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Stamm des dreiradikaligen Verbums in den arabischen gaMu-Dialekten' Ij^s-iJ ) Von Otto Jasteow, Erlangen 1

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(1)

Der III. Stamm des dreiradikaligen Verbums

in den arabischen gaMu-Dialekten'

Ij^s-iJ ) Von Otto Jasteow, Erlangen

1. Unter „ga^iw-Dialekten" (im folgenden abgekürzt qD) versteht man

seit Blanc 1962 die ältere Schicht der arabischen Dialekte Mesopota¬

miens, die sich im nördlichen Irak und in Südostanatolien erhalten hat,

in Form von Sprachinseln und „communal dialeets" jüdischer und christ¬

licher Gemeinden aber auch außerhalb dieses Raumes weiterlebt. Ein

starkes beduinisches Superstrat hat im größten Teil Mesopotamiens dazu

geführt, daß diese ältere Schicht durch Dialekte eines jüngeren, beduini¬

schen Typus (die sog. gt'iit-Dialekte) zurückgedrängt wurde. Einzelne

grt'Zif-Dialekte (wie die muslimische Stadtmundart von Bagdad) zeigen

noch Spuren des gaZto-Substrats, während andererseits die überlebenden

qD unterschiedlich starken Einflüssen des beduinischen Superstrats aus¬

gesetzt waren. So hat sich beispielsweise die Stadtmundart von Der

izZör in Nordostsyrien als letzte Insel des gaZtM-Arabischen in einem

Meer von jt7t<-Dialekten erhalten, jedoch um den Preis einer weitgehen¬

den Beduinisierung. Im Gegensatz dazu lassen die qD Anatoliens nicht

die geringste Spur eines beduinischen Einflusses erkennen.

Eine detaiUierte Ghederung der qD braucht an dieser Stelle nicht

gegeben zu werden. Es genügt der Hinweis, daß sich drei große Dialekt¬

gruppen unterscheiden lassen: die anatolische, die Euphrat- und die

Tigris-Gruppe. Als Vertreter der Euphrat-Gruppe wird uns die Mundart

von Der izZör dienen, als Vertreter der Tigris-Gruppe die jüdische und

christhche Stadtmundart von Bagdad und die Mundart von Bahzäni bei

Mossul. Die anatolische Gruppe hat in zahlreicheren Dialekten überlebt

und ist von mir auch eingehender bearbeitet worden als die beiden übri¬

gen Gruppen. Sie zerfällt in vier Untergruppen : Mardin-Dialekte, Diyar-

bakn-Dialekte, Siirt-Dialekte und Kozluk-Sason-Dialekte. Aus dem Be-

1 Die vorliegende Arbeit stützt sich auf umfangreiches Material, das im

Verlauf von zweijährigen Feldforschungen (1967—9) gesammelt wurde.

Bislang sind aus diesem Material zwei Aufsätze veröffentlicht worden

(Jastbow 1969a und b), ein weiterer Aufsatz und eine Monographie über

die Mundart von Daragözü befinden sich im Druck. Weitere Publikationen,

darunter eine vergleichende grammatische Studie zu den gaitw-Dialekten,

sind in Arbeit.

(2)

reich der Mardin-Dialekte werden verschiedene Mundarten zitiert : Mar-

din-Stadt, Qartmin, Äzax, sowie die Gruppe der Kösa- und MhaUami-

Mundarten. Die Kozluk-Sason-Dialekte sind durch die Mundart von

Daragözü vertreten. Alle zitierten Beispiele stammen, wenn nicht anders

bemerkt, aus dem von mir gesammelten Material*.

In jüngerer Zeit sind zwei Veröffentlichungen in Buchlänge erschienen,

die sich mit den qD befassen. Blanc 1964 gibt eine vergleichende Be¬

schreibung der drei Stadtmundarten von Bagdad, von denen zwei, die jü¬

dische und die christliche, den qD angehören, die dritte, muslimische, den

gilit-Dialekten. Vergleichende Data aus anderen Dialekten Mesopota¬

miens sind gelegentlich zitiert, standen Blanc jedoch nur in beschränk¬

tem Umfang zur Verfügung. Sasse bietet eine Beschreibung des Mhal-

lami-Arabischen, das eine Untergruppe der Mardin-Dialekte darstellt.

