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173

SYMMETRIE UND PAARBILDUNG IN DER

KORANISCHEN ESCHATOLOGIE

PHILOLOGISCHES ZU SURAT AR-RAHMAN^

Von Angelika Neuwirth, Amman

Ein charakteristisches Beispiel für grammatisch-stilistische Grenzphä¬

nomene im Koran, die dem kritischen Erklärer besondere Probleme auf¬

geben, bietet der Dualgebrauch in den Paradiesbeschreibungen in Sürat ar-

Rahmän (55), V. 46-76. Über die Erklärung der Tatsache, daß hier - statt

wie sonst üblich - nicht von ^anna bzw. ^annät, sondem von ^annatän die

Rede ist - wa-li-man häfa maqäma rabbihi ^annatän -, sind die ilamischen

Exegeten wie in vielen anderen Fällen, nie zu einem einhelligen Verständ¬

nis gelangt. Was der Behandlung dieser Sure in der Exegese ihr besonderes

Interesse verleiht, ist eine Diskussion, die - Anfang des 3. Jh. von einem

Philologen ausgelöst - nicht nur die exegetischen Positionen zu diesen Ver¬

sen in zwei diametral entgegengesetzte Lager gespalten hat, sondern zu¬

gleich auch die einer rhetorisch-poetologischen Koranerklämng innewoh¬

nende Problematik in aller Schärfe zutage gebracht hat.

Die Duale in Sure 55 sind seit Nöldekes bahnbrechendem Jugendwerk

von 1860 ein Musterbeispiel für die angeblich forcierte Redeweise des

Korans, die durch den Reim erzwungen sein soll. „Wenn z. B. in der 55.

Sure von zwei himmlischen Gärten die Rede ist mit je zwei Quellen und

zwei Arten von Früchten und noch zwei anderen Gärten, so sieht man

deutlich, daß die Duale dem Reim zuliebe gebraucht sind"^ - eine mechani¬

stische Erklämng, von der sich auch die spätere Forschung nicht befreit

hat.

Wie verhält es sich wirklich mit der Frequenz der Duale imd welche

Funktion kommt ihnen zu?

1. Das Verständnis der ganzen Sure steht und fällt mit dem Verständnis

des Refrains fa-bi-ayyi älä'i rabbikumä tukaddibän - eine polemische

Frage, die beim Auftreten (V. 13) an das unmittelbar folgend genannte

generische Paar Menschen/ömwew gerichtet ist. Die Kombination ins/

§inn vrird im weiteren Verlauf der Sure noch fünfmal über den Gesamttext

verteilt; die im Refrain immer wieder angesprochenen Gmppen sind also

auch im Text selbst stets deutlich präsent. Nun geht das Spiel mit den Phä¬

nomenen der Paarigkeit aber über diese Kombination ins/^inn weit hinaus

und macht vielmehr den spezifischen Charakter der ganzen Sure aus. Eine

Fülle von Phänomenen schließen sich in dieser Sure zu Paaren zusammen

(was hier aus Zeitgründen nur für den Anfang der Sure vorgestellt werden

kann): zunächst die Himmelskörper sams/qamar in V. 5, dann die beiden

' Eine ausfiihriichere Bearbeitung dieses Themas wird hoffentlich in den

Melanges P. Michel Allard et P. Paul Nwyia, hrsg. von P. Pouzet, in Beüut erschei¬

nen können.

^ Th. Nöldeke: Geschichte des Qoräns. Göttingen 1860, S. 30; unverändert über¬

nommen in zweite Auflage: GdQ^, S. 40.

(2)

Spezimina der in Anbetung verharrenden Pflanzenwelt na^m/Sa^ar (V. 6),

mit denen auch der erste verbale Dual der Sure im Reim ganz legitim einge¬

führt wird - wa-n-na^mu wa-S-Sa^aru yas^udän. - Die folgende Gruppe von

sechs Versen besteht ganz aus einer Antithese Himmel/Erde zu je drei

Versen, wobei bemerkenswert ist, daß in der der Erde gewidmeten Vers¬

gruppe die beiden letzten Verse wieder je zwei Objekte nennen: fäkihatun/

wa-nahlun dätu l-akmäm und habbun dü l-'oßfi wa-rayhan. Das Verspaar

14/15 mit dem gönerischen Paar Mensch/ömwtritt so keineswegs unver¬

mittelt auf, sondern ist durch einige andere paarig angeordnete Phäno¬

mene der Schöpfung längst vorbereitet, ohne daß bisher irgendein Reim¬

zwang eine Einwirkung gehabt hätte. Ganz in diesem Duktus führt die Sure

fort - die Zusanunenfassung von Einzelphänomenen zu Paaren führt 14mal

zu einem Dual im Reim - gegenüber 32 Versschlüssen auf-äw durch Basis¬

morphem - eine etwa im Vergleich zu den Verhältnissen in entsprechend

reimenden Gedichten nicht besonders hohe Frequenz'. Wir müssen es bei

diesen Beispielen belassen, können aber festhalten, daß der Dual ^annatän

der einzige nicht wie alle übrigen auf bereits genannte Lexeme in paariger

Verbindung bezogene Dual ist und somit einer eigenen Erklärung bedarf.

