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AUSSENWIRTSCHAFTSBERICHT

50 Die Volkswirtschaft   3 / 2021

Jetzt erst recht

Eine Pandemie lässt sich aus Sicht des Bundesrates mit multilateralen Ansätzen bekämpfen.

Protektionistische Ansätze sind nicht zielführend.  Felix Rosenberger

D

ie Corona-Pandemie hat uns Fragilität und Abhängigkeiten in der internationa- len Arbeitsteilung aufgezeigt. Gesundheits- politische Massnahmen führten weltweit dazu, dass es entlang von wirtschaftlichen Wertschöpfungsketten zu Lieferengpässen kam, wie der Bundesrat in seinem jährlichen Aussenwirtschaftspolitischen Bericht zuhan- den des Parlaments festhält.1 Aus Sicht des Bundesrates zeigte die Pandemie auf, wie wichtig offene Märkte und das regelbasierte Handelssystem für die international vernetz- te Schweizer Volkswirtschaft sind.

Nach dem angebots- und nachfrageindu- zierten Handelsschock im Frühling 2020 ent- schärfte sich die Situation rasch – und die globale Wertschöpfungskette funktionierte im weiteren Verlauf der Pandemie grundsätz- lich wieder. Um die wirtschaftlichen Auswir- kungen der Covid-19-Krise abzufedern, waren laut dem Aussenwirtschaftsbericht die geo- grafische Diversifizierung durch die Unter- nehmen, das diplomatische Kontaktnetz so- wie etablierte Beziehungen der Schweiz zu ihren Handelspartnern in allen Regionen der Welt zentral. Zusammen mit den Leistungen der Landwirtschaft, der einheimischen Pro- duktion und des funktionierenden Detailhan- dels trugen sie dazu bei, dass die Schweiz kei- ne anhaltenden Versorgungsengpässe erlitt.

Allerdings dürften sich die sich bereits in den vergangenen Jahren immer deutlicher abzeichnenden protektionistischen und in- dustriepolitischen Tendenzen im interna- tionalen Umfeld der Schweiz fortsetzen:

Während die USA ihr Augenmerk im vergan- genen Jahr auf die Rückführung von Wert- schöpfungsketten («reshoring») in den Be- reichen Pharma, Medizinaltechnik und me- dizinisches Schutzmaterial legten, gibt es in der EU Anstrengungen, die strategische

1 Bundesrat (2021). Bericht zur Aussenwirtschaftspoli- tik 2020, Januar. Dieser Beitrag bezieht sich vor allem auf das erste Kapitel des Berichts, welches sich mit den Auswirkungen der Covid-19-Krise befasst.

und technologische Unabhängigkeit vor- anzutreiben. Vorschläge aus der EU-Kom- mission umfassen eine Diversifizierung der Wertschöpfungsketten, eine Lagerhaltung von bestimmten Gütern und eine stärkere Verpflichtung für das Festsetzen von inter- nationalen Handelsregeln gemäss den Wer- ten und Regeln der EU.

Resilienz stärken

Die Covid-19-Krise führte auch in der Schweiz zu Diskussionen über die Versorgungssicher- heit, wie zahlreiche parlamentarischen Vor- stösse – insbesondere zur Pharmaindustrie, zu Impfstoffen, medizinischer Schutzausrüs- tung und Ethanol – zeigen. Trotzdem scheint es dem Bundesrat nicht ratsam, solchen pro- tektionistischen Tendenzen zu folgen: Of- fene Märkte und internationale Vernetzung – gerade auch digital, wie die Krise verdeut- licht hat – sind, gemeinsam mit angemesse- nen und gezielten staatlichen Massnahmen im öffentlichen Interesse, die Basis für eine nachhaltige Erholung und stärken die Resi- lienz der schweizerischen Wirtschaft. Für den Bundesrat bleibt daher das Ziel bestehen, die Schweiz als attraktiven Wirtschaftsstandort und zuverlässige Handelspartnerin zu posi- tionieren und für entsprechende Rahmenbe- dingungen zu sorgen.

Primär liegt es im Interesse der Unterneh- men, ihre Produktionsstrukturen krisenfest zu gestalten, und sie sind auch am besten in der Lage, allfälliges Verbesserungspotenzial zu identifizieren und umzusetzen. Dabei kön- nen sich die Möglichkeiten zur Steigerung der Resilienz von Wertschöpfungsketten je nach Branche und Produkten stark unter- scheiden. So können beispielsweise eine geo- grafische Diversifizierung, eine rasche Substi- tuierbarkeit oder eine Verkürzung von Wert- schöpfungsketten durch Zusammenlegung einzelner Wertschöpfungsstufen die Resi- lienz erhöhen – soweit geeignete Anbieter

für mehrere Produktionsschritte gefunden werden oder diese selbst durchgeführt wer- den können. Eine weitere Möglichkeit ist der Aufbau von Lagern.

Umgekehrt wäre das Extrem einer autar- ken Produktion von Waren entlang der ge- samten oder weiter Teile der Wertschöp- fungskette gerade im Hochpreis- und Hochlohnland Schweiz mit hohen volkswirt- schaftlichen Kosten verbunden. Die so pro- duzierten und exportierten Güter wären da- rüber hinaus im internationalen Handel weit weniger wettbewerbsfähig. Auch staatli- che Massnahmen oder Anordnungen, wie sie teils gefordert werden, bergen die Gefahr, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu gefährden oder gar kontraproduktiv zu wir- ken.

Für den Bundesrat verlangt eine globale Krise nach multilateralen Lösungsansätzen.

Ein regelbasiertes internationales Handels- system mit dem WTO-Vertragswerk im Zen- trum und ergänzt durch Freihandelsabkom- men dient den Interessen der Schweiz am besten. So gilt es die bi- sowie plurilateralen Freihandelsabkommen weiter voranzutrei- ben. Der Ausweg aus der Covid-19-Krise liegt in mehr Offenheit, mehr Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten, mehr Diversifizierung und mehr Vernetzung – gerade auch digital. Kurz, mehr Globalisierung, nicht weniger, schafft Resilienz, jetzt erst recht.

Felix Rosenberger

Interimistischer Ressortleiter, Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Asien und Ozeanien, Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Bern

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KEYSTONE

Die Impfstoffproduktion erfolgt ent- lang globaler Wertschöpfungsketten.

Lonza-Werk in Visp VS.

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