritt zur

Verbreitung

des Tabaks in

Europa

unternommen zu

haben,

fällt also Jean Nicot zu, welchem dadurch ein bleibendes Denkmal

gesetzt wurde,

dass das «wirksame

Prinzip»

des

Tabaks,

ein

ausserordentlich giftiges Alkaloid,

von den Entdeckern Posselt und Reimann Nicotin

genannt

wurde.

Glaubte man

anfänglich

auch in

Frankreich,

das Wunderkraut als Heil¬

mittel für

körperliche

Leiden verwenden zu

können,

so stellte sich bald

heraus,

dass es sowohl

geschnupft

wie

geraucht

weit mehr ein Brecher der

Sorgen

und ein Sinnbild der

Gemütlichkeit

und des Friedens ist. Trotz be¬

hördlichen Verboten und hohen Strafen für das Verbrechen des Rauchens machte der Tabak seinen

Siegeszug

durch die

Welt,

und sein Anbau wurde allenthalben

begonnen,

der Landwirtschaft neue

Verdienstmöglichkeiten

bie¬

tend. Amerika

jedoch

blieb das klassische Land des Tabakbaus. Sowohl in

(11)

zum

grössten

Teil an Ort und

Stelle verbraucht werden.

In

Europa

sind es

zur

Hauptsache

die

Balkanstaaten,

welche

intensiven Tabakbau betreiben

und den

übrigen

Erdteilmit

Zigarettentabaken

versorgen.

Zigarren-

und Pfei¬

fentabake werden auch in

Mitteleuropa produziert,

und besonders in Deutsch¬

land werden

gegenwärtig

grosse

Anstrengungen gemacht, hochwertige Tabak¬

sorten durch

Züchtung anbaufähig

zu machen.

Vom

geernteten

Tabak bis zum rauchbaren Produkt ist

jedoch

noch ein

langer Weg.

Von einem

Genuss beim

Rauchen könnte wahrlich nicht

gesprochen werden,

wenn nicht durch die

Aufbereitung

der

Blätter

weit¬

gehende chemische Veränderungen

eintreten würden. Im

allgemeinen

Teil

dieser Arbeit

wird nun eine

Zusammenfassung

der

bisherigen Ergebnisse

der

Erforschung

der

chemischen Veränderungen gegeben,

welche bei der soge¬

nannten

Tabakgärung

oder

Fermentation,

welche ebenfalls kurz

beschrieben wird,

vor sich

gehen.

Der

spezielle

Teil ist dem

Schicksal

des Nicotins ge¬

widmet,

dessen Gehalt während der

Fermentation abnimmt.

(12)

Allgemeiner

(13)

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(14)

Trocknung

und Fermentation der

geernteten

Tabakblätter sind die bei¬

den

wichtigsten Vorgänge

bei der

Aufbereitung

des Tabaks zum rauchbaren Produkt. Ausser den äusseren

Wachstumsbedingungen,

wie

Standort, Klima, Düngung

usw., ist es vor allem die

Fermentation,

welche einer bestimm¬

ten Sorte

Qualität

und

gleichsam

das

«Bouquet»

verleiht. Kein Wunder

also,

wenn auf diesen

Vorgang

die

grösste Sorgfalt

verwendet wird. Der

Fermentationsprozess

bewirkt zur

Hauptsache folgende Veränderungen

im Tabakblatt:

1.

Ausgleich

der Farbe.

2.

Verminderung

des

Wassergehaltes.

3.

Verminderung

des

Nicotingehaltes.

4.

Entwicklung

des Aromas.

Die

praktische Ausführung geschieht

in den einzelnen

Tabakbaugebie¬

ten in verschiedener Weise. Im

allgemeinen

wird der

geerntete

Tabakzuerst

in besonderen

Trockenschuppen,

seltener infreier

Luft, getrocknet

und dann

der

Fermentation

unterworfen. In

gewissen

Gebieten Nordamerikas werden direkt die

grünen

Blätter fermentiert und erst dann

getrocknet, gewöhnlich

in künstlich

geheizten

Trockenräumen. Die

gebräuchlichen Fermentations¬

methoden lassen sich in

folgende

vier

Gruppen einteilen2)*:

1.

Fermentation

in

Stapeln.

2. Fermentation in Kisten.

3. Fermentation in Ballen.

4.

Fermentation

der

grünen

Blätter.

/. Die Formentation in

Stapeln.

Die durch den

Trooknungsprozess

schon braun

gefärbten

Blätter werden

zu

Stapeln

von 5 bis 6 m

Länge,

2 m Breite und bis 2m Höhe

aufeinander gelegt.

Nach

einiger

Zeit

beginnt

sich das Innere der

Stapel

zu erwärmen.

Ist eine

Temperatur

von ca. 40°

erreicht,

so wird der Haufen,

umgestapelt,

sodass die inneren Blätter nach aussen und die äusseren nach innen zu lie¬

gen kommen. Dieses

Umstapeln wird

oft mehrmals vorgenommen. Je

grös¬

ser der

Wassergehalt

der

Blätter,

um so höher

steigt

die

Temperatur.

Bei

hellen Sorten darf diese

jedoch

nie über 40°

steigen.

Bei dunkeln Tabaken lässt man die

Temperatur

bis auf 60° oder gar 70°

steigen.

Hohe

Tempera¬

tur

erzeugt

eine

dunkle,

oft fast schwarze Farbe der Blätter. Die Dauer

* Herrn Prof.Dr.A.Sprecherv.Bernegg danke ich für die Bereitwilligkeit, mit welcher

er mir das Manuskript des BandesVI, «Tabak» des grossen Werkes «

Tropische

und sub¬

tropische Weltwirtschaftspflanzen» zur Verfügung

gestellt

hat.

(15)

der

Fermentation

ist sehr verschieden. Während sie bei den meisten Taba¬

ken

nach 3 Monaten zu Ende

ist,

dauert sie beim

Kuba-Tabak

auf

Florida

fast 1

Jahr2). Selbstverständlich

werden alle

möglichen Modifikationen

die¬

ses

Stapelverfahrens angewandt.

2. Die Fermentation in Kisten.

Der Tabak

wird

in Kisten von ca. 1 m3 Inhalt

verpackt

und darin

fermentiert. Dieses

in

Nordamerika

zum Teil

verwendete Verfahren

liefert

jedoch einen

in Farbe und

Aroma

sehr

ungleichen Tabak.

3. Die Fermentation in Ballen.

Die

Blätter

werden zu Ballen

zusammengeschnürt,

in

welchen

nach

einiger

Zeit

Erwärmung

eintritt. Da auf diese

Weise besonders orientalische Zigarettentabake fermentiert werden,

so wird dafür

gesorgt,

dass die

Tempe¬

ratur sich zwischen 35° und 37°

bewegt.

Nach 1 bis 2 Monaten ist die Fer¬

mentation zu Ende.

4. Die Fermentation der

grünen

Blätter.

In

besonderen Trockenkammern

werden die

grünen Tabakblätter

auf¬

gehängt

unddurch Heizen des Raumes auf 25° bis 30° wird die

Fermentation eingeleitet.

Die

Temperatur

wird zur

Erzielung

von hellen Sorten bis auf

ca.

40°,

für dunkle

Sorten

bis auf 60°

langsam gesteigert.

Die

vollständige Trocknung

der Blätter

geschieht

durch rasche

Erwärmung

auf

hohe Tempe¬

raturen,

oft bis 90°. Der ganze

Gärungs-

und

Trocknungsprozess

dauert

etwa 4 bis 5

Tage.

Die Trockenräume werden entweder mit Heissluft oder oft auch mit

kleinen

Feuern

geheizt.

Oft werden bis 20 solcher Feuer auf

dem

Boden des Raumes

angelegt.

Ausser diesen

angeführten Methoden gibt

es noch eine ganze Reihe weiterer

spezieller

Verfahren. So werden z. B.

Virginia-, Kentucky-, Mary¬

land-Tabake

und andere mehr auf

besondere

Weise

fermentiert.

II. Die chemischen

Veränderungen

während

der Tabakfermentation.

/. Die

Kohlenhydrate.

An Zuckern wurden bis

jetzt

im

grünen Tabakblatt Fructose

und

Glucose

mit

einiger Sicherheit festgestellt3'4). Während

die

Stärke

bei der

Dachreife,

d. h. der

langsamen Trocknung

der

Blätter,

zum

grössten

Teil

langsam abgebaut

und für die immer noch

fortdauernden,

von

Smirnow5)

als

Hungerstoffwechsel bezeichneten Lebensvorgänge gebraucht wird,

erleiden sowohl Zucker als auch das Pektin erst während der

Fermentation

weit¬

gehende Veränderungen.

Wohl nimmt der

Zuckergehalt

während der Trock¬

nung nach

anfänglichem Steigen langsam ab,

während der

Fermentation je¬

doch sinkt er ausserordentlich stark unter

Bildung

von

Kohlensäure.

Eine eventuelle

Entstehung

von

Kohlensäure

aus dem

Uronsäureanteil der

Pek-

(16)

tine oder aus im Tabak nur in kleinsten

Mengen

vorhandenen

Oxy-

und

Ketosäuren fällt nach Th.

Andreadis6)

kaum ins Gewicht. Für den Ab¬

bau der

Kohlenhydrate

macht

Behrens1) Mikroorganismen verantwortlich, gelang

es ihm

doch,

vom Tabakblatte Hefezellen zu isolieren. Ueber einen

gleichen

Befund teilen

Neuberg

und Kobel in ihren

eingehenden

«Unter¬

suchungen

über

Vorgänge

bei der

Tabakfermentation»8)

nichts

mit, hingegen

ist e3 ihnen

gelungen,

im Tabakblatt

folgende

bei der

Zuckerspaltung

mit¬

wirkende Fermente einwandfrei nachzuweisen:

1.

Hexose-di-phosphatase.

2.

Ketonaldehydmutase.

3. Saccharase.

Amylase

wurde von den Forschern ebenfalls

vorgefunden.

Die Anwesenheit von Di- und

Polysaccharide spaltenden

Fermenten im

grünen

Tabakblatt stellten schon J. du P. Oosthuizen und 0. M.

Schedd9)

fest. Als

Abbauprodukte

der

Kohlenhydrate

fanden

Neuberg

und Kobel neben Kohlensäure auch

Methylglyoxal

und

Acetaldehyd10'11).

Die von An¬

dreadis

ausgedrückte Befürchtung,

dass die

desmolytischen Enzyme

den

Trockenprozess

nicht

überstehen,

wurde durch

Neubergs

Versuche entkräf¬

tigt,

welche

zeigten,

dass die

Wirkung

der Fermente in auf 100° erhitztem trockenem Tabak nicht

aufgehoben

war.

2. Das Pektin.

Als

wichtiger

Bestandteil des Tabakblattes ist das Pektin erkannt

worden12).

Nach 8.

Eashirin15)

schwankt der

Pektingehalt

zwischen 11 und

19%,

und steht in einem

umgekehrten

Verhältnis zur

Qualität

des Tabaks.

Die

Veränderungen

des Tabak-Pektins wurden von

Neuberg

und Mitarbeitern

eingehend studiert8»10'14).

Die Forscher kamen zu

folgenden Ergebnissen:

Bei der Fermentation der

Zigarrentabake

wird der an die Pektinsäure

esterartig gebundene Methylalkohol

fast

vollständig abgespalten.

Bei

Zigarettentabaken hingegen

ist die

Methoxylverminderung

viel

geringer,

wäh¬

rend sie bei Pfeifentabaken eine mittlere

Stellung

einnimmt.

