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Polytoxikomanie: Neuronale Korrelate von Persönlichkeit, Bindung und Sucht. Master Thesis

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Academic year: 2022

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Tscheschner Sebastian BSc.

Polytoxikomanie:

Neuronale Korrelate von

Persönlichkeit, Bindung und Sucht

Master Thesis

Zur Erlangung des akademischen Grades eines

Master of Science (MSc.) an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

Priv.--Doz. Mag. Dr.rer.nat. Dr.scient.med. Human Unterrainer Institut für Psychologie

2015

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Danksagung

Die hier vorliegende Studie ist Teil eines umfassenden Forschungsprojektes, welches in Kooperation des Instituts für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz und dem

"Grünen Kreis" (Verein zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen) entstanden ist. Ich bedanke mich hiermit bei all jenen, die diese Studie ermöglicht haben, sei es durch fachliche Expertise, Hilfe bei der Auswertung oder schlicht und einfach, durch ein offenes Ohr. Besonderen Dank möchte ich an Herrn Assoz. Univ.--Prof. Mag. Dr.rer.nat. Andreas Fink und Herrn Priv.-doz. Mag. Dr.rer.nat. Dr.scient.med. Human-Friedrich Unterrainer aussprechen, welche mich und unsere Forschungsgruppe sowohl fachlich als auch menschlich unterstützt haben. Weiterer Dank gebührt Herrn Mag. Dr.rer.nat. Karl Koschutnig und Herrn Thomas Zussner; BSc., ohne die ein reibungsloser und unkomplizierter Ablauf der MRT- Untersuchung sowie eine rasche und unkomplizierte Auswertung der darin gewonnenen Daten nicht möglich gewesen wäre.

Vielen Dank auch an Frau Dr. Url und Frau Dr. Wagner-Skacel, welche uns bei der medizinischen Betreuung der Klienten des "Grünen Kreises" im Zuge der MRT-Untersuchung unterstützt haben. Ebenso möchte ich meinen Kollegen Herrn Jürgen Fuchshuber; Bsc, Frau Mag.a Anja Dornhofer; Bsc sowie Frau Elena Brandstätter; Bsc. danken. Besonders danken möchte ich an dieser Stelle auch Herrn Christoph Glatz, Bsc., welcher uns als Praktikant bei der Auswertung und Eingabe der Daten unterstützt hat. Ohne solch ein tatkräftiges Team hätte dieses Projekt nicht so schnell und reibungslos ablaufen können. Weiterer Dank gilt allen MitarbeiterInnen des "Grünen Kreises", welche uns sowohl bei der Organisation als auch beim Ablauf unterstützt haben. Auch an alle Teilnehmer dieser Studie soll an dieser Stelle noch einmal unser Dank ausgesprochen werden. Ohne ihre Unterstützung wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.

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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung...5

Abstract...6

Einleitung...7

Übersicht psychotroper Substanzen...8

Ätiopathogenese der Sucht...11

Neuronale Mechanismen der Sucht...11

Negative neuronale Effekte des Drogenkonsums...13

Persönlichkeit und Sucht...14

Bindung und Sucht...15

Polytoxikomanie...16

DTI-Messverfahren...17

Fragestellung / Ziele der Studie...18

Methode...20

Beschreibung der Stichprobe...20

Untersuchungsmaterialien...23

Behaviorale Testung...23

Soziodemographischer Fragebogen...23

Berliner Intelligenzstruktur-Test (BIS)...23

Affective Neuroscience Personality Scale (Brief Form - BANPS)...24

Multidim. Inventar zum religiös-spirituellen Befinden (MI-RSB 48)...24

Brief Symptom Inventory (BSI-18)...25

Adult-Attachment Scale (AAS)...25

Test zum schöpferischen Denken – Zeichnerisch (TSD-Z)...25

Fragebogen zu kreativen Aktivitäten und Leistungen (FKAL)...26

Inventar der Persönlichkeitsorganisation (IPO-16)...26

Schizotypal Personality Questionnaire (SPQ-G)...27

Wonderlic Personnel Test (WPT)...27

MRT - Testung...28

Untersuchungsablauf...28

Behaviorale Testung...28

MRT - Testung...29

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Analyse der behavioralen Daten...30

Analyse der MRT - Daten...31

Vorverarbeitung...31

Vorbereitung Gruppenstatistik...31

Gruppenstatistik...32

Kombinierte Analyse...32

Ergebnisse...33

Voraussetzungsprüfung...33

Gruppenvergleiche...33

DTI-Analyse...36

Kontrollvariablen...36

Fraktionale Anisotropie (FA)...36

Zusätzliche Maße der Weißen Masse (MD, AD, RD)...37

Behaviorale Korrelate der DTI-Analyse...37

Über die gesamte Stichprobe (KG + SG)...37

Gruppenspezifische Korrelate...40

Diskussion...42

Behaviorale Ergebnisse...43

Ergebnisse der DTI-Messung...45

Zusammenhang: CC - WPT...47

Zusammenhang: Bindung - FLI...47

Einschränkungen der vorliegenden Studie...48

Conclusio und Ausblick...50

Literaturverzeichnis...51

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Zusammenfassung

Einleitung: Die Erforschung von Sucht und Abhängigkeitsmechanismen scheint ein zentrales Forschungsthema im 21. Jahrhundert zu werden. Die hier vorliegende Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen langjährigen Drogenkonsums im Hinblick auf die Integrität der weißen Masse und die daraus resultierenden Einschränkungen in Bereichen der Persönlichkeit und der kognitiven Leistungsfähigkeit.

Methode: Zu diesem Zweck wurde eine Gruppe von Suchtpatienten (nSG = 33) mit einer Kontrollgruppe (nKG = 43) verglichen. Während die Integrität der weißen Masse über ein DTI- Verfahren erfasst wurde, wurden die behavioralen Variablen (Intelligenz, Bindungsstil, Persönlichkeit) über ein Papier-Bleistift-Verfahren erhoben.

Ergebnisse: Suchtpatienten wiesen eine geringere kognitive Leistungsfähigkeit sowie erhöhte Werte in Persönlichkeitsvariablen auf, die mit Wut, Angst bzw. Trauer assoziiert werden. Bei den verwendeten Bindungsstilen zeigte sich, dass die Suchtgruppe (SG) höhere Werte in einem angst-bezogenen Bindungsstil aufweist als die Kontrollgruppe (KG). Einschränkungen in der weißen Masse zeigten sich vor allem in Bereichen des Corpus Callosum (CC) sowie des Fasciculus Longitudinalis Inferior (FLI). Dies äußerte sich durch eine niedrigere fraktionale Anisotropie (SG < KG) bzw. eine erhöhte radiale Diffusivität (SG > KG) in den entsprechenden Bereichen. Schlussendlich war es möglich die Defizite im FLI mit einem erhöhten ängstlichen Bindungsstil und jene im CC mit Einschränkungen in der kognitiven Leistungsfähigkeit in Verbindung zu bringen.

Diskussion: Die hier gefundenen Forschungsergebnisse sind weitgehend kompatibel mit bisherigen Befunden aus der Literatur. Die Tatsache, dass langjähriger Drogenkonsum Einschränkungen in der kognitiven Leistungsfähigkeit zur Folge hat, wurde bereits durch zahlreiche andere Studien propagiert, und konnte weitestgehend bestätigt werden. Der FLI wurde bisher mit einer geringeren Handlungskontrolle in Verbindung gebracht. Inwiefern ein angst-bezogener Bindungsstil Einfluss auf diesen Befund hat, kann im Rahmen dieser Studie nicht geklärt werden, ist jedoch eine gute Grundlage für weiterführende Forschungsarbeiten.

Schlagwörter: Polytoxikomanie, DTI, Persönlichkeit, Bindungsstile, Intelligenz

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Abstract

Introduction: Addiction and substance dependance seem to be one of the major research fields of the 21st century. This experiment seeks to explain the effects of long-term drug abuse on white matter integrity and on behavioral variables, like personality, styles of attachment or cognitive abilities.

Method: Therefore we compared a group of former substance abusers (nPG = 33) and a control group (nCG = 43). While DTI was used to acquire data on white-matter integrity, behavioral variables were obtained by a pen and paper – questionnaire.

Results: The polydrug-group showed higher scores in a fear-based attachment style, and achieved higher scores in neuroaffective personality variables associated with anger, fear or sadness. In addition the polydrug-group showed impairments regarding cognitive abilities in contrast to the control group. In case of white-matter integrity, impairments were found in areas of the corpus callosum (CC) and the fasciculus longitudinalis inferior (FLI). This was shown through expected values in fractional anisotropy (PG < CG) and radial diffusivity (PG

> CG). Additionally we were able to link behavioral data with neurological deficits.

Significant correlations were found between intelligence and clusters in the CC and a fear- based attachment style and clusters in the FLI.

Discussion: The results shown in this study are mostly compatible with results of prior studies. The significant impact of chronic substance abuse on cognitive abilities were successfully shown in this experiment. As seen in prior studies, the FLI was linked with an impaired action control. The significance of a fear-based attachment style in the context of an impaired action control could not be explained in this paper, but serves as a solid foundation for further research.

Keywords: Polydrug dependence, DTI, personality, attachment styles, intelligence

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Einleitung

„Ich lebte in einem Zimmer in der Altstadt von Tanger. Ich hatte seit einem Jahr nicht gebadet, hatte mich nicht um- oder ausgezogen, außer um stündlich eine Nadel in das faserige, graue, hölzern-verwitterte Fleisch eines Süchtigen im Endstadium zu stoßen.“ (Burroughs, S. 296)

Mit diesen drastischen, autobiographischen Zeilen beschreibt William S. Burroughs die Welt eines Drogenkonsumenten im Endstadium seiner Drogenkarriere. Die Sucht hat sämtliche Lebensbereiche des Konsumenten übernommen ohne anderen Interessen irgendeinen Platz einzuräumen. Das Phänomen Sucht schließt jedoch weit mehr ein als nur den Konsum gewisser Substanzen über einen längeren Zeitraum. Vielmehr besteht in der heutigen Zeit die Problematik einer Suchterkrankung darin, dass diese von einem sozialen Abstieg begleitet wird, welcher den Konsumenten in einen Teufelskreis und somit in eine fortdauernde Abwärtsspirale führt (Kienast et al., 2011).