Eine zwangsweise Verkürzung seines Aufenthalts machte es Sasse un¬

möglich, sein Material ausreichend zu überprüfen und zu ergänzen.

Dadurch schlichen sich einige wenige Fehlinterpretationen in die Dar¬

steUung ein. Vergleichende Materialien aus Dialekten außerhalb des

Vilayets Mardin (mit Ausnahme der in Blanc 1964 publizierten) standen

Sasse nicht zur Verfügung. Das Detailproblem, das in diesem Beitrag

behandelt werden soll, nämlich Form und Funktionen des III. Stamms

der dreiradikaligen Verben in den qD, ist von beiden Autoren nicht

ganz adäquat dargestellt worden; dazu wäre ein wesentlich breiter ge¬

fächertes Material erforderlich gewesen, als beiden Autoren zur Verfü¬

gung stand.

2. Es soll zunächst die Form des III. Stamms untersucht werden,

während die Bedeutungskategorien, die dem III. Stamm zugeordnet sind,

erst im Anschluß daran zur Darstellung kommen. Aufgrund der har.

Form — fä'ala, yufä'ilu — und der Befunde in den heutigen Mundarten

läßt sich für den III. Stamm der qD die Ausgangsform *fä'al, yfäHl

erschließen. Die Flexionsbasis des Imperfekts *-fäHl- erfüllt die Voraus¬

setzungen für die spezifische qD-'imäla, die zunächst kurz erläutert

werden muß.

Fast in allen arabischen Dialekten hat die sog. 'imäla, das ,, Hinneigen"

von ä zu i, ihre Spuren hinterlassen, doch unterscheiden sich die einzel¬

nen Dialekte durch den Grad der 'imäla (zu [ä], [e] oder [i]) und durch

die auslösenden Faktoren. In den qD wird die 'imäla von *ö stets durch

ein *i oder *i in der voraufgehenden oder folgenden Silbe bewirkt. Die

'imäla in den qD ist also ein i-Umlaut und entspricht teilweise der Be-

2 Alle Data sind phonemisoh umschrieben. Auf die Setzung von Schräg¬

strichen ist verzichtet, außer in den Fällen, in denen phonetisches Material

(in eckigen Klammern) und phonemisohes Material (in Schrägstrichen)

gegenübergestellt wird.

(3)

264 Otto Jastbow

Schreibung der alten Grammatiker*. Sie unterscheidet sich grundsätzlich

von der 'imäla des hbanesischen Typs, bei der das Vorhandensein von

*i oder *i in der Ausgangsform keine RoUe spielt*. In allen qD sind auch

Faktoren wirksam, die eine 'imäla hemmen. Alle emphatischen Konso¬

nanten, außerdem auch h, *, q und x können in Kontaktstellung mit *tt

dessen 'imäla verhindern, ebenso jedoch auch morphologische Faktoren

(analogischer Ausgleich zwischen und innerhalb von bestimmten Mor¬

phemklassen). Die Häufigkeit, mit der solche phonologischen und mor¬

phologischen Faktoren eine 'imäla verhindern, variiert innerhalb der qD

beträchtlich. Unterschiedlich stark ist in den einzelnen qD auch die

Tendenz zur Rückgängigmachung bereits eingetretener 'imäla unter dem

Einfluß eines beduinischen Superstrats oder eines Prestigedialekts (bezw.

