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PFLEGEPOLITIK IN 5 MINUTEN

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Academic year: 2022

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Gesundheitssektor verursacht hohe umweltschädliche CO2-Emissionen

DBfK fordert klimafreundliche Investitionen in die Pflege

Online-Veranstaltung Am 13. September 2021 stellt die BGW die Ergebnisse einer aktuellen Studie vor. Die Berufsgenossen-

schaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat untersucht, wie viele Beschäftigte in Gesundheitsdienst und Wohl- fahrtspflege sexuelle Belästigung und Gewalt erlebt haben durch Menschen, die von ihnen beruflich betreut und gepflegt werden. +++ Personalie Marcus Huppertz ist der neue Pflegedirektor des Uniklinikums Würzburg. Die Bindung des beste- henden Pflegepersonals und die Akquise neuer Mitarbeiter zählen zu den Aufgaben, mit denen sich der Manager in den kommen- den Jahren beschäftigen wird.

+++ Weniger Krankenhäuser Die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland ist in den letzten

20 Jahren insgesamt um 15% gesunken, Häuser in öffentlicher Hand sogar um 35%.

+++ Wettbewerb Im Wettbewerb

„Deutschlands beliebteste Pflegeprofis“, den der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. ausrichtet, stehen die Landessie- ger fest. Die 16 Gewinner zeichnen sich durch Kompetenz, Empathie und außergewöhnlichen Einsatz aus.

Weitere Meldungen auf: springerpflege.de

© Xurzon Getty Images iStock / Säulendiagramm nach Informatioen der i NGO „Health Care Without Harm

Gesundheitswirtschaft Flugverkehr Schifffahrt

4,4% 3% 2%

PFLEGEPOLITIK IN 5 MINUTEN

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INNOVATIONSPROGRAMM

Kurzzeitpflege stärken

Kurzzeitpflege trägt dazu bei, häusliche Pflegesituationen zu entlasten und zu stabi- lisieren. Der baden-württembergische Ge- sundheits- und Sozialminister Manne Lucha hat am 28. Juli 2021 in Stuttgart den Förder- aufruf zum Innovationsprogramm Pflege 2022 vorgestellt. Die Programmlinie unterstützt innovative Konzepte, welche vor allem die Kurzzeitpflege weiterentwickeln. „Mit Kurz- zeitpflegeplätzen wollen wir sowohl vorüber- gehend pflegende Angehörige entlasten als auch einen Drehtüreffekt nach Krankenhaus- aufenthalten – gerade bei älteren Menschen – verhindern“, sagte der Gesundheits- und Sozialminister.

_Platzmangel: Bei der Kurzzeitpflege besteht bundesweit ein Mangel an Pflege- plätzen. Zahlreiche, insbesondere allein- stehende ältere pflegedürftige Menschen können sich nach einem Krankenhausaufent- halt zu Hause nicht versorgen. Durch ein fehlendes Angebot kann auch das häusliche Umfeld nicht im notwendigen Umfang ent- lastet werden.

sozialministerium-bw.de

EHRUNG

Mauritz Ring erstmals verliehen

Der Vorstand des DBfK Nordwest hat am 31.

Juli 2021 erstmals den Mauritz Ring für außer- gewöhnliches Engagement im Berufsverband verliehen. Die Ehrung ging an die langjährige Vorsitzende und Namensgeberin des Rings, Marita Mauritz. Gewürdigt wurde die Leiden- schaft, mit der Marita Mauritz ihr Vorstandsamt ausgefüllt hat. Damit ist sie bis heute Vorbild und Inspiration für Generationen von Mitglie- dern des DBfK Nordwest, wie es in der Lauda-

tio heißt. dbfk.de

DBFK FORDERT INVESTITIONEN

Klimakatastrophe ist Gesundheitskatastrophe

Der aktuelle Bericht des Weltklimarates zeigt erneut die Dramatik der Veränderungen un- seres Klimas. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert klimafreundliche Investitionen für die Pflegebranche. Der DBfK sieht zwei große Herausforderungen für die Gesundheits- und Pflegebranche: Zum einen muss der Beitrag zum Klimawandel minimiert, zum anderen müssen die Menschen vor ge- sundheitlichen Risiken geschützt werden.

