• Keine Ergebnisse gefunden

Die wirtschaftliche Last der Alterung | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die wirtschaftliche Last der Alterung | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

KEYSTONE

(2)

Die Volkswirtschaft  1–2 / 2020 31 DIE SICHT DER CHEFÖKONOMEN

Serie

Seit Monaten wird für das verarbeitende Ge- werbe eine Abkühlung vorhergesagt. Einige begründen diese mit den handelspolitischen Spannungen zwischen China und den USA, die das Vertrauen der Wirtschafts- und Finanzak- teure belasten. Doch der Konflikt allein kann die Abkühlung nicht erklären, die im Wesentli- chen durch den starken Dollar und bedeutende sektorspezifische Phänomene ausgelöst wurde.

So passt sich etwa die Automobilbranche – der zweitwichtigste Motor für den globalen Handel – zurzeit den veränderten Konsumgewohnheiten an. Die Halbleiterindustrie, die 2017 und 2018 der wichtigste Wirtschaftstreiber war, hat An- fang 2018 den Höhepunkt des Nachfragezyklus erreicht und musste zunächst die Überkapazitä- ten abbauen, um den Preiszerfall zu stoppen.

Die politische Ungewissheit in den handelspoli- tischen Spannungen scheint für die Abkühlung also eher ein erschwerender Faktor als der grund- legende Auslöser zu sein. Der Beweis dafür sind die unterschiedlichen Reaktionen der Länder, mit unterschiedlichem Branchenanteil des verarbei- tenden Gewerbes: einerseits Frankreich und die USA (je 10%) andererseits Deutschland und die Schweiz (je 20%). China wiederum, das im inter- nationalen Automobil- und Halbleiterhandel sehr aktiv und für den «Zollkrieg» mit den USA mitver- antwortlich ist, schwächelt in der Industrie sogar an mehreren Fronten. Eine Lösung der handels- politischen Spannungen würde also keine radika- le Erholung der Wirtschaftstätigkeit bringen.

Gefangen in der Sparfalle?

Warum haben die Zentralbanken also erneut zu akkommodierenden geldpolitischen Massnah- men gegriffen? Zurzeit geht niemand mehr von einer Normalisierung aus: Die Negativzinsen werden sich systembedingt noch länger halten.

EINBLICK VON VALÉRIE LEMAIGRE

Die wirtschaftliche Last der Alterung

Fachleute und Zentralbanker suchen nach den Ursachen für den weltweit negativen Gleichge- wichtszins, der die regionalen Geldpolitiken be- einflusst. Antworten darauf gibt es viele, doch am stärksten wiegt ein Trend: die demografische Alterung in den westlichen Volkswirtschaften.

Zwischen 25 und 30 Prozent ihrer Bevölkerung sind über 60 Jahre alt. Der Anteil produktiver wertschöpfender Investitionen nimmt ab zu- gunsten von Investitionen in die Vorsorge (flüssi- ge Mittel werden angesichts widriger Verhältnis- se zurückbehalten). Die Zentralbanken müssen heute das Vorsorgesparen einschränken, um produktive Investitionen zu fördern: Sind wir in einer Sparfalle gefangen?

In der Schweiz steigen die Ersparnisse der Be- völkerung jährlich um fast 10 Prozent des Brut- toinlandprodukts. Fast 70 Prozent der Franken- guthaben werden auf Bankkonten gehortet und in die Vorsorge investiert. Die Negativzinsen in der Schweiz und der starke Franken belegen dieses strukturelle Phänomen. Selbst die Kon- junkturpolitik kann hier nur vorübergehend Abhilfe schaffen. Die Negativzinsen dürften uns somit noch eine Weile erhalten bleiben.

Wie damit umgehen? Die Konjunkturpolitik ist machtlos. Hingegen liesse sich durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Behörden die Rolle des Bankensektors anpassen. Zudem gilt es, makroprudenzielle Massnahmen für die Pen- sionskassen zu treffen, und schliesslich ist auch eine intergenerationelle Umverteilung notwen- dig. Das ist der Preis, um der unaufhaltsamen demografischen Entwicklung erfolgreich zu be- gegnen.

Valérie Lemaigre ist Chefökonomin bei der Genfer Kantonal- bank (BCGE) und Vorsitzende der Investment Strategists Association of Geneva (ISAG).

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Zentralbanken haben die Zinsen nicht weiter unter null gesenkt, da Negativzinsen Neuland bedeuteten und ungewiss war, ob sie wirken oder ob sie schädliche Nebenwirkungen

Wie vier externe Studien im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) 1 zei- gen, wird sich diese Veränderung in der Bevöl- kerungsstruktur nachteilig auf die

Zudem steigt mit der pro- jizierten Alterung auch die Nachfrage nach Dienstleistungen der Pflegeheime deut- lich: Zwischen 2012 und 2060 erhöht sich infolge der Alterung

Der Bereich Gesundheit ohne Langzeitpflege macht im Jahr 2013 gemes- sen am BIP 2,4 Prozent für die öffentlichen Haus- halte aus und steigt bis auf 3,0 Prozent im Jahr 2045

Die Zahl der über 65-Jährigen wächst zwischen 2015 und 2045 gemäss dem Referenzszenario um nahezu 80 Prozent: Sie steigt von 1,5 Millionen auf 2,7 Millionen Personen.. Gemäss

1 Die zweite Möglichkeit ist das Umlageverfahren (erste Säule), bei welchem kein Alterskapital aufgebaut wird, sondern die einbezahlten Beiträge sogleich wieder für

Nach Bekanntwerden des für 2010 er­.. warteten Prämienschocks wurden zahlreiche Kostensenkungsrezepte in die

8 Aus Sicht der öffentlichen Hand hat eine Senkung der ordentlichen Steuersätze hohe Mitnahmeef- fekte zur Folge: Isoliert betrachtet und unter der Annahme, dass es gelingt,