Umwelt als analytisches Ziel
Umwelt bezieht alle Gebiete ein, die das Wohlbefinden der lebenden Organismen beeinflussen; (Atmosphäre, Hydrosphäre, Geosphäre) - Platz wo wir leben und arbeiten
- Luft, die wir atmen, Wasser das wir trinken, Nahrung die wir essen - unberührte Natur
- Teile der Atmosphäre, die uns vor gefährlicher Strahlung schützen Die Auswirkung von Umweltverschmutzungen können sich in
Prozessen ausdrücken, die Einfluss auf das Wohlbefinden haben:
∗ physikalischer Effekt ⇒ globale Erwärmung
∗ chemischer Effekt ⇒ Ozonabreicherung
∗ biologischer Effekt ⇒ Zerstörung des Regenwaldes
Umweltanalytische Schwerpunkte
- einen Beitrag zur Schadstofferkennung zu leisten
- Wirkung, Verteilung und den Kreislauf von Schadstoffen zu erkennen - Ursache-Wirkungs-Beziehungen aufzuklären
- Umweltmonitoring zu befördern
- Grenzwerte von Schadstoffbelastungen zu definieren und dem Gesetzgeber vorzuschlagen
- Einhaltung von durch Gesetze und Verordnungen vorgegebene Grenzwerte zu kontrollieren
Moderne Umweltanalytik
- Chemischen Zustand und Verhalten des Spezies (Schadstoffes) im Umweltkompartiment selbst zu analysieren
damit:
- Wirkungsursachen und Ausbreitungsmechanismen der Schadstoffe besser erkennen
- Interdisziplinäre Forschung,
Zusammenwirken von Umweltanalytik
mit z.B. Umweltchemie, Technologie, Hydrologie, Geologie, Biologie, Mathematik
Umweltchemie/Umweltanalytik:
Relevante Prozesse auf molekularer Ebene erkennen und verstehen und auf das geochemische und biologische Umfeld - die Umwelt - übertragen !
Gefahrenbeurteilung:
- nach Exposition und Bioverfügbarkeit
Exposition:
Konzentration einer Umweltchemikalie und die Zeitspanne, in der der Organismus ausgesetzt wurde
Bioverfügbarkeit:
Verteilung und Umwandlung von Chemikalien in der Umwelt ein- schließlich der biologischen Verfügbarkeit
Gefahrenbeurteilung:
- nach Giftigkeit:
- akuter Wirkung (sofort bei einmaliger Verabreichung, LD50) - subakuter Wirkung (nach 1 bis 3 Monaten)
- chronischer Toxizität (Giftwirkung tritt auf nach einer Verabreichungsdauer von über 6 Monaten
entsprechende toxikologischen Tests von Umweltchemikalien - Kurzzeit, hohe Konzentration (akute Wirkung)
- Langzeit, kleine Konzentration (chronische Wirkung)
Ökotoxikologische Tests
Organismus Methode, Messgröße Zeit, Parameter Akute Toxizität
Bakterien Leuchtbakterientest, Stoffwechselaktivität 15-60 min, EC501
Algen Wachstumshemmtest 72 h, EC50
Daphnien Immobilisierung, Mortalität 24 h, LC50 Fische akute Toxizität, Mortalität 96 h, LC50 Chronische Toxizität
Bakterien Wachstumshemmung Stunden, NOEC2
Algen Wachstumshemmung, Chlorophyllfluoreszenz 72 h, NOEC
Daphnien Reproduktion 21 d, NOEC
Fische verlängerter Fischtest, Mortalität, 14 d, 21 d, NOEC
1 Effect Concentration, bei der 50% der maximalen Wirkung auftritt
2 No Observed Effect Concentration
Gefahrenbeurteilung:
- Gefahren durch Stoff (Umwelttoxizität) selbst
- chemischer Unfall
- Technischer Unfall bei Produktion - Tankerunglück
- Umweltterorrismus
- Elektrische Felder
- Lärmbelastung
Bleigehalt von arktischem Eis aus verschiedenen
Tiefen (= unterschiedliches Alter)
Zeitliche Entwicklung des CO
2-Gehaltes der Atmosphäre
Quelle: „Klimatologie“, Schönwiese C-D, Ulmer, Stuttgart (1994)
Arbeitsschritte bei einer Umweltanalyse
- Probennahme
- Probenlagerung, Konservierung, Transport - Probenvorbereitung
- Messung
- Auswertung (Datenspeicherung, Kalkulation, Report)
- Interpretation
- Interne und externe Qualitätssicherung
intern:
- Standardlösungen, feste Standards - Blindproben
- reale Proben
- synthetische Proben
- zertifizierte Referenzmaterialien
(Kontrollproben laufen bei jeder Analysenserie mit !)
