• Keine Ergebnisse gefunden

Gesundheitskosten: An einer Strukturreform kommt niemand vorbei | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Gesundheitskosten: An einer Strukturreform kommt niemand vorbei | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Stellungnahmen

30 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2009

Nach Bekanntwerden des für 2010 er­

warteten Prämienschocks wurden zahlreiche Kostensenkungsrezepte in die gesundheits­

politische Diskussion geworfen. Die von ver­

schiedensten Kreisen – auch von Seiten der Krankenversicherer – vorgeschlagenen Spar­

massnahmen sollten den Prämienauftrieb deutlich eindämmen. Eine Parlamentarier­

gruppe um Nationalrat Otto Ineichen setzte sich gar das Ziel, die Kosten um 1,5 Mrd.

Franken zu senken. Allerdings wurde das Sparziel weit verfehlt. Der Bundesrat nutzte mit seinem Massnahmenpaket seinen Hand­

lungsspielraum für Preissenkungen – z.B. bei den Medikamenten – nur zum Teil aus. Statt der gemäss Santésuisse möglichen 800 Mio.

Franken werden nächstes Jahr bloss 400 Mio.

Franken oder zwei Prämienprozente gespart.

Im Nationalrat erreichte man in der Herbstsession mit den dringlichen Massnah­

men weniger als 150 Mio. Franken an Ein­

sparungen.

Fehlanreize korrigieren

Nach dem Ende der gesundheitspoli­

tischen Debatte im Nationalrat wurde er­

nüchtert konstatiert, dass mit Notmassnah­

men die verpassten Jahre des erfolglosen Ringens um eine Reform des KVG nicht auf­

zuholen sind. Erneut wurden Rufe nach einem tiefgreifenden Systemumbau laut. Im Vordergrund einer echten Strukturreform steht die Beseitigung von Fehlanreizen auf Seiten der Leistungserbringer wie der Versi­

cherten. Die Vorzeichen, dass eine solche Re­

form gelingen könnte, stehen nicht schlecht.

Um Fehlanreize zu korrigieren, sind Lö­

sungen gefragt, in denen sich Qualität und Kosteneffizienz für Leistungserbringer, Versi­

cherte und Versicherer lohnen. Wer medizi­

nische Pflichtleistungen kostengünstig und qualitativ einwandfrei erbringt, muss dafür belohnt werden. Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Die integrierte Versorgung nach den er­

folgreichen Managed­Care­Modellen – mit Budgetverantwortung der Leistungserbrin­

ger und Lenkung der Patienten – zeigen den zu gehenden Weg auf. Noch nicht in Sicht ist ein brauchbarer Ansatz, um die Kosten der Spitäler – namentlich im ambulanten Be­

reich – in den Griff zu bekommen. Die Kos­

tenstatistik für das Jahr 2008 weist alleine für

diesen Bereich eine schwindelerregend hohe Kostenzunahme von 400 Mio. Franken aus.

Wenn ausgerechnet die von den Kantonen beeinflussten Spitalkosten am stärksten stei­

gen, ist das Rezept «mehr Staat» wohl kaum tauglich, um die Kosteneffizienz zu steigern.

Prämiengenehmigung entpolitisieren In den letzten zwei Jahren konnten die Krankenversicherer mit den Prämienein­

nahmen die medizinischen Leistungen nicht mehr decken. Dieser Zustand ist für die betroffenen Versicherer ungesetzlich und gefährdet insgesamt die Sicherheit und Sta­

bilität der obligatorischen Krankenpflege­

versicherung. Um es unmissverständlich aus­

zudrücken: Die Aufsicht muss endlich das Krankenversicherungsgesetz anwenden und darf keine nicht kostendeckenden Prämien mehr genehmigen.

Die strukturelle Reform ist dringend an­

zugehen. Rufen wir uns in Erinnerung: Es geht um die Summe von rund 33,5 Mrd.

