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Elihu hob noch einmal an und sprach [zu Hiob]: Warte noch ein wenig, ich will dich lehren; denn ich habe noch etwas für Gott zu sagen (Hiob 36,1-2).

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Academic year: 2022

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Durch die Bibel Hiob 36,1-38,4 Elihus vierte Rede

Elihu, ein noch jünger Mann im Vergleich zu Hiob und seinen drei Freunden, er hat es einfach nicht mehr ausgehalten, wie sie mit ihren Argumenten und Gegenargumenten der eigentlichen Antwort auf Hiobs Frage keinen Schritt näher gekommen sind. Zitat aus Kapitel 32: „Elihu ward zornig über Hiob, weil er sich selber für gerechter hielt als Gott. Auch ward er zornig über seine drei Freunde, weil sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammten“ (Hiob 32,2-3). Interessanterweise behauptet Elihu, dass der Geist Gottes ihn dazu treibt, in dieser ganzen Sache Stellung zu beziehen.

Während Hiob und seine drei Freunde zwar viel über Gott geredet hatten, ohne Gottes Einstellung jedoch wirklich zu ergründen.

In den Kapiteln 36 und 37 wird Elihus vierte Rede wiedergegeben, die auch seine letzte sein wird.

Denn während er noch redet, braut sich ein Gewittersturm zusammen, aus dem sich schließlich Gott höchstpersönlich zu Wort meldet. Hier nun also die beiden ersten Verse aus Kapitel 36:

„Elihu hob noch einmal an und sprach [zu Hiob]: Warte noch ein wenig, ich will dich lehren; denn ich habe noch etwas für Gott zu sagen“ (Hiob 36,1-2).

„Etwas für Gott sagen“ bedeutet hier im doppelten Sinne „für Gott Position beziehen“: Denn erstens behauptet Elihu, dass der Geist Gottes ihn antreibt. In diesem Sinne spricht Elihu „für Gott“, also an Gottes Stelle. Und zweitens verteidigt Elihu Gottes Handeln, spricht also für ihn, indem er ihm sein Handeln zugutehält. Trotzdem geht es Elihu nicht besser als Ihnen und mir: Wir alle haben nur ein sehr beschränktes Wissen über Gott. Und das macht es manchmal so schwer, im Alltag auf ihn zu vertrauen, ihn zu ehren und mit anderen Leuten über Gott zu reden. Würde man Hiob danach fragen, welche Vorstellungen er von Gott hat, würde er sofort anfangen darüber zu jammern, wie ungerecht Gott zu ihm gewesen sei. Schließlich habe Gott nicht verhindert, dass seine zehn Kinder bei einem Unglück ums Leben gekommen sind und dass ihm sein Besitz geraubt wurde. Würden wir dagegen den alten Jakob danach fragen, was Gott für ihn bedeutet, würde er möglicherweise antworten: „Er hat das Volk Israel ins Leben gerufen, indem er meinen zwölf Söhnen reichlich Nachkommen geschenkt und mich zum Stammvater der zwölf Stämme Israels gemacht hat.“ Ein Fremder würde wohl kaum glauben, dass Hiob und Jakob tatsächlich denselben Gott meinen.

Dieses Phänomen, dass jeder einzelne Mensch Gott im Alltag und je nach Lebenssituation

unterschiedlich wahrnimmt, dieses Phänomen macht auch Christen manchmal sehr zu schaffen. So kam eines Tages mal ein Mann zu mir, von dem ich dachte, er sei Christ. „Ich kann einfach nicht glauben“, sagte er zu mir. „Was genau können Sie nicht glauben?“ fragte ich zurück. „Können Sie nicht glauben, dass Jesus für die Sünden der Menschen am Kreuz gestorben und wieder

auferstanden ist?“ – „Nein“, winkte er ab, „das steht für mich außer Frage. Aber zum Beispiel, ob Gott die Welt tatsächlich in sieben Tagen erschaffen hat, da habe ich so meine Zweifel. Auch die Geschichte mit der Arche Noah oder wie Jona von einem Fisch verschluckt wurde, das alles kann ich nicht so einfach glauben.“ Erleichtert atmete ich auf und sagte zu ihm: „Das Allerwichtigste, nämlich dass Jesus Christus auch für Ihre Sünden ans Kreuz gegangen ist, das haben Sie erkannt. Oder genauer: Gott hat es Ihnen offenbart, weil er möchte, dass Sie sein Kind sind. Über all das andere

