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Hitzebedingte Gesundheitsstörungen in der hausärztlichen Praxis

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Academic year: 2022

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DEGAM S1-Handlungsempfehlung AWMF-Register-Nr. 053-052

DEGAM

Kurzversion

Autoren

R. Jendyk und P. Maisel

DEGAM Leitlinien Hilfen für eine gute Medizin

© DEGAM 2020 www.degam-leitlinien.de Konzeption und wissenschaftliche Redaktion

SLK-Leitungsteam der DEGAM

Hitzebedingte Gesundheitsstörungen in der hausärztlichen Praxis

Hintergrund

Die unmittelbar lebensbedrohlichen Folgen von hitzebedingten Gesundheitsschäden, wie zum Bei- spiel der Hitzschlag (Mortalität zwischen 10-80 %), weisen eine Inzidenz von ca. 0,2/1.000 Personen/

Jahr auf.

Ältere-, chronisch kranke- und sehr junge Patienten haben ein hohes Risiko, einen „klassischen Hitze- schaden“, also einen Hitzeschaden durch hohe Umgebungstemperaturen und evtl. defizitäre Flüssig- keitsreserven zu entwickeln, während junge Erwachsene (meist < 25 Jahre und mit entsprechender Aktivität g z. B. Sport) häufig Hitzeschäden, die durch exzessive Anstrengungen (in heißer Umgebung) mitverursacht sind, erleiden. So ist der Hitzschlag z. B. für ca. 2 % der plötzlichen Todesfälle unter jungen Sportlern verantwortlich.

Prävention

Präventive Maßnahmen können zu einem gravierenden Rückgang der Übersterblichkeit in Hitzeperi- oden beitragen:

n Anstrengungen in Hitze meiden n kühle Orte aufsuchen (Schatten)

n keine Älteren und Kinder bei Hitze in Autos lassen bzw. in die Sonne stellen (Rollstuhl, Kinderwagen)

n Kopfbedeckungen draußen tragen und helle, luftige Kleidung n ausreichende Trinkmenge

Medikamentenmonitoring (v. a. Diuretika, Anticholinergika, Antihistaminika, SSRI, Benzodiazepine, Beta-Blocker, Calcium-Antagonisten, Neuroleptika, Phenothiazine, Schilddrüsenhormone, Sympatho- mimetika, trizyklische Antidepressiva). Weitere Risikofaktoren wie Übergewicht, mangelnde sportliche Leistungsfähigkeit, geringe Hitzeanpassung, Infekte oder chronische Hypo- oder Anhydrosis sollten zu besonderer Vorsicht mahnen.

Hitzeerschöpfung/Hitzschlag

Vor allem gravierendere neurologische Symptome wie Bewußtseinsstörungen, Ataxie, Krämpfe und Kerntemperaturerhöhungen über 40°C sprechen für den Hitzschlag. Die Ausprägung des Hitzeschlags kann auch zeitlich verzögert klinisch manifest werden. Zudem ist die mögliche Entwicklung durch kumulative Hitzeeinwirkungen zu bedenken.

Therapie Hitzeerschöpfung/Hitzschlag

Neben allgemeinen Maßnahmen, wie in der Tabelle beschrieben, sollten so rasch wie möglich Küh- lungsmaßnahmen eingeleitet werden. Lediglich Reanimationsmaßnahmen dürfen den Kühlungsmaß- nahmen vorangehen bzw. mit diesen zusammen durchgeführt werden. Diese Maßnahmen sind bis zu einer Körperkerntemperatur von 39-38,5°C durchzuführen. Nach Erreichen dieser Temperatur sollten die Maßnahmen pausiert werden, um keine überschießende Hypothermie zu induzieren.

Kühlungsmaßnahmen zum Beispiel:

n Eintauchen in Wasser (Leitungswasser)

n Besprühen von Personen mit Wasser und das Einsetzen eines Luftstroms zur Kühlung n Applikation von Kühlpacks (klassisch: Nacken, Leisten, Achsel).

Kombinationen dieser Methoden zeigen eine gesteigerte Kühlungswirkung. Eiswasserkühlung ist ins- besondere bei Älteren trotz Effektivität in der Temperatursenkung eher nicht in der ambulanten Primär- versorgung indiziert wegen Nebenwirkungsrisiken.

Tabelle

(nach WHO, Gesundheitshinweise zur Prävention hitzebedingter Gesundheitsschäden, 2019)

Erkrankung Symptome / Befund Therapie

Hitzeausschlag Kleine rote juckende Papeln (Miliaria), besonders häufig bei kleinen Kindern.

Urs.: starkes Schwitzen bei heißfeuch- tem Wetter

Schwitzen minimieren, leichte Kleidung, Haut trocken halten, ggf.

äußerlich Zinkschüttelmixtur (Lotio zinci spirituosa)

Hitzeödeme Unterschenkel-, Knöchelödeme durch periphere Gefäßerweiterung und Retention von Salz und Wasser

Keine, klingen meist nach Akklimati- sierung ab, Kühlungsmaßnahmen (s. u.); präventiv: Vermeidung län- geres Stehen/Sitzen mit hängenden Beinen;

Hitzeohnmacht Kurze Synkope durch periphere Ge- fäßerweiterung, Dehydrierung und verringerten venösen Rückfluss

An kühlem Ort Rücken-/ stabile Seitenlage mit erhöhten Beinen, ggf.

Infusion mit 0,9 % NaCl Hitzekrämpfe Schmerzhafte Muskelkrämpfe, oft

nach exzessiver Anstrengung.

Urs.: Dehydrierung, Elektrolytverlus- te, Muskelermüdung

Ruhe an kühlem Ort, Muskeldeh- nung, orale, ggf. parenterale Elekt- rolytlösung

Hitze-

erschöpfung Schwäche, Unwohlsein, Schwin- del, Kopfschmerz, Kerntemperatur normal bis < 40°C, Hypotonie, keine gravierenden neurologischen Zeichen

Lagerung an kühlem Ort, Kleidung entfernen, Kühlungsmaßnahmen (s. u.), orale, ggf. parenterale Rehydrierung

Hitzschlag Kerntemperatur > 40°C, Bewußt- seinsstörungen/Koma, evtl. zereb- rale Krämpfe, Erbrechen, Durchfall, Hypotonie

Ggf. Reanimationsmaßnahmen, Lagerung an kühlem Ort, Kleidung entfernen, sofortige Kühlungs- maßnahmen (s. u.), parenterale Rehydrierung, evtl. Benzodiazepine bei zerebralen Krämpfen, stationäre Einweisung

Hitzebedingt können eine Reihe von gesundheitlichen Störungen auftreten, von denen insbesondere die Hitzeerschöpfung und der Hitzschlag notfallmedizinische Relevanz haben. Leitsymptome für die Hitzeerschöpfung und den Hitzschlag sind die Trias aus Erhöhung der Körpertemperatur, zerebralen Symptomen sowie der Kombination mit stark erhöhter Umgebungstemperatur oder starker körperli- cher Belastung.

Nach einem belastungsinduzierten Hitzschlag sollte mindestens eine Woche Schonung und dann eine langsame Akklimatisation an neue Belastungen über 2-4 Wochen erfolgen.

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