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Die dreiteilige Brücke im Frontzahngebiet

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Academic year: 2022

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ZUSAMMENFASSUNG

Stellt sich der Wunsch nach einer langfristig stabilen ästhetischen Rehabilitation im Front- zahnbereich, so kann nach Abwägung der Vor- und Nachteile nicht immer der implantologischen Variante der Vorzug gegeben werden. Bei stabilen Pfeilerzähnen kann mithilfe einer Übergangsres- tauration das Weichgewebe konditioniert werden, um auch konventionell einfach ästhetische Re- konstruktionen anzufertigen. Ausserdem lassen sich zusätzlich mithilfe von zahntechnisch gefer- tigten Provisorien neben der Zahnästhetik Phone- tik und Lächellinie optimal bestimmen. Nach der

langzeitprovisorischen Phase und der Stabilisie- rung des gewünschten Ergebnisses können diese Provisorien anschliessend leicht in eine definitive vollkeramisch verblendete Brücke übertragen werden.

Die Methode, die in diesem Artikel beschrieben wird, stellt eine sehr zuverlässige, langfristige prothetische Rehabilitation dar. Hiermit kann der prothetisch orientierte Zahnarzt ohne chirur- gische Interventionen ästhetische Ergebnisse erzielen und in der täglichen Praxis umsetzen.

Bild oben: Lächeln und erste ästhetische Verbesserung bei entspannten Lippen. Zahnachsen und Schneide­

kantenverlauf sind absolut passend.

SCHLÜSSELWÖRTER

Brücke, Vollkeramik, Implantat, Weichgewebe, Pfeilerzähne

Martin Gollner

1

Simon Schömer

2

1 DentalZentrum Bayreuth

2Schömer Dentale Techno­

logie, Kevelaer

KORRESPONDENZ Dr. Martin Gollner Karl­Marx­Straße 8 D­95444 Bayreuth E­Mail: gollner@

dentalzentrum­bayreuth.de

Die dreiteilige Brücke

im Frontzahngebiet

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Einleitung

Bei prothetischen Neuanfertigungen stellt sich die Frage, inwie- weit die Situation chirurgisch oder prothetisch im Sinne des Patienten gelöst werden kann. So müssen neben der möglichen implantatchirurgischen bzw. -prothetischen Versorgung auch nach alternativen Behandlungskonzepten für die entsprechen- de Situation gesucht und offen mit dem Patienten diskutiert werden. Erst unter Berücksichtigung aller Pros und Kontras kann eine adäquate Therapie erfolgen.

Auf Wunsch des Patienten wurde im vorliegenden Fall die Einzellücke regio 11 nach Abwägung aller Kriterien mit einer vollkeramisch verblendeten Brücke versorgt.

Brücke oder Implantat?

Um einen Einzelzahn zu ersetzen, stehen mehrere prothetische Ansätze und Vorgehensweisen zur Verfügung. So kommen ne- ben konventionellen Brückenversorgungen auch die Klebebrü- cke bzw. ein implantatgetragener Zahnersatz in die engere Aus- wahl. Im Rahmen der Entscheidungsfindung ist eine detaillierte Befunderhebung der individuellen Ausgangslage des jeweiligen Patientenfalles unerlässlich. Gerade im ästhetisch relevanten und sensiblen Bereich erwarten Patienten ein vorhersagbares Ergebnis mit langzeitstabilem Outcome. Bei einer vorliegenden Schaltlücke sind festsitzende Brückenversorgungen der Gold- standard. Die wissenschaftlich dokumentierte Langzeitbewäh- rung für Metallkeramikversorgungen sind am besten dokumen- tiert (Creugers et al. 1994; Kerschbaum 2004; Scurria et al.

1998). Die dreiteilige Brückenversorgung stellt in der protheti- schen Rehabilitation ein sehr gut dokumentiertes und langfris- tig stabiles Verfahren dar. In der Literatur liegen 10-Jahr-Über- lebensraten von 85 bis 90 Prozent vor, bei einer 15-jährigen Beobachtungsdauer von etwa 75 Prozent (Wolfart 2014). Für vollkeramische kurzspannige Brückenversorgungen zeigen ers- te Untersuchungen vielversprechende Überlebensraten von 94 Prozent nach fünf Jahren Beobachtungszeit (Schley et al.

2010) und nach 10 Jahren von 87 Prozent (Kern et al. 2012).