des Har.). Auch der Grad der 'imäla ist in den einzelnen qD verschie¬

den. In Anatolien bewirken *i und *i unterschiedslos den Ubergang von

*ä zu heutigem e, z.B. in Äzax: *kiläb > kleb ,, Hunde", *sakäkin >

sakekln ,, Messer (pl)." Das gleiche gilt auch für die Mundart von Der

izZör, in der aUerdings alte 'imäla sehr oft wieder rückgängig gemacht

worden ist. In den nördlichen Mundarten der Tigris-Gruppe (Mossid und

Umgebung) hat *i die 'imäla von *ä zu e bewirkt, *i dagegen die

'imäla von*ä zui, z.B. in Bahzäni: *kiläb > kleb ,, Hunde", *sakäkin >

sakikin ,, Messer (pl)." In den südlichen Mundarten der Tigris-Gruppe

(Jüdisch-Bagdadisch und Christlich-Bagdadisch) ist die Entwicklung

weniger übersichtlich verlaufen. Im Chr.-Bagd. hat die 'imäla immer e

ergeben, im Jüd.-Bagd. meist i, gelegentlich auch e, wobei jedoch der

Gegensatz *i : *i keine Rolle spielt. Beispiel (Blanc 1964, S. 42):

*kiläb > Chr.-Bagd. kleb, jüd.-Bagd. klib ,, Hunde." In beiden Mundarten fehlt die 'imäla in vielen FäUen*.

Wenden wir uns nun wieder der erschlossenen Ausgangsform des

III. Stamms in den qD zu, so stellen wir fest, daß für *ä der Imperfekt-

Flexionsbasis *-fäHl- 'imäla zu erwarten ist, da in der nächsten SUbe

ein *i folgt, wohingegen *ä der Perfekt-Flexionsbasis *fä'al- keinen

Ansatzpunkt für eine 'imäla bietet. Wir müßten also in den heutigen qD

bei Verben des III. Stamms in allen Perfektformen ö vorfinden, in aUen

Formen des Imperfekts (und des gleichfaUs von der Imperfekt-FIexions-

* Vergl. Cantineau S. 96ff, Blanc 19C4, S. 48fr.

* Von einzelnen Fällen abgesehen. So erwähnt Fleisch (S. 98), daß in der

nordlibanesischen Mundart von Kfar-Sghab die 'imäla von ä in allgemeinen

e ergibt, in den Partizipien von Typ fä'il dagegen i, z.B. birid, himil, nizil

etc., und fügt hinzu: ,, C'est un passage conditionnö par la presence dut

(bref) suivant ..." Die 'imäla des Aleppinischen scheint sich noch stärker an den *tr»äüo-Typus der qD anzulehnen.

* Einzelheiten über die 'imäla im Christlich- und Jüdisch-Bagdadischen sind Blanc 1964, S. 42£f zu entnehmen.

(4)

basis gebildeten Imperativs) dagegen e bezw. i, je naeh dem Grad der

'imäla in dem betreffenden Dialekt. Unter den mir bekanntgewordenen

qD findet sich jedoch nur eine einzige Mundart, die diesen grammati¬

schen Wechsel im Flexionsparadigma bewahrt hat, und zwar die Mundart

von Der izZör. Beispiele aus Der izZör :

käwan er zankte nädat sie rief

ykewin er zankt tnedi sie ruft

käwanni er zankte mit mir nädetum ihr rieft

ykewinni er zankt mit mir tnedün ihr ruft

näda er rief nedi rufe (m. und f.)

ynedi er ruft nedu ruft!

nädd er rief ihn

ynedi er ruft ihn

Ahe übrigen qD haben das Wechselspiel von e (Imperfekt) und ä (Per¬

fekt) innerhalb eines Paradigmas wieder beseitigt, indem sie entweder

die 'imäla des Imperfekts rückgängig gemacht oder umgekehrt den ima-

lierten Vokal des Imperfekts analog auf das Perfekt ausgedehnt haben.

Den ersten Weg haben Jüd.-Bagd. und Chr.-Bagd. beschritten, die heute

keine 'imäla mehr aufweisen (s. jedoch unten 3.): ,,In other verbal

paradigms where OA /ä/ was near /i/, notably the perfect, the imperative,

and the active participle of Form III and the active participle of

Form VI, no 'imäla takes place at all in either J or C" (Blanc 1964,

S. 43—4). Von der zweiten Möglichkeit der Vereinheitlichung des Para¬

digmas, nämlich der Durchführung von e in sämtlichen Formen, haben

die anatolischen qD Gebrauch gemacht. Die folgenden Beispiele stammen

aus der Stadtmundart von Mardin:

*ewaw 'ewdnu 'ewantan 'ewantänu

y'tvoan^

y'ewmu

er half er half ihm ihr halft ihr halft ihm

er hilft er hilft ihm

t'eumun t'eumühu

'evxdn 'evmi 'ewnu

ihr helft ihr helft ihm

hilf (m.)!

hilf (f)!

helft!

