• Keine Ergebnisse gefunden

Betriebsmittel mit Potenzial. Wie Betriebsleiter die Anlagenverfügbarkeit, Kosteneffizienz und Lebensmittelsicherheit steigern können

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Betriebsmittel mit Potenzial. Wie Betriebsleiter die Anlagenverfügbarkeit, Kosteneffizienz und Lebensmittelsicherheit steigern können"

Copied!
8
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Betriebsmittel mit Potenzial.

Wie Betriebsleiter die Anlagenverfügbarkeit, Kosteneffizienz und Lebensmittelsicherheit steigern können

Whitepaper

Kurz zusammengefasst

Betriebsleiter betrachten Betriebsmittel und C-Teile häufig als reine Verbrauchsgüter, die man benötigt, um Maschinen und Anlagen am Laufen zu halten, die ansonsten aber keinen Mehrwert mit sich brin- gen. Den Einkauf erledigt in der Regel eine interne Fachabteilung, die Betriebsmittel einfach per Katalog über den technischen Handel oder einen lokalen Vertriebspartner bestellt. Die finale Kaufent- scheidung fällt oft anhand des günstigsten Einkaufspreises. Vielen Betriebsleitern ist nicht bewusst, welches Potenzial sie dadurch verschenken. Denn Hochleistungsschmierstoffe können dazu beitragen, die Produktivität zu steigern, Betriebskosten zu senken und die Nachhaltigkeit in der Produktion zu verbessern.

Dies gilt in besonderem Maße für die Lebensmittelindustrie, in der Schmierstoffe entlang des gesamten Fertigungsprozesses an

zahlreichen produktionskritischen Stellen verwendet werden und zudem direkten Einfluss auf die Einhaltung der Lebensmittelsicher- heit haben.

Um dieses Potenzial zu nutzen, ist es hilfreich, sich mit den wich- tigsten tribologischen Herausforderungen und Lösungen in der Lebensmittelindustrie auseinanderzusetzen. Das vorliegende Whitepaper fasst kompakt alles zusammen, was ein Betriebsleiter über Schmierstoffe und die Implementierung entsprechender Managementprozesse wissen sollte – von Gesetzen und Normen über technische Anforderungen und die sachgerechte Schmier- mittelanwendung.

(2)

1. Schmierstoffe als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelproduktion

Die Bedeutung des Schmierstoffs für die Anlagenverfügbarkeit wird häufig unterschätzt. Meist wird dies erst dann deutlich, wenn es beispielsweise aufgrund unzureichender oder unsachgemäßer Schmierung zu ungeplanten Stillständen kommt. In der Lebensmit- telproduktion ist die Bedeutung von Schmierstoffen besonders groß. Denn sie finden in nahezu allen Prozessschritten Anwendung.

Sie sorgen dafür, dass Maschinen, Anlagen und Bauteile wie Ge- triebe, Ketten, Linearführungen und Lager möglichst reibungs- und unterbrechungsfrei laufen. Für eine hohe Anlagenverfügbarkeit in der Lebensmittelindustrie muss der verwendete Schmierstoff einerseits die hohen Anforderungen der Maschinenkomponenten erfüllen.

Andererseits darf er die Lebensmittel nicht beeinträchtigen.

In der Lebensmittelproduktion gelten sehr strenge Vorschriften zur Wahrung der Lebensmittelsicherheit, deren Einhaltung im Rah- men von Audits regelmäßig überprüft wird. Da der Betriebsleiter für die Sicherstellung der Compliance seines Betriebs verantwortlich ist, können ihn passgenaue Spezialschmierstoffe auch in diesem Punkt unterstützen. Das Risiko von imageschädigenden Rückruf- aktionen und potenziellen Gefährdungen der Verbrauchergesundheit wird somit reduziert. Im Betriebsmittel Schmierstoff steckt also jede Menge Potenzial zur Optimierung der Produktionsprozesse.

Inhaltsverzeichnis

1. Schmierstoffe als Erfolgsfaktor in der 2 Lebensmittelproduktion

2. Was Betriebsleiter über Schmierstoffe in der 2 Lebensmittelproduktion wissen sollten

2.1 Gesetze und Normen 2

2.2 Technische Anforderungen 5

2.3 Anforderungen in der Betriebspraxis 6 3. Wie sich Anlagenverfügbarkeit, Kosteneffizienz 7

und Lebensmittelsicherheit mithilfe von Schmierstofflösungen steigern lassen

2. Was Betriebsleiter über

Schmierstoffe in der Lebensmittel- produktion wissen sollten

Was ist ein zulässiger Schmierstoff für die Lebensmittelproduktion?