Der Verband fordert für die Einrichtungen im Gesundheitswesen Mittel, um explizit kli- mafreundliche Investitionen zu ermöglichen und die Umstellung auf eine nachhaltige Materialwirtschaft zu realisieren. Pflegefach- personen benötigten außerdem Unterstüt- zungs- und Schulungsangebote, um kli- mafreundlicher pflegen und die gesundheit- lichen Auswirkungen des Klimawandels auf Menschen reduzieren zu können. Dieses Wissen müsse auch obligatorisch in den Pflegeausbildungen und -studiengängen

vermittelt werden. dbfk.de

POSITIVE BILANZ

70 Pflegekräfte aus dem Ausland intergriert

An insgesamt sechs Standorten haben die Paracelsus-Kliniken in den vergangenen drei Jahren ihre Teams durch rund 70 Pflegekräfte aus dem Ausland verstärkt – Tendenz stei- gend. Dazu gehörten im Jahr 2019 und 2020 als erste 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Balkan-Region – überwiegend aus Serbien, Mazedonien und Montenegro.

Gleichzeitig erreichte bis zum Frühjahr 2021 ein großer Teil von insgesamt 48 philippini- schen Kolleginnen und Kollegen die Kliniken.

Bewerbungen aus Brasilien, Mexiko, Sri Lanka und Argentinien sind in Osnabrück eingetrof- fen. Sogar Mitarbeiter aus Ägypten werden in diesem Jahr erwartet. „Gerade im vergange- nen Jahr unter dem Vorzeichen der Pandemie waren wir für jede Fachkraft dankbar, die wir gewinnen konnten“, erklärt dazu Dr. med. Dr.

jur. Martin F. Siebert, Vorsitzender der Ge- schäftsführung (CEO) von Paracelsus. Werner Murza, Leiter des Kompetenznetzes Pflege und Funktionsdienste, ergänzt: „Nicht alle Mitarbeiter, die zu uns gekommen sind, sind tatsächlich auch geblieben. Teils hatten sie andere Vorstellungen von der Arbeit in Deutschland, manchmal Heimweh oder auch Schwierigkeiten bei der langwierigen Aner- kennung des Berufs.“ Größte Hürde bleibt die Anerkennungsprüfung. Wer die mündliche und praktische Kenntnisprüfung beim Lan- desverwaltungsamt nicht besteht, muss Praxisstunden nachweisen und einen Anpas- sungslehrgang absolvieren. Folge: Ausgebil- dete Pflegekräfte mit Berufserfahrung und Bachelor- oder Masterabschluss laufen bis zu einem Jahr als Krankenpflegehelfer im Kran- kenhausbetrieb mit. Erst nach erfolgreicher Abschlussprüfung können sie als vollwertige Gesundheits- und Krankenpfleger eingesetzt werden. paracelsus-kliniken.de

Die Erde erwärmt sich pro Jahrzehnt um 0,2 °C.

Voll integriert in die Pflegeteams.

© Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH

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Schwerpunkt in der PflegeZeitschrift 9/2021:

Das kranke Kind. Bedarfe einschätzen.

09.2021 74. Jahrgang / springerpflege.de

Pflege ZeitschriftWISSEN & MANAGEMENT

PFLEGEZEITSCHRIFT 2021 ; 74 (

9)

Kinder- und Jugendgesundheit

INTERVIEW DPR Präsidentin Christine Vogler PFLEGE MANAGEMENT — Bethel: Führen mit Herz, Verstand und Gottvertrauen PFLEGE PRAXIS — Adhärenz: Wenn kranke Kinder flügge werden PFLEGE PÄDAGOGIK — Adaptiv: Welche Praxisanleitung eignet sich für wen?

DAS KRANKE KIND Information, Beratung und Anleitung – Bedarfe einschätzen

PFLEGEMANAGEMENT

Pflegemanagement- Award gestartet

Startschuss für den Pflegemanagement-Award 2022: Gesucht werden der beste Pflegemana- ger des Jahres und der beste Nachwuchs- Pflegemanager. Die Preisverleihungen finden auf dem Kongress Pflege im Januar 2022 statt.

Ab sofort können Nachwuchs-Pflegemanager für den Award nominiert werden. Neu in diesem Jahr ist, dass nicht nur Vorgesetzte, sondern auch Kollegen ihren besten Nach- wuchs-Pflegemanager vorschlagen dürfen.

