Interpretation von Interpretation von
Intonation Intonation
Matthias Mahrhofer Matthias Mahrhofer
Simone Falk
Simone Falk
2 2
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Intonation and interpretation:
Intonation and interpretation:
phonetics and phonology phonetics and phonology
Biologische Codes Biologische Codes
• sind sind
affektiv -> Sprecher affektiv -> Sprecher
informativ -> Diskurs informativ -> Diskurs
• Wirkung ohne notwendige Ursache Wirkung ohne notwendige Ursache
• Grammatik Grammatik
Frequency Code Frequency Code
Grundlage Grundlage
• Ohala Ohala
• Ursache evolutionär Ursache evolutionär
Affektive Interpretation Affektive Interpretation
• Tief: groß, dominant, aggressiv Tief: groß, dominant, aggressiv
• Hoch: klein, unterwürfig, höflich Hoch: klein, unterwürfig, höflich
Informationale Interpretation Informationale Interpretation
• Unsicherheit vs. Sicherheit Unsicherheit vs. Sicherheit
4 4
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Effort Code Effort Code
Aufwand -> Präzision & F0-Höhe Aufwand -> Präzision & F0-Höhe
Affektive Interpretation Affektive Interpretation
Informationale Interpretation Informationale Interpretation
• Betonung Betonung
Grammatikalisierung Grammatikalisierung
• Fokus Fokus
• Phonologische Kontrastierung Phonologische Kontrastierung
• Unterdrückung von Downstep Unterdrückung von Downstep
Production Code Production Code
Breath Groups Breath Groups
Deklination Deklination
• Hoher Beginn: neues Thema Hoher Beginn: neues Thema
• Tiefer Beginn: Fortführung Rhema Tiefer Beginn: Fortführung Rhema
• Hohes Ende: Fortführung erwartet Hohes Ende: Fortführung erwartet
• Tiefes Ende: Ende. Tiefes Ende: Ende.
Formal in Grammatik verankert Formal in Grammatik verankert
6 6
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Ersatzvariablen Ersatzvariablen
Ursache und Prosodie-Effekt Ursache und Prosodie-Effekt
• Breath Groups vs. Äußerungen Breath Groups vs. Äußerungen
• F0-Gipfelverzögerung vs. F0-Gipfelhöhe F0-Gipfelverzögerung vs. F0-Gipfelhöhe
Verzögerung als Ersatz für Höhe Verzögerung als Ersatz für Höhe
F0-Gipfelverzögerung F0-Gipfelverzögerung
Effort Code Effort Code
• Späte Gipfel sind prominenter Späte Gipfel sind prominenter
Frequency Code Frequency Code
• Informativ: späte Gipfel in Fragesätzen Informativ: späte Gipfel in Fragesätzen
• Affektiv: Frauen in Japan Affektiv: Frauen in Japan
Production Code Production Code
• Wichmann: Wichmann:
neues Thema -> später Gipfel
neues Thema -> später Gipfel
8 8
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Die Bedeutung Grammatik Die Bedeutung Grammatik
Oft im Gegensatz zu den Oft im Gegensatz zu den Biologischen Codes
Biologischen Codes
Biologische Codes unterschiedlich Biologische Codes unterschiedlich stark
stark
Grammatik „bedient“ nicht nur Grammatik „bedient“ nicht nur
Phonologie sondern auch Semantik
Phonologie sondern auch Semantik
Grammatik – Beispiele Grammatik – Beispiele
Akzentverteilung Akzentverteilung
• TOO many COOKS SPOIL the BROTH TOO many COOKS SPOIL the BROTH
• TOO many COOKS spoil the BROTH TOO many COOKS spoil the BROTH
Verhandeln gemeinsamen Verhandeln gemeinsamen Diskursverständnisses
Diskursverständnisses
Konturen Konturen
• Formen teils zu komplex für die Formen teils zu komplex für die Biological Codes
Biological Codes
10 10
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Art des Fokus Art des Fokus
Ausdruck
Ausdruck Sprecher Sprecher Hörer Hörer ADD
ADD It‘s John It‘s John Inference Inference Supply Info Supply Info H*L H*L SELECT
SELECT It‘s John It‘s John Realisation Realisation Reminder Reminder H*L H% H*L H%
TEST TEST It‘s John It‘s John Request Info Request Info Challenge Challenge L*H L*H
Language-Specificity in the Perception Language-Specificity in the Perception
of Paralinguistic Intonational Meaning of Paralinguistic Intonational Meaning
Fragestellungen: Fragestellungen:
• 1. Welche intonatorischen Merkmale 1. Welche intonatorischen Merkmale konstituieren paralinguistische
konstituieren paralinguistische
Bedeutungen im Englischen (Southern Bedeutungen im Englischen (Southern British Englisch) und Niederländischen?
British Englisch) und Niederländischen?
