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Osteoporosetherapie: Nurklinische Resultate zählen

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Academic year: 2022

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B E R I C H T R A P P O R T

TH O M A S FE R B E R

Die mit dem DXA-Verfahren gemessene Knochendichte gibt wichtige Hinweise zur Prävention und Therapie der Osteoporose. Für die Beurtei- lung des Therapieerfolges und des klinischen Verlaufes der Osteoporosetherapie hin- gegen zählt nicht der Surro- gatmarker Knochendichte, sondern allein das klinische Resultat, das heisst die Frak- turrate in der Wirbelsäule und an allen anderen Prädi- lektionsstellen der Osteo- porose. Dies ist das Fazit des Satellitensymposiums «Kno- chenstärke und Frakturre- sistenz in der Osteoporose», das unter der Leitung von René Rizzoli, Genf, stand.

Die Osteoporose wird heute beschrieben als systemische Skeletterkrankung mit verminderter Knochenmasse und einer Beeinträchtigung der Mikroarchitektur des Knochengewebes. Dies führt zu einer erhöhten Fragilität und Empfänglichkeit des Knochens für Frakturen. Die Beurtei- lung der Mikroarchitektur steht heute im Zentrum der Osteoporoseforschung und -therapie. Dies ist zumindest für die Praxis neu. Doch davon später.

Paradigmenwechsel soll Therapie optimieren

Die Epidemiologie der Osteoporose ist be- kannt, aber nicht immer ganz präsent:

Jede fünfte Frau mit einer postmenopau- salen Osteoporose und erlittener Verte- bralfraktur wird innerhalb von fünf Jahren erneut eine Fraktur erleiden. Auch der Vergleich ist drastisch: Heute sterben ge- nauso viele Frauen an einer osteoporo- tisch bedingten Hüftfraktur wie an einem Mammakarzinom. Schliesslich: Jede dritte Frau über 80 und jeder neunte Mann muss mit einer Hüftfraktur rechnen. Das mag alles nicht neu sein, doch die Osteo- porose-Epidemie rollt unaufhaltsam, und es erscheint daher wichtig, nicht nur einen Blick auf die Epidemiologie zu werfen, sondern auch auf das sich wandelnde Krankheitsverständnis: In der qualitativen Beurteilung des Osteoporoseverlaufes fin- det nämlich derzeit ein bedeutender Para- digmenwechsel statt. Lange Zeit galt die Messung der Knochendichte (BMD, Bone Mineral Density) mit DXA (Dual-Energy X- Ray Absorption) als das wichtigste Verfah- ren zur Beurteilung der Knochenqualität.

Doch die alleinige Berücksichtigung eines

nichtklinischen Surrogates kann womög- lich letztlich die Sicht auf eine Optimie- rung der Therapie verstellen.

Mit DXA gemessene Knochen- dichte nicht überbewerten

Durchgeführte Therapien mit Bisphospho- naten erhoben die DXA zum Goldstan- dard, wenn es um die Dokumentation ihres Produkteerfolges ging. Doch DXA vermittelt gemäss Steven Boonen vom belgischen University Center for Metabo- lic Diseases, Leuven, nur eine unvollstän- dige Abschätzung der Knochenqualität.

Dies erinnert uns an die Problematik, die damit verknüpft ist, wenn bei der Be- handlung eines Patienten nicht auf klini- sche Endpunkte, sondern nur auf Surro- gatmarker abgestützt wird. Somit scheinen Studien mit Surrogatmarkern ungeeignet, hingegen sorgfältig durchgeführte Stu- dien mit harten klinischen Endpunkten sehr nützlich zu sein.

Klinische Langzeitdaten offen legen!

Analoge Überlegungen gelten auch für die Osteoporose: Mit dem erweiterten Verständnis über den Knochenstoffwech- sel und die Wirkung der verschiedenen Bisphosphonate wird immer deutlicher, dass der Therapieerfolg auch bei der Osteoporose letztendlich nur klinisch ge- messen werden darf und dass bei der Wahl des geeigneten Bisphosphonates sein Wirkmechanismus eine ganz entschei- dende Rolle spielt. Hier nun kommt er- neut die Mikroarchitektur ins Spiel: Ver- bleibt ein Bisphosphonat zu lange im Knochen, so kann möglicherweise der Umbauprozess ungünstig beeinflusst wer- den. Diese derzeit theoretische Vermu-

Osteoporosetherapie: Nur klinische Resultate zählen

Ein Bericht vom European Symposium on Calcified Tissues (ESCT)*

* Die Veranstaltung fand vom 5.–9. Juni 2004 in Nizza statt.