Das Prozedere für den besten Pflegemanager des Jahres bleibt unverändert: Hier schlägt eine hochkarätige Jury geeignete Kandidaten vor. Die Preisverleihungen erfolgen wie immer in Zusammenarbeit mit Springer Pflege und

mit Unterstützung der beiden Hauptsponso- ren ZEQ und Fresenius Kabi Deutschland auf dem Kongress Pflege vom 28. bis 29. Januar 2022 in Berlin. Nominierungen sind bis zum 15. Oktober 2021 möglich.

gesundheitskongresse.de

PFLEGEREPORT 2021

Sterblichkeit in Heimen gestiegen

In den ersten beiden Wellen der Corona- Pandemie ist die Sterblichkeit von Bewohne- rinnen und Bewohnern der Pflegeheime in Deutschland drastisch angestiegen. Dies zeigt der Pflege-Report 2021 des Wissenschaftli- chen Instituts der AOK (WIdO). Lag die Letali- tät in Pflegeheimen bereits rund drei Wochen nach Start des ersten Lockdowns (6.–12. April 2020) um 20% höher als im Mittel der Vorjah- re, so überstieg sie in den ersten drei Monaten der zweiten Pandemiewelle von Oktober bis Dezember 2020 das Niveau der Vorjahre um durchschnittlich 30%. In der Spitze lag die Übersterblichkeit in der 52. Kalenderwoche 2020 sogar bei 80%. Der Pflege-Report 2021 enthält zudem die Ergebnisse einer Angehö- rigenbefragung, die die ebenfalls drastischen Einschränkungen der sozialen Teilhabe von Pflegebedürftigen in der ersten Pandemie- welle verdeutlichen.

Der Pflege Report ist kostenfrei verfügbar auf springer.com.

EXPERTENSTANDARD

Netzwerk-Workshop

Am 4. Oktober 2021 findet der 23. Netzwerk- Workshop des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in Osnabrück statt. Dort werden die Ergebnisse

der Aktualisierung und Zusammenlegung der beiden bisherigen Expertenstandards zum pflegerischen Schmerzmanagement bei akuten und bei chronischen Schmerzen und die Ergebnisse des Praxisprojektes vorgestellt.

In settingspezifischen Arbeitsgruppen besteht die Möglichkeit, sich mit Projektbeteiligten zur Arbeit mit dem Expertenstandard und zur Anwendung von Indikatoren zur internen Qualitätssteuerung auszutauschen.

dnqp.de

NEUE STUDIE

Online-Befragung gestartet

Was muss sich ändern, damit Pflegekräfte, die in Teilzeit arbeiten oder aus ihrem Beruf ausgestiegen sind, wieder in die Pflege zu- rückkehren bzw. ihre Stunden ausweiten? Um das herauszufinden, starten die Arbeitneh- merkammer Bremen, die Arbeitskammer des Saarlandes und das Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule/Ruhr- Universität Bochum eine Studie mit dem Titel

„Ich pflege wieder, wenn…“. Die Online-Be- fragung ist ab sofort auf der Internetseite ich-pflege-wieder-wenn.de zu finden.

_Fragen + Interviews: „In der Studie fragen wir die Teilnehmer*innen unter anderem, welche Bedingungen für sie persönlich ent- scheidend sind, um tatsächlich wieder in den Beruf einzusteigen bzw. ihre Stundenzahl zu erhöhen. Oder auch welche Erwartungen sie an das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedin- gungen in Gesundheits- und Pflegeeinrich- tungen haben“, erläutert Michaela Evans, Direktorin des Forschungsschwerpunktes

„Arbeit & Wandel“ am IAT.

Die Umfrage findet ausschließlich online statt und dauert etwa zwölf Minuten. Die Antwor- ten werden anonym erfasst. Zusätzlich sind in der Studie problemzentrierte Interviews geplant.

ich-pflege-wieder-wenn.de Andrea Tauchert

Kongressorganisation Springer Pflege

Nutzen Sie unser umfangreiches

Webinar-Angebot, um sich online und

kostenfrei fortzubilden.

gesundheitskongresse.

de/online-seminare/

Für Fragen stehe ich Ihnen sehr gerne zur Verfügung.

andrea.tauchert@

springer.com

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Aufgaben und Erweiterung der pflegerischen Handlungsfelder

_ Einfordern neuer Berufsbilder in der Pflege wie Schulgesundheitspflege und Community Health Nurse

_ Einfordern beruflicher Handlungsauto­

nomie und Selbstverwaltungsstrukturen im Gesundheitswesen

_ Pflegeberufliche Bildung einfordern – denn hier gibt es Tendenzen, dass die Generalistik wieder in Frage gestellt wird, Hochschulkapa­

zitäten für die Grundausbildung nicht oder nur sehr unzureichend geschaffen werden und die Durchlässigkeit nicht konsequent weiter gedacht und umgesetzt wird. Stichwort Föde­

ralismus!

