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10. Juli 2002

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(1)

Studiengang Wirtschaft (postgradual) Fach Volkswirtschaftslehre Art der Leistung Prüfungsleistung

Klausur-Knz. PW-VWL-P11-020622

Datum 22.06.2002

Für die Bewertung und Abgabe der Prüfungsleistung sind folgende Hinweise verbindlich vorgeschrieben:

Die Vergabe der Punkte nehmen Sie bitte so vor wie in der Korrekturrichtlinie ausgewiesen. Eine summari- sche Angabe von Punkten für Aufgaben, die in der Korrekturrichtlinie detailliert bewertet worden sind, ist nicht gestattet.

Nur dann, wenn die Punkte für eine Aufgabe nicht differenziert vorgegeben sind, ist ihre Aufschlüsselung auf die einzelnen Lösungsschritte Ihnen überlassen.

Stoßen Sie bei Ihrer Korrektur auf einen anderen richtigen Lösungsweg, dann nehmen Sie bitte die Vertei- lung der Punkte sinngemäß zur Korrekturrichtlinie vor.

Rechenfehler sollten grundsätzlich nur zu Abwertung eines Teilschritts führen. Wurde mit einem falschen Zwischenergebnis richtig weiter gerechnet, so erteilen Sie die hierfür vorgesehenen Punkte ohne weiteren Abzug.

Ihre Korrekturhinweise und Punktbewertung nehmen Sie bitte in einer zweifelsfrei lesbaren Schrift vor:

Erstkorrektur in rot, evtl. Zweitkorrektur in grün.

Die von Ihnen vergebenen Punkte und die daraus sich gemäß dem nachstehenden Notenschema ergebene Bewertung tragen Sie in den Klausur-Mantelbogen sowie in die Ergebnisliste ein.

Gemäß der Diplomprüfungsordnung ist Ihrer Bewertung folgendes Notenschema zu Grunde zu legen:

Notenspiegel

Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0

Punkte 100 - 95 94,5 - 90 89,5 - 85 84,5 - 80 79,5 - 75 74,5 - 70 69,5 - 65 64,5 - 60 59,5 - 55 54,5 - 50 49,5 - 0

Die korrigierten Arbeiten reichen Sie bitte spätestens bis zum

10. Juli 2002

in Ihr Studienzentrum ein. Dies muss persönlich oder per Einschreiben erfolgen. Der angegebene Termin ist unbedingt einzuhalten. Sollte sich aus vorher nicht absehbaren Gründen eine Terminüberschreitung ab- zeichnen, so bitten wir Sie, dies unverzüglich Ihrem Studienzentrumsleiter an zuzeigen.

Sollte ein Prüfling im Aufgabenblock 6 beide statt einer Aufgabe gelöst haben, so ist nur die zuerst bear- beitete zur Be wertung heranzuziehen.

BEWERTUNGSSCHLÜSSEL

Aufgabe 1 2 3 4 5 6 A 6 B Σ

(2)

Aufgabe 1 15 Punkte

Sie werden in den Wirtschaftsausschuss von Wirtschaftsminister Sparfuchs berufen. Der Wirt- schaftsausschuss handelt nach einer rationalen Wirtschaftspolitik. Benennen und erläutern Sie die In- strumente einer rationalen Wirtschaftspolitik! Unterscheiden Sie bei Ihrer Erläuterung nach ordnungs- und prozesspolitischen Instrumenten!

SB 2, S. 24 f.

a) Ordnungspolitische Instrumente beeinflussen die institutionellen Rahmenbedingungen durch:

• nicht juristische Absprachen

(Absprachen wie z.B. über die Verwendung bzw. Nichtverwendung bestimmter Pro-

dukte, z. B. Mehrwegflaschen statt Einwegflaschen) 3 Punkte

• juristisch durchsetzbare Kodifizierungen

(Sie sind notwendig, da freiwillige Absprachen nicht konsequent eingehalten werden.) 3 Punkte b) Prozesspolitische Instrumente dienen zur Steuerung des Wirtschaftsablaufs:

• direkte Regulierungen des einzelwirtschaftlichen Verhaltens (Verbote/Gebote)

