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Dabei wird die Zeitschrift von der Conference Group for Central European History der Ame- rican Historical Association unterstützt

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Anzeigen Central European History. Sponsored by the Conference Group for Central Euro- pean History of the American historical Association. Board of editors: Werner T. Angress, Dietrich Gerhard. Editor:

Douglas A. Unfug. Assistant editor:

Theodore V. Brodek. Vol. 5. Atlanta, Georgia: Emory University 1972

Central European History will Arbeiten zur Gesdiidite des deutschsprachigen Mitteleuropa die Möglichkeit zur Veröffentlichung bieten.

Dabei wird die Zeitschrift von der Conference Group for Central European History der Ame- rican Historical Association unterstützt. Das Schwergewicht lag in den vorangegangenen Bänden zumeist bei Themen, die sich mit Pro- blemen des 19. und 20. Jahrhunderts beschäf- tigten, und so ist es auch wieder bei den H e f - ten des 5. Bandes, obwohl eine zeitliche Be- grenzung grundsätzlich nicht beabsichtigt ist.

Fragen der Revolution von 1848 werden unter- sucht und die Bedeutung Georg Herweghs, das soziale Denken in der wilhelminischen Zeit, Wilhelm Diltheys Bild von Gesdiidite und Per- sönlichkeit, Aspekte des Ersten Weltkrieges und die Haltung Friedrich Eberts in der deutschen Krise 1917—1920, Probleme des Mittelstandes in der Weimarer Republik und der Volksdeut- schen in der CSR sowie die deutsche Minder- heitenpolitik im Völkerbund. Hier soll jedoch nur auf Beiträge eingegangen werden, die für die militärgeschiditliche Forschung im engeren Sinne relevant sind. World Power or tragic fate?

The Kriegsschuldfrage as historical neurosis überschreibt Konrad Η . Jarausch seinen Lite- raturbericht (S. 72—92), in dem er ausführlich über den Gang der Forsdiung bis 1971 refe- riert. Wie kaum anders zu erwarten, wird der von Fritz Fischer ausgelösten Kontroverse viel Platz eingeräumt, aber Jarausch versucht in seinem Bericht darüber hinaus, neue Ansätze und Methoden der Weltkriegsforschung aufzu- zeigen.

Karl A. Roider jr. untersucht The Perils of eighteenth-century peacemaking. Austria and the treaty of Belgrade, 1739 (S. 195—207). Es geht ihm dabei um eine Erklärung f ü r die österreichischen Zugeständnisse bei Friedens- schluß (Verzicht auf Belgrad, Donau-Save- Grenze), die der günstigeren militärischen Situa- tion nicht entsprachen, trotzdem aber zu einer Regelung führten, die bis zum Ende der k.u.k.

Monarchie Bestand hatte. Die Gründe sieht er M G M 2 / 7 3 einmal in der Eigenmächtigkeit der Unterhänd- 275 1er und Offiziere, die wegen der sdilediten

Verbindungsmöglichkeiten mit der fernen Hauptstadt ein hohes Maß an Selbständigkeit genossen, zum anderen in der starken Inan- spruchnahme Österreichs durch deutsche Pro- bleme ab 1740, die das Interesse vom türki- sdien Reidi ablenkten.

Holger H . Herwig unternimmt den Versudi, die entgegengesetzte Politik von Kaiserlicher Marine und Heer vor und im Ersten Weltkrieg an H a n d der Kriegsziele darzustellen: Admi- rals versus generals. The war aims of the Im- perial German Navy, 1914—1918 (S. 208 bis 233). Er konstatiert von Tirpitz über Holtzen- dorff zu Scheer, Trotha und Levetzow ein durchgängiges Konzept, das den Besitz der flandrischen Küste, ein Kolonialreich in Zen- tralafrika und ein Netz von Stützpunkten an den Weltmeeren als Grundlagen zukünftiger deutscher Weltmacht erstrebte. Die Interessen der O H L waren dagegen nach Osten gerichtet.

— Diese gegensätzlichen Bestrebungen führten 1918 zu heftigen Zusammenstößen zwischen O H L und Admiralstab und schließlich zum Rücktritt Holtzendorffs.

Dieser Darstellung wird wohl im allgemeinen zuzustimmen sein, jedoch scheint Herwig die schwerwiegenden Auseinandersetzungen inner- halb der Führung der Kaiserlichen Marine zu übersehen, die eben nicht wenig zum Rücktritt Holtzendorffs beitrugen. Auch ist es etwas irreführend, wenn davon gesprochen wird (S. 229), daß Holtzendorff und Capelle durch Scheer, Trotha und Levetzow ersetzt wurden, und dieses »Triumvirat« eine Seite später als

»Seekriegsleitung« bezeichnet wird. Es soll nicht bestritten werden, daß bei diesen drei Männern die Fäden in der Marine zusammenliefen, aber Trotha war als Chef des Marinekabinetts vor- gesehen und blieb zunächst noch Chef des Stabes der Hochseeflotte; Nachfolger des Staatssekretärs des Reichs-Marine-Amts Ca- pelle wurde erst Behnke, dann Ritter v. Mann.

— Wenn Herwig meint, die Kriegsziele der Marine reflektierten die Gedanken und Wün- sche eines beträchtlichen Teils der städtischen Mittel- und Obersdiiditen, weil die Mehrheit des Seeoffizierkorps sich aus diesen Schichten rekrutierte, so ist das eine interessante These

— in sich ist dieser Schluß nicht zwingend.

Diese kritischen Anmerkungen beziehen sich auf Einzelheiten; insgesamt zeichnet sich die Untersuchung, wie auch andere Beiträge der Zeitschrift, durdi eine gute Kenntnis nicht nur der Literatur, sondern auch der Ardiivbestände aus. Den Beständen einer Institution, die zwar kein Ardiiv im eigentlidien Sinne darstellt, für

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die ardiivalische Überlieferung der NSDAP und ihrer Gliederungen diese Funktion aber teilweise erfüllt, ist die Übersicht von George C. Browder gewidmet: Problems and poten- tials of the Berlin Document Center (S. 362 bis 380). Die Sammlung von Materialien über Angehörige von NS-Organisationen (Personal- akten, Mitgliederkarteien, Akten betr. Auf- nahme- und Ausschlußverfahren u. ä.) ist ur- sprünglich zu dem Zweck angelegt worden, Angaben über Mitgliedschaften und Aktivi- täten von Einzelpersonen zu erhalten. Dieses Ordnungsprinzip erschwert die Benutzung allerdings erheblich, wenn ein biographischer Ansatz nicht möglich ist. — Der Verfasser er- läutert auch die Probleme, die sich aus Stellung und Organisation des Document Center er- geben; gleichzeitig gelingt es ihm, einen Ein- druck von den vielfältigen Benutzungsmöglidi- keiten zu vermitteln.

Es ist wohl nicht zuviel gesagt, daß Central European History bei Arbeiten zur neueren deutschen Geschichte nicht übersehen werden sollte. Bernd Stegemann

John Μ. Carter: Die Schlacht bei Ak- tium. Aufstieg und Triumph des Kaisers Augustus. Aus dem Englischen übertra- gen von Fred und Jessica Schmitz. Wies- baden: Brockhaus 1972. 302 Seiten

»Der Kampf um Caesars Erbe« (Wien 1934) von Ferdinand Mainzer (1871—1944) — zu sei- ner Persönlichkeit, er war wie P. Bamm ur- sprünglich Chirurg, vgl. C. Zuckmayer: Als wär's ein Stück von mir (Frankfurt a. M. 1966), S. 419 f. — war das letzte, damals besonders in Offizierskreisen geschätzte Buch, das ein Kenner der Quellen über die kritische Periode von 44 bis nach 30 v. Chr. geschrieben hat, einer Zeit, so prall von Ereignissen und Ent- scheidungen, daß sie keiner Anreicherung durch romanhafte Erfindung bedarf. Während Main- zer den führenden Personen und den Beweg- gründen ihres Handelns das meiste Gewicht gab, bezieht Carter auch die eher namenlosen Kräfte der Gesellschaft, das Heer, die Land- bevölkerung Italiens, in seine Darstellung ein und empfängt der Ablauf kriegerischer Vor- gänge volle Aufmerksamkeit (mehrere Karten- übersichten dienen der Veranschaulichung). Der Verfasser, Dozent für Altertumswissenschaften an der Universität London, gibt im Anhang dankenswert eine Übersicht nicht nur der wich-

tigsten antiken Autoren, sondern auch der von ihm bevorzugten und empfohlenen Forschungs- literatur — die deutsche ist dabei angemessen, d. h. reichlich vertreten, was für ein Werk, das sich ursprünglich an ein eher »allgemein ge- bildetes« englischsprachiges Publikum richtet, nicht gewöhnlich ist. Trotzdem bleibt der Stil kraftvoll und lebendig, was auch in der deut- schen Übersetzung im allgemeinen zufrieden- stellend zum Ausdruck kommt. Rechnet man den sorgfältigen Index, die gelegentlichen An- merkungen und das (in der deutschen Ausgabe weggelassene) Verzeichnis zitierter antiker Quellenstellen mit, so wird man Carters Buch eine vorzügliche, wissenschaftlich erarbeitete und begründete Darstellung der schicksalvollen Ubergangsphase zwischen später Republik und Prinzipat nennen dürfen. (Nur der Untertitel des Buches wird allerdings seinem Inhalt ge- recht, »Die Schlacht bei Aktium« ist lediglich Thema des 15. und 16. der insgesamt 18 Kapi- tel.)