Auf Grund von

Methoxylbestimmungen

im frischen und fermentierten Tabakblatt kamen Gabel und

SchmucklowsJcaja15)

zum

Schluss,

dass aus dem

Pektin,

welches ein

Dimethylester

sein

soll,

während der Fermentation nur

1 Molekül

Methylalkohol abgespalten

wird. Eine

Decarboxylierung

der ent¬

stehenden Galacturonsäure ist nach

Andreadis6)

sehr unwahrscheinlich.

Die

Pektinspaltung

wird nach

Neuberg

zur

Hauptsache

durch ein im Tabakblatt vorhandenes

Ferment,

welches er Pektase

nennt, vollzogen,

deren

Wirkung

er an leicht zu

gewinnendem Zitronenpektin verfolgte.

Die

Gegenwart

von Pektase im fermentierenden Tabak wurde auch von Andrea¬

dis

6)

und von van

Dillen16) festgestellt. Eigenartigerweise

fand 8. Kas-

hirin15)

keine

Veränderung

des

Pektingehaltes

während der Fermentation.

Bodnar und

Barta11)

konnten mit fortschreitender Fermentation eine Er-

(17)

höhung

der Wasserstoffionenkonzentration

verfolgen,

welche sie auf die Ent¬

stehung

von Pektinsäure zurückführen. Bemerkenswert ist der

Vorschlag

von Gabel und

Kiprianow18),

den Ablauf der Fermentation an der

Abgabe

von

Methylalkohol

zu messen, was

jedoch

für die Praxis kaum in Betracht kommen dürfte.

3. Die

organischen

Säuren.

Bekanntlich tritt das Nicotin in den Zellen des Tabakblattes nicht in freiem Zustande

auf,

sondern es ist an

organische

Säuren

gebunden.

Nach

Angaben

verschiedener Autoren19>

20>21)

ist der Gehalt der frischen Blät¬

ter an

Aepfelsäure

am

grössten,

ca. 3 bis

7o/o.

Es

folgt

die Zitronen¬

säure,

deren

Menge

bis

4% betragen

kann. Oxalsäure ist nur in

kleinen,

immerhin noch leicht

bestimmbaren Mengen

vorhanden

(Spuren

bis

2,5%).

Vickery

und

Mitarbeitern21) gelang

es, auch

Spuren

von Fumar- und Bern¬

steinsäure nachzuweisen. Die ausserordentlich

gründlichen

Untersuchun¬

gen von

Vickery

und

Pucher22>2*)

an

frischen, getrockneten

und

gebrauchs¬

fertigen

Tabakblättern

ergaben folgendes

über das Schicksal der

organischen

Säuren während der

Fermentation (Trocknung

und Fermentation nach dem in Nordamerika mit

«curing»

bezeichneten

Verfahren):

Der Gehalt an

Aepfelsäure zeigt

während des

Gärungsvorganges

eine

geringe

Abnahme. Unwesentlich kleiner wird auch der Gehalt an

Oxalsäure,

was sehr verständlich

ist,

da diese zum grossen Teil in Form von

unlös¬

lichen, anorganischen,

insbesondere Calciumsalzen vorhanden ist. Der Ge¬

halt an

Zitronensäure steigt

um das 6fache des

ursprünglichen

Wertes. Diese

gewaltige

Zunahme erklären die

genannten

Forscher durch eine

Bildung

von Zitronensäure aus den

Kohlenhydraten

des

Tabaks,

welche während der Fer¬

mentation verschwinden. Die

Entstehung

aus Aminosäuren durch Desaminie- rung und

Oxydation

ist sehr unwahrscheinlich. Da der Gehalt an unbekann¬

ten mehrbasischen

organischen

Säuren ebenfalls stark

abnimmt,

ist viel¬

leicht auch darin die Ursache der

Zitronensäurebildung

zu suchen. Ueber das Verhalten weiterer unbekannter Säuren lässt sich natürlich nichts aussagen.

Obwohl die totale

organische Säuremenge

annähernd unverändert

bleibt,

so ist innerhalb dieser

Körperklasse

nach der Fermentation doch eine weit¬

gehende Vereinfachung

der

Zusammensetzung

feststellbar. Im frischen Tabak¬

blatt machen

Aepfel-,

Zitronen- und Oxalsäure 64 o/o der

gesamten

Säure¬

menge aus. Der Rest sind unbekannte Säuren. Im

gebrauchsfertigen

Tabak

bilden diese drei Säuren

81%

der

Gesamtsäuremenge,

was auf das Ver¬

schwinden der unbekannten mehrbasischen Säuren und die grosse Zunahme des

Zitronensäuregehaltes

zurückzuführen ist.

Ob die

Veränderungen,

welche diese

organischen

Säuren

erleiden,

als rein chemische

Vorgänge

betrachtet werden

dürfen,

ist

fraglich.

Das An¬

wachsen des

Zitronensäuregehaltes

könnte auch auf die

Wirkung

von Mikro¬

organismen

zurückzuführen

sein, gibt

es doch eine

grössere

Zahl von Pil¬

zen, die die

Fähigkeit besitzen,

Zucker in

Zitronensäure

umzubilden. Aller-

(18)

dings

wurde bis

jetzt

noch von keiner Seite über ein Vorkommen solcher

Pilze,

insbesondere

Aspergillus niger,

berichtet.

4. Die

Stickstoffkörper.

Im frischen Tabak ist der Stickstoff in

folgenden Bindungsarten

vor¬

handen:

a)

als

Amid-Stickstoff;

b)

als

Amino-Stickstoff;

c)

als

Nitrat-Stickstoff;

d)

als

Ammoniak-Stickstoff;

e)

als

Alkaloid-Stickstoff;

f)

Reststickstoff.

Bei der

Untersuchung

des

Eiweisskomplexes

im Tabak

gelang

es

O.

Iljin2i) Albumin,

Globulin und Gluteninzuisolieren. Oawrilow und

Koperina25)

weisen darauf

hin,

dass der nach Barnstein bestimmte Stick¬

stoff nur zum Teil aus Eiweiss

stammt,

zum andern Teil von

Purin-Körpern geliefert wird,

von denen bis

jetzt

Adenin

aufgefunden

werden

konnte19).