Als für die Lebensmittelproduktion zulässige Schmierstoffe werden Schmierstoffe bezeichnet, die in lebensmittelverarbeitenden Bereichen verwendet werden, in denen die Möglichkeit eines Lebensmittelkontakts besteht. Sie sind so zusammengesetzt, dass sie keine nachteiligen Auswirkungen auf den mensch- lichen Organismus haben, selbst wenn – technisch nicht völlig vermeidbar – gelegentlich geringe Mengen an Rückständen in das verarbeitete Produkt gelangen. Es ist jedoch zu beachten, dass Schmierstoffe für die Lebensmittelproduktion nicht für den mensch- lichen Verzehr oder für den Kontakt mit Haut und Schleimhäuten bestimmt sind. Generell gilt daher, dass sie immer nur in der minima- len Menge verwendet werden sollten, mit der sich der gewünschte anwendungstechnische Effekt erreichen lässt.

2.1 Gesetze und Normen

Sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene müssen Hersteller bei der Produktion von Lebensmitteln eine Vielzahl von Vorschriften und Richtlinien beachten, um die Lebensmittel- qualität und -sicherheit zu gewährleisten (Abbildung 1). Tatsächlich gehört die Ernährungsindustrie zu den am stärksten regulierten Branchen in Deutschland.1 Entsprechend ist daher auch die Ver- wendung von chemischen Betriebsmitteln wie Schmierstoffen in der Lebensmittelindustrie reglementiert. Bei der Vielzahl an Normen und Richtlinien im Lebensmittelbereich ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Während in den lebensmittelprodu- zierenden Unternehmen in Deutschland bekannt ist, dass in der Produktion grundsätzlich nur dafür vorgesehene Schmierstoffe einzusetzen sind, fehlen dort mitunter detaillierte Kenntnisse über die unterschiedlichen Abstufungen und Schmierstoffarten und darüber, welche Normen die Anwendung von Schmierstoffen eigentlich regeln.

Als internationaler Standard für die Anforderungen an die Hygiene und Lebensmittelsicherheit von Schmierstoffen hat sich das Registrierungsprogramm für „Non-Food-Komponenten“ der

1 Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), FAKT: ist | Teil 4 Lebensmittelqualität, Berlin 2016, Seiten 7-15.

(3)

amerikanischen, unabhängigen Institution NSF (National Sanita- tion Foundation) etabliert. Die Grundlage für die Zusammenset- zung von Schmierstoffen bildet eine Positivliste der Food and Drug Administration (FDA) mit Stoffen, die in geringen Konzentrationen gelegentlich und unbeabsichtigt mit Lebensmitteln in direkten Kontakt kommen dürfen.

• Anwendungsszenario 1 – unbeabsichtigter bzw.

nicht vorhersehbarer Kontakt:

Hohe Anforderungen gelten dort, wo die Schmierstoffe unvor- hergesehen in Kontakt mit Lebensmitteln kommen können bzw.

sich ein Kontakt zu den Lebensmitteln aus technischen Gründen aber nicht ausschließen lässt. Dies gilt für alle produktionsnahen Bereiche, in denen der Kontakt von Schmierstoffen mit Lebens- mitteln zwar allgemein nicht zu erwarten ist, aber in unvorher- sehbaren Situationen vorkommen kann. Für diese Anwendungen sind Schmierstoffe der Kategorie NSF H1 zu verwenden.

Sie müssen nach der Anforderung der amerikanische Food and Drug Administration (FDA) die Formulierungsanforderungen für Schmierstoffe der Verordnung 21 CFR 178.3570 erfüllen.

Die H1-Kategorisierung ist die effizienteste Möglichkeit für den Lebensmittelproduzenten, um die Lebensmittelsicherheit gemäß HACCP zu dokumentieren.2 HACCP steht für „Hazard Analysis and Critical Control Points“ und ist ein Konzept zur Umsetzung der vorgeschriebenen Gefahrenanalyse.

Die Lebensmittelindustrie richtet sich in der Regel nach den internationalen Standards wie den Richtlinien der European Hygienic Engineering & Design Group (EHEDG)3, dem International Featured Standard (IFS) oder dem Global Standard for Food Safety BRC, die alle die Verwendung von H1-Schmier- stoffen fordern. Denn nur so lassen sich die hohen Hygiene- anforderungen in der Lebensmittelproduktion sicher erfüllen.

Praxistipp:

Lebensmittelproduzierende Betriebe können über die öffentlich zugäng- lichen Register unter http://info.nsf.org/usda/psnclistings.asp selbst prüfen, ob ein Schmierstoff die H1-Kriterien erfüllt und bei der NSF unter der dort bezeichneten Anwendung registriert ist.

