• Keine Ergebnisse gefunden

Rezension: Hänsenberger-Aebi / Schäfer, Eltern sein plus! Begleitung von Kindern mit Unterstützungsbedarf

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Rezension: Hänsenberger-Aebi / Schäfer, Eltern sein plus! Begleitung von Kindern mit Unterstützungsbedarf"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

VHN 2 | 2019

161

REZENSIONEN

Hänsenberger-Aebi, Franziska;

Schäfer, Urs (Hrsg.) (2017):

Eltern sein plus!

Begleitung von Kindern mit Unterstützungsbedarf Zürich: Seismo Verlag.

172 S., € 26,– / CHF 29,–

Im Fokus des im Seismo Verlag in der Reihe Teil- habe und Verschiedenheit erschienenen Heraus- geberbandes stehen Eltern von Kindern mit be- sonderem Förderungsbedarf. Es geht um aktuelle Herausforderungen bei der Umsetzung familien- orientierter Hilfestrukturen und Konzepte im Be- reich der Frühförderung bzw. der Frühen Hilfen.

Die Publikation, Quintessenz einer nationalen Fachtagung der Stiftung Arkadis aus dem Jahr 2015, richtet sich an die „interessierte Öffent- lichkeit“ und will Brücken bauen zwischen For- schung und Praxis.

Das Kernstück bilden sieben Fachbeiträge, welche neben Vorwort und Einleitung von neun durch Therapeutinnen kommentierte Kinderzeichnun- gen eingerahmt werden. Für die Fachbeiträge konnte ein recht illustrer interdisziplinärer Auto- renkreis verpflichtet werden: die Soziologie-Ikone Elisabeth Beck-Gernsheim, der Soziologe Martin Hafen, die Psychologen und Professoren für Früh- förderung Klaus Sarimski und Manfred Pretis, die Heilpädagogin Franziska Hänsenberger-Aebi, die Psychologinnen Isabella Bertschi und Claudia Er- mert, die Gesundheitswissenschaftlerin Diana Sahrai sowie die Humangenetikerin Suzanne Braga. Exemplarisch ein paar Worte zu ausge- wählten Artikeln:

Der erste Fachbeitrag (Beck-Gernsheim: Eltern- sein heute – zwischen pädagogischem Anspruch und gesellschaftlicher Wirklichkeit) beleuchtet Widersprüchlichkeiten bei der Wahrnehmung von Erziehungsaufgaben, wie etwa die Anforderung an Eltern, nicht nur für das Gedeihen des Kindes zu sorgen, sondern seine Fähigkeiten bestmög- lich zu fördern bei gleichzeitigem Anspruch, die Fähigkeiten des Kindes und seine eigenen Wün- sche bewusst zu respektieren. Wenn man bedenkt, dass es sich um eine kaum veränderte Zusam- menfassung eines Beitrages von 1990 handelt,

die geschilderten Probleme auch 27 Jahre später noch ungelöst sind, dann muss man die „aktuellen Herausforderungen“ wohl eher als „Dauerbren- ner“ einordnen.

Martin Hafen (Stärkung von Lebenskompetenzen in der frühen Kindheit – ein Weg zur Reduktion sozialer Ungleichheit) schafft mit seinem Beitrag eine differenziert-fundierte, aktuelle theoretische Argumentationsbasis für die Frühe Förderung als bedeutsame Investition sowohl in die individu- elle Entwicklung des einzelnen Kindes als auch (gleichzeitig) in die Gesellschaft als Ganzes. Im Fokus stehen dabei die Konzepte der Resilienz, der Gesundheitskompetenz sowie der Lebens- kompetenzen.

Klaus Sarimski (Beziehungs- und Bindungsaufbau unter erschwerten Bedingungen) zeigt unter Be- zugnahme auf zahlreiche empirische Forschungs- ergebnisse, dass die frühe Beziehungsentwicklung zwischen Eltern und Kind bei Behinderungen des Kindes sowohl durch psychische, dabei vor allem emotionale Belastung der Eltern als auch durch spezifische Merkmale des kindlichen Verhaltens- repertoires gefährdet ist. Als Ansatzpunkte einer ressourcenorientierten Frühförderung diskutiert er eine emotionale Entlastung der Eltern, die Stär- kung ihrer Interaktionskompetenz und ihrer Zu- versicht in die eigenen Bewältigungskräfte sowie die Mobilisierung sozialer Unterstützung.