Dass die

Veränderungen

der

stickstoffhaltigen

Bestandteile

je

nach Art

und Weise der

Fermentation,

sowie auch

je

nach der Sorte verschieden sein

können,

ist selbstverständlich. So finden Bodnar und

Barta2e)

keine Ver¬

änderung

des Gesamtstickstoffs bei der

Gärung

von

Kapa-Tabak,

was da¬

durch erklärt

ist,

dass auch keine

Bildung

von Ammoniak beobachtet wor¬

den

ist,

im

Gegensatz

zu anderen Tabaksorten.

Wiederum sind es

Yickery

und

PwcÄer27»28»29),

welche die Verände¬

rung der

Stickstoffkörper

bei dem

«curing» genannten Fermentationspro-

zess

eingehend

studiert haben. Die

Ergebnisse

ihrer

Untersuchungen

seien

kurz

festgehalten:

Der

Gesamtstickstoffgehalt

des Tabaks nimmt während des ganzen Vor¬

ganges

ab,

am raschesten beim

Uebergang

der

gelben

Farbe der Blätter in die braune. Diese Abnahme kommt zustande durch

Verflüchtigung

von sich

bildendem

Ammoniak,

in minimalem Masse durch Verdunsten von Nicotin.

Schon in den ersten Stadien der

Trocknung geht

ein Teil des in Wasser unlöslichen Eiweisses in eine lösliche Form über. Die beiden Forscher ver¬

muten darin einen

enzymatischen Vorgang,

was

jedoch

nicht von vorne¬

herein anzunehmen

ist,

da diese

Aenderung

der Löslichkeit auch die Wir¬

kung

anderer kolloidchemischer

Bedingungen

sein kann. Ein grosser Teil des Blatteiweisses wird

hydrolytisch gespalten

in

Aminosäuren,

die ihrerseits zum Teil eine

oxydative Desaminierung

erfahren. Das sich dabei bildende Ammoniak entweicht zur

Hauptsache,

ein kleiner Teil wird auf¬

gebraucht

zur

Bildung

von Säure-Amiden. Auf diese Weise lassen sich die Abnahme des Amino-Stickstoffes und die

anfängliche

Zunahme des Amid- Stickstoffes erklären. Der letzte nimmt

jedoch

gegen Ende der Fermentation stark

ab,

wofür

Yickery

und Pucher wiederum ein

Enzym

verantwortlich machen.

(19)

Ein anderer Teil des Blatteiweisses bildet bei der

Hydrolyse

in

Gegen¬

wart von

Kohlenhydraten huminartige

Stoffe.

Nach älteren

Untersuchungen

verändert sich der

Nitratgehalt

wäh¬

rend der

Trocknung

und Fermentation nicht. In neuerer Zeit wurde

gefun¬

den,

dass auch er

Schwankungen

erleidet.

Smirnow und

Izwoschikow30)

kommen auf Grund der

Vorgänge

in den

ersten

Tagen

der

Trocknung

zum

Schluss,

dass sich im Tabakblatt zwei

Typen

von

Eiweiss-Körpern befinden,

ein durch

Enzyme

leicht

zerlegbares Reserveprotein

und ein

widerstandsfähigeres Plasmaprotein

anderer Zusam¬

mensetzung.

Auch sie stellen eine Abnahme des Eiweiss-Stickstoffes und Zunahme des Amino- und Amid-Stickstoffes fest.

Sicher

spielen

bei der

Eiweiss-Spaltung

Fermente die

grösste

Rolle.

Im

Glyzerin-Extrakt

frischer Tabakblätter fand Traetta

Mosca31) prote¬

olytische

Fermente. Fodor und

Reifenberg52) gelang

es, im Mazerations¬

saft frischer Blätter ein

Pepton spaltendes

Ferment nachzuweisen. Dass bei schlecht

geleiteter,

zu feuchter Fermentation durch überhandnehmende

Wirkung

von

Mikroorganismen

Fäulnis der Eiweiss-Stoffe

eintritt,

ist

jedem Tabakpraktiker

bekannt.

Die Abnahme des

Nicotingehaltes

während der Fermentation ist eine feststehende Tatsache. Die

Verminderung beträgt je

nach Art und Weise des

Gärungsvorganges

5 bis

25%.

Ueber ihre Ursache

jedoch gehen

die Meinun¬

gen weit

auseinander,

sodass es sich

rechtfertigt,

in einem besonderen Ab¬

schnitt die verschiedenen

Auffassungen

miteinander zu

vergleichen.

Der

Uebergang

der

grünen

Farbe der Blätter in Gelb und Braun ist mit einer

Umwandlung

des

Chlorophylls

verbunden. Einen Einblick in diese

Vorgänge

konnte man

jedoch

bis

jetzt

noch nicht erhalten.

III. Zur Theorie der Tabakfermentation.

Obschon die Fermentation der

wichtigste Vorgang

bei der

Aufbereitung

des Tabaks

ist,

ist seine Natur noch sehr

wenig geklärt,

was einmal darauf zurückzuführen

ist,

dass die verschiedenen nebeneinander verlaufenden Reak¬

tioner. die

Untersuchung

ausserordentlich

erschweren,

dann aber auch dar¬

auf,

dass es sehr

schwierig ist,

eine Fermentation in einem

durchsichtigen Laboratoriumsexperiment

auszuführen. Immerhin hat es an

Erklärungen

nicht

gefehlt,

die

jedoch

oft in grossem

Gegensatz

zueinander stehen.

Grundsätzlich unterscheiden

Schmidt33), Andreadis6)

und

Sprecher2) folgende

drei

Anschauungen:

1. Die

Fermentation,

ein reiner chemischer Prozess.

2. Die

Fermentation,

eine

Wirkung

von

Mikroorganismen.