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machen Sie sich mal keine allzu großen Sorgen. Lassen Sie sich Ihren Glauben an Jesus Christus nicht durch das zerstören, was Sie noch nicht glauben können. Denn irgendwelche Zweifel wird es in Ihrem Leben immer geben.“

Bin ich zu gelassen und zu oberflächlich, wenn ich so argumentiere? Nun, gestatten Sie mir

folgenden Vergleich: Während ich an meinem Schreibtisch diese Gedanken niederschreibe, sitze ich auf einem hölzernen Stuhl. Und ich bin deswegen überhaupt nicht beunruhigt, obwohl mein Wissen über diesen Stuhl äußerst lückenhaft ist. Ich weiß nicht mehr, wo ich ihn mal gekauft habe, ich weiß nicht, wer ihn hergestellt hat, kenne die Holzsorte nicht und weiß auch nicht, woher das Holz stammt. Trotzdem sitze ich bequem auf diesem Stuhl und schreibe gerade diese Gedanken nieder.

So ähnlich verhält es sich auch mit meinem Glauben an Gott. Obwohl ich vieles nicht verstehe, weiß ich doch, dass mein Glaube trägt und dass es richtig war, mein Leben Jesus Christus anzuvertrauen.

Darf ich Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, einmal ganz direkt fragen: Glauben Sie, dass Jesus auch für Ihre Sünden gestorben ist? Und glauben Sie, dass er vom Tod auferstanden und an die Seite seines himmlischen Vaters zurückgekehrt ist? Wenn ja, dann halten Sie fest an diesem Glauben! Alles andere wird sich finden. Lassen Sie sich Ihren Glauben nicht durch das zerstören, was Sie noch nicht verstehen oder glauben können! Und falls Sie unbedingt wissen möchten, aus was für einem Holz mein Schreibtischstuhl gefertigt ist: Ich werde ihn zu einem Fachmann bringen und es für sie herausfinden. 

Zurück zu unserem Bibeltext und damit zur vierten Rede, die Elihu halten will. Zu Hiob sagt er – Vers 3:

„Ich will mein Wissen weit herholen und meinem Schöpfer Recht verschaffen“ (Hiob 36,3).

Nun ist es nicht so, dass Gott darauf angewiesen wäre, dass irgendein menschliches Wesen ihn verteidigt und somit Recht verschafft. Der alleinige Nutznießer ist in diesem Falle Hiob. Seine komischen Vorstellungen über Gott will Elihu geraderücken, damit er nicht weiterhin glaubt, dass Gott sein Feind geworden sei. Ich erinnere nur an Kapitel 33, da hatte Hiob tatsächlich behauptet:

„Gott erfindet Vorwürfe wider mich, er betrachtet mich als seinen Feind“ (Hiob 33,10). Gott Recht verschaffen in dem Sinne, wie Elihu es versucht, so geschieht es später auch beim Apostel Paulus. Im Römerbrief, Kapitel 9, stellt er die Frage: „Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott

ungerecht?“ Und die Antwort darauf lautet: „Das sei ferne!“ – „Auf gar keinen Fall!“ würde man heute wohl sagen.

Obwohl sich Elihu auf das Abenteuer einlässt, Gott Recht verschaffen zu wollen, so erweckt er dennoch nicht den Eindruck, alles erklären zu können, was Gott tut und was ihn ausmacht. Darin unterscheidet sich Elihu wohltuend von den drei Freunden Hiobs. Denn die taten immer so, als ob sie Gott direkt in die Karten schauen könnten. – Weiter im Bibeltext ab Vers 4. Elihu spricht:

„Meine Reden sind wahrlich nicht falsch; vor dir steht einer, der es wirklich weiß. Siehe, Gott ist mächtig und verwirft niemand; er ist mächtig an Kraft des Herzens. Den Gottlosen erhält er nicht am Leben, sondern hilft dem Elenden zum Recht. Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten, sondern mit Königen auf dem Thron lässt er sie sitzen immerdar, dass sie groß werden. Und wenn sie gefangen liegen in Ketten und elend, gebunden mit Stricken, so hält er ihnen vor, was sie getan haben, und ihre Sünden, dass sie sich überhoben haben, und öffnet ihnen das Ohr zur Warnung und sagt ihnen, dass sie sich von dem Unrecht bekehren sollen. Gehorchen sie und dienen ihm, so

