Nachtrag der Redaction.
Wenn Herr Prof. Dr. Haneberg im Eingänge vorstehender
Abhandlung die Frage , ob die Schiiten ihre Verehrung Ali's und
seiner Nachfolger wirklich bis zur Vergötterung derselben ge¬
trieben haben, als noch nicht völlig entschieden darstellt, so
spricht er offenbar nur von dem gemässigtem Schiitismus , wie
er sich z. B. in Persien zur Staatsreligion ausgebildet bat. Denn
im Allgemeinen konnte Uber jenen Punkt nach den bezüglichen
Arbeiten von Pocork, Marracci, Sale, de Sacy. Hammer-Purgslall, Taylor
u. A. schon vor dem gegenwärtigen Jahrzehend kein Zweifel mehr
stattfinden , und die seitdem erschienenen Quellenschriften , Schab- restani's Religions- und Sectengeschicbte von Cureion, G'organi's
Buch der Definitionen von Flügel, nun auch Igi's Mawäkif (Buch
5. u. 6. nebst Anhang) von Sörensen , haben nur die urkundlichen
Belege dazu geliefert , auf welche zum Theil schon Wolffs über¬
sichtliche Zusammenstellung der mubammedaniscben Secten (Die
Drusen und ihre Vorläufer, Leipzig 1845, in der Einleitung)
Bezug nehmen konnte.
Uebrigens theilen wir die lieberzengung des Herrn Verfassers,
dass hier wirklick ein schulisches Gebet vorliegt. Zwar findet
sich Aehnlicbes auch bei den Sunniten , und die zahlreichen tür¬
kischen Du ä -ndnie der Dresdener königlichen und der Leipziger
Stadtbibliotbek enthalten häufig wiederkehrend ein ^jXjt »lc>
fUl, Gebet für die zwölf Imdme, in einem Leipziger Exemplar
(s. Catal. libb. mss. Biblioth. Senat. Lips. p. 448. Cod. CLX1V)
sogar, wie das Münchner Gebet, joJai» genannt; aber als sunni¬
tische Ausgleichung schiitischer Einseitigkeit ist vor dem Namen
eines jeden Imäms der Muhammeds wiederholt, und am Ende kommt
immer auch noch eine Gesammtanrufung für die ersten vier Chalifen
nach Muhnmmed. Zur Vergleichung geben wir hier dieses sun¬
nitische Imämgebct, wie es sich, abgesehen von manchen Ver¬
schiedenheiten der Lesart und Orthographie, im Ganzen darstellt:
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92 Nachtrag der Reduction.
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Die Unvollständigkeit und chronologische Unordnung in der
Aufzählung der zwölf Imäme bezeichnen dieses Geltet als einen aus
schiitischen Luppen zusammengeflickten Centn, der sich in keiner
Weise über die Unzahl vulgärer, grossentheils abergläubischer
Gebete erbebt, mit welchen jene Dud -name angefüllt sind, und
die durchaus auf keine Cunonicität Anspruch machen können.
Hinsichtlich der Lesung und Erklärung des Einzelnen er¬
lauben wir uns, soweit der ungemein zerrüttete, von Herrn Prof.
Haneberg grösstenteils diplomatisch gefreu wiedergegebene Text
es gestattet, einige Aenderungsvorschläge zu machen, wobei wir
natürlich von orthographischen und grammatischen Fehlern und
Uiigcnauigkeiten ganz absehen.
c c
S. 76, Z. 2 des Textes ^ßjlhU I. ej^ajLLU, für die Umwan-
• *
delnden. Z. 3 xLi ? viell. ; der Sinn ist jedenfalls : ein Millet
zur Erhöhung der Seligkeilsgrade im obersten Himmel (s. Sur. 20,
77 f.). Z. 4 ij&ji nach ^.c zu tilgen: eine lletiyionspllichl für alle Menschen insgesamml.