• Anwendungsszenario 2 – Kontakt bzw. Kontamination ausgeschlossen:

Schmierstoffe der Kategorie NSF H2 dürfen ausschließlich außerhalb des direkten Produktionsbereichs verwendet werden, wo kein Risiko für einen Kontakt zu Lebensmitteln besteht.4 Denn diese Schmierstoffe sind – anders als häufig angenommen – physiologisch nicht zwingend unbedenklich, dürfen also nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Zur Minimierung des Kontaminationsrisikos und zur Vermeidung von Verwechslungen empfehlen die Experten des European Lubricating Grease Institute, in der gesamten Lebensmittelproduktion nur auf NSF H1-Schmierstoffe zu setzen.5

2 Vgl. European Lubricating Grease Institute (ELGI), Position Paper on Food Grade Lubricants, deutsche Fassung des Verbands Schmierstoff-Industrie e.V., Hamburg 2015, Seite 2.

3 In den Richtlinien der EHEDG (European Hygienic Engineering and Design Group) finden sich wertvolle Hinweise zur Lebensmittelsicherheit im hygienischen Umgang mit H1-Schmierstoffen.

Abbildung 1: Zahlreiche Anforderungen und Gesetze bilden den gesetzlichen Rahmen für die Lebensmittelproduktion – hier ein Auszug.

Quelle: Klüber Lubrication.

Gesetze und Standards

Produkthaftung

Lebensmittel- gesetzgebung (global und lokal)

EHEDG

GFSI, BRC, IFS

EG 852/2004 HACCP Maschinen-

richtlinie 2006/42/EG Religiöse

Zertifizierungen (Halal, Koscher) MOSH und

MOAH RegistrierungNSF-

Chemikalien- gesetzgebung (global und lokal)

Wann sind welche Schmierstoffe in der Lebensmittelproduktion zu verwenden?

Die in der Lebensmittelproduktion verwendbaren Schmierstoffe sind in verschiedene Kategorien eingeteilt – je nach Anwen- dungsbereich (dazu Abbildung 2). Grundsätzlich lassen sich drei Hauptanwendungsszenarien unterscheiden, die darüber bestim- men, welche Schmierstoffkategorie zu verwenden ist. Zwecks Übersichtlichkeit, werden an dieser Stelle nur die gängigsten NSF-Schmierstoffkategorien vorgestellt. Die Anwendungsszena- rien unterscheiden sich dadurch, wie wahrscheinlich der Kontakt der Schmierstoffe mit den hergestellten Lebensmitteln ist.

(4)

• Anwendungsszenario 3 – vorhersehbarer bzw.

zwingend notwendiger Kontakt:

Strenge Kriterien werden dort angelegt, wo Schmierstoffe eine Trennwirkung erfüllen müssen und sich ein Kontakt mit den Lebensmitteln nicht vermeiden lässt. Für derartige Anwendun- gen sind Formtrennmittel der Kategorie NSF 3H zugelassen.

Formtrennmittel verhindern ein Anhaften von Lebensmitteln an harten Oberflächen wie Backformen und Messern. Die maximal zulässige Menge einiger expliziter Substanzen dieser 3H-Trenn- mittel, die in Lebensmitteln vorkommen darf, wird von der FDA festgelegt.6

Schmierstoffe für die Lebensmittelindustrie werden in verschie- dene Kategorien mit spezifischen Anforderungen eingeteilt.

Die wichtigsten sind:

NSF H1 Schmierstoffe für Anwendungen mit technisch unvermeidbarem Lebensmittelkontakt.

NSF H2 Schmierstoffe ohne direkten Lebensmittelkontakt.

NSF H3 Lösliche Öle, die als Korrosionsschutz für Haken und Messer verwendet werden.

Diese müssen vor Gebrauch entfernt werden und dürfen nicht in Kontakt mit Lebensmitteln kommen.

NSF 3H Formtrennmittel, die ein Anhaften von Lebensmitteln an harten Oberflächen wie Backformen, Messern usw.

verhindern.

NSF HT1 Wärmeträgerflüssigkeiten, die zufällig mit Lebensmitteln in Kontakt kommen können.

NSF K1 und K3 Reinigungs- und Entfettungsmittel für den Nicht-Produktionsbereich.

NSF A1 Reinigungsmittel für den universellen Gebrauch im Produktionsbereich – zur Reinigung von allen Ober- flächen oder zur Nutzung in Dampf- oder Maschi- nenreinigungsprozessen. Falls die Reinigungsmittel im Produktionsbereich eingesetzt werden, muss die Anwendungsstelle mit Trinkwasser nachgereinigt werden.

