DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
1 Leichtfertig
Die Autoren machen es sich zu einfach, wenn sie unterstellen, daß
„alte Menschen, Kinder, aber auch vernünftige Jugendliche und Er- wachsene bei Außentemperaturen von 28° bis 30° C und mehr körperli- che Anstrengungen von sich aus mei- den." Im vergangenen Sommer, dem wärmsten des Jahrhunderts, verrich- teten Soldaten, Waldarbeiter, Land- wirte, Straßenbauer, Maurer, Ver- putzer, Zimmerleute, Bauschlosser usw. wochenlang bei Temperaturen von 30° C und mehr Schwerarbeit.
Marathonläufer, Triathleten und Radrennfahrer führten Wettkämpfe mit extremer Ausdauerbelastung durch.
Arbeitshygienisch waren hierbei eben nicht die hohen Außentempe- raturen — zumal bei geringer relati- ver Feuchte —, sondern die erhöhten Ozonwerte bedenklich. Damit ergibt sich eine ganz andere Aktualität für Präventivmaßnahmen gegen Ozon- schäden der Atemwege und Lungen.
Dr. med. Botho Schmid
— Arbeitsmedizin — Mühlbachweg 13 W-7761 Moos 2
2 Einheiten
-Verwirrung
Besonders wertvoll fand ich Ihre numerischen Angaben, bei denen größere Unsicherheiten bestehen.Das ist zum Teil dadurch begründet, daß unterschiedliche Dimensionen verwendet werden („ppm", „iag/m 3",
„mg/1"). Besonders sollte die nach dem Einheitengesetz nicht mehr zu- gelassene Einheit „ppm" aufgegeben werden. Diese ist eine Verhältnis- größe, wie Prozent und bedeutet le- diglich 1:1 Million. Dankenswerter- weise haben Sie aber auch die Be- zeichnung 41g/m 3" hinzugefügt. Da- durch wird auch klar, daß „ppm" nur in gleichen Dimensionen anwendbar ist, Gew./Gew. oder Vol./Vol., nicht aber Gew./Vol., da daraus nicht die Vergleichsgrößen erkennbar sind.
Deshalb mußte auch die Bezeich- nung „mg%" aufgegeben werden.
Um die daraus entstehenden Miß- verständnisse zu vermeiden, haben
Zu dem Beitrag von
Prof. Dr. med. Wolfgang Forth und Prof. Dr. med.
Dr. rer. nat. Emil Heinz Graul in Heft 42/1990
Sie auch eine Umrechnung angege- ben (1 ppm = 2000 i.g/m 3). Hierbei erscheint der Faktor 2, der mir nicht plausibel ist. Um weitere Verwirrun- gen zu vermeiden, sollte auf „ppm"
völlig verzichtet werden und nur eine gesetzlich zulässige Dimension ver- wendet werden.
Genaue Angaben sind nicht nur für die Umweltmedizin von Bedeu- tung, sondern auch für die in der Pa- ramedizin angewandte „Ozon-The- rapie", für die offenbar keine Grenz- konzentrationen angegeben werden.
Von der Tatsache abgesehen, daß Ozon kein Pharmakon ist (das weiß aber der Laie nicht), sollte doch von kompetenter Seite auf die niedrige toxische Konzentration aufmerksam gemacht werden.
Dr. med. Wolfgang Schütz Orlamünder Weg 37 W-1000 Berlin 46
Schlußwort
Zu 1: Ich zweifle selbstverständ- lich nicht daran, daß auch in den so- genannten Hundstagen bei entspre- chenden Befunden Arbeit abver- langt wird. Es gehört nur zu den all- gemeinen Lebenserfahrungen, daß in dieser Zeit die Gangart sich selbstverständlich den äußeren Ge- gebenheiten anpaßt. Ich möchte nicht ausschließen, daß es heute noch Kommandeure gibt, die in den Hundstagen einen Gepäckmarsch ansetzen. Vernünftig ist das nicht.
Was ich über den Sport im allgemei-
nen und die von Ihnen skizzierten Sportarten denke, die dann bei der- artigen Wetterlagen ausgeführt wer- den, will ich mir hier lieber verknei- fen. Woher Sie wissen, daß arbeits- hygienisch hier die erhöhten Ozon- werte bedenklich waren, interessiert mich brennend.
Zu 2: Die Monita von Dr. Schütz sind beherzigenswert. Indes ist die Problematik alt. Die Analytiker wür- den immer gerne Gewichtseinheiten im Volumen bestimmen, da ihre Ge- räte geeicht sind. Dazu kann sich aber der Toxikologe nicht so ohne weiteres verstehen, da er die Mole- küle in der Volumeneinheit berück- sichtigen muß; wenigstens bei Gasen ist das so. Deshalb wird ganz gerne von einer Einheit, nämlich ml/m 3 Gebrauch gemacht, die für Gase, Dämpfe und flüchtige Schwebestoffe von den Zustandsgrößen wie Tem- peratur und Luftdruck unabhängig ist. Diese Einheit kann dann auch in ppm angegeben werden, wobei selbstverständlich Vol/Vol gemeint ist.
Daneben wird zum Zwecke der leichteren Handhabung der Werte eine Umrechnung unter „Normalbe- dingungen" (20° C, 1013 mbar) vor- genommen:
Molvolumen in 1 C (ml/m3) —
in C ( g/m3) m molare Masse n g
C steht dabei für Konzentration.
Mit geringem mathematischen Auf- wand kann die Umrechnung auch von C (mg/m 3) in C (ml/m 3) vorge- nommen werden.
Es ist noch anzufügen, daß das Molvolumen unter Normalbedingun- gen mit 24,1 1 beziffert wird. Daß bei derartigen Umrechnungen Ungenau- igkeiten zu erwarten sind, ist nicht zu bestreiten. Sie sind aber unter prak- tischen Gesichtspunkten irrelevant und sind kleiner, als daß sie bei dem methodischen Repertoire der Toxi- kologie zur Bemessung von Schäden ins Gewicht fielen.
Prof. Dr. med. Wolfgang Forth Vorstand des Walther Straub- Instituts
für Pharmakologie und
Toxikologie der Universität Nußbaumstraße 26
W-8000 München 2
Dt. Ärztebl. 88, Heft 24, 13. Juni 1991 (67) A-2187