In doppelter Hinsicht vertieft Carter den von einem Werk dieser Prägung zu erwartenden Ge- halt: Wenn etwas die von Ronald Syme in ihrem gesellschaftlich-personellen Aspekt grundlegend aufgeklärten letzten Kämpfe der römischen Oligarchie ihrem Ende entgegen- trieb, so war es, außer dem blutigen Ge- schehen der Kriegsschauplätze, die Meisterschaft Oktavians, mit der er seine Gegner, zumal Antonius, politisch ausmanövrierte. Dies hat in einer subtilen Analyse des Kalküls der diplo- matischen Verhandlungen H. Buchheim (Die Orientpolitik des Triumvirn M. Antonius. Hei- delberg 1960) klargemacht, und es ist Carters Verdienst, daß er die Beobachtungen von Buch- heim, der in einem Nachwort außer Syme als zugleich anregend und unentbehrlich hervor- gehoben wird, zum ersten Mal in eine zusam- menhängende Behandlung dieser Zeit eingefügt hat. Eine andere Eigentümlichkeit, worin Car- ter sich von vergleichbaren Studien unterschei- det, ist die klare Vergegenwärtigung topogra- phischer Einzelheiten, was das Verständnis na- mentlich des Verlaufs der Kämpfe erheblich fördert. Die bisherige Auffassung der Ereig- nisse von Aktium, zur See und zu Land, beruht in der Hauptsache auf den Forschungen von J.

Kromayer (seit 1897), denen Carter ihr volles Gewicht gibt. Indem er den Golf von Am- brakia, heute Arta (Nordwestgriechenland), so- wie das umgebende Gelände persönlich und sachverständig in Augenschein nahm (vgl. die höchst brauchbaren Luft- und Erdaufnahmen), dazu als erfahrener Segler seine nautischen

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Kenntnisse und Fertigkeiten mit den antiken Berichten verglich, gelang ihm zwar nicht ge- rade ein neues, aber zweifellos ein verbessertes Verständnis dieser weltgeschichtlichen Entschei- dungsschlacht, namentlich ihrer auf dem Meer sich abspielenden Schlußphase.

Das Buch ist deshalb nicht nur für historisch interessierte Laien, sondern auch für Speziali- sten lesenswert. Walter Schmitthenner

Walter Schaufelberger: Der Wettkampf in der Alten Eidgenossenschaft. Zur Kul- turgeschichte des Sports vom 13. bis ins 18. Jahrhundert. (Mit) Anmerkungsband.

Bern: Haupt 1972 ( = Schweizer Hei- matbücher. 156/157/158.)

1972. 170 Seiten Anm. Bd. 139 Seiten

Die Aussage von der »wehrhaften Schweiz«

genießt schon fast Sprichwörtlichkeit. Nun liegt mit dem Buch Schaufelbergers ein neuer Beitrag zu diesem Thema vor. Der durch sein Werk (Der alte Schweizer und sein Krieg.

Studien zur Kriegführung vornehmlich im 15. Jahrhundert. Zürich 21966) bekannte Autor — Oberst i. G. der schweizerischen Armee, Redaktor der Allgemeinen Schweize- rischen Militärzeitschrift und Dozent an der Universität Zürich — untersucht in seiner Ha- bilitationsschrift die Zusammenhänge zwischen sportlichem Wettkampf, Gesellschaft und Staat.

Es geht ihm dabei weniger um die sportlich- technische Seite der Wettkämpfe, obwohl auch sie nicht zu kurz kommt (S. 69 ff.), als viel- mehr um die politische Bedeutung von Wett- kampf und Leibesübungen, die möglichen Zu- sammenhänge zwischen Sport und Kriegshand- werk und das Verhältnis des Staates zum sport- lichen Wettkampf (S. 14). Aus dieser Frage- stellung ergibt sich die Einteilung des Buches in drei Kapitel:

Wettkampf, Fest und Politik, Wettkampf, Gesellschaft und Krieg, Wettkampf und Staat (S. 15, S. 9 ff.).

Das Werk ist durch eine vom »Schweizerischen Landesverband für Leibesübungen« unterstütz- te und seit 1950 durchgeführte Quellensamm- lung sowie durch volkskundliche Befragungen (59 Gewährsmänner im Alter zwischen 35 und 87 Jahren) untermauert. Das Material füllt zusammen mit einer Bibliographie einen beson- deren Anmerkungsband.

Schaufelberger verläßt mit seinem Werk die

von der bisherigen schweizerischen Sportge- schiditsschreibung verfolgte Linie der »patrio- tischen Wärme« und des »nationalpädagogi- schen Eifers« (S. 13) und scheut sich auch in diesem Buch nicht »vor unpopulären Wahr- heiten«. Die Bedeutung von sportlichem Wett- kampf und festlicher Begegnung für die »poli- tische, soziale und geistige Integration« (S. 19) der alten Eidgenossenschaft steht nach Mei- nung des Autors außer Zweifel (S. 57). Zwi- schen Absicht der Obrigkeit und Erlebnis der unmittelbar Beteiligten muß aber unterschieden werden (S. 57 f.). Die Nützlichkeit der Grund- disziplinen sportlich-leichtathletischer Betäti- gung, des Werfens, Laufens und Springens, als eine Art »gymnastica bellica« (S. 83) für die technischen Erfordernisse des Kriegshandwerks wird durch die sportlich-technische Analyse der einzelnen Übungen belegt (S. 69 ff.).

Schaufelbergers Untersuchung bestätigt die Ver- mutung, daß staatliche Eingriffe in Sport und Wettkampf vor allem mit der Absicht erfolgten, allgemeingefährliche Übertreibungen und Aus- wüchse zu bekämpfen und Sportarten, die von unmittelbarem Nutzen für die militärische Aus- bildung sein konnten, wie ζ. B. Schießen, Fech- ten und Ringen (S. 119 ff.), zu fördern (S.

165 f.). Einige Legenden werden zerstört, wie die vom »altschweizerischen Pentathlon« (S. 87) als einer quasi olympischen Veranstaltung und die von den »Mädchenläufen« (S. 90) als einer frühen Form weiblicher Emanzipation.

Das Werk darf auf Grund seines weiten Untersuchungsfeldes, das politische, soziale, geistige, militärische und volkskundliche Aspek- te des sportlichen Wettkampfes umfaßt, eines großen, wissenschaftlichen Interessentenkreises sicher sein. Aber auch nicht unmittelbar be- troffene Fachleute werden an den farbigen, wirklichkeitsnahen Schilderungen der Volks- bräuche, der sportlichen Wettkämpfe und der oft blinden Schießwut der alten Eidgenossen ihre Freude haben. Dieses Vergnügen wird durch zahlreiche Quellenzitate, durch den tref- fenden ironisierenden Stil des Autors und durch instruktives, zeitgenössisches Bildmaterial noch

erhöht. Greiner

Günter Sandgathe: Die Stadt Warstein im Dreißigjährigen Krieg. Balve i.Westf.:

Zimmermann 1971. 83 Seiten ( = Beiträge zur Warsteiner Geschichte. H. 3.)

Neben ihrem Eigenwert für den Heimathisto-

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riker, der nur angedeutet werden soll, trägt diese Arbeit vornehmlich dazu bei, für die weit- hin noch zu leistende Erforschung der Folgen und Begleitumstände des Dreißigjährigen Krie- ges in Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung inner- und außerhalb der Heere die unerläß- lichen Grundlagen in Form konkreter, aus den Quellen belegter Einzelaussagen bereitzustellen, wie sie im örtlich oder regional gesteckten Rahmen noch 'am ehesten möglich sind.

Sandgathes Darstellung beruht durchgängig auf Archivalien, sie berücksichtigt verhältnismäßig stark auch die Nachbarstädte und -orte. Das Geschehen ist chronologisch dargeboten, die Quellennähe und Versenkung ins Detail mögen manchmal etwas zu weit gehen; andererseits ist doch immer wieder der Bezug zum militärisch- politischen Kriegsverlauf insgesamt hergestellt und durch zusammenfassende Abschnitte für Uberblick gesorgt.

Mancherlei Zeittypisches läßt sich beobachten:

Die Doppelrolle der Kontributionen als brutal erpreßte Sonderzahlungen einerseits, regelmäßig erhobene Steuern andererseits; die zunehmende private und öffentliche Verschuldung im Ver- lauf des Krieges, das Steigen der Preise und das Ausweichen in die Naturalwirtschaft na- mentlich nach 1635; die Veränderung der Tak- tik unter dem Einfluß der Wirtschaftslage: zu- nehmende Bedeutung des an Kontributions- gebieten und Garnisonen orientierten Klein- krieges.

Andererseits fallen die regionalen Besonder- heiten auf: Wie das gesamte kurkölnische West- falen spürte auch Warstein finanziell vom ersten Kriegstag an das Engagement des wit- telsbachischen Kurfürsten Ferdinand für die Liga. Bis in die 30er Jahre blieben die zeit- weise erheblichen Belastungen in vergleichs- weise geregelten Formen, da nur gelegentlich feindliche Truppen den Raum Warstein be- rührten. Mit Hessens Kriegseintritt geriet die Stadt in einen Bereich wechselnder militärischer Vormacht; lange Jahre mußte sie beiden Par- teien, die sich faktisch arrangierten, Kontribu- tionen zahlen. Mit der auf Vernichtung der feindlichen Versorgungsbasis abgestellten schwedischen Taktik machte Warstein 1646 auf furchtbare Weise Bekanntschaft, als plün- dernde Wrangeische Truppen über ein Drittel der Bürger erschlugen. Ernst Opgenoorth

The English Civil War. A military hand- book. Edited by John Tucker and Lewis S. Winstock. London: Arms and Armour Press 1972. 80 Seiten

Der kleine Sammelband ist in einer Reihe hee- reskundlicher und kriegsgesdiiditlicher Ver- öffentlichungen erschienen. Seine Autoren sind durchweg Mitglieder einer britischen Gesell- schaft, die zu wohltätigen Zwecken Gefechte, Schlachten und Belagerungen des englischen Bürgerkrieges (1642—1651) oft auf den Ori- ginalschauplätzen rekonstruiert und in Kriegs- spielform meist an den entsprechenden Ge- denktagen darstellt.