Die rein werkimmanente, innerkoranische Interpretation kann das

Gesamtphänomen der Symmetrie und Paarbildung, das dieser Siu-e ihren

besonderen Charakter gibt, verdeutlichen und in diesem Rahmen auch für

den Dual ^annatän eine Bedeutung plausibel machen: In einer Sure, in der

die Schöpfung symmetrisch-paarig dargestellt wird, ist die Perspektive

einer Paradieslandschaft, die sich ihrerseits aus symmetrisch-paarig

angeordneten Gärten zusammensetzt, nur sinnvoll zu nennen; auch sonst

ist ja im Koran sowohl von einem Garten als auch von Gärten die Rede. Es

bleibt aber zu fragen, ob dieser Deutung der im Koran einmaligen Formu¬

lierung auch vom allgemeinen arabischen Sprachgebrauch her etwas ent-

gegenkonunt. Die Antwort darauf kann nur ein Durchgang der exegeti¬

schen und philologischen Literatur zur Sure selbst und zum Dualproblem

allgemein ergeben.

2. Dem Tafsir stellt die Einordnung des Duals kein emsthaftes Problem

dar. Die naheliegendste Deutung schien in der konsequenten Zuweisung je

einer der ^annatän an je eine Gmppe des genenschen Paares Menschen/

öinnen zu liegen - eine mechanische Erklärang, für die man sich nicht

eigens auf eine Autorität stützen mußte". In ähnliche Richtung geht die

Gleichsetzung der §annatän mit je einer der geläufigen koranischen

Gesamtbezeichnungen des Paradieses, ^annätu 'Adnin und ^annatu n-

' S. z. B. das von Manfred Ullmann: Untersuchungen zur Ragazpoesie. Ein Bei¬

trag zur arabischen Sprach- und Literaturwissenschaft. Wiesbaden 1966, S. 62 vor¬

gestellte Heuschreckengedicht des 'Auf b. Dirwa.

" Referiert bei al-Qummi, XXVII.92, az-Zamahäari, IV.49, ar-Räzi, VII.28, al- Qurtubi, XVII. 176, al-Baydäwi, 707, an-Nasafi, IV.213, al-Ta'älibi, IV.248, Abü s- Su'üd, VII. 34, aS-Sawkäni, V. 140.

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Sjrmmetrie und Paarbildung in der Koranischen Eschatologie 175

na'im, die fiir Muqätil b. Sulaymän überliefert wird^ Neben diese Gleich¬

setzungen der ^annatän mit zwei als separat vorgestellten Lokalitäten tritt

eine etwas vorsichtigere, wieder anonyme Deutung: der Doppelcharakter

menschlichen Verdienstes, das in faktischen guten Taten und Unterlas¬

sung böser Taten bestehe, verlange doppelte Vergeltung, mit ^annatän^.

Es ist deutlich, daß diese Erklärungen nichts mit den auf V. 46 folgenden

Beschreibungen zu tun haben. Der Tafsir gelangte implizit oder explizit zu

der Feststellung von der Existenz von insgesamt 4 Gärten, ohne deren

Bedeutung und Absicht ernsthaft zu einem Problem zu erheben.

3. Problematisiert worden ist die Ausdrucksweise ^annatän iedoch dm-ch

einen Philologen, den bekannten Granunatiker und Koranleser al-Farrä'

(st. 207), Verfasser des sprachlich-stilistischen Korankommentars Ma'äni

al-Qur'än. Ganz aus dem Ethos eines Gelehrten der poetischen 'Arabiya

heraus, für den die Poesie die einzig angemessene Folie für die koranische

Sprache darstellt, argumentiert er, man habe bei ^annatän nicht unbedingt

an numerisch zwei Gärten zu denken, der Dual sei durchaus analog zu einer

poetischen Gewohnheit als Ausdruck für ein Einzelstück deutbar; die Poe¬

sie erlaube diesen Gebrauch zur Erreichung des Reims: dakara l-mufassi-

rün: annahumä bustänän min basätin al-^anna; wa-qad takünuß-l-'arabiya

^anna, tutannihä. l-'arab ß aS'ärihä, wa-dälika li-anna S-Si'ra lahu qawäfin

yuqimuAä z-ziyädatu wa-n-nuq^än, fa-yahtamilu mä lä yahtamiluhu l-kaläm.

Er belegt diese Behauptung mit zwei iJa^az-Versgruppen, die beide ein

dualisches Ortsappelativum im Reim enthalten'.