« Die unterschiedliche Sohreibung von ykewin (Der izZör) und y'ewan

(Mardin) erklärt sich durch Unterschiede im Phonemsystem. Der izZör

hat 3 kurze Vokalphoneme: i-u-a, Mardin 2: a-a.

(5)

256 Otto Jastkow

Neben der üblichen Form des III. Stamms — Typus 'ewan, y'ewdn —

finden sich in den anatolischen qD allerdings vereinzelt auch Verben

mit ä im Perfekt und Imperfekt. Dabei scheint es sich jedoch vorwie¬

gend um Lehnwörter zu handeln. So finden wir z.B. in Äzax (üla&,

ytäh& „arbeiten" (< türk. ^li§mak) — in den Mundarten von Mardin

und Qartmin dagegen angeglichen : 6elaä, y6eldS — und däwam, ydäwam

„weitermachen, fortfahren" (< türk. devam etmek). Ungeachtet solcher

Ausnahmen kann festgehalten werden, daß der III. Stamm in Anatolien

normalerweise dem Typus 'ewan, y'ewan folgt, und daß Perfekt xmd Im¬

perfekt stets den gleichen Vokal aufweisen, sei es nxm ä oder e.

Am Rande sei noch bemerkt, daß die beiden Partizipien des III.

Stamms — aktiv *mfä'il, passiv *mfä'al — das gleiche Problem auf¬

werfen wie Perfekt und Imperfekt und in den einzelnen qD auch je¬

weils analog behandelt worden sind, d.h. wir finden in Der izZör :

Part, aktiv mkewin

passiv mkäwan

im Chr.-Bagd. und Jüd.-Bagd. (Blanc 1964, S. 44, 95):

Part, aktiv msämeÄ'

passiv m.sämah

in Mardin :

Part, aktiv - . -«

passiv m'-ewan*

3. Wie bereits erwähnt (s. Abschnitt 2.), steht Blanc (1964, S. 43-^)

für das Jüd.-Bagd. und Chr.-Bagd. das Fehlen jeglicher 'imäla im III.

Stamm fest. Aus dem Befund der übrigen qD haben wir den Schluß

gezogen, daß auch die beiden bagdadischen gaZiw-Mundarten ursprüng¬

lich eine 'imäla des III. Stamms axrfwiesen, die später wieder rückgängig

gemacht wurde. Interessanterweise gibt es in Blancs Material ein ein¬

zelnes Verbum, das diese Annahme bestätigen könnte. In einer Liste von

charakteristischen jüdisch-bagdadischen Wörtern finden wir die folgende

' Blanc schreibt e statt a.

' In den anatolischen qD sind dio aktiven Partizipien, vor allem die der

abgeleiteten Stämme, weitgehend ungebräuchlich, da sie nicht in das Tempus¬

system des Verbums eingegliedert sind. Während man in Der izZör z.B.

sagt: ana geyib ,,ioh habe gebracbt", verwendet man in Mardin zum Ausdruck des Perfekts (in resultativer Funktion) das Präfix kal- : kaggabiu „ich habe

gebracht".

• Analog werden auoh das aktive und passive Partizip des VI. Stammes

behandelt.