Schlussfolgernd kann man von stabilen voraussagbaren siche- ren Versorgungen über Jahre hinweg ausgehen.

Diese Studien beleuchten aber nur die Überlebensraten der konventionellen Brücke. Eine Beurteilung der in der Oberkie- ferfront wichtigen Ästhetik wird nicht vorgenommen. So wäre es für den praktisch tätigen Zahnarzt wichtig zu wissen, ob die Zahnlücke bereits seit Jahren besteht bzw. erst ein Zahn verlus- tig gehen wird.

In der zweiten Annahme hinsichtlich chirurgischer Entfer- nung des Zahnes, einer Socketpreservation und/oder einer Weichgewebsaugmentation sind schon im Vorfeld der späteren Pontic-, Brückenrekonstruktion Überlegungen hinsichtlich des chirurgischen Prozederes anzustellen. So können Resorptions- prozesse nach Zahnextraktionen (Cardaropoli et al. 2003) mi- nimiert werden, die die Harmonie in der rot-weissen Ästhetik später bei der finalen Restauration beeinträchtigen können.

Mögliche insuffiziente Ponticauflagen, Hygienefähigkeit, Spei- seretentionen und eine Beeinträchtigung der Phonetik können somit schon im Vorfeld behoben werden.

Schwieriger für den Behandler wird es, wenn bereits eine langjährige Defektsituation vorliegt und der Patient einer chi- rurgischen Alveolarkammrekonstruktion skeptisch gegen- übersteht. In diesen Fällen obliegt es dem prothetischen Be- handlungsteam aus Zahnarzt und Zahntechniker mithilfe von Mock-ups, unterschiedlichen Provisorien das Maximum an Ästhetik zu generieren. Das individuell zu erreichende Ergebnis

mit Mock-ups und Übergangsprovisorien muss offen mit dem Patienten im Vorfeld der definitiven Versorgung besprochen und auch dokumentiert werden.

Diskussion

Die eigentliche Frage, ob Brücke oder Implantat, stellt sich nur dann, wenn bereits Nachbarzähne beschliffen sind und prothe- tisch als sichere langzeitstabile Pfeilerzähne eingestuft werden können (Strub et al. 2011). Je kritischer die Prognose der Zähne ist, desto sinnvoller erscheint es, eine Implantatrekonstruktion im Lückenbereich durchzuführen. Eine Alternative, mit einer Klebebrücke zu arbeiten, stellt sich im vorliegenden Fall nicht, da beide Nachbarzähne bereits prothetisch versorgt sind.

So gibt es viele Studien, die einen Zusammenhang zwischen psychosozialer Wirkung eines schönen Lächelns und dessen positiven Effekts auf das Selbstwertgefühl zeigen (Goldstein 1994; Graber & Lucker 1980). Aufgrund der Bedeutung eines har- monischen Lachens und einer natürlichen Ausstrahlung hat in den letzten Jahren das Streben nach einer naturgetreuen Ver- sorgung immer mehr zugenommen. Dabei ist es für den Patien- ten entscheidend, ob das Gesamtbild des Lächelns stimmig ist oder nicht. Hier sei der Vollständigkeit halber auf die fundierten Checklisten zur Ästhetik von Belser (Belser 2002) und Chiche (Chiche & Pinault 1994) hingewiesen.

Komplexe ästhetische Problematiken lassen sich während des täglichen Praxisablaufes nur schwer eruieren. Kann dies nur mit restaurativen Massnahmen behoben werden oder müssen evtl. weitere Fachdisziplinen wie Kieferorthopädie, Endodontie oder Chirurgie mit einbezogen werden? So können über Checklisten die einzelnen Schritte abgearbeitet werden.

Relevante Parameter, die zu beachten sind, wären dentale Grössenverhältnisse, Zahnformen, Zahnachsen, balancierter Verlauf der Gingiva, Interdentalräume, Zustand der Gingiva, Höhe des Kontaktpunktes u. a. Für ein Praxiskonzept eignet sich hier die Anfertigung eines Schalenprovisoriums, um diese ästhetischen Merkmale greifbar darzustellen. Gleichzeitig kann mit dem Patienten neben seinem subjektiven Empfinden auch die neue idealisierte Versorgung durch Umgestaltung und Anpassung der Kunststoffrestauration dargestellt werden (Wolfart 2014).