Franziska Hänsenberger-Aebi (Begleitung von El- tern von sehr kleinen Frühgeborenen) beleuchtet in ihrem Beitrag speziell die Situation von Eltern sehr kleiner Frühgeborener, stellt Unterstützungs- angebote für diese Familien vor und schildert dann ein konkretes Projekt in der Schweiz. Des- sen Innovation besteht darin, dass eine Heilpäd- agogische Begleitung der Familien bereits wäh- rend des Aufenthaltes der frühgeborenen Kinder (und ihrer Eltern) auf der Neonatologie einsetzt und dann, mit personeller Kontinuität, weit über den Klinikaufenthalt hinausgeht.

Den Abschluss der Fachbeiträge macht Susanne Braga (Elternbegleitung aus der Erfahrungswelt einer Fachärztin für medizinische Genetik). Dabei handelt es sich weniger um eine wissenschaft- liche Auseinandersetzung im klassischen Sinne, sondern eher um die Quintessenz, man möchte

PDF bereitgestellt von Reinhardt e-Journals | © 2022 by Ernst Reinhardt Verlag Persönliche Kopie. Zugriff am 14.02.2022

Alle Rechte vorbehalten. www.reinhardt-verlag.de

(2)

VHN 2 | 2019

162

REZENSIONEN

fast sagen: eine Art Vermächtnis der (lebens-)er- fahrenen Fachfrau. Sie spannt den Bogen von der Beratung bei der Familienplanung über die Beglei- tung bei pathologischen Befunden, bei der Ge- burt eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen usw. bis hin zur klugen Sorge um sich selbst. Letz- tere versteht sie als eine ethische Pflicht für Fach- personen, um sich der anspruchsvollen Aufgabe der Unterstützung von Menschen mit speziellen Bedürfnissen langfristig stellen zu können.

Fazit: Der in Vorwort (Remo Ankli, Regierungsrat des Kantons Solothurn) und Einleitung (Hänsen- berger-Aebi und Urs Schäfer, Stiftung Arkadis) for- mulierte Anspruch, einen wissenschaftlich ab- gestützten, interdisziplinären, praxisrelevanten und fachlich kompetenten Diskurs zu lancieren, wird durch diesen engagierten, reflektierten und gleichzeitig pragmatischen Herausgeberband in die Tat umgesetzt.

PD Dr. Dagmar Orthmann Bless CH-1700 Freiburg

DOI 10.2378/vhn2019.art23d

PDF bereitgestellt von Reinhardt e-Journals | © 2022 by Ernst Reinhardt Verlag Persönliche Kopie. Zugriff am 14.02.2022

Alle Rechte vorbehalten. www.reinhardt-verlag.de

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Pflegeeltern aktiv bei der Bewältigung von Herausforderungen im Zusammenspiel mit Eltern unterstützen!.. • Pflegeeltern in ihrer Rolle ernst nehmen

Es wird davon ausgegangen, dass Yoga eine geeignete Unterstützung für Kinder alkoholabhängiger Eltern darstellt, doch soll diese These nicht nur mit Argumenten untermauert, sondern

Auf- grund der Tatsache, dass in der Kinder- und Jugendhilfestatistik eine Beeinträchtigung der El- tern nicht erfasst wird, sei es nicht möglich, Angaben über den Anteil von Kindern

Kinder wünschen sich jedoch genauere Informationen über die elterliche Erkrankung, da diese häufig oft sehr ungenau sind (Plass & Wiegand-Grefe, 2012, S.. Auch Aussagen

Das Ziel dieser vorliegenden Masterthesis ist es gewesen, geschlechtsspezifische Interaktionen zwischen Eltern und ihren Kindern zu beobachten und dabei herauszufinden, ob

Verpflegung Eine Anmeldung für eine Veranstaltung ist mit oder ohne Übernachtung möglich, die Verpflegung ist dabei obligatorisch. Sie enthält bei Teilnahme mit

Im Anschluss an die obligatorische Schulzeit können sich schulisch stärkere Jugendliche für eine schulische oder berufliche Ausbildung entscheiden und zum Beispiel mit der

Um sowohl Kindern als auch Eltern/Großeltern zu helfen, ihr Wissen über „Fake News", Fehlinformationen und Desinformationen sowie ihre digitalen Kompetenzen zu verbessern,