(6)

Bemerkung (Blanc 1964, S. 143): "The verb 'to bless' is /begak/,

/ybegek/, in which the root is Arabic, judging from the /g/ and the /k/,

but the pattern qetal instead of the expected qätal (cf. OA /bärak/) may

be due to the Heb. verb berax." Als Blanc einen möglichen Einfluß des

Hebräischen auf die Vokalisierung dieses Verbs erwog, war das hier zu¬

sammengestellte Material zu den übrigen qD noch unbekannt. Bei

Kenntnis dieses Materials bemerkt man sogleich, daß begak, ybegdk^°

völlig der heutigen Form des III. Stamms in den anatolischen qD ent¬

spricht. Sogar das Verbum selbst ist in Mardin als berak, yberdk ,, gratu¬

lieren" (jemanden = 1-) belegt. Mithin kann begak, ybegak ein lexikali¬

sches Fossil sein, das die ältere Form des III. Stamms im Jüd.-Bagd.

bewahrt haf. Dies würde bedeuten, daß der III. Stamm wie in Anato¬

lien durchgehend mit e vokahsiert war, und nicht, wie in Der izZör, mit

ä im Perfekt, e im Imperfekt.

4. In den Bedeutungskategorien, die dem III. Stamm zugeordnet sind,

unterscheiden sich die qD nicht wesentlich von anderen modernen arabi¬

schen Dialekten. Die bereits im Aar. attestierte Grundbedeutung: ,,eine

Handlung zum Ziel haben oder jemanden mit einer Handlung zum Ziel

haben" (Fischer S. 88) läßt sich auch in den qD reichhch belegen. So

finden wir beispielsweise in der Kösa-Mundart von Arbal: beram,

yberam ,, nachstellen, verfolgen," in der Mhallami-Mundart von Kanderib :

newal, yneiudl ,, (jemandem etwas) reichen," Mwar, ySewar ,,zu Rate zie¬

hen," 'eda, y'edi ,,sich gegen jemanden Übergriffe erlauben."

Daneben bildet der III. Stamm transitiv-faktitive Verben, die mit

intransitiven Verben des Grundstamms korrespondieren. In Daragözü

finden wir: Serab ,, tränken" zu Sarab ,, trinken," re'a ,, weiden lassen, weiden (trans.)" zu ra'a ,, weiden (intrans.)." In ganz Anatolien ge¬

bräuchlich sind: dexal ,, eintreten lassen, hineinschaffen" zu daxal ,, ein¬

treten, hereinkommen,"/eia' ,, herausholen; hinaufschaffen" zu tdh' bzw.

tala' (je nach Dialekt) ,, herauskommen; hinaufsteigen" und qe'ad „sich setzen lassen, hinsetzen (trans.)" zu qa'ad bezw. qa'ad (je nach Dialekt) ,,sich setzen"!*.

Daß der III. Stamm (neben dem in dieser Funktion häufiger ver¬

wendeten II. Stamm) zur Bildung von transitiv-faktitiven Verben dienen

1° So in unserer Umschrift.

11 Im Bereich des Verbums bevorzugt das Jüd.-Bagd. offensichtlich eine

'imäla, die nur bis e geht; vergl. z.B. weqef „stehend" (Blanc 1964, S. 43).

12 Diese besondere Verwendung des III. Stamms scheint jedoch auf Ana¬

tolien und den nördlichen Irak beschränkt zu sein, während in den übrigen

qaltu-Gehieten der II. bezw. in Der izZör der (dort noch produktive) IV.

Stamm vorherrscht, z.B. in Der izZör ifla', yifli' ,, herausholen."

(7)

258 Otto Jastrow

kann, ist auch in anderen arabischen Dialekten belegt. Man vergleiche

Maeqais S. 185: ,,La valeur conative-transitive engendre parfois le sens

causatif: zdmgi 'faire se rassembler'; qäbal 'mettre en presence, con-

fronter' ; läySm 'faire se rdunir'.