Sie werden den prozesspolitischen Instrumenten zugeordnet, da sie über konkrete Ver- und Gebote das einzelwirtschaftliche Verhalten und somit direkt bestimmte Marktpro-

zesse beeinflussen. 3 Punkte

• Moral Suasion (moralische Überzeugung)

Durch moralische Überzeugung bzw. Überredung wird versucht, das einzelwirtschaft-

liche Verhalten zu beeinflussen, wie z.B. „Rauchen schadet Ihrer Gesundheit“. 3 Punkte

• zentral prozesspolitische Instrumente

Mit ihnen erfolgt eine makroökonomische Steuerung des Wirtschaftsablaufs. Je nach- dem, welches wirtschaftspolitische Ziel erreicht werden soll, werden folgende Instru-

mente eingesetzt. 3 Punkte

- Geldpolitik

- Finanzpolitik

- Außenwirtschaftspolitik

- Einkommens- und Vermögenspolitik

- Umweltpolitik

(3)

Aufgabe 2 15 Punkte

Die Geldbasis sowie die unterschiedlichen Geldmengen sind zentrale Begriffe der Geldpolitik.

a) Definieren und erläutern Sie den Begriff der Geldbasis! 3 Punkte b) Definieren Sie die drei zentralen volkswirtschaftlichen Geldmengen und 9 Punkte

stellen Sie deren unterschiedlichen Aussagegehalt dar!

c) Nehmen Sie an, die Zinsen steigen, wie wirkt sich dies auf die drei 3 Punkte volkswirtschaftlichen Geldmengen aus? Führt dies automatisch zu

einer Veränderung des Geldwertes?

SB 3, S. 20 ff.

a) Die Geldbasis, definiert als ökonomisch wirksame Primärgeldmenge, gibt Auskunft da- rüber, wie Geld in einer Volkswirtschaft entsteht und verwendet wird.

Definition der Geldbasis von der Entstehungs- und Verwendungsseite:

WR + KB + SA = B = BG + R (Entstehung) (Verwendung) mit

WR = Währungsreserven inkl. sonstige Nettoforderungen an das Ausland KB = Nettokredite inländischer Geschäftsbanken

SA = sonstige Aktiva

B = Geldbasis = monetäre Basis BG = Bargeld(-umlauf)

R = Reserven der Geschäftsbanken = Mindestreserven und Überschussreserven der

Geschäftsbanken bei der Zentralbank 3 Punkte

b) Definition der drei zentralen Geldmengen M1, M2 und M3:

M1 = BG + D 1 Punkt

M2 = BG + D +T 1 Punkt

M3 = BG +D + T + S 1 Punkt

Mit

D = Sichteinlagen bei inländischen Geschäftsbanken (Einlagen auf Girokonten),

T = Termineinlagen inländischer Nichtbanken im Sinne einer befristeten Festgeldanlage bis maximal 4 Jahre weniger 1 Tag,

S = Spareinlagen

Unterschiedlicher Aussagegehalt der drei Geldmengen:

• M1 dient ausschließlich dem Konsum. D.h. mit einer Veränderung der Geldmenge M1

ist in den meisten Fällen eine Veränderung der Konsumnachfrage verbunden. 2 Punkte

• M2 kann als Indikator des kurz- und mittelfristigen Konsumpotenzials angesehen wer- den. Eine Veränderung der Geldmenge M2 kann zu einer Veränderung der Nachfrage

führen. 2 Punkte

• M3 beinhaltet die Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist. Von daher war früher die Geldmenge M3 eher als Indikator für die Wertaufbewahrungsfunktion als für die Zahlungsmittelfunktion des Geldes angesehen. Mit dem Wandel der Bedeutung der Spareinlagen (von Notgroschen zu einem Parkplatz von Geldern, die kurzfristig für Konsumzwecke Verwendung finden sollen) ist auch die Geldmenge M3 als Indikator für das kurz- und mittelfristige Nachfragepotenzial anzusehen; allerdings umfassender

als M2 durch Berücksichtigung der Spareinlagen. 2 Punkte

(4)