Sein Lösungsvorschlag, dementsprechend ^annatän als ^anna zu verste¬

hen, ist zwei Generationen später von Ibn Qutayba (st. 276) scharf zurück¬

gewiesen worden. Er erklärt al-Farrä's Deutung für blasphemisch. Zur

Erreichung des koranischen Reims sei manches erlaubt - seine Beispiele

treffen sämtlich nicht-sinn verändernde Variationen der Morphologie -

doch aus den gottverheißenden zwei Gärten einen einzigen zu machen, nur

um damit den Versschluß zu erklären, gehe entschieden über das Zulässige

hinaus*. Nicht viel anders soll sich Abü öa'far an-Nahhäs (st. 338) geäu-

* Referiert bei al-Qummi, XXVI1.92, az-Zamahäari, IV.49, ar-Räzi, VII.28, al- Qurtubi, XVII.176, al-Häzin, IV.217, aS-Sawkäni" V.140.

' Referiert bei al-Qummi XXVII. 92, az-ZamahSari IV 49, ar-Räzi VII.28, al-

Qurtubi XVII. 176, al-Baydäwi, 707, Abü s-Su'üd", VII.34, aä-Sawkäni V.140.

' Ma'äni al-Qur'än III. 114. Es handelt sich zum einen um den anonjrmen Vers yas'ä bi-kabdä'a wa-lihdamayn/qad fa'ala l-artäta ^annatayn (aus al-Farrä' wieder zitiert bei Ibn 'U§für, Darä'ir al-Si'r, 254 und Ibn Qutayba, Tafsir garib al-Qur'än,

440), zmn anderen um einen bekannten Sähid, der meist dem Hitäm ar-Rüi al-

MugäSI'i (s. zu seinem vollen Namen al-Ämidi, Kitäb al-Mu'talif wa-l-mvhtalif, 160) zugeschrieben wird:

wa-mahmahayni qadafayni martayn

qata'tuhu bi-s-samti lä bi s-samtayn (zu der Verbreitung sowie den Lesarten

dieses Verses, s. Fischer/Beäunlich: Schawahid-Indizes, S. 259, A. Härün,

Mu'gam Sawähid al-'Arabiya, 543).

* Tafsir garib al-Qur'än, 448.

(4)

ßert haben'. Und nur wenig milder urteilt az-Zaggäg (st. 311) Es fällt auf,

daß die philologischen Opponenten in den hundert Jahren nach al-Farrä'

wie auch die späteren Überlieferer der Diskussion, wie al-Qurt-ubi" , az-Zar- kaäi'^, as-Suyüti" und ag-Sawkärü'"*, die Äußerung al-Farrä's so verstan¬

den haben, als träte er hier für eine Deutung des Duals ^ammtän als eines

bloßen technischen Hilfsmittels ziu- Erreichung des koranischen Reims

ein. Ibn Qutayba verdeutlicht diese von ihm als äußerst anstößig empfun¬

dene Stellung al-Farrä's durch ein plakatfves hypothetisches Parallelbei¬

spiel: man könne ebenso gut in Sürat al-Muddattir argumentieren, die tat¬

sächliche Zahl der Höllenwächter sei zwanzig, die im Koran genaimte Zahl

tis'ata 'aJar stehe nur reimeswegen'^.

Man erinnert sich hier an die Abu 'Ubayda (st. 210) bereits zu Lebzeiten

entgegengebrachte Opposition, als er in seinem sprachlichen Korankom-

mentar Ma^äz al-Qur'än koranische Stileigentümlichkeiten durch den

Sprachgebrauch seiner Zeit zu verdeutlichen unternahm"; bei al-Farrä'

nun liegt der Anstoß nicht in der Gefahr, daß er göttliche Sprache auf

menschliches Alltagsniveau herabziehen könnte, sondern in der ihm unter¬

stellten Auffassung, daß analog zur Sprache der Poesie auch im Koran die

Form vor der semantischen Aussage den Vorrang haben könnte.

4. Ganz so undifferenziert muß es al-Farrä' aber nicht gemeint haben.

Gewiß hat seine sehr geraffte Ausdrucksweise zu einer pedantischeren

Auslegung Anlaß gegeben/als wdrklich von ihm intendiert. Man muß sich

vergegenwärtigen, daß die Ma'äni al-Qur'än nicht viel mehr sind/ als die

stichwortartige Aufzeichnung seiner Lehrvorträge", aus denen für die

Einordnung der von ihm postulierten poetischen Spracheigentümlichkeit

in den ästhetischen Gesamthorizont seiner Stilauffassung direkt nichts

hervorgeht. Mit anderen Worten: nichts erhellt direkt aus den Ma'äni al-

Qur'än, ob mit dem numerisch neutralen Dual eine inkauf zu nehmende

Abweichung von der Normal spräche, eine Abweichung aus dem Unvermö¬

gen, in korrekter Diktion dieselben formalen Effekte zu erreichen, oder ein

poetisches und damit stilhebendes Sprachelement zu sehen sei. Es lohnt

sich daher zu versuchen, den Horizont zu skizzieren, vor dem seine kurzen

Ausfiihrungen gesehen werden sollten.