Im Gegensatz zur konventionellen Brückenversorgung muss auch die Alternative einer implantatgetragenen Versorgung des Einzelzahnes in Betracht gezogen werden. Im Literatur- vergleich hinsichtlich Überlebensrate, Komplikationsrate und langfristiger Bewährung zeigen sich ähnliche Werte mit 89 Prozent Erfolg nach 10 Jahren (Wolfart 2014). In einer Un- tersuchung von Jung zeigen sich aber bei implantatgetragenen Kronen bereits während einer 5-jährigen Beobachtungszeit in 7 Prozent aller Fälle Periimplantitis oder Weichgewebskompli- kationen (Jung et al. 2012). So empfiehlt Wolfart (2014) bei überkronungsbedürftigen Nachbarzähnen die konventionelle Brückenversorgung.

Nach einer weiteren modifizierten Ästhetikcheckliste von Strub et al. (Strub et al. 2011) wird mit dem Patienten subjektiv sein Lachen bzw. seine Ästhetik dokumentiert. Mögliche Stör- faktoren auf Patientenseite werden dokumentiert und in der provisorischen Phase korrigiert. Nach Abschluss der provisori- schen Phase wird erneut die Patientenzufriedenheit eruiert.

Sobald der Patient funktionell und ästhetisch absolut zufrieden ist, kann die definitive prothetische Arbeit beginnen.

Die Optimierung des Ponticareals ist für eine natürliche Wir- kung der Restauration unumgänglich. Bei entsprechendem

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Gewebsvolumen lässt sich die Ponticauflage mit dem Provi- sorium konditionieren und ausformen. Die Ausformung des Weichgewebes erfolgt in der Regel durch gezielte Druckaus- übung im Lückenbereich. Eine scharfe Kante senkrecht entlang der bukkalen Kronenflucht bedingt ein «Einsinken» in das vorhandene Gewebe. Mithilfe eines grob diamantierten ku- gelförmigen Bohrers kann auch die Stelle zusätzlich entepithe- lialisiert werden.

Durch Antragen von dünnfliessendem Komposit im Bereich des Pontics kann der Druck auf das zu konditionierende Gewe- be verstärkt und auch in Form gebracht werden. Hierbei ist da- rauf zu achten, dass das Komposit hochglanzpoliert wird und dass nicht zu viel Druck (max. 5 min Anämie) ausgeübt wird, um eine ungewollte Resorption zu verhindern (Glauser et al.

1998). Anschliessend kann diese Weichgewebssituation in die definitive Ponticgestaltung übertragen werden, um eine natür- liche Illusion zu erzeugen (Garber & Rosenberg 1981; Bodirsky 1992). Falls ein Defizit vorliegen sollte, kann man dieses mit un- terschiedlichen chirurgischen Techniken, wie reines subepithe- liales Bindegewebe oder Kombinationspräparate, ausgleichen (Zuhr & Hürzeler 2012).

Fallbericht

Ein 49-jähriger promovierter Biologe stellt sich mit einer ästhe- tisch insuffizienten Frontzahnbrücke und dem Wunsch einer ästhetischen Korrektur des Zahnersatzes regio 11 in unserer Pra- xis vor. Hierbei missfällt dem Patienten der sichtbare Kronen- rand und die gedrehten, falsch positionierten Zahnachsen der Restauration in den Positionen 12 und 11 (Abb. 1a, 1b).

In der Entscheidungsfindung der richtigen Therapie richtet sich das Behandlungsteam immer nach dem synoptischen Ge- samtkonzept (Strub et al. 2011) und beachtet für das indivi- duelle Optimum die Risikoanalyse und die Aufwand-Nutzen- Analyse.