3. Die

Fermentation,

ein

enzymatischer

Prozess.

Die erste Theorie vertreten Boekhout und 0. de

Vries3i),

indem sie in

der Fermentation eine reine

Oxydation sehen,

bei welcher

hauptsächlich

(20)

die

Kohlenhydrate angegriffen werden,

wobei

Eisenverbindungen

eine kata-

lytische Wirkung

ausüben sollen.

Fesca35) glaubt,

dass der in den Blättern vorhandene Sauerstoff diese

Oxydationsvorgänge

unterhalte. Diese etwas

einseitige

Theorie konnte

späteren Untersuchungen

nicht mehr standhalten.

Auf Grund der zweiten

Anschauung schlug Suchsland56)

eine soge¬

nannte Edelfermentation vor, die darin

besteht,

dass die auf einer hervor¬

ragenden Tabakqualität

vorkommenden

Mikroorganismen isoliert,

in Rein¬

kulturen

gezüchtet

und

minderwertigen

Tabaken

zugesetzt

werden. Der For¬

scher ist der

Ansicht,

dass Geschmacks- und

Geruchsveränderung

durch diese Lebewesen bewirkt werden.

Bakteriologische Untersuchungen

über die Fermentation des Tabaks wurden weiter von

Behrens31), Vernhout38)

und

Koning39) ausgeführt,

welch letzter eine ganze Anzahl von bei der Fer¬

mentation wahrscheinlich wirksamen

Mikroorganismen fand,

die nach sei¬

nen

Beobachtungen

Aroma und

Qualität

beeinflussen. Zu wesentlichen Er¬

kenntnissen führten

jedoch

diese

bakteriologischen

Studien bisher nicht.

Die

Theorie,

dass die Fermentation ein reiner

enzymatischer

Prozess

sei,

wurde zuerst von

.Loew40»41)

verfochten. Nach seiner Ansicht ist die

Feuchtigkeit

in den fermentierenden Blättern zu

gering,

als dass ein Ge¬

deihen der

Mikroorganismen möglich

wäre. Das

spezifische

Tabakaroma ent¬

wickelt sich

auch,

wenn gar keine Bakterien

gedeihen

können. Loew unter¬

suchte den

Fermentgehalt

frischer und fermentierter Tabakblätter und konnte im frischen Blatt

Oxydase, Peroxydase

und Katalase nachweisen.

Diese Befunde wurden in vielen

späteren Untersuchungen

von anderen For¬

schern

bestätigt.

An

jüngeren

Arbeiten seien

diejenigen

von

Smirnowi2)

und von Fodor und

Reifenberg i3) genannt,

die die Fermentation mit der

Selbsterhitzung

des Heus

vergleichen,

die ebenfalls als ein

enzymatischer Vorgang angesprochen

worden ist. Die grosse

Bedeutung

der Fermente bei der

Gärung

des Tabaks wird auch durch verschiedene Arbeiten von Neu¬

berg hervorgehoben.

Im

folgenden

ist eine

Zusammenstellung

der in Tabakextrakten oder Pressaft

nachgewiesenen

Fermente

gegeben:

Oxydase

(Loew u. a. m.)

Peroxydase (Loew

u. a. mj

Katalase

(Loew

u. a.

m.)

Peptidase

. .

(Smirnow,

Fodor und

Eeifenberg)

Protease

(Traetta Mosca)

Hexose-di-phosphatase

. . .

(Neuberg) Keton-Aldehydmutase.... (Neuberg)

Saccharase ... ...

(Neuberg)

Invertase

(Neuberg)

Amylase (Neuberg

undvan

Dillen)

Carboxylatische Wirkung

wurde von Fodor und

Reifenberg

konstatiert.

(21)

Eine Brücke zwischen der

Auffassung

einer ausschliesslich bakteriel¬

len

Tätigkeit

und

Wirkung

beim

Fermentationsprozess

einerseits und den

Wirkungen

der

Enzyme

anderseits hat in neuester Zeit

Johnson^) geschla¬

gen. Er beobachtete in Dewar-Flaschen die bei der

Gärung

entstehende

Temperaturerhöhung

und

fand,

dass Zusätze von

antiseptischen Stoffen,

wie

Chloroform, Sublimat,

Toluol und

anderen,

die

Bildung

von

Wärme

verhin¬

dern,

obschon sie

Peroxydase

und andere Fermente nicht zerstören. Fodor und

Beifenbergi2)

stellten

allerdings

auch in

Gegenwart

von Sublimat eine

Temperaturzunahme

fest. Auf hohe

Temperatur

erhitzter Tabak

gibt

nach

Johnson keine

Wärmeentwicklung,

wohl

aber,

wenn er mit einem mittels Filtration durch Porzellanfilter von Bakterien befreiten Extrakt von nicht¬

erhitztem,

die

Enzyme

noch enthaltendem Tabak versetzt wird. Diese Er¬

gebnisse zeigen,

dass die

Tätigkeit

von Bakterien für einen Teil der Fer¬

mentationsvorgänge höchstwahrscheinlich

nicht

nötig ist,

dass sie aber

den

Gärungsvorgang

durch ihre Anwesenheit und

Wirkung

wesentlich be¬

schleunigen.

Es wäre höchst

sonderbar,

wenn alle

Vorgänge,

die sich bei der Fer¬

mentation

abspielen,

auf eine Ursache

zurückgeführt

werden

könnten,

hat man es doch nicht mit toter

Materie,

sondern mit

immer

noch leben¬

den Zellen und Zellverbänden zu tun.

Allerdings

tritt die

Auffassung

von

der reinen chemischen

Oxydationswirkung

des Sauerstoffs ohne

organische Katalysatoren

stark in den

Hintergrund

seit der

Auffindung

von

Oxydatioas-

enzymen in frischen und

fermentierten Tabakblättern.

