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Archiv "Europäischer Informationsaustausch Medizindaten: Informationstechnologien für die Arztpraxis" (21.10.1994)

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THEMEN DER ZEIT

Es war vermutlich schon immer so, daß die medizinische Versor- gung dann besonders effektiv und patientenfreundlich arbeitet, wenn die Informationen über Patienten oder Einrichtungen dort, wo sie benötigt werden, rechtzeitig zur Verfügung stehen. Aber anders als zu Zeiten, als lediglich das Telefon als Kommunikationsmedium zur Verfügung stand, gibt es heute nicht nur ganz andere technologische Möglichkeiten der Informations- übermittlung, sondern infolge zu- nehmender Arbeitsteilung und Spe- zialisierung in der Medizin auch ganz andere Erfordernisse des In- formationsaustauschs.

Verordnungen, Überweisun- gen, Befundmitteilungen, Laboran- forderungen, Entlassungsbriefe und Abrechnungsbelege über erbrachte Leistungen — das alles sind Nach- richten, die aus der Arztpraxis oder in die Arztpraxis gesendet werden.

Die korrekte, schnelle und sichere Übermittlung solcher Nachrichten ist entscheidend für die Kosten und Qualität der medizinischen Versor- gung von Patienten.

Dies war der Ausgangspunkt für die sogenannte Konzertierte Aktion AIM (= Advanced Informa- tics in Medicine), in deren Rahmen seit 1992 eine Vielzahl von Projek- ten von der EG-Kommission geför- dert werden. Einige dieser Projekte befassen sich mit den speziellen Problemen hausärztlicher Praxen.

Sie sollen herausfinden, wie die An- wendungen medizinischer Informa- tik im Bereich medizinischer Primärversorgung weiterentwickelt werden können, um die Qualität der Gesundheitsversorgung in Eu- ropa zu verbessern. Vertreter dieser Projekte trafen jetzt in Odense auf der Insel Fünen zusammen, um die bisherigen Ergebnisse der For- schungsarbeiten zu beraten und Empfehlungen daraus abzuleiten.

BLICK INS AUSLAND

Die Anwendungsmöglichkei- ten des Einsatzes moderner Infor- mationstechnologien in der Arzt- praxis sind vielfältig. Sie umfassen:

D die individuelle längsschnitt- liche Falldokumentation;

D die Abrechnung erbrachter Leistungen gegenüber der Kas- senärztlichen Vereinigung;

D die praxisinterne Statistik über Patientenanliegen und Dia- gnosen;

D die Gewinnung von Daten für die Gesundheitsplanung exter- ner Stellen und

D die Gewinnung von Basisda- ten für die epidemiologische For- schung.

Auch in Deutschland ist in den letzten Jahren eine bedeutende Zu- nahme des Einsatzes moderner In- formationstechnologien in der Arztpraxis zu beobachten. Ver- gleicht man aber mit anderen eu- ropäischen Ländern, so liegt in Deutschland der Anteil allgemein- medizinischer Praxen, die mit Com- puter arbeiten, erst im Mittelfeld.

An der Spitze liegen die Praxen in Großbritannien und den Niederlan- den (vgl. Tabelle). Dies mag ver-

Tabelle: Einsatz von Computern in Hausarzt-Praxen 1994

Land Anteil

(in Prozent) Niederlande 80

Großbritannien 79

Dänemark 65

Deutschland 38

Belgien 30

Italien 30

Irland 27

Frankreich 25

Spanien 13

Nord-Irland 12

Portugal 10

Quelle: J. De Maeseneer, Universität Gent

schiedene Gründe haben, nicht zu- letzt die in Deutschland noch nicht verankerte „Gate-Keeper-Funkti- on" des Hausarztes im System der Versorgung, die eine differenzierte Patientendokumentation besonders sinnvoll erscheinen läßt. Dies ist aber gerade Charakteristikum der Hausarztpraxen in Ländern wie Niederlande, Großbritannien und Dänemark, in denen der Einsatz von Computern besonders verbrei- tet ist. Auch der vergleichsweise ho- he Anteil von Einzelpraxen in der Primärversorgung in Deutschland ist möglicherweise ein Erklärungs- faktor. Vielleicht bestehen hierzu- lande auch noch nicht genügend konkrete Vorstellungen über den möglichen Nutzen der elektroni- schen Datenverarbeitung.