extern:
- Ringversuche (Standardisierung von Verfahren, Überwachung, Erstellung von zertifiziertem Referenzmaterial)
- Rückführbarkeit (Grundlage der Vergleichbarkeit ist der Bezug auf Standards)
Alles was nicht dokumentiert ist, ist nicht durchgeführt worden !
Hauptaufgaben
(Vor-Ort-Analytik)- schnelle und einfache Tests am Ort
(dadurch sofortige Einleitung von Schutzmaßnahmen möglich) - leichte Handhabung, Tragbarkeit der Geräte, kurze Zeitdauer,
kostengünstig
- Prinzip „so genau wie nötig“
- Aussage „kritisch oder nicht kritisch“
- Laborprobenverringerung, Optimierung der Analysenbedingungen im Labor
- Mobile (tragbare) Gerätesysteme
- Geräte zur Bestimmung von pH, Eh, Sauerstoff, Leitfähigkeit - tragbarer Gaschromatograph (auch GC-MS-System)
- tragbarer Flüssigkeits-Chromatograph - mobiles Massenspektrometer
- Methoden
(Vor-Ort-Analytik)- Testpapiere, Teststäbchen, Testbestecke
Testpapiere:
Charakter von Orientierungstests, ob Verbindung ab einer bestimmten Konzentration anwesend ist
Teststäbchen:
- halbquantitative Bestimmung von Ionen und Verbindungen - Prinzip „Eintauchen - kurz Abwarten - Ablesen“
- konzentrationsabhängige Färbung mit messbereichsabgestufter Farbskala vergleichen
Testbestecke:
Eigenschaft bestimmter Reagenzien genutzt mit dem gesuchten Para- meter Farbreaktionen auszulösen,
nach visuellem Farbvergleich des Prüfgefäßes mit einer Standardfarb- skala (Komperator) kann der Messwert abgelesen werden,
bei Substanzen, die selbst nicht färben, werden oft Indikatoren zugegeben, die sich verfärben
Prüfröhrchen (Dräger-Röhrchen)
- ca. 200 verschiedene Tests - Kurz- und Langzeittests
- auf Querempfindlichkeit achten
- Bestimmung von MAK-Werten (maximale Arbeitsplatzkonzentration) - Dräger-Gasspürpumpe + entsprechendes Dräger-Röhrchen
Handbedienung, Hubzahl: 1 - 50 und höher, Hubvolumen 100 ml (±5%)
Anforderungen an die Probennahme
- Repräsentanz
(Stichprobe bis 5 Einzelproben) - Homogenität
(Roh-, Misch-, Sammelprobe) - Materialfluss
(zeitproportional, volumenproportional) - Zeitabhängigkeit
(Jahreszeit, Tageszeit) - Ortsraster
- Teilraster
(z.B. Pflanze, Blüte, Stengel, Blatt, Gesamtpflanze) - Verhinderung von Kontaminationen
Probennahmeprotokoll
- Probenkennzeichnung
- Probenart (z.B. Einzelprobe aus ...) - Anlass der Probennahme
- Entnahmeort (genaue Lagebezeichnung) - Datum, Uhrzeit, Name des Probennehmers - Art der Probennahme (Gerät)
- örtliche Beobachtungen (Wetterverhältnisse)
- Beobachtungen an der Probe (Farbe, Gasentwicklung, Geruch, Vor-Ort-Messergebnisse)
Instrumentelle Analysenverfahren
Funktionsprinzip der Spektrometrie
450 500 550 600
0.0 2.0x104 4.0x104 6.0x104 8.0x104 1.0x105
Emissionswellenlänge / nm
Fluoreszenzintensität / A.E.
