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Archiv "Weiterbildung: Anreize statt Zwang" (04.06.2012)

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A 1142 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 22–23

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4. Juni 2012

WEITERBILDUNG

Anreize statt Zwang

Ein genereller Pflichtabschnitt in einer Praxis während der Facharztweiterbildung?

Das lehnte der Ärztetag ab. Die ambulante Weiterbildung soll aber gestärkt werden.

W

ährend der Weiterbildung zum Facharzt wird es auch künftig keinen verpflichtenden Ab- schnitt im ambulanten Bereich ge- ben. Der Deutsche Ärztetag sprach sich gegen einen entsprechenden Antrag aus. Danach sollten Assis- tenzärzte in allen Fachrichtungen mit Patientenkontakt sechs Monate in einer Arztpraxis tätig sein. Dem

erteilten die Delegierten jedoch ei- ne Absage. Die Entscheidung fiel mit 120 zu 99 Stimmen allerdings relativ knapp aus.

Zuvor hatten die Antragsteller, darunter Dr. med. Klaus König, Hes- sen, darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Klinikweiterbildung nicht mehr das gesamte Spektrum zu vermitteln sei. Immer mehr Leis- tungen würden ambulant erbracht.

„Junge Fachärzte müssen dazu in

der Lage sein, eine Facharztpraxis zu führen“, forderte König. Bei- spielsweise sei die Krebsvorsorge in einer gynäkologischen Praxis ei- ne häufige Leistung, im Kranken- haus spiele sie hingegen keine Rol- le Vielfach würden den Weiterbil- dungsassistenten auch Tätigkeiten bescheinigt, die sie gar nicht geleis- tet hätten, kritisierte er. „Es ist unbe-

dingt erforderlich, dass Kliniken und Praxen stärker zusammenarbeiten“, verlangte König.

Auch der Deutsche Ärztetag plädierte dafür, die Weiterbildung in Vertragsarztpraxen zu stärken.

Allerdings soll dies nach Meinung der Mehrheit der Delegierten nicht unter Zwang geschehen. Gleichwohl wurde aber der Vorstand der Bun- desärztekammer beauftragt, konkre- te Vorschläge zu erarbeiten, inwie-

fern die Weiterbildungsordnung ge- ändert werden muss, um die tat- sächliche Versorgungsrealität abzu- bilden. Zugleich weist der Ärztetag aber darauf hin, dass für die Weiter- bildung in Praxen eine ausreichen- de Finanzierung notwendig sei. Ei- nigkeit bestand unterdessen dar - über, dass für eine hausärztliche Tä- tigkeit die Pflicht zur 24-monatigen

Weiterbildung in einer entsprechen- den Praxis beibehalten werden soll.

Eine weitere Grundsatzentschei- dung des Ärztetages: Die Evaluation der Weiterbildung wird fortgesetzt.

Es handle sich um ein äußerst er- folgreiches Projekt, stellte Dr. med.

Franz-Joseph Bartmann, Vorsitzen- der der Weiterbildungsgremien der Bundesärztekammer (BÄK), fest.

„Die Evaluation hat sich positiv aus- gewirkt – als Veränderung der Wei- terbildungskultur“, sagte er. Die Be- teiligungsrate sei mancherorts je- doch noch nicht zufriedenstellend.

Das könnte sich bald ändern, denn der Ärztetag will die direkte Kontaktaufnahme der Kammer zu den Assistenzärzten erleichtern. Die Delegierten sprachen sich für eine TOP IV: Weiterbildung

FAZIT

Ambulante Facharztweiterbildung: Ärztetag lehnt Pflichtabschnitt in Arztpraxen ab.

Evaluation der Weiterbildung: Projekt wird fortgesetzt, Meldepflicht für Assistenzärzte beschlossen.

Novellierung der Weiterbildungsordnung: Systematik aus Facharzt, Schwerpunkt und Zusatz- weiterbildung bleibt.

Über eine grund - legende Novelle der Weiterbildung soll der Ärztetag 2014 abstimmen.

Das kündigte Franz- Joseph Bartmann an.

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A 1144 Deutsches Ärzteblatt

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4. Juni 2012 Meldepflicht für Weiterbil-

dungsassistenten aus. Bisher waren die Landesärztekam- mern auf die Angaben der Chefärzte angewiesen. Diese wurden dazu aufgefordert, der Kammer mitzuteilen, wer sich bei ihnen in der Weiter- bildung befindet. Erst dann konnten die Assistenzärzte kontaktiert werden. „Daher werden die Bundesärztekam- mer und die Landesärzte- kammern aufgefordert, eine bundeseinheitliche Melde- pflicht der sich in Weiterbil- dung befindlichen Assistenz- ärztinnen und -ärzte (. . .) ein- zuführen“, heißt es in einem mit großer Mehrheit ange- nommenen Antrag.