c) Bei steigenden Zinsen kann es zum einen zu einer Umschichtung zwischen den Geldmen- gen kommen. So fließen Bargeld und Sichteinlagen aus M1 und münden in Termineinlagen und/oder Spareinlagen in M2 bzw. M3. D.h. M2 bleibt unverändert oder sinkt, während M3 konstant bleibt. Zum anderen kann es zu einem Rückgang der Geldmengen M1, M2 und M3 kommen, wenn Bargeld, Sichteinlagen, Termineinlagen und Spareinlagen in festver- zinsliche Wertpapiere mit einer Laufzeit von mehr als 4 Jahren angelegt werden. Diese Ausführungen verdeutlichen, dass steigende Zinsen nicht automatisch zu einer Verände- rung der volkswirtschaftlichen Geldmenge und des Geldwertes führen, da es sich lediglich

um Umschichtungen handelt. 3 Punkte

Aufgabe 3 15 Punkte

Im Land Bremen herrscht Haushaltsnotlage. Bedingt durch die hohe Überschuldung des Landeshaus- haltes ist es dem Land nicht möglich, mit den laufenden Einnahmen seine Aufgaben zu erfüllen.

a) Warum gibt es in Deutschland einen Finanzausgleich und welches Ziel 4 Punkte verfolgt der Finanzausgleich?

b) Im Grundgesetz ist vorgeschrieben, wie ein Finanzausgleich erfolgen soll. 11 Punkte Erläutern Sie den vertikalen, horizontalen und diagonalen Finanzausgleich!

SB 4, S. 17 ff.

a) In Deutschland existiert in den verschiedenen Gemeinden und Ländern eine sehr unterschiedliche Wirtschaftsstruktur und Bevölkerungsdichte. Hieraus bedingen sich für die einzelnen Regionen sehr differente Steuereinnahmen. Ziel des Finanzausgleichs ist es, alle Ebenen und Gebiete eines Staatswesens mit Finanzmitteln auszustatten, die es diesen ermöglichen, die ihnen jeweils zugeordneten Aufgaben angemessen erfüllen zu können.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, die in den Regionen sehr unterschiedlich

anfallenden finanzpolitischen Mittel umzuverteilen. 4 Punkte

b) • Der vertikale Finanzausgleich findet zwischen Bund und Ländern sowie zwischen Ländern und Gemeinden statt. Im Art. 106 GG ist festgelegt, wie das gesamtwirt- schaftliche Steueraufkommen auf die einzelnen Gebietskörperschaften zu verteilen ist.

Zum vertikalen Finanzvergleich werden auch zusätzliche Finanztransfers übergeord- neter Gebietskörperschaften an nachgelagerte Ebenen gerechnet, wenn von den über- geordneten Instanzen besondere Einrichtungen oder Infrastrukturmaßnahmen bei der nachgeordneten Instanz veranlasst werden. Ebenso werden Finanzierungen von Bund, Ländern und Gemeinden im Rahmen des Aufschwungs Ost und Ergänzungszuweisun-

gen des Bundes an finanzschwache Länder zum vertikalen Finanzausgleich gezählt. 4 Punkte

• Der horizontale Finanzausgleich erfolgt zum einen zwischen den Bundesländern und zum anderen zwischen den Gemeinden.

Auf Landesebene werden ausgleichspflichtige und ausgleichsberechtigte Länder unter- schieden. Kriterium für diese Einteilung ist die Summe der Steuereinnahmen des je- weiligen Bundeslandes und die Hälfte der Realsteuereinnahmen seiner Gemeinden im Verhältnis zu den Einwohnern des Landes. Stadtstaaten bekommen einen Berech- nungsbonus in Form einer fiktiven Erhöhung ihrer Einwohnerzahl.