_ Einbringen in die Digitalisierungsdebatten der Gesundheitsversorgung. Auch hier erleben wir, dass Lobbyverbände die eigenen Interes­

sen verfolgen und nicht die der Pflegebedürf­

tigen.

Es wird uns nicht langweilig werden. Denn für Pflegebedürftige und Pflegende ist die Lage bedrohlich. Wir können nur immer weiter ver­

suchen, mit unserer außerordentlichen und breiten Expertise auf die Sachverhalte hinzu­

weisen. Zustände und Bedingungen, die wir erleben, wahrnehmen und jeden Tag bewäl­

tigen. Doch durch unsere fehlenden Einfluss­

möglichkeiten können wir tatsächlich kaum etwas aktiv verändern.

_Trotz aller Proteste und Kundgebungen in der letzten Zeit von und für die Profession Pflege werden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gerade zwei mühsam erstrit- tene Pflegekammern aufgelöst. Warum?

Sehen die Pflegefachkräfte ihre Chance nicht oder ist die Politik stärker und es den verantwortlichen Politikern gerade recht,

Baustellen in der Pflege angehen

Interview mit der neuen DPR-Präsidentin Christine Vogler Seit Mitte Juni ist sie Vorsitzende des Deutschen Pflegerats (DPR). Wir spra- chen mit ihr über alte Probleme, neue Herausforderungen und welche Chancen Pflegende und ihre Profession in Deutschland haben.

_Frau Vogler, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zur Präsidentin des Deutschen Pflegerates. Leiterin des Berliner Bildungs- campus für Gesundheitsberufe, stellver- tretende Vorsitzende des BLGS e.V. sind Sie auch – eine Menge Ämter und Aufgaben.

Versprechen Sie sich davon auch mehr Durchschlagskraft für die Pflege?

Vogler: Vielen Dank für die Glückwünsche.

Das stimmt – es sind eine Menge Ämter und

auch viel Verantwortung. Es geht allerdings aus meiner Sicht nicht unbedingt um die An­

zahl der Ämter, sondern eher um den Vernet­

zungsgrad. Ich habe mir vorher gut überlegt, was mir überhaupt zeitlich möglich ist. Denn die Präsidentinnenschaft beim DPR ist – wie die Arbeit in allen Pflegeverbänden – ein Eh­

renamt und benötigt viel Zeit. Hier geht es ne­

ben den Rats­ und Präsidiumssitzungen zum Beispiel um Beantwortung von Fragen, Inter­

views, Stellungnahmen oder die Entwicklung von Meinungsbildung zwischen den Verbän­

den – im weitesten Sinne also Lobbyarbeit für die Pflege. Das könnte ich allein gar nicht schaffen.

Ich habe großartige Mitglieder im Präsidium an meiner Seite und eine sehr engagierte Ge­

schäftsstelle im Hintergrund. Nur so ist dieses Ehrenamt händelbar. Und meine berufliche Herzensangelegenheit „Berliner Bildungscam­

pus“ ist natürlich auch mehr als 40 Stunden in der Woche Wert – also geht es um gutes Selbst­ und Zeitmanagement. Aber das habe ich bis jetzt im Leben ganz gut hinbekommen.

Wenn wir im September im BLGS e.V. einen neuen Vorstand wählen, werde ich Mitglied bleiben, aber aus Loyalitätsgründen – als Prä­

sidentin ist man den Ratsmitgliedern gleicher­

maßen verpflichtet – für den Bundesvorstand nicht mehr kandidieren.

Zu der Frage mit der Durchschlagskraft – je vernetzter wir arbeiten, umso besser können wir natürlich auch Strömungen erkennen und darauf reagieren. Und gerade der DPR lebt na­

türlich von den vielen Expertisen und Verbän­

den.

_Was haben Sie sich für die ersten Monate als DPR Vorsitzende vorgenommen? Was wollen Sie gleich anpacken?

