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Dokumentation Fachforen am14. und 21. August 2018 Demokratiepädagogik in Kindertagestätten

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Dokumentation

Demokratiepädagogik in Kindertagestätten

Fachforen am

14. und 21. August 2018

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Herausgeber

Ministerium für Bildung Mittlere Bleiche 61 55116 Mainz

Redaktion

Carmen Jacobi-Kirst Silke Schlaf

Bildnachweis Janina Gerdes Harry Funk

© 2018, Mainz und Koblenz

Hochschule Koblenz

Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit |

Rheinland-Pfalz (IBEB)

Fachbereich Sozialwissenschaften Konrad-Zuse-Str. 1

56075 Koblenz Besucheradresse:

Geschwister de Haye‘sche Stiftung Karl-Härle-Str. 1

56075 Koblenz Institutsleitung

Prof. Dr. Armin Schneider (Direktor IBEB)

Ulrike Pohlmann

(Geschäftsführerin IBEB)

wissenschaftliche Mitarbeiter*innen Janina Gerdes

Dr. Andy Schieler Institutsassistentin Claudia Homann

Impressum

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Vorwort Dr. Stefanie Hubig 6 Vorwort Prof. Dr. Armin Schneider 7 Flyer Fachforen Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten 9 Grußworte Hans Beckmann und Sissi Westrich

(gesprochen am 14. und am 21.08.2018) 11 Grußwort Prof. Dr. Armin Schneider (gesprochen am 14.08.2018) 15 Grußwort Prof. Dr. Armin Schneider (gesprochen am 21.08.2018) 18

Tagesablauf 21

Thematische Einführung, Carmen Jacobi-Kirst, M.A. 22 Vortrag von Prof. Dr. Irit Wyrobnik 26 Bildung beginnt mit der Geburt – Partizipation ebenso! Demokratische Bildung

in Kindertageseinrichtungen.

Vortrag von Prof. Dr. Jörg Maywald 28 Das Kind als Träger eigener Rechte – Kinderrechte als Grundlage einer

Erziehung zur Demokratie

Grundlegendes Konzept der Fachforen für Demokratiepädagogik in Kinder-

tagesstätten 38

Praxisberichte

Vorstellung Projekt: Releigion-Werte-Bildung, Sandra Wehrle und

Rudolf Ehrmanntraut 50 Demokratie in Kinderschuhen. Mitbestimmung und Vielfalt in katholischen

Kitas, Matthias Colloseus 55 Gelebte Demokratie in der Kita Sonnenschein, Sandra Reemen 62

Inhalt

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Workshop-Übersicht Dokumentation Workshop A, Koblenz

Von der Bindung zur Demokratie – Voraussetzungen für die Partizipation von

Kindern unter 3 Jahren, Dr. Ute Hartmann 66

Dokumentation Workshop A, Neustadt a.d. Weinstraße

Von der Bindung zur Demokratie – Voraussetzungen für die Partizipation von

Kindern unter 3 Jahren, Thomas Kuhn 68

Dokumentation Workshop B, Koblenz

Von Drinnen nach Draußen – Wie das Handeln pädagogischer Fachkräfte die

Gesellschaft verändert, Leonie Dortschy 70

Dokumentation Workshop B, Neustadt a.d. Weinstraße

Novelle KitaG RLP, Prof. Dr. Ralf Haderlein 76

Dokumentation Workshop C, Koblenz

Demokratie bedarf mündiger Fachkräfte, Paul Driesch 77

Dokumentation Workshop C, Neustadt a.d. Weinstraße

Demokratie bedarf mündiger Fachkräfte, Sylvia Herzog 79

Dokumentation Workshop D, Koblenz und Neustadt a.d. Weinstraße Gelebte Demokratie – Abstimmungsverfahren in der Kinta Sonnenschein,

Sandra Reemen, Sandra Engelmann 82

Dokumentation Workshop E, Koblenz und Neustadt a.d. Weinstraße

WERTE: sprachlos-wertlos-zeitlos?!, Claudia Horn 83

Dokumentation Workshop F, Koblenz und Neustadt a.d. Weinstraße

Vom Anhörungsrecht zur Mitbestimmung – Eltern demokratisch am Kita-Alltag

beteiligen, Veronika Snider-Wenz 85

Dokumentation Workshop G, Koblenz

Wenn‘s brennt – Unterstützungsmöglcihkeiten in den Bereichen von Abwertung

und Ausgrenzungen, Rolf Knieper 96

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Dokumentation Workshop H, Koblenz und Neustadt a.d. Weinstraße

Partizipation – das Recht zur Einmischung in die eigenen Angelegenheiten und in die der Gemeinschaft, Esther Detzel und Miriam Grothe 98

Dokumentation Workshop I, Koblenz und Neustadt a.d. Weinstraße

Mediengildung und Demokratie, Dr. Lutz Neitzert 101

Fazit und Ausblick 102

Anhang

Impressionen vom 14. und 21.08.2018 104

Pressestimmen 115

Danksagung 118

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Vorwort Dr. Stefanie Hubig

Ministerin für Bildung, Rheinland-Pfalz

Liebe Leserinnen und Leser,

zwei Fachforen Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten an zwei historischen Or- ten mit einer Vielzahl von Workshops, die die Vielfalt von Diskussionspunkten wider- spiegeln: Das Programm im Koblenzer Rathaus und Hambacher Schloss war stim- mungsgeladen und stimmte. Herzlich danke ich dem Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit (IBEB) der Hochschule Koblenz, das die Tagung vorbereitet hat in guter Kooperation mit dem Ministerium für Bildung, den Kommunalen Spitzen- verbänden, dem Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung/ARBEITSFELD KITA; der Diakonie Pfalz und dem Kompetenznetzwerk Demokratie leben! in Rheinland-Pfalz.

Danken möchte ich aber auch den Vortragenden und Impulsgebern, die unterschiedli- che Aspekte der Demokratiepädagogik eingebracht haben: einerseits Grundsätzliches zur Demokratiebildung, die einen Bezugsrahmen in den Werten der Menschenrechts- konvention, der Kinderrechtskonvention und der Verfassung hat; andererseits Vertie- fungsthemen einer Erziehung zur Mündigkeit, bei der Partizipation, Medienkompetenz und die Haltung der Erziehenden eine wichtige Rolle spielen. Dass dabei die Erzie- henden – ob pädagogische Fachkräfte oder Eltern – Unterstützung benötigen und gut zusammenarbeiten müssen, wurde sehr deutlich.

Wie wichtig wiederum die Kita-Träger sind, wie hilfreich der Situationsansatz mit Blick auf Demokratiepädagogik ist und welcher Methoden es bedarf, um Beteiligung für Kin- der unterschiedlichen Alters umzusetzen, das belegten die Praxisbeiträge.

Ich freue mich, dass mit der Dokumentation deutlich wird, dass die beiden Fachforen nicht für sich alleine stehen, sondern einen Doppelpunkt für die weitere intensive Aus- einandersetzung zum Thema „Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten“ bilden.

Dr. Stefanie Hubig

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Vorwort Prof. Dr. Armin Schneider

Direktor Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz

Liebe Leserinnen und Leser,

„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht ga- rantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist.“

Ernst Wolfgang Böckenförde

Was der spätere Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde 1976 für den frei- heitlichen Staat formulierte, das gilt auch für die Demokratie. Wird diese nur als Herr- schaftsform gesehen, in der der Mehrheitswille zählt, ist das zu wenig. In unserer freiheitlichen und wertgebundenen Demokratie gilt es, Demokratie auch als Gesell- schaftsform zu leben. Werte wie Partizipation, Toleranz, Achtung, Würde und Minder- heitenschutz gilt es ebenso zu leben wie den Wert der Demokratie selbst.

Demokratie in dieser Weise kommt nicht von selbst, sondern bedarf der Übung und des Lernens. Ein demokratisches Lernen ist mehr als die Vermittlung von demokra- tischen Verfahren. Daher wurde bei unseren Fachforen zur Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten in Koblenz und auf dem Hambacher Schloss die Frage diskutiert, wie eine Erziehung zu einer freiheitlichen und wertegebundenen Demokratie bereits in der Kindertagesstätte erfolgen kann.

Kinder verbringen heute eine längere Zeit sowohl am Tag als auch in ihrer Biografie in der Kindertagesstätte, somit ist auch die in § 1 des Kinder- und Jugendhilferechts geforderte Erziehung zu „eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persön- lichkeiten“ stärker als früher Thema in der Kita. Mündigkeit, demokratisches Verhalten und Konfliktfähigkeit sind Themen in der Kita und auch in der Arbeit mit den Eltern und Familien. Dabei geht es nicht um schulisches Lernen, sondern entscheidend ist das Lernen von Vorbildern und Beispielen. Wenn in einer Kita demokratische Werte nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt und gemeinsam eingeübt werden, dann entsteht ein demokratisches Bewusstsein, dann wird die Kita zu einer „Kinderstube der Demo- kratie“.

In der vorliegenden Dokumentation sind die Vorträge, Präsentationen und Diskussio- nen der beiden Fachforen zusammengestellt.