Das Werk vermittelt in seiner Beschränkung auf rein militärische Vorgänge des Bürger- krieges einen guten Eindruck von Aussehen, Ausrüstung und Ausbildung der Armeen, Aus- führungen über Führungs- und Einsatzgrund- sätze werden allerdings vermißt. Im einzelnen werden behandelt: Fahnen und Feldzeichen, Uniformen, Helme und Rüstungen, H a n d w a f - fen, Ausbildung der verschiedenen Waffengat- tungen und Geschützwesen. Von allgemeiner Bedeutung sind eine ausführliche Chronologie und ausgezeichnete Kurzbiographien der wich- tigsten militärischen Führer, die — zusammen betrachtet — einen guten ersten Überblick über das militärische Gesamtgeschehen bieten sowie die Beiträge über Belagerungs- und See- kriegführung. Das ausgebreitete Faktenmaterial dürfte im übrigen durch einen Vergleich mit kontinentaleuropäischen Armeen noch an Be- deutung gewinnen.

Stärke und zugleich Schwäche des Buches ist seine Beschränkung auf das heereskundlich- kriegsgesdiichtliche Gebiet. Das wird besonders deutlich an der im Klappentext als »full biblio- graphy«, vom Autor selbst aber als »selective«

(S. 79) bezeichneten Bibliographie von Lewis S. Winstock. Sie enthält tatsächlich nur die wichtigste militärische Literatur. Da aber das militärische Geschehen des Bürgerkrieges, der nach Meinung Peter Youngs wichtigsten und einschneidendsten revolutionären Veränderung in der englischen Geschichte (S. 6), ohne Betrach- tung der religiösen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse weitgehend un- verständlich bleibt, wäre hier der Platz ge- wesen, den engen Rahmen durch die Nennung einiger weiterführender und interpretierender Werke (ζ. B. Ch. Hill: God's Englishman.

Oliver Cromwell and the English Revolution.

London 1970) zu sprengen.

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Das Buch ist hervorragend und umfangreich illustriert. Dabei ist allerdings auf einigen Sei- ten die Lesbarkeit dadurch beeinträchtigt, daß Bild und Text übereinander gedruckt worden sind. Hier hätten einige Seiten mehr für die Trennung von Bild und Text nicht geschadet.

Die in der Einführung des Herausgebers be- sonders erwähnte graphische Darstellung der einzelnen Feldzüge erscheint weniger geglückt, da sie wesentlich nur die Hauptstoßrichtung der Heere angibt, auf eine nähere Darstellung der Schlachten aber verzichtet. Informativ ist dagegen in diesen Zeichnungen die wechselnde Zugehörigkeit der größeren Städte zu den bei-

den Parteien. Greiner

John Motto: Die bunte Welt der Uni- form. 250 Jahre militärischer Tracht.

17.—20. Jahrhundert. Deutsche Uberset- zung von Stephan M. Scheuerl und Hans- Joachim Ullrich. Stuttgart: Franckh 1972. 234 Seiten

Mit dem vorliegenden Buch des Engländers John Mollo gilt es, eines jener reich ausgestat- teten Werke anzuzeigen, die nicht zu wissen- schaftlichen Zwecken verfaßt, sondern offenbar aus kommerziellen Gründen geschrieben wur- den. Wenngleich Mollo, der uns auf dem Schutzumschlag als »Fachmann für Unifor- men«, »Autor und Illustrator vieler Bücher über die Uniformierung« und »Berater für kriegsgeschichtliche Details . . . in vielen Fil- men« vorgestellt wird, in seiner Einführung hervorhebt, nur »in großen Zügen . . . die Ge- schichte der Uniform in den wichtigsten euro- päischen Ländern und den USA« behandeln zu wollen (S. 13), so kann diese anerkennens- werte Beschränkung jedoch keineswegs als Ent- schuldigung für die vielen Unstimmigkeiten und Mängel dienen, auf die der Leser stößt.

Um dieses harte Urteil zu belegen, seien drei willkürlich herausgegriffene Zitate angeführt.

Auf S. 19 lesen wir: »Um 1648 übertrugen diese altgedienten Regimenter ihre Treue von U n - ternehmern wie Mansfeld und Wallenstein auf Könige und Fürsten. Das Zeitalter der nationalen stehenden Heere war angebrochen.«

An einer anderen Stelle (S. 185) wird der letzte deutsche Kaiser folgendermaßen charakterisiert:

»Wilhelm II. . . . lehnte die liberalen Tendenzen seiner Eltern ab und bezog sich wieder auf die militärischen Tugenden der Preußen, nämlich Schlichtheit, Sparsamkeit und Ehrlichkeit.« Mit

Anteilnahme müssen wir dann noch von Öster- reich erfahren, daß es durch den Krieg vor 1866 nicht nur seinen restlichen italienischen Be- sitz verlor, sondern auch aus »dem deutscher Bundesstaat verdrängt« wurde (S. 192).

Leider sind nicht nur historische Ausführunger zu rügen. Ebensowenig sind die Beschreibunger der Uniformen und Ausrüstungsgegenständf fehlerfrei. Das trifft beispielsweise für die Be- merkungen über die angeblich gepanzerter

»Deutschen Reiter« des 16. und 17. Jahrhun- derts zu (S. 20) und erweist sich bei der Aus- stattung der Musketiere und Pikeniere, die hiei statt mit Schnappsäcken mit Brotbeuteln odei Rucksäcken ausstaffiert werden (S. 23).

Falsch ist es auch, die unter Abb. N r . 78 vor- geführte Kopfbedeckung preußischer Husarer (Landwehr) als Mütze zu bezeichnen; richtig müßte es vielmehr Kolpak in Tschakoforrr heißen.

Um dem Autor Gerechtigkeit widerfahren zi lassen, sei indes eingeräumt, daß ein Teil diesei Fehler eventuell einer unsachgemäßen Ober- tragung in die deutsche Sprache zugeschrieber werden muß. Sobald sich Mollo übrigens seinen·

Vaterland zuwendet, werden seine Aussager präziser und korrekter. Lobenswert ist an die- sem Buch vor allem die reichliche Ausstattung mit farbigen Abbildungen, die dem Laien füi die Zeit von 1640 bis 1918 durchaus einen er- sten Überblick über die Geschichte des »Bunter Rocks« bieten können. Beispiele für die Ent- wicklung der Marineuniform sucht man hiei allerdings vergeblich. Bernhard Sicker,

Aime Dupuy: Les Cosaques dans l'his- toire et la literature Napol<k>niennes.

I n : Revue d'histoire moderne et con- temporaine. 18 (1971) 430—445.

Die mit den verbündeten Armeen 1814/15 nach Frankreich und Paris gelangenden Ko- saken des General Pelatov (einige Kalmyken- und BaSkirenregimenter darf man noch hin- zurechnen) haben die Phantasie der westeuro- päischen Öffentlichkeit verständlicherweise leb- haft beschäftigt. Dupuy deckt die vielfältiger Spuren dieser exotisdien Reitertruppen in del historischen und belletristischen Literatur übei das napoleonische Zeitalter auf. Die fremd- artige, oft pauschal mit der des »Russen« iden- tifizierte Erscheinung des »cosaque« galt bis- weilen ebenso als Sinnbild eines barbarischer Kriegertums wie nach 1870 in manchen Publi-

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kationen der anstelle des »Preußen« oder

»Bayern« neu eingeführte literarische Typ des

»Deutschen«. Wie an dieser Studie deutlich wird, vermag audi die Literatur in ihren ver- schiedenen Ausdrucksformen das Ihre zur Ver- festigung und Verbreitung populärer Vorstel- lungen beizutragen. ]. Hoffmann

Wolfgang D. Gruner: Die bayerischen Kriegsminister 1805—1885. Eine Skizze zum sozialen Herkommen der Minister.

In: Zeitschrift f ü r bayerische Landes- gesdiidite. 34 (1971) 238—315.

Die Studie zeigt wie die Dissertation des Ver- fassers über Das bayerische Heer 1825—1864 eine solide Aktenkenntnis. Dankenswert ist der dem Thema vorangestellte Abriß der Entwick- lung der Organisation und Struktur des bayeri- schen Kriegsministeriums sowie die Beleuditung der Aufgaben und Leistungen der vorgestellten Minister.

Für eine sozialgeschichtliche Analyse wären die vom Autor beiseite gelassenen provisorischen Minister und Ministerialverweser durchaus auch bedeutsam gewesen, wenn sich auch an der Aussagekraft der Ergebnisse quantitativ kaum etwas geändert hätte.

Gruner befragt die 14 Persönlichkeiten, be- ginnend mit Graf v. Triva bis Ritter v. Maillin- ger nach ihrem sozialen und militärischen Hin- tergrund. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick

»unerwartet«: nur zwei der Familien stamm- ten aus Altbayern, die Mehrzahl (5) aus dem nichtdeutschen Ausland. Zum Geburtsadel ist uneingeschränkt nur eine zu rechnen (Frhr. v.

Gumppenberg), mit Einschränkung — nur väterlicherseits — ferner Frhr. v. Prandch und mit weiteren Einschränkungen in der Ahnen- galerie noch Maillot und Lüder.

Der Anteil des »bürgerlichen Elements an den Ahnen der Kriegsminister« wird mit 54,5 % beziffert, dazu kommen 7,4 %> Nobilitierte, also ein Gesamtanteil bürgerlicher Provenienz von 6 2 % . Gruner läßt mit Recht offen, ob diese Zahlen für das bayerische Offizierkorps insgesamt repräsentativ seien.

Der gewählte Zeitraum läßt wohl kaum eine generelle Aussage zu. Mit den steigenden Offi- zierszahlen mußten sich die Relationen ver- schieben. Ein allgemeiner Vergleich mit Preu- ßen ist auch schwer möglich. Hier hat zwar in der Generalität immer ein höherer Adelsanteil den sozialen Hintergrund des Offizierkorps

charakterisiert, aber es gab sowohl bürgerliche Kriegsminister wie Generalstabschefs (Scharn- horst, Reyher).