Das Behandlungskonzept sieht in jedem Fall die Erstellung von Situationsmodellen (Abb. 2) und der Analyse der Lachlinie und des Lächelns vor (Abb. 3). Hierfür werden standardisierte Bilder angefertigt. Das Behandlungskonzept ist in der Praxis so konzipiert, dass von jedem Patientenfall Ausgangsbilder mit Ruheschwebe, leichtem Lächeln und Lachen standardisiert ge- fertigt werden (Abb. 4a, 4b, 4c). In der gleichen Sitzung werden intraorale Bilder angefertigt, die die aktuelle Situation aufzei- gen. Bei der Betrachtung der Bilder ergeben sich immer wieder Befunde, Ansichten, die die spätere Entscheidungsfindung für die endgültige prothetische Rehabilitation beeinflussen. So liegt das Augenmerk auf einer exakten Mittellinie, dem Schneide- kantenverlauf der zentralen Inzisivi, dem Grössenverhältnis der Zähne zueinander, dem Platzbedarf in Bezug auf die Pfeiler- zahnstellung und die Position, dem Weichgewebsangebot, der Papillenhöhe, dem Gingivaverlauf und dem Zustand der Nach- barzähne. Mithilfe der intraoralen Aufnahmen und der im Vor- feld angefertigten exakten Situationsmodelle (Abb. 2) lassen sich erste Überlegungen anstellen im Sinne eines Wax-up (Abb. 5). Diese Detailaufnahmen helfen sowohl dem Zahnarzt als auch dem Zahntechniker in der ästhetischen Analyse und der ersten Einschätzung hinsichtlich Gesichtsharmonie und extraoraler Beurteilung. Sie können in einem ersten Patienten- gespräch als Visualisierung des späten finalen Zieles angewen- det werden.

Die Ausrichtung des Patienten nach der natürlichen Kopfhal- tung mithilfe des PlaneSystems® lassen den Zahntechniker wertvolle Hinweise hinsichtlich Achsen, Ebenen und tatsächli-

cher Zahnbogenpositionierung gewinnen (Abb. 6a, 6b, 6c).

Grössenverhältnissen der Zähne und der rot-weissen Ästhetik im Zusammenspiel mit Lippen, Lippendynamik und dem Lächel bild des Patienten runden die ästhetische Analyse des Behandlungsteams ab.

Abb. 1a Auffällig im intraoralen Schlussbiss zeigen sich die inkongruenten Grös senverhältnisse v. a. 12, 11.

Abb. 1b Klinische Situation der Brücke mit insuffizienter Ponticauflage und Kronenrand 21

Abb. 2 Analoge Ausgangsmodelle zur Analyse und Planung Abb. 3 Analyse der Lachlinie und des Lächelns

1a

1b

2

3

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Abb. 4abc Ausgangsporträts mit sichtbarer Keramikfraktur der Inzisalkante der Zähne 11 und 21. Auffällig sind die nicht stimmigen Zahn­

achsen.

Abb. 5 Visualisierung der späteren Versorgung mithilfe eines Wax­up.

Abb. 6abc Die Ausrichtung des Patienten nach der natürlichen Kopfhaltung mithilfe des PlaneSystems® lassen den Zahntechniker wertvolle Hinweise hinsichtlich Achsen, Ebenen und tatsächlicher Zahn­

bogenpositionierung gewinnen.

4a

5

6a

6b

6c 4b

4c

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Die radiologische Diagnostik beleuchtet die Pfeilerzahnwer- tigkeit und gibt gepaart mit den klinischen Befunden definitiv Aufschluss über die langfristige Stabilität der Brückenpfeiler (Abb. 7).

Mithilfe der nach der individuellen Patientensituation arti- kulierten Modelle ist der Zahntechniker in der Lage, bereits für den Termin, an dem die alte Brücke entfernt wird, ein stim- miges Schalenprovisorium zu liefern (Abb. 8a, 8b). Hierfür wird die individuelle Zahnfarbe des Patienten nach der elab®- Methode bestimmt. Dadurch bekommt der Zahntechniker einen guten Anhaltspunkt hinsichtlich Helligkeit und Chroma des Dentinkerns der Referenzzähne.

Die Brücke wird unter Auftrennung der Metallgerüstkonst- ruktion auf der palatinalen Seite und anschliessender Aufdeh- nung schonend mit dem Hirtenstab entfernt. Dabei ist darauf zu achten, dass auf gar keinen Fall die Pfeilerzähne überbelastet werden oder sogar brechen.

Eine Einfadentechnik (Faden Ultradent) verhindert die Ver- letzung der Gingiva während der Präparation. Der vorhandene Zahnstumpf wird adhäsiv mit Komposit idealisiert und in der Regel eine erste provisorische Hohlkehlpräparation angestrebt.

Im Vorfeld wurde mit dem Patienten besprochen, dass bei die- sem verminderten Weichgewebsangebot die mittelfristige Aus- formung des Pontics mit einem stabilen Langzeitprovisorium über mindestens fünf Monate vonnöten ist. Somit wurde direkt eine Doppelmischabformung der Pfeilersituation für die Her- stellung eines Langzeitprovisoriums durchgeführt.