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werden sie bei guten Tagen alt werden und glücklich leben. Gehorchen sie nicht, so werden sie dahinfahren durch des Todes Geschoss und vergehen in Unverstand. Die Ruchlosen verhärten sich im Zorn. Sie flehen nicht, auch wenn er sie gefangen legt; so wird ihre Seele in der Jugend sterben und ihr Leben unter den Hurern im Tempel. Aber den Elenden wird er durch sein Elend erretten und ihm das Ohr öffnen durch Trübsal. So reißt er auch dich aus dem Rachen der Angst in einen weiten Raum, wo keine Bedrängnis mehr ist; und an deinem Tische, voll von allem Guten, wirst du Ruhe haben. Wenn du aber richtest wie ein Gottloser, so halten dich Gericht und Recht fest. Sieh zu, dass nicht dein Zorn dich verlockt oder die Menge des Lösegeldes dich verleitet. Wird dein Geschrei dich aus der Not bringen oder alle kräftigen Anstrengungen? Sehne dich nicht nach der Nacht, die Völker wegnimmt von ihrer Stätte! Hüte dich und kehre dich nicht zum Unrecht, denn Unrecht wählst du lieber als Elend!“ (Hiob 36,4-21).

Soweit die Verse 4 bis 21: Ein leidenschaftlicher Appell, Gottes Angebot Buße zu tun auch wirklich anzunehmen. Und auch ein Appell, sich nicht selbst zu bemitleiden und sich in Todessehnsucht zu flüchten. Warum Gott den Menschen manchmal so fern erscheint, diese Frage wird hier allerdings nicht direkt angesprochen. Hierzu hätte ich mir von Elihu noch einen Satz gewünscht, wie er beispielsweise im Jesajabuch, am Anfang von Kapitel 59 zu finden ist. Dort heißt es: „Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, sodass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet“ (Jes 59,1-2). Und dann wird Jesaja ganz konkret und zählt einige Sünden, einige typisch menschliche Verhaltensweisen auf:

„Denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Verschuldung; eure Lippen reden Falsches, eure Zunge spricht Bosheit. Es ist niemand, der eine gerechte Sache vorbringt, und niemand, der redlich richtet. Man vertraut auf Nichtiges und redet Trug; mit Unheil sind sie

schwanger und gebären Verderben“ (Jes 59,3-4). Alles das ist schuld daran, dass zwischen Gott und dem Menschen häufig eine so große Distanz besteht!

Doch nun habe ich eine erfreuliche Nachricht für Sie: Es gibt keinen Grund, über diese Distanz zu jammern oder sie sogar als Entschuldigung vorzuschieben. Denn Jesus Christus hat diese Distanz überwunden. Im ersten Timotheusbrief, Kapitel 2, heißt es dazu: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus“ (1 Tim 2,5). Mit ihm als Mittler können wir zu Gott kommen! Hiob dagegen hat sich die Sehnsucht nach einem solchen Mittler noch regelrecht aus der Seele geschrien. Zitat aus Kapitel 9: „Dass es doch zwischen uns einen Schiedsmann [einen Mittler] gäbe, der seine Hand auf uns beide legte!“ (Hiob 9,33).

Elihu kommt diesem Thema ganz nah in seinen Ausführungen. Auf jeden Fall versteht er die geistlichen Zusammenhänge besser als Hiob und seine drei Freunde. Und dennoch fehlt ihm der volle Durchblick. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich zum Schluss Gott persönlich an Hiob wenden wird.

Den restlichen Versen aus Kapitel 36 spürt man recht deutlich ab, dass Gott auch für Elihu eher ein ferner Gott ist. Ein Gott, der von Seiten des Menschen Respekt verdient. Dass die Sünde es ist, die den Menschen von Gott trennt, und wie die Distanz zu ihm aufgehoben werden kann, das bleibt aber weiterhin offen. Elihu spricht – weiter ab Vers 22:

„Siehe, Gott ist groß in seiner Kraft; wo ist ein Lehrer, wie er ist? Wer will ihm weisen seinen Weg, und wer will zu ihm sagen: ‚Du tust Unrecht‘?

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Die eine Frage, die Elihu hier stellt: „Wo ist ein Lehrer, wie er ist?“, erinnert mich an eine Bemerkung im Johannesevangelium. Dort wird berichtet, dass es im Volk völlig unterschiedliche Meinungen über Jesus gab. Die einen hielten ihn für einen Scharlatan, die anderen für den Messias. Doch einige Knechte sagten: „Noch nie hat ein Mensch so geredet wie dieser“ (Joh 7,46). Das ist sozusagen die Antwort auf Elihus Frage: „Wo ist ein Lehrer, wie er ist?“, also ein Lehrer, der so viel weiß wie Gott.