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tung bedarf dringend einer Klärung, so- wohl auf der physiologischen Ebene wie auch klinisch. Eine endgültige Beurteilung dieser Annahme lässt sich wohl nur vor- nehmen, wenn die Firmen nicht nur auf Surrogatmarkern basierende Langzeitda- ten, sondern auch ihre klinischen Langzeit- daten (über fünf Jahre) auf den Tisch legen.

Dies ist derzeit bezüglich der klinischen Daten, wie Lindsay meinte, nur bei Rise- dronat der Fall. Es habe sich für dieses Bis- phosphonat erwiesen, dass die Behand- lung die Rate des «Bone Turnover» auf ein wünschbares Mass reduzieren lässt.

Nur die Klinik zählt

Vergleichende Rückschlüsse werden auch aus retrospektiven Untersuchungen gezo- gen. Hierzu haben Watts et al. eine Erhe- bung bei mehreren tausend Patienten publiziert, die entweder Risedronat, Alen- dronat oder Calcitonin erhielten (J Manag Care Pharm. 2004; 10(2): 142–51). Nicht das Mass von DXA kam in dieser Studie zur Anwendung, sondern einzig und allein die Frakturrate (klinisch auffällige Nichtwirbelfrakturen) nach sechs und zwölf Monaten Therapie. Nach zwölf Mo- naten betrug die Mehrreduktion der Frak- turrate von Risedronat gegenüber Alen- dronat 59 Prozent (p = 0,049). Calcitonin

schnitt nur unwesentlich schlechter ab als Alendronat, war hingegen signifikant schlechter als Risedronat. Diese Studie hat laut Robert Lindsay von der Columbia Uni- versity, New York, gezeigt, dass es wichtig ist, zur Beurteilung der Wirksamkeit eines Bisphosphonates nicht ausschliesslich die vertebralen Frakturen zu beobachten, sondern auch alle anderen Frakturen zu erfassen. Als Grund nennt er folgenden:

Viele vertebrale Frakturen verlaufen stumm und können somit nicht korrekt erfasst werden, wohingegen jeder andere Frak- turort in der Regel klinisch unverzüglich manifest wird.

Es zeigt sich somit, laut Boonen, dass die verschiedenen Bisphosphonate nicht auf- grund der DXA-Messungen beziehungs- weise der BMD-Endpunkte miteinander verglichen werden können. Was einzig zählt, sind die klinische Beobachtung und die Messung der klinischen Endpunkte.

Nachhaltigkeit schützt vor Überraschungen

Eine sehr wichtige Rolle spielt im Kno- chenstoffwechsel der «Bone Turnover»

beziehungsweise die Art und Qualität des Knochenneuaufbaus (Remodelling). Im Rahmen des Remodellings kommt es zu einer Ausbesserung der Mikrostruktur.

Mikrorisse, so wie sie ständig selbst unter normalen Umständen im trabekulären und kortikalen Bereich entstehen, werden entfernt. Der dabei stattfindende Knochen- umbau folgt hierbei aufgrund fein abge- stimmter Prozesse, in die bei der Therapie der Osteoporose mit den Bisphosphona- ten eingegriffen wird. Wichtig ist die Be- urteilung der Mineralisation, Grösse der Mineralkristalle sowie der Kollagenver- knüpfungen. Es ist entscheidend, den Ein- fluss der Bisphosphonate in diesen Pro- zess exakt zu verstehen, um die Qualität des neu entstehenden Knochens – und damit auch der Behandlung – besser be- urteilen zu können. Schliesslich spielen neben dem Remodelling für Lindsay auch die Struktur- und Materialeigenschaften eine wichtige Rolle. Lindsay betont, dass diese Eigenschaften bei der Therapie langfristig im Auge behalten werden müssen. ●

Dr. med. Thomas Ferber Postfach 412 8201 Schaffhausen E-Mail: thomasferber@mail.ru

Interessenlage: Der Autor nahm an dem Sym- posium auf Einladung von Aventis teil. Als Quelle des Beitrages dienten zudem eigene Recherchen.

Osteoporosetherapie: Nur klinische Resultate zählen

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