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Wir wünschen eine spannende Lektüre und viel Erfolg bei dem täglich neuen Wagnis der freiheitlichen Demokratie – und das fängt in der Kita und in der Familie an!

Herzliche Grüße

Prof. Dr. Armin Schneider

Direktor des Institutes für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB)

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Hochschule Koblenz Fachbereich Sozialwissenschaften Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) Konrad-Zuse-Str. 1, 56075 Koblenz

Organisatorisches

Anmeldung unter www.hs-koblenz.de/ibeb/fachforen-demokratiepädagogik Die Anmeldung ist verbindlich. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Absagen werden per E-Mail erteilt. Anmeldeschluss 1. August 2018 Tagungsorte / Wegbeschreibungen 14.08.2018, Koblenz, historischer Ratssaal, Jesuitenplatz 2, 56068 Koblenz 21.08.2018, Neustadt an der Weinstraße, Hambacher Schloss, Schlossstraße, 67434 Neustadt an der Weinstraße https://hambacher-schloss.de/ Kontakt IBEB: Carmen Jacobi-Kirst Telefon: 0261 9528 927, E-Mail: jacobi@hs-koblenz.de IBEB: Claudia Homann Telefon: 0261 9528 269, E-Mail: homann@hs-koblenz.de BM: Marion Frank Telefon: 06131 16 4025, E-Mail: marion.frank@bm.rlp.de

Demokratiepädagogik in Kindertagestätten

Stand: Juni 2018

Die Fachforen Demokratiepädagogik in Kindertagestätten sind Veranstaltungen des Ministeriums für Bildung (BM) und des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB). Weitere Kooperationspartner:

Fachforen am 14. und 21. August 2018

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den Respekt, die wir dem demokratischen Miteinander mit seinen unterschiedli- chen Perspektiven und Meinungen zugestehen und entgegenbringen, werden in der Erziehung gelegt. Deshalb sind Beteiligung, also das Mittun, und Demokra- tiepädagogik in der frühkindlichen Bildung von großer Bedeutung. Eine wertegebundene parlamentarische Demokratie bedeutet nicht allein die Herrschaft der Mehrheit, sondern die Suche nach tragfähigen Lösungen für alle, den Ausgleich von Interessen, den Schutz von Minderheiten und die Nutzung und Schaffung von partizipativen Strukturen zum gemeinsamen Gestalten. Die Wurzeln dieser für unsere Demokratie so wichtigen Werte können und müs- sen in den Familien und den Kindertageseinrichtungen unseres Landes gelegt werden. An zwei Orte, die symbolisch für die Demokratie in Rheinland-Pfalz stehen – in den historischen Ratssaal in Koblenz und ins Hambacher Schloss – laden das Bildungsministerium und das Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) zu Fachforen der Demokratiepädagogik ein. Diesestellen den Wert der Demokratiepädagogik in Kindertageseinrichtungen in den Vordergrund, zeigen Beispiele in der Praxis und weisen Wege, wie die The-

matik in ihren vielen Facetten vertieft werden kann. Dazu gehören die Förderung der Selbstwirksamkeit

bereits im Kleinkindalter, die bewusste Nutzung von Medi- en und die persönliche Haltung der pädagogischen Fachkräfte. Ebenso wichtig ist die klare Auseinandersetzung mit Tendenzen, die die Freiheit, die Würde des Individuums und den Zusammenhalt der Gesellschaft gefährden. Von den beiden Fachforen werden – davon bin ich überzeugt – wichtige Impulse für das demokratisc

he Miteinander in unserer Gesellschaft ausgehen. Ich lade Sie herzlich dazu ein und wünsche Ihnen anregende Diskurse.

Programm der Fachforen Demokratie- pädagogik in Kindertagesstätten am 14. und 21. August 2018Workshops Ankunft mit Stehimbiss Begrüßung Prof. Dr. Armin Schneider, Direktor IBEB, Hochschule Koblenz Grußwort Koblenz (14.08.2018) Staatssekretär Hans Beckmann, Ministerium für Bildung Grußwort Neustadt / Weinstraße (21.08.2018) Regina Käseberg, Ministerium für Bildung Inhaltliche Einführung Carmen Jacobi-Kirst, IBEB Vortrag Koblenz (14.08.2018) Prof. Dr. Irit Wyrobnik, Hochschule Koblenz

Bildung beginnt mit der Geburt - Partizipation ebenso! Demokratische Bildung in Kindertageseinrichtungen. Vortrag Neustadt / Weinstraße (21.08.2018) Prof. Dr. Jörg Maywald, Deutsche Liga für das Kind Das Kind als Träger eigener Rechte - Kinderrechte als Grundlage einer Erziehung zur Demokratie Praxisberichte Diakonisches Werk Pfalz - Vorstellung Projekt Religion-Werte-Bildung KTK - Demokratie in Kinderschuhen. Mitbestimmung und Vielfalt in katholischen Kitas (nur am 14.08.2018) Mittagspause Praxisbericht Kindertagesstätte Sonnenschein, Kirn - Gelebte Demokratie in der Kita Sonnenschein Workshops Austausch im Plenum Abschlusscafé

09:30 Uhr 10:00 Uhr 10:15 Uhr 10:30 Uhr 10:40 Uhr 11:45 Uhr 12:45 Uhr 13:45 Uhr 14:15 Uhr 15:45 Uhr 16:15 Uhr

In den Fachforen „Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten“ steht die Frage im Zentrum, wie Kinder demokratisches Handeln in der Kindertagesstätte er

- fahren können und dadurch lernen, sich aktiv zu beteiligen. Ausgehend von der Annahme, dass Mündigkeit eine Grundlage für demokra- tisches Handeln ist, wird in neun Workshops aus unterschiedlichen Perspekti- ven auf das Thema „Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten“ geblickt. Die

Teilnehmer*innen beschäftigen sich mit dem Recht der Kinder auf Beteiligung und den Chancen, die Partizipation zur demokratischen Bildung bietet. Die Kindertagesstätte wird hierbei als zentrale Institution im Sozialraum gese- hen, aus der heraus die gesellschaftliche Entwicklung beeinflusst werden kann.

Ein entscheidender Faktor ist die Haltung der pädagogischen Fachkräfte. Die Workshops bieten Impulse zur Beteiligung von Kindern und deren Familien, geben Raum zum Diskurs und regen zur Reflektion individueller Beiträge zur gesellschaftlichen Veränderung an. A Von der Bindung zur Demokratie - Voraussetzungen für die Partizipation von Kindern unter 3 Jahren B Von Drinnen nach Draußen - Wie das Handeln pädagogischer Fachkräfte die Gesellschaft verändert C Demokratie bedarf mündiger Fachkräfte D Gelebte Demokratie - Abstimmungsverfahren in der Kita Sonnenschein E WERTE: sprachlos-wertlos-zeitlos?! F Vom Anhörungsrecht zur Mitbestimmung - Eltern demokratisch am Kita- Alltag beteiligen G Wenn`s brennt - Unterstützungsmöglichkeiten in den Bereichen von Ab- wertung und Ausgrenzungen H Partizipation - das Recht zur Einmischung in die eigenen Angelegenheiten und in die der Gemeinschaft. I Medienbildung und Demokratie

Alle Ergebnisse der Fachforen werden zeitnah zusammengestellt und auf der IBEB-Homepage veröf

fentlicht. Dr. Stefanie Hubig Ministerin für Bildung

Demokratie lebt vom Miteinander, vom mündigen Mittun und von gemeinsam geteilten Werten aller Bürgerinnen und Bürger. Die Grundlagen für den Wert und

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Grußwort

Hans Beckmann

Staatssekretär im Ministerium für Bildung (Koblenz)

Sissi Westrich

Referatsleiterin im Ministerium für Bildung (Neustadt a.d. Weinstraße)

(es gilt das gesprochene Wort am 14. und 21.08.2018)

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen auch von mir an diesem historischen Ort der Demokratie, an dem es um einen anderen Ort der Demokratie geht: um Kitas, die „Kinderstuben der De- mokratie“!

Ich möchte mit einem Zitat beginnen, das aus einer anderen und – noch unemanzipier- ten Zeit stammt, das es aber,

- wenn man sich vorstellt, Männer und Frauen seien gleichermaßen angesprochen, sehr gut auf den Punkt bringt.

Das Zitat stammt von Antoine des Saint- Exupéry, dem Verfasser von „Der kleine Prinz“

und Sie kennen es vermutlich.

„Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu be- schaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!“

Und wir sind heute hier, weil uns eine Sehnsucht eint.

Die Sehnsucht nach einer - Welt ohne Diskriminierung,

- einer Welt mit Kindern, die zu Vertrauen fähig sind, aber auch einen wachen, kriti- schen Geist haben,

- einer Welt, in der die Menschen einander – und ihren unterschiedlichen Mein- ungen – mit Toleranz und Respekt begegnen

- einer Welt also mit starken demokratischen Werten von Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, von Achtung, Respekt, Gewaltfreiheit und Gemeinschaft.

