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Selbsthilfe und Ärzte – ein Thema der Zukunft

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472 Bayerisches Ärzteblatt 6/2005

BLÄK informiert

Selbsthilfegruppen suchen den Kontakt zu Ärz- ten: denn Selbsthilfe will professionelle Hilfe er- gänzen und keinesfalls ersetzen. Aber auch im- mer mehr Ärzte suchen bewusst den Kontakt zur Selbsthilfe vor Ort. Denn sie wissen, dass Bewäl- tigungsstrategien für den Alltag mit einer chroni- schen Erkrankung und das Expertenwissen aus eigener Erfahrung von unschätzbarer Hilfe für ih- re Patienten sind. Wir stellen hier einige, gute Vernetzungsbeispiele zwischen Ärzten und Selbsthilfegruppen aus Bayern vor. Eine wichtige Rolle spielen hier meist die örtlichen Selbsthilfe- kontaktstellen.

Beispiel Augsburg

„Die Türen sprangen nur so auf, als ich mei- nen Lungenfacharzt, Dr. Andreas Hellmann, um Unterstützung bat’’, so beschreibt Ursula Krütt-Bockemühl, Leiterin des Stützpunkts Augsburg der Deutschen Selbsthilfegruppe Sauerstoff-Langzeit-Therapie (LOT) e. V., den Beginn der Zusammenarbeit.

Im ersten Gespräch ging es eigentlich um Abklärung der Ideen und Ziele einen Stütz- punkt der LOT zu gründen und den kompe- tenten Rat von Andreas Hellmann. Auf die nebenbei erwähnte Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, bot Andreas Hellmann spontan seine Praxis als möglichen Treffpunkt an. Mit Hilfe von Marion Saladin, Praxisma- nagerin, wird die Gemeinschaftspraxis nun samstags zu einem „Praxis-Cafe“ und steht der Selbsthilfegruppe zur Verfügung. Der Austausch mit anderen Betroffen macht Mut, hilft bei den gegebenen speziellen Akzep- tanz-Problemen der Therapie. Dass dies in dem geschützten Rahmen der Praxis möglich ist, erweist sich als unterstützende Ergänzung der Selbsthilfegruppe. Die Selbsthilfegruppe LOT arbeitet autark, aber in der Augsburger Gruppe wundert sich schon keiner mehr, wenn „der Doktor“ mit unter den Betroffenen sitzt, um sich über die speziellen Probleme im Alltag zu informieren. Durch den Austausch in der Praxis wurde auch das gesamte Team der Praxis für die Belange der Patienten und der Selbsthilfegruppe sensibilisiert. Die Ko- operation zwischen Arzt und LOT wurde hier vorbildlich für weitere Projekte und so entstand nach dem „Augsburger Modell“

mittlerweile ein weiterer Treffpunkt in Landsberg am Lech. München und Hamburg sind in Planung.

Beispiel Mühldorf

Die Selbsthilfekontaktstelle „Haus der Be- gegnung“ in Mühldorf veranstaltete von 26.

Juni bis 20. Juli 2003 die Selbsthilfeausstel- lung „Hand in Hand – Selbsthilfe in der Re- gion“ im Kreiskrankenhaus Mühldorf.

30 Selbsthilfegruppen stellten auf Plakatwän- den ihre Gruppenarbeit dar. Ausstellungsin- halt war ebenso die Arbeit des Selbsthilfezen- trums „Haus der Begegnung“ und die bayern- und deutschlandweite Vernetzung der Selbst- hilfearbeit.

Bei der Eröffnungsveranstaltung beeindruck- ten vor allem die Gruppensprecher mit den Berichten über die wertvollen menschlichen Hilfen, die in den Gruppen geleistet werden.

Vertreter aus der Politik, von Krankenkassen sowie die Geschäftsführung der Klinik, wür- digten die Selbsthilfearbeit und betonten de- ren hohen gesellschaftlichen Wert.

Der Ort „Krankenhaus“ zeigte sich als bes- tens geeignet, um sowohl die Ärzteschaft als auch Patienten und Besucher von der positi- ven Wirkung der Selbsthilfearbeit für die Krankheitsbewältigung zu überzeugen.

Seitdem ist die Zusammenarbeit mit den Ärzten und der Leitung des Krankenhauses intensiviert. Es wurde zum Beispiel ein Vor- trag im Haus über „Sarkoidose“ organisiert mit anschließender Gründung einer Selbst- hilfegruppe, zu dem sowohl Ärzte aus der Klinik als auch niedergelassene Fachärzte anwesend waren. Auch der Krankenhaus-So- zialdienst vermittelt inzwischen Patienten zu entsprechenden Selbsthilfegruppen.

Beispiel Coburg

Nach einer Pressetextveröffentlichung zum Aufbau einer Prostatakarzinom-Selbsthilfe- gruppe im Jahr 2003 meldeten sich viele be- troffene Männer in der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen der Stadt Coburg. Beim Gründungstreffen, bei dem der Coburger Urologe Dr. Joachim Glaser anwesend war, wurden von der Kontaktstellen-Mitarbeiterin die Prinzipien und die Arbeitsweisen von Selbsthilfegruppen erläutert und der organi- satorische Rahmen besprochen. Danach zog sich die Kontaktstellen-Mitarbeiterin aus der Gruppe zurück und der persönliche Erfah- rungsaustausch dieses männerspezifischen Themas konnte mit Unterstützung von Joa- chim Glaser stattfinden. Glaser übernahm hier beispielhaft die Anleitung der Selbsthil- fegruppe bis zur Selbstständigkeit, was übli- cherweise Aufgabe der Kontaktstelle gewesen wäre. Die Prostatakarzinom-Selbsthilfegrup- pe arbeitet inzwischen vollkommen selbst- ständig, ist sehr aktiv und hat fast 60 Teilneh- mer. Joachim Glaser steht weiterhin als medizinischer Berater der Gruppe zur Verfü- gung.

Wir möchten uns hiermit für das Engage- ment der beteiligten Ärzte bedanken und hoffen, dass auch in Zukunft Ärzte Selbsthil- fegruppen unterstützen werden.

Weitere Infos:Selbsthilfekoordination (SeKo) Bayern, Scanzonistraße 4, 97080 Würzburg, Telefon 0931 2057910, Fax 0931 2057911, E-Mail: selbsthilfe@seko-bayern.de, Internet: www.seko-bayern.de

Theresa Keidel (SeKo Bayern)

Selbsthilfe und Ärzte – ein Thema der Zukunft

Treffpunkt im Augsburger

„Praxis-Cafe“.

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