Die Stümpfe und die Nachbarzähne werden anschliessend dünn mit Vaselineöl benetzt und isoliert. Nach Anprobe des Schalenprovisoriums wird dieses adhäsiv mit Connector kondi- tioniert und anschliessend mit Kunststoff unterfüttert (Anax- dent). Im Labor werden die Ränder und das Ponticareal aus- gearbeitet und poliert. Das Provisorium wird mit TempBond eingesetzt.

Im hier präsentierten Patientenfall wurde die vorhandene Wurzelkanalbehandlung des Zahnes 21 als unvollständig und somit insuffizient eingestuft. Die geplante Endorevision erfolgt erst nach Abnahme der vorhandenen insuffizienten Brücken- versorgung während der Phase des Schalenprovisoriums, um eine bessere Übersicht und Einschätzung des Pfeilerzahnes bei der Trepanation zu haben. Mit einer konventionellen orthogra- den Revision wurde der Kanal dargestellt, die alte Guttapercha schonend entfernt, der Kanal gereinigt und anschliessend wie- der definitiv randdicht mit thermoplastischem Guttapercha ab- gefüllt (Abb. 9a, 9b). Die Zugangskavität wurde mit adhäsivem Verschluss (hier Scotchbond und Filltek), farblich abgestimmt, verschlossen.

Die CAD/CAM-gefräste provisorische Brücke muss noch individuell händisch ausgearbeitet und optimiert werden.

Anschliessend wird das Langzeitprovisorium (LZP) hochglanz- poliert. Nach Fertigstellung des LZP (Abb. 10a, 10b, 10c) wird dieses ebenfalls mit TempBond im Mund eingegliedert. Eine erste Umgestaltung des Pontics hilft, die final angestrebte Posi- tion des Weichgewebes zu erreichen. Nach sechs Wochen wird bei einem Kontrolltermin das LZP vorsichtig entfernt und das Pontic nochmals mit dünnfliessendem Komposit nachkontu- riert (Abb. 11).

Nach Unterfütterung des LZP mit Komposit im Ponticbe- reich wird es reponiert (Abb. 12a, 12b, 12c), und dem Weich- gewebe wird weitere zwölf Wochen Zeit gegeben, sich an die neue Situation zu adaptieren (Bilder vorher/nachher 13a, 13b, 13c). Auf Abb. 13c von okklusal erkennt man den horizontalen Abb. 7 Zahn 21 zeigt eine luftige, inhomogene Wurzelfüllung, die vor der

definitiven Versorgung revidiert werden sollte.

Abb. 8ab Das Schalenprovisorium

7

8a

8b

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Abb. 9a Unter Kofferdam wird die Wurzelfüllung entfernt und eine Zielauf­

nahme angefertigt, um die optimale Länge des Zahnes zu bestim­

men. Noch sind Überreste der alten Wurzelfüllung sichtbar.

Abb. 9b Definitive, randständige und homogene Wurzelfüllung des Zah­

nes 21. Der Zahn ist jetzt langfristig stabilisiert und fertig zur finalen Präparation.

Abb. 10a Das direkt CAD/CAM­gefräste Schalenprovisorium

Abb. 10b Ausgearbeitetes und konturiertes Provisorium mit tief separierten Approximalräumen für eine optimale Umformung der Weichge­

webe und einen besseren ästhetischen Ausdruck Abb. 10c Hochglanzpolitur und Finish des Provisoriums

Abb. 11 Mithilfe eines Minispatels wird das Pontic nach der ersten Einprobe direkt mit zähplastischem Komposit unterfüttert. Dieser wird nach der Aushärtung hochglanzpoliert.

9a

10a

10b

10c

11

9b

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Abb. 12a Einprobe und Überprüfung des Ponticdruckes regio 11. Erkennbar ist eine Auflage auf dem Gewebe, aber noch kein aktiver Ausfor­

mungsdruck auf den krestalen Gingivaanteil.

Abb. 12b Anprobe und leichte Erhöhung durch Aufbau des Pontics. Durch langsames Einsinken und Verdrängen der Weichgewebe lässt sich eine suffiziente Randschlusspassung erreichen.

Abb. 12c Mit Temp­Bond einzementiertes Langzeitprovisorium bei reizloser Gingiva und Konditionierung des Weichgewebes

Abb. 13a Erkennbar sind die präparierten Stümpfe und das noch nicht ausgeformte Ponticareal. Genaue und scharf definierte Proviso­

rienränder ermöglichen eine Papillenunterstützung und reizfreie Gingivaverhältnisse.

