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Abschließend wurden die oben angeführten Berechnungen noch einmal für die Kontrollgruppe und die Suchtgruppe separat durchgeführt. Dabei wurden nur jene Variablen in die Korrelationsmatrix aufgenommen, welche bereits über beide Gruppen hinweg einen signifikanten Zusammenhang aufwiesen. (siehe Tabelle 5-7)

Spezifisch für die Kontrollgruppe zeigten sich signifikante positive wie negative Zusammenhänge in der Angst-Skala des AAS mit einem Cluster im Fasciculus Longitudinalis Inferior (FLI_1) bzgl. der fraktionalen Anisotropie und der radialen Diffusivität. Weiters konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Hoffnung_Transzendent-Skala des MI-RSB-48 und der axialen Diffusion in einem Cluster im Splenum des Corpus Callosum (SCC_1), spezifisch für die Kontrollgruppe, nachgewiesen werden. Der über beide Gruppen gerechnete signifikante Zusammenhang zwischen dem Gesamtwert des WPT und Clustern Genu und Splenum des Corpus Callosum kam innerhalb der Kontrollgruppe nicht zustande.

Einen genaueren Überblick gibt Tabelle 8.

Tabelle 8

Korrelationsmatrix – Gruppenspezifisch: Kontrollgruppe

Variable GCC_1 FLI_1 GCC_2 SCC_2 SCC_1 GCC_1 SCC_2 GCC_1 FLI_1 GCC_2FA AD RD AAS_Angst r -.13 -.34* -.15 -.19 -.25 -.07 -.21 .14 .32* .15

p .42 .03 .34 .23 .11 .68 .17 .36 .04 .34

MIRSB_Transz. r -.05 -.12 -.02 -.10 .32* -.07 -.04 .02 .11 -.04

p .76 .43 .89 .53 .04 .68 .81 .92 .49 .80

GES_Wonderlic r .28 -.08 .12 .00 -.03 .16 .10 -.28 .02 -.13

p .07 .60 .45 .98 .84 .30 .55 .07 .88 .41

Anmerkungen. Fett hervorgehobene Werte sind signifikant. * = p < .05, ** = p < .01, r = Korrelation, p = Signifikanzniveau, FA = fraktionale Anisotropie, AD = axiale Diffusivität, RD = radiale Diffusivität, GCC_1 = kleiner Cluster im Genu des Corpus Callosum, FLI_1 = kleiner Cluster im Fasciculus Longitudinalis Inferior, GCC_2 = großer Cluster im Genu des Corpus Callosum, SCC_2 = großer Cluster im Splenum des Corpus Callosum, AAS_Angst = Angst-Skala des AAS, MIRSB_Transz. = Hoffnung_Transzendent-Skala des MIRSB, GES_Wonderlic

= Summenscore des Wonderlic Personnel Test.

Bei einer spezifischen Analyse der Suchtgruppe konnten keine signifikanten Zusammenhänge festgestellt werden. Einen genaueren Überblick gibt Tabelle 9.

Tabelle 9

Korrelationsmatrix – Gruppenspezifisch: Suchtgruppe

Variable GCC_1 FLI_1 GCC_2 SCC_2 SCC_1 GCC_1 SCC_2 GCC_1 FLI_1 GCC_2FA AD RD AAS_Angst r .12 -.09 .12 .04 .00 -.16 -.05 -.23 .17 -.17

p .52 .63 .53 .83 1.00 .39 .78 .22 .37 .37

MIRSB_Transz. r -.17 .21 -.14 -.13 .19 .07 -.05 .26 -.13 .17

p .38 .27 .46 .48 .32 .72 .80 .17 .51 .38

GES_Wonderlic r .11 -.18 .20 .06 .12 .23 .13 -.01 .03 -.15

p .54 .33 .27 .75 .53 .21 .48 .95 .86 .41

Anmerkungen. Fett hervorgehobene Werte sind signifikant. * = p < .05, ** = p < .01, r = Korrelation, p = Signifikanzniveau, FA = fraktionale Anisotropie, AD = axiale Diffusivität, RD = radiale Diffusivität, GCC_1 = kleiner Cluster im Genu des Corpus Callosum, FLI_1 = kleiner Cluster im Fasciculus Longitudinalis Inferior, GCC_2 = großer Cluster im Genu des Corpus Callosum, SCC_2 = großer Cluster im Splenum des Corpus Callosum, AAS_Angst = Angst-Skala des AAS, MIRSB_Transz. = Hoffnung_Transzendent-Skala des MIRSB, GES_Wonderlic

= Summenscore des Wonderlic Personnel Test.