Abbildung 2: Schmierstoffkategorien in der Lebensmittelproduktion.

Quelle: Klüber Lubrication.

Über die genannten NSF-Kategorien hinaus dürfen „Technische Verarbeitungshilfsstoffe“ verwendet werden – native Öle ohne Mineralölgehalt, die gemäß der Verordnung für Lebensmittelzu- satzstoffe (EG Nr. 1333/2008)7 für den direkten Kontakt mit Lebens- mitteln zugelassen sind. Unbeabsichtigte, technisch unvermeid- bare Rückstände des Schmierstoffs und seiner Derivate dürfen im Enderzeugnis vorkommen, sofern diese Rückstände gesund- heitlich unbedenklich sind und sich technologisch nicht auf das Enderzeugnis auswirken. Grundsätzlich gilt dennoch auch für die beiden genannten Schmierstoffarten das Minimierungsgebot.

Risikominimierung

Beim Thema Schmierstoffe gilt es für Betriebsleiter, das Risiko von Kontaminationen durch geeignete Instrumente zu mini- mieren. Die Richtlinie der Europäischen Kommission 93/43/EWG schreibt die Implementierung eines betriebseigenen Monito- ringsystems – das so genannte HACCP-Verfahren – zur Sicher- stellung der Lebensmittelsicherheit und des Arbeitsschutzes vor.

Es soll verhindern, dass durch Abweichungen in Prozessen oder durch biologische, physikalische oder chemische Beeinträchtigun- gen, Auswirkungen auf das Lebensmittel unerkannt bleiben und es dadurch zu einer Gefährdung der Gesundheit der Verbraucher kommen könnte. Grundsätzlich geht es hierbei darum, die Produk- tionsbedingungen bereits im Vorfeld so einzustellen, dass Risiken minimiert werden. Die Verordnung EG 852/2004 formalisiert das HACCP und gibt vor, dass die Lebensmittelsicherheit durch ein geeignetes Managementkonzept im Betrieb implementiert werden muss.8 Sie richtet sich an alle Unternehmen in der Herstellungsket- te, von sämtlichen Lebensmittelherstellern bis hin zum Hersteller von Tierfutter und deren Lieferanten.

Die MOSH/MOAH-Herausforderung

Ein weiterer regulatorischer Aspekt bei der Verwendung von Schmierstoffen in der Lebensmittelindustrie ist, dass bei deren Herstellung möglichst keine Mineralölkohlenwasserstoffe (MOH

= Mineral Oil Hydrocarbons) verwendet werden sollten, da diese potenziell gesundheitsgefährdend sein können. Dies gilt insbe- sondere für MOSH- bzw. MOAH-haltige Stoffe. MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) steht dabei für gesättigte und MOAH für aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). Unter diesen beiden Gruppenbezeichnungen sind

6 Vgl. a.a.O. Seite 2.

7 Vgl. (EC) No 1333/2008: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX:32008R1333.

8 Vgl. European Lubricating Grease Institute (ELGI), Position Paper on Food Grade Lubricants, Seiten 2-3.

(5)

eine Vielzahl von verschiedenen möglichen Verbindungen subsu- miert, die als komplexe Mischungen von gesättigten (aliphatischen) oder aromatischen Kohlenwasserstoffen in Lebensmitteln nach- gewiesen werden können.9 Es empfiehlt sich, den Schmierstoff- hersteller auf das Thema anzusprechen und in der Lebensmittel- produktion nur MOSH-/MOAH-freie Schmierstoffe zu verwenden.

Zertifizierte Herstellung von Schmierstoffen

Die internationale Norm ISO 21469:2006 bestimmt die Hygiene- anforderungen für die Herstellung von Schmierstoffen für den Le- bensmittelbereich. Es handelt sich um ein umfassendes Zertifizie- rungsverfahren, das den H1-Schmierstoffen ein weiteres Maß an Sicherheit verleiht, da es nicht nur die Formulierung des Schmier- stoffs selbst, sondern auch den Herstellungsprozess, die Rück- verfolgbarkeit der Inhaltsstoffe und die strengen Hygienestandards in allen Phasen des Herstellungsprozesses berücksichtigt. Jedes nach ISO 21469 zertifizierte Produktionswerk wird einmal jährlich durch unabhängige Experten der NSF auditiert, damit Rezeptur, Herstellung und Lagerung gemäß den geforderten Hygienebedin- gungen sichergestellt sind.