Für diese Welt, in der die Würde des oder der Einzelnen von Beginn an im Mittelpunkt

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steht, tragen wir Verantwortung und wir wollen diese Verantwortung wahrnehmen.

Ich danke Ihnen dafür,

…. dass Sie bei all den Herausforderungen, die Ihr Arbeitsfeld mit sich bringt, sich die Zeit nehmen auf den Bezugs- und Orientierungsrahmen für unser Handeln zu schau- en;

… dass Sie sich die Zeit nehmen, miteinander ins Gespräch darüber zu kommen, was grundlegend für die Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfä- higen Persönlichkeit ist;

… und ich danke dem Arbeitskreis Demokratiepädagogik, der in Kooperation mit dem IBEB und Bildungsministerium an dem Design der Fachforen Demokratiepädagogik gearbeitet hat. Besonderer Dank gilt natürlich dem IBEB: Professor Schneider, Frau Pohlmann und Frau Jacobi-Kirst.

Durch den kleinen Haushaltstitel, den wir im Landeshaushalt 2017/2018 speziell für den Themenbereich „Förderung der Menschenrechtsbildung und Demokratieerzie- hung in Kindertagesstätten“ zur Verfügung gestellt bekamen, wurden die Demogra- tie-Foren möglich.

Meine Damen und Herren,

warum Demokratiepädagogik und warum gerade jetzt?

Wir erleben unsere Zeit als Zeit des Umbruchs und wankender Gewissheiten:

- Wir erleben wie Dinge sagbar geworden sind, die noch vor Monaten, ja Wochen, unsagbar waren,

- uns begegnet Rassismus und Menschenfeindlichkeit, Diskriminierung und Demo- kratiefeindlichkeit in einem Maße, das wir für undenkbar hielten nach mehr als sieben Jahrzehnten Demokratie in unserem Land;

- Soziale Spannungen vertiefen sich; die Schere geht oft weit auseinander zwischen denen, die es sich leisten können, das Leben der Familie und die Förderung der Kin- der bis in alle kleinsten Verästelungen hinein zu kultivieren, und denen, die sich selbst als abgehängt erleben;

- und die internationale Situation ist ebenso unübersichtlich einschließlich der Frage, auf welche Informationsquellen sich Menschen stützen und verlassen können im Zeit- alter von „Fake News“ und dreisten Lügen.

Unsere Welt ist kompliziert und sie ist in den vergangenen Jahren noch komplizierter geworden.

Und Sie haben die Aufgabe, die ganz Kleinen auf diese Welt vorzubereiten.

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Die gute Nachricht ist: Wir haben etwas, auf das wir uns dabei stützen und verlassen können: demokratische Werte und Prinzipien.

Zur Demokratiepädagogik und Entwicklungsförderung eines mündigen eigenverant- wortlichen und gemeinschaftsfähigen Menschen gehört es, sich mit dem gesellschaft- lichen und eigenen Wertesystem auseinanderzusetzen.

Kinderrechte und die Menschenrechte mit den zentralen Prinzipien - Diskriminierungsschutz,

- Achtung der Menschenwürde, - Inklusion

- und Partizipation

bieten den notwendigen Bezugs- und Orientierungsrahmen für Erziehung und Bildung der Kinder in der Kita.

Die Orientierung an ihnen soll dabei nicht als zusätzliche Belastung des pädagogi- schen Alltags erlebt werden, sondern als integraler Bestandteil. Das erfordert von uns allen hohe Kompetenz und ständige Reflexion. Deshalb nutzen wir heute dieses Fo- rum.

- Wie ist mein Bild vom Kind?

- Wie mein Verhältnis zu der Beteiligung des Kindes in allen das Kind betreffenden Angelegenheiten?

- Wie betrachte ich Beteiligung? Als Zeitverzögerer oder als Weg zu guten und akzep- tierten Lösungen und Regelungen?

- Wie ermögliche ich Beteiligung, das Einbringen auch der Kinder, die wenig Übung im Einmischen, im Sich-Behaupten oder mit der Wahrung von Grenzen haben?

Über das Kinderschutzgesetz wurden der Nachweis von Partizipation, die Umsetzung der Kinderrechte und die Absicherung von Beschwerdeverfahren als Voraussetzung der Betriebserlaubnis verankert.

Dies gilt es mit verschiedenen Methoden umzusetzen, wie beispielsweise der wö- chentlichen Kinderversammlung oder der Entwicklung einer Kinderverfassung mit der gemeinsamen Entwicklung von Regeln.

Vor allem geht es aber um eine Kultur des partizipativen Miteinanders, die den Alltag durchdringt, und die an den Bedürfnissen der Kinder ebenso orientiert ist wie an den aktuellen Fragen, die sie beschäftigen.

Dabei steht nicht nur das Verhältnis von pädagogischer Fachkraft und Kind im Fokus,

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sondern die Kultur der Einrichtung.

Dazu gehört die Haltung des Trägers ebenso wie die Haltung gegenüber Eltern.

Die beste Demokratiepädagogik in der Kita findet da ihre Grenze, wo Eltern nicht in die Entwicklung mit einbezogen werden. Denn das Kind braucht die bestmöglichen Voraussetzungen, Kohärenz zu erleben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

das Thema Demokratiepädagogik hat selbstverständlich auch Eingang gefunden in die Kita-Novelle. Dort heißt es:

„Die Meinung und der Wille des Kindes sind bei der Gestaltung des Alltags in den Ta- geseinrichtungen zu berücksichtigen und die Kinder alters- und entwicklungsgemäß zu beteiligen. Zum Wohl des Kindes und zur Sicherung seiner Rechte sollen in den Tageseinrichtungen geeignete Verfahren der Beteiligung und die Möglichkeit der Be- schwerde in persönlichen Angelegenheiten vorgesehen und praktiziert werden.“

Und auch das große Ziel ist verankert, nämlich das Ziel, Kinder auf ein „Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten, die für ihr Bestehen die aktive, verantwor- tungsbewusste und gleichberechtigten Teilhabe ihrer Mitglieder im Geiste der Verstän- digung, des Friedens und der Toleranz benötigt.“

Das also ist unser Auftrag – oder um das Bild vom Anfang aufzugreifen: Die Sehnsucht nach dem Meer ist geweckt, heute wollen wir am Schiff bauen. Lassen Sie uns in die- sem Sinne heute hören, sprechen und – wie es nun mal in Demokratien ist – vielleicht auch streiten.

Ich wünsche Ihnen ein lebendiges Fachforum!

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Grußwort Prof. Dr. Armin Schneider

Direktor Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz

(Es gilt das gesprochene Wort am 14.08.2018, Koblenz)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und auch erst recht keine „heile Welt“.

Dennoch ist Demokratie, die Herrschaftsform, in der der Wille des Volkes entscheidet.

Allerdings nicht ohne sich in unserem Fall an Werte zu binden. Menschenrechte, und zwar für alle Menschen, sind Grundlage unserer Form der Demokratie. Und diese, wie im Grundgesetz deutlich, aber auch in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, sind unteilbar, universell und was Kinder angeht: Kinder sind Träger eigener Rechte.

Wenn wir davon ausgehen, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist und eine auf der Basis der Menschenrechte gebundene Demokratie einen Wert hat, dann bedeutet dies auch, dass wir investieren müssen. Und zwar nicht erst später, sondern dass wir jetzt und schon in der Kindertageseinrichtung Partizipation, Demokratie und Teilhabe sowie ein sich Einbringen im Sinne einer Teilgabe einüben und noch viel mehr verwirk- lichen müssen.

Auch der Entwurf der Landesregierung zur Kita-Novelle in Rheinland-Pfalz macht deutlich, dass Demokratie in einer Kita von hoher Bedeutung ist. Hier heißt es: „Die Förderung [des Kindes, A.S.] soll die individuellen Bedürfnisse des Kindes und sein Lebensumfeld berücksichtigen und es auf ein Leben in einer demokratischen Ge- sellschaft vorbereiten, die für ihr Bestehen die aktive, verantwortungsbewusste und gleichberechtigte Teilhabe ihrer Mitglieder im Geiste der Verständigung, des Friedens und der Toleranz benötigt“ (Landesregierung 2018, S. 8).

Und doch stellen sich mit Rauschenbach die Fragen: „Wie erreichen wir die, die sich eigentlich nicht erreichen lassen wollen? Wie vermittelt man, dass eine Demokratie manchmal mühsam und selten perfekt ist – doch dass sie im Vergleich zu allen ande- ren Staatsformen deutlich menschenfreundlicher und wesentlich weniger bedrohlich für ihre Bürgerinnen und Bürger ist? Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung, Ju- gendliche [und Kinder, A.S.] auf dem Weg zu einer demokratischen Selbstpositionie- rung zu unterstützen?“ (Rauschenbach 2018, S. 3).

Dazu haben wir die Veranstaltungsform „Fachforum“ entworfen. Wir wollen mit Ihnen heute, nach einigen Impulsen aus Theorie und Praxis, verschiedene Themen aufgrei- fen und offen diskutieren. Die Idee dieser Veranstaltungen ist auch die, dass die Er- gebnisse und auch die Kontakte über den heutigen Tag hinaus wirken.