Die soziale »Bewegung« im Offizierkorps ist durch außergewöhnliche Umstände beeinflußt worden, so nach der Niederlage von Jena, dann in den Befreiungskriegen, nachhaltig aber erst durch den Zwang der großen Zahlen. Die Be- deutung von »Ausnahmen« ist nur individuell zu erfassen. In der bayerischen Generalität liegt nach Gruners Untersuchung eine breitere Öffnung vor. Sie ist aber wohl kaum statistisch zu erklären. Das historische Schwergewicht des Adels der altpreußischen Provinzen gerade im militärischen Metier hatte ursprünglich soziale, ökonomische, strukturelle und politische Ur- sachen und Ziele. Von diesem Telos ist das 19. Jahrhundert in Preußen noch durchdrungen, auch dann noch — ja wie es scheint, gerade dann — als es anachronistisch zu werden be- gann.

Es zeigt sich, wie oft an den Ergebnissen quan- tifizierender Untersuchungen, daß immer noch ein Bündel weiterer historischer Gesichtspunkte einzubringen ist, um sie verankern zu können.

Gruner ist sich dieser Bedingungen bewußt.

Sein Beitrag ist ein wichtiger Mosaikstein für weitere sozialgeschichtliche Untersuchungen zum 19. Jahrhundert. Μ. M.

Michael Behnen: Das Preußische Wochen- blatt <1851—1861). Nationalkonser- vative Publizistik gegen Ständestaat und Polizeistaat. Göttingen, Frankfurt a. M., Zürich: Musterschmidt 1971. 258 Seiten ( = Göttinger Bausteine zur Geschichts- wissenschaft. Bd 43.)

Behnen hat f ü r die Buchausgabe seiner Disser- tation »Revolution, Reaktion und deutsche Einigung im Spiegel des Preußischen Wochen- blatts (1851—1861)« einen bescheideneren Titel gewählt, der aber weniger treffend ist. Die Arbeit geht nämlich über den Rahmen einer Publizistik-geschichtlichen Untersuchung weit hinaus. Sie sucht zu einer Analyse und Durch- dringung wesentlicher Problembereiche in der preußisch-deutschen Geschichte nach der Revo- lutionsära zu kommen.

Die Betrachtung der Entwicklung des Wochen- blatts und der hinter ihm stehenden politischen Interessen bildet den Kern einer umfassenderen Betrachtung so wichtiger Fragen wie das monarchische Prinzip, das konstitutionelle Sy-

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stem, preußische Prinzipienpolitik, Revolution und europäisches Staatensystem.

Dieser Kern ist mit den heute erreichbaren Quellen anschaulich gemacht worden. In einer besonders günstigen Situation befand sich der Autor nicht, denn wesentliche Quellenbestände sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, so die Nachlässe von Moritz August v. Beth- mann Hollweg und von Graf Albert v. Pour- taUs. Das Material über die Verträge mit dem Redakteur Jasmund konnte nicht mehr ein- gesehen werden. Im Jahre 1945 wurde das gesamte Familienarchiv von der Goltz ver- nichtet. Behnen fand dagegen reiches Material in den in Merseburg liegenden Nachlässen von Justus v. Gruner und Otto v. Manteuffel.

Sehr ergiebig war der im Staatsarchiv H a m - burg aufbewahrte Nachlaß von Clemens Theo- dor Perthes. Perthes wird von Behnen in neuer Perspektive gesehen. Von einer Randfigur wird er zum wichtigen Rollenträger. Über seine nationalpolitischen Vorstellungen gibt u. a.

auch der Briefwechsel mit seinem Freund Al- brecht v. Roon wichtigen Aufschluß, ein Kom- plex, den Behnen nicht näher ins Auge gefaßt hat. Besonders gelungen scheint mir die Be- schreibung der preußischen restriktiven Ver- waltungspraxis in Presseangelegenheiten. Aber der Hauptanreiz lag für den Verfasser in der Durchdringung des Phänomens des National- konservativismus. Dabei grenzt sich Behnen scharf gegen die Kritik von H . J. Schoeps an der Wochenblattpartei ab. Er gerät dabei aber nicht in die Nähe ausschließlicher Positionen.

Es gelingt ihm, die innere Fragwürdigkeit des Ansatzes der Wochenblattpartei deutlich zu machen: die Forderung nach preußischer Groß- machtpolitik ohne Großmachtbasis und ohne Bereitschaft zum Eingehen auf die Anliegen der liberalen Nationalbewegung. »Modern« war das Wochenblatt nur im Vergleich zu den Hoch- konservativen. Es orientierte sich am Staat und nicht so sehr an einem Stand. Aber in der zweiten H ä l f t e des 19. Jahrhunderts konnte auch das monarchische Prinzip nicht allein zur tragenden K r a f t nationaler Politik werden.

Behnen verweist mit Recht nachdrücklich auf die inneren Hemmnisse des politischen Wollens der Männer um Bethmann Hollweg: zu starke Fäden reichten noch zurück in die Ideenwelt der historischen Rechtsschule und in idealistisch- spiritualistisches Gedankengut.

Im Ergebnis ist der gedankenreichen Studie bei- zupflichten, wenn sie die oft benutzte Charak- terisierung des Wochenblattkreises als »liberal-

konservativ« in Frage stellt. Diese einseitige Orientierung an ihren außenpolitischen Vor- stellungen ist in der Tat ungenügend.

Mit dem Wochenblattkreis kommt der Ge- danke der Interessenpolitik stark in das Be- wußtsein. Es darf hingewiesen werden auf Zu- sammenhänge mit der späteren Ideologie von der Realpolitik. Μ. M.

Le Service de sante des armees. Paris:

Minist^re de la defense nationale 1972.

286 Seiten ( = Revue historique de l'armee. 28 (1972) N o 1.)

Der Titel des Buches ist insofern zu anspruchs- voll, als es sich anders als bei Le Service de santö militaire de ses origines έ nos jours (Pa- ris 1961) hier um die Geschichte der letzten 100 Jahre handelt. Wo es das Verständnis allerdings erfordert, gehen einige der 22 Mit- arbeiter, die — abgesehen von Madame Graux — alle Offiziere des aktiven Sanitäts- dienstes vorwiegend im Generalsrange sind, auch auf die ältere Zeit ein.

Eine bemerkenswerte Einführung aus der Feder von Generalstabsarzt Lenoir und seinem Stell- vertreter Bernard, die an der Spitze des Service de santi des armies stehen, trägt eine Art Konzeption des seit 1948 vereinheitlichten Sani- tätswesens der französischen Streitkräfte vor.

Der Sanitätsdienst, der bis 1882 (Heer) bzw.

1890 (Marine) noch vollständig der intendance unterstand, kam den weitverzweigten Ver- pflichtungen der Streitkräfte entsprechend un- ter allen klimatischen Bedingungen der Erde zum Einsatz. Militärmedizin ist deshalb in Frankreich mehr als in Zentraleuropa immer auch Tropenmedizin gewesen. So hat die Ar- mee hervorragende Gelehrte dieses Faches aus ihren Reihen hervorgebracht.

Meilensteine in der Geschichte der Militärmedi- zin sind solche Ereignisse wie der erste franzö- sische erfolgreiche chirurgische Eingriff am ver- letzten Herzen (Fontan 1900) und die Einfüh- rung des künstlichen Winterschlafes, dem La- borit in den Jahren 1947/51 zum Durchbruch verhalf.

Für den hohen Stellenwert, den die wissen- schaftliche Medizin in den französischen Streit- kräften einnimmt, sprechen die zahlreichen Forschungseinrichtungen der Sanitätsdienste.

Ebenfalls renommierte Forschungs- und Aus- bildungsstätten sind die Militärhospitäler, von

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denen Lille und Vincennes Gegenstand beson- ders eingehender Darstellungen sind.

Über den Einsatz beweglicher Sanitätseinheiten berichtet Generalarzt Gillybceuf, der bekannte Sanitätstaktiker. Die Geschidite des Lufttrans- portes von Kranken und Verwundeten beginnt, wie Generalarzt Salvagniac schreibt, mit der Belagerung von Paris 1870/71.

Die Ausbildung des Sanitätsoffiziers, der phar- mazeutische Dienst und die Einrichtung des Verwaltungsoffiziers im Sanitätsdienst sowie ein kurzer bibliographischer Hinweis auf die einschlägige Literatur des Jahres 1971 runden den Band ab.

Nicht allen Beiträgen konnten Literaturnach- weise beigegeben werden. Die Revue historique de l'armie erbietet sich aber, sie auf Anfor- derung nachzuliefern, wodurch das reich illu- strierte Buch für den bibliographisch Inter- essierten an Wert noch gewinnt. Η. Z.

Heeresgeschichtliches Museum (Militär- wissenschaftliches Institut).

»Fliegen 90/71.» Katalog. T. 1.2. Wien:

Heeresgeschichtliches Museum/Militär- wissenschaftliches Institut 1971.

Τ. 1. Militärluftfahrt und Luftabwehr in Österreich von 1890 bis 1971, bearbeitet von Erich Gabriel. 337 Seiten

T. 2. Fliegen im Ersten Weltkrieg. Ge- mälde und Zeichnungen, bearbeitet von Lieselotte Popelka. 52 Seiten

Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien ver- anstaltete im Sommer 1971 erstmals eine Son- derausstellung, die sich mit der Entwicklung der Luftfahrt in Österreich allgemein und spe- ziell mit der Militärluftfahrt in den rund acht Jahrzehnten von 1890 bis heute befaßte, also den Zeitraum von der k.u.k. Monarchie und dem Ersten Weltkrieg über die Erste Republik, die Zeit des Ansdilusses an das Reich und des Zweiten Weltkrieges sowie der Zweiten Repu- blik umschließt, Perioden also, in denen jeweils völlig andersgeartete Voraussetzungen die Ent- wicklung beeinflußten.