In der altarabischen Poesie spielt der Dual eine besondere Rolle, die

' Apud al-Qurtubi XVII. 177.

'° I'räb l-Qur'än III.789.

" To/sir XII.177.

Burhän, III.5.

" Itqän, 11.100.

Fath al-qadir, V.140.

Tafsir garib al-Qur'än, 441.

Vgl. E. Almaoor : The Early Meaning ofMajäz and the Nature of Abu 'Ubayda's Exegesis. In: Studia Orientalia memoriae D. H. Baneth Dedicata. Jerusalem 1979, S.

307-326.

" S. dazu E. Beck: Der 'utmanische Kodex in der Koranlesung des zweiten Jahr¬

hunderts. In: OrientaUa 14 (1945), S. 365.

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Symmetrie und Paarbüdung in der Koranischen Eschatologie 177

dem Gebrauch dieser morphologischen Form eine weit über das vom sach¬

lichen her zu Erwartende hinausgehende Frequenz und Prominenz ver¬

leiht. Die Poesie kennt nicht nur an festen Stellen wie dem Qa^idenantsing

ein konventionelles Freundespaar, das der Dichter anspricht bzw. ein Paar

von Tadlerinnen, die ihm zusetzen'*; es tritt daneben insbesondere eine

große Zahl von geographischen Namen, aber auch Ortsappelativen im Dual

auf. Für diese geographischen Namensformen haben die Lexika in den mei¬

sten Fällen eine Sacherklärung bereit; und in der Tat dürften oft auch

natürliche paarige Landschaftsformationen den Ausschlag für die Benen¬

nung gegeben haben. Doch bleibt eine Anzahl von Fällen, in denen der

Dual des Ortsnamens seine Existenz gewiß erst seinem poetischen Kontext

verdankt. Auffallig ist dies z.B. dort, wo im selben Gedicht ein Ortsname

im Singiüar und im Dual vorkommt^", aber auch dort, wo die Lexikogra¬

phen eine Singxdarform für den in der Poesie im Dual stehenden Ort ver¬

zeichnen^'. Diese Fälle sind den einheimischen Philologen nicht entgan¬

gen; das Phänomen wird in der allgmeinen grammatikalischen Literatur

behandelt und nimmt entsprechend in den Dual-Monographien" und gele¬

gentlich in Pamro-Werken^' einen eigenen Absatz in Anspruch.

Nun beschränkt sich die Erscheinung nicht auf geographische nomina

propria, sondern dehnt sich auch auf Appelative zur Bezeichnung von

Lokalitäten aus. Zwei Beispiele kamen bereits in den von al-Farrä/ beige¬

brachten Sawähid im Reim vor - eine empirische Basis für die Untersu¬

chung, die durch analoge Fälle in der Poesie leicht erweitert werden kann.

Um die Erscheinung etwas aus dem engen Rahmen der reimerzeugenden

poetischen Lizenz herauszurücken, sei aus der Reihe von Versen mit duali¬

schen Ortsappellativa ein einziges Beispiel herausgegriffen, das insofern

über die Sawähid von al-Farrä' hinausgeht, als hier der lokale Dual im

Versinnern steht:

In einem Qa^idenanfang von a^-Sammäk b. Pirär heißt es: a-min dimna-

tayni 'arra^a r-rakbu ßhimä . . ' H >

'* Vgl. I. GoLDzmER: 'Ijädat al-marid. In: ZA 32 (1919), S. 185f

" Wie Nöldeke, Ziur Grammatik § 20, betont, „läßt sich die von Jaq. und Bekri

wiederholt gemachte Bemerkung, daß die Dichter die Ortsnamen manchmal durch

Versetzung in den Plural in den Deminutiv usw. abändern, in großem Umfang beob¬

achten". Dies schließt zu einem erheblichn Teil den Dual ein, vgl. Yäqüt zu der

Nebenform 'Unayzatän zu 'Unayza, Mu'gam al-buldän, IV. 164.

S. z.B. A§-Sammäh, Diwän 8.1 (Qaww) - 8.50 (Qawwän).

^' S. die von Yäqüt, Mu'gam al-buldän IV. 164 ausgehobenen Fälle.

So z.B. bei al-Muhibbi, öanä l-^annatayn, 7, der unter der Überschrift mä

warada mutannan wa-ma'nähu mufrad neben zwei dualischen Ausrufen acht poe¬

tische Belege aufführt, von denen zwei dualisierte Personermamen und vier duali- sierte Ortsnamen enthalten.