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In der Frühpädagogik ist oft die Rede vom Raum als der dritten pädagogischen Fach- kraft. Genau deshalb haben wir Koblenz gewählt, genau deshalb haben wir den histo- rischen Rat(s)(haus)saal gewählt.

Was hat Koblenz mit der Demokratie zu tun? Fangen wir mal in 1848 an: Koblenz war keineswegs immer die ruhige Beamten- und Garnisionsstadt: Im März 1848 hat eine

„private Versammlung“ von Gemeinderatsmitgliedern eine konstitutionelle Verfassung und Pressefreiheit gefordert, am 6. März, es war übrigens Rosenmontag, wurde eine Petition mit 700 Unterschriften mit den Forderungen nach Rede- und Pressefreiheit, Ministerverantwortlichkeit, Volksbewaffnung und „Gleichheit aller Kulte“ an den Kö- nig verfasst. Auf dem Florinsmarkt gab es am 21. März eine Volksversammlung mit

„antimonarchischer Grundstimmung“. Die schwarz-rot-goldene Fahne wurde vom 22.

bis 24. März auf dem Plan und an der Liebfrauenkirche aufgezogen, Koblenz war im Frankfurter Vorparlament vertreten, es entstanden verschiedene Wahlvereine. Es gab zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Märzrevolution wurde schnell beendet und die preußische Regierung war in Koblenz alles andere als beliebt: Eine nach dem Dreiklassenwahlrecht anberaumte Wahl am 17. Juli 1849 wurde weitgehend boykottiert (nur 409 von 5.607 Wählern gingen wählen). In einem Rheinischen Protest hieß es über den späteren Kaiser Wilhelm: „Wir wollen ihn nicht haben. Den Herrn Kartätschen Prinz; Mag Russland ihn begraben in seiner Eisprovinz“. Gemeint war der spätere erste deutsche Kaiser Wilhelm I, der als „Bürgermörder“ Aufstände in Baden und in der Pfalz 1848 blutig niederschlug. Umso erstaunlicher, wie dieser heute auf dem Deutschen Eck residiert und wie seine Frau, Kaiserin Augusta, in Koblenz verehrt wird.

Nun gut, was den hiesigen Ort angeht, so wurde hier rheinland-pfälzische Geschich- te geschrieben. Die konstituierende Sitzung des Landtages fand am 4. Juni 1947 in diesem Saal statt. Der Alterspräsident Dr. Schüler eröffnete die 1 ¾ stündige Sitzung mit den Worten: „Abgeordnete von Rheinland-Pfalz! Männer und Frauen!“. Er nahm auch Bezug auf die Französische Revolution und den dortigen Ruf nach Freiheit und Menschenrechten, Themen der ersten Sitzung hier in Koblenz waren die Wahl des Landtagspräsidenten, die Bestellung der Ausschüsse und die Erklärung des Ernäh- rungsministers Stübinger zum Kampf gegen Hunger und Kälte.

Auch 1948 war Koblenz ein Ort der deutschen Demokratiegeschichte: vom 8. bis zum 10. Juli 1948 fanden auf dem Koblenzer Rittersturz entscheidende Beratungen zur Verfassung des Grundgesetzes statt.

Dieser kurze Blick in die Geschichte zeigt die Verbundenheit der Stadt Koblenz mit wichtigen demokratischen Ereignissen in Deutschland, aber auch die Verbundenheit mit den Menschenrechten, die nie ohne Auseinandersetzung selbstverständlich wa- ren. Und auch das darf mit Blick auf heute gesagt werden: Viele mussten aus Deutsch- land in den 1848er Jahren fliehen, es gab Aufrufe zur Auswanderung nach Amerika, eben weil sie ihre demokratische Gesinnung in Deutschland nicht leben konnten.

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An diesem historischen Ort ist es uns wichtig, uns in einem Forum auseinanderzuset- zen über die Demokratiepädagogik in der frühen Kindheit.

Ich wünsche uns einen demokratischen und inspirierenden Geist an dieser Stätte und eine nachhaltige Wirkung unserer Tagung.

Vielen Dank!

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Grußwort Prof. Dr. Armin Schneider

Direktor Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz

(Es gilt das gesprochene Wort am 21.08.2018, Neustadt a.d. Weinstraße)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und auch erst recht keine „heile Welt“.

Dennoch ist Demokratie, die Herrschaftsform, in der der Wille des Volkes entscheidet.

Allerdings nicht ohne sich in unserem Fall an Werte zu binden. Menschenrechte, und zwar für alle Menschen, sind Grundlage unserer Form der Demokratie. Und diese, wie im Grundgesetz deutlich, aber auch in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, sind unteilbar, universell und was Kinder angeht: Kinder sind Träger eigener Rechte.

Wenn wir davon ausgehen, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist und eine auf der Basis der Menschenrechte gebundene Demokratie einen Wert hat, dann bedeutet dies auch, dass wir investieren müssen. Und zwar nicht erst später, sondern dass wir jetzt und schon in der Kindertageseinrichtung Partizipation, Demokratie und Teilhabe sowie ein sich Einbringen im Sinne einer Teilgabe einüben und noch viel mehr verwirk- lichen müssen.

Auch der Entwurf der Landesregierung zur Kita-Novelle in Rheinland-Pfalz macht deutlich, dass Demokratie in einer Kita von hoher Bedeutung ist. Hier heißt es: „Die Förderung [des Kindes, A.S.] soll die individuellen Bedürfnisse des Kindes und sein Lebensumfeld berücksichtigen und es auf ein Leben in einer demokratischen Ge- sellschaft vorbereiten, die für ihr Bestehen die aktive, verantwortungsbewusste und gleichberechtigte Teilhabe ihrer Mitglieder im Geiste der Verständigung, des Friedens und der Toleranz benötigt“ (Landesregierung 2018, S. 8).

Und doch stellen sich mit Rauschenbach die Fragen: „Wie erreichen wir die, die sich eigentlich nicht erreichen lassen wollen? Wie vermittelt man, dass eine Demokratie manchmal mühsam und selten perfekt ist – doch dass sie im Vergleich zu allen ande- ren Staatsformen deutlich menschenfreundlicher und wesentlich weniger bedrohlich für ihre Bürgerinnen und Bürger ist? Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung, Ju- gendliche [und Kinder, A.S.] auf dem Weg zu einer demokratischen Selbstpositionie- rung zu unterstützen?“ (Rauschenbach 2018, S. 3).

Dazu haben wir die Veranstaltungsform „Fachforum“ entworfen. Wir wollen mit Ihnen heute nach einigen Impulsen aus Theorie und Praxis verschiedene Themen aufgreifen und offen diskutieren. Die Idee dieser Veranstaltungen ist auch die, dass die Ergebnis- se und auch die Kontakte über den heutigen Tag hinaus wirken.

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In der Frühpädagogik ist oft die Rede vom Raum als der dritten pädagogischen Fach- kraft. Genau deshalb haben wir das Hambacher Schloss gewählt.

Das Hambacher Fest 1832 als ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Demokratie- geschichte ist vielen bekannt. Dieser Ort ist jedoch schon vorher mit vielen Etappen der pfälzischen Geschichte verbunden. Mal als Schutz- und Raubritterburg erwähnt, vermachte der Speyerer Bischof Johannes I. 1104 die Burg dem Bistum Speyer. 1552 wurde die Burg niedergebrannt, die marode Feste wurde dann im Pfälzischen Erbfol- gekrieg von den Franzosen niedergebrannt.

1832 war die Schlossruine dann Schauplatz einer sechstägigen Protestveranstaltung (vom 27. Mai bis 1. Juni) mit 30.000 Teilnehmern. Es ging um die Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung mit den Repressionsmaßnahmen der bayerischen Verwal- tung. Vor allem waren es die Steuerpolitik der Bayern, Überschwemmungen, Missern- ten und Teuerungen, die in der Westpfalz zu Hungersnöten und einer allgemeinen Holznot führten. Da die Pfalz vorher zum revolutionären Frankreich gehörte, gab es dort bereits die Trennung von Justiz und Verwaltung, öffentliche Gerichtsverfahren und eine kaum eingeschränkte Pressefreiheit. Die Bayern hatten eine Zensur eingeführt, politische Versammlungen wurden verboten. Deshalb nannten die Organisatoren die Versammlung „Volksfest“. Nach Verbot und diversen Zeitungsannoncen zu einem Ver- fassungsfest bzw. dem Fest des „deutschen Mais“, organisierte der Preßverein das Fest, zu dem aus nah und fern ca. 30.000 Menschen kamen. Bei den Reden ging es u.a. um

- die Einheit des Vaterlandes;

- eine freiheitliche Verfassung;

- die Vision eines europäischen Staatenbundes;

- die Forderung nach Gleichheit im Sine von Rechten: Meinungs-, Rede- und Presse- freiheit, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, Freizügigkeit, Handels- und Gewer- befreiheit.