Abb. 13b Nach einer Tragedauer des Langzeitprovisoriums von etwa fünf Monaten ergibt sich ein scharf konturiertes und stabiles Pontic­

areal. Es ist die extra gewünschte «Abrisskante» zu beachten, um ein «Herauswachsen» des Pontics aus der Gingiva zu illumi­

nieren.

Abb. 13c Das Bild zeigt absolut reizfreie Schleimhautverhältnisse nach direkter Abnahme des Provisoriums. Aufgrund der langen Trage­

dauer wurde dieses mit Glasionomerzement befestigt. Dieser ist noch am Stumpf 22 sichtbar.

Abb. 14 Lächeln und erste ästhetische Verbesserung bei entspannten Lippen. Zahnachsen und Schneidekantenverlauf sind absolut passend.

12a 13a

12b 13b

12c 13c

14

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Verlust an Weichgebe sehr gut. Dies wird mit dem Patienten nochmals besprochen, da nur noch jetzt eine chirurgische Weichgewebsverbesserung durchgeführt werden könnte.

Ist der Patient mit dem erreichten Ergebnis glücklich und zu- frieden, kann das LZP abschliessend in die finale Keramikres- tauration umgesetzt werden (Abb. 14).

Ein im Zahnlabor angefertigter Kontrollschlüssel aus Silikon (Hersteller Anaxdent: siehe Materialliste) ermöglicht es dem Behandler, schnell und effizient die optimalen Platzverhältnisse für die spätere Keramikkonstruktion zu beurteilen (Abb. 15a, 15b) und gegebenenfalls die finale Präparation anzupassen.

An schlies send wird ein erneuter Doppelmischabdruck durch- geführt. Hierbei kann das LZP bis unmittelbar vor Beginn der Abformung gereinigt im Mund verbleiben, um einen exakten Transfer des Ponticareals zu ermöglichen. Zusätzlich erfolgt nach Herstellung des Meistermodells ein Transfer der Kontur des Ponticareals.

Das ausgeformte Ponticareal muss exakt auf das definitive Meistermodell übertragen werden. In diesem Fall wurde der abgeformte Lückenbereich auf dem Gipsmodell zurückge- schliffen und mit Retentionslöchern im Gips versehen. An- schlies send wurde das LZP gegen Gips isoliert und auf das Modell reponiert. Das Ponticareal wurde mit schnellhärten- dem Gips aufgefüllt und detailgetreu übertragen (Abb. 16a, 16b, 16c, 16d). Anschliessen kann der Zahntechniker ein opti- mal passendes Zirkongerüst mithilfe der CAD/CAM-Technik designen (Abb. 17a, 17b). Nach dem Fräsvorgang und der fina- len Ausarbeitung (Abb. 18) wird das Gerüst am Patienten an-

Abb. 15a Nach Entfernung der Zementreste wird die definitive Präparation mithilfe eines über das Wax­up gewonnenen Silikonschlüssels von okklusal überprüft und gegebenenfalls nachkonturiert.

Abb. 15b Der Kontrolleschlüssel visualisiert dem Behandler von vestibulär die benötigten Platzverhältnisse und die Ausdehnung der späteren Schneidekante. Das Beachten einer gleichmässigen Schichtstärke der späteren Keramikrestauration ist bereits während der Präpa­

rationsphase wichtig.

Abb. 16a Das Meistermodell wir im Ponticbereich gekürzt und mit Löchern konfiguriert, sodass hier mithilfe des Langzeitprovisoriums eine optimale Übertragung des Pontics gewährleistet werden kann.

Abb. 16b Hohllegen des Gipsareals im Brückengliedbereich von palatinaler Ansicht

Abb. 16c Das Langzeitprovisorium wird gegen Gips isoliert, und anschlies­

send wird der Pontic mit Gips unterfüttert und 1:1 auf das Meister­

modell übertragen.

Abb. 16d Nach Abnahme des Provisoriums zeigt sich auf dem Modell die Abrisskante genau so optimiert wie intraoral (vgl. Abb. 13b).

15a

16a 16c

15b

16b 16d

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probiert und die Passung überprüft (Abb. 19). Auf den klini- schen Aufnahmen sieht man sehr schön das konturierte Gewebe und den benötigten Platz für die spätere Verblend-

keramik. Ein genauer Überabdruck (Abb. 20) über das inserier- te LZP hilft dem Techniker bei der definitiven Keramikmodel- lation der finalen Brücke (Abb. 21a, 21b).