Die

Bedeutung

der

übrigen

im Zellsaft vorhandenen

Fermente

ist nach dem oben

Gesagten

nicht

weiter zu betonen. Ob

hingegen

sämtliche

Erscheinungen

auf

Enzymwirkun¬

gen

zurückgeführt

werden

können,

ist zweifelhaft. Der

Wirkung

der auf dem Tabakblatt vorkommenden

Mikroorganismen

kommt

gewiss

eine

Bedeutung

zu. Ob sie aber für die

Entstehung

der Aromastoffe verantwortlich

gemacht

werden

können,

kann bis

jetzt

nicht

gesagt

werden.

IV. Ursache der

Nicotinverminderung

nach den bisher erschienenen Arbeiten.

Dass bei der

Fermentation

der

Nicotingehalt abnimmt,

hatte schon

Suchsland36) festgestellt.

Er

vermutete,

dass es sich dabei um die Ueber-

führung

von Nicotin in Nicotianin oder

Tabakcampher

handelt. Ein solcher

mysteriöser Körper

konnte

jedoch

nie

gefunden

werden.

Auf Grund der

Entdeckung

von

Behrensi5>iG),

dass der

Schimmelpilz Botrytis

cinerea seinen

Stickstoffbedarf

mit Nicotin

decken kann,

sowie dass

gewisse

Bakterien in einer

Nährlösung ausgezeichnet gedeihen,

welche als

einzige Stickstoffquelle

Nicotin

enthält,

das dabei

vollständig verschwindet, liegt

die

Vermutung nahe,

dass die

Nicotinabnahme

bei der

Fermentation

auf dieselbe Ursache

zurückzuführen

ist. In neuerer Zeit war es Faite-

lowitzi7>i8),

der die Abnahme des

Nicotingehalts

der

Tätigkeit

von Bakte¬

rien zuschrieb. Tabakbrei oder

wässrige

Extrakte von Tabak

zeigten

nach

(22)

vierundzwanzigstündigem

Stehen eine starke

Verminderung

des Nicotins

unter

gleichzeitiger Erhöhung

der Alkalität der

Flüssigkeit.

Beide Erschei¬

nungen unterbleiben bei Zusatz von Chloroform. Als

Zersetzungsprodukte

sollen sich nach Faitelowitz leicht

flüchtige organische

Basen

bilden,

die

jedoch

aus den Extrakten verdunsten. Da mit dem Abbau des Nicotins eine

Vervielfachung

der Katalase-Aktivität

eintritt,

sei der bakterielle Charakter dieser Reaktion erwiesen. Die

Vermehrung

der Katalase wird von Faite¬

lowitz

jedoch

nicht mit Versuchen

belegt.

Dass bei seiner

Versuchsanordt-

nung auch Fäulnisbakterien zur

Wirkung

kommen

können,

ist nicht ver¬

wunderlich. Sowohl Fodor und

Beifenbergi9)

wie auch Bodnar und

Barta50)

beanstanden die Versuche von Faitelowitz. Die beiden

letztgenannten

führen

die Nicotinabnahme bei seinen Versuchen auf die

Flüchtigkeit

des Nicotins

zurück,

was sie aber an Hand von Blindversuchen zu beweisen unterlassen.

Für die bei der Fermentation eintretende

Nicotinverminderung

macht

LoewiX)

die von ihm erstmals im Tabakblatt

gefundene Peroxydase

verant¬

wortlich,

welche das Nicotin unter

Bildung

von Ammoniak zersetzen soll.

Die

Wirkung

der

Oxydationsenzyme

auf Nicotin wurde auch von

Behrens^) untersucht, jedoch

mit

negativem Erfolg.

Die

enzymatische Zersetzung

von Nicotin bei der Fermentation scheint durch die Versuche von Fodor und

Reifenberg 32>i3)

an Wahrscheinlichkeit zu

gewinnen.

Es wurde

gefunden,

dass Tabakextrakte imstande

sind,

unter sterilen

Bedingungen

in Lösun¬

gen von reinem Nicotin einen Teil desselbenzu

zersetzen,

wobei sich

ergab,

dass bei zunehmender

nicotinspaltender Wirkung

eines solchen Tabakextrak¬

tes auch seine

Fähigkeit,

Sauerstoff

aufzunehmen, steigt,

sodass in der

Nicotinzersetzung

ein

enzymatischer Oxydationsprozess

vermutet wird. Die Forscher unterlassen

jedoch,

in ein und demselben Versuch neben der Mes¬

sung der Sauerstoff-Aufnahme die

gleichzeitige Verminderung

des Nicotin¬

gehaltes

an Hand von

Nicotinbestimmungen

zu

beobachten;

schliesslich kann der

aufgenommene

Sauerstoff auch noch zur

Oxydation

anderer Stoffe Ver¬

wendung

finden. Was den

Zusammenhang

zwischen

Peroxydase-

und

Oxy- genasegehalt

eines Tabaks und der bei der Fermentation eintretenden Nico¬

tinverminderung betrifft,

so fand L.

Barta61)

keine

Beziehungen,

wohl aber scheint ein

grösserer

Gehalt von Katalase auch eine vermehrte Nicotin¬

abnahme zu

bewirken*).

Auf Grund des chemischen Verhaltens des Nicotins beim

oxydativen

Abbau halten es Fodor und

Reifenberg43)

für

wahrscheinlich,

dass bei die¬

ser

enzymatischen Oxydation Pyridin, Methylamin

und Ammoniak entsteht.

Ein

eindeutiger

Nachweis dieser

Verbindungen

wird

jedoch

nicht

gegeben.

Bodnar und

Barta26)

können keine

Bildung

von

Pyridin

und

Methylamin

feststellen.

Zusammengefasst ergeben

die

bisherigen Forschungen,

dass ein enzy¬

matischer Abbau des Nicotins

möglich

und bei der Fermentation sehr wahr-

*) Ueber die Fermente im Tabak siehe die zahlreichen

ausgezeichneten

Arbeiten von

C. Neuberg und Mitarbeitern in der Biochem. Zeitschrift.

(23)

scheinlich ist. Die

Tätigkeit

und

Wirkung

von

Mikroorganismen

kann nicht

endgültig

verneint

werden,

wird aber in den

Hintergrund gedrängt.