Der reine Konsum an sich ist eine Tätigkeit, die seit Beginn der Menschheitsgeschichte Anwendung findet (Crocq, 2007). Je nach Kultur und geographischen Gegebenheiten wurden Substanzen im Rahmen religiöser Praktiken oder als Medikament konsumiert. Die Ge- und Verbote in Bezug auf die einzelnen, verfügbaren Substanzen änderten sich ebenfalls von Zeit zu Zeit, was teilweise mit dem Aufkommen neuer Substanzen oder anderen Entwicklungen in Zusammenhang stand (Crocq, 2007).

Auch scheint das Phänomen der Abhängigkeit von bestimmten Substanzen selbst in der Antike nichts Unbekanntes gewesen zu sein. So weist beispielsweise Aristoteles auf die Effekte eines Alkoholentzugs hin und warnt vor Gefahren des Alkoholkonsums während einer Schwangerschaft. Auch der römische Arzt Celsus weist darauf hin, dass Sucht keine Form von Willensschwäche oder anderweitigen Einschränkungen ist, sondern vielmehr die Charakteristika einer Krankheit erfüllt (Crocq, 2007).

Celsus sollte mit seiner Hypothese Recht behalten. Heute sprechen wir von einer sogenannten Suchterkrankung, welche sich klar von anderen psychologischen Erkrankungen abgrenzt. Laux (2009) definiert Sucht als einen „Zustand periodischer oder chronischer Intoxikation, verursacht durch den Gebrauch psychotroper Substanzen, der für das Individuum und die Gesellschaft schädlich ist.“

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Zur besseren Differenzierung der Suchterkrankung schlug die WHO 1986 vor, die Begriffe „Sucht“ und „Abhängigkeit“ zu trennen. Während „Sucht“ den stoffungebundenen Bereich beschreibt, bezieht sich „Abhängigkeit“ auf stoffgebundene Bereiche (Laux, 2009).

Da sich diese Unterscheidung jedoch nicht durchsetzen konnte und beide Begriffe auch in der Fachliteratur immer noch synonym verwendet werden, wird auch im Rahmen dieser Arbeit auf diese begrifflichen Unterschiede nicht Rücksicht genommen. Abhängigkeit und Sucht werden in den folgenden Zeilen synonym verwendet.

Im ICD-10 wird die Suchterkrankung als Abhängigkeitssyndrom mit dem Schlüssel F1x.2 geführt. Für eine erfolgreiche Diagnose laut ICD-10 müssen aus einer Reihe von Kriterien mindestens drei über einen Monat lang zutreffen (Kienast et al., 2011):

• Starker Wunsch bzw. Zwang die Substanz zu konsumieren

• Verminderte Kontrollfähigkeit über den Konsum

• Entzugssyndrome bei Absetzen der Substanz

• Ausbildung einer Toleranz gegenüber der Substanz

• Steigerung der Konsummenge für einen vergleichbaren Effekt

• Vernachlässigung anderer Vergnügungen / Aktivitäten

• Anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen

Übersicht psychotroper Substanzen

Im folgenden Abschnitt werden verschiedene Substanzgruppen kurz beschrieben.

Besonderes Augenmerk wird auf die jeweiligen Rausch- bzw. Entzugssymptome der jeweiligen Substanzgruppe gelegt. (Für einen genaueren Überblick siehe: Kienast et al., 2011;

Cami, & Farré, 2003; Pinel, 2007)

Beim Tabakkonsum werden mehr als 4000 chemische Substanzen absorbiert. Die Wichtigste davon ist das Nikotin. Rauchen führt, bei entsprechender Gewöhnung, subjektiv zu einem Verlust des Hungergefühls, zu Entspanntheit und gesteigerter Aufmerksamkeit. Häufige Entzugssymptome des Rauchens sind das starke Verlangen nach der Substanz, Depression, Angst, nervöse Unruhe, Reizbarkeit sowie Verstopfung und Schlaf- bzw.

Konzentrationsstörungen. Bei sehr starkem Rauchen kann es außerdem zu Amputationen verschiedener Gliedmaßen („Raucherbein“) aufgrund von Unterversorgung der Blutgefäße kommen.

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Alkohol ist eines der am häufigsten konsumierten Sedativa der Welt. In niedrigen Dosen wirkt Alkohol stimulierend und erleichtert soziale Interaktionen. Bei zu hohem Konsum kann es jedoch zu verschiedensten motorischen und kognitiven Einschränkungen bis hin zur Bewusstlosigkeit kommen. Entzugssymptome sind bei mäßigen Trinkern eher schwach ausgeprägt. Diese Symptome werden als Kater bezeichnet und bestehen aus Übelkeit, Kopfschmerzen sowie Zittern und Erbrechen. Bei schweren Trinkern verläuft der Alkoholentzug jedoch in drei Phasen. In der ersten Phase kommt es zu ähnlichen Symptomen wie bei gemäßigten Trinkern, jedoch in einer weit stärkeren Ausprägung. Zusätzlich können bei starken Trinkern Halluzinationen auftreten. In der zweiten Phase kommt es zu Krampfanfällen. Die dritte Phase wird als Delirium Tremens bezeichnet. Anzeichen dafür sind Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Agitiertheit, Verwirrtheit, Hyperthermie und Tachykardie.

Cannabinoide werden aus der Pflanze Cannabis sativa gewonnen. Neben dem Konsum als Rauschmittel findet Cannabis auch im medizinischen Bereich Anwendung.

Konsumiert wird Cannabis häufig als Marihuana (getrocknete Blütenstände der Pflanze), oder als sogenanntes Haschisch (Harz der Pflanze). Hauptverantwortlich für die psychedelische Wirkung von Cannabis ist das sogenannte THC (δ9-Tetrahydrocannabinol). Marihuana weist einen THC-Gehalt von 3-7% auf, während Haschisch über einen THC-Gehalt von bis zu 14%

verfügen kann. Häufig berichtete Wirkungen des Cannabis-Konsums sind ein gesteigertes Wohlbefinden, gehobene Stimmung und Entspannung. Weiters kommt es durch den Konsum zu einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses und zu einer Veränderung der Reaktionszeit. Bei chronischem Konsum und entsprechender Vulnerabilität des Konsumenten kann es zu schizophren-psychotisch anmutenden Symptomen kommen. Entzugssyndrome treten nach ca.

ein- bis zweieinhalb Wochen nach dem letzten Konsum auf. Diese beinhalten unter anderem den Drang, die Substanz zu konsumieren, Appetitminderung, Schlafstörungen, Affektlabilität, Angst und noch eine Reihe weiterer Symptome.

Opioide finden wie auch Cannabis sowohl als Rauschmittel als auch im medizinischen Bereich Verwendung. Das in den Industriestaaten am häufigsten konsumierte Opioid-Rauschmittel ist Heroin. Heroin gilt neben Kokain als eine der Substanzen, die über ein überaus hohes Abhängigkeitspotential verfügen. Die euphorisierende Wirkung des Opiums kommt vor allem durch die μ-Opioidrezeptoren im Gehirn zustande. Bei intravenöser Anwendung von Heroin kommt es nach wenigen Sekunden zum sogenannten „Kick“, einem euphorischer Zustand, welcher etwa 10-30 Minuten andauert. Nach dem „Kick“ kommt es zu

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emotionaler Irratibilität. Entzugssyndrome von Opioiden können Fieber, Diarrhöe, Gänsehaut, Übelkeit und Erbrechen sowie Muskelschmerzen und Krämpfe umfassen.

Kokain wird aus den Blättern der Kokapflanze gewonnen, welche in Südamerika heimisch ist. Ursprünglich wurde Kokain zur Lokalanästhesie und zur Behandlung von Depressionen in der Medizin eingesetzt. Kokain kann sowohl geraucht, als auch oral / nasal oder intravenös konsumiert werden. Die Wirkung des Kokainkonsums umfasst Symptome wie Euphorie, Hochgefühl, Selbstüberschätzung, allgemeine Leistungssteigerung uvm. Wird die Substanz abgesetzt, kommt es bereits nach wenigen Stunden bis Tagen zu Entzugssyndromen.

Diese umfassen Phänomene wie Müdigkeit, lebhafte und unangenehme Träume, Insomnie / Hypersomnie, psychomotorische Hemmung oder Erregtheit und vermehrter Appetit.

Amphetamine / Ecstasy werden - wie auch Kokain - zu den Psychostimulanzien gezählt. Amphetamine wirken länger und werden daher in niedrigeren Frequenzen konsumiert als beispielsweise Kokain. Die erlebten Auswirkungen des Amphetaminkonsums sind mit jenen von Kokain weitgehend ident. Allerdings treten seltener Abhängigkeits- oder Toleranzentwicklungen auf. Die Entzugssyndrome von Amphetaminen sind mit jenen von Kokain vergleichbar.

Die halluzinogenen Substanzen werden in zwei Subkategorien unterteilt. Klassische Halluzinogene, wie beispielsweise LSD oder Meskalin, weisen eine chemische Verwandtschaft zu Serotonin auf. Atypische Halluzinogene, wie beispielsweise verschiedenste Nachtschattengewächse oder Ketamin, wirken zusätzlich sedierend und beeinflussen die Aktivität von GABA- und Glutamat-Rezeptoren. Der Konsum halluzinogener Substanzen hat eine psychoseähnliche Veränderung des Bewusstseins zur Folge. Es kommt zu einer veränderten Rezeption von Außenreizen und die Verarbeitung rationaler Gedankengänge und affektiver Impulse ist stark eingeschränkt. Eine besonders negative Folge langjährigen Konsums halluzinogener Substanzen kann eine sogenannte Drogenpsychose bzw.

drogeninduzierte Psychose sein.

