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Finanzkrise: Welche Massnahmen sind zu treffen? | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Wirtschaftspolitische Stellungnahmen

40 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 12-2008

Eine der Hauptursachen der gegenwärti- gen Bankenkrise sind die exzessiven Mana- gerboni – insbesondere die Entschädigung der Führungskräfte über Aktien und Optio- nen. Manager wurden animiert, zur Steige- rung des Aktienkurses enorme Risiken ein- zugehen. So hat UBS-Führung seit 2000 Aktien im Wert von über 30 Mrd. Franken zurückgekauft, statt Reserven zu bilden. Die- se Reserven fehlten dann in der Krise, um die Verluste aufzufangen. Die bisher angekün- digten Massnahmen gegen diese Fehlanreize sind viel zu lasch. Die wirksamste Massnah- me ist eine Entschädigung über massvolle Fixlöhne; Bonus-Malus-Systeme hingegen haben versagt. Bereits vor der Krise wurde ein beträchtlicher Teil der Entschädigungen des Managements über – steuerlich begüns- tigte – gebundene Mitarbeiterbeteiligungen ausbezahlt. Trotzdem wurden hochriskante Geschäfte gemacht.

Mehr Eigenmittel

Die Bewertung von Risiken ist mit grosser Unsicherheit verbunden. Darum braucht es neben komplexen, risikobasierten Eigenmit- telvorschriften auch einfache, allwettertaug- liche Vorgaben, wie viel Eigenkapital die Schweizer Grossbanken halten müssen. Die von der Eidg. Bankenkommission (EBK) eingeführte Leverage-Ratio ist eine Antwort auf dieses Problem. Zum Schutz der Schwei- zer Volkswirtschaft müssen die Grossbanken so viele Eigenmittel haben, dass sie künftig auch grosse Verluste selber verkraften kön- nen. Es ist daher fraglich, ob die neuen Vor- gaben der EBK diesen Anforderungen genü- gen. Wenn bereits eine Bank, die auf dem Kapitalmarkt eine beträchtliche Risikoprä- mie zahlen muss, die neuen Kriterien erfüllt, sind die Vorgaben wohl eindeutig zu tief. Es gibt zwei Möglichkeiten:

– die Eigenmittelvorschriften werden weiter erhöht;

– wenn das nicht möglich ist, müssen ande- re Massnahmen geprüft werden, wie die Abtrennung von Bankteilen.

Grosser Regulierungsbedarf

Die Bankenkrise wirft grundlegende Fra- gen über das heutige Finanzsystem auf. In

den letzten Jahren sind die Volumina in ver- schiedenen wenig oder gar nicht regulierten Wertpapierkategorien (Derivate, Verbriefun- gen u.a.) richtiggehend explodiert. Der Be- reich der Credit Default Swaps beispielsweise erreichte innert weniger Jahre ein Volumen des vierfachen US-amerikanischen BIP. Die- se Wertpapiere bergen teils erhebliche volks- wirtschaftliche Risiken. Bis heute ist es un- klar, ob diesen Risiken ein entsprechender Nutzen gegenübersteht. Dazu kommt, dass Spekulationsblasen auf den Vermögensmärk- ten in einem Tiefinflationsumfeld offensicht- lich häufiger werden. Selbst wenn daher der volkswirtschaftliche Nutzen gewisser Wert- papier- und insbesondere Derivatkategorien nachgewiesen werden kann, besteht erheb- licher Regulierungsbedarf. Stärkere Regulie- rungen würden auch die Transaktionskosten erhöhen, was Spekulationsblasen weniger wahrscheinlich macht.

Ein weiterer Problemfaktor sind die Ra- tingagenturen. Ratings sind öffentliche Gü- ter. Paradoxerweise werden diese aber von privaten Agenturen im Auftrag der bewerte- ten Firmen berechnet. Unter diesem Ge- sichtspunkt wären öffentliche Agenturen, die einer internationalen Institution (z.B. dem IWF) angeschlossen sind, den heutigen pri- vaten Firmen deutlich überlegen. Absolut ungenügend ist die Bankenaufsicht. Diese muss mit zusätzlichen Ressourcen ausgestat- tet werden und eine maximale Unabhängig- keit von den Banken haben. Wichtig ist eine Verstärkung des Einlegerschutzes, auch für Freizügigkeitskonti.

Gerechte Einkommensverteilung Die gegenwärtigen wirtschaftlichen Pro- bleme sind indirekt eine Folge der Ungleich- verteilung der Einkommen in den letzten Jahren. Wenn tiefe und mittlere Einkommen stagnieren und hohe Einkommen stark stei- gen, entstehen volkswirtschaftliche Ungleich- gewichte (z.B. eine verstärkte Verschuldung tieferer Einkommen), deren Korrektur aus- gesprochen schmerzhaft ist. Massnahmen zur Stärkung tieferer und mittlerer Einkom- men helfen daher nicht nur, die Konjunktur zu stützen, sondern wirken auch präventiv

gegen künftige Krisen.

Finanzkrise: Welche Massnahmen sind zu treffen?

Daniel Lampart Chefökonom des Schwei- zerischen Gewerkschafts- bundes SGB, Bern

Kein anderes vergleichbares Land hat einen so grossen Finanzsektor wie die Schweiz. Das damit ver- bundene Risiko ist enorm. Die Bilanzen der beiden Grossbanken zusammen sind rund sechs Mal grösser als das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP).

Die Rettungsaktion für die UBS hat gezeigt, dass nur schon für eine teilweise Stützung einer Grossbank enorme Mittel aufge- wendet werden müssen. Zum Schutz der Schweizer Volkswirt- schaft müssen daher Massnahmen ergriffen werden, welche in Zukunft Bankenkrisen und insbe- sondere die Zahlungsunfähigkeit einer Grossbank verhindern.

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