Die Obrigkeit vollzog als Reaktion darauf die Herstellung von „Ruhe und Ordnung“ in der Pfalz. „Wegen Beleidigung in- und ausländischer Behörden“ wurden die zwei Jour- nalisten Wirth und Siebenpfeiffer zu Haftstrafen verurteilt. Erst mit dem Grundgesetz von 1949 wurden einige der Ideale der Hambacher umgesetzt.

1844 wurde die Ruine aufgebaut, gedacht als Hochzeitsgeschenk an den bayerischen Kronprinzen und späteren König Maximilian, weshalb das Schloss auch Maxburg ge- nannt wird. Das Schloss war Eigentum des Landkreises Bad Dürkheim, 2002 wurde es in eine Stiftung eingebracht, Träger der Stiftung Hambacher Schloss sind das Land Rheinland-Pfalz, der Bezirksverband Pfalz, der Landkreis Bad Dürkheim und die Stadt Neustadt an der Weinstraße. Renovierungen gab es 1980/1982 sowie 2007/2008. Ne- ben dem Symbol der Demokratie wird die Maxburg auch als nationales Denkmal von studentischen Verbindungen gesehen. Das Schloss gilt als Symbol von Demokratie, Bildung und Freiheit.

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An diesem historischen Ort ist es uns wichtig, uns in einem Forum über die Demokra- tiepädagogik in der frühen Kindheit auseinanderzusetzen.

Ich wünsche uns einen demokratischen und inspirierenden Geist an dieser Stätte und eine nachhaltige Wirkung unserer Tagung.

Vielen Dank!

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Tagesablauf

09.30 Uhr Ankunft mit Stehimbiss

10.00 Uhr Begrüßung Prof. Dr. Armin Schneider, Direktor IBEB, Hochschule Koblenz

10.15 Uhr Grußwort Ministerium für Bildung

10.30 Uhr Inhaltliche Einführung Carmen Jacobi-Kirst, IBEB

10.40 Uhr Vortrag Koblenz (14.08.2018)

Prof. Dr. Irit Wyrobnik, Hochschule Koblenz

Bildung beginnt mit der Geburt-Partizipation ebenso!

Demokratische Bildung in Kindertageseinrichtungen.

Vortrag Neustadt a.d. Weinstraße (21.08.2018) Prof. Dr. Jörg Maywald, Deutsche Liga für das Kind

Das Kind als Träger eigener Rechte-Kinderrechte als Grundlage einer Erziehung zur Demokratie

11.45 Uhr Praxisbericht Diakonisches Werk Pfalz und KTK (nur am 14.08.2018)

12.45 Uhr Mittagspause

13.45 Uhr Praxisbericht Kindertagesstätte Sonnenschein, Kirn

14.15 Uhr Workshops

15.45 Uhr Austausch Plenum

16.15 Uhr Abschlusscafé

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Thematische Einführung Carmen Jacobi-Kirst, M.A.

Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz

Sehr geehrte Damen und Herren,

auch ich möchte Sie herzlich begrüßen. Ich freue mich sehr darüber, dass Sie sich die Zeit nehmen, sich dem wichtigen Thema „Demokratiepädagogik in Kindertagesstät- ten“ zu widmen.

Was bedeutet eigentlich Demokratie?

Der Begriff Demokratie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Herrschaft des Volkes“. Die Tatsache, dass sich heute auch Diktaturen als „wahre“ Demokratien be- zeichnen, zeigt, dass diese Staatsform genauer charakterisiert werden muss (vgl.

Thurich 2011, www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-politik/16391/demokratie). Ein Merkmal dieser Charakterisierung ist, dass, wie Prof. Dr. Schneider eben schon sagte, unsere Demokratie auf Werten basiert. Diese sind in der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung sowie im Grundgesetz zu finden.

Dazu zählen:

- körperliche Unversehrtheit, - die rechtliche Gleichheit,

- religiöse und weltanschauliche Überzeugungsfreiheit, - politische Partizipation und Bürgerverantwortung, - Gemeinwohl

- und Bildung

(Detjen, http://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/politische-bildung/

193087/werte-und-menschenrechte?p=all) um nur einige zu nennen.

Die Bedeutung dieser Verfassung sowie das Verantwortungsbewusstsein der Men- schen, die diese 1949 verabschiedeten, werden im Wortlaut der Präambel des Grund- gesetzes deutlich. Dort heißt es:

„Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen be- seelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“

Und was hat das jetzt mit Frühpädagogik zu tun?

Eine Demokratie-orientierte Haltung muss erlernt und erlebt werden.

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Da stellt sich die Frage, wo sollten die Kinder dies erfahren und wer ist dafür zustän- dig? Manch einer wird es in den Bereich der weiterführenden Schulen und inm Eltern- haus verorten.

Wenn man sich aber mal die Aufgaben von Kindertagesstätten als familienunterstüt- zende Einrichtung vor Augen führt, wird deutlich, dass zur Bildung und Erziehung auch der Bereich der Wertebildung und somit auch die Demokratiepädagogik zählt.

Mit Blick auf die Zeit, die Kinder täglich und das über mehrere Jahre hinweg in einer Kindertagesstätte verbringen, kann man erahnen, welche Möglichkeiten, aber auch welche Verantwortung hier bei Ihnen, den pädagogischen Fachkräften liegen.

Aber wie wird man dieser Verantwortung gerecht?

Einige Hinweise dazu geben die Schriften und Interviews des Philosophen, Soziolo- gen und Komponisten Theodor Wiesengrund Adorno.

Adorno, Sohn des jüdischen Weinhändlers Oscar Alexander Wiesengrund und der ita- lienischen Sängerin Maria Calvelli-Adorno, wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren. Er galt als Hauptvertreter der Frankfurter Schule. Mit der Machter- greifung des Nationalsozialismus wurde Adorno aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Lehrerlaubnis entzogen, und er emigrierte nach Großbritannien. Und das, obwohl sein Vater schon zurzeit von Adornos Geburt zum protestantischem Glauben konver- tierte.

Nach dem Krieg kam Theodor Adorno zurück nach Deutschland und beschäftigte sich weiter mit der Frage: „Wie muss Erziehung aussehen, damit Ausschwitz nie wieder geschehe?“

Seine Lösung lautet:

„Erziehung zur Mündigkeit.“

„Mündigkeit“, ein Begriff, den man meist in Verbindung mit gesetzlichen Grundsätzen bringt, und der aus dem heutigen Sprachgebrauch fast verschwunden ist.

Aber, was hat „Erziehung zur Mündigkeit“ mit Demokratiepädagogik zu tun?

Nach der Auffassung Adornos ist „Erziehung zur Mündigkeit“ ein selbstverständliches Erziehungsziel vor dem Hintergrund einer demokratischen Verfassung (vgl. Adorno und Becker 1970, S. 140).

Er beruft sich dabei auf die Definition nach Kant, welcher mit dem Wahlspruch der Aufklärung:

„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Kant 1977b, S. 53)

zur Mündigkeit motiviert.

Adorno erklärt, dass Demokratie auf der Willensbildung eines jeden einzelnen beruht.

Daher müssen seines Erachtens die Fähigkeit und der Mut eines jeden, sich seines Verstandes zu bedienen, zwingend vorausgesetzt werden (vgl. Adorno und Becker

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1970, S. 140).

Er setzt somit „Mündigkeit“ mit „Autonomie“ gleich und definiert sie als „die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen“ (Adorno 1971a, S.327).

Und wer ist zuständig für eine „Erziehung zur Mündigkeit“?

Auch für diese Frage hielt Adorno eine Lösung bereit. Er sieht die wenigen mündigen Menschen, die noch zu finden seien, in der Verantwortung, mit diesem Unterfangen zu beginnen.

Er forderte: „Sie müssen mit aller Kraft daran arbeiten, dass Erziehung eine Erziehung zum Widerspruch, eine Erziehung zum Widerstand werde“ (Adorno und Becker 1970, S. 153).

Wenn ich jetzt einmal an unseren Alltag in den Kindertagesstätten denke und unsere Verantwortung als pädagogische Fachkräfte reflektiere, kommen mir einige Fragen in den Sinn:

1. Sind wir in unserer Funktion immer mündig-handelnde Personen?

Personen, die sich aufgrund von vielseitigen Informationen reflektiert Urteile bilden und im Bedarfsfall auch den Mut haben, Rückgrat zu zeigen, für we- sentliche Dinge einzustehen und auch Widerstand zu leisten?

Sind wir dahingehend ein Vorbild für die uns anvertrauten Kinder? Wirken wir durch unser Verhalten in die Gesellschaft mit hinein?

2. Bieten die strukturelle und organisatorische Gestaltung des Tagesablaufs und der pädagogischen Arbeit in der Kindertagesstätte einen Rahmen, in dem die Kinder sich selbst als mündig erfahren und zu mündigem Denken und Handeln motiviert werden? – Oder ist es eher so, dass die Kinder sich schon früh in Strukturen eingliedern müssen, in denen mehr Anpassungsleistungen erwartet werden und Kinder sich mehr als Gesellschaftswesen statt als eigenständige Persönlichkeiten erleben?