Vogler: Wie gesagt – alleine geht es gar nicht. Gemeinsam mit meinen beiden Vize­

präsidentinnen Irene Maier und Annemarie Fajardo und dem gesamten Präsidium, haben wir schon mal die ersten Eckpunkte bespro­

chen. Diese werden mit dem Pflegerat ab­

gestimmt. Es gibt so unglaublich viele Baustel­

len, dass wir viele Dinge parallel bearbeiten müssen. Zu unseren Schwerpunkten aber ge­

hören definitiv:

_ Pflegepersonalausstattung in allen pflege­

rischen Settings. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Umsetzung des Rothganggutachtens in der Langzeitversorgung und dem Einfor­

dern der PPR 2.0 für den stationären Akutbe­

reich.

_ Kompetenzerweiterung von Pflegefach­

personen, Übertragung von heilkundlichen

© Gudrun-Arndt

Die Einführung einer Selbstverwaltung ist kein Szenario,

das an Befragungen gekoppelt werden darf.

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wenn es keine starke Selbstverwaltung der Pflegenden gibt?

Vogler: Diese Frage bewegt uns natürlich auch sehr. Warum kämpfen Pflegende nicht für Selbstverwaltung und ­verantwortung?

Und warum wählen gerade jetzt auch nur 16% der Pflegenden in Rheinland­Pfalz ihre eigene Interessensvertretung? Wir wissen es nicht. Ich will das mal anders darstellen. Letzt­

endlich geht es aus meiner Sicht nicht mehr um die Frage, ob Befürworter, Gegner, Politi­

ker oder sonst wer eine Pflegekammer wollen oder nicht. Es geht um die Versorgungsquali­

tät von Pflegebedürftigen, um Präventions­

arbeit und Gesundheitskompetenzentwick­

lung in der Gesellschaft. Dafür brauchen wir einen souveränen Pflegeberuf im Gesund­

heitswesen – inhaltlich und strukturell. Und um souverän zu sein, benötigt man Struktu­

ren, die engagierte, kompetente Pflegende unterstützen. Seit Gründung der Bundesrepu­

blik ist es keinem Bundesland gelungen, Strukturen zu schaffen, die das konsequent er­

möglichen. In den Gesundheitsberufen wären die Heilberufekammern die Institution, die das durch Übertragung staatlicher Aufgaben erle­

digen könnten. Die Einführung einer Selbst­

verwaltung ist also kein Szenario, das an Be­

fragungen gekoppelt werden darf. Es ist eine sofortige Pflicht für alle Bundesländer. Damit werden die Pflegequalität und der Bestand des Berufes gesichert. Dazu braucht es Geset­

ze, die heute auf den Weg gebracht werden.

Sonst wird die Pflege in Deutschland in der Be­

deutungslosigkeit versinken. Und wenn Pflege im Gesundheitswesen keinen Wert abliefert, können alle anderen Fachdisziplinen im Ge­

sundheitswesen auch nicht volle Leistung lie­

fern. Die Befragungen der letzten Jahre in den Bundesländern zeugen von einem falschen Verständnis der zuständigen Landesregierun­

gen – da ist aus unserer Sicht einiges nicht verstanden worden oder wollte nicht verstan­

den werden – bis heute.

_Nach der Auflösung der norddeutschen Kammern – bekommt der DPR vielleicht wieder mehr Gewicht?

Vogler: Der DPR hat ein starkes Gewicht auf der Bundesebenen. Das sehen wir unter ande­

rem an der Beteiligung im Rahmen von Geset­

zesverfahren, Anhörungen, Kontakten zur Bundespolitik und Beteiligung an vielen Ar­

beitsgruppen auf der bundespolitischen Ebe­

ne. Wir vereinen die Pflegefachverbände unter einem Dach und vertreten ca. 80.000 Pflegen­

de. Die Arbeit von allen Beteiligten hat in den letzten Jahrzehnten zur heutigen guten Repu­

tation und Anerkennung des DPR geführt.

Gleichzeitig begleiten wir die Bundespflege­

kammer auf dem Weg der Entwicklung. Die Situation in Schleswig­Holstein und Nieder­

sachsen hat zu einem Rückschritt in der Kam­

merbewegung, auch auf der Bundesebene, geführt. Aber wir freuen uns nun auf die Kolleg*innen aus Nordrhein­Westfalen und Baden­Württemberg.