Anforderungen durch spezielle Ernährungsformen Schmierstoffe in der Lebensmittelindustrie sollten zudem nach- weislich alle Koscher- und Halal-Anforderungen erfüllen, da sie auch in Betrieben zur Anwendung kommen können, die ihre Lebensmittel streng nach religiösen Vorschriften herstellen. Bei koscheren Produkten, die nach jüdischen Ernährungsvorschrif- ten produziert werden, müssen die Lebensmittel und die in der Herstellung verwendeten Stoffe – hierzu zählen auch die Schmier- stoffe – bestimmte Anforderungen erfüllen. Spezielle Regeln gelten auch bei der Produktion von Lebensmitteln, die nach islamischen Vorschriften als halal gelten. Die Erfüllung dieser Anforderungen wird jeweils durch entsprechende Institute jährlich überprüft und neu zertifiziert.

2.2 Technische Anforderungen

Grundsätzlich reduzieren Schmierstoffe Reibung und Verschleiß, schützen vor Korrosion, führen Wärme ab und dichten ab. Sie kommen in nahezu jedem lebensmittelverarbeitenden Betrieb entlang des gesamten Herstellungsprozesses an zahlreichen Reibpunkten zur Anwendung.

An Schmierstoffe in der Lebensmittelproduktion werden technisch besonders hohe Anforderungen gestellt: Sie müssen sogar in geringen Mengen physiologisch unbedenklich sowie geruchs- und geschmacksneutral sein. Zudem sind sie in der Lebensmit- telproduktion besonders anspruchsvollen Umgebungs- und Einsatzbedingungen ausgesetzt. Hierzu zählt die Feuchtigkeit, die bei der regelmäßigen Reinigung der Maschinen und Anlagen mit kaltem oder heißem Wasser vorherrscht. Aber auch die Verschmutzung der Umgebung, die beispielsweise beim Mahlen, Pulverisieren, Mischen, Waschen und Reinigen (Obst, Gemüse, Flaschen) auftritt.

Darüber hinaus sind die Schmierstoffe häufig extremen Umge- bungstemperaturen ausgesetzt. Das kann große Hitze sein, wie bei der Dosenlackierung, in Backöfen, bei der Wärmeschrump- fung oder beim Folienschweißen. Das kann aber auch große Kälte sein, zum Beispiel in Gefriertunneln oder Kühlhäusern. Außerdem kommt es teilweise zu hohen Geschwindigkeiten und damit mechanischen Belastungen, etwa bei Dosenverschließmaschi- nen oder Abfüllanlagen. Die Schmierstoffe können auch großen Kräften durch hohe Lasten ausgesetzt sein, etwa in Pressen. Da die Maschinen und Anlagen zu Reinigungszwecken im Normalfall nicht auseinandergebaut werden, was die gründliche Reinigung erschwert, kommen häufig aggressive Reinigungsmittel in der Lebensmittelproduktion zum Einsatz, die den Schmierstoffen zusetzen können.

9 Vgl. Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), TOOLBOX zur Vermeidung von Einträgen unerwünschter Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmittel,

(6)

2.3 Anforderungen in der Betriebspraxis

Die Hauptverantwortung für die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen und Standards in der Herstellung von Lebensmitteln liegt beim Lebensmittelhersteller, in der Regel beim Betriebs- leiter. Die Lebensmittelsicherheit umfasst die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Lebensmitteln auf allen Stufen ihrer Ent- stehung. Sie besitzt in Deutschland und Europa einen sehr hohen Stellenwert.10 Die Verantwortlichkeiten der Lebensmittelunter- nehmer sind grundsätzlich in Artikel 17 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 (Basis-Verordnung) geregelt. Darin wird festgelegt, dass Lebensmittelunternehmer auf allen Produktions-, Verarbei- tungs- und Vertriebsstufen in den ihrer Kontrolle unterstehenden Unternehmen dafür Sorge tragen, dass die Lebensmittel die Anfor- derungen des Lebensmittelrechts erfüllen und die Einhaltung der Anforderungen in einem Audit überprüft wird. Sowohl die Präven- tion (HACCP) als auch Maßnahmen zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit (Artikel 14 und 15 Verordnung (EG) Nr.