Diskussion

Die gefundenen Ergebnisse weisen auf deutliche Unterschiede in den Persönlichkeitsausprägungen sowie in der Intelligenz zwischen den beiden Gruppen hin. In Letzterem waren die erhobenen Unterschiede besonders stark ausgeprägt. Dieses Phänomen kann eventuell über den starken Zusammenhang der weißen Masse mit Intelligenz erklärt werden. So kann es durchaus sein, dass sich Unterschiede in der Intelligenz in Defiziten in der weißen Masse schneller und stärker zeigen, als Unterschiede in der Persönlichkeitsstruktur.

Ergebnisse vieler Studien weisen neben Einschränkungen der Persönlichkeit auch Defizite in der Intelligenz auf (Verdejo-Garcia, 2005; Gruber et al., 2007).

Die neurologische Untersuchung der weißen Masse lieferte weitgehend kohärente Ergebnisse. So fanden sich signifikante Unterschiede im Vergleich KG > SG in der fraktionalen Anisotropie. Diese Unterschiede gehen hauptsächlich auf eine erhöhte axiale Diffusion zurück. Gestützt werden diese Ergebnisse durch die radiale Diffusivität. Hier konnten Unterschiede zu Gunsten der Suchtgruppe (SG > KG) festgestellt werden. Somit kann man von der Tatsache ausgehen, dass Drogensüchtige über weniger stark ausgeprägte Faserverbindungen verfügen als Nicht-Süchtige, und dass Nicht-Drogenkonsumenten über eine stärkere Gerichtetheit der weißen Masse im Fasciculus Longitudinalis Inferior (FLI) und Corpus Callosum (CC) aufweisen. Besonders das Corpus Callosum scheint sensibel auf den Konsum von Drogen zu reagieren. Es finden sich viele Studien in denen das CC von langjährigen Drogenkonsumenten Defizite in der Integrität der weißen Masse aufweisen (Moeller et al., 2005; 2007; Bora et al., 2012; Ersche et al., 2012). Aber auch im Fasciculus Longitudinalis Inferior tauchen immer wieder Defizite im Zusammenhang mit Drogensucht auf (Hiebler, 2014; Bora et al., 2012; Qiu et al., 2013).

Ähnliche Ergebnisse finden sich in den behavioralen Zusammenhängen mit dem FLI und einem angst-basierten Bindungsstil. Je stärker dieser Bindungsstil ausgeprägt ist, desto geringer ist die FA in diesem Faserbündel. Komplementäre Ergebnisse zeigen sich im Zusammenhang mit der RD, die eine positive Relation mit einem angst-basierten Bindungsstil aufweist. Als Folge einer stärkeren Ausprägung diffundiert die weiße Masse daher stärker entlang des zweiten und dritten Vektors in der Suchtgruppe als in der Kontrollgruppe.

Interessanterweise wurde eine Korrelation zwischen einem kleinen Cluster im Splenum des Corpus Callosum und der Skala Hoffnung_Transzendent des MI-RSB-48 (Unterrainer et al., 2010) signifikant. Da der signifikante Cluster jedoch nur zwei Voxel groß ist, lässt sich dieses Ergebnis kaum sinnvoll interpretieren. Daher wird auf dieses Ergebnis nicht näher eingegangen.

Der Zusammenhang zwischen dem Gesamtwert des WPT (Wonderlic, 1999) und den Clustern im Genu und Splenum des Corpus Callosum war am weitesten konsistent, sowohl hinsichtlich bisheriger Forschungsergebnisse (Hiebler, 2014; Moeller et al., 2005; 2007) als auch in Bezug auf die gefundenen Zusammenhänge. So finden sich sowohl im Genu als auch im Splenum signifikante positive Zusammenhänge mit der FA und entsprechende negative Zusammenhänge mit der RD. Komplementär dazu lässt sich die erhöhte FA mit der ebenfalls erhöhten AD in diesen Bereichen erklären. Die Interpretation dieser Ergebnisse ist jedoch etwas problematisch, da der größte signifikante Cluster eine stolze Voxelgröße von 3347 Voxel besitzt. Interpretationen von Zusammenhängen mit einem 3347 mm³ großen Cluster sind daher rein explorativer Natur.

Dass sich signifikante Zusammenhänge nur innerhalb der Kontrollgruppe finden, hängt sehr wahrscheinlich mit methodischen Einschränkungen zusammen. Daher müssen die gefundenen Zusammenhänge zwischen den neurologischen Clustern und den behavioralen Variablen ebenfalls unter Vorbehalt betrachtet werden.

In den folgenden Abschnitten wird noch einmal genauer auf die einzelnen Ergebnisse separat eingegangen.