Inhalanzien bzw. Lösungsmittel sind psychotrope Substanzen, welche sich in Klebstoffen, Benzin, Reinigungs- und Arzneimitteln, aber auch in Haarsprays finden. Bei chronischem Gebrauch kann es zu Hirn- und Nervenschädigungen sowie zu Leber- und Nierenfunktionsstörungen kommen. Entzugssyndrome sind bei Lösungsmitteln überwiegend mild ausgeprägt.

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Abhängigkeiten von Sedativa und Hypnotika, wie beispielsweise Benzodiazepine besitzen eine breite Wirkungspalette. Einerseits unterstützen sie die Einschlafphase und wirken in geringen Dosen entspannend und direkt nach der Einnahme euphorisierend. Bei stärkerer Dosierung treten Symptome auf, die von Trunkenheit und Rededrang, bis hin zu Schlaf und Koma verlaufen. Entzugssyndrome reichen von Tachykardie, Tremor, Schlafstörungen und Albträumen bis hin zu zerebralen Krampfanfällen.

Ätiopathogenese der Sucht

Sucht wird als ein komplexes Zusammenspiel von biopsychosozialen Faktoren verstanden, die einen Menschen ausmachen (Laux, 2009). Dies kann um einen vierten, spirituellen Faktor erweitert werden (Unterrainer & Ladenhauf, 2002). Diese Faktoren stehen in einer konstanten Wechselwirkung zueinander, welche sich entweder förderlich oder hinderlich auf die Entwicklung einer Abhängigkeit / Sucht auswirken. Spezifische Ausprägungen in den einzelnen Faktoren können einerseits genetisch bedingt sein, oder werden in Folge neurologischer Veränderungen in der Adoleszenz herausgebildet. Je nach Ausprägung und Zusammenspiel kann dies schlussendlich in einer Suchterkrankung enden (Yücel et al., 2007).

Neuronale Mechanismen der Sucht

Aus einer neurologischen Perspektive heraus betrachtet, ist Sucht das Ergebnis eines komplexen Lernprozesses (Cami, & Farré, 2003; Kalivas et al., 2005). Areale, welche immer wieder mit Sucht in Verbindung gebracht werden, sind das dopaminerge Transmittersystem, der Nucleus Accumbens, das Striatum, die Area Tegmentalis Ventralis sowie der präfrontale Kortex.

Besonders dem Nucleus Accumbens und dem dopaminerge Transmittersystem spricht man eine Schlüsselrolle im Phänomen Sucht zu. Veränderungen in diesen Arealen scheinen gute Prädiktoren für eine Suchterkrankung zu sein (Eysenck, 1997). So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass Dopamin, welches in den Nucleus Accumbens ausgeschüttet wird, einen euphorischen Zustand auslöst. Dieser Mechanismus kann als positiver Verstärker im System Sucht gedeutet werden (Cami, & Farré, 2003).

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Weiters wird der Nucleus Accumbens auch mit dem Suchteinstieg in Verbindung gebracht. Je weniger Dopamin D2/3 Rezeptoren im Nucleus Accumbens ausgebildet waren, desto wahrscheinlicher war es, dass sich eine Abhängigkeit entwickelte (Everitt et al, 2008).

Das Striatum scheint im Übergang von hedonistischem Substanzkonsum zu zwanghaftem Substanzkonsum eine Rolle zu spielen. Am Anfang einer Drogenkarriere scheint die eher hedonistisch-konnotierte „drug taking“-Phase, in der der Konsum von Substanzen dem persönlichen Vergnügen dient, im Vordergrund zu stehen. In dieser Phase zeigen sich Aktivierungen hauptsächlich im ventralen Teil des Striatums. In der darauf folgenden zwanghaften „drug seeking“-Phase, in der der Konsum der Substanz nichts Hedonistisches mehr an sich hat, zeigen sich Aktivierungen im dorsalen Teil des Striatums, nicht jedoch im ventralen Teil. Es scheint also zu einem Transfer der Aktivierungen vom ventralen Teil des Striatums zum dorsalen Teil zu kommen. Dieser Vorgang scheint über das dopaminerge Transmittersystem moderiert zu werden (Everitt et al., 2008).

Die Area Tegmentalis Ventralis scheint als Aktivator des dopaminergen Transmittersystems zu fungieren. Als Antwort auf einen motivationalen Stimulus wird Dopamin in unterschiedlichste Regionen des Gehirns ausgeschüttet, unter anderem in denen des Nucleus Accumbens und des präfrontalen Kortex. Dieser Vorgang aktiviert das motivationale Handlungssystem im Gehirn und führt letztendlich zu einem zielgerichteten, adaptiven Verhaltensmuster, was sich im Konsum der jeweilig begehrten Substanz äußert (Kalivas et al., 2005).

Der präfrontale Kortex wird vor allem mit inhibitorischer Kontrolle in Verbindung gebracht, welche den Drogenkonsum oder andere Begehren herunterregelt, bzw. moderiert.

Diese inhibitorische Kontrolle wird jedoch bei anhaltendem Drogenkonsum zunehmend negativ beeinflusst und scheint eine plausible Erklärung für die verminderte Handlungskontrolle bei langjährigen Drogenkonsumenten zu sein (Feil et al., 2010). So finden sich beispielsweise auch bei anderen Modellen, welche die Entstehung eines Abhängigkeitssyndroms abbilden, am Ende negative Einschränkungen des präfrontalen Kortex (Kalivas et al., 2005).

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Negative neuronale Effekte des Drogenkonsums

Negative Folgeerscheinungen langjährigen Drogenkonsums betreffen sowohl graue als auch weiße Masse sowie die kortikale Dicke (Fröhlich, Hiebler, Ragger, 2014). Eine der am häufigsten betroffenen Regionen stellt das Corpus Callosum dar (Moeller et al., 2005;

2007; Bora et al., 2012; Ersche et al., 2012). Da das Corpus Callosum wesentlich an der Interaktion beider Hirnhälften beteiligt ist, führen Schädigungen der weißen Masse in diesem Bereich zu zahlreichen behavioralen Phänomenen.

So werden beispielsweise Einschränkungen der Diskriminationsfähigkeit und der Impulskontrolle mit reduzierter weißer Masse im Corpus Callosum in Verbindung gebracht (Moeller et al., 2005). Jugendlichen Drogenkonsumenten konnte beispielsweise ein risikoreicheres Verhalten nachgewiesen werden als wie Nicht-Drogenkonsumenten (Jacobus et al., 2013). Neben den oben genannten Einschränkungen gibt es starke Indikatoren dafür, dass eine Abnahme der kognitive Leistungsfähigkeit mit einer Abnahme der weißen Masse im Corpus Callosum aufgrund langjährigen Drogenkonsums zusammenhängt (Salo et al., 2009).

Wird die jeweilige Substanz jedoch über einen längeren Zeitraum abgesetzt, so führt dies zu einer Regeneration der Faserverbindungen, unter anderem auch im Corpus Callosum (Xu et al., 2010).

Neben dem Corpus Callosum sind noch zahlreiche andere Bereiche betroffen. So finden sich negative Folgen des langjährigen Drogenkonsums unter anderem im Fasciculus Longitudinalis sowie im fronto-occipitialen Fasciculus. Schäden im Fasciculus Longitudinalis (FL) wurden beispielsweise mit einer verringerten Fähigkeit zur Entscheidungsfindung in Zusammenhang gebracht (Lane et al., 2010). Dies deckt sich mit anderen Befunden, wie beispielsweise Einschränkungen der exekutiven Kontrolle, die auf bestimmte neurologische Einschränkungen zurückgeführt werden (Ersche et al., 2012).

Abschließend lässt sich sagen, dass der Substanzkonsum mit weitreichenden funktionalen Einschränkungen verbunden ist (Bora et al., 2012).

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Persönlichkeit und Sucht

Unzählige Untersuchungen wurden zum Thema Persönlichkeit und Sucht unternommen, um eventuelle kritische Ausprägungen in der Persönlichkeit zu identifizieren, welche eine spätere Suchterkrankung begünstigen (Yücel et al., 2007). Anfangs ging man von einer sogenannten Suchtpersönlichkeit aus, welche besonders häufig unter Drogenkonsumenten anzufinden sei (Eysenck, 1997). Diese Persönlichkeitsform weist laut Eysenck eine erhöhte Ausprägung im Konstrukt Psychotizismus sowie erhöhte Dopaminwerte im Nucleus Accumbens auf (Eysenck, 1997).

Diese Annahme sollte sich jedoch als falsch herausstellen, denn man konnte keine spezielle Persönlichkeitsform identifizieren, welche auf den Großteil der Drogenkonsumenten zutrifft (Laux, 2009). Dennoch ist der Einfluss der Persönlichkeit in Bezug auf das Konstrukt Sucht nicht von der Hand zu weisen. So konnte neben den erhöhten Psychotizismus-Werten (Eysenck, 1997) auch nachgewiesen werden, dass Süchtige niedrigere Werte in den Persönlichkeitsfaktoren Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit aufweisen (McCormick et al, 1998). Weitere Defizite im Persönlichkeitsbereich von Süchtigen befinden sich im Bereich der Selbststeuerung (Menke, 2011) und in Bezug auf das spirituelle Wohlbefinden (Unterrainer et al, 2013).