Im Teil I des Katalogs sind den Angaben über die einzelnen Ausstellungsstücke grundsätzliche Kapitel über die jeweiligen Phasen in der ge- schichtlichen Entwicklung vorangestellt. Sie be- ginnen aber nicht mit dem im Ausstellungstitel herausgestellten Jahr 1890, sondern gehen auch auf die Wegbereiter der Luftfahrt in Öster- reich ein, die in dem davorliegenden Jahr-

hundert Pionierarbeit auf diesem Gebiet ge- leistet haben, beginnend mit dem »aerostati- schen Experiment« des Grazers Aloys von Widmanstätten aus dem Jahre 1782. Neben diesen grundsätzlichen Darstellungen finden sich ergänzende detaillierte Angaben audi in den Erläuterungen zu den Ausstellungsstücken.

Auf diese Weise entsteht eine kurzgefaßte Ge- schichte der österreichischen Militärluftfahrt, die nicht nur für Österreicher, für die sie in der Hauptsache geschrieben wurde, von Inter- esse ist. Audi für deutsche Leser ist sie ein wertvoller Überblick über ein Gebiet, das hier- zulande nicht so sehr bekannt ist, obwohl Österreich—Ungarn der Verbündete des Deut- schen Reiches war und die — wenn auch zahlenmäßig kleine — Flieger- und Luft- abwehrtruppe der Ersten Republik infolge des Ansdilusses im Jahre 193 8 Bestandteile der deut- schen Luftwaffe geworden sind.

Der Wert des Katalogs als Nachschlagewerk wird erhöht durch das sehr eingehende, mehr- seitige Literaturverzeichnis, das ergänzt ist durch entsprechende Literaturhinweise bei zahl- reichen Erläuterungen zu Ausstellungsstücken.

Besonders aufschlußreich sind diese bei den Kapiteln über den Luftkrieg über österreichi- schem Gebiet während der Jahre 1939 bis 1945.

Einige Anlagen bringen statistische Angaben über die k.u.k. Luftstreitkräfte sowie über österreichische Ritterkreuzträger des vergan- genen Krieges.

Diese letztgenannte Aufstellung, in der so be- kannte Namen wie Lohr, Nowotny und Gollob die bedeutsame Rolle österreichischer Soldaten in der deutschen Luftwaffe andeuten, ist aller- dings mit einem gewissen Vorbehalt hinsicht- lich der dort gemachten Angaben zu verwerten (ζ. B. landsmannschaftliche Zugehörigkeit und Dienstgrad von Generalleutnant Stahel). Hier- über ist sich der Herausgeber selbst im klaren.

Die Aufstellung sollte daher als ein erster Ver- such gewertet werden, wobei der mit der Ma- terie Vertraute weiß, wie schwierig es in An- betracht der gegebenen Aktenlage ist, exakte Darstellungen zu liefern.

Abgeschlossen wird der Teil I durch einige Bildtafeln, die besonders hinsichtlich des Zeit- abschnitts des Ersten Weltkrieges interessieren dürften.

Teil II des Katalogs bezieht sich auf den Teil der Ausstellung, der sidi im bewußten Gegen- satz zum historisdi-tedinisch-organisatorisdien Teil ausschließlich mit der künstlerischen Dar-

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Stellung von Motiven der Militärluftfahrt Österreich—Ungarns in Form von Gemälden und Zeichnungen aus der Zeit des Ersten Welt- krieges befaßt. -khh-

Deutsches Judentum in Krieg und Revo- lution 1916—1923. Ein Sammelband herausgegeben von Werner E. Mosse und Arnold Paucker. Tübingen: Mohr 1971.

X, 704 Seiten ( = Schriftenreihe wissen- schaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck- Instituts. 25.)

In einem weitgespannten Rahmen behandeln die adit Autoren Denken und Handeln deut- scher Juden gegen Ende des Kaiserreiches und zu Beginn der Weimarer Republik, wobei der Schwerpunkt ihrer Ausführungen auf der Zeit seit November 1918 liegt. Zwischen Aufsätzen über die Krise der europäischen Bourgeoisie und das deutsdie Judentum (W. E. Mosse), die politischen Veränderungen der Kriegszeit und ihre Auswirkungen auf die Judenfrage (S.

Friedländer), die Ausbreitung des Antisemitis- mus sowie den Bewußtseinswandel der deut- schen Juden (W. Jochmann bzw. E. G. Reich- mann) steht W. T. Angress' ausführliche Ab- handlung über die Juden im politischen Leben der Revolutionszeit. Die Beiträge von W.

Becker, H . Tramer und W. Treue beschäftigen sich mit wichtigen Teilaspekten wie der Rolle der liberalen Presse, geistiger und kultureller Leistungen der Juden sowie der Frage nach den wirtschaftlichen Motiven des deutsdien Anti- semitismus.

Abgesehen von Ausführungen über die Auf- stellung einer »Roten Armee« durdi Führer der zweiten, kommunistischen Räterepublik in Bayern Mitte April 1919 (S. 285 f., 292—294) und ihr entsprechendes Verhalten findet sidi selbst in Angress' umfangreicher Studie keine weitere Darstellung militärischer Maßnahmen.

Die Juden, die oft aus Wunsch nach Verwirk- lichung einer besseren, d. h. politisch, sozial und wirtschaftlich gerechteren Welt aktiv wur- den, waren an militärpolitischen Fragen we- niger interessiert als andere Bevölkerungs- gruppen, was allgemein audi für die Tätigkeit jüdischer Mitglieder von Soldatenräten (ζ. B.

Max Cohen-Reuß, S. 219—225) gilt.

Während des Weltkrieges kämpften Juden so- wohl an der Front als auch als Organisatoren der Kriegswirtschaft für Deutschland. Für deren Funktionieren hat bekanntlich insbesondere

W. Rathenau Entscheidendes geleistet. Dieser leitete die kurz nach Ausbruch des Krieges ge- schaffene »Kriegsrohstoffabteilung«, die — als Zentrum der Kriegswirtschaft des Reiches — Waren, die für die Rohstoffwirtschaft wichtig waren, entweder requirierte bzw. deren Her- stellung lenkte oder durch Großeinkauf im neutralen Ausland erwarb. In den »Kriegs- gesellschaften« wie ζ. B. bei der Zentral-Ein- kaufs-Gesellschaft (besonders für ausländisch«

Lebensmittel) lag der Prozentsatz der dort be- schäftigten, über kaufmännische Erfahrungen verfügende Juden deutlich über dem Anteil an der Gesamtbevölkerung (S. 36). Diese Tatsache benutzten antisemitische Kreise, um die Juden der Drückebergerei und des Kriegsgewinnler- tums zu bezichtigen.

Mehr noch als dieser recht pauschale Vorwurf hat die zahlreichen Frontkämpfer unter den Juden die Anordnung des preußischen Kriegs- ministeriums vom 11. Oktober 1916 getroffen, durch Kommandobehörden und Truppenstäbe überprüfen zu lassen, ob die Juden dem Dienst mit der Waffe pflichtgemäß nachkämen. Die Ergebnisse der schon von den Durchführungs- methoden her unhaltbaren Judenzählung blie- ben zwar unveröffentlicht, doch trug diese

»folgenschwerste innenpolitische Handlung des Kriegsministeriums« entscheidend zur Diskri- minierung auch der jüdischen Frontsoldaten bei.

Wenn auch die militärische bzw. wehrpolitische Rolle deutscher Juden allenfalls ein Randthema des hier angezeigten Sammelwerkes ist, so ent- hält es doch eine Fülle gewichtiger Informatio- nen, deren Kenntnis zum Verständnis eines Ab- schnitts der neueren deutschen Geschichte nütz-

lich ist. Schustereit

Guy Pedroncini: Le H a u t Commande- ment fran;ais et la conduite de la guerre de mai 1917 έ novembre 1918.

In: L'Information historique. 34 (1972) 229—233.

Der Verfasser der bahnbrechenden Studie über die Meutereien in der französischen Armee im Jahre 1917 (Les Mutineries de 1917. Paris 1967) macht in diesem gedankenreichen Auf- satz auf die Möglichkeiten aufmerksam, die sich aus einer betont militärgeschichtlichen Be- trachtungsweise für die vertiefte Erkenntnis des historischen Geschehens ergeben. Am Beispiel der französischen Armeeführung verdeutlicht er, in welchem Maße strategische aber auch

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taktische Entscheidungen bestimmt wurden von politischen, wirtschaftlichen und psychologi- schen Faktoren, die in den bisherigen, vornehm- lich am Ablauf der militärischen Ereignisse orientierten kriegsgeschichtlichen Darstellun- gen entweder ganz unberücksichtigt blieben oder deren übergreifende Bedeutung vernach- lässigt wurde. Dabei gewinnt die Gestalt Pe- tains neues Profil, nicht nur durch die neue Konzeption von Defensive und Offensive im Zeichen der »industrialisation de la guerre«

und durch den politisch motivierten Plan einer Offensive an der lothringischen Front in der Schlußphase des Krieges, sondern auch durch das frühzeitige Erkennen der Bedeutung der Panzer- und Luftwaffe und deren entschlossene Förderung. W. D.

William Roger Louis: Das Ende des deutschen Kolonialreiches. Britischer Im- perialismus und die deutschen Kolonien 1914—1919. Übersetzung von Gerd Weißenberg. Düsseldorf: Bertelsmann Universitätsverlag 1971. 140 Seiten ( = Studien zur modernen Geschichte. Bd 6.) Die These, daß der Erste Weltkrieg vom eng- lischen »Handelsneid« heraufbeschworen wor- den sei, ist heute nicht mehr aktuell. Auch die aus ihr abgeleitete ökonomische Begründung für die Wegnahme des deutschen Kolonial- reiches wird angesichts des geringen Wertes der Schutzgebiete nicht mehr ernsthaft disku- tiert. Louis vertritt folgerichtig die provozie- rende Ansicht, Vorgeschichte und Entscheidun- gen der Aufteilung ließen sich mit den Frage- stellungen und Methoden der Diplomatie- geschichte im ganzen angemessener erfassen als mit den Imperialismustheoremen von Hobson bis Lenin. Seine Auswertung der neuerdings zugänglichen britischen Aktenbestände aus den Jahren 1914 bis 1939 und privater Nachlässe, etwa der Smuts Papers, fördert zu Tage, daß der Annexionsentschluß Londons in erster Linie auf militärische Erwägungen zurückging.