Konkret bedeutet das: Der Ärztetag fordert die Landesärzte- kammern dazu auf, ein Weiterbil- dungsregister zu erstellen. Beispiels- weise könne bei den jährlichen Rechnungsstellungen auch der Wei- terbildungsstatus des Kammermit- glieds abgefragt werden, schlagen die Delegierten vor. Bei dem vergan- genen Ärztetag hatte es gegen dieses Vorgehen immer Bedenken gegeben.

Nun aber setzten sich die Befürwor- ter der Regelung durch. Zu ihnen zählt Dr. med. Hans-Albert Gehle, Westfalen-Lippe. Er rief zu „mehr Mut“ bei der Evaluation der Weiter- bildung auf. Das sei ein wichtiges Signal an die Kollegen in der Weiter- bildung. Die Kammern müssten stär- ker als bisher in einen Dialog mit den Weiterbildungsstätten treten, die bei der Evaluation schlecht abgeschnit- ten hätten oder sich nicht beteiligten.

„Wir wollen kein zahnloser Tiger mehr sein“, betonte Gehle.

Evaluation der Weiterbildung soll vereinfacht werden

Die Delegierten plädierten darüber hinaus für eine Evaluation in „ver- besserter Form“. Sie sprachen sich für „strukturelle Anpassungen“ aus.

Die Befragung soll vereinfacht wer- den. Die Zahl der Fragen wird vor- aussichtlich sinken, da sich diese zum Teil ähneln. „Wir können hier zu einer erheblichen Ökonomisie- rung kommen“, erläuterte Bartmann.

Die Änderungen werden allerdings

eine gewisse Zeit in Anspruch neh- men. Mit einer Befragung im Jahr 2013 rechnet Bartmann daher nicht.

Aber die nächste Evaluation solle

„zeitnah, ohne große Lücke“ stattfin- den. Die Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Technischen Hoch- schule Zürich bei der Evaluation ist Bartmann zufolge „in beiderseiti- gem Einvernehmen“ beendet wor- den. Nun solle die Umfrage unter Weiterbildungsbefugten und Weiter- bildungsassistenten noch stärker auf die Bedingungen in Deutschland ausgerichtet werden.

Intensiv diskutierten die Dele- gierten auch über die anstehen- de grundlegende Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO). Als Ziele beschrieb Bart- mann unter anderem die Einfüh- rung von Lernzielen. Die ambulante Weiterbildung soll gestärkt werden.

Möglicherweise wird ein neues Ka- pitel mit Modulen in die Weiter -

bildungsordnung eingeführt. Die Grundstruktur aus Facharztbezeich- nung, Schwerpunkt und Zusatzwei- terbildung soll aber erhalten bleiben.

„Wir wollen in dieser Systematik bleiben“, berichtete Bartmann. Dem stimmten auch die Delegierten zu.

Grundsätzlich sollen zudem die Richtzahlen überarbeitet werden.

Die bescheinigten und die tatsäch- lich durchgeführten Leistungen in den Krankenhäusern klafften deut- lich auseinander, sagte Bartmann.

„Das sind alles Punkte, die jedem einleuchten, aber Sie glauben gar nicht, gegen welche Mauern Sie da rennen.“ Eine Änderung sei deshalb nur im Konsens möglich. Die BÄK beziehe neben den Landesärzte - kammern auch die Fachgesellschaf- ten und Verbände ein. Ab September 2012 werde eine Internetplattform mit dem Grundgerüst freigeschaltet.

Jeder Verband erhalte einen Zu- gangskode und könne sich einbrin- gen. Bartmann hofft, dass der Ärzte- tag 2014 über die Novelle der MWBO abstimmen wird.

Klinische Notfallmedizin:

Entscheidung vertagt

Katharina Kulike, Berlin, plädierte für eine grundsätzliche Abkehr von den Richtzahlen. Andere Länder hät- ten diesen Schritt auch getan. Ent- scheidend seien schließlich Kompe- tenzen, und nicht, wie oft eine Tä - tigkeit durchgeführt worden sei. „Es muss darum gehen, ob man es tat- sächlich kann“, sagte sie. Mit dieser Forderung konnten sich Kulike und weitere Delegierte aber nicht durch- setzen. Ein entsprechender Antrag wurde an den Vorstand überwiesen.

Die Gremien der BÄK und der Landesärztekammern hat der Ärzte- tag außerdem dazu aufgefordert, folgende Fragen zu erörtern: Soll eine Teilzeittätigkeit von weniger als 50 Prozent für die Weiterbildung anerkannt werden? Inwiefern kön- nen kürzere Weiterbildungsabschnit- te anerkannt werden als bisher?

Vertagt wurde auch eine Ent- scheidung darüber, ob und wie die

„klinische Akut- und Notfallmedi- zin“ in der MWBO verankert wer- den soll. Ein Antrag dazu wurde an den Vorstand überwiesen.

Dr. med. Birgit Hibbeler Mehr Mut bei der

Evaluation der Weiterbildung forderte Hans- Albert Gehle – auch als Signal an den Nachwuchs.

Für eine Abkehr von den Richt- zahlen sprach sich Katharina Kulike aus. Durchsetzen konnte sie sich damit nicht.

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