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Die Wirtschaftskrise stärkt Afrikas Bedeutung für China

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Die Wirtschaftskrise stärkt Afrikas Bedeutung für China

Von Christine Hackenesch Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 15.11.2010

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Die Wirtschaftskrise stärkt Afrikas Bedeutung für China

Bonn, 15.11.2010. Die Finanz- und Wirtschaftskri- se hat Chinas Interesse an Afrika weiter gesteigert.

Die chinesisch-afrikanischen Wirtschaftsbezie- hungen entwickeln sich bereits seit zehn Jahren rasant: China war 2008 mit einem Handelsvolu- men von rund 100 Milliarden Dollar der zweit- größte einzelstaatliche Handelspartner Afrikas nach den USA und vor Frankreich. Auch Direktin- vestitionen, Kredite und Entwicklungsfinanzie- rungen sind deutlich gestiegen. Global betrachtet war Afrika für die chinesische Wirtschaft jedoch eher unbedeutend. Sie exportierte vor allem nach Europa, Japan oder in die USA. Da von der Krise nun gerade die Industrieländer betroffen sind, gewinnen Wirtschaftsbeziehungen zu Schwellen- und Entwicklungsländern für China neue Rele- vanz. Chinesische Unternehmer, aber auch Banken und das Handelsministerium sehen in vielen afri- kanischen Ländern ein großes wirtschaftliches Potenzial.

Hat China eine „Grand Strategy“ für Afrika?

In der öffentlichen Diskussion wird oft unterstellt, dass die chinesische Regierung so etwas wie eine

„Grand Strategy“ für Afrika habe und die Aktivitä- ten verschiedener Akteure gezielt koordiniere, um wirtschaftliche und politische Ziele zu erreichen.

Diese Wahrnehmung wird durch verschiedene Faktoren unterstützt. Im Unterschied zu westli- chen Staaten sind in China verschiedene Politikbe- reiche wie Handel, Investitionen und Entwick- lungspolitik eng miteinander verknüpft. Die chine- sische Regierung nutzt dabei Diplomatie als In- strument, um ein positives Klima für Wirtschafts- beziehungen zu schaffen. Zudem ist der Anteil der chinesischen staatlichen Akteure in Afrika relativ hoch, was den Eindruck einer gelenkten staatli- chen Politik zusätzlich stützt.

In dieser Debatte wird oft übersehen, dass China kein monolithischer Akteur ist. Chinesische Akteu- re verfolgen unterschiedliche Interessen in Afrika, die teilweise in Konkurrenz oder Konflikt zueinan- der stehen. Chinesische Unternehmen – auch Staatsunternehmen – stehen untereinander in einem harten Konkurrenzkampf, beispielsweise im Infrastruktursektor. Auch Ministerien wie das

Außen- und das Handelsministerium haben zum Teil unterschiedliche Interessen. Während das Außenministerium beispielsweise primär um ein positives internationales Bild Chinas bemüht ist, hat das Handelsministerium vor allem wirtschaft- liche Interessen Chinas im Blick. Das Konfliktpo- tenzial, das sich daraus ergeben kann, hat sich unter anderem in der Politik gegenüber Sudan gezeigt.

Gemischte entwicklungspolitische Effekte Chinas Politik hat unterschiedliche Konsequenzen für verschiedene afrikanische Länder, Politikberei- che und Akteure. Im Textilsektor beispielsweise profitieren Konsumenten von günstigen Impor- ten, einige lokale Unternehmer werden hingegen durch die chinesische Konkurrenz verdrängt. An anderen Stellen schaffen chinesische Investitionen neue Arbeitsplätze. Chinesische Investitionen in Staudämme stellen zusätzliche, benötigte Res- sourcen bereit; Auswirkungen für die Umwelt wiederum hängen oft von den staatlichen Rah- menbedingungen in afrikanischen Ländern ab. Der globale Aufstieg Chinas bringt zudem indirekte Effekte für afrikanische Länder: chinesische und afrikanische Produzenten konkurrieren auf Dritt- märkten und die chinesische Währungspolitik hat Folgen für die Konkurrenzfähigkeit afrikanischer Produkte.