Dreißig Jahre lang, seit 1884, hielt England mit wechselnder Ernsthaftigkeit sein Empire durch die deutschen Kolonien militärisch be- droht. Nicht so sehr Ansichten des Mutter- landes, als vielmehr die Auffassungen der be- troffenen Reichsglieder waren dafür maßgeb- lich: Südafrika fühlte sich aus dem benachbar- ten Deutsch-Südwestafrika, Australien durch den deutschen Südseebesitz, Indien von Deutsch-

Ostafrika bedroht. Kamerun, Togo und Tsing- tau dagegen ließen London kalt.

Da seit 1914 die Dominions ihre deutschen Nachbargebiete besetzten, da Japan und Bel- gien selbständig ihre Ansprüche realisierten und schlecht wieder vertrieben werden konnten, da auch Italien territoriale Forderungen anmel- dete, ganz zu schweigen von Frankreich, war das Kabinett in der Kolonialfrage nicht Herr seiner Entschlüsse. Nach Möglichkeit suchte es vertraglichen Abmachungen vor dem Sieg aus dem Weg zu gehen. Zeitweise Schloß es eine Herausgabe der Eroberungen oder von Kom- pensationsobjekten nicht aus. Die Wende er- folgte 1917. Nach dem drastischen Erlebnis der U-Boot-Gefahr konnte keine Rede von der Rückgabe potentieller Stützpunkte mehr sein.

Mit wachsender Siegesgewißheit im alliierten Lager reduzierte sich die Kolonialfrage auf das Problem, die Annexion deutscher und tür- kischer Gebiete in einer Form zu vollziehen, die die Wilsonschen Prinzipien schonte. Den Ausweg fand der Südafrikaner Smuts in der Mandats-Idee (die er auch auf die portugiesi- schen Kolonien ausgedehnt wissen wollte).

Schade, daß Louis seine einleuchtende Dar- stellung damit verunziert, die Tonga-Inseln geographisch zur Salomonen-Gruppe zu zählen.

Aber wenn das der einzige nachprüfbare Sach- fehler ist, kann man darüber hinweg sehen.

Ärger wird der »kräftige junge Löwe der Kolo- nialgeschichtsforschung« (Η. P. Schwarz) mit seiner Grundthese genug ernten. Petter

Hans Frentz: Der unbekannte Luden- dorff. Der Feldherr in seiner Umwelt und Epoche. Wiesbaden: Limes-Verlag 1972. 318 Seiten

Nach 1945 erschienen wenige Werke, die sich mit dem Wirken des Generals Ludendorff im Ersten Weltkrieg und danach kritisch aus- einandersetzten. Man denke an die verschieden- wertigen Arbeiten der Historiker Foerster und Goodspeed und an die Darstellung Breuckers, der Ludendorff gut gekannt hat. Das Werk, das den geschichtlichen Standort Ludendorffs angemessen und korrekt nachzeichnete, wurde nicht geschrieben, obwohl das quellenmäßig gar nicht so schwierig sein dürfte. Diese Tatsache wird man zu berücksichtigen haben, wenn man das hier angezeigte Buch betrachtet.

Es ist keine an sich wünschenswerte Biographie und auch keine streng geschichtliche Unter-

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suchung, wie das der Untertitel vermuten lassen könnte. Der Verfasser, der bereits in früheren Jahren diese zeitgeschichtlich bedeutsame The- matik abgehandelt hat (S. 259) 1, war im Ersten Weltkrieg im Stabe der Generale Hin- denburg und Ludendorff mit Presseangelegen- heiten befaßt und blieb auch später mit ihnen in Verbindung. Er gibt in aufgelockerter Weise ein persönlich gefärbtes Bild dieser Zeit. Von besonderem Interesse sind die Vorgänge, die der Verfasser direkt miterlebt hat (so die Tätigkeit der Dichter Herbert Eulenberg, Richard Dehmel und Arnold Zweig im Stabe von Ober-Ost, persönliche Erinnerungen des Verfassers vom Kriegsende in Berlin 1918 und die späteren Beziehungen zu Ludendorff und Hindenburg).

Da ist Unmittelbarkeit zu spüren. Der Ver- fasser behauptet von sich nicht, Geschichte zu schreiben. Und doch wünscht man etwas mehr sachlichere Informiertheit. Es geht beispiels- weise nicht an, den damaligen Major v. Haeften als General zu bezeichnen (S. 31). Die Darle- gungen zum unseligen Streit zwischen Luden- dorff und Hindenburg über das »Ludendorff- sche Schwanken in der Tannenbergschlacht«

(S. 276 ff.) bleiben vage, und das ist nicht etwa quellenbedingt. Denn im 3. Band der Erinne- rungen Ludendorffs (Pähl 1955) findet man — trotz aller Polemik Ludendorffs — den erfor- derlichen Aufschluß, so audi die später ver- schwundene »Ehrenerklärung Hindenburgs«

für Ludendorff (S. 114). Der von Professor Sauerbruch mitgeteilte dramatische Hitlerauf- tritt beim 70. Geburtstag Ludendorffs (S. 285 ff.) wird in den Ludendorffschen Er- innerungen nicht erwähnt, auch nicht vom Her- ausgeber nachgetragen. Wolfgang Krüger

Keith William Bird, jr.: Officers and republic. The German navy and politics, o. O. u. J. XIV, 406 gez. Bl.

Durham, N . C.: Duke University, Phil.

Diss. 1971

Der zeitliche Rahmen der Dissertation von Bird ist das Jahrzehnt zwischen der Marinemeuterei 1918 und der Ernennung Erich Raeders zum Chef der Marineleitung im Jahre 1928. Der

1 H . Frentz: Hindenburg und Ludendorff und ihr Weg durch das deutsche Schicksal. Ein Beitrag zur Deutung ihrer geschichtlichen Persönlichkeit. Berlin 1937 ( = Feldherrn, Generale, Könige. Wie und warum sie handeln.)

Autor begründet überzeugend, daß diese Be- grenzung keine willkürliche Zäsur darstellt:

nadi Jahren, in denen die Marine und ihr Offizierkorps allzuoft die Kritik und das Miß- trauen von Öffentlichkeit und Parlament her- ausgefordert hatten, gelang es Raeder, die Marine innerlich zu konsolidieren und ihr Ver- hältnis zu Regierung und Reichstag zu norma- lisieren. Besonderes Gewicht legt der Verfasser auf die Auswirkungen des Kapp-Putsches, der das innere Gefüge der Marine noch stärker als die Ereignisse 1917/18 erschütterte und die Zweifel an der Loyalität des Offizierkorps ge- genüber der jungen Republik bestärkte. An der folgenden Entwicklung war auch die Regierung nicht unschuldig, denn sie meinte, nach dem Kapp-Putsch nicht auf die Unterstützung der Marinebrigaden verzichten zu können, obwohl diese sich — wenn auch in unterschiedlichem Maße — als Gegner der Republik gezeigt hat- ten. Die Integration der Brigadeangehörigen in die kleine Reichsmarine schuf über Jahre hinaus ein Problem und förderte Tendenzen, die kei- neswegs im Interesse der Republik waren.

Erfreulicherweise versuchte der Autor nicht, die Quellen von einem bestimmten Vorverständnis her zu interpretieren; die gründliche und nüch- terne Auswertung des Materials verdeutlicht auch so die Haltung der Marine unter einer ungeliebten Staatsform und ohne Verständnis oder gar Sympathie beim überwiegenden Teil der Bevölkerung. Ebenso bewußt wird die Be- grenzung auf das Thema durchgehalten: Flot- tenbau, operative Planungen, Gliederungen u. ä.

fehlen völlig; der Leser, der nicht über gewisse Vorkenntnisse verfügt, dürfte auf die Benut- zung von Hilfsmitteln angewiesen sein.

Die Zahl der Schreibfehler ist reichlich hoch;

besonders störend sind die Fehler, die bei der Übernahme von Ausdrücken aus dem Deutschen entstanden sind. Die Kursivschreibung von Fremdwörtern sollte konsequent beibehalten werden, wenn sie einmal eingeführt ist.

Diese Unebenheiten werden sich aber bei der Drucklegung leicht beheben lassen, die dieser Arbeit im Interesse einer weiteren Verbreitung sehr zu wünschen ist, denn sie liefert auch wert- volle Aufschlüsse f ü r das Selbstverständnis der Marine unter der nationalsozialistischen Herr- schaft und im Zweiten Weltkrieg.

Bernd Stegemann

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Heinrich August Winkler: Mittelstand, Demokratie und Nationalsozialismus.

Die politische Entwicklung von Hand- werk und Kleinhandel in der Weimarer Republik. Köln: Kiepenheuer 8c Witsch 1972. 307 Seiten

Arthur Schweitzer: Die Nazifizierung des Mittelstandes. Mit einem Vorwort von G. Eisermann. Stuttgart: Enke 1970.

X I I I , 208 Seiten

Ein Vergleich des Werkes des Historikers Wink- ler mit der von Schweitzer verfaßten wirt- schaftssoziologischen Studie zeigt eine seit meh- reren Jahren zu beobachtende Qualitätssteige- rung bei wissenschaftlichen Arbeiten. Schweitzer beginnt mit gelegentlich nicht eben tiefgehenden Betrachtungen über die »Klassenstruktur vor der NS-Zeit« und behauptet (ohne Beleg), daß

»man« (wer?) zwischen 1918 und 1933 drei Klassen, nämlich Kapitalisten, Arbeiter und Mittelstand, unterschieden habe. — Zutreffend ist es, mit Winkler von letzterem als einer

»Schicht zwischen den Fronten« zu sprechen.