178/2002) fallen hierunter.11 Genaueres zu den Verantwortlichkeiten ist im § 3 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchs geregelt. Relevant für Schmiermittel sind hier vor allem die Hygie- neanforderungen in der Produktion.12

Denn die Risiken für die Lebensmittelsicherheit in der betrieb- lichen Praxis im Zusammenhang mit Schmierstoffen sind vielfäl- tig: Sie betreffen zum einen nicht nach hygienischen Maßstäben gestaltete Maschinen und Anlagen, die Auswahl des falschen Schmierstoffs und die fehlende Etablierung von Regeln und Richt- linien zur Lebensmittelsicherheit. Zum anderen gibt es die Risiken, die vom Menschen ausgehen. Hier sind vor allem die potenzielle Verwechslung von H1- und H2-Schmierstoffen, die Applikation von Schmierstoffen an falschen Reibstellen oder die Überschmierung zu nennen.

Die wichtigsten Maßnahmen, die ein Betriebsleiter ergreifen kann, um diese Risiken beim Umgang mit Schmierstoffen in seinem Betrieb effektiv zu minimieren, werden im Folgenden kurz zusam- mengefasst. Eine umfassende Darstellung erfolgt im Whitepaper

„Lebensmittelproduktion zwischen gesetzlichen Normen und Kostendruck“.

Qualitätsprüfung und Compliance

Ein wichtiges Mittel, um das Level an Lebensmittelsicherheit und die Compliance hoch zu halten, ist die regelmäßige Quali- tätsprüfung und -sicherung. Denn das nächste Audit kommt bestimmt. Das heißt: Der Betriebsleiter muss eigenverantwortlich regelmäßig überprüfen, ob die Vorgaben des geltenden Lebens- mittelrechts sowie gegebenenfalls interne Standards eingehalten werden.13 Ergänzend zur betrieblichen Eigenkontrolle unterstellen sich viele lebensmittelverarbeitende Betriebe der Kontrolle privat- wirtschaftlicher Qualitätsprüfungsorgane. Diese Kontrolle wird dem Verbraucher über entsprechende Prüf-, Güte- und Markenzeichen kommuniziert werden – zum Beispiel QS (Qualität und Sicherheit) oder IFS (International Featured Standards). Zusätzlich werden die Qualitäts- und Sicherheitskontrollen der Hersteller durch Vorort- und Stichprobenkontrollen der amtlichen Lebensmittelüberwa- chung – in Deutschland Sache der Bundesländer – überprüft.14 Obwohl jedes externe Audit seine spezifischen Anforderun- gen hat, gibt es im Schmierstoffbereich dennoch Themen, die bei den allermeisten Audits geprüft werden und auf die man als Betriebsleiter vorbereitet sein muss. Dazu zählen eine strukturierte Dokumentation aller verwendeten Schmierstoffe (NSF H1 oder ISO 21469), ein Nachweis über die sachgemäße Verwendung der Schmierstoffe (z.B. mittels eines Betriebsschmierplans) sowie ein Nachweis über Maßnahmen zur Verhinderung von Kontaminatio- nen (z.B. getrennte Lagerung von Schmierstoffen zur Verwendung innerhalb bzw. außerhalb der Lebensmittelproduktion oder ein Kennzeichnungssystem).

Stärkung der „Safety-Kultur“

Neben der Auswahl eines passgenauen H1-Spezialschmierstoffs und der Umsetzung des HACCP-Verfahrens sind regelmäßige Schulungen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter im Umgang mit Lebensmittelsicherheit und die gelebte Food-Safety-Kultur im Betrieb von hoher Bedeutung, um die sachgemäße Schmier- stoffhandhabung sicherzustellen. Nur durch geschultes Personal lassen sich gängige Fehler in der Handhabung von Schmierstof- fen vermeiden. Hierzu zählen beispielsweise die unsachgemäße Reinigung, bei der die Schmierstoffe versehentlich mit entfernt werden, oder die unsachgemäße Entsorgung. Auch ungewollte Verunreinigungen der Schmierstoffe, etwa durch falsches Öffnen von Verpackungen, oder die Applikation von Schmierstoffen an

10 Vgl. Lebensmittelverband Deutschland e.V., Die wichtigsten Aspekte der Lebensmittelsicherheit, 2. Auflage, Berlin 2019, Seite 3.

11 Vgl. Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL), Leitfaden über die Abgrenzung der Verantwortlichkeiten in der Lebensmittelkette, Berlin 2017, Seite 3.

12 Vgl. a.a.O. Seite 4.

13 Vgl. Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL), Leitfaden über die Abgrenzung der Verantwortlichkeiten in der Lebensmittelkette, Berlin 2017, Seite 4.