Neben diesen zahlreichen Einschränkungen konnten auch eine negative Impulskontrolle, Minderwertigkeitsgefühle, ein verringerter Selbstwert und eine geringere Frustrationstoleranz mit einer Suchterkrankung in Verbindung gebracht werden (Ladewig, 2002). Diese Befunde decken sich mit neurologischen Defiziten, welche mit einer negativen Ausprägung in diesen Bereichen einhergehen (Moeller et al., 2005; Jacobus et al., 2013).

Neben kognitiven Einschränkungen als Folge des Substanzmissbrauchs (Salo et al., 2009) scheinen besonders affektiv-behaviorale Merkmale ausschlaggebend für die Entwicklung einer Suchterkrankung zu sein. Besonders interessant in diesem Kontext sind die neuro-affektiven Schaltkreise für Basisemotionen (Panksepp, 1998). Diese Basisemotionen sind basal gelegene Emotionen, welche jedem Säugetier ureigen sind. So beschreiben LUST, CARE und PLAY positive Basalemotionen, welche von einfachem Spiel- und Unterstützungsverhalten bis hin zu sexuellem Verhalten reichen. SEEKING ist beispielsweise verantwortlich für motivationales und sich selbst-verstärkendes Verhalten und beschreibt die grundlegende Motivation, mit der Welt in Kontakt treten zu wollen (Panksepp, 2005). Die Variablen ANGER, FEAR sowie die eigentlich separaten Schaltkreise PANIC, GRIEF und SADNESS (zusammengefasst unter SADNESS im BANPS, siehe Barrett, Robins, & Janata,

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2013) sind relativ selbsterklärend, beinhalten diese doch die Emotionen Wut, Angst sowie Panik bzw. Traurigkeit. Gemäß der Theorie von Panksepp (1998) projizieren diese Basisemotionen, ausgehend vom Hirnstamm, in höhere Bereiche des Kortex, wodurch komplexere Emotionen aus diesen Basisemotionen geformt werden können.

Im Kontext einer Suchterkrankung scheinen vor allem negative Basisemotionen eine Rolle zu spielen. So konnte ein Zusammenhang zwischen dem Risiko einer Abhängigkeitserkrankung und den Basisemotionen SEEKING, FEAR und SADNESS hergestellt werden (Zellner et al., 2011). SEEKING dient in diesem Kontext als Motivator, um eine Bindung herzustellen, welche anschließend über die Schaltkreise LUST bzw. PLAY aufrecht erhalten wird. FEAR und SADNESS sind letztendlich für die Aufrechterhaltung der Bindung an ein Objekt / eine Substanz verantwortlich. So sieht Zellner et al. (2011) nicht unbedingt das positive Verstärkersystem als hauptverantwortliche Komponente einer Sucht, sondern vielmehr Trennungsangst und die damit verbundene Traurigkeit beim Auflösen der Beziehung Konsument – Substanz (Zellner et al., 2011).

Bindung und Sucht

Zahlreiche Studien belegen die Vorteile eines harmonischen Elternhauses und auch bei Sucht scheint ein stabiles soziales Umfeld in der Kindheit ein protektiver Faktor gegen die Ausbildung einer Suchterkrankung zu sein (McArdle et al., 2002). Insbesonders wird eine innige Mutter-Kind Bindung als ein besonders protektiver Faktor hervorgehoben (McArdle et al., 2002).

Während Sigmund Freud Sucht noch als eine Substitutionshandlung für eine nicht erfolgreiche Masturbation ansah (Crocq, 2007), wird heute der Fokus vor allem auf erfolgreiche bzw. nicht-erfolgreiche Bindungserfahrungen im Kindes- und Jugendalter gelegt.

Diese Theorie wurde von John Bowlby und Mary Answorth in den fünfziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts begründet (Bretherton, 1992). Beide erkannten den entwicklungspsychologischen Wert eines gut funktionierenden Elternhauses, der es Kindern erlaubt, stabile Bindungserfahrungen aufzubauen. Dies war für viele Kinder nach dem Ende des zweiten Weltkrieges nicht möglich, und die daraus beobachteten Defizite waren der Grundstein für die Entwicklung der Bindungstheorie (Bretherton, 1992). Heute geht man davon aus, dass sichere Bindungen eine große Rolle in der Selbstorganisation des Individuums einnehmen (Fonagy & Target, 1997).

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Sind diese nun unsicher bzw. grundlegend negativ, so kommt es zu einer Reihe von negativen Folgeerscheinungen im Erwachsenenalter. Insbesonders auf die affektive Kontrolle scheinen Bindungserfahrungen einen großen Einfluss zu nehmen (Fonagy, Gergele & Target, 2007). Dieser Effekt ist auch bei langjährigen Drogenkonsumenten zu beobachten. So konnte beispielsweise behavioral nachgewiesen werden, dass Süchtige einen von Angst bzw.

Vermeidung besetzten Bindungsstil aufweisen (Schindler et al., 2005; Fröhlich, Ragger, Hiebler, 2014).

Polytoxikomanie

Polytoxikomanie bezeichnet den Konsum mehrerer Substanzen. Dieses Phänomen ist bei langjährigen Drogenkonsumenten durchaus verbreitet. So wird beispielsweise deshalb zu einer zweiten Substanz gegriffen, um den Effekt der eigentlichen Haupt- bzw. Leitdroge zu verstärken (Jones, Mogali & Comer, 2012). Ein anderer Grund für das Heranziehen einer zweiten Substanz ist der Versuch einer Selbstmedikation. So wird versucht, negative Nebenerscheinungen, wie beispielsweise Angst oder Schlaflosigkeit, mit Hilfe der Zweitsubstanz zu behandeln (Jones, Mogali & Comer, 2012). Besonders gefährlich ist der Konsum mehrerer Substanzen unter anderem deshalb, da - je nach konsumierter Substanz - unterschiedliche neurologische Areale geschädigt werden (Verdejo-Garcia et al., 2005). Diese Schädigungen haben weitreichende behaviorale Einschränkungen, wie beispielsweise eine verringerte inhibitorische Kontrolle oder verminderte kognitive Flexibilität zur Folge (Verdejo-Garcia et al., 2005).

Polytoxikomanie stellt daher ein nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko dar, da sich durch den kombinierten Konsum die Chance auf eine Überdosis bzw. auf Schäden für die allgemeine Gesundheit der Konsumenten drastisch erhöht (Jones, Mogali & Comer, 2012).

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DTI-Messverfahren

Um die Integrität der weißen Masse zu erfassen, wird auf das DTI-Messverfahren zurückgegriffen. DTI (diffusion tensor imaging) bezeichnet eine Technik der Magnetresonanztomografie (MRT), welche erlaubt, die Integrität und Gerichtetheit der weißen Masse zu messen. Dies geschieht über die Berechnung der Diffusion von Wasserstoffmolekülen innerhalb der weißen Masse. Dabei wird für jeden Voxel ein sogenannter Diffusionstensor (3x3 Matrix) berechnet (Smith et al., 2006). Diese Diffussion kann sowohl isotrop, als auch anisotrop sein. Eine isotrope Diffusion bezeichnet das Phänomen, dass das Wasserstoffmolekül in keine einzelne Richtung diffundiert. Eine einfache grafische Darstellung einer isotropen Diffusion wäre beispielsweise eine Kugel. Ist die Diffusion jedoch anisotrop, so würde die Kugel die Form eines Elipsoids annehmen. Dieser Effekt tritt auf, da die Wasserstoffmoleküle über die Faserverbindungen im Gehirn in eine Richtung gelenkt werden. Gemessen wird die Diffusion auf einem dreidimensionalen Raum mit den Achsen x, y und z. Aus diesen Parametern lassen sich anschließend unterschiedliche Maße berechnen, die im Folgenden kurz dargestellt werden.

Für einen genaueren Überblick über das Thema DTI wird hier auf die Arbeit von de Figueiredo, Borgonovi, & Doring (2011) verwiesen.

Die mittlere Diffusivität (MD = mean diffusivity) wird aus den Werten der drei Achsen x, y und z berechnet. Sie bietet einen allgemeinen Überblick über die Diffusivität innerhalb eines Vektors, d.h. gibt Aufschluss darüber, ob dieser überhaupt gerichtet ist.

Die fraktionale Anisotropie (FA = fractional anisotrophy) gibt Aufschluss über den relativen Anteil der Anisotropie innerhalb eines Vektors. Dabei werden drei Achsen x, y und z in Relation zueinander gesetzt. Dieser Wert reicht von 0 – Isotrop zu einem theoretischen Maximalwert von 1. Treten Schädigungen an der weißen Masse auf, bspw. durch Drogenkonsum, so kann dies zu einer verringerten fraktionalen Anisotropie führen. Viele Studien zum Thema Sucht konnten nachweisen, dass Drogenkonsumenten über eine verringerte fraktionale Anisotropie verfügten (Moeller et al., 2005; Bora et al., 2012; Salo et al., 2009; Qiu et al., 2013).

Die axiale Diffusivität (AD = axial diffusivity) errechnet sich aus der Diffusion der Hauptachse alleine.

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Die radiale Diffusivität (RD = radial diffusivity) wird über die Berechnung des mittleren Wertes der zwei Nebenachsen errechnet. Die radiale Diffusivität gibt Aufschluss darüber, wie stark die Wasserstoffmoleküle im einzelnen Vektor von der Hauptrichtung abweichen. Bei langjährigen Drogenkonsumenten geht man von höheren Werten in der radialen Diffusivität aufgrund der neurotoxischen Schäden aus, die der Konsum verursacht hat (Qiu et al., 2013; Bora et al., 2012).

