DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Reflux-Ösophagitis: Famotidin, ein erfolgreicher I1 2-Antagonist
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ir sind noch weit ent- fernt von einem Kon- sens und wir sind weit davon entfernt, rationale Ent- scheidungen zu treffen, aber die Lösung des Problems ist spannend". Diese Schlußwor- te von Professor Juan-Ramon Malagelada, Barcelona, bei ei- nem internationalen Gastro- enterologen-Treffen Ende Ju- ni in Barcelona sollte auf die Probleme hinweisen, die es in bezug auf Erkrankungen des oberen Verdauungstraktes noch zu lösen gilt.Ein vordringliches Pro- blem wird es sein, die durch lokal-entzündliche Vorgänge verursachten Veränderungen im Gastrointestinaltrakt zu studieren, um einer malignen Entartung vorzubeugen.
Denn daß eine chronische Entzündung mit der Onkoge- nese stark korreliert, ist in- zwischen relativ sicher. „Je besser man die Mechanismen versteht, um so eher wird man Strategien und Medikamente entwickeln können, die eine Entartung prämaligner Läsio- nen verhindern."
Doch es wurden bei dieser von MSD Sharp & Dohme in- itiierten Veranstaltung auch eine Reihe von Fortschritten und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Beispielsweise gilt die gastroösophasale „Reflux- Krankheit als die Herausfor- derung für die 90er", wie Pro- fessor Malagelada es aus- drückte, weil sie extrem schwierig zu behandeln und noch schwieriger zu heilen ist.
Wie im Roundtable unter der
„inquisitorischen" Befragung von Professor G. N. J. Tytgat, Amsterdam, herauskam, wa- ren sich die Experten in eini- gen Punkten einig:
• Jeder Patient mit Sympto- men sollte behandelt werden.
• Endoskopie ist das wichtig- ste diagnostische Instrument, um den Schweregrad festzu- legen.
• In den meisten Fällen ist die Behandlung mit H 2-Blok- kern, zweimal täglich über
mindestens sechs Wochen bis drei Monate sehr erfolgver- sprechend.
• Die abendliche Gabe sollte unmittelbar vor der letzten Mahlzeit eingenommen wer- den.
• Bei Therapieresistenz kann Dosis verdoppelt werden.
• Omeprazol sollte erst bei Nicht-Ansprechen auf 112—
Antogonisten eingesetzt wer- den, da die Therapie für eini- ge Patienten mit dem Risiko einer Gastrinerhöhung ver- bunden ist: besonders für Frauen, Patienten mit verzö- gerter Magenentleerung und für solche, die bereits vor der Behandlung hohe Gastrin- spiegel aufweisen.
Sehr erfolgreich in bezug auf Symptomrückgang und Heilungsraten hat sich Famo- tidin (Pepdul®) erwiesen, al- lerdings werden höhere Do- sen als bei der Therapie von peptischen Ulzera benötigt:
zweimal täglich 40 mg waren effektiver als zweimal 20 mg.
Wie Dr. I. C. Eric Wesdorp, Amsterdam, ausführte, wur- den nach sechs Wochen Hei- lungsraten von 58 Prozent und bis zu 81 Prozent nach zwölf Wochen erreicht. Auch bei Patienten, die auf eine Therapie mit Ranitidin, zwei- mal täglich 300 mg, nicht an- sprachen, führte die Gabe von Famotidin, zwei- bis drei- mal täglich 40 mg, schließlich zum gewünschten Erfolg.
Nicht vergessen werden sollte, daß die gastroösopha- gale Reflux-Krankheit oft ei- ne lebenslange Therapie er- fordert. Trotzdem hält Pro- fessor Malagelada eine chir- urgische Intervention nur in sehr seltenen Fällen für gege- ben, und zwar bei Patienten,
• die eine medikamentöse Langzeittherapie ablehnen,
• bei denen die konservative Behandlung nicht erfolgreich ist,
• die trotz medikamentösem Schutz Komplikationen ent- wickeln.
Gabriele Blaeser-Kiel
Kontrazeption mit großer Sicherheit
Kupfer-IUPs wirken medikamentös
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oderne Intrauterin- Pessare sind Träger kontrazeptiv wirken- der Substanzen: Kupfer oder Hormone. Sie wirken also nicht wie frühere Generatio- nen, deren Vorläufer bereits zweitausend Jahre alt sind, nidationshemmend oder ab- ortinduzierend, sondern ver- hindern über einen lokalen pharmakologischen Effekt die Fertilität der Eizelle.Als besonders sicher und nebenwirkungsarm gelten heute die Kupfer-IUPs. Die Wirkung beruht auf einem multifaktoriellen Geschehen, das nach Entfernung des Pes- sars reversibel ist. Der Berli- ner Gynäkologe Dr. Urich Koch erklärte bei einem Fachpressegespräch „Intrau- terin-Pessare 1991" Anfang Juli in Hamburg die wesentli- chen Mechanismen der Kup- ferfreisetzung, die täglich et- wa neun pg pro 100 mm2
Oberfläche beträgt:
• Zunahme von Granulozy- ten, Plasmazellen, Lymphozy-
ten und Makrophagen im Endometrium und uterinen Sekret im Sinne einer sterilen Fremdkörper-Reaktion,
• Anregung der Muskelkon- traktion durch die Synthese
Für Frauen mit kleinem Uterus eignet sich das verkürzte IUP (Multiload CU 250 short) mit ei- ner Kupferoberfläche von 250 mm2 ; die Größe 2,5 x 2 cm
von Prostaglandin Fue in der Uterusmuskulatur,
• spermizider Effekt durch behinderte Penetration der Spermatozoen,
• Phagozytose der Spermato- zoen.
In ihrer kontrazeptiven Si- cherheit reichen die moder- nen Kupfer-IUPs fast an die Pille heran: Der Pearl-Index liegt zwischen 0,4 und 2,6 Prozent. Die Versager beru- hen hauptsächlich auf Dislo- kationen, die durch falsche Einlage oder vermehrte Ute- ruskontraktion hervorgerufen sein können. Perforationen sind heute aufgrund der ver- besserten Einlagetechnik sel- ten. Die korrekte Lage kann allerdings nicht durch Erta- sten via Scheide erfolgen, be- tonte Professor Horst Wag- ner, Minden, sondern muß per Ultraschall sofort nach
der Einlage und dann in halb- jährlichen Abständen über- prüft werden.
Blutungsstörungen sind meist auf den ersten Anwen- dungsmonat beschränkt. Be- stehen sie fort, muß das IUP entfernt werden, eine Be- handlung mit blutgerinnungs- fördernden Mitteln hat sich nicht bewährt. Mit Metallall- ergien ist nicht zu rechnen, da nur etwa ein Prozent des täg- lichen Kupferbedarfs freige- setzt wird, Kupfer nur selten allergen wirkt und außerdem die Wirkung lokal beschränkt ist.
Ein erhöhtes Infektionsri- siko besteht nicht, obwohl dies häufig den Intrauterin- Pessaren fälschlicherweise nachgesagt wird. Entschei- dend dafür ist das Sexualver- halten. Deshalb hielten die Experten in Hamburg diese Verhütungsmethode für Frauen mit häufigem Part- nerwechsel oder mit promis- kuitiven Partnern für nicht in- diziert. bl-ki A-2954 (124) Dt. Ärztebl. 88, Heft 36, 5. September 1991