Ungeahnte Möglichkeiten

Allein die praxisinterne Doku- mentation eröffnet mit entspre- chender Software ungeahnte Mög- lichkeiten: So kann man zum Bei- spiel die gesamte Krankengeschich- te eines Patienten im zeitlichen Ab- lauf mit allen Kontakten und den sie veranlassenden Anliegen, den dabei durchgeführten Interventio- nen inklusive Verordnungen auf Knopfdruck in einer überschauba- ren Ubersicht erhalten. Ein solches Programm ist geeignet, die Ar- beitsroutine des Arztes zu unter- stützen.

Die Möglichkeiten der medizi- nischen Informatik sind aber nicht auf die einzelne Praxis beschränkt.

Der aktuelle Trend geht von Syste- men der Datenhaltung beim Arzt für seine praxisinternen Aufgaben hin zu Systemen, die auf die Unter- stützung der Patientenversorgung im Zeitablauf zugeschnitten sind und eine Vernetzung der verschie- denen Versorgungseinrichtungen leisten sollen. Hier setzt die Vision einer Arztpraxis der Zukunft an, die ohne Telefon, Karteikarten und Formulare auskommen wird. Gera- de für den Hausarzt als Schaltstelle zwischen den verschiedenen Ver- sorgungseinrichtungen ist die Mög- lichkeit der Vernetzung und damit

Europäischer Informationsaustausch Mecizindaten

Informationstechnologien für die Arztpraxis

A-2830 (38) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 42, 21. Oktober 1994

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THEMEN DER ZEIT

des direkten Datentransfers beson- ders attraktiv.

Die Projekte der Konzertierten Aktion AIM, die den Austausch über die Grenzen Europas hinweg fördern sollten, standen von An- fang an vor dem Problem sehr un- terschiedlicher Ausgangsbedingun- gen in den einzelnen Ländern. Ab- gesehen davon, daß der Begriff und die Praxis von gesundheitlicher Primärversorgung in diesen Län- dern ganz wesentliche Unterschiede aufweisen, gibt es nicht nur zwi- schen den Ländern, sondern auch innerhalb dieser Länder Unter- schiede zwischen Regionen und zwischen Ärzten, was die Organisa- tion und die Funktionsweise der Allgemeinarztpraxis angeht. Trotz dieser uneinheitlichen Vorausset- zungen konnten Empfehlungen for- muliert werden:

1. Bei der Implementation neuer Informationstechnologien im Bereich der Primärversorgung müs- sen deren Auswirkungen auf die Zugänglichkeit von Angeboten so- wie auf die Kontinuität und Ganz- heitlichkeit der Versorgung berück- sichtigt werden. Es kann nicht er- wartet werden, daß solche Anwen- dungen auf allen Ebenen gleichge- richtet Positives bewirken.

2. Wesentliche Erfordernisse für die Datenerfassung in der hausärztlichen Praxis: Sie sollte epi- sodenorientiert sein, sie sollte sich auf symptombezogene Diagnosen (ICPC) beziehen, sie sollte so spezi- fisch wie möglich sein, und sie sollte mit der ICD 10 kompatibel sein.

3. Es gibt einen dringenden Bedarf für die Entwicklung eu- ropäischer Verfahrensstandards auf dem Gebiet der Informationstech- nologie, die auch den Erfordernis- sen der Primärversorgung gerecht werden müssen.

4. Zukünftige Projekte des AIM-Programms „Konzertierte Aktion in der Primärversorgung"

sollten sich auf die Implementation einfacher Lösungen für tägliche Praxisprobleme konzentrieren.