Fragestellung / Ziele der Studie

Ist das Phänomen Sucht und dessen Mechanismen und Auswirkungen auf den menschlichen Körper bereits sehr komplex, so trifft diese Tatsache in noch viel größerem Maße auf das Phänomen Polytoxikomanie zu. Wie genau dieser kombinierte Konsum sich auf die neurologische Struktur auswirkt und welche Mechanismen dahinterstecken, konnte noch nicht genau geklärt werden. Auch wenn mittlerweile immer mehr zum Thema Polytoxikomanie geforscht wird, so stellen sich doch immer wieder neue Fragen, welche beantwortet werden sollen. Ziel dieser Studie ist es, die Arbeit unserer Vorgänger (Fröhlich, Hiebler, Ragger, 2014) weiterzuführen und mehr über die neurologischen Auswirkungen von polytoxem Substanzmissbrauch und die damit verbundenen behavioralen Einschränkungen herauszufinden.

Zu diesem Zweck wurden ähnlich wie bei den Vorgängerstudien (Fröhlich, Hiebler, Ragger, 2014) auch Suchtpatienten aus dem Grünen Kreis untersucht. Diese Suchtpatienten hatten bereits einen Entzug hinter sich und waren entweder substituiert oder nicht substituiert.

Im Gegensatz zu den Vorgängerstudien wurde in dieser Studie jedoch keine Teilung in substituierte Suchtpatienten und nicht-substituierte Suchtpatienten vorgenommen. Stattdessen wurde der Fokus auf den Aufbau einer Kreativgruppe gelegt, welche als zweite Experimentalgruppe neben den Suchtpatienten fungieren sollte.

Die drei verschiedenen Gruppen (Suchtgruppe, Kreativgruppe, Kontrollgruppe) wurden sowohl per Fragebogen als auch per MRT getestet. Mit den vorgegebenen Fragebögen wurden unterschiedliche behaviorale Konstrukte wie Kreativität, Persönlichkeit, Bindungsstile und kognitive Leistungsfähigkeit erhoben. Im Rahmen der MRT-Untersuchung wurde eine Reihe von unterschiedlichen neurologischen Scans durchgeführt. Diese beinhalteten sowohl Analysen der grauen und weißen Masse, als auch eine Ruhezustandsmessung und ein funktionelles Paradigma.

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Beide Experimentalgruppen sollten in Bezug auf Kreativität, Persönlichkeit, Bindungsstil und kognitive Leistungsfähigkeit mit der Kontrollgruppe verglichen werden.

Abgeleitet aus der Literatur wurden Unterschiede in Bereichen der Persönlichkeit (Persönlichkeitsorganisation, Bindungsstil, Schizotypie, Religiosität), Kreativität und kognitiver Leistungsfähigkeit erwartet. Bezüglich der strukturellen neuronalen Konnektivität wurde erwartet, dass sich die Gruppen in der Struktur der weißen Masse hinsichtlich ihrer Diffusivität und Gerichtetheit (fraktionelle Anisotropie, mittlere Diffusivität, axiale Diffusivität, radiale Diffusivität) unterscheiden. Weiters wurde von einem Zusammenhang zwischen Unterschieden in den Faserverbindungen und Ausprägungen im Bereich der Persönlichkeit (Persönlichkeitsorganisation, Bindungsstil, Schizotypie, Religiosität) ausgegangen.

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Methode

Die hier vorliegende Studie ist Teil eines umfassenden Forschungsprojektes, welches in Kooperation des Instituts für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz und dem Grünen Kreis entstanden ist. Da im Rahmen dieser Studie eine Vielzahl an Daten gewonnen wurde, welche den Rahmen einer einzigen Arbeit bei weitem sprengen würde, beschäftigt sich der hier vorliegende Teil hauptsächlich mit der Integrität der weißen Masse in Abhängigkeit von Persönlichkeit, Bindung und Sucht. Während mein Kollege Herr Jürgen Fuchshuber BSc. seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die graue Masse in Abhängigkeit von Persönlichkeit, Bindung und Sucht richtet, gehen meine beiden Kolleginnen, Frau Mag.a Anja Dornhofer BSc. und Frau Elena Brandstätter Bsc., näher auf das Thema Kreativität und deren neuronale Korrelate ein.

Beschreibung der Stichprobe

Insgesamt wurden im Rahmen dieser Untersuchung 92 Personen per Fragebogen getestet. Diese teilten sich in drei Gruppen auf, wobei die Suchtgruppe 48 Personen umfasste.

Die Kontrollgruppe bestand aus 27 Personen, während sich die Kreativgruppe aus 17 Personen zusammensetzte. Aufgrund der geringen Anzahl an Probanden in der Kreativgruppe, wurde diese in die Kontrollgruppe integriert. Sie bestand nun insgesamt aus 44 Personen.

Während die Kontrollgruppe aus dem studentischen Umfeld der Karl-Franzens- Universität Graz rekrutiert wurde, bestand die Kreativgruppe aus Studenten der Kunstuniversität Graz sowie aus Mitgliedern des Kunstvereins „Roter Keil“ und aus dem Bekanntenkreis der Untersuchungsleiter. Voraussetzung für eine Aufnahme in die Kreativgruppe war eine semi-professionelle kreative Beschäftigung für einen Zeitraum von über zwei Jahren. Diese Beschäftigung reichte von musikalischem Engagement bis hin zu künstlerisch-zeichnerischen Aktivitäten.

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Die Suchtgruppe setzte sich aus stationären Klienten des Grünen Kreises zusammen, welche in den Einrichtungen "Johnsdorf" und „Marienhof“ rekrutiert wurden. Jeder Klient wies eine Diagnose im Schlüssel Abhängigkeitssyndrom (F1x.2) gemäß den Kriterien des ICD-10 auf. Bei der Rekrutierung wurde keine Unterscheidung vorgenommen, ob diese Klienten substituiert oder abstinent waren. Der Grüne Kreis ist eine gemeinnützige Einrichtung in Österreich, welche sich für die ambulante und stationäre Betreuung von Suchtkranken einsetzt.

Aus zeitlichen Gründen konnten jedoch nicht alle Teilnehmer dieser Untersuchung den MRT-Teil absolvieren. Somit teilte sich die Stichprobe zum einen in Probanden, welche sowohl per Fragebogen als auch per MRT getestet wurden, und zum anderen in jene Probanden, die nur per Fragebogen getestet wurden. Im Rahmen dieser Arbeit werden nur jene Personen berücksichtigt, welche sowohl per Fragebogen als auch per MRT getestet wurden. Diese Entscheidung hat vor allem methodische Gründe, da eine konstante Gruppengröße unerlässlich ist.

Diese neue Stichprobe (Fragebogen + MRT) bestand nun aus insgesamt 76 Personen, welche sich in eine Kontrollgruppe, bestehend aus 43 Personen, und eine Suchtgruppe, bestehend aus 33 Personen, unterteilte.

Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, waren die Mitglieder der Suchtgruppe im Durchschnitt um drei Jahre älter als die Mitglieder der Kontrollgruppe. Weiters differenzierte das Alter stärker innerhalb der Kontrollgruppe. Ein großer Teil der Probanden verfügte über eine abgeschlossene Schul- bzw. Berufsausbildung. Hier war der Anteil an Personen mit abgeschlossener Matura, sowohl innerhalb der Kontrollgruppe (n = 28) als auch innerhalb der Suchtgruppe (n = 12) am höchsten. An zweiter Stelle folgten Personen mit abgeschlossener Hochschulbildung. Dies war sowohl innerhalb der KG (n = 12), als auch innerhalb der SG (n

= 7) der Fall. Unterschiede im Bildungsniveau fanden sich bei der Anzahl an Personen mit reinem Pflichtschulabschluss (nKG = 0, nSG = 5) und abgeschlossener Berufsausbildung (nKG = 2, nSG = 9).

Beruflich fanden sich größere Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Während innerhalb der Kontrollgruppe eine große Anzahl an Personen Studenten waren (n = 32), fand sich innerhalb der Suchtgruppe kein einziger Student (n = 0). Genau umgekehrt sah es bei jenen Personen aus, die keinem Beruf nachgingen. Hier fand sich eine große Anzahl innerhalb der Suchtgruppe (n = 21), während innerhalb der Kontrollgruppe nur eine einzige Person keinen Beruf ausübte (n = 1). Für einen genaueren Überblick, siehe Tabelle 1

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Tabelle 1

Übersicht über die soziodemographischen Variablen

KG SG

Variable MW/n SD/n % MW/n SD/n %

Alter 25 3 28 5

Bildungsabschluss Pflichtschulabschluss 0 0.0 % 5 15.2%

Matura 28 65.1 % 12 36.4 %

Berufsausbildung (abgeschlossen) 2 4.7 % 9 27.3 % Hochschule (abgeschlossen) 12 27.9 % 7 21.2 %

Nichts davon trifft zu 1 2.3 % 0 0.0 %

Gesamt 43 100 % 33 100 %

Beruf Schüler 1 2.3 % 0 0.0 %

Arbeitslos 1 2.3 % 21 63.6 %

Studierend 32 74.4 % 0 0.0 %

In Ausbildung 2 4.7 % 1 3.0 %

Angestellt 4 9.3 % 4 12.1 %

Selbstständig 3 7.0 % 1 3.0 %

Pensionist 0 0.0 % 1 3.0 %

Anderes 0 0.0 % 5 15.2 %

Gesamt 43 100 % 33 100 %

Anmerkungen. KG = Kontrollgruppe, SG = Suchtgruppe, MW = Mittelwert, SD = Standardabweichung, n = Anzahl an Personen, n % = relative Anzahl an Personen.

Als Dankeschön für die Teilnahme an dieser Untersuchung bekam jeder Proband am Ende der behavioralen Testung eine kleine Süßigkeit sowie am Ende der MRT-Testung eine CD mit den aufgenommenen Hirnbildern. Weiters wurden die Teilnehmer der Kontroll- bzw.