Ein vergleichbares Verfahren existiert auf Gemeindeebene. 4 Punkte

• Der diagonale Finanzausgleich ist ein Sonderfall des vertikalen Finanzausgleichs. Hier werden die finanzpolitischen Mittel zwischen Gebietskörperschaften und Parafisci ge-

ordnet. Beispiel hierfür sind Zuschüsse des Bundes an die Bundesanstalt für Arbeit. 3 Punkte

(5)

Aufgabe 4 15 Punkte

Deutschland befindet sich in einem Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Mit diesem strukturellen Wandel geht eine hohe Arbeitslosigkeit einher. Unter anderem sind Struktur- und Sozialpolitik gefordert.

a) Nennen Sie das Ziel von Strukturpolitik! 3 Punkte

b) Kennzeichen Sie drei Aufgaben der Sozialpolitik! 9 Punkte c) Erläutern Sie mögliche Zielkonflikte zwischen Struktur- 3 Punkte

und Sozialpolitik anhand eines Beispiels!

SB 1, S. 45f.

a) Strukturpolitik setzt sich das Ziel, die Fähigkeiten der Wirtschaft, sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können, zu stärken und die hierfür nötigen Entwicklungen sozial verträglich zu gestalten. Staatliche Wirtschaftspolitik, die sich als sinnvolle Strukturpolitik versteht, muss den Strukturwandel fördern und darf ihn keinesfalls dadurch verzögern, dass

veraltete Strukturen künstlich bewahrt werden (z.B. durch Subventionen). 3 Punkte b) • Allgemeine Sozialpolitik mit dem Ziel einer aktiven Steuerung der Einkommens- und

Vermögensverteilung zur Minderung des marktwirtschaftlichen Verteilungskampfes und des sozialen Gefälles.

• Sozialer Lastenausgleich für Familien, Behinderte und Kranke.

• Hilfe des Staates bei der Absicherung und Vorsorge gegen sog. Wechselfälle des Le- bens wie z.B. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Berufsunfähigkeit.

• Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen über Maßnahmen des Umwelt- schutzes

• Spezielle Sozialpolitik im Sinne der Notwendigkeit, staatliche Vorschriften zum di- rekten und indirekten Schutz der Bürger als Träger von Arbeitsleistungen zu erlassen wie z.B. Arbeitsschutzmaßnahmen und arbeitsrechtliche Vorschriften.

je Nen- nung 3 Punkte, max. 9 Punkte c) Subventionen für veraltete Industrien, wie z.B. die Montan- und Werftindustrie, sichern

Arbeitsplätze und sind somit sozialpolitisch gewollt. Unter dem Gesichtspunkt der Struk- turpolitik, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft durch einen raschen Strukturwandel zu stärken, sind langanhaltende Subventionen für veraltete Indust-

rien strukturpolitisch aber kontraproduktiv. 3 Punkte

(6)

Die USA erheben seit kurzem wieder Importzölle auf Stahl. Insbesondere die Mitgliedstaaten der Eu- ropäischen Union sind von dieser Maßnahme betroffen.

a) Welche drei Zollargumente können unterschieden werden? Nennen und 9 Punkte erläutern Sie diese!

b) Mit welchem dieser Zollargumente begründen die USA ihren o.g. Zoll? 1 Punkt c) Nennen Sie die Definition der Terms of Trade (ToT)! 2 Punkte d) Wie wirkt sich eine Importzollerhebung auf die Terms of Trade aus, wenn der 3 Punkte

Zoll nicht auf die Lieferanten überwälzt werden kann? Ändern sich die Terms of Trade, wenn der Importzoll überwälzt werden kann?

SB 5, S. 18 ff.

a) • Finanzzollargument:

Das Finanzzollargument beruht primär auf dem Ziel, die Staatseinnahmen zu erhöhen.

In diesem Sinne können Zölle auch zur Unterstützung einer antizyklischen (keynesia- nischen) Fiskalpolitik eingesetzt werden: Bei einem Konjunkturhoch können Zölle ge- senkt oder abgeschafft werden, um einen Teil der inländischen Nachfrage über Importe zu decken; bei einem Konjunkturtief können Zölle erhöht oder neu eingeführt werden, um Importe zu verringern und dadurch die Nachfrage nach inländischen Gütern zu er-

höhen. 3 Punkte

• Schutzzollargument:

Das Schutzzollargument wird insbesondere genutzt, wenn in entwickelten Industrie- staaten einzelne Branchen beispielsweise im Rahmen des Strukturwandels Modernisie- rungsinvestitionen tätigen oder (möglichst sozialverträglich) Arbeitsplätze abbauen

müssen. Der Zoll bietet in dieser Zeit Schutz vor ausländischer Konkurrenz. 3 Punkte