_Ende September wird gewählt – Pflege- personalbemessung 2.0, Löhne oder die Akademisierung der Pflege sind nur einige Stichworte: Was erwartet, was fordert der DPR von der neuen Bundesregierung?

Vogler: Letztendlich hat das natürlich auch mit unseren erwähnten Arbeitsschwerpunkten zu tun. Wir fordern nach wie vor als schnelle und brauchbare Übergangslösung die Einfüh­

rung der PPR 2.0 für den stationären Akutbe­

reich sowie eine schnellere Umsetzung der ge­

planten Personalbemessung im stationären Langzeitbereich. Die im GVWG erweiterten Kompetenzen für Pflegefachpersonen müssen nun konsequent in das System eingebunden und Gesetze angepasst werden. Verschrei­

bungsfähigkeit von Wund­ und Heilmitteln oder Medikamente in speziell definierten Handlungsfeldern von Pflegefachpersonen mit entsprechender Expertise und Qualifikati­

on müssen selbstverständlich werden. In den Ländern sollten Selbstverwaltungsstrukturen sofort etabliert und entsprechend anschubfi­

nanziert werden, auf der Bundesebene sind ebenfalls entsprechende Strukturen zu unter­

stützen. Es darf nicht mehr um das „OB“ einer Pflegeselbstverwaltung gehen, sondern um das „WIE?“. Die Pflegebedürftigen müssen ent­

lastet werden – wir müssen die bestehenden Finanzierungssysteme in allen pflegerischen Versorgungssetting auf den Prüfstand stellen.

Ist die Einteilung der Sozialgesetzbücher in SGB V, IX und XI aus der Sicht der zu Versor­

genden noch gerechtfertigt? Und die genera­

listische Pflegebildung an Hochschulen und Ausbildungsstätten muss konsequent voran­

getrieben werden. Weiterbildungsstrukturen sind nicht nur für den stationären Akutbereich zu denken, sondern für alle pflegerischen Set­

tings und sie müsssen in die Hände der Selbst­

verwaltung der Pflegenden gelegt werden.

_Und was fordert die Politik von der Pflege?

Vogler: Spannende Frage. Ich finde nicht, dass es hier Ansprüche an die Pflegenden ge­

ben kann. Wir führen unseren Beruf aus und zwar lange vor, während und lange nach der Pandemie – unter teils haarsträubenden Be­

dingungen. Wir arbeiten, wie es unsere Berufs­

gesetze von uns verlangen und wir unserem Berufsethos verpflichtet sind. Was wir benöti­

gen, sind die Strukturen, um genau das um­

setzen zu können – angemessene, würdevolle, qualitative Pflege. Die Bringschuld, neue und bessere Strukturen zu schaffen, liegt hier ein­

deutig in der Politik und der Gesellschaft.

_Stichwort Covid-19: was hat die Pro- fession aus der Pandemie gelernt und ver- lassen Pflegende tatsächlich in Scharen den Beruf? Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft?

Vogler: Momentan ist der Blick nach vorne eher sorgenvoll. Wenn die prognostizierte

„Welle Nummer 4“ kommt, weiß ich nicht, ob die Pflegenden nochmal bereit sind, unter den vorhergehenden Bedingungen zu arbeiten.

Die Frage nach dem „Wer bleibt?“ ist durchaus berechtigt. Und wenn die Welle nicht kommt oder die Pandemie langsam abflacht oder ins normale Leben integriert wird, sehen wir nicht, dass sich in Deutschland für Pflegende etwas verändern wird. Das Handeln der Bun­

desregierung in der vergehenden Legislatur hat in die richtige Richtung geschaut – ange­

kommen ist bei den Pflegenden bis heute nichts. Zumindest nichts von Dauer.

Aber der Deutsche Pflegerat e.V. mit all seinen Mitgliedsverbänden und dem neuen Präsidi­

um bleibt an der Entwicklung der Profession Pflege in Deutschland dran. Und selbst wenn manche glauben, wir wären zahnlose Tiger – so können wir zumindest konstruktiv Knurren und Spuren hinterlassen. Und das werden wir weiter deutlich tun. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die gemeinsame Arbeit.

Das Interview führte Katja Kupfer-Geißler

Wir brauchen Strukturen, die uns eine angemessene,

würdevoll und qualitative Pflege ermöglichen.

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