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Leitungsanästhesie des Nervus infraorbitalis

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MATERIALIEN UND MEDIKAMENTE / ANTIBIOTIKARICHTLINIEN

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SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 131 1P 2021

Ohne Lokalanästhetika wären zahnärztliche und chirurgische Eingriffe heutzutage nur schwer vorstellbar. Eine Sonderform stellt die Lei- tungsanästhesie des N. infraorbitalis dar und wird in diesem Artikel erläutert.

Einleitung

Schmerzfreie zahnärztliche und oralchirur­

gische Eingriffe können unter Zuhilfenahme von Lokalanästhetika durchgeführt werden.

Die Indikationen für eine Leitungsanästhe­

sie des N. infraorbitalis sind in erster Linie grös sere operative Eingriffe im Kieferhöh­

lenbereich oder am Alveolarfortsatz wie beispielsweise Sinuslift, apikale Chirurgie, Abszesseröffnungen sowie Entnahme von Knochenblöcken an der Crista zygomatico­

alveolaris. Für solche Eingriffe reichen Infilt­

rationsanästhesien häufig nicht aus und es empfiehlt sich, eine Leitungsanästhesie des Nervus infraorbitalis zu machen. Im SDJ sind bereits einige Artikel über Lokalanäs­

thetika erschienen. An dieser Stelle sei auf die Artikel «Komplikationen der zahnärzt­

lichen Lokal anästhesie», «Lokalanästhe­

tika – Wirkmechanismus und Risiken» und

«Möglichkeiten der Lokal anäs the sie im Un­

terkiefer» verwiesen (Schenkel et al. 2019, 2015; Gander et al. 2015). Ferner wurde in

«Schwangerschaft und Stillzeit: Welche Lokalanästhetika und Analgetika?» ab­

gehandelt, welche spezielle Aspekte bei schwangeren und stillenden Patientinnen zu beachten sind (Fatori Popovic et al. 2016).

Auch seltenere Komplikationen, z. B. der tri­

geminokardiale Reflex, sollen hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden (Lüb- bers et al. 2011).

Anatomie

Der somatosensible Fasern enthaltende Ner­

vus maxillaris ist der zweite Endast des Ner­

vus trigeminus und teilt sich nach dem Gang­

lion trigeminale in vier Äste auf. Der für die Zahnmedizin relevante Ast ist der Nervus infraorbitalis. (Die Rami ganglionares und meningeus einerseits und der Nervus zygo­

maticus andererseits sind in der Zahnmedizin nicht oder nur von untergeordnetem Inter­

esse.) Der Nervus infraorbitalis versorgt den Sinus maxillaris, den Alveolarfortsatz sowie die Zähne der entsprechenden Seite sensibel.

Er teilt sich hierzu in die sensiblen Nervi alveolares superiores anteriores, medius und posteriores auf.

Vorgehen

Damit eine Verschleppung von Bakterien aus der Mundhöhle ins Gewebe minimiert wer­

den kann, empfiehlt sich vorgängig eine an­

tiseptische Mundspüllösung mit beispiels­

weise Chlorhexidin zu verabreichen. Im Anschluss kann in regio 13 oder 23 mittels z. B. eines in Lidocain 10% getränkten Watte­

Claudio Rostetter

1

Jan S. Schenkel

2

Heinz-Theo Lübbers

3

Martina Schriber

3,4

Daniel Fritz Zweifel

5

1Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsspital Zürich

2Universitätsklinik für Schä- del-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Universitätsspital Bern

3Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Archstrasse 12, Winterthur

4Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie, Zahnmedizini- sche Kliniken der Universität Bern

5Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Tech- nikumstrasse 73, Winterthur

KORRESPONDENZ Dr. med. Dr. med. dent.

Claudio Rostetter

Gesichtschirurgie am Obstmarkt Kasernenstrasse 1

CH-9100 Herisau Tel. +41 71 351 19 19

E-Mail: claudio@rostetter.net www.mein-gesichtschirurg.ch

REDAKTION

PD Dr. Dr. med. Heinz-Theo Lübbers

Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Archstrasse 12 CH-8400 Winterthur Tel. +41 52 203 52 20 E-Mail: info@luebbers.ch

Leitungsanästhesie

des Nervus infraorbitalis

Eine Anleitung zur intraoralen Leitungsanästhesie des Nervus infraorbitalis

Kurzinformationen

Im Oberkiefer stehen grundsätzlich die Terminal- sowie die Leitungsanästhesie zur Verfügung. Zweifels- ohne wird die Infiltrationsanästhesie im Oberkiefer für zahnärztliche Eingriffe am häufigsten angewandt.