Der

Nicotinabbau scheint ein

Oxydationsvorgang

zu sein. Aus der

zugänglichen

Literatur konnte

jedoch

nicht ersehen

werden,

welche

Umwandlungen

das

Nicotin während der

Fermentation

erleidet. Auch in den zahlreichenmuster¬

gültigen

Arbeiten aus dem unter der

Leitung

von A. Schmuck stehenden Institut für

Tabakforschung

in Krasnodar wird darüber nichts

mitgeteilt.

Angesichts

dieser

Ergebnisse,

sowie der eventuellen

Möglichkeit,

den

Gang

der

Fermentation

künstlich so zu

beeinflussen, dass die Nicotinver- minderung

noch beträchtlicher

wird,

ist es

gerechtfertigt,

Ursache und Fort¬

gang dieser

Nicotinverminderung

weiter aufzuklären.

(24)

Spezieller

(25)

Leer Vide Empty

(26)

Als

Grundlage

dieser Versuche wurde ein

patentiertes

Entnicotinisie-

rungsverfahren52)

vonTabak

benutzt,

welches zumTeil auf den Untersuchun¬

gen und

Ergebnissen

von

Faitelowitz^1)

beruht und darin

besteht,

dass der

Tabak mit viel Wasser versetzt und die entstehende

Lauge

mit Luft durch¬

strömt wird. Nach

einiger

Zeit verschwindet das Nicotin in der

Lauge,

was

vom Erfinder durch die

Tätigkeit

von

Mikroorganismen

erklärt wird. Die in

der

Lauge

auftretende alkalische Reaktion wird durch Säurezusatz zurück¬

gedrängt.

Nach

erfolgter Behandlung

wird die

Lauge

auf den Tabak

gesprüht

und auf diesem

eingedunstet.

/.

Behandlung

von Tabak mit Wasser und Luft.

Versuch A

a)

^^ ^usa^z von

organischen

Säuren.

40 g eines amerikanischen Tabaks

(Nicotingehalt 2,4o/o)

werden ange¬

feuchtet,

die Blätter

ausgeglättet

und in einen grossen

Glaszylinder gehängt,

Apparatur:

(27)

der in einem Thermostaten von 40°

Badtemperatur

steht. In den

Zylinder

werden 300 cm3 Wasser

gegeben

und mittels einer

Wasserstrahlpumpe

durch

drei Tonverteiler Luft durch die

Flüssigkeit geblasen,

welche nach

einiger

Zeit stark zu schäumen

beginnt.

Der im

Zylinder

nicht mehr Platz findende Schaum wird in einer

nachgeschalteten

Flasche

aufgefangen.

Die abströ¬

mende Luft wird durch zwei mit Schwefelsäure und Kieselwolframsäure versetzte Waschflaschen

geleitet,

um

abgeblasenes

Nicotin zurückzuhalten.

Nach 12 Stunden

reagiert

der Schaum gegen Lakmus stark alkalisch.

Um die Alkalität etwas

abzuschwächen,

werden 2 cm3

\

Zitronensäure zu¬

gegeben.

Weitere Säurezusätze:

nach 14 Stunden 4 cm3

^

Zitronensäure

» 16 » 4 » »

» 17 » 5 » »

» 18 » 5 » »

» 19 » 10 » »

» 20 » 10 » >

» 21 » 10 » >

» 22 » 10 » >

> 36 » 10 » »

» 37 » 10 > »

» 38 » 10 » »

» 39 » 10 » »

» 40 » 20 » »

» 42 > 20 » »

» 43 » 20 » »

» 44 » 20 » »

Nach 60 Stunden Abbruch des Versuchs.

Gesamte

zugesetzte Säuremenge:

180 cm3. Die

Flüssigkeit reagiert

am

Ende des Versuchs immer noch alkalisch.

Gesamte

Flüssigkeitsmenge

am Ende des Versuchs 450 cm3. Mit dem

Ausspülen

des

Zylinders ergeben

sich zusammen 500 cm3. In einem

aliquo¬

ten Teil wird das Nicotin bestimmt durch

Wasserdampfdestillation

und Fäl¬

lung

mit Kieselwolframsäure.

50 cm3

Lauge

enthalten

0,0239

g Nicotin

500 » » »

0,239

» >

Gewicht des wasserfreien Tabaks nach dem Versuch

30,5

g

Nicotingehalt: 0,43%

Im Tabak verbliebenes Nicotin:

0,131

g

Waschflaschenflüssigkeit:

Der Inhalt der ersten Waschflasche ist durch

abgeblasenes

Nicotin

getrübt

worden.

Verdunstetes Nicotin:

0,007

g

In beiden Waschflaschen lassen sich mit Nessler's

Reagens

bedeutende

Mengen

von Ammoniak nachweisen.

(28)

Bilanz:

Gesamte

Nicotinmenge

zu

Beginn

des Versuches .

0,825

g (40 g Tabak, "Wassergehalt 14

°/o,

Nicotingehalt 2,4 %)

Nicotin in der

Lauge

0,239 g

Nicotin im Tabak nach dem Versuch 0,131 g

Abgeblasenes

Nicotin 0,007 g

Nicotinabnahme 0,448 g

=

54,4 % Analoge Ausführung

der

folgenden

Versuche.

Versuch

A2.

Angewandt:

50 g Sorte

«Grossblättrig,

Nr. 2».

Nicotingehalt: 2,0o/0.

Wassergehalt:

6 o/0.

Zugesetzte Menge

Wasser: 300cm3.

Versuchsdauer:

43 Stunden.

Nach 12 Stunden wird dem

alkalisch reagierenden

Schaum von Stunde

zu Stunde ~ Zitronensäure

zugesetzt,

im ganzen 145 cm3.