Schaut man sich heute um unter denjenigen, die keine Christen sind, so staunt man manchmal, wie viele christliche Werte ihnen dennoch wichtig sind. Sie sind für Vergebungsbereitschaft und

Nächstenliebe, halten die Zehn Gebote für eine ganz wichtige Errungenschaft und zitieren sogar den einen oder anderen Vers aus der Bergpredigt. Aus den Werken des Aristoteles oder Sigmund Freuds zitieren sie dagegen nie. Vielleicht ist das ja ebenfalls ein versteckter Hinweis darauf, dass es keinen größeren und keinen besseren Lehrer gibt als Gott den Vater und seinen Sohn Jesus Christus. – Aus unserem Bibeltext lese ich nun weiter ab Vers 24. Elihu appelliert an Hiob:

„Denk daran, dass du sein Werk [Gottes Schöpfungswerk] preisest, von dem die Menschen singen.

Denn alle Menschen schauen danach aus, aber sie sehen's nur von ferne. Siehe, Gott ist groß und unbegreiflich; die Zahl seiner Jahre kann niemand erforschen. Er zieht empor die Wassertropfen und treibt seine Wolken zusammen zum Regen, dass die Wolken überfließen und Regen senden auf die Menge der Menschen. Wer versteht, wie er die Wolken türmt und donnern lässt aus seinem Gezelt?

Siehe, er breitet sein Licht um sich und bedeckt alle Tiefen des Meeres. Denn damit regiert er die Völker und gibt Speise die Fülle. Er bedeckt seine Hände mit Blitzen und bietet sie auf gegen den, der ihn angreift. Ihn kündet an sein Donnern, wenn er mit Zorn eifert gegen den Frevel. Darüber entsetzt sich mein Herz und fährt bebend hoch“ (Hiob 36,24-37,1).

Das waren die restlichen Verse aus Kapitel 36 und der erste Vers aus Kapitel 37. Interessant finde ich, dass Elihu nun auf verschiedene Wettererscheinungen eingeht. Von Blitz und Donner war schon die Rede. Und wie schon ganz am Anfang dieser Sendung erwähnt, wird sich Gott später aus einem

„Wettersturm“, also vermutlich aus einem Gewitter heraus direkt an Hiob wenden. Deshalb scheint es fast so, als würde sich bereits ein Gewitter zusammenbrauen, während Elihu darüber spricht. – Weiter ab Kapitel 37, Vers 2:

„O hört doch, wie sein Donner rollt und was für Gedröhn aus seinem Munde geht! Er lässt ihn hinfahren unter dem ganzen Himmel und seinen Blitz über die Enden der Erde. Ihm nach brüllt der Donner, und er donnert mit seinem großen Schall; und wenn sein Donner gehört wird, hält er die Blitze nicht zurück. Gott donnert mit seinem Donner wunderbar und tut große Dinge, die wir nicht begreifen. – Er spricht zum Schnee: ‚Falle zur Erde!‘, und zum Platzregen, so ist der Platzregen da mit Macht. So legt er alle Menschen unter Siegel, dass die Leute erkennen, was er tun kann. Die wilden Tiere gehen in die Höhle und legen sich auf ihr Lager. – Aus seinen Kammern kommt der Sturm und von Norden her die Kälte. Vom Odem Gottes kommt Eis, und die weiten Wasser liegen erstarrt. Die Wolken beschwert er mit Wasser, und aus der Wolke bricht sein Blitz. Er kehrt die Wolken, wohin er will, dass sie alles tun, was er ihnen gebietet auf dem Erdkreis: Zur Züchtigung für ein Land oder zum Segen lässt er sie kommen“ (Hiob 37,2-13).

Soweit die Verse 2 bis 13. Das Wettergeschehen war für die Menschen damals mit vielen Rätseln verbunden. Kein Wunder, dass Blitz und Donner, aber auch die Wolken am Himmel ihrer Meinung nach die unbegreifliche Größe Gottes widerspiegeln. Abgesehen davon hatten alle

Naturerscheinungen großen Einfluss auf das Wohl und Wehe der Menschen. Schnee und Eis brachten viele ihrer Tätigkeiten zum Erliegen. Das galt insbesondere für die Bauern. Ein schwerer Platzregen reichte schon aus, um einen Teil ihrer Ernte zu vernichten. So waren extreme

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Wetterlagen eigentlich immer ein Anlass, danach zu fragen, ob Gott den Menschen dadurch etwas mitteilen möchte. Auch Hiob sollte darüber mal nachdenken, meint Elihu. Ich lese weiter ab Vers 14:

„Das vernimm, Hiob, steh still und merke auf die Wunder Gottes! Weißt du, wie Gott ihnen Weisung gibt und wie er das Licht aus seinen Wolken hervorbrechen lässt? Weißt du, wie die Wolken

schweben, die Wunder des Allwissenden? Du, dem schon die Kleider heiß werden, wenn das Land still liegt unterm Südwind, kannst du gleich ihm die Wolkendecke ausbreiten, die fest ist wie ein gegossener Spiegel? Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn wir können nichts vorbringen vor Finsternis. Wenn jemand redet, muss es ihm gesagt werden? Hat je ein Mensch gesagt, er wolle vernichtet werden? Eben sah man das Licht nicht, das hinter den Wolken hell leuchtet; als aber der Wind daherfuhr, da wurde es klar. Von Norden kommt goldener Schein; um Gott her ist

schrecklicher Glanz. Den Allmächtigen erreichen wir nicht, der so groß ist an Kraft und reich an Gerechtigkeit. Das Recht beugt er nicht. Darum sollen ihn die Menschen fürchten, und er sieht keinen an, wie weise sie auch sind“ (Hiob 37,14-24).

Das waren die restlichen Verse aus Kapitel 37. Im Grunde gibt Elihu damit zu verstehen, dass auch er Gott nicht in die Karten schauen kann, weil seine Vernunft und Weisheit nicht an Gottes Weisheit heranreicht. „Gott sieht keinen an, wie weise sie auch sind“, so fasst Elihu das zuvor Gesagte zusammen. Fast bekommt man den Eindruck, als würden Gott und Mensch auf zwei

unterschiedlichen Ebenen existieren und sich deshalb nie begegnen können. Aber wie schon an anderer Stelle gesagt: In Wirklichkeit ist es ist nicht Gottes Größe und Erhaben, die ihn vom Menschen trennt, sondern die Sündhaftigkeit des Menschen ist daran schuld.

Zugleich wird deutlich: Elihu ist weder ein Prophet, der für eine ganz bestimmte Situation Gottes Ratschluss verkündigt, und schon gar nicht taugt Elihu als Mittler, der die Distanz zwischen Hiob und Gott überbrücken kann. Zum Glück sieht Elihu dies selbst ein, während die drei Freunde Hiobs sich stets als große Ratgeber aufgespielt hatten, obwohl sie mit ihren Vermutungen völlig danebenlagen.

Nebenbei bemerkt: Zu den Eigenschaften, die ich an meinem Arzt so sehr schätze, gehört ebenfalls eine solche nüchterne Selbsteinschätzung und Ehrlichkeit. Als ich wegen meiner Krebserkrankung bei ihm in Behandlung war, hat er mir nichts vorgemacht; hat nicht versucht falsche Hoffnungen in mir zu wecken. Wenn er auf manche meiner Fragen keine Antwort wusste, hat er offen und ehrlich gesagt: „Ich weiß es nicht.“ Dadurch gab er mir zu verstehen, dass er auch nur ein Mensch ist und kein Halbgott in Weiß. Ich meine, diese Art von Ehrlichkeit und Bescheidenheit steht Christen ganz besonders gut zu Gesichte. Insbesondere wenn sie missionarisch oder seelsorgerisch tätig sind.

Elihu, so jedenfalls mein Eindruck, hatte zunächst versucht hat, die Rolle eines Mittlers zwischen Hiob und Gott einzunehmen. Ein Zitat von ihm aus Kapitel 32 lautete zum Beispiel: „Hört mir zu;

auch ich will mein Wissen kundtun“ (Hiob 32,10). Aber Elihu hat dann sehr schnell selbst gemerkt, dass er dieser Rolle nicht gerecht werden kann. Während er noch über das Wetter redete, zogen möglicherweise schon dunkle Wolken am Horizont herauf und aus der Ferne war ein erstes Donnergrollen zu hören. Vielleicht aber war es umgekehrt auch das heranziehende Unwetter, das ihn überhaupt erst dazu brachte, über Gott zu reden, der als Herr über das Wetter auch dadurch zu den Menschen sprechen kann. Der Bibeltext lässt offen, ob es da irgendeinen Zusammenhang gibt.