• Erziehungszollargument:

Mit dem Erziehungszollargument sollen junge Industrien primär in Entwicklungs- und Schwellenländern vor der Konkurrenz durch Importe geschützt werden, bis sie eine entsprechende Konkurrenzfähigkeit durch eine schnelle Kostendregression erreicht ha- ben. Eingesetzt werden Erziehungszölle insbesondere in Industrien (Branchen) mit

komparativen Kostenvorteilen im ricardianischen Sinne. 3 Punkte b) Die USA begründen den Zoll auf Stahlimporte mit dem Schutzzollargument. 1 Punkt c)

ToT =

jeweils in heimischer Währung. 2 Punkte

d) • Wenn der Importzoll nicht auf die Lieferanten überwälzt werden kann, ändern sich die Terms of Trade nicht, da es zu keinen Änderungen bei den Import- oder Exportpreisen kommt.

• Kann hingegen der Importzoll auf die Lieferanten (Exporteure) überwälzt werden, verbessern sich die Terms of Trade in dem Zoll erhebenden Land (da die Importpreise fallen) und verschlechtern sich im Exportland, da die Exportpreise ungefähr in der Hö- he des Zollbetrages fallen.

1 Punkt

2 Punkte Exportgüterpreisniveau

Importgüterpreisniveau

(7)

Wahlaufgaben

6 A oder 6 B ist jeweils zu lösen

Lösung Aufgabe 6 A 25 Punkte

Stellen Sie sich vor, es herrsche Umbruchstimmung im Staate X: Sie sitzen in der Kommission zur Gestaltung einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

a) Veranschaulichen Sie in einer Graphik die Interdependenzen von Wirtschaftsordnung, 8 Punkte -verfassung, -system und Gesellschaftsordnung!

b) Definieren Sie die Begriffe Wirtschaftsverfassung (im weiten und engen Sinne) und 6 Punkte Wirtschaftsordnung!

c) Bei der Gestaltung der Wirtschaftsordnung greifen Sie auf klassische, neoklassische 11 Punkte und keynesianische Theorieansätze zurück. Erläutern Sie, welche Aufgabe der Staat

in der jeweiligen Theorierichtung wahrnimmt!

SB 1, S. 12-16 u. S. 21 ff.

a)

Gesellschaftsordnung

Wirtschaftsordnung Politische, kulturelle,

natürliche Umwelt Wirtschaftsver-

fassung

Wirtschaftssystem

Wirtschaftsprozess Planungsordnung

Eigentumsordnung Sonstige Teilordnungen

Produktion Verteilung Verwendung

8 Punkte bei sinnvoller Darstellung

(8)

b) • In der weiten Definition umfasst die Wirtschaftsverfassung eines Staates alle für das Wirtschaftsleben relevanten Normen und Regeln, die in der Staatsverfassung (z.B.

Grundgesetz), Gesetzen und Verordnungen niedergelegt sind.

• In der engen Definition stellt die Wirtschaftsverfassung nur die ökonomisch bedeuten- den Normen und Regeln mit Verfassungsrang dar. Die Wirtschaftsverfassung ist der juristische Rahmen des Wirtschaftssystems bzw. der Wirtschaftsordnung.

• Die Wirtschaftsordnung ist der zentrale Teil der ökonomischen Umwelt der Menschen.

Sie beeinflusst maßgeblich die konkreten ökonomischen Beziehungen der Bürger eines Staates und definiert unter Beachtung des rechtlichen Rahmens der Wirtschaftsverfas- sung die konkreten wirtschaftlichen Handlungsspielräume aller Wirtschaftssubjekte in Bezug auf Produktion, Konsum und Einkommen.

2 Punkte

2 Punkte

2 Punkte c) • Aufgaben des Staates in der klassischen Theorie

In einem marktwirtschaftlichem System soll der Staat sozialpolitische Zielsetzungen verfolgen. Öffentliche Güter, wie Bildung, Rechtspflege, Infrastruktur und Gesundheit, sollen zur Verfügung gestellt werden, wenn sie aus der Sicht des Gemeinwohls mehr Nutzen stiften als Kosten verursachen.