Flüssigkeitsmenge

nach dem Versuch 560 cm3.

Nicotinbestimmung

in einem

aliquoten

Teil.

50 cm3 enthalten

0,0102

g Nicotin

560 » »

0,114

g »

Gewicht des wasserfreien Tabaks nach dem Versuch: 36 g.

Nicotingehalt: 0,22o/o.

Im Tabak

verbliebenes

Nicotin:

0,072

g.

Die

Waschflaschenflüssigkeit

enthält kein

abgeblasenes Nicotin,

hin¬

gegen

gibt

Nessler's

Reagens

eine dicke braune

Fällung.

Bilanz:

Gesamte

Nicotinmenge

zu

Beginn

des Versuches .

0,940

g

Nicotin in der

Lauge

0,114 g

Nicotin im Tabak nach dem Versuch 0,072 g

Nicotinabnahme 0,754 g

=

80,5 $

Versuch

A3.

Angewandt:

50 g Marke

Kentucky.

Nicotingehalt: 6o/o.

Wassergehalt: 9o/o.

Zugesetzte Menge

Wasser: 300 cm3.

Dauer des

Versuchs:

56 Stunden.

Während

des

Versuchs zugesetzte Menge £

Zitronensäure: 140 cm3.

Menge

der

Lauge

nach dem

Versuch:

500 cm3.

(29)

50 cm3 enthalten

0,133

g Nicotin

500 » »

1,33

g » Gewicht des wasserfreien Tabaks nach dem Versuch: 32 g.

Nicotingehalt: 0,5o/o.

Im Tabak verbliebenes Nicotin:

0,16

g.

Abgeblasenes Nicotin: 0,005

g.

Bilanz:

Gesamte

Nicotinmenge

zu

Beginn

des Versuches .

2,701

g

Nicotin in der

Lauge

.

1,335

g

Nicotin im Tabak nach dem Versuch

0,167

g

Abgeblasenes

Nicotin

0,005

g

Nicotinabnahme

1,194

g

=

44,2%

Versuch

A±.

Angewandt:

30 g Marke Kio

Grande.

Nicotingehalt: 2,4<y0.

Wassergehalt:

14 o/o.

Zugesetzte Menge

Wasser: 300 cm3.

Dauer des Versuchs: 40

Stunden.

Da nach 15 Stunden die

Flüssigkeit

noch nicht

schäumt,

wird eine

Spur Saponin zugefügt.

Im ganzen

zugesetzte Säuremenge:

30 cm3

|-

Zitronensäure.

Menge

der

Lauge

nach dem Versuch: 350 cm3.

Um das

Saponin,

welches bei der

Nicotinbestimmung

die

Wasserdampf¬

destillation

durch starkes Schäumen

verunmöglicht,

zu

zerstören,

wird die

für die

Bestimmung

verwendete

Lauge

mit

einigen Tropfen

Salzsäure ange¬

säuert und

aufgekocht.

40 cm3

Lauge

enthalten

0,0041

g Nicotin

350 » » »

0,036

g »

Gewicht

des wasserfreien Tabaks nach dem

Versuch:

21 g.

Nicotingehalt: 0,1 o/o.

Im

Tabak verbliebenes

Nicotin:

0,021

g.

Abgeblasenes Nicotin:

0.

Bilans:

Gesamte

Nicotinmenge

zu

Beginn

des Versuches .

0,618

g

Nicotin in der

Lauge 0,036

g

Nicotin im Tabak nach dem Versuch

0,021

g

Nicotinabnahme

0,561

g

=

91%

(30)

Versuch

Ab.

Angewandt:

500 g Marke

Kentucky.

Nicotingehalt: 4,8o/0.

Wassergehalt: 6,5o/o.

Zugesetzte Menge

Wasser: 1500 cm3.

Dauer des Versuchs: 150 Stunden.

Nach 3

Tagen

werden die Blätter

umgekehrt aufgehängt,

sodass sie

nach und nach

vollständig ausgelaugt

werden.

Im ganzen

zugesetzte Säuremenge:

250 cm3

-f

Zitronensäure.

Menge

der

Lauge

nach dem Versuch: 1500 cm3.

50 cm3

Lauge

enthalten

0,256

g Nicotin

1500 » » » 7,68 g >

Gewicht des wasserfreien Tabaks nach dem Versuch: 280 g.

Nicotingehalt: 2,95o/o.

Im Tabak verbliebenes Nicotin:

7,61

g.

Abgeblasenes

Nicotin:

0,034

g.

Bilanz:

Gesamte

Nicotinmenge

zu

Beginn

des Versuches .

22,44

g

Nicotin in der

Lauge 7,68

g

Nicotin im Tabak nach dem Versuch

7,61

g

Abgeblasenes

Nicotin 0,03 g

Nicotinmenge

nach dem Versuch

15,32

g

Nicotinabnahme

7,12

g

=

ifl,tj %

Versuch A

^)

Ohne Zusatz von

organischen

Säuren.

Angewandt:

50 g Marke

Kentucky.

Nicotingehalt: 3,3o/0.

Wassergehalt: 6,8o/o.

Zugesetzte Menge

Wasser: 100 cm3.

Dauer des Versuchs: 40 Stunden.

Trotz

steigender

Alkalität wird keine Säure

zugesetzt.

Menge

der

Lauge

nach dem Versuch: 100 cm3.

30 cm3

Lauge

enthalten 0,059 g Nicotin

100 » » »

0,197

g

Gewicht des wasserfreien Tabaks nach dem Versuch: 39 g.

Nicotingehalt: 0,8o/o.

Abgeblasenes

Nicotin: 0.

Bilanz:

Gesamte

Nicotinmenge

zu

Beginn

des Versuches .

1,535

g

Nicotin in der

Lauge 0,197

g

Nicotin im Tabak nach dem Versuch

0,281

g

Nicotinabnahme 1,057 g

=

68,8 %

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