3. Möchte ich wirklich ein Kind befähigen, Widerstand zu leisten?

Kann ich den Widerspruch eines Kindes ertragen oder ist es mir doch lieber, wenn Kinder sich stillschweigend anpassen?

Bin ich mir meines Verhaltens und meiner Ausstrahlung bewusst, die sowohl auf bauend als auch zerstörerisch in Hinblick auf eine „Erziehung zur Mündig- keit“ wirken können?

Wie gehe ich mit dem Machtgefälle um, welches schon aufgrund von Statur, Alter und Wissensvorsprung des Erwachsenen entsteht?

Bin ich mir dessen bewusst und handele im Alltag reflektiert?

Oder könnte ich dem Kind weitere Entwicklungsmöglichkeiten bieten, wenn ich ihm mehr Mitspracherecht gewähre?

Oder genieße ich es bewusst oder unbewusst sogar, Macht zu haben.

Sie sehen schon, „Erziehung zur Mündigkeit“ und somit „Demokratiepädagogik“ setzt ein tiefgründig reflektiertes Handeln der pädagogischen Fachkraft voraus, für welches im Berufsalltag oft wenig Zeit bleibt.

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Daher möchten wir Ihnen am heutigen Tag eine Vielzahl von Informationen und Impul- sen bieten, die Anlass zum Reflektieren geben und eventuell zur Veränderung anre- gen.

Auf der Basis, dass der Mensch zum demokratischen Handeln mündig im Sinne von autonom sein muss, wollen wir heute darüber nachdenken, welche Möglichkeiten wir in Kindertagesstätten haben, dieses Erziehungsziel zu verfolgen; zumal dies laut Kin- dertagesstätten-Gesetz unser primärer Auftrag ist. Sie erinnern sich, wir sollen Kinder zu eigenverantwortlichen und gesellschaftsfähigen Menschen erziehen.

Eine Möglichkeit dazu bietet das Grundprinzip, Kinder am Alltagsgeschehen zu betei- ligen. Partizipation bedeutet, den Kindern das Recht zur Einmischung in ihre eigenen Angelegenheiten und in die der Gemeinschaft zu gewähren.

Und dies liegt nicht im Ermessen der pädagogischen Fachkraft, sondern ist, wie wir gleich hören werden, gesetzlich vorgeschrieben.

Sie sehen, das Thema Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten ist sehr umfang- reich.

Wir hoffen, Ihnen mit dem heutigen Tag einen interessanten Überblick über das The- ma, sowohl in wissenschaftlicher als auch in praktischer Hinsicht, zu geben.

Ich wünsche Ihnen erkenntnisreiche Stunden, einen guten Austausch und viel Spaß!

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Zusammenfassung des Vortrags

Prof. Dr. Irit Wyrobnik, Hochschule Koblenz

(am 14.08.2018, Koblenz)

Bildung beginnt mit der Geburt – Partizipation ebenso! Demokratische Bildung in Kinderta-

geseinrichtungen

Frau Prof. Dr. Irit Wyrobnik lehrt in verschiedenen Studiengängen des Fachbereichs Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz und ist Vorstandsmitglied im Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung ǀ Rheinland-Pfalz (IBEB). Ihre Arbeitsschwerpunk- te lauten: Erziehungs- und Bildungsprozesse in der Kindheit, Elementardidaktik und Professionalisierung der Frühpädagogik, Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrich- tungen, die Pädagogik Janusz Korczaks, Partizipation und Demokratiebildung sowie pädagogische Anthropologie.

In ihrem Vortrag „Bildung beginnt mit der Geburt – Partizipation ebenso! Demokrati- sche Bildung in Kindertageseinrichtungen“ zeigte sie auf, weshalb Partizipation bereits in der frühen Kindheit und vor allem auch in Kindertageseinrichtungen von hoher Be- deutung ist.

Zuerst bezog sie sich auf Gerd E. Schäfer und entfaltete den Gedanken „Bildung be- ginnt mit der Geburt“. Anschließend erläuterte sie, weshalb man auch davon sprechen kann, dass Partizipation schon sehr früh – zugespitzt formuliert „mit der Geburt“ – be- ginnt. Hierzu verwies sie auf den Pädagogen Janusz Korczak (1878-1942), dem be- reits in seinem Text „Bobo“ von 1914 der Nachweis gelang, dass selbst kleine Kinder im wahrsten Sinne des Wortes „partizipieren“, und zwar im Sinne von teilhaben, teil- nehmen und sich beteiligen (Wyrobnik 2009). Selbst wenn sie sich noch nicht verbal auszudrücken vermögen, beeinflussen sie die Erwachsenen mit ihrer Mimik und Ges- tik und fordern diese, zum Beispiel ihre Eltern, zu einer Antwort heraus − im besten Fall zu „sensitiver Responsivität“ (Remsperger 2011).

Im weiteren Verlauf ihres Vortrags verwies sie unter anderem auf den Aufsatz von Yvonne Rehmann zur „Partizipation in der Krippe“ (Rehmann 2017). Rehmann defi- niert Partizipation in diesem Zusammenhang als „Beteiligung und aktive Mitwirkung der Mädchen und Jungen an Entscheidungen, die sie persönlich oder auch als Teil ihrer Krippengruppe betreffen“ (ebd., S. 132).

Es folgte ein rechtlicher Teil, in dem die für Partizipation entscheidenden Gesetzes- texte und Bestimmungen präsentiert wurden, um deutlich zu machen, dass Kinder ein Recht auf Partizipation haben. Dabei ging sie sowohl auf internationale Texte, wie die UN-Kinderrechtskonvention ein, als auch auf das SGB VIII, das BGB sowie die Lan- desverfassung von Rheinland-Pfalz. Anhand mehrerer Artikel und Paragrafen zeigte

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sie die Bedeutung auf, die darin Partizipation zugeschrieben wird. Die Erziehungs- wissenschaftlerin betonte auch die entsprechenden Textstellen in den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz sowie die diesbe- züglichen Abschnitte im Entwurf zum rheinland-pfälzischen Kita-Zukunftsgesetz.

Nach diesem theoretischen Input leitete sie zum praxisbezogenen Teil ihrer Ausfüh- rungen über, indem sie einige Impulsfragen an das Publikum richtete. Hier wurde zum Beispiel deutlich, dass die anwesenden pädagogischen Fachkräfte bereits Erfahrun- gen mit Partizipation in ihren Einrichtungen haben, die wenigsten Einrichtungen aber über eine schriftlich fixierte Kita-Verfassung verfügen.

Im anschließenden zweiten Teil des Vortrags wurde das Konzept „Die Kinderstube der Demokratie“ vorgestellt, wobei ein Forschungsprojekt dazu von Richter, Leh- mann und Sturzenhecker im Mittelpunkt stand: „So machen Kitas Demokratiebildung.

Empirische Erkenntnisse zur Umsetzung des Konzepts ‚Die Kinderstube der Demo- kratie‘ “ (Richter/Lehmann/Sturzenhecker 2017). Zuerst wurden wesentliche Elemente der „Kinderstube der Demokratie“ präsentiert, bevor entsprechende Evaluations- und Forschungsergebnisse entfaltet wurden.

Anhand eines konkreten Beispiels, nämlich der städtischen Kita „Römerquelle“ in Mainz-Finthen, wurde schließlich aufgezeigt, wie Partizipation und Demokratie in der Kita gelebt werden können. Zum Schluss wurde dargestellt, dass durch mehr Partizi- pation in der Kita letztlich alle profitieren: die Kinder, die Leitung, die pädagogischen Fachkräfte, die Eltern sowie der Träger. Eine abschließende Diskussion mit den Fach- kräften rundete den Vortrag ab.

Literatur:

Rehmann, Yvonne: Partizipation in der Krippe, in: Knauer, R./Sturzenhecker, B. (Hrsg.): De- mokratische Partizipation von Kindern, Weinheim/Basel 2016, S. 132-156

Remsperger, Regina: Sensitive Responsivität. Zur Qualität pädagogischen Handelns im Kin- dergarten, Wiesbaden 2011

Richter, E./Lehmann, T./Sturzenhecker, B.: So machen Kitas Demokratiebildung. Empirische Erkenntnisse zur Umsetzung des Konzepts „Die Kinderstube der Demokratie“, Weinheim/Ba- sel 2017

Wyrobnik, Irit: Partizipation − praktisch, oder: von J. Korczak für die Kita-Arbeit lernen, in: KiTa aktuell. Fachzeitschrift für Leitungen, Fachkräfte und Träger der Kindertagesbetreuung, Hes- sen/Rheinland-Pfalz/Saarland, 02.2017, S. 32-34

Wyrobnik, Irit: Kinder durch Partizipation stärken, in: Wyrobnik, Irit (Hrsg.): Wie man ein Kind stärken kann. Ein Handbuch für Kita und Familie. Göttingen 2016 (2. Auflage), S. 119-130 (mit Stephanie Krause)

Wyrobnik, Irit.: „Bobo“ oder Janusz Korczak und die frühe Kindheit, in: Kunicki, W./ Rzeszotnik, J./Tomiczek, E. (Hrsg.): Breslau und die Welt. Festschrift für Prof. Dr. Irena Swiatlowska-Pre- dota zum 65. Geburtstag, Wroclaw-Dresden 2009, S. 493-500

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Vortrag

Prof. Dr. Jörg Maywald

(am 21.08.2018, Neustadt a.d. Weinstraße)

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Grundlegendes Konzept der Fachforen für Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten

1. Einleitung/Beschreibung der aktuellen Lage in der Bundesrepublik

In den letzten Jahren hat sich die Angebotsstruktur in Kindertagesstätten verändert.