Schließlich dient der III. Stamm (wiederum in Konkmrenz mit dem

II. Stamm tmd mit dem vierradikaligen Verbum) zm Bildung denomi¬

naler Verben und zur Übernahme von Lehnverben. In den anatolischen

qD, die die Diphthonge ay und aw bewahrt haben, ist zu beobachten,

daß Lehnverben vorwiegend im III. Stamm übernommen werden, wäh¬

rend für denominale Verben (sei es von arabischen oder entlehnten

Nomina) die vierradikaligen Schemata fay'al und faw'al bevorzugt wer¬

den (immer vorausgesetzt, daß sich die Ausgangsformen von ihrer Struk¬

tur her nicht besser für eine Übernahme in den II. Stamm eignen). Zu

den schon zitierten Beispielen von Lehnverben — üälas bezw. 6elaS und

däwam — kann als Beispiel noch mardinisch bäSar, ybäSdr (auch in der

Variante beSar, ybeSar belegt) ,, beginnen" (< türk. ba§lamnk) hinzugefügt

werden. Als Beispiel für ein denominales vierradikaliges Verb sei genannt :

bayban, ybaybdn ,, blühen" (< baybüne ,, Blüte") (im Mhallami und ande¬

ren Dialekten der Mardin-Gruppe belegt).

5. Das bisher Gesagte steht zum Teil in direktem Gegensatz zu der

Darstellung Sasses, auf die deshalb abschließend eingegangen werden

muß!*. Aufgrund seines lückenhaften Materials nahm Sasse (S. 146—7)

für den III. Stamm des Mhallami einen grammatischen Wechsel zwischen

ä im Perfekt und e im Imperfekt an, wie er nur in Der izZör vorhanden

ist. Er zählt insgesamt vier Verben des III. Stamms auf, darunter qätai,

yqetal^* ,, streiten" und däwam, ydewam „fortsetzen". Nun gehört däwam,

wie oben gezeigt wurde, zu den entlehnten Verben, die im III. Stamm

ä haben. Vermutlich lag Sasse däwam nur im Perfekt, die übrigen drei

Verben nur im Imperfekt vor, woraus sich zwingend der Schluß auf

einen grammatischen Wechsel ä : e ergab. Drei weitere Verben dagegen

müssen Sasse mit e im Perfekt und Imperfekt vorgelegen haben, und

zwar die bereits zitierten, in T^atolien sehr häufigen Verben dexal,

tela' und qe'ad. Aufgrund ihres Perfektvokals paßten sie nicht in Sasses

Trotz der Beschränkungen, die ihm ein unvollständiges, in kurzer Zeit

zusammengetragenes Material auferlegte, ist Sasse eine präzise Darstellung

des Mhallami gelungen, die von einer ungewöhnlichen linguistischen Ein¬

fühlungsgabe zeugt. Die folgenden Bemerkungen sind nicht als Kritik ge¬

dacht, sondem sollen lediglich eine Fehlinterpretation berichtigen, die Sasses Arbeit in meinen Augen enthält.

!* Sasses Notierung wurde der in dieser Arbeit verwendeten Transkription angeglichen.

(8)