Ich stelle mir jedoch vor, wie allmählich ein starker Wind aufkam und die ersten Regentropfen fielen und das Donnergrollen immer stärker wurde. Nach und nach brachten sich immer mehr Leute, die um Elihu und Hiob herumstanden, in Sicherheit. Dann ergriff auch Elihu selbst die Flucht. Und schließlich blieb Hiob als Einziger noch übrig. – Aus Kapitel 38 lese ich nun die Verse 1 und 2:

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DIE ERSTE REDE GOTTES AUS DEM WETTERSTURM

„Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach: Wer ist's, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand?“ (Hiob 38,1-2).

Eine alte Lebensweisheit besagt: Ein guter Lehrer fängt dort an, wo seine Schüler nicht mehr weiterwissen. Solange die Schüler wiedergeben, was sie gelernt oder sich selbst angeeignet haben, braucht der Lehrer im Grunde nur zuzuhören. Aber dann sollte er sie bildlich gesprochen an die Hand nehmen und weiterführen. In Elihus letzter Rede hatte er voller Bewunderung ausgerufen: „Siehe, Gott ist groß in seiner Kraft; wo ist ein Lehrer, wie er ist?“ (Hiob 36,22). Dies bewahrheitet sich jetzt auf eine wunderbare Weise, denn Gott ergreift nun selbst das Wort, nachdem alle seine Schüler nach und nach verstummt sind. Nun ist die Zeit gekommen, dass Gott Hiob an die Hand nehmen und weiterführen kann.

An die Hand nehmen und weiterführen – das trifft auch auf die Art und Weise zu, wie Jesus die Menschen gelehrt hat. Viele seiner Gleichnisse haben vermutlich einen ganz realen Hintergrund. Das heißt, wahrscheinlich hat er die Menschen bei ihren alltäglichen Verrichtungen beobachtet und daraus dann Gleichnisse, Parabeln und kleine Geschichten gemacht, in denen sich viele Leute wiederfinden konnten. Zum Beispiel Matthäusevangelium, Kapitel 13: „Jesus sprach: Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen“ (vgl. Mt 13,3-9). Oder im selben Kapitel: „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz

durchsäuert war“ (Mt 13,33). Jesus als guter Lehrer fing also dort an zu lehren, wo die

Alltagserfahrungen endeten, und dann nahm er seine Zuhörer sozusagen an die Hand, um ihnen die Augen zu öffnen für das, was sie selbst niemals für sich entdeckt hätten.

Genau dieses Prinzip wende ich übrigens auch manchmal an, wenn ich in einer fremden Stadt einen Vortrag halten soll. Ich lasse mir schon ein paar Tage vorher eine Zeitung von dort zuschicken und halte Ausschau danach, was die Menschen in dieser Stadt gerade so bewegt. Vielleicht wird bald ein neuer Bürgermeister gewählt oder eine berühmte Persönlichkeit war gerade zu Gast. Oder es gab einen handfesten Skandal oder irgendeinen komischen Vorfall. Wenn ich dann aufs Podium oder auf die Kanzel steige, um meinen Vortrag zu halten, greife ich gleich zu Beginn eines dieser Ereignisse auf und knüpfe daran an. Natürlich kann man diese Vorgehensweise als einen Trick bezeichnen, um die Aufmerksamkeit der Leute zu gewinnen. Aber ist es wirklich nur ein Trick? Ich meine, dadurch gebe ich meinen Zuhörern doch zu verstehen, dass ich mich dafür interessiere, was ihnen auf dem Herzen liegt. Und damit wiederum zeige ich ihnen meine Wertschätzung.

Zurück zu unserem Bibeltext. Es kommt also zu einer direkten Begegnung zwischen Gott und Hiob.

Allein dadurch drückt der große, allmächtige Gott seine besondere Wertschätzung gegenüber Hiob aus. Doch ich muss zugeben: Die Art und Weise, wie Gott als Lehrer Hiobs auftritt, macht mich ziemlich ratlos. Ja, am liebsten würde ich Ihnen, liebe Hörer, einfach empfehlen, sich die letzten Kapitel des Hiobbuches selbst durchzulesen, damit ich meinen Mund halten kann. Aber weil sie zu Recht mehr erwarten von dieser Sendereihe, werde ich in der nächsten Folge auf einzelne Passagen doch ein wenig näher eingehen. Und damit Sie den Grund wissen, warum ich so ratlos bin, möchte ich Ihnen jetzt noch zum Schluss aus Kapitel 38 die Verse 3 und 4 vorlesen. Daraus geht hervor, dass Gott eine ziemlich ungewöhnliche Methode wählt, um Hiob zu lehren. Er spricht zu ihm:

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„Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist!“ (Hiob 38,3-4).

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