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Archiv "Die oberstsche Leitungsanästhesie" (24.07.2009)

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A1536 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 30⏐⏐24. Juli 2009

S T A T U S

gen damit gemacht, nämlich …“ Der kooperative Patient fasst schneller Vertrauen zum Arzt, weil durch die authentischen Patientenbeispiele sein Sicherheitsbedürfnis befriedigt wird.

Kommunikationstyp 2: Der domi- nante Patiententyp tritt fordernd und willensstark auf.

Dieser Patient weiß genau, was er will – und was nicht. Häufig ist er auch tatsächlich gut informiert und versucht, in ein Fachgespräch mit dem Arzt einzusteigen. Er unter- bricht den Arzt zuweilen und will das Arzt-Patient-Gespräch sogar lenken und dominieren.

Der Arzt wird mit dem dominan- ten Typ am besten zurechtkommen, wenn er kurz und bündig zum The- ma kommt und zielstrebig den Nutzen anspricht, den etwa eine Behandlungsmethode für den Pati- enten hat. Unklug ist es, das Domi- nanzstreben des Patienten brechen zu wollen – dieser dürfte dann ag- gressiv reagieren, der Arzt kann kei- nen Zugang zu ihm finden. Besser ist es, dem Patienten zuzustimmen und die eigenen Argumente als Al- ternative darzustellen.

Wenn ein dominanter Patient, der ins Ausland reisen will, die empfoh- lene Impfung ablehnt, stimmt der Arzt zunächst einmal zu. „Sie haben recht: Eine Impfung stellt immer auch ein Risiko dar.“ Dann aber fährt der Arzt fort: „Ich kenne aller- dings auch Patienten, die sich nicht haben impfen lassen und die da- durch die folgenden Nachteile hat- ten …“ Wichtig ist, dass der Arzt – solange es medizinisch zu rechtfer- tigen ist – die endgültige Entschei- dung dem Patienten überlässt.

Kommunikationstyp 3: Der hinter- fragende Patiententyp kommuniziert sachlich und kühl und stellt sehr viele Fragen.

Dieser Patient hat ein außeror- dentlich großes Informationsbe- dürfnis. Oft verbirgt sich dahinter ein profundes Misstrauen, dem der Arzt begegnen sollte, indem er die belegbaren Fakten betont und auf Einwände des Patienten sachlich reagiert. Da dieser Patient keinen großen Wert darauf legt, auf der Be- ziehungsebene zu kommunizieren, konzentriert sich der Arzt auf die In- halts- oder Sachebene und eine lo-

gisch einwandfreie Argumentation:

„Schauen Sie mal, diese Statistik zeigt, dass in den meisten Fällen … Und vielleicht helfen Ihnen folgen- de Zahlen, Daten und Fakten weiter, eine Entscheidung zu fällen …“

Das bedeutet: Stellt der Arzt fest, dass er es mit einem hinterfragen- den Typ zu tun hat, liefert er bei der Darstellung der Krankheitsdiagnose und der Therapiemöglichkeiten so viele Informationen wie möglich.

Beziehung stärken, Dominanz- streben akzeptieren, sachlich infor- mieren – es gibt weitere Gesprächs- strategien, weil auf der Patientenseite zahlreiche Mischtypen existieren.

Die dreiteilige Typologie hilft aber, eine erste Einschätzung des Patien- tencharakters vorzunehmen. Der Neurologe aus Filderstadt betont:

„Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass Typologien vereinfachen und verallgemeinern. Wer eine Ty- pologie nutzt, darf sich nie auf die- ses Raster allein verlassen. Sie ist vor allem ein unterstützendes Hilfs- instrument bei der Einschätzung ei-

nes Menschen.“ I

Doris Stempfle dstempfle@stempfle-training.de

GOÄ-RATGEBER

Was im 19. Jahrhundert mit einem Taubheits- gefühl auf der Zunge nach Kokaineinnahme be- gann und mit einer Kokainlösung für Augenein- griffe erste anästhesiologische Bedeutung er- langte, griff schließlich Maximilian Oberst, Arzt aus Halle an der Saale, im Jahr 1888 auf, in- dem er die erste Leitungsanästhesie in der Me- dizin beschrieb. Die technisch einfach durchzu- führende oberstsche Leitungsblockade ermög- licht mit zwei kleinen Lokalanästhetika-Depots die Betäubung eines ganzen Fingers oder einer Zehe. Zwei etwas kräftigere nervi digitales vola- res und zwei grazilere nervi digitales dorsales versorgen Finger und Zehen, indem sie sich in Grundgelenkshöhe bisweilen unterschiedlich verzweigen. Dennoch genügt die Injektion von 0,5 bis 1,5 ml vasokonstriktorfreiem Lokal- anästhetikum unmittelbar distal neben der Interdigitalfalte von dorsal in Richtung palma manus, jeweils auf der radialen und ulnaren Fingerseite, um eine komplette Anästhesie der Phalanx zu erreichen.

Zu argumentieren, dass es sich bei der Fin- ger-Leitungsanästhesie wegen der vier Finger- nerven um vier anästhesiologische Eingriffe han- delt, ist eine sehr individuelle Auslegung von Ge- bührenordnung und Anatomie. Denn eine Lei- tungsanästhesie dient der Betäubung eines be- stimmten Areals distal dieser Leitung, und an ei- nem Finger oder einer Zehe gibt es nicht nur eine Leitung, die hier sensibel versorgt, sondern im- mer vier, die aufgrund ihrer anatomischen Lage mit zwei Injektionen „bedient“ werden müssen.

Im Kommentar zur GOÄ nach Brück ist die Nr. 493 je Leitungsanästhesie berechnungs- fähig. Dies gilt hier grundsätzlich auch für die oberstsche Anästhesie im Bereich eines Fin- gers oder einer Zehe, sodass die in diesem Zusammenhang erforderlichen Leitungs- anästhesien von bis zu vier Nerven eines Fin- gers oder einer Zehe aufgrund des expliziten Hinweises in der Leistungslegende („auch nach Oberst“) je einzelner perineuraler Leitungs- anästhesie – im Bereich eines Fingers oder ei- ner Zehe, also bis zu viermal – berechnungs- fähig sein müssten. Allerdings handelt es sich

vom praktischen Ablauf her, je Finger oder Ze- he, um lediglich zwei getrennte Injektionen, wobei auf jeder Seite zwei Depots in unmittel- barer Nähe für die beiden Nerven einer Seite appliziert werden. Aus diesem Grund ist die Ab- rechnung der Nummer 493 auf einer Seite ei- nes Fingers oder einer Zehe – höchstens also zweimal je Finger oder Zehe – zu begrenzen.

Nach dem Krankenhaus- und Praxiskommen- tar nach Hoffmann/Kleinken ist die Leitungs- anästhesie nach „Oberst“ klassisch durch Infil- tration des Lokalanästhetikums an die Finger- wurzel beziehungsweise die Zehenwurzel vorzu- nehmen. Dabei wird eine perineurale Depotbil- dung von Anästhetikum und somit eine perineu- rale Leitungsanästhesie bewirkt. Der Kommentar nach Hoffmann/Kleinken macht zur Anzahl der Injektionen pro Finger keine Bemerkung.

Da sich im Sprachgebrauch die oberstsche Leitungsanästhesie auf die Betäubung von Akren bezieht, ist geplant, im Rahmen der GOÄ-Neustrukturierung eine unmissverständli- che Legende zu schaffen und die Bewertung anzupassen. Dr. med. Dipl.-Oek. Ursula Hofer

Die oberstsche Leitungsanästhesie

Referenzen

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