• Keine Ergebnisse gefunden

Klimapolitik als Baukasten – Der Gipfel in Cancún überrascht mit Teilerfolgen und ist ein Fingerzeig für eine künftige institutionelle Architektur

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Klimapolitik als Baukasten – Der Gipfel in Cancún überrascht mit Teilerfolgen und ist ein Fingerzeig für eine künftige institutionelle Architektur"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Klimapolitik als Baukasten – Der Gipfel in

Cancún überrascht mit Teilerfolgen und ist ein Fingerzeig für eine künftige institutionelle

Architektur

Von Dr. Fariborz Zelli, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 13.12.2010

(2)

Klimapolitik als Baukasten – Der Gipfel in Cancún überrascht mit Teilerfolgen und ist ein Fingerzeig für eine künftige institutionelle Architektur

Bonn, Cancún, 13.12.2010. Es hätte schlimmer kommen können auf der Baustelle globaler Klima- politik. Der Gipfel in Cancún ist mit beachtlichen Fortschritten am Wochenende zu Ende gegangen.

Zwar wurde wie schon in Kopenhagen kein bin- dendes Vertragswerk aus der Taufe gehoben. Aber die Unterhändler konnten gleich bei mehreren Themen Einigung erzielen und ein umfassendes Paket von Entscheidungen verabschieden.

Hierzu zählt ein neuer Anlauf für eine Verlänge-

sultaten ist

ine unbändige Euphorie entfachen. Mit Blick auf die Dringlichkeit des Problems der globalen Erwärmung ist eine Klimapolitik der kleinen Schritte immer noch zu wenig. Dennoch: gemessen an den Nachrufen, die in den letzten Monaten angestimmt wurden, erwiesen sich die UN-Klimaverhandlungen dieses Mal als erstaunlich robust und beschlussfähig.

Nicht wenige Beobachter hatten zuvor die aufge- blähten und überforderten Klimagipfel zum Teil des Problems erklärt. Als gangbare Alternative priesen sie stattdessen kleinere multilaterale Are- nen an, verbunden mit einem stärkeren Fokus auf nationale Klima-Strategien. Zu solchen Arenen gehören unter anderem die G-20-Gipfel, die von Washington angestoßenen Klima-Meetings gro- ßer Volkswirtschaften und die zunehmende Zahl von Technologie-Partnerschaften.

Doch wäre ein solcher Mix von multilateralen und nationalen Ansätzen, also ein institutioneller Fli- ckenteppich außerhalb der UN-Verhandlungen, wirklich effektiver? Zweifellos sind viele externe Foren mit ihrer geringen Zahl an Mitgliedern und ihren überschaubaren Agenden handlicher als ein Klimagipfel mit zahllosen Verhandlungs-Themen und derzeit 194 Vertragsstaaten. Im kleinen Kreis der G-20 oder G-8+5-Gespräche konnten in der Tat wichtige klimapolitische Anstöße gegeben werden. So geschehen im vergangenen Jahr mit der gemeinsamen Erklärung, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf maximal 2°C gegenüber vorindustriellen Werten zu begren- zen. Auch bieten solche Arenen unverbrauchte Plattformen für die stärkere Einbeziehung von Bremsern, insbesondere den USA, die das Kyoto- Protokoll nie ratifiziert haben.

Die möglichen Nachteile sind freilich nicht minder rung oder gar einen Nachfolger des in zwei Jahren

auslaufenden Kyoto-Protokolls. Als Teil dieses Verhandlungs-Fahrplans wird jedes Industrieland eine Strategie für seine treibhausgasarme Ent- wicklung vorlegen. Außerdem wurden die in Ko- penhagen gemachten Finanzierungsversprechen festgeschrieben. Bis 2012 erhalten die Entwick- lungsländer zunächst US$ 30 Mrd. zur Unterstüt- zung ihrer klimapolitischen Anstrengungen. Bis 2020 sollen sogar US$ 100 Mrd. jährlich mobili- siert werden. Zu diesem Zweck wollen Industrie- und Entwicklungsländer in den nächsten Monaten einen umfangreichen Klima-Fonds mit fairer Stimmenverteilung aushandeln. Die Delegierten riefen auch einen Mechanismus zur Verbreitung klimafreundlicher Technologien ins Leben sowie ein neues Rahmenprogramm zur Planung und Durchführung von Projekten zur Anpassung an den Klimawandel. Hinzu kommen wichtige kon- zeptionelle und methodische Kompromisse bei den Themen Vermeidung von Treibhausgas- Emissionen durch Entwaldung und Aufbau von Kapazitäten in Entwicklungsländern.

Die überraschend lange Liste von Re

das Ergebnis einer neuen Sachlichkeit bei den Klima-Gesprächen. Als Lehre aus dem Scheitern des Kopenhagener Gipfels im Dezember 2009 hat sich eine realistischere Verhandlungskultur entwi- ckelt, die das bisher übliche Prozedere auf den Kopf stellt. 1997 wurde in Kyoto noch ein sehr abstrakter Vertrag erstritten, um dann in jahrelan- ger Detailarbeit mühsam nachzubessern. In Cancún lief es genau umgekehrt. Konkrete Be- schlüsse wurden vorgezogen, das große Ganze vertagt. Dabei kam man im Bausatz-System und mit zwei Geschwindigkeiten voran. Wo Einigun- gen greifbar waren, wurden sie auch getroffen.