Kreativgruppe mit einer Aufwandsentschädigung von € 25 entlohnt. Studenten der Psychologie konnten sich statt der € 25 jedoch auch einen Versuchsschein über 3 Stunden ausstellen lassen. Eine Kombination beider Entschädigungen (€ 25 + 3 Stdn. Versuchsschein) war nicht möglich.

Neben dem Ansuchen um ein Förderstipendium wurde auch ein Ethikantrag bei der Ethikkommission der Karl-Franzens Universität Graz gestellt. Sowohl der Ethikantrag (17.12.2014) als auch das Förderstipendium (21.11.2014) wurden positiv beurteilt.

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Untersuchungsmaterialien

Behaviorale Testung

Für den behavioralen Teil dieses Projekts wurde eine Reihe von Fragebögen vorgegeben, welche die Selbsteinschätzung von Persönlichkeitsmerkmalen, Bindungsstilen, Intelligenz und Kreativität behandelten. Sämtliche Fragebögen wurden in Papierform per Hand ausgefüllt. Diese Fragebögen werden nun, gemäß Reihung innerhalb der Testbatterie, kurz vorgestellt.

Soziodemographischer Fragebogen

Neben der Angabe des Probandencodes, welcher sich aus dem ersten Buchstaben des Vor- und Nachnamens sowie dem Geburtsdatum zusammensetzt, wurden noch das Alter, der Beziehungsstand, der Berufsstand und der höchste Bildungsabschluss abgefragt. Weiters wurde noch erhoben, ob die Probanden derzeit regelmäßig Medikamente einnahmen, und ob sie sich derzeit in einer Substitutionstherapie befanden. Abschließend wurde noch ein Drogenscreening vorgenommen, in welchem abgefragt wurde, welche Substanzen konsumiert wurden. Die Antwort wurde in drei verschiedenen Zeitkategorien (in den letzten 30 Tagen / im letzten Jahr / im Leben) erfasst. Dieses Screening wurde sowohl bei den Suchtpatienten als auch bei der Kreativ- und Kontrollgruppe vorgenommen.

Berliner Intelligenzstruktur-Test (BIS)

Aus dem Berliner Intelligenzstruktur-Test (BIS; Jäger, Süß & Beauducel, 1997) wurden die E-Aufgaben vorgegeben, welche der Erfassung des verbalen Einfallsreichtums dienen. Insgesamt wurden vier Aufgaben vorgegeben. Jede Aufgabe bestand aus einem Instruktionsblatt mit einer Beispielfrage und Lösung sowie einem Aufgabenblatt, welches ausgefüllt werden musste. Je nach Aufgabe musste man entweder aus drei vorgegebenen Nomen so viele Sätze wie möglich bilden („MA“-Aufgabe), oder möglichst viele Verwendungsmöglichkeiten für einen bestimmten Gegenstand nennen („AM“-Aufgabe). Bei der dritten Aufgabe („EF“-Aufgabe), mussten Eigenschaften und Fähigkeiten aufgezählt werden, welche Vertreter eines bestimmten Berufes nicht haben sollten. Die vierte und letzte Aufgabe („IT“-Aufgabe) bestand darin, möglichst viele Erklärungen für die Aussage „Warum

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obigen Reihenfolge vorgegeben, und die Probanden hatten jeweils zwei Minuten („MA“,

„AM“, „IT“) bzw. zweieinhalb Minuten („EF“) Zeit, diese Aufgaben zu bearbeiten. Alle vier Aufgaben werden bezüglich Ideenflüssigkeit, d.h. nach Anzahl der korrekten Antworten (ohne Wiederholungen), ausgewertet. Zusätzlich wird bei den Aufgaben „AM“, „EF“, und „IT“ die Ideenflexibilität berücksichtigt. Zu diesem Zweck werden die Antworten Kategorien, gemäß dem Auswertungsmanual, zugeordnet bzw. werden neue Kategorien gebildet, sollte eine Zuordnung in bereits vorhandene Kategorien nicht möglich sein. Das Merkmal Ideenflexibilität wird abschließend über die Summe der Kategorien errechnet.

Affective Neuroscience Personality Scale (Brief Form - BANPS)

Der BANPS (Barrett, Robins, & Janata, 2013) ist eine Weiterentwicklung der

„Affective Neuroscience Personality Scale“, die auf der Forschung von Panksepps sechs neuronal-affektiven Basissystemen aufbaut (Davis & Panksepp, 2011; Davis, Panksepp, &

Normansell, 2003). Diese Basissysteme (PLAY, SEEKING, CARE, FEAR, ANGER, SADNESS) wurden im BANPS um eine weitere Skala („Spirituality“) erweitert. In der Brief- Version des ANPS wurde die Zahl der Items, welche die sechs Basissysteme erfassen von 112 auf 33 Items reduziert. Diese wird auf einer fünfstufigen Ratingskala erfasst (1=starke Ablehnung, 5=starke Zustimmung). Neben diesen 33 Items umfasst die Spiritualitätsskala 12 Items, welche auf einer vierstufigen Ratingskala erfasst werden (1=Starke Ablehnung, 4=Starke Zustimmung). Insgesamt umfasst der BANPS daher 45 Items, wobei in dieser Version bessere Kennwerte erreicht werden als im Original (Barrett, Robins, & Janata, 2013).

Im Rahmen der Auswertung wird für die jeweilige Skala ein Summenscore gebildet.

Multidim. Inventar zum religiös-spirituellen Befinden (MI-RSB 48)

Das multidimensionale Inventar zum religiös spirituellen Befinden (Unterrainer, Ladenhauf, & Huber, 2010) ist ein Instrument zur Erfassung des Konstrukts „religiös- spirituellen Befindens“, welches sich in einen immanenten und einen transzendenten Raum aufteilen lässt. Beide werden über sechs Subskalen („Hoffnung immanent“, „Vergeben“,

„Erfahrungen von Bedeutung und Sinn“, „Hoffnung transzendent“, „allgemeine Religiosität“,

„Allverbundenheit“) erfasst. Die Auswertung erfolgt über die Bildung von Summenscores für die einzelnen Subskalen.

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Brief Symptom Inventory (BSI-18)

Der BSI-18 (Derogatis, 2000) ist eine Kurzform des Brief Symptom Inventory (BSI;

Derogatis & Melisaratos, 1983). In den 18 Items wird das Ausmaß der psychischen Belastung innerhalb der letzten sieben Tage über eine fünfstufige Rating-Skala („überhaupt nicht“ - 0 bis

„sehr stark“ - 4) erfasst. Es werden, neben einem Summenscore über alle Items zur Erfassung der psychischen Belastung, noch separate Skalen für Somatisierung, Depressivität und Ängstlichkeit gebildet.

Adult-Attachment Scale (AAS)

Die Adult Attachment Scale (AAS; Schmidt, Strauss, Höger, & Brähler, 2004) ist ein Selbstbeschreibungsverfahren, welches die bindungsbezogenen Einstellungen erfasst. Die AAS baut weitgehend auf den Arbeiten von Bowlby (Bowlby, 1973; zit. nach Schmidt et al., 2004) auf, welcher postulierte, dass frühe Bindungserfahrungen ausschlaggebend für Bedürfnisse und Verhalten in späteren, bindungsbezogenen Beziehungen sind. Diese Bedürfnisse werden innerhalb des AAS über 15 Items erfasst, und werden über eine fünfstufige Ratingskala („stimmt gar nicht“ - 1 bis „stimmt genau“ - 5) beantwortet.

Insgesamt werden drei Summenscores gebildet, welche die Dimensionen „Offenheit für Nähe“, „Vertrauen in andere Personen“ und „Angst vor Verlassenwerden“ repräsentieren. Ein Summenscore über alle Items wird nicht gebildet.

Test zum schöpferischen Denken – Zeichnerisch (TSD-Z)

Der Test zum schöpferischen Denken – Zeichnerisch (TSD-Z; Urban & Jellen, 2010) wird zur Erfassung der Kreativität einer Person eingesetzt. Aufgabe ist es eine bereits begonnene Zeichnung, bestehend aus einfachen Formen, weiterzuführen und möglichst kreativ zu vollenden. Weiters war es möglich, dem fertigen Kunstwerk einen Titel zu geben.

Für die Vollendung der Zeichnung haben die Versuchspersonen insgesamt 15 Minuten Zeit (exkl. Instruktion). Nach den 15 Minuten wird der Testvorgang abgebrochen. Sind die Versuchspersonen innerhalb der vorgegebenen Zeit fertig, werden diese gebeten, dies per Handzeichen zu signalisieren. Anschließend wird sowohl die benötigte Zeit als auch der Probandencode am Rand des TSD-Z Blattes notiert. Der TSD-Z wird in Bezug auf unterschiedliche Kategorien (bspw.: Zeitaufwand, Unkonventionalität, Verwendung

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schlussendlich ein Summenscore gebildet, welcher das kreative Potential einer Person widerspiegeln sollte.

Fragebogen zu kreativen Aktivitäten und Leistungen (FKAL)

Mit dem FKAL (Jauk et al., 2014) ist es möglich, Aktivitäten und Vertiefungen in verschiedensten kreativen Bereichen zu erfassen. Insgesamt werden acht verschiedene Handlungsfelder (Literatur, Musik, Handarbeiten, Kochen, Sport, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Technik und Naturwissenschaft) behandelt. Diese werden jeweils mit drei sich unterscheidenden Abschnitten abgefragt. Im ersten Abschnitt werden die verschiedensten Aktivitäten in diesem Bereich auf einer fünfstufigen Ratingskala abgefragt. Im zweiten Teil wird erfasst, wie erfolgreich man in diesem Bereich war. Mögliche Erfolge wären beispielsweise, dass man bereits etwas Eigenständiges in diesem Bereich produziert hat, oder dass man etwas eigenständig Produziertes weiterverkauft hat. Abschließend wird noch erfasst, wie lange man bereits in diesem Feld tätig ist. Für die Auswertung werden in jedem der acht Bereiche, sowohl über Abschnitt eins als auch über Abschnitt zwei, Summenscores gebildet.