Schema des III. Stamms. Ihre faktitive Bedeutung bewog Sasse, sie als

Sonderbildungen des II. Stamms zu interpretieren, in denen ein infigie-

tes y an die Stelle einer Verdoppelung des mittleren Radikals tritt, also

z.B. *dayxal anstelle von *daxxal etc. Hierbei ließ sich Sasse durch die

Analogie gewisser libanesischer Dialekte leiten, die in der Tat fay'cd als

Variante von fa"al kennen, und zwar interessanterweise zum Teil bei

den gleichen Wurzeln, für die Sasse diese Entwicklung im Mhallami

annahm. So finden wir z.B. in BiimizzTn (Jiha S. 145—6) iayla' als

Variante von taila' ,, herauf-, herausholen", nayzal als Variante von naz-

zal ,, herunterkommen lassen" etc. Im Bereich der qD ist fay'al als

Variante von fa"al jedoch nirgendwo belegbar. Träfe Sasses Deutimg

zu, müßten die betreffenden Verben in die gleiche Klasse der vierradi¬

kaligen Verben fallen, zu denen beispielsweise auch bayban, ybaybdn

,, blühen" gehört. Die drei Verben dexal, tela' und qe'ad weisen jedoch

nicht ay, sondern durchgehend e auf. Diese Schwierigkeit hat Sasse

nicht übersehen. Er erkennt auch den grundsätzlichen phonemischen

Unterschied zwischen e und ay im Mhallami an'*, erklärt jedoch [e] für

die normale Realisierung von jayl in den gegebenen phonetischen Kon¬

texten. Mit dieser Interpretation kann ich nicht übereinstimmen, da ich

Sasses Ansicht von der teilweisen Neutrahsierung der Oppositionen e : ay

und ö : aw nicht teile^*. Selbst wenn man jedoch unterstellen wollte, daß

in den drei zur Frage stehenden Verben [e] die Realisierung von jayj

darstellt, [dexal] etc. also als *jdayxall etc. interpretiert werden muß,

besteht noch ein weiterer gravierender struktureUer Unterschied zwi¬

schen den drei Verben dexal, tela' und qe'ad und den vierradikaligen

Verben vom Typus bayban, der in den flektierten Formen des Imperfekts

zutage tritt:

" In den Mhallami-Mundarten existieren Minimalpaare wie qasmayn

„zwei Teile": qdstnen ,, teilen (Inf. I.)"; Sebayn ,,zwei brennende Holzscheite"

: Seben ,, brennende Holzscheite (Plural)" (Singular seb).

1* Aus Sasses Bemerkung: ,,/äy/, /äw/ können vor /x, g, q, h, '/ auch

einfach als [e:], [o:] realisiert worden, so immer in dem Wort /+day'a/ [de:'a]

'Dorf; meistens auch in /fäwq/ [fo:q] 'oben' und einigen anderen Wörtern."

(S.30) würde folgen, daß vora;, g, q, h, ' die Oppositionen/aj// : je/ und /aw/ -./ö/

neutralisiert sind. Dies ist aufgrund meiner Beobachtungen jedoch nioht der

Fall. Nioht nur in den Mhallami-Mundarten, sondern im ganzen Bereich der

Mardin-Dialekte kann man Minimalpaare finden wie : sawq ,, pflügen (Inf. I.)" : söq „pflüge!" bzw. „Markt"; bay' ,, Verkauf" : be' „verkaufe!". Die von Sasse zitierten Beispiele gehören zu den wenigen Fällen, in denen die alten

Diphthonge monophthongisiort worden sind, d.h. wir haben es phonemisch

mit //ög/, /de'a/ oto. zu tun.

3sg 3 pl

ydexdl ydexlün

er schafft hinein sie schaffen hinein

18 ZDMG 123/2

(9)

260 Otto Jastbow

3 8g 3 pl

ybaybdn ybaybdnün

er blüht sie blühen

In der Flexionsbasis -bayban- wird y als Radikal behandelt ; beim An¬

tritt von vokalisch anlautenden Suffixen bleibt a erhalten, um die Ent¬

stehung einer Gruppe von drei Konsonanten zu verhindern. Der morpho¬

phonemische Vorgang ist der gleiche wie im Imperfekt des Grund¬

stamms der dreiradikaligen Verben, z.B. yaktdb- + -ün -> yaktdbün „sie

schreiben". In der Flexionsbasis -dexal- dagegen wird e als langer Vokal

behandelt, a der Flexionsbasis wird vor vokalisch anlautenden Suf¬

fixen elidiert : ydexal- -\- -ün ydexlün. Die drei Verben dexal, tela' und

qe'ad sind mithin Verben des III. Stamms; eine andere Interpretation

ist nicht möglich.

Wie naheliegend es auf den ersten Blick auch sein mag, libanesisches

fay'al und anatolisches fe'al miteinander in Verbindung zu bringen —

die Formen sind phonetisch ähnlich, beide sind atypisch gebildete Fakti¬

tiva, und schließlich gibt es sogar gewisse Überschneidungen im Inventar

der Wurzehi, die diese Sonderbildungen bevorzugen (lib. tayla', anat.

tela') — so zeigt doch eine Betrachtung von fay'al und fe'al im Kon¬

text der jeweiligen Verbalsysteme, daß zwischen den beiden Formen zu¬

mindest kein direkter Zusammenhang besteht.