Zwar stimmen beide Autoren darin überein, daß der gewerbliche Mittelstand von antidemo- kratischen und antikapitalistischen Vorstellun- gen beherrscht wurde, doch glaubt nur Schweit- zer, daraus einen — merkwürdigerweise nicht näher definierten — »Mittelstandssozialismus«

ableiten zu können. Winkler hingegen weist überzeugend die entschieden antisozialistische Haltung des gewerblichen Mittelstandes nach.

So wurden sogar die Nationalsozialisten von vielen seiner Angehörigen wegen der politischen Programmatik, die sich in der zweiten Hälfte ihres Namens auszudrücken schien, mißtrauisdi betrachtet und etliche Jahre für nicht wählbar gehalten.

Diese kurzen Bemerkungen lassen vielleicht schon das hohe Niveau der Winklerschen Arbeit erkennen. Nach fundierten begriffsgeschicht- lichen Ausführungen über »Mittelstand« und nach einem Abriß über dessen wirtschaftliche und soziale Entwicklung aus historischer und sozialwissenschaftlicher Sicht von 1918 bis 1933 erfolgt ein Rückblick auf die Mittelstandspoli- tik des Kaiserreiches. Dieser ist deswegen so wichtig, weil erst durch ihn die Gründe für die politische Haltung und Ideologie des gewerb- lichen Mittelstandes in der Weimarer Republik verständlich werden. Die Abkehr vom Prinzip der Gewerbefreiheit in den beiden letzten Jahr- zehnten des vorigen Jahrhunderts und die Hin- 286 wendung zur Schutzzollpolitik war für eine so

hochentwickelte Industrienation wie die deut- sche ein wirtschaftspolitischer Anachronismus, erfolgte jedoch aus allgemeinpolitischen Grün- den. Die konservativen Führungsschiditen ver- suchten (erfolgreich!), durch einen volkswirt- schaftlich nicht zu rechtfertigenden »Sozial- protektionismus« die mittleren und kleinen Eigentümer an die bestehende Staats- und Herr- schaftsordnung zu fesseln und ihre Stimmen bei Wahlen gegen politisch unerwünschte Strömun- gen (Sozialdemokratie) zu gewinnen.

Mit dem November 1918 verlor der gewerb- liche Mittelstand seine privilegierte Stellung innerhalb des staatlichen Sozialgefüges. Dies traf ihn um so schwerer als er sich bis zu diesem Zeitpunkt als staatstragend verstanden hatte.

Es förderte seine Demokratiefeindlichkeit, daß es sich bei ihm um eine weitgehend unpolitische Schicht mit einer ungewöhnlich stark verbrei- teten »kollektiven Egozentrik« handelte, die

»subjektiv besonders krisenanfällig« war und überdies ideologisch verbrämten Anschauungen über die politisch und sozial vermeintlich heile Welt des glanzvollen Kaiserreiches nachhing.

Den Nationalsozialisten fiel es nicht schwer, unter Ausnutzung der aus jenen entspringenden Ressentiments weite mittelständische Kreise für sich zu gewinnen.

Es ist allerdings nicht unproblematisch, von einer »Nazifizierung« des Mittelstandes zu sprechen, denn darunter kann nicht einfach seine Gleichschaltung im Dritten Reich, sondern seine Infizierung mit nationalsozialistischem Gedan- kengut in den letzten Jahren der Weimarer Republik verstanden werden. Es waren aller- dings weniger eigene Ideen, als vielmehr — oft ideologisierte — mittelständische Wunsch- vorstellungen, die die Nationalsozialisten pro- pagandistisch geschickt für ihre eigenen Zwecke ausnutzten. Daß der gewerbliche Mittelstand eine soziale Gruppe war, die keineswegs im Mittelpunkt nationalsozialistischen Denkens stand, zeigt die bereits 1936 beginnende dritte Phase des Verhältnisses zwischen NS-Staat und gewerblichem Mittelstand, in der eine mittel- standsfreundliche Politik in immer stärkerem Maße kriegswirtschaftlichen Belangen weichen mußte.

Das Buch Schweitzers, das lediglich ein Teil- druck aus einer größeren Arbeit ist, enthält eine Reihe interessanter Einzelergebnisse, verzichtet jedoch hin und wieder darauf, die Entwicklun- gen zu zeigen, auf Grund deren es zu einer be- stimmten Entscheidung gekommen ist und be- schränkt sich im übrigen auf die Schilderung des

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Verhältnisses von NS-Politik und »Mittel- standssozialismus«. Winkler hingegen ordnet sein Thema in hervorragender Weise in größere politische Zusammenhänge ein. Die mit bemer- kenswertem Einfühlungsvermögen vorgenom- mene Darstellung rational kaum faßbarer, aber politisch trotzdem wirksamer Faktoren, die in flüssiger Sprache und gutem Stil verfaßt ist, gehört zu den besonderen Stärken der Arbeit Winklers. Sie ist so gelungen, daß sie einen Leserkreis, der weit über den der an speziellen Fragen des Themas Interessierten hinausgeht, ansprechen und beanspruchen kann. Schustereit

The Origins of the Second World War.

Historical interpretations. Edited by Es- monde M. Robertson. London, Basing- stoke: Macmillan 1971. VI, 312 Seiten Der Band enthält dreizehn Studien, die bereits zwischen 1954 und 1968 an anderen Stellen veröffentlicht worden sind. Im Mittelpunkt steht die Kontroverse über die Thesen von A. J. P. Taylor über »The Origins of the Second World War«, die Trevor-Roper 1961 mit einem scharfen Angriff eröffnete. Es folgen Beiträge anderer britischer oder in England leh- render Historiker zu dieser Auseinandersetzung, unter denen der eine etwas vermittelnde Posi- tion einnehmende von Alan Bullock und der sehr gehaltvolle, sozio-ökonomische Materialien und Kategorien einführende von Tim Mason hervorstechen. Anregend und informativ sind die Aufsätze von D. C. Watt über das Laval- Mussolini-Abkommen von 1935 und die beiden Arbeiten des japanischen Historikers Akira Iriye über die Politik Japans vor und im Krieg. James Joll, Desmond Williams und Robert Ferrell sind mit ζ. T. älteren Beiträgen über die Historiographie zum Zweiten Welt- krieg bzw. über die amerikanischen revisionisti- schen Historiker vertreten. Im ganzen ist die Zusammenstellung der Beiträge ausgesprochen uneinheitlich und willkürlich; sie spiegelt höch- stens den britischen Diskussionsstand, nicht aber Stand und Entwicklung der internationalen Forschung zum Komplex der Ursachen des Zweiten Weltkrieges wider. K.-]. M.

Carlo Cigliana: I precedenti della Se- conda Guerra Mondiale. In: Rivista mili- tare. 29 (1973) 17—41.

Der Aufsatz von Cigliana zur Vorgeschichte des

Zweiten Weltkriegs kann in keiner Weise den Ansprüchen der gegenwärtigen Forschungslage gerecht werden. Es ist nicht nur zu bemängeln, daß Cigliana erneut die Thesen von David L.

Hoggan und A. J. P. Taylor vom Anfang der 60er Jahre aufwirft, die seinerzeit in kurzer Sachdiskussion abgewiesen wurden, sich im übrigen auf die Memoiren von Chrustschow, Churchill u. a. stützt, sondern auch die übrige Sekundärliteratur seit Walther Hofers »Ent- fesselung des Zweiten Weltkrieges« nicht rezi- piert hat. Daher kann nicht überraschen, daß er erneut zu dem Ergebnis kommt, daß der Hit- ler-Stalin-Pakt vom 23. August 39 und die Hal- tung Englands und Frankreichs gegenüber Deutschland seit Versailles maßgeblich zum Kriegsausbruch 1939 beitrugen. Jeder Hinweis auf Hitlers außenpolitisches »Programm«, auf den rassenideologischen Vernichtungskrieg ge- gen die Sowjetunion und die Kriegserklärung an die USA, womit der Begriff »Weltkrieg«

erst seine Dimension erhält und das Ausmaß der Verantwortung Hitlers klar wird, fehlt. — Noch ärgerlicher sind allerdings Ciglianas man- gelhafte Faktenkenntnisse: ist man zunächst ge- neigt, Hitlers Ernennung zum Reichskanzler 1932 als Druckfehler hinzunehmen, so bleibt nur Kopfschütteln, wenn er die Locarno-Kon- ferenz f ü r 1935 ansetzt. Im übrigen führen seine handbuchartigen Ausführungen zu zahl- reichen unzulässigen Verkürzungen, die sich mit weitschweifigen diplomatiegeschichtlichen Pas- sagen abwechseln. — Alles in allem ein Auf- satz, der schnell vergessen werden kann und besser vor zehn Jahren geschrieben worden wäre. Jochen Thies

Forces arn^es beiges. Service historique.

Travail de section. Cartes ^ Ι ί β έ ε ε en 1970—72 par Andre Bikar et dessi^es par J. M. Vanderleyden. N o 34. 40. 49.

50. Bruxelles: Institut cartographique (1968: gέographique) militaire 1934—68.

34. Απηέβ beige. Campagne de mai 1940 (10 au 28 mai). Carte gέnέrale des forti- fications permanentes, des positions oc- cup^es, des emplacements successifs, des divisions et des iti^raires suivis. Echelle 1/300 000e. 1970.

40. Armee beige. Mobilisation de 1939/

1940. Dispositif le 7 mai έ 12h 30 (pr6- alerte) et mouvements jusqu'au 10 mai έ 4h 35 (attaque allemande). Echelle

1/300 000'. 1971.

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49. Campagne de mai 1940. Atlas. Carte Spa. Edielle 1/40 000*. 1972.