Kaum gesicherte Kenntnisse gibt es zu den Aus- wirkungen chinesischen Engagements auf Regie- rungsstrukturen in afrikanischen Ländern. Auch wenn die chinesische Regierung scheinbar nicht aktiv versucht, ein politisches oder wirtschaftliches Modell in Afrika zu fördern, hat sie durch die Ver- gabe von Krediten oder Investitionen (ähnlich wie andere externe Akteure) Auswirkungen auf Regie- rungsstrukturen und kann beispielsweise afrikani- sche Regierungseliten finanziell entlasten, die intern unter Druck stehen. In ihrer Gänze sind die entwicklungspolitischen Auswirkungen bislang kaum abzuschätzen. Bereits jetzt besteht aller- dings wenig Zweifel, dass Chinas Engagement viele Lebensbereiche in afrikanischen Ländern nachhaltig verändert.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 15.11.2010 www.die-gdi.de

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Herausforderungen für Afrika, China und Deutschland

Aus einer (gesamt-)afrikanischen Perspektive stellt sich die Frage, inwiefern Afrikas Staaten die Kapazitäten und den politischen Willen haben, um Chancen aus Chinas Engagement (und dem ande- rer neuer Akteure), effektiv zu nutzen. Herausfor- derungen ergeben sich potentiell auch für regio- nale Integrationsbemühungen in Afrika, da Chinas Politik stark bilateral ausgerichtet ist.

Aus chinesischer Perspektive führen höhere Inves- titionen wahrscheinlich zu einem größeren Druck, die Gewinne abzusichern. Viele chinesische Aktivi- täten finden in fragilen Staaten statt, was zuneh- mend sicherheitspolitische Probleme verursacht.

In Angola beispielsweise gab es im vergangenen Jahr Angriffe auf chinesische Unternehmer. Die Regulierung staatlicher und privater Unternehmen in Afrika stellt die chinesische Regierung objektiv vor Herausforderungen. Einige private Unterneh- men registrieren sich beispielsweise nicht bei der lokalen chinesischen Botschaft und entziehen sich damit der Kontrolle durch chinesische Behörden.

Die chinesische Regierung wird sich mit wachsen- dem Engagement häufiger die Frage stellen müs- sen, wie sie mit den ebenfalls steigenden Erwar- tungen afrikanischer Regierungen und den oft- mals kritischen Diskussionen über chinesische Politik in afrikanischen Öffentlichkeiten umgeht.

Für die deutsche und europäische Politik in Afrika wächst der Druck, internationale Zusagen etwa über Höhe und Art der Entwicklungsfinanzierung einzuhalten, was mit der Wirtschaftskrise zusätz- lich erschwert wurde. Afrikanische Staaten haben mit China, aber auch mit Brasilien oder Indien zunehmend politische Alternativen. Aus entwick- lungspolitischer Perspektive stellt sich die Frage, welche Herausforderungen sich durch China und andere neue Akteure für die Instrumente zur För- derung von Demokratie- und guter Regierungs- führung ergeben. Diese Instrumente stehen hin- sichtlich ihrer Wirksamkeit allerdings auch ohne die Präsenz neuer Akteure dauerhaft unter Recht- fertigungsdruck.

Zweifellos sind die chinesisch-afrikanischen Bezie- hungen durch die Wirtschaftskrise befördert wor- den. Westliche Akteure müssen sich daran ge- wöhnen, dass China ein wichtiger Akteur in Afrika ist und bleiben wird. Europas Erfolgsoption be- steht daher darin, das Gespräch mit Afrikanern, Chinesen und anderen neuen Akteuren zu suchen.

Christine Hackenesch Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 15.11.2010 www.die-gdi.de

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