Um die Lage der Arbeiterschaft zu verbessern, forderten die Klassiker sozial- und ver- teilungspolitische Maßnahmen, wie Mindestlöhne, Steuerprogression, Altersrenten, Armen- und Sozialhilfe.

Mit einer staatlichen Bevölkerungspolitik sollte die breite Masse aus der Verelendung herausgeführt werden. Außerdem sollten konjunkturelle Schwankungen mit einer akti-

ven Konjunkturpolitik kompensiert werden. 4 Punkte

• Aufgaben des Staates in der neoklassischen Theorie

Bei den Neoklassikern löst das marktwirtschaftliche System alle Probleme (wenn auch manchmal nur langfristig). Eine aktive Staatstätigkeit, um bestehende gesellschaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut, Bevölkerungsproblematik usw. anzugehen, wird als Störung des Preismechanismus und damit der Marktkräfte begriffen. Der Staat hat ausschließlich die Funktion, das marktwirtschaftliche System ordnungspolitisch zu

ermöglichen. 3 Punkte

• Aufgaben des Staates in der keynesianischen Theorie

In der keynesianischen Theorie betreibt der Staat eine antizyklische Fiskalpolitik. D.h.

in konjunkturell schlechten Zeiten verschuldet sich der Staat und fragt mit dem gelie- henem Geld Güter nach. Dadurch bekommt eine Branche (z.B. die Baubranche) wieder ausreichend Aufträge. Durch die Einstellung neuer Mitarbeiter wird mit deren höheren Löhnen zusätzliche Nachfrage nach Gütern ausgelöst. So lässt sich eine Branche nach der anderen aus der Rezession herausholen. Ein neues volkwirtschaftliches Gleichge- wicht bei Auslastung der Produktionsfaktoren und -kapazitäten wird geschaffen.

In der Hochkonjunktur sollen die in der Depression gemachten Schulden vom Staat mit Hilfe der höheren Einnahmen getilgt und vorbeugend für wiederkehrende schlechte

wirtschaftliche Zeiten finanzielle Reserven gebildet werden. 4 Punkte

(9)

Lösung Aufgabe 6 B 25 Punkte

Eine gerechte (soziale) Einkommens- und Vermögensverteilung ist ein zentrales Ziel der sozialen Marktwirtschaft. Als Indikator für eine gerechte Einkommensverteilung gilt die Lohnquote. Das Ver- hältnis von Lohn- zu Gewinnquote spiegelt die funktionale Einkommensverteilung wider. 1996 betrug in Deutschland in Mrd. DM

• das Volkseinkommen 2 666

• das Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Arbeit 1 895

• das Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen 771

a) Berechnen Sie die Lohn- und die Gewinnquote! Die Lohnquote ist von 1991 6 Punkte bis 1996 um 1 Prozentpunkt gestiegen. Was bedeutet dies für die Gewinnquote?

b) Warum ist es problematisch, die Lohnquote als Indikator für eine gerechte 2 Punkte Einkommensverteilung – im Sinne einer gerechten Verteilung der individuellen

Einkommen – zu verwenden?

c) Mit der bereinigten Lohnquote wird der in b) genannten Problematik vorgebeugt. 2 Punkte Wie kann die bereinigte Lohnquote definiert werden?

d) Wovon hängt es ab, wie sich Lohnerhöhungen auf die Lohnquote auswirken? 5 Punkte e) Welche grundlegenden zwei Formen der Verteilungsgerechtigkeit können 10 Punkte

unterschieden werden? Erläutern Sie diese näher!

SB 2, S. 20 u. SB 4, S. 30 ff.

a)

Lohnquote (L) =

In Mrd. DM beträgt 1996 100 71% 2666

1895× =

= L

Gewinnquote (G) =

In Mrd. DM beträgt 1996 100 29% 2666

771 × =

= G

Da L + G = 1, bedeutet eine Steigerung der Lohnquote von 1991 bis 1996 um 1 Prozent- punkt einen Rückgang der Gewinnquote um 1 Prozentpunkt.

1,5 Punkte

1 Punkt

1,5 Punkte

1 Punkt

1 Punkt b) Problematik der Lohnquote als Indikator für eine gerechte Verteilung der individuellen

Einkommen

Problematisch ist, dass die Lohnquote stark von den Schwankungen der Erwerbstätigen be- einflusst wird. Wenn die Zahl der Erwerbstätigen überproportional zu gleichzeitig stattfin- denden Lohnsenkungen zunimmt, steigt die Lohnquote, obwohl sich die Einkommensver-

teilung der abhängig Beschäftigten verschlechtert hat. 2 Punkte

c)

Bereinigte Lohnquote = zum Zeitpunkt t1

2 Punkte Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit

Volkseinkommen

Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen Volkseinkommen

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit (t1) Volkseinkommen (t1)

×

Anteil der Arbeitnehmer an den Erwerbstätigen (t0) Anteil der Arbeitnehmer an den Erwerbstätigen (t1)

(10)

d) Wirkung von Lohnerhöhungen auf die Lohnquote:

Lohnerhöhungen müssen nicht zwangsläufig zu einer Erhöhung der Lohnquote führen. Ob dies der Fall ist, hängt ab von den Substitutionsbeziehungen zwischen den Produktions- faktoren Arbeit und Kapital.

• Substitutionselastizität (σ) < 1:

Lohnerhöhungen führen zu einer Steigerung der Kapitalintensität. Dies führt zu Entla s- sungen von Arbeitnehmern. Diese Entlassungen können aufgrund der zu Grunde lie- genden Produktionsfunktion nur unterproportional erfolgen. Das bedeutet, die Lohn- summe steigt in Relation zum Volkeinkommen. D.h. die Lohnquote steigt.

• Substitutionselastizität (σ) > 1:

Eine Lohnsenkung bewirkt einen überproportionalen Anstieg der Nachfrage nach dem Produktionsfaktor Arbeit. D.h. mit geringeren Individuallöhnen sind überproportional mehr Arbeitnehmer beschäftigt. Somit führen Lohnsenkungen zu einer Steigerung der Lohnquote.

Diese Erläuterungen verdeutlichen, dass die Lohnquote kein geeigneter Indikator für die Veränderung des Einkommens von abhängig Beschäftigten ist.

1 Punkt

2 Punkte

2 Punkte

e) • Im Sinne der Leistungsgerechtigkeit entspricht das individuelle Entgelt dem Marktwert der erbrachten Leistung. In der vollständigen Konkurrenz entspricht dies der Grenz- produktivität des Faktors Arbeit. Somit wird im Gewinnmaximum der gesamte Erlös zur Entlohnung der Produktionsfaktoren Arbeit (Lohn) und Kapital (Rendite) entspre- chend ihrer Anteile an der Wertschöpfung verwendet. Deshalb ist ein Eingreifen des Staates in diesem Fall nicht notwendig.

Bei einem Oligopol oder Monopol ist hingegen der Grenzerlös niedriger als der Preis des Gutes. Somit wird ein Produktionsfaktor geringer entlohnt als bei vollständiger Konkurrenz. Er erhält weniger, als er zum Sozialprodukt beiträgt. Hier ist der Staat ge-

fordert, entsprechende Maßnahmen zur Umverteilung der Einkommen durchzuführen. 5 Punkte

• Die Bedarfsgerechtigkeit beruht auf der Idee des Egalitätsprinzips. Diesem Prinzip liegt eine gleichmäßige Einkommensverteilung zugrunde. Unterstellt wird eine identi- sche Nutzenfunktion bei allen Menschen. Daraus folgt, dass alle Wirtschaftssubjekte über ein gleiches oder zumindest ähnliches Einkommen verfügen sollen.

Im Sinne des Liberalismus unterscheiden sich die individuellen Nutzenfunktionen von- einander. Deshalb entspricht eine gleichmäßige Einkommensverteilung allerdings nicht dem Anspruch, den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen im Sinne des Libe-

ralismus gerecht zu werden. 5 Punkte

In der sozialen Marktwirtschaft behilft man sich bei der Lohnfindung und der Ein- kommensumverteilung mit einer Kombination der genannten Konzepte.

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