• 2. Gibt es sprachspezifische Unterschiede 2. Gibt es sprachspezifische Unterschiede in der Interpretation dieser Bedeutungen?
in der Interpretation dieser Bedeutungen?
12 12
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Vorhersagen Vorhersagen
Mögliche Unterschiede Mögliche Unterschiede
Vorhersagen Vorhersagen
Niederländisch hat einen geringeren Niederländisch hat einen geringeren Tonhöhenumfang
Tonhöhenumfang
14 14
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Getestete Bedeutungen Getestete Bedeutungen
Experiment 1: Frequency Code Experiment 1: Frequency Code
Wahrnehmung des Gesagten als... Wahrnehmung des Gesagten als...
• Selbstbewusst vs. nicht selbstbewusst Selbstbewusst vs. nicht selbstbewusst
• Freundlich vs. nicht freundlich Freundlich vs. nicht freundlich
Experiment 2: Effort Code Experiment 2: Effort Code
Wahrnehmung des Gesagten als... Wahrnehmung des Gesagten als...
• Emphatisch vs. nicht emphatisch Emphatisch vs. nicht emphatisch
• Überrascht vs. nicht überrascht Überrascht vs. nicht überrascht
Hypothesen Hypothesen
Unterschied Englisch-Niederländisch ist ein Unterschied Englisch-Niederländisch ist ein TYPE 1-Phänomen (relative Skala), d.h...
TYPE 1-Phänomen (relative Skala), d.h...
...Niederländische Sprecher nehmen bei ...Niederländische Sprecher nehmen bei gleicher Tonhöhenveränderung größere gleicher Tonhöhenveränderung größere
Unterschiede in der semantischen Qualität Unterschiede in der semantischen Qualität
von Äußerungen wahr als englische von Äußerungen wahr als englische
Sprecher
Sprecher
16 16
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Vorgehen Vorgehen
Versuchspersonen Versuchspersonen
• Exp.1: 42 N-Sprecher (23 w., 19 m.) Exp.1: 42 N-Sprecher (23 w., 19 m.) 22 E-Sprecher (16 w., 6 m.) 22 E-Sprecher (16 w., 6 m.)
• Exp.2: 25 N-Sprecher (14 w., 11 m.) Exp.2: 25 N-Sprecher (14 w., 11 m.) 25 E-Sprecher (18 w., 7 m.) 25 E-Sprecher (18 w., 7 m.)
Methode Methode
• Rating der Bedeutungen auf einer Visual Rating der Bedeutungen auf einer Visual Analog Scale
Analog Scale
Stimuli und Variablen Stimuli und Variablen
Exp. 1: Frequency Code (398 Sätze) Exp. 1: Frequency Code (398 Sätze)
• Sprechakt und Satzart Sprechakt und Satzart
Frage nach Sachinformation: w-Frage Frage nach Sachinformation: w-Frage
Bitte um einen Gefallen: ja/nein-Frage Bitte um einen Gefallen: ja/nein-Frage
Anweisung: Imperativ + Deklarativsatz Anweisung: Imperativ + Deklarativsatz
• Tonhöhenkontur (H*L L%, L*H H%) Tonhöhenkontur (H*L L%, L*H H%)
• Register Register
• Tonhöhenumfang Tonhöhenumfang
18 18
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Beispiel, Exp. 1 Beispiel, Exp. 1
Sachinformation:
What’s the LEvel of this course?
Wat is het niVEAU
van deze cursus?
Ergebnisse Exp. 1 Ergebnisse Exp. 1
Intonatorische Merkmale: Intonatorische Merkmale:
• Je höher Register & je größer der Umfang desto Je höher Register & je größer der Umfang desto größer der Grad an wahrgenommener
größer der Grad an wahrgenommener Freundlichkeit und desto geringer
Freundlichkeit und desto geringer
wahrgenommenes Selbstbewusstsein wahrgenommenes Selbstbewusstsein
Sprachspezifische Unterschiede (Register) Sprachspezifische Unterschiede (Register)
• Selbstbewusstsein: TYPE 1, Relative Scale Selbstbewusstsein: TYPE 1, Relative Scale (Anweisung und Information)
(Anweisung und Information)
• Freundlichkeit: TYPE 1, aber Use-it-or loose-it Freundlichkeit: TYPE 1, aber Use-it-or loose-it
(Dutch weniger sensitiv für Registervariation?)
(Dutch weniger sensitiv für Registervariation?)
20 20
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Ergebnisse Exp. 1 Ergebnisse Exp. 1
Selbst- Selbst-
bewusstsein bewusstsein
Freundlichkeit
Freundlichkeit
Exp. 2, Effort Code (198 Sätze) Exp. 2, Effort Code (198 Sätze)
Peak-Höhe Peak-Höhe + Phrasen- + Phrasen- Grenzton
Grenzton
Peak-Alignierung + Peak-Alignierung + Phrasen-Grenzton Phrasen-Grenzton
Peak-Alignierung Peak-Alignierung + + Peak-Höhe
Peak-Höhe
Register Register
22 22
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Ergebnisse Exp. 2 Ergebnisse Exp. 2
Intonatorische Merkmale Intonatorische Merkmale
• Je höher der Peak, desto mehr Emphase und Je höher der Peak, desto mehr Emphase und Überraschung wird wahrgenommen.
