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Swissness: Warum Lebensmittel anders sind | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft   4 / 2021 29 Wann ist etwas ein Schweizer Produkt? Was

nach einer einfachen Frage tönt, ist fast philo- sophisch komplex. Die Schweiz ist ein rohstoff- armes Land. Deshalb sind wir auf Importe an- gewiesen. Dass eine Markenuhr als Schweizer Produkt vermarktet werden darf, daran zwei- felt wahrscheinlich niemand. Schliesslich steckt viel einheimisches Know-how, Technik und De- sign darin – auch wenn sämtliches Material und wohl auch zahlreiche Einzelteile aus dem Aus- land stammen. So ist es wenig erstaunlich, dass sich die Lebensmittelindustrie gegen die 2017 eingeführte Swissness-Regelung bei Lebens- mitteln wehrte. Tatsächlich steckt beispiels- weise in einem Biskuit auch sehr viel einheimi- sches Know-how und Design. Aus diesem Grund könnte man es auf den ersten Blick als gerecht- fertigt anschauen, dass dieses das Schweizer Kreuz tragen kann, wenn es nach speziellem Rezept in der Schweiz hergestellt wurde.

Nur gibt es bei Lebensmitteln eine relevan- te Differenz zur Uhr: Es gibt im Inland Roh- stoffe. Aus Sicht des Schweizer Bauernverban- des stellt sich daher eine Grundsatzfrage: Wie kann die Landwirtschaft vom Mehrwert der Herkunft Schweiz profitieren, wenn jedes im In- land hergestellte Lebensmittel das Schweizer Kreuz tragen darf? Wie kann sich ein Verarbei- tungsbetrieb, der bewusst Schweizer Rohstoffe verwendet, gegenüber der Konkurrenz abgren- zen? Die Antwort: Sie können sich gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten nicht profilieren. Das ist umso störender, als die ein- heimische Landwirtschaft in Sachen nach- haltiger und tierfreundlicher Produktion dem Ausland um Längen voraus ist. Damit ist die

Verwendung von inländischen Rohstoffen bei Lebensmitteln ein echter Mehrwert, der sich auch entsprechend vermarkten lässt. Verschie- dene Umfragen zeigen, dass Konsumenten bei Lebensmitteln erwarten, dass Schweiz drin ist, wenn Schweiz draufsteht.

Glaubwürdigkeit stärken

Seit 2017 gilt die bereits erwähnte Swissness- Regelung. Seither dürfen Lebensmittel nur dann das Schweizer Kreuz tragen, wenn mindestens 80 Prozent der enthaltenen Rohstoffe aus dem Inland stammen. Dies unter der Vorausset- zung, dass die benötigten Rohstoffe im Inland überhaupt verfügbar sind. Kakao für Schoko- lade darf beispielsweise nach wie vor in belie- biger Menge importiert werden. Aus Sicht des Bauernverbands war diese neue Auflage drin- gend nötig. Denn es kam immer häufiger auch zu missbräuchlicher Verwendung, die der Marke Schweiz als Ganzes geschadet und die Glaub- würdigkeit untergraben hat. Für die Schweizer Landwirtschaft sind die Swissness-Regeln essenziell: Nur so können die einheimischen Bauernfamilien auch an der Wertschöpfung ver- arbeiteter Lebensmittel angemessen teilhaben.

Die Schweizer Landwirtschaft arbeitet da- rüber hinaus mit der Herkunftsmarke Suisse Garantie. Suisse Garantie steht für kontrollierte und zertifizierte Herkunft, bei der in verarbeite- ten Produkten mindestens 90 Prozent der Rohstoffe aus der Schweiz stammen müssen.

Markus Ritter ist Präsident des Schweizer Bauernverbandes (SBV), Brugg AG.

STANDPUNKT VON MARKUS RITTER

Lebensmittelhersteller haben dank den Swissness-Regeln einen Anreiz, ein- heimische Rohstoffe zu verwenden. Das ist für die Bauernfamilien wichtig.

Warum Lebensmittel anders sind

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