50. Campagne de mai 1940. Atlas. Carte Stavelot. Edielle 1/40 000*. 1972.

Der Service historique des forces armees bei- ges hat soeben eine erste Serie von vier Karten über die militärischen Operationen in Belgien im Mai 1940 herausgegeben. Zu diesem Zweck hat Lieutenant-Colonel Bikar, der bis zu seiner Pensionierung Leiter des Service historique war, das dort vorhandene Archivmaterial, die in den Vereinigten Staaten befindlichen deutschen Akten sowie autobiographische Aufzeichnungen von aktiven und Reserveoffizieren ausgewertet.

In diesen Karten sind die wichtigsten Einheiten der belgischen, deutschen und französischen Armeen eingezeichnet. Die Verwendung von farbigen Zeichen erlaubt es auch fremdsprachi- gen Interessenten, bequem die Karten aus- zuwerten. Die Veröffentlichung obliegt dem In- stitut cartographique in Brüssel. Die Karten können beim Service historique angefordert werden. L. Papeleux

Paul-Emile Caton: Controverse sur l'entrie des troupes allies en Belgique, le 10 mai 1940. In: L'Information histo- rique. 34 (1972) 211—218.

Für den Ausgang des deutschen Westfeldzugs war das Vorrücken alliierter Truppen nach Belgien und Holland am Morgen des 10. Mai 1940 von entscheidender Bedeutung. Wegen der Ausführung dieses Plans »D« (Dyle), dem am 9. Mai, 23 Uhr, und am 10. Mai, 4 Uhr, ein holländisches und ein belgisches Ersuchen um militärischen Beistand vorausgingen, kam es in der Memoirenliteratur der Nachkriegszeit zu einer Kontroverse. Der ehemalige französische Ministerpräsident Reynaud wie audi Churchill behaupteten, schon am 10. Mai Zweifel an der Richtigkeit dieses Kriegsplans gehabt zu haben.

Die militärischen Führer, vor allem Gamelin, verteidigten sich dagegen mit dem Argument, ihnen seien diese Bedenken nicht mitgeteilt worden. Es hätte sich um eine politische Ent- scheidung gehandelt, die zuvor im Obersten Kriegsrat (Conseil Supreme), und zwar von Reynaud wie von Churchill, gefällt worden sei.

Auch Caton kann nicht mitteilen, wer letztlich die Verantwortung für den unheilvollen Ent-

schluß trägt. Er stellt den zeitlichen Ablauf des Geschehens fest: wann die verschiedenen Nach- richten in den Hauptstädten und Hauptquar- tieren eingingen und wann die entscheidenden Befehle erteilt wurden. Ihm erscheint es be- deutsam, daß zwischen dem belgischen Hilfe- ersuchen und dem Einmarschbefehl zweieinhalb Stunden anscheinend ungenutzt verstrichen.

Caton vermag sich nicht vorzustellen, daß es während dieses Zeitraums nidit zu irgendwel- chen Kontakten zwischen den verantwortlichen Staatsmännern und der militärischen Führung gekommen ist. Auf Grund der ihm zur Verfü- gung stehenden Quellen, der Memoirenliteratur, kann er die Kontroverse aber nicht beilegen.

Und unerörtert bleibt die Frage, warum sich die Alliierten überhaupt in so starkem Maße vom Gegner überrasdien l i e ß e n H . U.

Albert De Jonghe: Hitler en het politieke lot van Belgie 1940—1944. De vesti- ging van een zivilverwaltung in Belgie en Noord-Frankrijk. Deel 1. Antwerpen, Utrecht: De Nederlandsche Boekhandel

1972 ( = Mens en tijd.)

1. Koningskwestie en bezettingsregime van de kapitulatie tot Berchtesgaden

(28 mei—19 november 1940). 488 Sei- ten

L'auteur est connu en Belgique pour l'audace et la sagacitö avec lesquelles il ose dέbattre scientifiquement des sujets brülants, ordinaire- ment ένΰέβ par les acadimiciens prudents. Ii s^tait s i g n a l ainsi avant-guerre et non sans danger pour sa carri£re, par un ouvrage non- conformiste mais dlsormais irrifutable sur la politique linguistique de Guillaume Ie r.

Quinze annies de redierches patientes et forni- xes lui ont permis d'aborder cette fois l'itude d'ensemble des intentions de Hitler au sujet de la Belgique et du Nord de la France au cours de la Seconde Guerre Mondiale. Le tome I qui vient de paraitre est essentiellement consacri au ^gime d'occupation depuis la capitulation de l'armie beige (28 mai) k l'entrevue de Lio- pold III avec Hitler k Berchtesgaden, le 19 novembre 1940.

Chacun sait combien l'attitude du Roi des Bei- ges anime encore les passions de nos jours. Au

1 Vgl. G. Brausdi: Sedan 1940. Deuxieme Bureau und strategische Überraschungen. In: MGM 2 (1967) 15—92.

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point qu'un debat public a la radiotelevision beige a propos de la question royale a ete em- peche en 1973 pour des raisons d'opportunite politique. II n'est done pas £tonnant que la publication revelatrice du Dr De Jonghe ait d£ja provoqui des remous animis.

II s'agit, en bref, d'un ^quisitoire solidement charpenti mais nullement partisan contre la version «liopoldienne» telle qu'elle a £te pii- sentie par le secretariat du Roi en 1950.

Hormis les sources publiees dont l'auteur £ta- blit la liste exhaustive dans une bibliographie impressionnante (plus de 150 titres), il a eu recours i tous les documents i ^ d i t s actuel- lement accessibles, parmi lesquels les ridies archives allemandes constituent son aliment principal. II a pass£ au peigne fin d'une cri- tique rigoureusement serr^e les fonds priservis i l'Auswärtiges Amt/Politisdies Archiv, au Bundesarchiv-Militärarchiv, au Bundesardiiv, k l'Institut für Zeitgeschichte, au Staatsarchiv de Nuremberg, au Rijksinstituut voor oorlogs- dokumentatie k Amsterdam et, bien entendu, les archives mises sur microfilm i Alexandria.

Aucun historien beige n'avait, jusqu'ä prösent, exploit^ convenablement ce tr^sor documen- taire, bourre de r^vdlations: 550 pages de notes, farcies d'extraits et de commentaires critiques constituent un livre dans le livre. C'est une viritable somme archivistique.

La partie essentielle de l'£tude concerne l'en- tretien de Leopold avec Hitler έ Berchtesgaden le 19 novembre 1940, avec ses tenants et ses aboutissants. Veritable modele de la confron- tation critique des textes, la dέmonstration conclut en la €Γέ<1ΐΒί1ΐΐέ du proc^s-verbal £tabli par l'interpr£te Schmidt souvent mise en doute, notamment par le roi. Elle 6tablit que l'initia- tive de la rencontre ^manait de Leopold I I I et qu'elle fut ρτέρίτέε par la princesse Marie- Jose. La soeur du roi a depuis lors confirmi le point de vue de l'auteur dans une interview accordee au dέbut de 1973.

Cette ρίέΰβ maitresse de l'ouvrage (plus de 100 pages) est placee dans l'eclairage de la gesta- tion de la Militärverwaltung pour la Belgique et le Nord de la France (depuis les projets de 1939 k l'etablissement de von Falkenhausen), avec description minutieuse de la competence et de l'organisation de cette administration militaire. II ressort nettement que la prisence du roi dans le pays constitua un probteme po- litique pour le Führer. II en itait d'ailleurs de meme pour le gouvernement beige tant pen- dant son s6jour en France que durant son exil i Londres. De plus etait-il necessaire, pour

bien saisir les facettes multiples et interdepen- dantes de la p r e n d r e annäe d'occupation, de connaitre l'atmosphere dans l'entourage du roi, dans les milieux des «notables», de la haute administration et de l'opinion publique en göniral.

L'auteur a bross6 un tableau minutieusement pricis de cet ensemble complexe. D'avoir pu en d^gager une vision synth^tique proc^de du plus haut talent de l'historien. Ce livre n'est done pas seulement une contribution de valeur ä l'histoire de la Belgique. Il doit etre lu par tous ceux qui s'int£ressent aux rdgimes d'occu- pation en general et aux visions politiques de Hitler en particulier.

Jean-Leon Charles

Michael Libal: Japans Weg in den Krieg.

Die Außenpolitik der Kabinette Konoye 1940/41. Düsseldorf: Droste 1972. 261 Seiten

In dieser von G. Schulz (Tübingen) angeregten Dissertation aus dem Jahre 1968 wird der Ver- such unternommen, die komplexe Außenpolitik der beiden Kabinette Konoye (21. 7. 1940 bis 16. 10. 1941) in dem Dreieck Berlin — Moskau

— Washington nachzuzeichnen, ihren Stellen- wert in der japanischen Vorkriegsgeschichte zu bestimmen und schließlich an H a n d der erarbei- teten Ergebnisse die Thesen abzuleiten, daß die amerikanische Politik der harten H a n d Japan von einem Angriff gegen die Sowjetunion ab- gehalten (S. 250) und die japanische Führung schon Anfang September 1941 den Entschluß zum Krieg gegen die USA getroffen habe (Klappentext). Dem Rezensenten scheinen diese Schlußfolgerungen fraglich.

Denn der japanische Außenminister Matsuoka, der als Vertreter des pro-deutschen Flügels einen Kollisionskurs mit der Sowjetunion be- fürwortete, verlor zwar durch seinen Gegen- satz zu Konoyes Amerikapolitik seinen Posten, aber nicht auf Grund der Politik der US-Re- gierung gegen Japan, sondern weil die japa- nische Führung schon seit Jahren in der »Süd- lösung« ihre Mission sah. Libal widerlegt sich auch selbst, wenn er konzediert, daß Kriegs- minister Tojo auf die Ablösung des Außen- ministers drängte und sich die Militärs zurück- hielten (S. 175).

Auch die zweite These ist nicht schlüssig, zumal Libal selbst zugibt (S. 208), daß Konoyes Nach- folger Tojo den Beschluß der Kaiserlichen Kon-

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