Korrekturzusatz :

In der weiter oben wiedergegebenen Textstelle aus Blanc 1964, S. 43—4

heißt es fälschlich: „In other verbal paradigms where OA /ä/ was near fif,

notably the perfect ...". Es muß jedoch, wir mir auch der Verf. brieflich bostätigt, richtig lauten: ,, notably the imperfect ...". — Eino ausführliche Darstellung der 'imäla gibt Ar yeh Levin : The Imäla in the Arabic Dialeets.

Dissertation, Jerusalem 1971 (hebräisch mit onglischer Zusammenfassung).

Zitierte Literatur

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MAN. Washington D.C. 1962.

Blanc 1964 Haim Blanc : Communal Dialeets in Baghdad. Cambridge

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Cantineau Jean Cantineau: Etudes de linguistique arabe. Paris 1960.

Fischeb Wolfdietbich Fischeb : Grammatik des Klassischen Ara¬

bisch. Wiesbaden 1972.

Fleisch Henbi Fleisch: Le parier de Kfar-Sghab, Liban. In:

BEO 7 S. 95—125.

(10)

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Mardin (Südosttürkei). In: ZDMG Supplemental (XVII.

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Jastrow 1969b Otto Jastrow: Arabische Textproben aus Mardin und

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Jiha Michel Jiha: Der arabische Dialekt von BiSmizzin.

Beirut 1964.

MARgAis Philippe Marqais: Le parier arabe de Djidjelli (Nord

constantinois, Algerie). Paris o.D.

Sasse Hans-Jürgen Sasse : Linguistische Analyse des arabischen

Dialekts der Mliallamiye in der Provinz Mardin (Südost¬

türkei). Dissertation, München 1971.

18»

(11)

4 Spirantendissimilation im Maghrebinischen

Von Hans-Rudolf Singee, Germersheim

Es existieren in maghrebinischen — wie zweifelsohne auch in orien-

tahschen^ — Mundarten (Mdd.) des Arabischen, in denen die Interden¬

talen unverschoben erhalten geblieben sind, nicht wenige Wörter bzw.

Wurzeln, deren Interdentale gegen die Norm durch die entsprechenden

Verschlußlaute vertreten sind. Mag es sich dabei auch in einzelnen Fällen

(vgl. Nr. 8 unten) um Wanderwörter handeln, die von einer Md. (oder

Mdd.), in der die Interdentalen zu Verschlußlauten verschoben werden,

ausgegangen sind, so verbietet sich diese Annahme, wenn aUe Wörter und

Formen einer bestimmten Wz. betroffen sind. Es scheint mir unzweifel¬

haft zu sein, daß diese Erscheinung als Dissimilation durch einen wei¬

teren Spiranten (Sibilanten) derselben Wz. anzusehen ist, weshalb ich

den Vorgang kurz als ,, Spirantendissimilation" bezeichnen möchte. Diese

Beobachtung ist keineswegs neu. Zwar findet sich im einschlägigen Ab¬

schnitt in C. Beockelmanns Grundriß der vergleichenden Grammatik der

semitischen Sprachen (I § 85, pp. 234—238) kaum Hierhergehörendes

(und ist zudem wenig übersichtlich gegliedert), aber J. Cantineau

geht in seinem Cours de phonetiqu^e arahe (p. 45f.) kurz darauf ein* und

sachdienhche Bemerkungen finden sich .bei W. MAEgAis* und G. S. Co-

1 Einige Beiego dafür weiter unten imd in Socin : Diwan aus Centraiarabien.

3. Leipzig 1900, § 160b.

* „Les spirantes interdentales peuvent se dissimuler en occlusives au

voisinage des sifflantes ou dos chuintantes" {Etudes de linguistique arabe.

Paris 1960, p. 46).

' Daub. pp. 20f., 23. — Die verwendeten Abkürzungen zitierter Literatur

sind die meines Artikels Neuarabische Texte im Dialekt der Stadt Tetuan.

In: ZDMG 108 (1958), pp. Ill —113, sowie: Boris, Lexique = Lexique du

parier arabe des Marazig. Paris 1958. — Colin, H X. = Les trois interdentales

de l'arabe hispanique. In: Hesperis 10 (1930), pp. 91—104. — Dozy =

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