Dr. phil. Ingbert Weber, Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung (ZI), Köln

BLICK INS AUSLAND

Aufwertung der Pflegeberufe in Europa

BRÜSSEL. Für eine Aufwer- tung der Pflegeberufe hat sich die CDU-Europaabgeordnete, Marle- ne Lenz (EVP/CDU), in einem Be- richt ausgesprochen, der mit großer Mehrheit vom Europäischen Parla- ment in Straßburg angenommen wurde.

Lenz wies auf die wachsende Bedeutung der Pflegenden hin, un- ter anderem angesichts der demo- graphischen Entwicklung. Die ma- terielle Situation der Pflegeberufe in den einzelnen Mitgliedstaaten sei jedoch sehr unterschiedlich, bemän- gelte Lenz. Die Europaabgeordnete forderte in ihrem Bericht die Eu- ropäische Kommission dazu auf, in einem Aktionsprogramm Vorschlä- ge für die Verbesserung der Sicher- heits- und Gesundheitsbedingun- gen am Arbeitsplatz von Pflegeper- sonal auszuarbeiten. Insbesondere soll nach Vorstellungen von Lenz damit auch das „Burn-out"-Syn- drom — die emotionale und physi- sche Überlastung — bekämpft wer- den. Zudem sollen die Mitgliedstaa- ten dafür Sorge tragen, Fortbil- dung, Aufstiegsmöglichkeiten und Arbeitszeiten von Pflegekräften zu verbessern. Dabei müsse die Situa- tion der Hauspflege besonders berücksichtigt werden. EB

Gesundheitswesen in Ruanda aufbauen

KIGALI. Den Aufbau eines Gesundheitswesens in Ruanda hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert. WHO-General- direktor Hiroshi Nakajima erklärte, die beginnende Regenzeit könne dazu führen, daß sich Seuchen wie Cholera, Ruhr und Tuberkulose in den betroffenen Gebieten noch weiter ausbreiten. Auch die Aus- breitung von AIDS in Ruanda sei besorgniserregend. Die medizini- sche Versorgung in dem vom Bür- gerkrieg zerstörten Land sei ange- sichts dieser Probleme völlig unzu-

reichend. Die WHO wolle sich bei ihrer Hilfe vor allem auf den Wie- deraufbau der medizinischen Ein- richtungen, die Verteilung von Me- dikamenten und die Impfung von Kindern konzentrieren.

Cholera-Epidemie in der Ukraine

breitet sich aus

MOSKAU. Die seit Anfang September im Süden der Ukraine und vor allem auf der Halbinsel Krim grassierende Cholera-Epide- mie breitet sich weiter aus. Proble- me bei der Trinkwasserversorgung sind die Hauptursache für die Epi- demie. Geringe Niederschläge im vergangenen Sommer und eine marode Kanalisation haben hierzu geführt.

Verbot für PCP bleibt

weiter bestehen

BRÜSSEL. Deutschland darf sein Verbot für den krebserregen- den Giftstoff Pentachlorphenol (PCP) aufrechterhalten, entschied die Europäische Kommission.

Die chemische Substanz PCP führt bei Menschen zu Vergiftun- gen, wenn sie geschluckt oder ein- geatmet wird oder mit der Haut in Berührung kommt Sie wird vor al- lem als Holzschutzmittel, aber auch bei der Insektenvernichtung und der Behandlung von Industrietex- tilien eingesetzt.

In Deutschland dürfen seit De- zember 1989 keine Stoffe mehr her- gestellt oder in Umlauf gebracht werden, die mehr als 0,01 Prozent PCP enthalten. In der Europäi- schen Union hingegen gilt seit März 1991 ein PCP-Verbot ab einer Kon- zentration von 0,1 Prozent. Bei der Behandlung von Holz und der Im- prägnierung von Fasern und schwe- ren Textilien darf der Stoff jedoch verwendet werden. Die EU-Kom- mission will noch in diesem Jahr überprüfen, ob ein EU-weites Ver- bot eingeführt werden soll. afp

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 42 21. Oktober 1994 (39) A-2831

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