14 Vgl. a.a.O. Seite 5.

(7)

der falschen Stelle bzw. Verwechslungen können zu ungewollten Anlagenstillständen führen. Auch ein effizientes Schmierstoff- management und ein strukturierter Betriebsschmierplan helfen Betriebsleitern dabei, die Produktionsvorgaben trotz Kosten- und Zeitdrucks zu erfüllen. Eine wichtige Maßnahme zur Sicherstellung der sachgerechten Handhabung ist das Erstellen eines individu- ellen Betriebsschmierplans auf Basis der Maschinenhersteller- unterlagen für den gesamten Produktionsbereich und die zugehö- rige Infrastruktur (z. B. Wasseraufbereitung oder Druckluft). Dieser gibt für alle Schmierstellen genau vor, wann welche Maschine mit welchem Schmierstoff zu schmieren ist und in welcher Menge.

Dadurch wird Fehl- oder Überschmierung in aller Regel vermieden.

Der Plan hilft auch im Sinne der vorausschauenden Instand- haltung, den Schmierstoffbedarf und die Wartungseinsätze früh- zeitig im Voraus zu planen, was sich wieder positiv auf die Anlagen- verfügbarkeit auswirkt.

Kostenreduzierung durch Schmierstoffoptimierung Wenn unklar ist, wo der Betrieb in Sachen Schmierstoffe steht oder ob bald eine Wartung ansteht, besteht die Möglichkeit, von entsprechenden Experten ein Schmierstoff-Assessment durchfüh- ren zu lassen. Im Rahmen des Assessments werden alle Reibstel- len und verwendeten Schmierstoffe gemäß der internationalen Standards analysiert. Nicht selten lässt sich durch eine solche Analyse ein Hochleistungsschmierstoff ermitteln, der es ermög- licht, die Anzahl verwendeter Schmierstoffsorten signifikant zu reduzieren, was die Lagerhaltung vereinfacht und zur Kostenredu- zierung beiträgt.

Eine weitere Möglichkeit, die Betriebskosten langfristig und mess- bar zu senken, ist eine Energieeffizienzanalyse. Ein optimal auf die Schmierstelle abgestimmter Spezialschmierstoff kann erhebliche Energieeinsparungen mit sich bringen.

3. Wie sich Anlagenverfügbarkeit,

Kosteneffizienz und Lebensmittelsicher- heit mit Hilfe von Schmierstofflösungen steigern lassen

Passgenaue Schmierstoffe als Betriebsmittel besitzen ein ho- hes Potenzial, die Produktivität und die Lebensmittelsicherheit in der Lebensmittelverarbeitung zu steigern. Es empfiehlt sich, den Schmierstofflieferanten danach auszuwählen, wie er mit intelligenten Schmierstofflösungen dabei unterstützen kann, die

Produktivität und Anlagenverfügbarkeit in der Lebensmittelproduk- tion zu erhöhen. Beispiele für solche Lösungen mit Einspar- bzw.

Produktivitätspotenzial sind das Energiemanagement oder die vorausschauende Instandhaltung. Da Energiekosten in vielen An- wendungen den Löwenanteil der Betriebskosten ausmachen – in der Regel um die 42 Prozent – können passgenaue Schmierstoffe helfen, den Energieverbrauch messbar zu reduzieren. Eine weitere Option sind softwarebasierte Instrumente, mit denen sich Anlagen kontinuierlich überwachen und Instandhaltungsmaßnahmen spe- ziell für Schmierstoffe vorausschauend planen lassen. Hierdurch können die Produktionsplanung, die Laufzeit der Maschinen und die Anlagenverfügbarkeit erfahrungsgemäß um ca. 3 % gesteigert werden.

Darüber hinaus helfen H1-Hochleistungsschmierstoffe sowie deren sachgemäße Anwendung, die Betriebskosten messbar zu senken, beispielsweise durch längere Wartungsintervalle und entspre- chend niedrigere Servicekosten. Zudem lässt sich die Produktivität steigern, indem die Anzahl ungeplanter Produktionsstillstände verringert wird, z.B. durch Vermeidung von Lagerschäden bei Wälz- oder Gleitlagern aufgrund von unsachgemäßer Schmierung (dazu Abbildung 3). Grundsätzlich sollten die Lebenszykluskosten (TCO) das entscheidende Auswahlkriterium sein.

Ursachen für Wälzlagerverschleiß:

Bis zu 80 Prozent aller Wälzlagerausfälle werden durch falsche Schmierung verursacht

Abbildung 3: Bis zu 80 Prozent aller Wälzlagerausfälle werden durch unsach- gemäße Schmierung verursacht. Quelle: Klüber Lubrication.

