Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
BLICK ÜBER DIE GRENZEN
tungen und den Studenten Verbin- dungen herzustellen, die dazu füh- ren, daß beispielsweise Studenten für eine gewisse Zeit als Praktikan- ten oder Famuli in solche Gesund- heitsstationen gehen. Man hofft, die Studenten dadurch so. zu motivie- ren, daß sie, wenn sie nach Abschluß ihres Studiums die Medizinalassi- stenten- und Assistentenarztzeit hinter sich haben, in diese ländli- chen Gebiete zurückkehren werden.
In zwei Gemeinden im Norden von New Mexico hat die Universität selbst Praxen für diesen Zweck ein- gerichtet. Neuerdings waren aber auch niedergelassene Ärzte aus den größeren Niederlassungen oder Städten beim „Health Day" anwe- send, die Famulaturen in ihren Pra- xen anboten — mit der Hoffnung na- türlich, daß die Studenten sich zu einer späteren Niederlassung ent- schließen können. Einige dieser Ärz- te waren von ihrer Stadtverwaltung zum „Health Day" entsandt worden, und einer konnte berichten, daß die vier in seiner Stadt zur Zeit tätigen Medizinstudenten inzwischen ernst- haft überlegen, ob sie dort bleiben sollten — in einem Ort allerdings, der in landschaftlich bevorzugter Lage am Rande eines Gebirges liegt.
Vorteilhaft für die ganze Aktion ist die Tatsache, daß an der Medizini- schen Hochschule nicht nur Medi- zinstudenten, sondern auch Kran- kenschwestern und -pfleger ausge- bildet werden. Man hofft, daß sich diese Veranstaltung deshalb zu ei- nem regelmäßigen „Arbeitsmarkt"
für -die gesamte medizinische Ver- sorgung des Bundesstaates ent- wickeln wird — der Gouverneur des Staates, Jerry Apodaca, hielt die Veranstaltung jedenfalls für wichtig genug, um selbst daran teilzuneh- men. Trotzdem ist die Vorbereitung noch immer recht aufwendig: Prof.
Daitz berichtete, daß er praktisch je- den einzelnen Teilnehmer aus den Gemeinden und Trägerinstitutionen habe telefonisch heranholen müs- sen. Im ähnlich strukturierten Nach- barstaat Arizona war ein ähnlicher Versuch gemacht worden; er schei- terte, weil mangels eines derartigen persönlichen Einsatzes nicht genü- gend Interessenten kamen. AMA
Heraufsetzung der Altersgrenze
Präsident Carter setzt sich gegen- über beiden Häusern des Amerikani- schen Kongresses für einen Gesetz- entwurf ein; der die bisherige Be- rufsaltersgrenze von 65 Jahren be- seitigen soll. Das Gesetz soll besa- gen, daß es nicht mehr erlaubt sein wird, Arbeitnehmern deswegen zu kündigen, weil sie 65 Jahre alt ge- worden sind. Man denkt vorerst dar- an, eine solche Grenze noch bei 70 Jahren zuzulassen: für die Beschäf- tigung im öffentlichen Dienst des Bundes soll es jedoch gar keine Al- tersgrenze mehr geben.
Zwar sind weder Gewerkschaften noch Arbeitgeber von diesem Ge- setzentwurf begeistert — die Gewerk- schaften sehen das Problem unter Gesichtspunkten der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, während die Ar- beitgeber Schwierigkeiten kommen sehen, nicht mehr voll arbeitsfähige Beschäftigte „loszuwerden" — trotz- dem aber wird mit einer beachtli- chen Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses gerechnet. Dazu hat insbesondere die vor den Kongreß- ausschüssen vorgetragene Stel- lungnahme des Vizepräsidenten der amerikanischen Ärzteorganisation, Dr. James H. Sammons, beigetra- gen, die in dem Satz gipfelte, daß eine solche Verlängerung der Le- bensarbeitszeit für viele Bürger ei- nen Gewinn von Jahren der Unab- hängigkeit, der Würde und des Sich- Nützlich-Fühlens bringen würden.
Dr. Sammons konnte auf eine Ent- schließung der Hauptversammlung der Ärzteorganisation hinweisen, die schon aus dem Jahre 1971 stammt.
In ihr wurde gefordert, künstliche Barrieren gegen eine Beschäfti- gung, die lediglich auf dem Alter be- ruhen, zu beseitigen, weil solche Barrieren sich als gesundheitsschä- digende Faktoren erweisen können.
Allerdings spielt bei den Senatoren und Abgeordneten auch ein anderes Problem eine Rolle: Die staatliche Sozialversicherung, die unter ande- rem die Altersversorgung gewährt, ist auch in den USA in großen finan- ziellen Schwierigkeiten. Es wäre
schon — so schrieb auch der be- kannte Soziologe Peter Drucker im Wallstreet Journal — ein Gewinn, wenn mit einer solchen Maßnahme sichergestellt werden könnte, daß das Verhältnis von Beschäftigten zu Rentnern durch die Heraufsetzung der Altersgrenze bei dem bisherigen 3 : 1 verbleiben würde. amn
GRIECHENLAND
Gesundheit und Archäologie
Der Gehalt der Luft an Schwefel- dioxid ist in Athen drastisch zurück- gegangen. Dies meldet das Regio- nalbüro Europa der Weltgesund- heitsorganisation, das seit einiger Zeit ein Programm zur Beseitigung der Luftverschmutzung in Griechen- land betreibt. In der Zeit von Mitte November 1977 bis Mitte Januar 1978 sei der S0 2-Gehalt der Luft in der griechischen Hauptstadt mehr als 50 Prozent geringer gewesen als in den Jahren zuvor. Dies liegt dar- an, daß die griechische Regierung auf Empfehlung der Weltgesund- heitsorganisation und nach Londo- ner Vorbild den Verbrauch von schwerem Heizöl für Heizungszwek- ke in Athen verboten hat und nur noch schwefelarmes leichtes Öl ver- wendet werden darf. Die Heizperi- ode in Athen ist ziemlich kurz, und die Weltgesundheitsorganisation meint, daß mit der Beseitigung die- ses sehr starken Schwefeldioxidaus- stoßes in den Wintermonaten auch eine der größten Gefahren für die Akropolis ganz entscheidend einge- dämmt worden sei. Athen selbst ist vornehmlich eine Wohn- und Ver- waltungsstadt; die Luftverschmut- zung durch die Industrie ist im Stadtbereich nicht sehr bedeutend, da die Industriebetriebe im Piräus liegen und die Abgase zum großen Teil aufs Meer hinausgeweht wer- den. Von dem chaotischen Autover- kehr in Athen, der zweifellos auch einen erheblichen Anteil an der Luft- verschmutzung rund um die Akro- polis hat, ist in der Meldung des WHO-Regionalbüros allerdings
nicht die Rede. bt
1104 Heft 18 vom 4. Mai 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT