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Ergebnisse der Evaluierung der ökologischen Wirksamkeit von mehrjährigen Blühstreifen in Sachsen-Anhalt

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Academic year: 2022

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(1)

Prof. Dr. Sabine Tischew, Annika Schmidt, Sandra Mann, Heiner Hensen, Thomas Stahl

Forschungsprojekt: Untersuchungen zur Optimierung der Anlage von Blühstreifen zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft unter besonderer Beachtung des Wiesenbrüterschutzes in Sachsen-Anhalt

Kooperationspartner: Stiftung Kulturlandschaft LSA, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Projektlaufzeit: 01.10.2016 – 28.02.2018

Förderer: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE)

Ergebnisse der Evaluierung der ökologischen Wirksamkeit von mehrjährigen Blühstreifen in

Sachsen-Anhalt

(2)

Einführung

 massiver Rückgang Biodiversität in Agrarlandschaft ganz Europas

(Uyttenbroeck et al. 2015, EEA 2013, Warren et al. 2005, Benton et al. 2003)

1990 2000

1980 50 100

75

25

0

European wild bird

indicators (1980 – 2013)

Quelle: EBCC (2015)

Foto: Erich Thielscher

Braunkehlchen

(3)

Was sind die Gründe?

Probleme der aktuellen Agrarlandschaft

• Verlust von Feldgehölzen, Hecken, wildkräuterreichen Säumen und Feldrainen, Bracheflächen (Ursache: z.B. Schlagvergrößerung)

 Reduktion heimischer Pflanzenartenvielfalt

 Verarmung der Insektenfauna

• Zu schneller, zu hoher und zu dichter Pflanzenwuchs im Frühjahr auf den Ackerflächen

• Rückgang Ackerwildkräuter auf den Ackerflächen selbst

Verlust von Brutstätten und Nahrungsgrundlage!

(4)

Einführung

Rückgang Biodiversität in Agrarlandschaften

 Ökosystemleistungen sinken (Bestäuberleistung

Haenke et al. 2009, Prochazka 2007,

Schädlingsregulation

Scheid 2010

),

 AUKM, wie z.B. mehrjährige Blühstreifen, derzeit einzige flächenmäßig wirksame Maßnahmen

(Settele et al. 2009)

© Wolfgang Brandmeier

Neuntöter

Hohe Flächenkonkurrenz bedingt hohe Erwartungen an Maßnahmenerfolg!

Verwendung vergleichsweise hoher Artenzahl gebietseigener Wildkräuter (regionale Anpassung, Nahrungsketten)

© Torsten Demuth

Wiesenschafstelze

(5)

Auswahl der Untersuchungsflächen zur Evaluierung der ökologischen Wirksamkeit

Anforderungen an die Untersuchungsflächen:

Acker mit Blühstreifen (20 einzelne BStr + 20 BStr in Komplexen):

• Verpflichtungszeitraum: Start 2015 oder 2016

Acker ohne Blühstreifen (20 Kontrollen):

• 1000 m – 1500 m Abstand zu Blühstreifen / BStr-Komplexen

• Ähnliche Bedingungen (Kulturart, Bodenart, Gehölzstrukturen, Exposition…)

(6)

22.11.2017 6

Mittelgebirge Landschaften des

Mittelgebirgsvorlandes

Flusstäler und

Niederungslandschaften

Ackerebenen Landschaft am Südrand

des Tieflandes N = 479

Nahezu keine Maßnahmen in den Ackerebenen westlich der Elbe!

Einjährige Blühstreifen, mehrjährige Blühstreifen, Schonstreifen, Anlage 2015-2016

Landschaftseinheiten

(7)

22.11.2017 7

Mittelgebirge Landschaften des

Mittelgebirgsvorlandes

Flusstäler und

Niederungslandschaften

Ackerebenen Landschaft am Südrand

des Tieflandes Auswahl aus 272

mehrj. Blühstreifen (2./3. Standjahr)

(8)

22.11.2017 8

Mittelgebirge Landschaften des

Mittelgebirgsvorlandes

Flusstäler und

Niederungslandschaften

Ackerebenen Landschaft am Südrand

des Tieflandes Auswahl aus 272

mehrj. Blühstreifen (2./3. Standjahr)

(9)

Vegetationserfassungen

Vegetationserfassungen

(10)

Methodik- Vegetation

Vegetationsaufnahmen (Erfassungszeitraum Mai-Juni 2017)

prozentgenaue visuelle Deckungsschätzung auf einer repräsentativen Teilfläche:

• Stichprobenanzahl n = 4 bei einer Flächengröße von 2 x 2 m

• stratifizierte Zufallsverteilung Gesamtartenzahl auf 5 x 200 m

5 m

(11)

n = 40 n = 20

Artenzahl Gefäßpflanzen / 1000 m²

***

Artenzahl Gefäßpflanzen

 Blühstreifen erhöhen die floristische Diversität auf Ackerflächen

Vegetation – Artenzahl Gefäßpflanzen

*** (p ≤ 0,001; t-Test)

Blühstreifen Kontrolle Echtes Leinkraut

(12)

Gute bis sehr gute Etablierungsraten beider Mischungen mit tendenziell etwas höheren Etablierungsraten der Mischung Sand trocken

Vegetation - Etablierungsrate Mischungen

Etablierungsraten der verwendeten Mischungen

30 Ansaatarten in Mischung Löß trocken 29 Arten in Mischung Sand trocken

Acker-Witwenblume

Wiesen-Margerite n.s. (p ≥ 0,05; t-Test)

n = 30 n = 10

(13)

22.11.2017 13

Durch Trockenheit teilweise verzögerte Etablierung von Ansaatarten, aber die Rosetten waren etabliert!

(14)

22.11.2017 14

Auf gesamtem Streifen waren Ansaatarten etabliert, trotzdem Umbruch im Frühjahr.

Dringend einzelbetriebliche Beratung der Landwirte notwendig!

(15)

Frühjahr 2017

Sommer 2017

Teilflächenspezifische Pflege des Blühsteifens

(16)

Kratzdistel (Cirsium spp.) Taube Trespe (Bromus sterilis)

Vegetation – unerwünschte Arten

Deckung [%] Deckung [%]

n = 12 n = 15 n = 3 n= 5 n = 5 n= 12 n= 15 n= 3 n= 5 n= 5

Kaum Distel- oder Trespen-Dominanzbestände auf sandigeren Böden

Auf bindigen Böden → tendenziell höhere Deckungen (Vorbelastung, Pflege!)

(17)

Einzelner Blühstreifen

Blühstreifen- Komplex

Kontrolle: kein Blühstreifen

Offene, lichtreiche Bedingungen

Schattige, lichtärmere Bedingungen an Waldrändern/

Baumreihen

Erweitertes Untersuchungsdesign

n = 10 pro Variante stratifizierte

Zufallsauswahl

Landschaftsstruktur-Indices werden als Umweltvariablen in Statistik integriert!

Blüh_LE

Blüh_SE

Blüh_LK

Blüh_SK

Kon_L

Kon_S

(18)

22.11.2017 18

Offene, lichtreiche Bedingungen

(19)

22.11.2017 19

Schattige, lichtärmere Bedingungen

(20)

Kontrolle

(21)

Artenzahl (n=10) Deckungssumme (n=10)

Vegetation – Erweitertes Untersuchungsdesign

n.s.

Keine signifikanten Unterschiede der Ansaatarten zwischen den Varianten

→ Blühmischungen sind robust und können unter verschiedenen Bedingungen erfolgreich etabliert werden!

n.s. n.s.

Ansaatarten pot. dom. Arten weitere Arten (Dunn-Bonferroni)

(22)

Vogelerfassungen

© Yannis Lagies Feldlerche

(23)

Methodik - Vögel

Blühstreifen Blühstreifen

Acker

200 m

200 m

Acker / Waldkante / Weg / Graben

Revierkartierung der Brutvögel

alle wahrgenommenen Individuen sowie ihre Verhaltensaktivität

Flächengröße 4 ha

30 Min./Fläche

6 Tag-Begehungen von Anfang April bis Ende Juli

Abgrenzung von Brutrevieren/

Brutpaaren nach Südbeck et al.

2005

Mit der Methode wird auch Wirkung auf angrenzende Ackerfläche untersucht

(Blühstreifen nimmt 6% - 10% der Untersuchungsfläche ein)

(24)

Methodik - Landschaftsstrukturparameter

Landschaftsstruktur

• Biotoptypenkartierung im Umkreis von 1000 m

• Flächenanzahl & Flächengröße (u.a. blütenreiche Strukturen), Grenzlinien-Länge

• Distanzen, Höhe & Dichte von Gehölzstrukturen

(25)

Anzahl Brutpaare (Reviere)

Revierkartierung aller Brutvögel

*** (p ≤ 0,001; Mann-Whitney-U-Test)

Artenzahl Brutvögel

n=40 n=20

Artenzahl Brutvögel

***

Signifikant mehr Arten und Brutpaare auf Blühstreifen!

n=40 n=20

Anzahl Brutpaare

***

(26)

Feldvogelarten

Feldlerche (Alauda arvensis)

Wiesenschafstelze (Motacilla flava) Dorngrasmücke (Sylvia communis) Grauammer (Emberiza calandra) Goldammer (Emberiza citronella) Neuntöter (Lanius collurio)

Baumpieper (Anthus trivialis) Heidelerche (Lullula arborea) Braunkehlchen (Saxicola rubetra) Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) Feldsperling (Passer montanus) Klappergrasmücke (Sylvia curruca) Jagdfasan (Phasianus colchicus) Ortolan (Emberiza hortulana) Wachtel (Coturnix coturnix)

Bluthänfling (Carduelis cannabina) Kiebitz (Vanellus vanellus)

Turteltaube (Streptopelia turtur)

Revierkartierung der Feldvögel

Anzahl Brutpaare Feldvögel (n = 10 je Variante, 4 ha)

Blü_LE Blü_LK Blü_SE Blü_SK Kon_L Kon_S bc

abc

ab a

cd

cd

(Dunn-Bonferroni)

unterstrichen = Arten des Farmland-Bird-Index

(27)

Revierkartierung der Feldvögel

(Dunn-Bonferroni)

 Die Anlage von

Blühstreifen an offenen, nicht beschatteten

Standorten fördert Feldvögel am besten!

 Wenn im Schatten angelegt, größere Blühstreifenfläche

erforderlich um ähnliche Effekt zu erzielen!

 Erfolgreiche Bruten von u.a. Feldlerche, Schaf- stelze, Grauammer und Braunkehlchen

beobachtet

Blü_LE Blü_LK Blü_SE Blü_SK Kon_L Kon_S bc

abc

ab a

cd

cd

Anzahl Brutpaare Feldvögel (n = 10 je Variante, 4 ha)

(28)

Beobachtete Individuen der Feldvögel

Individuen mit Flächenkontakt (Nahrung, Brut, Rast, Schutz) auf je 4 ha in 3 h

 Deutlicher Unterschied zwischen Blühstreifen und Kontrollen

 Lichtreiche Blühstreifen zeigen auch in Bezug auf alle Habitat-

funktionen tendenziell bessere Ergebnisse als die beschatteten

Blühstreifen

ab

a bc ab

bc

c

(Dunn-Bonferroni)

(29)

Exkurs: Wieso ist Licht wichtig?

• Bestimmte Pflanzenarten blühen nur hier bzw. reichlicher (Pollen, Nektar); Samenproduktion höher

 Mono-, oligophage /-lektische Insektenarten

 Größere Nahrungsverfügbarkeit Insekten und Vögel

• Günstigeres Mikroklima  bessere Reproduktionsbedingungen

 Weniger Feuchtigkeit / Schimmelgefahr

 Längerer Aktivitätszeitraum bei geringerem Eigenenergieverbrauch

Bessere Eignung als Brut- und Nahrungshabitat für viele Feldvogel-Arten

(30)

Arten Feldvögel mit Bindung an Blühstreifen

Weitere Arten, denen Brut ausschließlich auf Flächen mit Blühstreifen nachgewiesen wurde:

Bluthänfling, Fasan, Feldsperling, Kiebitz, Klappergrasmücke Turteltaube, Wachtel

Arten Blüh_Licht Blüh_Schatten Kontrolle

Feldlerche 115,0 59,5 40,0

Schafstelze 18,0 10,3 10,0

Grauammer 10,5 1,0 -

Braunkehlchen 3,5 - -

Schwarzkehlchen 2,5 1,0 1,0

Dorngrasmücke 11 8,3 -

Neuntöter 4,3 3,0 -

Goldammer 4,3 4,5 1,0

Baumpieper 0,3 8,5 0,5

Heidelerche 0,3 4,3 -

Summe der Brutpaare / Variante (n = 20 je Variante mit je 4 ha)

Neuntöter

Grauammer

Dorngrasmücke Braunkehlchen Neuntöter© Vogelwarte Sempach

© Yannis Lagies

© Jürgen Liebner

© Hans Glader

(31)

Vögel – Zusammenhang zu blühenden Strukturen im Umkreis

Flächengröße Blühstreifen im 1 km Umkreis ~ Brutpaare Feldvögel

Anzahl der Brutpaare nimmt mit Flächengröße der mehrjährigen

Blühstreifen /-flächen im Umfeld zu!

Aber außer den Blühstreifen waren kaum blühende Strukturen

(Ackerwildkrautstreifen,Brachen, Feldraine) im Umkreis der

Untersuchungsfläche vorhanden:

300 m: 2,5 % 1000 m: 2,7 %

Flächengröße blütenr. Strukturen in m² R² = 0,262 r = 0,512

(32)

Vögel – Pflege der Blühstreifen und Konflikte?

Korrelation Deckung Gräser ~ Brutpaare Vögel

Anzahl der Brutpaare nimmt mit steigender Deckung der Gräser ab!

R² = 0,310 r = 0,557

Deckungssumme Gräser

(33)

Vögel – Pflege der Blühstreifen

In zu dichten und hohen Vegetationsstrukturen konnten kaum Bruten beobachtet werden

Pflege unerlässlich um höhere Wirksamkeit zu erzielen!

Ende Mai 2017

(34)

Vögel – Pflege der Blühstreifen → abschnittsweise Pflege günstig!

Siehe auch ausgelegtes Informationsblatt!

© Stadt Gütersloh

(35)

Schlussfolgerungen

Mehrjährige Blühstreifen mit gebietseigenen Wildpflanzen bewirken eine deutliche

Förderung charakteristischer Blütenpflanzen der Agrarlandschaft und erhöhen das Angebot an Nektar, Pollen und Samen.

Der Anteil der Blühstreifen an den untersuchten Ackerflächen (6%- 10%) ist geeignet, um eine signifikante Erhöhung der Artenzahl und Brutpaare der Feldvögel zu erzielen.

Aber der Anteil blühender Strukturen ohne Blühstreifen (Ackerwildkrautstreifen,

Brachen, Feldraine) ist aktuell viel zu gering: 300m Umkreis 2,5%, 1km Umkreis 2,7%

Die in Sachsen-Anhalt verwendeten Wildkräuter-Mischungen sind robust und können unter verschiedenen Bedingungen erfolgreich etabliert werden, wenn die Flächen richtig

vorbereitet und (teilflächenspezifisch) gepflegt werden. → Infoblatt

In zu dichten (ungepflegten) Blühstreifen kaum Bruten von Feldvögeln, aber Nahrungshabitat.

Die Anlage von Blühstreifen an offenen, nicht beschatteten Standorten fördert Feldvögel am besten. Wenn im Schatten angelegt, größere Blühstreifenfläche erforderlich um

ähnliche Effekte zu erzielen!

(36)

Ausblick & weiterer Handlungsbedarf

© Detlef Liebchen

© Adolf Rosenstingel

© Ján_Svetlík

© Holger Duty

In Kooperation HSA & LLG weitere Untersuchungen

• Tagfalter (2018)

• Wildbienen & Vögel (2019)

Einzelbetriebliche Beratung der Landwirte (z.B. Betriebsplan Biodiversität) zukünftig besser absichern!

Neben weiteren temporären Strukturen (u.a. Schonstreifen,

Ackerrandstreifen) auch permanente blütenreiche Strukturen (u.a.

Weg- und Feldraine) wieder etablieren!

Heidelerche

Bluthänfling

Turteltaube

Goldammer Schwalbenschwanz

Hosenbiene

(37)

Referenzen

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