So z.B. bei Ibn 'U^für, Darä'ir ai-Si'r, 253, von dessen acht poetischen Bei¬

spielen fünf dualisierte Ortsnamen bzw. ein Ortsappellativ enthalten.

Diwän 17.1. So eindeutige Entscheidungen zwischen Ortsnamen und Ortsap¬

pellativa sind nicht immer möglich, vgl. die von U. Thilo: Die Ortsnamen in der alt¬

arahischen Poesie, aufgeführten Namensformen.

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Daß der Dual hier nicht als Ausdruck fur eine Zweizahl genommen wer¬

den will, ist deutlich. Ist er damit aber überhaupt funktionslos oder hat er

anstelle der niunerischen Valenz eine andere Funktion angenommen? Der

Dual kann ja dort, wo er im Versinneren auftritt, schwerlich als technischer

Notbehelf zur Erreichung des Reims erklärt werden. Gewiß, man könnte

argumentieren, er stehe metri causa, hätte dann aber zu fragen, warum

solche nicht niunerisch gemeinte Duale nicht wahllos bei allen semanti¬

schen Gruppen von Nomina vorkommen, sondem mit so auffallender Fre¬

quenz gerade bei Ortsnamen bzw. -bezeichuungen. Die von al-Farrä' expli¬

zierte Erklämng dieser Duale als Konzessionen an das Reimschema

scheint hier werüg weiterhelfen zu köimen. Sie ist dennoch nicht falsch.

Denn sie trifft, wenn auch nicht die reale Funktion des numerisch neutrali¬

sierten Duals in seinem Vers, so doch die Genese dieser poetischen Kon¬

vention.

Es ist wohl davon auszugehen, daß solche Duale zunächst als reimtech¬

nisch oder auch metrisch bequemere Nebenformen zu der Normalbezeich¬

nung gebildet, d. h. als poetische Lizenzen eingesetzt worden sind. Durch

ihre ausschließliche Verwendung in der Poesie mußten sie im Laufe der

Zeit ganz natürlich eine poetische Patina aimehmen; es vollzog sich also

eine Umwertung der Erscheinung von einem bloßen technischen Notbehelf

zu einer spezifisch poetischen Stilnuance. Daß sich der Gebrauch dieser

Art des Duals gerade bei Ortsbezeichnungen zu einer Konvention entwik-

keln koimte, vergleichbar der Konvention von zwei anzusprechenden

Freunden, dürfte darin begründet sein, daß die dualische Nebenform hier

semantisch besonders unproblematisch war. Das Vorkommen von Ortsna¬

men im Dual erschien den Hörem offensichtlich ganz natürlich, so daß sich

dafür eine die Dualform festhaltende Begründung einbürgerte, ähnlich der

sekundären Begründung für das konventionelle Freundespaar: Mit dem

lokalen Dual gemeint seien die beiden Teile des jeweiligen Ortes, die sich

dem Betrachter bei seinem Eintreten zur Rechten und zur Linken bieten^'.

5. Der poetische Dual ist aber schwerlich auf derlei künstliche Rechtferti¬

gung angewiesen; der numerische Wert ist bei den dualischen Ortsbezeich¬

nungen in diesen Versen unbestreitbar neutralisiert. Damit eben können

nun aber zumindest in Einzelfällen diejenigen semantischen Aspekte, die

sich neben der numerischen Valenz mit dem Dual verbinden, umso deutli¬

cher hervortreten. Uber diese Aspekte geben die theoretischen Erörtemn¬

gen der einheimischen Philologen Auskunft; darüberhinaus steht uns in

Zu weiteren Beispielen für lokale Duale im Versinnern s. al-Mubibbi, öanä l-

^annatayn, 7, und Ibn 'Usfür, Darä'ir aS-Si'r 253.

Die Zweizahl der Freunde wird funktional gedeutet z. B. bei Ibn al-Qäsim al- Anbäri, Sarh al-qasä'id as-sab\ 15 f; vgl. auch Ibn Färis, A§-§äl;iibi, 363; de facto ist auch hier die metrische Bequemlichkeit ausschlaggebend fur die DualbUdung gewe¬

sen.

^' Ibn 'Ugfür, D(irä'ir253: wa-yakturu dälilca fi asmä' al-'amäkin, li-anna d-dähila ilayhä yarä lahä wa^hayni 'an yaminihi wa-yasärih.