Franken pro Jahr für die durch Zwangsabga­

ben finanzierte obligatorische Krankenversi­

cherung in folgender Aufteilung: Kopfprä­

mien 20 Mrd. Franken, Kostenbeteiligung der Versicherten 3 Mrd. Franken, Prämienverbil­

ligungen 3,5 Mrd. Franken, Objektsubven­

tionen der Kantone an die Spitäler 7 Mrd.

Franken. Angesichts dieser enormen Beträge haben die Steuer­ und Prämienzahlenden einen legitimen Anspruch darauf, dass ihre Mittel effizient und für eine qualitativ hoch­

stehende Grundversorgung eingesetzt werden und das Wachstum auf das Niveau der allge­

meinen Teuerung reduziert wird. Die übrigen 36,5 Mrd. Franken des gesamten Gesund­

heitsmarktes (60 Mrd. Franken pro Jahr) dürfen ruhig stärker wachsen; denn dort be­

zahlt nicht die Gesamtbevölkerung das Wachstum, sondern der einzelne Kunde.

Gesundheitskosten: An einer Strukturreform kommt niemand vorbei

Stefan Kaufmann Direktor santésuisse, Verband der schwei- zerischen Krankenver- sicherer, Solothurn

Aufgrund von Fehlanreizen wer­

den heute versicherte Leistungen teurer oder umfangreicher als er­

forderlich erbracht. Gleichermas­

sen sind bei den Versicherten Fehlanreize vorhanden. Mindes­

tens die Versicherten mit Mini­

malfranchise und Prämienverbilli­

gungen schätzen das verzerrte Bild einer sehr günstigen Gesund­

heitsversorgung. Die ursprüng­

liche Idee der Krankenversiche­

rung als Schutz vor materieller Not im Krankheitsfall ist prak­

tisch zur Vollkaskoversicherung mutiert. Immerhin regt sich die Volksseele, wenn die Medien be­

richten, wie Betrunkene auf Ko­

sten der obligatorischen Kranken­

pflegeversicherung im Spital aus­

genüchtert werden oder wenn be­

kannt wird, dass die Grundversi­

cherung die Spätfolgen miss­

glückter Schönheitsopera tionen übernehmen muss. Wichtiger ist es aber, ohne Qualitätsverluste die Versorgung der 20% Versi­

cherten zu optimieren, welche 80% der Kosten verursachen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

2010 wirkte sich die wirtschaft- liche Erholung rasch auf den Arbeitsmarkt aus: Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote sank im Jahresverlauf stetig, und die Kurzar- beit,

Nicht zustande gekommene Einigungen wurden insgesamt 3 gemeldet (im Vorjahr 5): 1 durch Abbruch der Verhandlungen we- gen Aussichtslosigkeit durch Arbeitnehmen- de, 2

Der gordische Knoten bei der einheitlichen Fi- nanzierung von ambulanten und stationären Leistungen kann vielleicht zerschlagen werden, wenn der Bund die Kantone bei der

Dabei zeigt sich: Beim Zulassungsentscheid für oder gegen neue Therapien sollten auch dynamische Effekte berücksichtigt werden.. Dazu gehört «Learning by Doing» bei schwierig

Beobachtetes Überleben ab erster Progression (Fernmetastase) für 14 066 Patienten mit Mammakarzinom (Frauen) aus den Diagnosejahrgängen 1988 bis 2020 nach Zeitraum

Mithilfe der Grafik lässt sich dieses Ereignis inter- pretieren: Wir befinden uns im frühen Sommer 2020 an einem Punkt wie B (also in einer klassischen Re- zession), aber

Diese Leute sind gesucht, haben gute Arbeitsbedingungen und dann ist das ordentliche Rentenalter gar nicht mehr so wichtig.. Anders ist es bei Ar- beitskräften, die weniger

In diesem Kontext kann sie eine Revisionsstelle oder einen Experten für die Berufliche Vor- sorge ernennen oder auch abberufen.. Neu wird Beschwerden gegen Aufsichts- massnahmen