Beispiel:
Trinkwasseranalytik
- Qualität bei Abgabe ab Wasserwerk - Qualität bei Verbraucher
empfohlene Analysenverfahren
in:
„Deutsche Einheitsverfahren zur
Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung“
(Wasserchemische Gesellschaft- Fachgruppe in der GDCh
Normenausschuß Wasserwesen im DIN Deutsches Institut für Normung e.V.)
Organoleptische und sensorische Summenparameter
Geruch:
Geruchssinn 10mal empfindlicher als Geschmackssinn, - Wasser in Flasche umschütteln, dann Geruchsprüfung
- Differenzierung: metallisch, erdig, fischig, aromatisch, grasartig, modrig, faulig, widerlich, stinkend;
auch nach Stoffen differenzierbar: Chlor, Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Teer, Stärke Trinkwasser muß geruchlos sein !
Geschmack:
(Wenn Infektions- oder Vergiftungsgefahr besteht hat diese Prüfung zu unterbleiben !) Prüfung insbesondere von Trink- und Mineralwässern,
- kleine Menge des Wassers wird im Mund bewegt und dann geschluckt,
Differenzierung: säuerlich, salzig, süßlich, bitter, metallisch, laugig, fade, moorig, chlorig, seifig, widerlich
Färbung:
es interessiert vor allem die Färbung der dispergierten Teilchen, z.B. durch Huminstoffe gelb, braune Färbung (Fulvinsäuren),
- Sinkstoffe absetzen lassen, auch kolorimetrische Prüfung möglich, Trinkwasser muß farblos sein !
Trübung:
- Betrachtung der Flüssigkeit vor weißem, dann schwarzem Hintergrund, besser Sichtprüfung mit eingetauchter weißer Porzellanscheibe - sichtbare Eintauchtiefe ist das Maß -
- es ist auch photometrische Bestimmung möglich, kontinuierliche Trübungsmessung mittels Sonde
Sequentielle Extraktion
Gesamtgehalte langfristig verfügbar
Totalaufschluss mittelfristig verfügbar Königswasser
HCl kurzfristig verfügbar HNO3
(hochmolar) EDTA
DTPA NH4 OAc
NH4 NO3 MgCl2 CaCl2 Bodensättigungsextrakt
Beispiel:Ra-Verteilung
1. 1M Ammoniumacetat 2. 1M Natriumacetat 3. 0,1M NH4ClO 4. H2O2
5. 0,25M EDTA
6. HNO3Druckaufschluss (zur Bilanzierung)
Dioxine
• Umweltanalytik: - 10-15 g/m3 Luft in Reinluftgebieten,
- in verkehrsreichen Ballungsräumen Faktor 100 und mehr höher
Polychlordibenzo-p-dioxine (PCDD) Polychlordibenzofurane (PCDF)
Beispiel:
Analyse von Dioxin
Nomenklatur Dioxine, Furane
2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin - TCDD
2,3,7,8-Tetrachlordibenzofuran - TCDF
DIOXIN
- Herausforderung für die Umwelttechnik und Umweltanalytik – Quellen:
- Abfallverbrennung
Metallurgische Verfahren
Verunreinigung in Herbiziden (Chloraomatenchemie) - Eigenschaften:
Kristalline Festkörper, Löslichkeit: Wasser μg/l…ng/l; org.
Lösungsmittel g/l;
LD50 (Meerschwein) 0,6…2 μg/kg; Halbwertszeit 1 – 23 Tage bei Lichteinfluss
- Abfallverbrennung als Dioxinsenke katalytisch, adsorptiv
- Vietnamkrieg
Versprühen von 72 Mio. Liter Herbiziden Æ ca. 500 kg Dioxin
(Agent Orange: Butylestermischungen von 2,4 – Dichlorphenoxyessigsäure / 2,3,4-Trichlorphenoxyessigsäure, im Wasser vorwiegend kolloidaler Transport an Ton- und Eisenkolloiden)