Am Ende des Tests ist es noch möglich, seine fünf besten, kreativen Leistungen über Textboxen näher zu beschreiben. Dieser letzte Punkt wird jedoch nicht ausgewertet.

Inventar der Persönlichkeitsorganisation (IPO-16)

Der IPO-16 (Zimmermann et al., 2013) umfasst insgesamt 16 Items, welche auf einer fünfstufigen Ratingskala (1 = „trifft nie zu“ bis 5 = „trifft immer zu“) bewertet werden. Der IPO-16 baut auf dem theoretischen Modell von Kernberg auf (1984, 1996; zit. nach Kernberg

& Caligor, 2005). Nach Kernbergs Theorie entwickeln Menschen bereits in früher Kindheit ein relativ stabiles Set an psychischen Funktionen, welche von ihm unter dem Begriff

„Persönlichkeitsorganisation“ zusammengefasst werden. Diese „Persönlichkeitsorganisation“

wird innerhalb des IPO-16 auf 3 Skalen erfasst. Die erste Skala „Identitätsdiffusion“ (ID) beinhaltet die Fähigkeit, stabile und differenzierte Bilder von sich selbst und anderen zu haben. Die zweite Skala „primitive Abwehr“ (PA) beschreibt den Reifegrad der Fähigkeit einer Person, bedrohliche Stimuli erfolgreich zu verarbeiten. Die dritte und letzte Skala

„Realitätsprüfung“ (RP) bezieht sich auf die Fähigkeit, inwieweit eine Person zwischen äußerer und innerer Realität unterscheiden kann. Je höher die Werte in den einzelnen Skalen sind, desto höher ist auch der Grad der Beeinträchtigung in diesem Bereich. Zur Ermittlung

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der Gesamtbeeinträchtigung wird zusätzlich noch ein Summenscore über alle Skalen gerechnet.

Schizotypal Personality Questionnaire (SPQ-G)

Der SPQ-G (Klein, Andresen, & Jahn, 1997) besteht insgesamt aus 74 Items, welche entweder mit „Ja“ (1) oder „Nein“ (0) beantwortet werden. Diese 74 Items teilen sich insgesamt auf neun Skalen (RI = Referenzideen, SA = soziale Angst, MD = ungewöhnliche Glaubensinhalte / magisches Denken, UW = ungewöhnliche Wahrnehmungen, EV = exzentrisches Verhalten, KEF = keine engen Freunde, US = ungewöhnliche Sprache, EA = eingeschränkter Affekt, AW = Argwohn / wahnähnliche Vorstellungen) auf, welche den Symptomdimensionen der Diagnose „schizotype Persönlichkeit“ nach DSM-III-R entsprechen. Die Skalen EA, AW und SA umfassen jeweils acht Items, während die Skalen RI, UW, KEF und US jeweils neun Items, bzw. die Skalen EV und MD sieben Items umfassen. Weiters können diese neun Skalen auf zwei übergeordnete Skalen zusammengefasst werden, welche sowohl die Positivsymptomatik (AW, US, UW, EV, RO und MD), als auch die Negativsymptomatik (KEF, EA und SA) der Schizotypie beschreiben.

Zusätzlich wird noch über alle Items ein Gesamtscore, welcher die generelle Ausprägung der Schizotypie erfasst, gebildet.

Wonderlic Personnel Test (WPT)

Der Wonderlic Personnel Test (Wonderlic, 1999) ist ein Test zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten. Insgesamt besteht der Test aus 50 Items, welche in einem Zeitrahmen von 12 Minuten vorgegeben werden. Die Items sind nach ansteigendem Schwierigkeitsgrad angeordnet. Neben einem offenen Antwortformat, welches eher die Ausnahme darstellt, muss bei einem Großteil der Items aus mindestens zwei Antwortmöglichkeiten ausgewählt werden.

Es wird laufend zwischen verschiedenen Aufgabentypen gewechselt. Manche Items erfordern beispielsweise einfaches Fortsetzen von Zahlenreihen oder Kopfrechnen, andere Items sind wiederum verbal-sprachlicher Natur. Beim WPT wird ein Gesamtscore über die Anzahl der richtigen Antworten gebildet. Prinzipiell wäre es ab einem Alter von 30 Jahren möglich, den Gesamtscore anzupassen, um einer geringeren kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit aufgrund des Alters Rechnung zu tragen. In der hier vorliegenden Studie wurde solch eine Anpassung jedoch nicht durchgeführt.

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MRT - Testung

Der zweite Teil unserer Untersuchung wurde mit einem 3-Tesla Magnetresonanztomografen (SIEMENS MAGNETOM Skyra syngo MR D13) durchgeführt, welcher von der Karl-Franzens Universität Graz in Kooperation mit der Technischen Universität Graz und der Medizinischen Universität Graz für Forschungszwecke genutzt wird.

Inklusive Vor- und Nachbereitung (Aufklärung, Instruktion, Nachbesprechung) betrug der Zeitaufwand für eine Testperson ca. 90 Minuten, wobei sich der Proband ca. 45 Minuten lang im MRT befand. Die DTI-Messung zur Erfassung der Integrität der weißen Masse nahm in etwa 10 Minuten in Anspruch. Zusätzlich wurde, neben einer Messung bzgl. der Anatomie / Volumetrie, noch eine Resting-State Messung und ein funktioneller Scan in Bezug auf Kreativität durchgeführt. Dieser funktionelle Scan beinhaltet die Bearbeitung der Aufgabe Ungewöhnliche Anwendungen (2010), welcher in der hier vorgegebenen Form insgesamt 30 Items umfasst. Die Probanden hatten dabei die Aufgabe, möglichst viele kreative Verwendungsmöglichkeiten für die präsentierten Nomen zu finden, während sie bei Adjektiven möglichst viele Dinge nennen sollten, die diese Eigenschaft erfüllen. Das Verhältnis von Nomen zu Adjektiven betrug 1:1.

Untersuchungsablauf

Behaviorale Testung

Die behaviorale Testung wurde standardmäßig vor der MRT-Testung durchgeführt.

Dies war jedoch aus zeitlichen Gründen bei einigen Probanden nicht möglich und daher kam es auch vor, dass Probanden zuerst die MRT-Testung durchliefen und erst danach behavioral getestet wurden. Es wurde bei der behavioralen Testung darauf geachtet, dass diese in einer möglichst ruhigen und neutralen Umgebung durchgeführt wurde und ausreichend Platz für die Probanden vorhanden war. Während bei der MRT-Testung immer nur einzelne Personen getestet wurden, wurde die behaviorale Testung in Gruppen durchgeführt, wobei es auch hier vorkam, dass einzelne Personen individuell getestet wurden.

Am Beginn der Untersuchung wurden die Teilnehmer über Zweck, Ziele und Ablauf der Studie sowie über die Anonymität der Daten und das Recht auf sofortige Beendigung der Untersuchung, ohne Angabe weiterer Gründe, verbal aufgeklärt. Im Anschluss daran wurde mit dem Ausfüllen der Testbatterie begonnen.

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In Tabelle 2 sind die Tests noch einmal in Reihenfolge der Vorgabe der einzelnen Verfahren, und die jeweils dafür vorgesehene Dauer angeführt.

Tabelle 2

Ablauf der behavioralen Testung (exkl. Begrüßung und Verabschiedung)

Untersuchungsablauf Dauer in Minuten

1. Soziodemographischer Fragebogen 10

2. BIS 15

3. BANPS 5

4. MI-RSB-48 5

5. BSI-18 3

6. AAS 3

Pause 20

7. TSD-Z 17

8. FKAL 8

9. IPO-16 3

10. SPQ-G 6

11. WPT 14

Anmerkungen. Die angegebenen Zeiteinheiten beschreiben die ungefähre Bearbeitungszeit jedes einzelnen Tests ohne individuelle Wartezeiten. Bei manchen Tests (BIS, TSD-Z, WPT) setzt sich die Dauer aus Bearbeitungszeit und Instruktion zusammen. BIS = Berliner Intelligenzstrukturtest, ANPS = Affective Neuroscience Personality Scale (Brief Form), MIRSB = Multidimensionaler Inventar zum religiös-spirituellen Befinden, BSI-18 = Brief Symptom Inventory, AAS = Adult Attachment Scale, TSD-Z = Test zum schöpferischen Denken – Zeichnerisch, FKAL = Fragebogen zu kreativen Aktivität und Leistungen, IPO-16 = Inventar der Persönlichkeitsorganisation, SPQ-G = Schizotypal Personality Questionnaire – German, WPT = Wonderlic Personnel Test

Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich, wurde nach der Vorgabe des AAS eine Pause von 20 Minuten eingelegt. Diese Pause wurde einerseits wegen der langen Testdauer der Testbatterie eingeplant und andererseits wurde auf die Anforderungen des TSD-Z Rücksicht genommen. Ohne eingelegte Pause wären eventuelle Verfälschungen aufgrund der Testlänge nicht auszuschließen gewesen. Mit der Bearbeitung der Verfahren wurde gleichzeitig begonnen, jedoch ergaben sich aufgrund unterschiedlich schneller Bearbeitungszeiten oftmals individuell verschiedene Wartezeiten, bis mit der nächsten Aufgabe begonnen werden konnte.

Bei Aufgaben, welche eine Instruktion erforderten, wurde diese von den Untersuchungsleitern vorgelesen und eventuelle Fragen wurden beantwortet. Danach wurde mit der Bearbeitung der jeweiligen Aufgabe begonnen. Insgesamt betrug die gesamte Bearbeitungszeit der behavioralen Testbatterie ca. 2 Stunden.