Abb. 17a Das Meistermodell wird per Laborscan in die CAD/CAM­Software übertragen und das Zirkongerüst wird designed.

Abb. 17b Bei der okklusalen Ansicht ist auf eine ausreichende Stärke der Verbindung zu achten. Im approximalen Raum ist aber auch genü­

gend Schichtstärke zu gewährleisten, um eine spätere harmoni­

sche Keramikverblendung zu erzielen.

Abb. 18 Das Gerüst wird gefräst und ausgearbeitet.

Abb. 19 Als Gerüstanprobe werden intraoral alle Räder zirkulär auf perfekte Passung überprüft und die Brücke auf schaukel­ und spannungs­

freien Sitz kontrolliert.

Abb. 20 Ein Situationsabdruck über das Langzeitprovisorium hilft dem Zahntechniker, in der späteren Formgebung der Keramikzähne die gefundene und intraoral adaptierte Situation zu übernehmen.

Abb. 21a Die finale Anprobe der geschichteten Brücke zeigt eine absolut harmonische Integration der Restauration intraoral mit Stabilisie­

rung der Weichgewebe.

Abb. 21b Definitive Zementierung der Brücke mit Glasionomerzement und stabilem Gingivaverlauf

17a

21a

18

20

17b

21b

19

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Ein Abschlussporträt (Abb. 22) hilft zum einem dem Behand- lungsteam das erreichte Ergebnis fachlich zu würdigen und einzuordnen, zum anderen zur finalen Dokumentation. Die Anfangs- und Endbilder können dem Patienten ausgehändigt werden, um ihm den ästhetischen Unterschied zu verdeutli- chen. Viele Patienten steigern während der Behandlungsphase ihre individuellen Ansprüche und vergessen zu oft, mit welcher Ausgangssituation sie in der Praxis vorstellig wurden.

Verdankung

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meinen Mitstrei- ter, ZTM Simon Schömer, nicht nur für die immer hervorragen- de Fotodokumentation und beeindruckenden Ergebnisse, son- dern auch für seinen unermüdlichen Einsatz auf höchstem zahntechnischem Niveau.

Abstract

Gollner M, Schömer S:A conventional three-unit bridge in the esthetic area (in German). SWISS DENTAL JOURNAL SSO 130:

397–406 (2020)

In the prosthetic treatment planning there is an important question either you will have an surgery procedure or you will solve the requirement with a conventional treatment.

It requires the discussion with the patient of all different parameters like risk factors in the pink – and white esthetic, condition of the adjacent teeth, outcome, long-term stability, costs, etc.

In consideration of all facts a decision must be made of which adequate therapy is feasible.

In this case on request of the patient the missing right central incisor will be replaced with a new zirconia-layered ceramic- bridge. The article describes the approach in detailed steps how to manage in an easy conservative way the pontic area and how to create an esthetic outcome. Therefore the author manufac- tured different kind of temporaries and reconfigure them. After the stabilization of the desired result the situation can be trans- ferred in the definitive zirconia framework-design. Final it is the responsibility of the dental technician to get the right colour and more important the right shape of the teeth for an esthetic result.

Literatur

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Verlag, Berlin (2014)

Zuhr O, Hürzeler M: Plastisch-ästhetische Paro- dontal- und Implantatchirurgie. Ein mikro- chirurgisches Konzept. Quintessenz-Verlag, Berlin (2012)

Materialliste

Gips SheraPure cremeweiss Shera

Wachs Modellierwachs grau Yeti Knetsilikon Matrix Form 60 Anaxdent

CAD Exocad

PMMA Provi PREMIOtemp Multi A3 Primotec

Zirkon ML A light Kuraray Noritake

Katana Zirconia

Keramik Noritake CZR Kuraray Noritake

Zement Ketac Cem 3M Espe

TempBond Kerr

Retraktionsfäden Ultrapak Ultradent Abdruckmaterial Polyether Impregum/

Permadyne 3M Espe

Gegenkiefer A­Silikon: Heavy Body

Aquasil Ultra Dentsply Sirona Vermessung PlaneFinder Zirkonzahn Abb. 22 Ein sichtlich zufriedener und begeisterter Patient, dem sein Wunsch

nach konventioneller Prothetik ohne Chirurgie erfüllt wurde.

Referenzen

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