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Auch Studenten müssen mit Nichtwissen umgehen können

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Academic year: 2022

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Mit Ungewissheit leben

Literatur

1 Asperitectem restinis apiet idis desequis aut volorerum quodignim vollece ribearum re que nis ditis qui ipiciis cipsant endanduciae. Ut everes aut que estiae rerferrovit.

ls Gymnasiast machte ich den Fehler, Latein als tote Sprache abzutun. Gut gemeinte Rat- schläge, wonach Latein eine für alle romanischen Sprachen Erleuchtung bringende Gramma- tikschule sei, ignorierte ich. Fast neun Jahre nach dieser Entscheidung stand ich vor einem Problem:

Für das Lehramtsstudium in Geschichte trat Latein nun doch sehr lebhaft in meinen Alltag. Für die meisten historischen Quellen aus zwei der drei Epochen war es unabdingbar – und nicht zuletzt als formale Voraussetzung, um mein Studium abschließen zu können.

Da ich unbedingt vermeiden wollte, den Intensivkurs zu besuchen, der erstens kosten- pflichtig ist und zweitens immer nur im Sommer angeboten wird, entschied ich mich für die semesterbegleitenden Lateinkurse an der Uni.

Bald stellte ich fest: Anderthalb Stunden Latein- unterricht pro Woche über fünf Semester, das ist etwas anderes als vier Stunden Schulunterricht in acht Jahren. Von Semester zu Semester sank die Kursteilnehmerzahl, am Ende saß ich noch zusam-

men mit einem Elektroingenieur im Lektürekurs, der im Ruhestand Archäologie studieren wollte.

Mein Weg bis dahin war schon von Wissens- lücken geprägt, für’s Vokabellernen war keine Zeit, im schnellen Nachschlagen war ich eigentlich ganz gut, Verbkonjugationen musste ich eben aus dem Kontext ableiten. Lediglich die Deklinationen lernte ich konsequent.

Der Lektürekurs war fokussiert und kümmerte sich ausschließlich um die für das Latinum rele- vanten Autoren: Cicero, Sallust und Seneca.

Genauer gesagt: Wir übersetzten Cicero, diesen Vertreter der »Goldenen Latini- tät«, der den Erfahrungswerten nach am häufigsten schriftlich geprüft wurde. Der Rest wurde immerhin gestreift, so dass ich alle drei Autoren auf die Anmeldung zum Lati- num schrieb, die eine Orientierung für die Prüfer sein soll bei der Textauswahl. 21 Mal schrieb ich nun in den Semesterferien unter Zuhilfenahme von Altklausuren das schriftliche Latinum über Cicero, sechs Mal über Sallust und, na ja, keinmal über Seneca: Die Zeit war einfach zu kurz. »Mut zur Lücke« lautete die Devise am Ende. Ich setzte

also alles auf Cicero, die schriftliche Note sollte zwei Drittel der Gesamtnote ausmachen.

Am Tag des schriftlichen Latinums durfte ich dann noch einmal Schüler werden, bekam in einer Frankfurter Schule gestempeltes Abiturpapier ausgehändigt und hatte von da an vier Stunden Zeit für die Übersetzung. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich den Text ent-

gegen nahm: Er stammte von meinem Freund Cicero. Bei der münd lichen Prüfung hatte

ich dann weniger Glück: In 30 Minuten Vorbereitungs-

zeit sollte ich mir einen Text von Seneca erschlie- ßen. Ich kannte zwar viele der Wörter, erkannte aber keinen Sinnzusammenhang, denn der Stil war mir gänzlich neu. Ich hatte mich quasi zum Cicero-Experten gebildet, das Nichtwissen über die anderen Autoren aber als Risiko in Kauf genommen, was mir in diesem Moment sehr leid tat. Auf meinem Weg in den Prüfungsraum hätte nur noch Chopins Trauermarsch gefehlt – zumal

Auch Studenten müssen mit Nichtwissen umgehen können

von Tobias Lang

32 2.2018 | Forschung Frankfurt

Illustrationen: Tobias Borries

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Mit Ungewissheit leben

1 Udias volese laccus moluptatus, cum dolorat eos nus aut ea et de delibuscit, quosapi endellab invera doluptur? Cabor aut mintore scimiliquos autent aperror ecatemquae dolorerro corro et quibus aspis es et officides et harchil et iscil inctet plab incia cullam inihic tore velite

ich die Note aus der schriftlichen Prüfung zu dem Zeitpunkt ja noch nicht wusste.

Die Prüfer waren irritiert, als ich Satz für Satz ein paar Wörter zusammenklaubte: »Sie haben doch angegeben, dass Sie Seneca behandelt haben.« Auch ihre freundlichen Nach fragen zu den exakten Verbformen konnten die Situation nicht retten. Im Interpretationsteil wurde ich dann zu Senecas Philosophie befragt. Die hatte ich mir am selben Tag morgens auf dem No-go-Portal für Akademiker Wikipedia durchgelesen. Widerwillig gestand ich, dass ich »mit meinem Latein am Ende war«. Mit viel Wohlwollen erhielt ich noch ein »Ausreichend«, und meine sehr gute Note in der schriftlichen Prüfung wurde offenbart.

Mit Nichtwissen kann man als Student also durchaus kalkulieren, man muss sich aber darü- ber im Klaren sein: Es beschert einem mitunter schwierige Situationen, wie etwa die unange- nehmste mündliche Prüfung meiner gesamten bisherigen Bildungslaufbahn. 

Der Autor

Tobias Lang (25) studiert an der Goethe­Uni­

versität Frankfurt Lehramt Gymnasium mit den Fächern Englisch und Geschichte. Vier Jahre lang war er in der Abteilung PR und Kommuni­

kation als studentische Hilfskraft tätig und hat unter anderem die Bildrecherche für Forschung Frankfurt übernommen. Derzeit ist er als Erasmus­Student in Galway (Irland).

Forschung Frankfurt | 2.2018 33

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