Mit dem Rechtsanspruch für Kinder ab dem 2. Lebensjahr sowie dem Ausbau der Krippen besuchen immer mehr jüngere Kinder die Einrichtungen. Durch die Erwei- terung der Öffnungszeiten verlängert sich somit auch die Verweildauer der Kinder in den Einrichtungen. Damit erhöhen sich die institutionellen Einflussmöglichkeiten auf die Entwicklung der Kinder und somit die Verantwortung für Bildung, Erziehung und Betreuung der pädagogischen Fachkräfte.

Kinder zu eigenverantwortlichen und gesellschaftsfähigen Menschen zu erziehen, ist ein gesetzlicher Auftrag von Kindertagesstätten (§1KitaGe-Rlp). Darunter fällt u.a. die Aufgabe, Kinder zu einer Demokratie-orientierten Haltung zu führen. Dies wird durch gesetzliche Vereinbarungen unterstützt, die das Kind als Träger eigener Rechte be- schreiben und die Beteiligung von Kindern einfordern (vgl. UN-Kinderrechtskonventi- on Artikel 12, Abs. 1). Auch im Entwurf des neuen Kita-Gesetzes für Rheinland-Pfalz findet das Thema Beteiligung der Kinder Beachtung. Dort heißt es: „Die Meinung und der Wille des Kindes sind bei der Gestaltung des Alltags in Kindertageseinrichtungen zu berücksichtigen und die Kinder alters- und entwicklungsgemäß zu beteiligen. Zum Wohl des Kindes und zur Sicherung seiner Rechte sollen in Tageseinrichtungen ge- eignete Verfahren der Beteiligung und Möglichkeiten der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten vorgesehen und praktiziert werden.“ (§3 Abs. 2)

Wie kann oder soll dies geschehen? Was bedeutet Demokratie? Welche gesetzlichen Grundlagen sind für den Bereich der Kindertagesstätten maßgebend? Welche Formen der Beteiligung sind schon in den Alltag von Kindertagesstätten integriert? Wie kann pädagogische Arbeit Demokratie-fördernd ausgerichtet werden?

Diese und andere Fragen geben Anlass zur Veranstaltung zweier Fachforen.

Sie richten sich an Akteure im Bereich der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Be- treuung, wie z.B. pädagogische Fachkräfte, Träger und Fachberater*innen.

2. Ziele der Veranstaltungen

Ziel dieser Veranstaltungen ist es, den Akteuren einen Einblick in gesetzliche Grundla- gen im Bereich der Demokratiepädagogik zu geben. Sie erhalten einen Überblick über verschiedene schon erprobte Modelle. Die Veranstaltungen motivieren zur Reflexion der eigenen Haltung und tragen zur Motivation bei, selbst aktiv Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten zu fördern. Durch verschiedene Beträge wird der Zusammen- hang zwischen einer mündigen Haltung der pädagogischen Fachkräfte, Partizipation und Demokratiepädagogik deutlich. Außerdem erhalten die Akteure im frühkindlichen Bereich konkrete Anregungen zur Anwendung von Beteiligungsverfahren in der Pra- xis. Im Rahmen der Veranstaltungen werden zudem Unterstützungsmöglichkeiten vor- gestellt, um Fällen von Rassismus und Ausgrenzung aktiv entgegenzutreten.

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3. Theoretische Grundlagen

Die Fachforen Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten basieren auf drei Säulen, die unmittelbar miteinander in Verbindung stehen: Politische Bildung (Demokratiepä- dagogik), Erziehung zur Mündigkeit und Partizipation. Diese Begriffe werden nachfol- gend näher erläutert und der Bezug zur Veranstaltung hergestellt.

3.1 Politische Bildung in Deutschland

Der Begriff politische Bildung umfasst alle Lernangebote mit dem Ziel, Fähigkeiten und Wissen von Menschen im Umgang mit Politik zu erweitern. Schon seit Beginn des neuzeitlichen Schulsystems im 16. Jahrhundert gehört politische Bildung zu den Aufgaben von Schule. Zunächst wurde sie im Rahmen der religiösen Erziehung, spä- ter als Element des Geschichts-, Geografie- oder Deutschunterrichts verankert. Eine eigenständige Fachdiskussion zur politischen Bildung wurde ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geführt. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach einer angemes- senen Vorbereitung von (jungen) Menschen auf ihre neue Rolle als Staatsbürger – an Stelle der Rolle des fürstlichen Untertanen. Sowohl im Wilhelminischen Kaiserreich, in der Weimarer Republik und auch wieder in der DDR wurde der Begriff Staatsbür- gerliche Erziehung oder Staatsbürgerkunde als Bezeichnung des Unterrichtsfachs ge- nutzt. Den Begriff politische Bildung prägte im Jahr 1891 der Rektor der Universität Wien, Adolf Exner. „Trotz solcher frühen Ansätze kam es in Deutschland bis 1945 (bzw. im Osten bis 1989) nicht zur breiten Durchsetzung einer demokratischen orien- tierten politischen Bildung. In den deutschen Diktaturen wurden frühe Ansätze durch eine massive Indoktrinationspolitik in Schule und außerschulischer Bildung ersetzt.“

(Sander, W. 2009, www.bpb.de)

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stießen die Alliierten mit einer Politik der Re-education, der demokratischen Neuerziehung, einen Neubeginn der politischen Bildung in Westdeutschland an. In den 1950er–Jahren standen Rückbezüge auf die staatsbürgerliche Erziehung von vor 1933 und eine sozialerzieherisch ausgerichtete

„Partnerschaftserziehung“ miteinander im Wettstreit (vgl. ebd.).

1976 wurde die damalige politische Polarisierung innerhalb der Fachdiskussion mit dem „Beutelsbacher Konsens“ beendet. Dieser stellte in drei Prinzipien klar, dass poli- tische Bildung frei von jeder Indoktrination sein muss. Sie darf nicht für eine politische Position werben (vgl. ebd.).

Der Beutelsbacher-Konsens

1. Überwältigungsverbot.

Es ist nicht erlaubt, den Schüler – mit welchem Mittel auch immer – im Sinne erwünsch- ter Meinungen zu überrumpeln und damit an der „Gewinnung eines selbständigen Ur- teils“ zu hindern. Hier genau verläuft nämlich die Grenze zwischen politischer Bildung und Indoktrination. Indoktrination aber ist unvereinbar mit der Rolle des Lehrers in einer demokratischen Gesellschaft und der – rundum akzeptierten – Zielvorstellung von der Mündigkeit des Schülers.

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2. Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.

Diese Forderung ist mit der Vorgenannten aufs engste verknüpft, denn wenn unter- schiedliche Standpunkte unter den Tisch fallen, Optionen unterschlagen werden, Al- ternativen unerörtert bleiben, ist der Weg zur Indoktrination beschritten. Zu fragen ist, ob der Lehrer nicht sogar eine Korrekturfunktion haben sollte, d.h., ob er nicht solche Standpunkte und Alternativen besonders herausarbeiten muss, die den Schülern (und anderen Teilnehmern politischer Bildungsveranstaltungen) von ihrer jeweiligen politi- schen und sozialen Herkunft her fremd sind.

Bei der Konstatierung dieses zweiten Grundprinzips wird deutlich, warum der persön- liche Standpunkt des Lehrers, seine wissenschaftstheoretische Herkunft und seine politische Meinung verhältnismäßig uninteressant werden. Um ein bereits genanntes Beispiel erneut aufzugreifen: Sein Demokratieverständnis stellt kein Problem dar, denn auch dem entgegenstehende andere Ansichten kommen ja zum Zuge.

3. Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren,

sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne seiner Interessen zu beeinflussen. Eine solche Zielsetzung schließt in sehr starkem Maße die Betonung operationaler Fähigkeiten ein, was eine logische Konsequenz aus den beiden vorhergenannten Prinzipien ist. (Wehling o. A., www.bpb.de)

Damit wurden die Leitlinien für politische Bildung festgelegt, die bis heute noch Gültig- keit haben.

Anders als zu Zeiten der Weimarer Republik, ist die Verankerung politischer Bildung im schulischen Bildungssystem und in der außerschulischen Jugend- und Erwachsenen- bildung in der Bundesrepublik Deutschland gelungen (vgl. Sander 2009, www.bpb.de).

In allen Bundesländern gibt es ein Unterrichtsfach für politische Bildung, an Hochschu- len hat sie sich als eigene Wissenschaftsdisziplin etabliert, und verschiedene freie und öffentliche Träger bieten Veranstaltungen zur Themen politischer Bildung an.