MRT - Testung

Am Beginn der MRT - Testung wurden die Probanden noch einmal über ihr Recht auf sofortige Beendigung ohne Angabe weiterer Gründe hingewiesen. Darüber hinaus wurde

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Es wurde am Beginn der Vorbereitung eine Einverständniserklärung vorgegeben, welche die Probanden auf eventuelle Gefahren einer MRT-Testung sowie die verwendeten Untersuchungsparadigmen hinwies. Die Einverständniserklärung beinhaltete auch einen Fragebogen, welcher die MRT-Tauglichkeit der Probanden überprüfte. Bei der Testung der Suchtgruppe war zudem ein Arzt anwesend, welcher das gesamte Prozedere überwachte und eventuelle Unklarheiten bzgl. MRT-Tauglichkeit mit den Probanden abklärte.

Nach Ausfüllen der Einverständniserklärung wurden die Probanden in einem eigens dafür vorgesehenen Raum auf das funktionelle Paradigma vorbereitet. Dabei wurden andere Items für die Ungewöhnlichen Aufgaben (2010) verwendet als in der eigentlichen Untersuchung.

Vor Beginn der eigentlichen MRT-Untersuchung wurde der Proband noch einmal vom radiologisch-technischen Assistenten (RTA) überprüft. Er ging mit den Probanden noch einmal die Einverständniserklärung durch und stellte sicher, dass die Probanden keinerlei metallische Gegenstände mehr am Körper trugen. Im Anschluss wurde der Proband in den Testraum geführt, wo er gebeten wurde sich auf die vorgesehene Liege zu legen. Jeder Proband bekam einen Gehörschutz um die Geräusche des MR-Scanners abzumildern. Weiters bekamen die Probanden die Instruktion, sich möglichst ruhig zu verhalten und sich so wenig wie möglich zu bewegen. Neben der Möglichkeit sich über die gesamte Dauer der Untersuchung hinweg mit dem RTA über eine Gegensprechanlage zu unterhalten, bekam jeder Proband noch einen Signalball in die Hand gedrückt, welcher bei Betätigung ein Notsignal absendete, was den sofortigen Abbruch der Testung zur Folge hatte. Über die Gegensprechanlage wurde der Proband vor dem funktionellen Teil der MRT-Testung, sowie vor dem Resting State – Teil noch einmal genau instruiert, wie er sich in den folgenden Phasen der Untersuchung zu verhalten hatte.

Statistische Analyse

Analyse der behavioralen Daten

Die behavioralen Daten wurden mit dem Statistik Programm IBM SPSS Statistics für Windows in der Version 21 aufbereitet und analysiert.

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Analyse der MRT - Daten

Alle Messungen wurden mit Hilfe eines neuen Verfahrens aufgenommen, bei der die Daten in 2x64 Richtungen erfasst werden, wodurch genauere Ergebnisse zu erwarten sind.

Die DTI-Daten wurden mit einer Auflösung von 2.5 mm³ per Voxel aufgenommen (TR = 3036 ms, TE = 104 ms, FOV = 240 mm², 66 Schichten, Multiband factor = 3).

Vorverarbeitung

Die DTI-Daten wurden mit dem Softwarepaket FSL (FMRIB's Software Library;

Smith et al., 2004) bearbeitet. Als erster Schritt wurden die Rohdaten der DTI-Messungen vom .dcm-Format in das .nii-Format konvertiert. Dieser Verarbeitungsschritt wurde mit dem Programm „MRIcron“ vorgenommen. Anschließend wurde eine sogenannte Top-Up Korrektur vorgenommen. Bei diesem Verfahren werden Informationen aus beiden DTI- Akquisitionen herangezogen, um eine bessere Eddy-Current Korrektur zu ermöglichen. Als Referenzvolumen diente hierbei das b0-Image des Diffusionsdatensatzes. Mit Hilfe eines weiteren Tools von FSL, dem sogenannten Brain Extraction Tool (BET; Smith et al., 2004), wurde eine binäre Maske erzeugt, welche die Trennung zwischen Bereichen des Gehirns und nicht zum Gehirn gehörenden Bereichen vornimmt. Abschließend wurde aus den vorverarbeiteten Daten der Diffusionstensor für jeden einzelnen Voxel berechnet. Mit diesen vorverarbeiteten Daten wurde schlussendlich die mittlere Diffusivität (MD), die fraktionelle Anisotropie (FA), die axiale Diffusion (AD) und die radiale Diffusivität (RD) berechnet.

Vorbereitung Gruppenstatistik

Für die Vorbereitung auf die Gruppenstatistik wurde das Tool TBSS (Tract-Based Spatial Statistics), ein weiteres Tool von FSL, verwendet. (Smith et al., 2006) Mit Hilfe von TBSS wurden die DTI-Daten auf einen sogenannten Standard-Space vereinheitlicht (1x1x1 mm³, MNI152 space). Erst durch die Vereinheitlichung von Auflösung und Raum ist eine Vergleichbarkeit der Daten möglich. Für diesen Prozess wurde ein über alle Aufnahmen dieser Untersuchung gewonnenes, stichprobenspezifisches Standardhirn erstellt. Danach wurde über alle FA-Bilder ein sogenanntes Skeleton generiert. Dieses Skeleton enthält die durchschnittliche FA aller Probanden im Standardhirn. Unter Berücksichtigung dieser mittleren skeletonierten FA ist es möglich, bei der Auswertung der späteren Ergebnisse die

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Somit sind eventuelle Ergebnisse, welche rein aufgrund anatomischer Unterschiede entstehen würden, auszuschließen. Für die Berechnung der skeletonierten FA wurde ein Schwellenwert von .02 gewählt. Dieser Standardwert wurde deshalb gewählt, um Voxel, welche nicht zur weißen Masse gehören, auszuschließen. Schlussendlich wurden die FA- Daten der Teilnehmer auf das Skeleton projiziert.

Neben der fraktionellen Anisotropie (FA) wurde analog dazu auch die mittlere Diffusivität (MD), die axiale Diffusion (AD) sowie die radiale Diffusivität (RD) berechnet.

Mit Abschluss dieses Schrittes waren die Daten fertig aufbereitet, und es konnte mit der voxelbasierten Berechnung begonnen werden.

Gruppenstatistik

Für die gruppenstatistische Auswertung der DTI-Daten wurde die Software SPM verwendet, welche auf dem Softwarepaket MATLAB aufbaut. Mit Hilfe von SPM wurden voxelbasierte Gruppenunterschiede für die einzelnen Strukturvariablen (FA, MD, AD, RD) der weißen Masse berechnet. Die vorgenommenen Berechnungen wurden alle auf dem 1%- Niveau gegen multiples Testen (FWE (family-wise error) Korrektur) korrigiert. Bei den Berechnungen der einzelnen Maße wurde das Alter als Kontrollvariable berücksichtigt. Zur visuellen Überprüfung der Ergebnisse und der Zuordnung der Peak-Voxel zu den jeweiligen anatomischen Strukturen, wurde auf FSLview zurückgegriffen. Dabei wurde ein in FSL integriertes Template (MNI152_T1_1mm_brain) verwendet. Zur Identifikation der weißen Masse wurde ebenfalls auf die in FSL integrierten Atlanten (JHU DTI-based white-matter atlases) zurückgegriffen.

Kombinierte Analyse

Basierend auf den signifikanten Clustern der fraktionellen Anisotropie (FA), wurden die relevanten Parameter für alle anderen Strukturvariablen (FA, MD, AD, RD) herausgeschrieben und in das Statistikprogramm SPSS in der Version 21 übertragen. Mit den übertragenen Daten wurden anschließend weitere Berechnungen vorgenommen.

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Ergebnisse

Voraussetzungsprüfung

Zwecks Überprüfung der Normalverteilung wurde für alle Variablen der Kolmogorov-Smirnov-Test durchgeführt. Bei vier Skalen zeigte sich eine signifikante Abweichung der Normalverteilung. Dies waren im Detail die Skalen Somatisierung und Depression des BSI-18 sowie die Skala Realitätsprüfung des IPO-16 und die Skala Angst des AAS. Zusätzlich wurde der Levenne-Test durchgeführt, um die Varianzhomogenität zu überprüfen. Hier wichen die folgenden Skalen von der Homogenität der Varianzen ab: Die Skala Depression des BSI-18, die Skala Identitätsdiffusion des IPO-16, die Spiritualitätsskala des BANPS sowie die Skala Angst der AAS. Da jedoch eine einfaktorielle ANOVA zur Erfassung von Gruppenunterschieden robust gegen die Verletzung dieser Voraussetzungen ist (Bühner & Ziegler, 2009), wurden mit den obigen Daten weitere Berechnungen durchgeführt.

Gruppenvergleiche

Zur Berechnung der Gruppenunterschiede wurde auf eine einfaktorielle ANOVA zurückgegriffen. Da die Stichprobe aus zwei Gruppen besteht, war die Durchführung von Post-Tests nicht notwendig. Zeigte sich ein signifikanter Unterschied, so wurde im Anschluss daran das partielle eta2 als Maß für die Effektstärke berechnet. Im Fall einer einfaktoriellen ANOVA entspricht das partielle eta2 dem eta2. Laut der Richtlinie von Cohen (1988; zit. nach Bühner & Ziegler, 2009) kann man Effektstärken in drei Gruppen einteilen. So gilt etwa ein eta2 von > .01 als kleiner Effekt, während ein eta2 > .06 als mittlerer, bzw. ein eta2 > .14 als großer Effekt angesehen wird. Dieser Richtlinie zufolge, kann man die gefundenen Gruppenunterschiede als klein bis mittel bzw. im Fall einer Variable als groß einstufen.

Die Ergebnisse der einfaktoriellen ANOVA mit den Effektstärken für die signifikanten behavioralen Variablen finden sich in Tabelle 3.

Referenzen

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