(7)

Sjonmetrie und Paarbildung in der Koranischen Eschatologie 179

den von ihnen selbst beigebrachten Sawähid ein Mittel zur Überprüfung

ihrer Aussagen zur Verfugung. Ansätze, solche Fuiditionen bei Dualen, die

offensichtlich ohne numerische Funktion gebraucht sind, zu eruieren, fin¬

den sich schon - auf al-Hahl b. Ahmad zurückgeführt - bei Sibawayh^*, der

bei den erstarrten dualischen Ausrufsformeln wie hanänayka, sa'dayka etc.

für eine Deutung im Siime einer sich kontinuierlich, einmal aufs andere

wiederholenden Erfüllung des im Ausruf ausgedrückten Wunsches plä¬

diert. Die bei Sibawayh erwähnten Beispiele werden vrieder aufgegeriffen

und um eine wichtige Beobeichtung vermehrt bei az-Zaggäg, der den

Koranvers 67.4 fa-r^i'i l-ba^ara karratayni in diesen Zusammenhang einbe¬

zieht und den Dual karratayni nicht mit „zweimal", sondem mit „einmal

aufs andere" karratan ba'd karra erklärt. Die hier angesprochene Bedeu¬

tungsnuance, die dem numerisch neutralen Dual von Orts- und Zeitbe¬

zeichnungen anhaften kann, nämlich die Kontinuierlichkeit der lokalen

oder zeitlichen Einzelstufen des Ganzen, wird in der späteren philologi¬

schen Literatur schließlich auch mit al-Farrä's Sähid in Verbindung

gebracht. So erklären as-Suyüti und sein Kommentator aä-§inqiti, ohne die

koranspezifische Argumentation al-Farrä's noch im Blick zu haben, seinen

Sähid für den numerisch neutralen Dual: wa-mahmahayni qadafayni mar¬

tayn als Beleg fiir einen Dual, der nicht die Zweizahl, sondem die Konti¬

nuierlichkeit der Aufeinanderfolge mehrerer Landschaften beinhalte: mah-

mahayni sei zu deuten als mahmahin ba'da mahmah, Wüste auf Wüste, unü¬

bersehbare Wüste. Es ist die sich hier mit dem schweifenden Blick oder mit

der näherbringenden Bewegung immer weiter auftuende Landschaft, ein

sich kontinuierlich erweiternder Raum gemeint - eine Anschauung, die in

S. Kitäb Sibawayh 1.348 f. (zu hanänayka in Tarafa-Vers) : wa-za'ama l-Halil rahimahu Iläh anna ma'nä t-tatniya, annahu aräda tahannunan ba'da tahannun, ka- annahu qäl: kullamä kuntu ß rahmatin wa-hayrin minka fa-lä yanqafi'anna wa-li-

yakun maw^ülan bi-'ahara min rahmatika. - Die Deutung wird vriederholt und

amplifiziert z. B. bei Ibn as-Sikkit, I^läh al-mantiq, 258 u. 316, sowie bei Ibn Sida, al- Muha^^a? XIII.232.

^' I'räb al-Qur'än, 111.789: wa-qäla: fa-r§i'i l-ba^ara karratayni, yanqaiib ilayka l- ba^aru häsi'an wa-huwa hasir (6TA).Ay: karratayni tnatayn. Wa-innamä käna bi-kar- ratin wa-ka-annahu qäl: karratan ba'da karra, ka-mä qälü labayka, ay ilhäban ba'da ilbäb, wa-is'ädan ba'da is'äd fi sa'dayka, wa-hanänayka: tahannunan ba'da tahan¬

nun . . .

'" Ham' al-hawämi' 1.40: wa-l-lfaqq bi-l-mutannä fi l-a'räb alfäpun tuSabbihuhu wa-laysat bi-mutannätin haqiqatan li-faqdi Sarti t-tatniyati minhä; mä yurädu bihi t- taktir, nahwa ir^i'i l-ba^ara karratayni li-anna l-ma'nä karrät, idi l-ba^aru lä yanqa- libu häsi'an wa-huwa hasir min karratayni, bal karrät. Wa-mitluhu qawluhum: subhäna

Ilähu wa-hanänayh wa-qawluhu: wa-mahmahayni qadafayni martayn. Ay mahmahin

ba'da mahmah.

" Ad-Durar al-lawämi' 1.15.

Durrat at-tanzü wa-gurrat at-ta'wil, 465, knüpft deutlich an die bei Sibawayh

und Späteren von al-Halil referierte Deutung der dualischen Ausrufe an, wenn er

fortführt: ka-mä käna IjMnänayka du'ä'an wa-lalaban li-rahmatin muttofilatin ma'- nähu tahannun bi-ni'matin lä tanqafi'.

(8)

der Poesie statt allgemein in einen Singular oder einen Pliu-al gekleidet zu

werden, durchaus mit Gewinn an Präzision dualischen Ausdruck angenom¬

men hat.