Je nach Injektionsort werden Endäste der Nn. alveolares superiores anteriores, medius und posteriores, N. palatinus major und N. nasopalatinus anästhesiert. Eine Sonderform stellt die Blockade des N. infraor- bitalis dar, auf den in diesem Artikel eingegangen wird.

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MATERIALIEN UND MEDIKAMENTE / ANTIBIOTIKARICHTLINIEN

SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 131 1P 2021

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Literatur

Fatori Popovic S, Lübbers H-T, Von Mandach U: Schwangerschaft und Stillzeit: Welche Lokalanästhetika und Analgetika? Swiss Dent J 126:

260–261 (2016)

Gander T, Kruse A L, Lanzer M, Lübbers H-T: Lokalanästhetika – Wirkmechanismus und Risiken.

Swiss Dent J 125: 44–45 (2015) Lübbers H-T, Zweifel D, Grätz K W,

Kruse A:About the Difficulties of Local Anesthesia for Prevention of Trigeminocardiac Reflex Oc­

curring under General Anesthe­

sia. J Oral Maxillofac Surg 69:

960–961 (2011)

Schenkel J S, Lübbers H-T, Metz- ler P: Komplikationen der zahn­

ärztlichen Lokalanästhesie. Swiss Dent J 125: 1116–1117 (2015) Schenkel J S, Mottini M, Rostetter C,

Lübbers H-T: Möglichkeiten der Lokalanästhesie im Unterkiefer Swiss Dent J 129: 599–601(2019) stäbchens die Oberflächenanästhesie erfol­

gen. Danach erfolgt das extraorale Aufsuchen des Foramen infraorbitale infraorbital mittels Zeigefingers sowie das simultane Abheben des Vestibulums mittels Daumen (Abb. 1).

Der Patient muss informiert sein, dass er sich bei Kribbeln oder stechendem Schmerz so­

fort melden soll. Von extraoral erfolgt ein grobes Abschätzen der Distanz von der Ein­

stichstelle bis zum Foramen infraorbitale.

Diese wird auf eine zahnärztliche selbst aspi­

rierende Spritze über tragen. Die Injektions­

kanüle wird bis zur abgeschätzten Distanz unter Knochenkontakt vorgeschoben. Dabei sollte die Spitze nicht weiter als bis maximal zum Zeigefinger vorgeschoben werden. Zum Verhindern eines Hämatoms, einer Verlet­

zung der Vena angularis oder einer verse­

hentlich direkten Injektion in den N. infra­

orbitalis empfiehlt sich dringlichst eine Aspiration vorgängig zur Injektion. Sind diese Sicherheitsvorkehrungen erfolgt, wer­

den 1 bis 2 ml Anästhetikum injiziert. Je nach erwarteter Operationsdauer kann ein Präpa­

rat mit Adre na lin zu satz zur Verlängerung der Anästhesiewirkung verwendet werden. Zur Kontrolle, ob die Anästhesie wirkt, kann eine Sensibilitätstestung an den Zähnen erfolgen.

Ebenfalls sollte ein Taubheitsgefühl in der Oberlippe sowie an der enoralen Schleim­

haut vorhanden sein.

Schlussfolgerung

Das Setzen eines Lokalanästhesie­Depots im Bereich des Foramen infraorbitale eignet sich in erster Linie für oralchirurgische Ein­

griffe am Alveolarfortsatz in dieser Region und im Kieferhöhlenbereich. Dadurch kön­

nen grös sere chirurgische Eingriffe schmerz­

frei erfolgen.

Abstract

Rostetter C, Schenkel J S, Lübbers H-T, Schriber M, Zweifel D F:Conduction anesthesia of the infraorbital nerve - A guide to intraoral nerve block anesthesia of the infraorbital nerv (in German). SWISS DENTAL JOURNAL SSO 131: 62–63 (2021)

In order to be able to perform major oral surgery in the upper jaw, sufficient local anal­

gesia is indispensable. While the inferior alve­

olar nerve is often blocked for dental treat­

ments in the lower jaw, block anesthesia in the upper jaw is less common. This article gives pragmatic advice on how to block the infraorbital nerve. By using this method pa­

tients comfort is significantly improved and the surgeon can focus on the treatment at hand.

Abb. 1 Vorschieben der Kanüle unter Knochenkontakt bis zum vorgängig palpierten Foramen infraorbitale (gezeichnet von Ruth Gottmann)

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Referenzen

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