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Archiv "Euro-Einführung: Viele Geschäfte mit der Angst" (04.02.2000)

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Academic year: 2022

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in Blick in die Wochen- endausgaben der Tages- presse sagt eigentlich schon alles. „Bringen Sie Ihr Geld in Sicherheit“, ist da zu lesen, „Flucht vor dem Euro – bei uns können Sie ver- dienen“, lautet es einige Zen- timeter weiter unten. Solche oder ähnliche Schlagzeilen schüren unterschwellig die Sorgen der Bundesbürger, der Euro könne möglicherweise schwächer werden als die über lange Phasen stabile Mark.

Graue Angebote am grauen Markt Die Palette der angebo- tenen „Lösungen“ ist dabei groß. Auffällig ist, dass die meisten Produkte bereits ein- schlägig vom „grauen Kapi- talmarkt“ bekannt sind.

❃ Warentermingeschäfte:

Angepriesen werden schnelle Gewinne mit Schweinebäu- chen, Sojabohnen oder Kaf- fee-Kontrakten. Als Werbe- argument dient dabei die Pro- gnose einer Euro-Schwäche, verbunden mit Hinweisen auf die Stärke von Sachwertan- lagen und Rohstoffen. Dies mag zwar grundsätzlich zu- treffen, jedoch zehren bei den meisten Angeboten die Han- delsprovisionen derart am Kapital, dass Gewinne nahe- zu unmöglich gemacht wer- den. Nicht selten verschwin- den die Anbieter auch über Nacht von der Bildfläche – mit dem angelegten Kapital.

❃ Bankgarantiegeschäfte:

Diese „Anlagemöglichkeiten“

werden gerne unter dem Hin- weis auf die notwendige ab- solute Vertraulichkeit offe- riert. Angeblich hätten Ban-

ken und Sparkassen in einer Art Kartell einen ausgespro- chen hohen Zinssatz für ge- genseitige Euroanlagen ver- einbart. Davon seien private Kunden jedoch ausgeschlos- sen. Dem Vermittler sei es ge- lungen, eine Tranche zu er- werben, so dass er dem Anle- ger die „einmalige Gelegen- heit“ bieten könne, sich dar- an zu beteiligen. Tatsächlich gibt es Bankgarantien jedoch lediglich im Bereich des Wa- renhandels – und dort haben sie mit einer Geldanlage nichts zu tun.

❃Anlegervereine: Mit dem Hinweis, das Geld werde in Euro-Zeiten ohnehin wert- los, sollen Interessenten ei- nen Betrag zwischen 1 000 und 3 000 DM investieren. In- nerhalb weniger Monate, so wird versprochen, erhalte man dafür zwischen 30 000 und 100 000 DM. Möglich werde dies durch das Anwerben neuer „Mitglieder“ für den Verein. Tatsächlich handelt es sich um nichts anderes als eine Art teurer „Kettenbrie- fe“, die stets mit dem Ver- lust des eingesetzten Kapitals für die zuletzt Hinzugekom- menen endet.

❃ Penny stocks/Billigak- tien: Nach wie vor werden amerikanische und kanadi- sche Aktien für wenige Cent pro Stück offeriert, die ent- weder gar nicht oder an einer Nebenbörse gehandelt wer- den. Der Verkäufer schwärmt von den hohen Kurssteige- rungen, die der Wert bereits erreicht habe – und von den enormen Chancen. Tatsäch- lich legen Penny stocks nur dann zu, wenn sie entspre- chend beworben werden. Ist

die Aktion ausgelaufen, hat sich der Anbieter längst von seinen billig erworbenen Stücken getrennt, der hoch- spekulierte Kurs fällt ins Bo- denlose. Nicht selten handelt es sich auch um betrügeri- sche Unternehmensgründun- gen, die eigens zu diesem Zweck erfolgt sind.

❃ Beteiligungssparpläne/

Sachwertanlagen: Dem An- leger werden als Schutz vor dem Euro Sparpläne für Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle oder Unterneh- men angeboten. Tatsächlich existieren diese Sachwerte nur auf dem Papier. Die an- geblich hohen Renditen sind frei erfunden. Daneben wer- den auch spezielle Sachwert- anlagen, insbesondere Dia- manten, unter dem Hinweis auf die – angebliche – Wert- beständigkeit dieser „härte- sten Währung der Welt“ offe- riert – oft in Folie verpackt und mit Rückkaufsgarantie.

In der Regel sind die angebo- tenen Steine jedoch minder- wertig und/oder überteuert, die Rückkaufsgarantie ist praktisch wertlos. Denn die Anbieter verschanzen sich entweder hinter komplizierten Geschäftsbedingungen, oder sie verschwinden von der Bildfläche – um kurz darauf unter anderem Namen wie- der aufzutauchen.

❃ Time-share-Angebote:

Auch das „gute alte Time- Sharing“ – das vom Konzept her alles andere als unseriös ist – macht jetzt wieder die Runde. Zu völlig überhöhten Preisen werden Anteile an Ferienappartements angebo- ten, die dann für eine be- stimmte Zeit des Jahres ge- nutzt werden können. Auch werden Tauschmöglichkeiten mit anderen Anteilseignern offeriert. Viele derartige An- gebote zielen jedoch allein auf das Geld des Anlegers, manchmal werden die Anla- gen nicht einmal gebaut. Im Übrigen sollte sich jeder An- leger darüber im Klaren sein, dass ein Time-share-Urlaub selbst bei einem seriösen Anbieter selten billiger ist als eine entsprechende Pau-

schalreise. PJ

A-263 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 5, 4. Februar 2000

V A R I A WITRSCHAFT

Euro-Einführung

Viele Geschäfte mit der Angst

Der Start der europäischen Gemeinschaftswährung war keinesfalls

von Erfolg gekrönt. Doch selbst wenn sich die Notierung mittlerwei-

le erholt hat, nutzen clevere Geschäftemacher die Angst der Bun-

desbürger vor einer „dritten Währungsreform“.

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