Auf Kompromisse zu strittigeren Themen wurde

nicht länger gewartet. So gab es zwar auch dies- mal kaum Fortschritte bei der zentralen Diskussion um ein gemeinsames verbindliches Ziel aller In- dustrieländer für die Reduzierung ihrer Treibhaus- gasemissionen. Doch stand diese schwerfällige und moralisch aufgeladene Debatte nicht mehr anderen Entscheidungen im Weg.

Ein solches Stückwerk wird sicher ke

beträchtlich. Erstens sind bei den genannten Foren Industrie- und Schwellenländer unter sich. Die von der globalen Erwärmung besonders betroffenen ärmsten Entwicklungsländer und kleinen Insel-

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 13.12.2010 www.die-gdi.de

(3)

staaten sind nicht eingeladen. Die Interessen die- ser Länder, insbesondere ihre Unterstützung bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, werden in diesen Arenen kaum berücksichtigt.

Und zweitens sind unverbunden nebeneinander stehende nationale Treibhausgasziele noch kein Ersatz für einen gemeinsamen Richtwert und koordiniertes Handeln. Rechnet man sämtliche bis dato gemachten Zusicherungen für das Jahr 2020 zusammen, verfehlen die Industriestaaten die vom Weltklimarat angemahnte Marke um gewal- tige 9 Gigatonnen Kohlendioxid.

Wie also sollte die künftige internationale Klima-

n Gipfel-

viele technische Punkte und Detailfragen rascher und kompetenter von kleineren Foren aufgegriffen werden. Neben den bereits bestehenden Partnerschaften zur Verbreitung von Technologien wären auch regio- nale Abkommen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wünschenswert. Die diversen Are- nen müssen freilich enger als bisher mit dem UN- Prozess abgestimmt werden. Kooperationsverträ- ge mit dem Klima-Sekretariat wären eine Möglich- keit, die Aufgabenverteilung zu optimieren und zugleich das Bekenntnis zu gemeinsamen Prinzi- pien einzuholen. Schließlich könnte die Koordina- tion verschiedener Klimapolitiken national, also an Ort und Stelle, geleistet werden, anstatt sie den globalen Verhandlungen aufzubürden.

Der Gipfel von Cancún hat wichtige Bausteine für eine solche verbesserte Arbeitsteilung zwischen den Institutionen geliefert – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nun gilt es, die Teile zusammenzu- fügen, damit Klimapolitik keine Dauerbaustelle bleibt.

Architektur aussehen? Und wie lassen sich die jüngsten Gipfel-Ergebnisse hierfür deuten? Das Vermächtnis von Kopenhagen war ein Ende der Utopie: die globalen Verhandlungen sind keine Wundertüte, aus der sich ein allumfassender Ver- trag zur Rettung des Klimas zaubern lässt. Und sie sind schon lange nicht mehr das einzige Parkett, auf dem internationale Klimapolitik gemacht wird.

Die Lehre aus Cancún sollte ein Ende des Defätis- mus sein: die UN-Klimagipfel sind keine Zeitver- schwendung. Sie sind alternativlos – als die fairs- ten und wichtigsten Entscheidungsgremien zur Bekämpfung der globalen Erwärmung.

Doch der Ausbruch aus der Spirale vo

Hysterie einerseits und Gipfel-Skepsis andererseits ist noch keine Lösung. Für die nächsten Verhand- lungsrunden braucht es eine Vision, die über das gegenwärtige Flickwerk und die Koexistenz ver- schiedener Foren deutlich hinausgeht. Kurzum:

Ziel muss eine Balance und Arbeitsteilung sein.

Auf der einen Seite sollten die globalen Verhand-

lungen auch in Zukunft den Rahmen für die inter- nationale Klimapolitik abstecken – und damit als Bezugspunkt und Legitimationsquelle für andere Arenen und nationale Politiken dienen. Hierzu gehören alle Aspekte, für die es einer gerechten und universellen Basis von Verständnissen, Stan- dards und Konditionen bedarf, zum Beispiel: glo- bale Ziele für Treibhausgasemissionen, gemein- same Richtlinien für Finanzierungsinstrumente sowie einen übergreifend Mechanismus zur Über- prüfung von Regelbefolgungen.

Auf der anderen Seite können

Dr. Fariborz Zelli Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 13.12.2010 www.die-gdi.de

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Bittet das Nebenorgan SBSTA, auf seiner fünfunddreißigsten Sitzung die Modalitäten und Verfahren für den Einbezug von Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung in

CCS kommt als Technologie für den CDM nicht in Frage, solange nicht die in 2/CMP.5, Paragraph 29 aufgeführten Punkte zufrieden stellend gelöst sind. • Annahme der Vorlage durch

1) Die Weltbank wurde als Übergangs-Trustee für die ersten 3 Jahre bestimmt. Im An- schluss wird es eine Überprüfung/Review geben, die aber – so die Erfahrungen der Ver- gangenheit

Cancún establishes the basis for an upward spiral in international climate protection A brief evaluation of the climate summit 2010.. The 16th Climate Summit in Mexico (29 November

It should initially (2011-2012) analyse how large the gap is between the targets and action packages for 2020 which will be (hopefully) accepted in Cancún on the one hand and the

IP: Herr Grossmann, der neu gewählte palästinensische Präsident Mahmud Abbas verhandelt einen Waffenstill- stand mit den Extremisten, und in Isra- el will eine

Cancún bedeutet auch kein Ende für den Multilateralis- mus, da für die WTO und deren Vorgängerin, das Allgemeine Zoll- und Handelsabkomme GATT, erbitterte Verhandlungen

Vom Einsatz des eigenen Logos bis zur Konzeption und Umsetzung von Sonderideen wird hier ein Service für alle Formate angeboten, die nicht bereits im Kampagnen- Koffer zur