Überraschung wird wahrgenommen.
• Je höher das Register desto größere Je höher das Register desto größere Überraschung wird wahrgenommen.
Überraschung wird wahrgenommen.
Sprachspezifische Unterschiede Sprachspezifische Unterschiede
• TYPE 1: Für Peak-Höhe machen niederländische TYPE 1: Für Peak-Höhe machen niederländische Hörer größere Unterschiede.
Hörer größere Unterschiede.
• TYPE 2: Niederländisch: mehr Emphase bei TYPE 2: Niederländisch: mehr Emphase bei
höherem Register, Englisch: weniger Emphase!
höherem Register, Englisch: weniger Emphase!
Peak-Höhe und Emphase Peak-Höhe und Emphase (TYPE 1) (TYPE 1)
Register und Emphase Register und Emphase
(TYPE 2)
(TYPE 2)
24 24
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Ergebnisse Exp. 2 Ergebnisse Exp. 2
Parameter, die nur für englische Hörer Parameter, die nur für englische Hörer relevant sind (TYPE 3)
relevant sind (TYPE 3)
• Peak-Alignierung Peak-Alignierung
(je später der Peak, desto größer die (je später der Peak, desto größer die
wahrgenommene Überraschung) wahrgenommene Überraschung)
• Grenztöne Grenztöne
(L% signalisiert größere Emphase, (L% signalisiert größere Emphase,
H% größere Überraschung)
H% größere Überraschung)
Universalien und Universalien und
sprachspezifische Bedeutungen sprachspezifische Bedeutungen
Englisch: je höher Register desto Englisch: je höher Register desto freundlicher, desto weniger
freundlicher, desto weniger emphatisch
emphatisch
Niederländisch: je höher Register Niederländisch: je höher Register desto emphatischer, desto weniger desto emphatischer, desto weniger
selbstbewusst
selbstbewusst
26 26
28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber 28.06.2007, Seminar Intonation, Jonathan Harrington/Felicitas Kleber
Kritik Kritik
Mehrdeutige Form-Funktion-Beziehungen Mehrdeutige Form-Funktion-Beziehungen (1 phonetischer Parameter - 3 Codes –
(1 phonetischer Parameter - 3 Codes – X Interpretationen)
X Interpretationen)
"Biologische" Codes eher "kulturelle" Codes, bzw. "Biologische" Codes eher "kulturelle" Codes, bzw.
"sprachlich-pragmatische" Codes
"sprachlich-pragmatische" Codes
andere Ebenen der Sprache nicht berücksichtigt andere Ebenen der Sprache nicht berücksichtigt
Codes sind absolute Universalien im Sinne B. Codes sind absolute Universalien im Sinne B.
Bickels (2007): Axiome, deduktiv, letztlich nicht Bickels (2007): Axiome, deduktiv, letztlich nicht
beweisbar
beweisbar
Literatur Literatur
Chen, A, Gussenhoven, C., and Rietveld, T. (2004). Language-specificity in Chen, A, Gussenhoven, C., and Rietveld, T. (2004). Language-specificity in the perception of paralinguistic intonational meaning.
the perception of paralinguistic intonational meaning. Language & Speech, Language & Speech , 47, 311-349.
47, 311-349.
Gussenhoven, C. (2002). Intonation and interpretation: Phonetics and Gussenhoven, C. (2002). Intonation and interpretation: Phonetics and Phonology.
Phonology. Speech Prosody 2002: Proceedings of the First International Speech Prosody 2002: Proceedings of the First International Conference on Speech Prosody.
Conference on Speech Prosody. Aix-en-Provence, ProSig and Université de Aix-en-Provence, ProSig and Université de Provence Laboratoire Parole et Language,
Provence Laboratoire Parole et Language, 47-57. 47-57.
Bickel, B. (2007 in press). Absolute and statistical universals. In: Hogan, P. Bickel, B. (2007 in press). Absolute and statistical universals. In: Hogan, P.
(ed.): The Cambridge Encyclopedia of language sciences.
(ed.): The Cambridge Encyclopedia of language sciences.
Gussenhoven, C. (2004). The Phonology of Tone and Intonation Cambridge: Gussenhoven, C. (2004). The Phonology of Tone and Intonation Cambridge:
Cambridge University Press.
Cambridge University Press.
Ohala, J. J. (1983). Cross-Language Use of Pitch: An Ethological View. Ohala, J. J. (1983). Cross-Language Use of Pitch: An Ethological View.
Phonetica 40
Phonetica 40, 1-18. , 1-18.