Gealterter Schmierstoff Ungeeigneter Schmierstoff Feste Verunreinigungen Mangel an Schmierstoff Nicht auf den Schmierstoff bezogene Faktoren (z. B. falsche Lagerwahl) flüssige Verunreinigung (z. B. Wasser)

20 %

20 % 20 %

15 % 20 %

5 %

(8)

Ausgabe 10.20

Herausgeber und Copyright:

Klüber Lubrication Deutschland SE & Co. KG

Geisenhausenerstraße 7, 81379 München, Deutschland, HRA 84883 www.klueber.com

Bildquellen:

S. 1: © ASA studio, shutterstock.com

S. 5: Abfüllanlage: © Monty Rakusen, Getty Images S. 8: Gruppenbild Autoren: © Klüber Lubrication

Spezialschmierstoffe für die Lebensmittelproduktion helfen Betriebsleitern, die Compliance-Anforderungen in puncto Lebens- mittelsicherheit zu erfüllen. Die Gefahr von Kontaminationen, die neben der potenziellen Gesundheitsgefährdung für die Konsumen- ten auch einen Verlust der Wettbewerbsvorteile nach sich ziehen kann, lässt sich mit der Wahl passgenauer Schmierstoffe deutlich reduzieren. Es lohnt sich daher für jeden Betriebsleiter, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und der Auswahl der richtigen Schmierstoffe größere Aufmerksamkeit zu schenken.

Über die Autoren

Gabriele Hager-Deligiannis

Market Management Food, Klüber Lubrication Deutschland Die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von Spezialschmier- stoffen begeistern Gabriele Hager-Deligiannis seit über 40 Jahren.

In verschiedenen Positionen und zahlreichen Projekten in Marketing und technischem Vertrieb baute sie ihre Expertise auf. Als Market Managerin Food ist sie Spezialistin für Anwendungstechnik, Tribologie und Produkte. Sie arbeitet eng mit Anlagenherstellern und -betreibern zusammen und kennt daher die vielfältigen Erfor- dernisse des Marktes. Ihr Fokus liegt auf gesetzlichen Regularien, Hygieneanforderungen in der Lebensmittelindustrie, MOSH/MOAH, Technischen Verarbeitungshilfsstoffen, Wärmeträgerölen, Schulun- gen und Schmierstoffmanagement.

Michael Stirnweiß

Market Management Food, Klüber Lubrication Deutschland

Seine technische Ausbildung und 32 Jahre umfassendes Know-how in den Bereichen Schmierungstechnik und Tribologie qualifizieren Michael Stirnweiß für seine Tätigkeit als Market Manager Food. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Markteinführung leistungsstar- ker H1-Schmierstoffkonzepte, Konzepte zu Einsparpotenzialen für Instandhaltung und Produktionsprozesse mit den Serviceleistungen des KlüberEfficiencySupports, die Zusammenarbeit mit den OEMs sowie die Betreuung und Beratung von Konzernen und Anlagen- betreibern. Außerdem verantwortet er die Sparte Kältekompres- sorenöle speziell für die Lebensmittel-, aber auch für andere Indus- trien.

So erreichen Sie uns:

E-Mail: food.de@klueber.com Telefon: +49 89 7876-1444

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

en ale A fgabenbe eich e anke , in de Regel a o iie mi eine ge i en Technik- O ien ie ng, kla en Vo gaben, einem hohen Gena igkei an p ch nd de einde igen En cheidba kei , ob eine

Das Metamodell bestimmt nicht nur die Struktur der Dokumente und Diagramme, sondern zus¨atzlich die Formate f¨ur den Export, steuert ¨uber Beziehungen zwischen Dokumenten und

 Auch das Kapitel „Quellen“ (oder „Quellenverzeichnis“) wird nicht nummeriert..  Man könnte das Kapitel

In der Diskussion wurde bemängelt, dass sich manche Anforderungen der KRINKO/BfArM-Empfehlung und ihrer Anlagen widersprächen und dass die Handhabbarkeit des Wer- kes durch

Auch Frauenarzt Theurer beob- achtet in seiner Stuttgarter Praxis, dass sich bei älteren Patienten häu- fig die Werte verschieben: „Der Wunsch nach Sicherheit wird ver- stärkt,

Eine terrassierte Anlage wird in einer Schlangenlinie von oben nach unten oder von unten nach oben befahren.. Für das Befüllen der Spritze, das Herausnehmen der Ma- schine bei

alte Gitterboxen sind nicht für den Kranbetrieb zugelassen alte Gitterboxen sind nicht für den Kranbetrieb zugelassen... falsche Nutzung von Lastaufnahmemitteln: Gitterboxen

Qualitätspolitik und -ziele müs- sen im QM-Element "Verantwor- tung der obersten Leitung" festge- legt werden. Diese sollten von sämtlichen Bereichen gemeinsam