S. 77, Z. 3 Oj^m I. üt^Av oder ol ;/ *- , den Edelsten. Z. t>
nach jd!i otjio einfach &Ac einzuschieben: Gallen Segnungen über
£
ihn! Z. 9 kjUXJ' '• —*JkXäGi £.Az> , als neues, mit dem
folgenden reimendes Redcglied: den gewaltig trennenden Pfeil, den
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Versammler der Geschwader. Z. 12 viell. ,o st. 8,0: Die JVWe
CJ)
der G olles fürchligen. Ebend. entweder, wie Herr Prof. Ha¬
neberg annimmt, st.^lj , oder das pers. } 'S jL s : und dem Häupt¬
ling. Z. 13 haben wir das N-o-ij der Handschrift ohue Weiteres
Sachtrag der Redaction.
in \a=»Ij verwandelt, Z. 17 ^ wahrsch. Wiederholung des vor¬
hergehenden und Z. 19 wiederkehrenden Ehrennamens der Fätima:
»\j9\ oder AjPjfi, Khcnd. ^^J^Oj, in der Hdsehr., wie Herr Prot.
H. sagt , vi^J^jj , I. jJiL». : die von dem liougesaudlen Erzeugte.
Z. 18. Wenn Jj.*.^vl| richtig ist, so kann es wohl nur in col-
. ° * •
lectivem Sinne genommen werden, soviel als ^J, <^Jt , ^^jXicJI;
das Licht der Geschöpfe. — Khcnd. kann zwischen J^o^ü und J^o^i
das dem Sinne nach auch von Herrn Prof. H. angenommene «.j
nicht fehlen. Z. 19 oA>.j, der Sinn verlangt 5Aa>, ; . Nahe
liegt auch die Vcriniithiing bjJ!. 3 .
S. 78, Z. 1 j } I. Kbend. Ji&jU 1- ^^/l , wegen
des Reimes auf ( _iöJt. Z. 5 verlangen die Züge der Handschritt,
welche S. 87, Z. 17 so gut als möglich wiedergegeben sind, und
der Reim auf _%A»att.JI vielmehr de« Treurathenden, statt
&• C" '
_u»all • Z. 7 aus !>ur. 2.">, 55, und 55, 19: die Perle der
O ' V-^
beiden getrennt jlulhenden Meere, d. Ii. der beiden feindlichen Heere bei Kerhela; gleichbedeutend im Parellelgliede ^\.Ai^.s.JI, die beiden
Parteien. Für muthmassen wir das Juwel; s. Ca tat.
libb. mss. Bibl. Sen. Lins. S. 507 Col. 2 Anm. 2. — Z. 10
oI^a^J! , 'n der Handschrift , wie) auch gedruckt werden
sollte , da Herr Prof. H. danach übersetzt. Das Richtige ist aber
ohne Zweifel oI^aJ^JI ^Uf , der Imdm der guten Eigenschaften und
B —-
Handlungen. JoLs, ^ s ^\ I. A.jLi' 5 ol^Jt, den Befolger der Zeichen (Koranvcrse) und den Anhänger der klaren Wahrheilen (Offenbarungen).
Z. 17 9^=- J^-V »/jL> J><J (das zweite Wort nach der Hand¬
schrift, s. S. 88, Z. 11) d. Ii. » r jL> ^ii, den Wegweiser jeder ralhlosen Seele. Z. 18 ^.-»I^JI, in Ueherciiistimmung mit der Ueber-
setziing statt des ->UI der Handschrift. Rei l 5 ^l lässt
der Reim bloss die zweite der von Herrn Prof. H. vorgeschlage¬
nen Berichtigungen zu: ^^j, Jj^M. 55. 23 J*a>j Druckfehler
statt des J.a;> s (d. Ii. \^> s ) der Handschrift.
S. 79, Z. 1 schützt der Reim das ».A-^J! d. Hdsehr., aber für
oLaaaj'j I. oLaaJI oder oLäaJI : das entscheidende Licht und
den Verkünder klarer Wahrheilen. Z. 3 gebietet der Reim, ^LaJl zum
folgenden (.Miede zu ziehen ; das sinnlose verwandeln wir
entweder in , oder lassen jenes Wort dahingestellt und setzen
94 Nachtrag der Redaction.
dieses ein, tilgen den Punkt über dem letzten Buchstaben von
, und übersetzen : den geduldigen Ertrager der Millagshilzc,
„ i i .