Diese Beobachtung ist bei al-Farrä' nicht zur Sprache gekommen. Es ist

aber kaum denkbar, daß al-Farrä' die Erkenntnis, daß mit ^annatän nicht

pedantisch zwei separate Gärten gemeint sind, vollzogen hat, dabei aber

den Gebrauch des von ihm selbst postulierten numerisch neutralen Duals

zum Ausdruck einer kontinuierlichen Aufeinanderfolge von Einheiten nicht

präsent gehabt hätte, eine Dualverwendung, die bei Sibawayh und später

bei az-Zaggäg und anderen dokumentiert ist. Es scheint, daß hier das feh¬

lende Glied zur VervoUkommung der Interpretation al-Farrä's getrost

ergänzt werden darf, es mag - vielleicht wegen seiner damaligen vermeint¬

lichen Selbstverständlichkeit - nicht festgehalten worden sein. So und

nicht etwa mit einem nur partiellen Verständnis seitens al-Farrä's ist es

wohl zu erklären, daß sich für uns der Kreis erst über zweihundert Jahre

nach al-Farrä' schließt: bei einem viel weniger prominenten Koranphilolo¬

gen, Abü 'Abdallah al-Hatib al-Iskäfi aus Isfahan (st. 420). Seine Erklä¬

rung von ^annatän im Sinne von „Garten auf Garten", „unendlich aus¬

gedehnter Garten", ist, auch wenn der Name al-Farrä' nicht fallt, ohne des¬

sen vorbereitende Argumentation kaum vorstellbar: inna t-tatniyata hähu¬

nä fi l-^annatayni li-tti^äli l-^inän, ay kullamä käna l-waliyu fi ^annatin

wa^alat bi-uhrä, fa-lä tanqati'u garäHbu l-^inäni ahadan.

Wenn das Verständms des koranischen Duals ^annatän in diesem Sirme

sich in der Folgezeit dennoch nicht hat durchsetzen können, dann gewiß

nicht wegen mangelnder theoretischer Absicherung des hier identifizierten

Dualtypus seitens der Philologen noch auch wegen rücht hinreichender

Suggestivkraft der poetischen Belege für diese Bedeutung des Duals. Viel¬

mehr dürfte sich hier die reservatio mentalis der frommen Erklärer gegen¬

über einer sich ihrer sprachlichen Raffinessen allzu sicheren und gegen¬

über dem göttlichen Wort allzu menschlich-selbstherrlichen Exegetenrich-

tung ausdrücken. Ein von Ibn 'Abbäs überlieferter Kommentar zu dem

Vers wa-min dünihimä ^annatän hält diese Haltung fest: hiya llati lä ta'-

lamu nafsun mä vhfiya lahum min qurrati a'yunin ^azä'an hi-mä känü ya'ma-

lün.

6. Die Deutungen im Sinne einer symmetrisch gegliederten Gartenland¬

schaft, wie sie durch die Surenanalyse nahegelegt wird, und die von der

Tradition gebotene im Siime eines sich ins Unendliche erstreckenden Gar¬

tens, sind lücht identisch. Sie betonen verschiedene Aspekte der Weiträu¬

migkeit. Ob die von der Tradition gebotene, etwa seit 200 d.H. faßbare

Erklärung zugleich das Verständnis der Koranstelle zur Zeit ihrer Entste¬

hung wiedergibt, läßt sich nicht entscheiden. Das Argument, daß die Deu¬

tung sich mit Reflexionen einer späteren Zeit verbindet, schließt aber nicht

von vomherein aus, daß sie auch 200 Jahre früher bereits präsent war. Es

sollte nicht unterschätzt werden, daß der Koran u. a. auch Dokument der

Rezeption der altarabischen Poesie ist. Die Hörer des Propheten waren

längst für poetische Formen sensibilisiert, und ihre Stilerwartungen

(9)

Symmetrie und Paarbildung in der Koranischen Eschatologie 181

konnte sich der Koran zunutze machen. Daß sie einen an so prominenter

Stelle innerhalb seiner Sure stehenden Vers als durch Reimzwang forciert

verstanden und doch kritiklos akzeptiert hätten, ist wenig wahrschein¬

lich. Wären aber die Versschlüsse der Sure als Massierung von sinnleeren

oder gezwungenen Dualen verstanden und mißbilligt worden, so wäre

das in der zeitgenössischen historischen Tradition sowenig verschwiegen

worden wie beispielsweise die Episode der sog. Satansverse. Nicht erst seit

der theoretischen Artikulation von grammatischen und stilistischen Pro¬

blemen ist sprachliche Sensibilität vorauszusetzen; von einer ausgeprägten

Fähigkeit zur Appreziierung sprachlicher Form ist beim arabischen Hörer

auch - wenn auch noch ohne theoretische Begründung - für die Zeit der

Genese des Korans auszugehen. Von hierher wird eine von vomherein

bezogene Position der Geringschätzung des literarischen Anspmchs des

Korans, wie sie seit Nöldekes frühen Arbeiten beherrschend geblieben

ist, äußerst fragwürdig.