3.2 Demokratie

Politische Bildung in Deutschland ist immer unter dem Aspekt der Demokratiebildung zu sehen.

Der Begriff Demokratie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Herrschaft des Volkes“. Da sich heute auch Diktaturen als „wahre“ Demokratien bezeichnen, muss diese Herrschaftsform genauer charakterisiert werden (vgl. Thurich 2011, www.bpb.

de). Die Merkmale dieser Charakterisierung finden sich in der Freiheitlich Demokrati- schen Grundordnung. „Damit ist die demokratische Ordnung in Deutschland gemeint, in der demokratische Prinzipien [Art. 20GG] und oberste Grundwerte gelten, die un- antastbar sind.“ (Thurich 2011, www.bpb.de) Dazu gehören in erster Linie die Würde des Menschen {Art. 1 GG] und Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz. Außerdem be- stimmt das Volk selbst in regelmäßigen Wahlen, wer es regieren soll. Dazu hat es die Auswahl zwischen verschiedenen, miteinander konkurrierenden Parteien. Dabei gilt das Mehrheitsrecht. Demokratie bedeutet auch Herrschaft auf Zeit. Es besteht auch die Möglichkeit, eine regierende Partei wieder abzuwählen (vgl. Thurich 2011, www.

bpb.de).

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3.3 Mündigkeit

Die Freiheit, die Demokratie als Staatsform bietet, setzt voraus, dass die Menschen, die in ihr leben mündig denkende und handelnde Personen sind. Darauf wies schon der Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno (1903-1969) hin. Er beschrieb „Erzie- hung zur Mündigkeit“ als ein selbstverständliches Erziehungsziel vor dem Hintergrund einer demokratischen Verfassung (vgl. Adorno und Becker 1970, S. 140).

Was bedeutet Mündigkeit? Im allgemeinen Sprachgebrauch wird ein Mensch als

„mündig“ bezeichnet, wenn er volljährig ist. Damit ist er auch voll geschäftsfähig und straffähig. Er verfügt über die vollen Bürgerrechte, ist wahlberechtigt und darf selbst wählen. Mündigkeit bedeutet für sein Handeln, die Verantwortung zu übernehmen (vgl Schneider und Toyka-Seid 2018 www.bpb.de). Des Weiteren bedeutet „Mündigkeit“

Selbstbestimmung und Urteilsfähigkeit. „Man spricht oftmals von „mündigen Bürgern“

und meint damit, dass die Bürger und Bürgerinnen nicht nur für sich selbst Verant- wortung übernehmen, sondern auch für ihren Staat und ihre Gesellschaft. In einer Demokratie wie in Deutschland ist das besonders wichtig. Die Demokratie braucht mündige Bürger und Bürgerinnen, die sich interessieren und engagieren, die bereit sind, politisch im Staat mitzuwirken.“ (Schneider und Toyka-Seid 2018, www.bpb.de) Theodor W. Adorno bezieht sich mit seiner Definition von Mündigkeit auf Immanuel Kant. Dieser sieht in der Aufklärung den Schlüssel zur Mündigkeit: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedie- nen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eige- nen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung“ (Kant 1977b, S. 53). Kant bezeichnet jeden als unmündig, der aus reiner Faulheit seinen eigenen Verstand nicht nutzt. Er beschreibt, dass sich ein großer Teil der Menschheit lieber auf die Meinung anderer verlässt, als den Aufwand des „selber Denkens“ zu betreiben.

Als Beispiel führt er die Orientierung an Büchern, Seelsorgern und Ärzten auf, welche einem das eigene Danken abnehmen (vgl. Kant 1977b, S. 53).

In Betrachtung der verschiedenen Sichtweisen auf den Mündigkeitsbegriff wird deut- lich, dass dieser nicht nur mit dem Erlangen der Volljährigkeit einem Menschen selbst zu Teil wird, sondern der eigenen Entscheidung bedarf, sich ohne fremde Leitung mit Inhalten auseinanderzusetzen. Außerdem bedarf Mündigkeit der Selbstreflexion und des Mutes zum Widerspruch.

Hier wird der Zusammenhang von Mündigkeit und Demokratie deutlich. Adorno erklärt, dass Demokratie auf der Willensbildung jedes einzelnen beruht. Daher müssen seines Erachtens die Fähigkeit und der Mut eines jeden, sich seines Verstandes zu bedienen, zwingend vorausgesetzt werden (vgl. Adorno und Becker 1970, S. 140).

Demokratie-orientiertes Handeln bedarf einer (Grund)Haltung, die eine persönliche Entscheidung sowie Engagement mündig zu leben voraussetzt. Dies bedeutet Infor- mationen zu sammeln und auszuwerten, sich selbst zu reflektieren und den Mut einem

„Mainstream“ zu wiedersprechen, wenn man selbst zu anderen Erkenntnissen gelangt ist. Kant ermutigt dazu, sich seines Verstandes zu bedienen. Kant gibt keine Hinweise darauf, dass Mündigkeit eines gewissen Alters bedarf, jedoch ist davon auszugehen, dass Wissen und Erfahrung als Reflexionsgrundlage nötig sind, um mündig zu ent- scheiden.

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3.4 Partizipation

Der Begriff Partizipation geht auf das lateinische Wort „particeps“ (= „teilnehmend“) zurück und steht für „Beteiligung“, „Teilhabe“, „Mitwirkung“ und „Einbeziehung“. Parti- zipation als ein wichtiges Gestaltungselement der deutschen Entwicklungszusammen- arbeit bedeutet, dass sich Menschen (Bevölkerungsgruppen, Organisationen, Verbän- de, Parteien) aktiv und maßgeblich an allen Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, beteiligen. Partizipation eröffnet den verschiedenen Zielgruppen die Möglichkeit, ihre Interessen zu artikulieren und durchzusetzen. Außerdem können sie ihre Wertvorstel- lungen einbringen, sich dadurch Vorhaben zu eigen machen und Verantwortung über- nehmen (vgl. o.A. www.bmz.de).

Rüdiger Hansen und Raingard Knauer beschäftigen sich mit Grundsätzen und Mög- lichkeiten der Beteiligung von Kindern. Sie erklären Partizipation als Mitentscheidung über das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft (vgl. Hansen et al. 2009, S.

46). Außerdem machen sie darauf aufmerksam, dass es sich dabei um ein Recht der Kinder handelt. „Partizipation von Kindern meint das Recht von Kindern, sich in ihre eigenen Angelegenheiten einzumischen. Wird Partizipation verstanden als Beteiligung an Entscheidungen, wird sie zentraler Bestandteil einer subjektorientierten und demo- kratieorientierten Pädagogik.“ (Hansen et al. 2009, S. 46)

Rüdiger Hansen und Raingard Knauer weisen darauf hin, dass die Beteiligung von Kindern, wenn sie nicht nur aus Gnade gewährt wird, sondern strukturell als Recht verankert ist, ihnen Erfahrungen demokratischen Handelns eröffnet. Dies ermöglicht den Erwerb von Demokratie-Kompetenzen (vgl. Hansen et. Al 2009, S. 48).

Durch Partizipation wird Erziehung dem Anspruch gerecht, Kindern die Möglichkeit zur aktiven Auseinandersetzung mit sich selbst und der Welt zu bieten und somit den Selbstbildungsprozess anzuregen. „Damit steht das Verstehen der Kinder am Anfang pädagogischer Bildungsunterstützung. Mit was beschäftigt sich das Kind? Mit welchen Fragen und Herausforderungen setzt es sich auseinander? Wie können wir das Kind in seinen individuellen Bildungsprozessen begleiten? Dieser Perspektivenwechsel, von einer Vermittlungs- zur Aneignungsorientierung benötigt Partizipation.“ (Hansen et al. 2009, S. 47)

Hier wird die Verantwortung des Erwachsenen deutlich. Kinder können sich ihre Rech- te nicht einfordern. Es liegt in der Hand der pädagogischen Fachkraft, mit Partizipation zu beginnen (vgl. Hansen 2009, S. 47). „Damit Kinder sich beteiligen können, müssen sich zunächst die Erwachsenen damit auseinander setzen, was sie Kindern zutrauen und wo sie bereit sind, Kinder zu beteiligen.“ (Hansen et al. 2009, S. 47) Dies bedarf der Reflexion des Erwachsenen. Er muss sich darüber bewusst sein, dass es ein Machtgefälle zwischen ihm und dem Kind gibt. Dies ist zum einen durch sein Alter, seine körperliche und geistige Überlegenheit und auch durch seine Funktion innerhalb der pädagogischen Institution begründet. Hansen (2009) empfiehlt im Vorfeld ein Selbstverständnis zu entwickeln und dazu folgende Fragen zu klären: „

• Welches Bild vom Kind bestimmt mein pädagogisches Handeln?

• Welche (Entscheidungs-) Rechte gestehe ich Kindern zu?

• Welche Anforderung stellt die Beteiligung der Kinder an mich?“

(Hansen 2009, S. 47).

Referenzen

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