den Easter. Z. 8 ü>} sehr. ^«3,; die Handschrift ^.ä^ . Z. 10
u. 11 ist für ia*4*^0tj mit Herüberziebung des Anfangsbuch¬
staben von 0 L-.i^l zu lesen \.k]\ 'i.^zfJ\. , für das Folgende etwa UtÜP' O* o^ 1*"^' : die nellglänzende Stirn, den (Ideal-) Menschen un¬
ter dem Gesehlechle der Sterblichen. Z. 15 I. d. h. : das
Lichl der Länder. Z. 16 obLJlj 1. o'lX-Jt. , und des Recht¬
handelns. Z. 20 ist Inf. absol. im Acc. , regiert von
mit gewalligen Segnungen bis zum Tage des Gerichts. Ebcnd.
ijjlc.'il*, 15^.^3 j den Edelmiilhigen und Wohllhäligeu.
Z. 21 j^tX^t ist mit Herrn Prof. H. in ^il^l zu verwandeln,
m
dieses aber im Sinne von [^olfJ! als Beiwort von (?A lftJ| zu neh¬
men: den Beieber des erstorbenen Herzens. L. Z. ^UJl 1. i_5;_>J' .
Ebend. ^bl^- J»> '• J*^'« unu uie " lm personificirte)
> * M 0
göllliche Huld. Aus der Doxologic J,> nach dem Namen
Gottes ist, wie aus einem Nomen, ein Adj. rclat. in der ßedeu-
• I m ü 9 , (j 5
tung von ^iJl gebildet. Aebnlich ^l^".,*» von jüLsu* .
S. 80, Z. 1 (ji^LuiJI 1. ^aLsJI, der gewallige Hammer; vgl.
Jcrem. 23, 29.— Z. 5 ^liyül £ _ 3 duJ,1j, s. Scbabrcst. S. 131.
Z. 5 u. 4 v. u. Ebend. Ja*X\.\ 1. jäxx.{\ ? der da erwartet wird,
der Gerechtigkeit und Wohllhäligkeii den Sieg zu verschaffen. Z. 4
oK-i.lt, die Lichtnische, aus Sur. 24, 35 genommen; hier trop.
als Eigenschaft Fatima's der Glänzenden , *! s>jjl : das lichlaus-
strahlende Wesen. Z. 12 yvcjJt ff. 1. nach S. 89, Z. 6 u. 5 v. u.
jJJt iUSS s ^iXaJI X. ^cLxJJ, der Wahrheilslräger Q^JI Z. 11 =—
.LsrJlj a-jLäJI S. 89, Z. 6v. u.) der da auffordert zum Beke7intnisse
der Wahrheit und der da ist das Wort Gottes. Damit sind
auch noch die Worte ^tX^oJl ^ *JJI ^Lot, zu verbinden: und (der
da ist) der Schutz Gottes im Bekenntnisse der Wahrheil (d. b. Anleiter zur
Erlangung der im Bekenntnisse der Wahrheit begründeten Sicher¬
heit vor Gottes Strafen). Z. 12 u. 13 ) „j und j^üw st. ^_»ij|
\
Xachlrag der Redaction. 9.') 6 3
und jtJliV, letzteres wohl -$&«Jt; die beiden Adjective j,U.J^I und j,Li>\JI vertreten die Stelle von Slihstantiv-Genitiven ; diese selbst in
den Text zu setzen, ist nicht möglich, da ^iljjjl nicht von .,Lj»S,
sondern von wL)>} gebildet ist, dieses aber keinen Reim geben
würde: das Licht des Glaubens und den Glanzverleiher der Religion
(d. h. den, welcher der Religion glänzenden Sieg verschafft). Z. 14
> £
»lä*Jtj 1. fLiuJ^ oder vielmehr ^LaJI. , und den Träger (Ausführer) - ,
ron Galles Gebot. Z. 15 Oj», I. 8j*>» , den Auserwählten Gottes.