Zusammenfassend darf man sagen: Das Ergebnis, zu dem eine literatur-

vrissenschaftliche Betrachtung der Gesamtsure 55 gelangt, die Deutimg

von ^annatän nicht als Produk von Reimzwang, sondem als eines von der

Stmktur der Sure nahegelegten semantisch sinnvollen Ausdmcks, ist

nicht etwas von weither an den Text Herangetragenes, sondem läßt sich,

wenn auch nicht mit dem Hauptstrom der islamischen Exegese, so doch

mit einem ihrer wichtigen Flügel in Zusammenhang bringen: Nicht für

pedantisches Nachrechnen sind die Duale und Doppelungen in Sürat ar-

Rahmän gesetzt, sondem fur ein festliches Gefühl der unendlichen Perspek¬

tiven des Paradieses.

Literatur

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(11)

183

ÖUNAID UND HALLAÖ'S IBLIS

Von Benedikt Reinert. Winterthur

Das 6. Kapitel des Kitäb at-Tawäsin von Halläg (st. 922) bildet einen

Markstein in der Entwicklung der muslimischen Satanologie und hat diese

direkt oder indirekt bis in unser Jahrhundert beeinflußt^.

Wie jede muslimische Satanologie basiert auch die des Halläg auf der

Erzählung vora Sturze Satans, die der Qur'än an sieben verschiedenen

Stellen bald kürzer, bald ausführlicher berichtet^ und die letztlich auf hag-

gadische, allenfalls christlich vermittelte Quellen zurückgekht'. Sie be¬

steht aus vier für unsere Untersuchung relevanten Motiven: (A) Als einzi¬

ger Engel trotzt Iblis Gottes Aufforderung, sich vor dem eben erschaffenen

Adam niederzuwerfen. (B) Aus Hochmut, (istikbär), heißt es, denn er fühlte

sich Adam überlegen, weil er aus Feuer, jener nur aus Erde erschaffen sei.

(C) Für die solchermaßen begründete Befehlsverweigerung wird er von

Gott verstoßen und verflucht (D) Um sich hierfür zu rächen, will er fürder-

hin die Menschen zur Sünde verführen.

Lange vor Halläg hat der dramatische Mythos die Muslime zu den ver¬

schiedensten Interpretationen, Umdeutungen und Neugestaltungen ange¬

regt. Als erste beschäftigte er die Theologen. Die Prädestinatianer fanden

im Iblis-Drama Anhaltspunkte für die Leugnung der Willensfreiheit. Schon

Hasan b. Muhammad b. al-Hanafiya (um 700) weist daraufhin, daß die von

Gott dem Satan verliehene Seelenstruktur diesen zwangsläufig zur Überhe¬

blichkeit (Motiv B) und in der Folge zur Bosheit (Motiv D) brachte". Später

vmrde das Problem unter dem Titel des Begriffpaares amr (Befehl) und

iräda (Willen) diskutiert': Gott befahl Iblis die Prosternation, wollte

' Eine wichtige Mittlerfurüition beim Nachwirken der Halläg'schen Satanologie kommt Almiad Gazzäli (st. 1126) zu (vgl. H. Ritter: Das Meer der Seele. Leiden 1955, S. 540). Bemerkenswert ist vor allem die Kosmologie von Ahmad's Schüler 'Ainulqudäti Hamadäni (st. 1132), die aus der Halläg'schen Gegenüberstellung von Iblis und Muhammad entwickelt ist (vgl. Tamhidät, 10. a§l. Ed. 'Usairän. Teheran 1341 hä., S. 254 ff.). In der synkretistischen Satanologie Muhammad Iqbäls steht - wie ich A. Bausani's scharfsinniger Studie Satana nell' opera filosofico-poetica di Mvhammad Iqbal. In: RSO 30 (1957), S. 55-102, entnehme - die Halläg-sche Rich¬

tung offenbar nicht mehr im Zentrum der Betrachtung.

^ In extenso behandelt von Edmund Beck: Iblis und Mensch, Satan und Adam.

In: Le Mus6on 89 (1976), S. 195-244. Die einzelnen Stellen sind - in der von Beck ermittelten chronologischen Reihenfolge: 38, 71-83; 15, 28-40; 17, 61; 18, 50; 7,

11-18; 20, 116; 2, 34.

' Vgl. Beck, 1.1. 211. Zur These des christlichen Einflusses H. Speyer: Die

biblischen Erzählungen im Qoran. Neudruck Hildesheim 1961, S. 54ff.

Vgl. J. VAN Ess: Anfänge muslimischer Theologie. Beirut 1977, S. 38ff.

' Einschlägiges Material dazu beiMASiONON: La Passion d'al-Hallaj. Paris 1922, S. 642 ff.; Ders.: Kitäb at-fawäsin. Paris 1913, S. 145 ff. Dankbar nehme ich hier

eine Anregung von Herrn van Ess auf der das Problem im Anschluß an mein Refe¬

rat zur Sprache brachte.

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