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Aufbruch in die terra incognita

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Academic year: 2021

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MaxPlanckForschung 4 | 13

BLICKPUNKT

Die Max-Planck-Gesellschaft hat den Frei- raum und den Auftrag, sich bei jeder Emeritierung neu auszurichten und auf Themenfelder zu begeben, die besonders innovativ und vielversprechend sind. Das ist unser wissenschaftliches Erbe, das wir als Nachfolgeorganisation der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft angetreten haben.

Wir wollen „Pathfinder“ sein in wissen- schaftlich unbekanntem Land – denn nach- dem alle Kontinente unseres Planeten kartiert sind, ist dies die noch verbliebene terra incognita.

Wir müssen dafür nicht zwingend neue Institute gründen. Denn losgelöst von den umfassenderen Aufgaben der Universitä- ten – ein zentraler Aspekt im Gründungs- konzept Adolf von Harnacks für die Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft –, kann sich die Max- Planck-Gesellschaft immer wieder aus sich selbst heraus erneuern. Und sie tut es, wie die folgenden Zahlen belegen: So waren 80 Prozent der fast 200 Nachfolgeberufungen

in den vergangenen Jahren meiner Amts- zeit nicht im gleichen Forschungsfeld des Vorgängers.

Allein fünf Institute haben sogar eine komplette Neuausrichtung erfahren, wie beispielsweise das Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart, das heute unter dem Namen Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme firmiert. Es verbindet Forschungsexpertisen im Bereich der Com- puter- und Materialwissenschaften sowie der Biologie.

Oder nehmen wir das Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multi- ethnischer Gesellschaften in Göttingen, das aus dem Max-Planck-Institut für Geschich- te hervorgegangen ist und sich mit so zu- kunftsweisenden Themen wie der interna- tionalen Migration sowie dem Kosmopoli- tismus und Multikulturalismus in den Metropolen der Welt befasst.

Die Berufung in einem neuen For- schungsfeld oder gar die Neuausrichtung eines ganzen Instituts will allerdings wohl- überlegt sein. Schließlich muss das neue Feld 20 bis 25 Jahre tragen. Es gilt also, jene Personen zu identifizieren, welche die Um- setzung besonders einfallsreicher themati- scher und methodischer Ansätze auf ihren jeweiligen Forschungsgebieten auch ge- währleisten können. Die Perspektivenkom- missionen der drei wissenschaftlichen Sek- tionen der Max-Planck-Gesellschaft haben daher den Auftrag, in regelmäßigen Ab- ständen über neue Forschungsfelder und Personen zu beraten.

Der Wettbewerb um die weltweit bes- ten Köpfe hat allerdings spürbar zugenom- men. Einer relativ kleinen Gruppe von her- ausragenden Wissenschaftlern steht in- zwischen eine große Nachfrage seitens internationaler Forschungsorganisationen gegenüber, insbesondere aus den USA, aber auch aus anderen europäischen Län- dern. Und in manchen Forschungsfeldern ist die Zahl potenzieller Kandidaten ohne- hin sehr begrenzt.

Trotz einer Absagequote von knapp 30 Prozent – womit wir uns allerdings kaum von anderen Spitzeninstitutionen wie Harvard unterscheiden – bleibt die Max-Planck-Gesell- schaft in diesem Wettbewerb sehr erfolg- reich: Fast die Hälfte aller seit 2002 Berufenen kommt aus dem Ausland – einige davon mit deutschem Pass –, von so renommierten For- schungseinrichtungen wie Princeton, dem Foto: Axel Griesch

Aufbruch in

die terra incognita

Ein neues

Forschungsfeld muss

20 bis 25 Jahre tragen

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Caltech, Yale, der California oder der Tokio University, aber auch der europäischen Konkurrenz wie Oxford, Cambridge oder der ETH Zürich.

„Wie gut Forschung in einem Land ist“, schrieb einer meiner Vorgänger im Amt, Hans Zacher, „hängt ab vom Talent der For- scher und vom Genie der Besten unter ihnen.

Wie gut die Forscher sein und wie sehr sich die Genies unter ihnen entfalten können, hängt jedoch ab von den Strukturen, in de-

nen sie arbeiten, von den Ressourcen, die ih- nen zur Verfügung stehen, und von den Frei- räumen, die ihnen die Gesellschaft gewährt.“

All dies muss im Wettbewerb attraktiv sein. Aus entsprechenden Studien wissen wir, dass kleine bis mittelgroße Einheiten dabei besonders geeignet sind, Kreativität zur Entfaltung zu bringen. Aber diese Ein- heiten müssen eingebettet sein in einen größeren Kontext. Das universitäre Umfeld ist für Max-Planck-Institute daher von gro- ßer Bedeutung. Aus diesem schöpfen sie nicht primär Personal – nein, viel wichtiger sind die Beziehungen, die Atmosphäre, die Kontakte zu Fachbereichen. Wie fruchtbar dies alles ist, hat sich bei den Exzellenz- standorten immer wieder gezeigt.

Aber bei aller Sorgfalt bei der Auswahl von Themen, Personen und Standorten – der Nobelpreis bleibt unplanbar! Dass dieser in erster Linie in die Vereinigten Staaten geht, kann getrost als Mythos entlarvt werden:

Die wissenschaftlich führenden Nationen in Europa sind Großbritannien, Deutsch-

land, Frankreich, Schweden und die Schweiz – und diese zählen zusammen schon genau- so viele Nobelpreisträger wie die USA. Neh- men wir den Rest Europas mit dazu, sind es sogar hundert mehr.

Ohnehin sagt die Zahl der Nobelpreis- träger nur bedingt etwas über die wissen- schaftliche Leistungsfähigkeit aus. Die Zahl der Zitationen pro Publikation hingegen ist durchaus ein hilfreiches Maß für die Bedeu- tung und den Einfluss der von einer Nation oder einer Organisation hervorgebrachten naturwissenschaftlichen Leistungen. Denn wissenschaftlich bedeutungsvolle Arbeiten werden häufiger zitiert als weniger bedeut- same. Es freut mich daher besonders, dass es den Forschern der Max-Planck-Gesell- schaft nicht nur gelingt, konstant auf ho- hem Niveau zu publizieren, sondern dass wir bei der Zahl der „Top 1%“ meistzitierter Publikationen in den Naturwissenschaften Platz zwei hinter Harvard belegen.

Denn schließlich geht es um Klasse und nicht um Masse. Vor diesem Hintergrund steht die aktuell von Wissenschaftlern im Magazin The Lancet geäußerte Kritik, die ihren Niederschlag inzwischen auch in deutschen Medien gefunden hat: im For- schungsbetrieb werde zu viel Unwichtiges produziert. Die Max-Planck-Gesellschaft schaut bei ihren Berufungen schon lange nicht mehr auf die Zahl der Publikationen.

Entscheidend ist allein, wenn es jemandem wirklich gelingt, wissenschaftliches Neu- land zu betreten. Wir wollen schließlich wei- ter erfolgreich die terra incognita erkunden.

Peter Gruss,

Präsident der Max-Planck-Gesellschaft

PETER GRUSS

Peter Grus Präsident d

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Schließlich geht es um Klasse und nicht

um Masse

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