Das im Innersten verderbte ^£=^.'1, Z. 13, welches
nach der Begränzung, innerhalb deren es steht, ein drittes Paral-
lelglied mit dem Reime du bilden muss, haben wir hierbei über¬
gangen, so wie vorher inehreres Andere, wofür wir nur unsichere
und uns selbst nicht befriedigende Vcrmuthungen haben. Aber
auch hinsichtlich der im Obigen vorgetragenen harren wir mit
Herrn Prof. Haneberg auf den ^31$^ eines correcten Exem¬
plars , dessen Entscheidungen wir uns in voraus ergebungsvoll
unterwerfen. — Uebcr die ausschweifenden cliiliustisclien Erwar¬
tungen der Schiiten von ihrem zwölften Imäm bringt der Anhang
des nächstens erscheinenden zweiten Theiles von Caspari's ara¬
bischer Grammatik ein Stück aus Bastämi's Muscusdüften , Cod.
Sen. Lips. CCXCIH und CCXCIV, Cap. 10.
Nachrichten über Angelegenheiten der Deutsche»
morsrenländischeno Gesellschaft.
Nachdem die allgemeine;Versammlung zu Basel in ihrer vierten Sitzung am 2. October 1847 auf den von Geb. Kirchenrath Dr. Hoffmann aus Jena, zugleich im Namen der dermaligcn Geschäftsführer gemachten Antrag, die Vereinigung des bisher besonders ausgegebenen Jahresberichts mit der Zeit - Schrift der D. M. G. beschlossen hat, ist es möglich geworden, die unsere Ge¬
sellsehart betreifenden Nachrichten vierteljährlich zu gehen, was den Mitglie¬
dern derselben nur erwünscht seyn wird. In den Verhandlungen der Dresdener Orientalisten - Versammlung vom Jahre 1844 (Leipzig 1845. 4.) ist der Be¬
richt über die ersten Vorbereitungen zur Bildung einer Deutschen morgenlän¬
dischen Gesellschaft niedergelegt ; der erste Jahresbericht für 1845 giebt die Geschichte der Constituirung der Gesellschaft , ihre am 2. October jenes Jahres von der Generalversammlung zu Darmstadt angenommenen Statuten und das erste Verzeichnis« ihrer Mitglieder; der Jahresbericht für 184f> enthält die Verhandlungen der Jenaer Generalversammlung , einen ausführlichen Ge¬
schäftsbericht, das erste Vcrzeichniss der fast durchgängig aus Geschenken erwach¬
senen Bibliothek der Gesellschaft, die Rcrhnungsbilance und den diesmal zwei Jahre [umfassenden literarischen Jahresbericht. Da dieser letztere nebst den hei der Generalversammlung gehaltenen Vorträgen künftig seine passende Stelle unter den wissenschaftlichen Abhandlungen der Zeitschrift linden wird, so haben wir hier nur an die vorhin bezeichneten geschäftlichen Berichterstattungen anzuknüpfen und werden uns dabei , um dem wissenschaftlichen Inhalte der Zeitschrift möglichst viel Raum zu überlassen, jederzeit der Kürze bedeissigen-
Zuerst müssen wir dankbar der Vergünstigungen gedenken , welche der D. M. G. im verflossenen Jahre von Seilen zweier deutscher Regierungen zu Theil geworden sind , die eine bestehend in der L'eberweisung eines Locals, die andere in der Bewilligung einer peeuniären Subvention.
Am 10. Mai 1847 wurde die Gesellschaft durch ein Schreiben des l'ni- versitäts - Rentamts zu Leipzig benachrichtigt, dass ihr nach Verordnung des Königlich Sächsischen Cultus - Ministeriums vom 28. April d. J. sowohl ein kleineres Local in dem mittleren Theile des Vorder-Paulinuins daselbst zu alleinigem Gebrauch, als auch eins der Silzungszimmer der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu ihren jeweiligen Sitzungen überlassen werden solle. Eine Stelle der gedachten hoben Verordnung, nach welcher das kleinere Local ausschliesslich zur Unterbringung der Bibliothek gewährt zu sein schien, hatte der Herr Minister von Wietersheim Exc. die Gnade mündlich dahin zu erläutern, dass eine solche Beschränkung damit nicht ausgesprochen sein solle. Dieses Local wurde am 24. Oct. d. J. zum ersten Vinte zu einer Gesehäftssilznng benutzt.