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Die Kraft der Rollenbilder in der Karriere von Frauen in Naturwissenschaften und Technologie | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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29 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 6-2014

Stellungnahmen

1 Amy Bug: Swimming Against the Unseen Tide, in: Physics World, August 2010, S. 16–17.

2 Siehe www.fix-the-leaky-pipeline.ch und www.equal.ethz.ch.

3 ETH Gender Monitoring 2012/13: Bericht zur Situation der Gleichstellung von Frauen und Män- nern in Studium und Wissenschaft.

4 The Research Council of Norway: Gender Balance and Gender Perspectives In Research and Innovation – Policy for the Research Council of Norway 2013–2017.

Die Metapher der gläsernen Decke illust- riert die Situation der Frauen: Sie haben die Möglichkeit, mitzuentscheiden und Einfluss zu nehmen, zwar in Sichtweite; der Zugang dazu bleibt jedoch verwehrt. Ein anderes Bild, um zu zeigen, warum mehr Männer als Frauen in der Physik forschen und lehren, verwendet die Physikprofessorin Amy Bug:

das der «unsichtbaren Gegenströmung».

Offenbar üben stereotype Rollenbilder von Frauen und Männern eine Art unsicht- bare Kraft gegen Forscherinnen und Dozen- tinnen aus. Das förderte Amy Bugs Experi- ment1 zutage, in dem Schauspielerinnen und Schauspieler vor verschiedenen Klassen nach gleichem Drehbuch Physik lehrten und an- schliessend von den Studierenden bewertet wurden. Die Auswertung zeigte, dass «der Professor» im Schnitt als fähiger beurteilt wurde als «die Professorin». Dieses Experi- ment zeigt wie viele Studien auch, dass wir uns bei der Beurteilung anderer Menschen von impliziten Rollenbildern leiten lassen.

Das bedeutet für eine Wissenschaftlerin in einer Männerdomäne wie der Physik, dass sie von der Mehrheit der Studierenden und Fachleute weniger gut bewertet wird als ihr Kollege, trotz gleich gutem oder besserem Leistungsausweis.

Dieses implizite Voreingenommen- sein ist ein kaum sichtbarer Nachteil, der sich mit der Zeit akkumuliert und weit- reichende Folgen für die Karriere einer Wissenschaftlerin hat. Sie erlebt im Laufe ihrer Forschertätigkeit, wie Kollegen mit gleichem oder geringerem Leistungsaus- weis zusätzliche Forschungsmittel oder Auszeichnungen erhalten. Und sie wun- dert sich, warum sie trotz anerkannter Forschungsresultate und viel zitierter Pub- likationen immer wieder übergangen wird.

Im schlimmsten Fall treibt es sie aus der Akademie.

Transparenz und Grundsätze für die Mittelverteilung

Um zu vermeiden, dass Frauen aus der akademischen Laufbahn gedrängt werden, gibt es seit einigen Jahren verschiedene In- itiativen an der ETH Zürich wie Fix the Le- aky Pipeline! oder die Sensibilisierungskam- pagne Check Your Stereotypes2. Dennoch

öffnet sich nach dem Doktorat weiterhin die Schere zwischen Männern und Frauen, die eine wissenschaftliche Karriere in Ma- thematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik (Mint) verfolgen.3 Zur gewähl- ten Professur schaffen es noch immer ganz wenige Frauen: Ende 2013 waren es an der ETH Zürich gerade 39 Professorinnen ge- genüber 360 Professoren. Doch der profes- sorale Nachwuchs lässt Hoffnung aufkom- men: Unter den Assistenzprofessuren (auf maximal sechs Jahre befristet) gibt es 22 Frauen gegenüber 58 Männern.

Grossen Einfluss auf die akademische Laufbahn haben zur Verfügung stehende Forschungsgelder, Laborplätze und Personal.

Über solche Ressourcen entscheiden Gre- mien, die mehrheitlich oder ausschliesslich aus Männern bestehen; sie sind die Hüter über deren Informationen und Verteilung.

Damit Forscherinnen und Professorinnen nicht wegen der «unsichtbaren Gegenströ- mung» benachteiligt werden, braucht es Transparenz und Grundsätze über die vor- handenen Mittel und deren Verteilung.

Eine Option wäre, Gremien wie zum Bei- spiel die Forschungskommission der ETH Zürich paritätisch mit Männern und Frauen zu bestellen. Ähnliche Massnahmen ergreift das Research Council of Norway, das gezielt die Frauen in Budgetfragen einbezieht, weil es darin den Schlüssel für ein ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter in Forschung und Lehre erkannt hat.4

Aufweichen der stereotypen Rollenbilder Um die Anliegen der Professorinnen bei den Entscheidungsträgern der ETH Zürich einzubringen, wurde 2012 das ETH Wo- men Professors’ Forum (ETH WPF) gegrün- det. Zudem wollen die Professorinnen als Vorbilder junge Frauen dazu bewegen, in Mint-Bereichen zu forschen und Karriere zu machen. Denn ein höherer Anteil von Frauen in diesen Bereichen soll stereotype Rollenbilder aufweichen und der Wissen- schaft wie der Industrie ermöglichen, mehr weibliche Talente zu gewinnen. Es ist wich- tig, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Forschung repräsentiert sind, zumal die Forschung mit Unterstützung der und für die Gesellschaft forscht.

Die Kraft der Rollenbilder in der Karriere von Frauen in Naturwissenschaften und Technologie

Frauen in Naturwissenschaften und Technologie erfahren Nachteile, welche kaum sicht- bar sind, sich im Laufe ihrer Karriere aber akkumulieren und sie benachteiligen. Dagegen wirken Transparenz und Grundsätze über vorhandene Mittel und deren Verteilung sowie das gezielte Einsetzen von Wissenschaftlerinnen in Entscheidungsgremien. Dafür engagiert sich das ETH Women Professors’ Forum.

Prof. Dr. Ursula Keller Präsidentin des ETH Wo- men Professors’ Forum, Direktorin des Nationa- len Forschungsschwer- punktes Ultraschnelle Prozesse in molekularen Bausteinen NCCR MUST

Dr. Daniela M. Meier Koordinatorin des ETH Women Professors’

Forum, Beraterin Manda Idea Management in Bern

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