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2. DAS FEST DES FEUERS

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Academic year: 2022

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Irlands benannt ist, ebenfalls zu Belteine zu Ehren der Kinder Nemeds („heilig“) ein Feuer in Uisnech, welches sechs Jahre lang brennt. Dort erfahren wir auch, daß er den Druiden, die dem Rauch eine unheilvolle Wirkung zuschrieben, die Zunge herausschneiden ließ.151

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ESTDES

F

EUERS

Doch kommt es noch besser. In Fassung III des Tochmarc Emire („Die Brautwer- bung um Emer“), wie sie van Hamel, ausgehend von einer Handschrift aus dem 16. Jahrhundert, veröffentlichte,152 liefert sich Cuchulainn einen ebenso langen wie pittoresken Brauthandel mit Emer. Anstatt die ihm dem Brauch nach zustehende Fial, die ältere Schwester der Emer heiraten zu wollen, will Cuchulainn Emer ehelichen, da Fial vielleicht das Bett mit Coirpre Nia Fer, dem König von Tara, geteilt hat.

Um nicht vom Gefolge verstanden und verraten zu werden, sprechen die beiden in komplizierten Metaphern und Rätseln, was Cuchulainn keineswegs davon abhält, sich für die Brust Emers zu interessieren, und dieses Interesse wiederholt durch verschiedene Wortspiele kundzutun, die er anschließend seinem Kutscher erklärt, dem all dies natürlich entgangen war. So z.B., wenn er vom alchiung, dem Brust- lanzengürtel spricht, wenn er sagt cáin in mag sa mag alchiung („Oh, was für ein schönes Feld, dieses Feld des Lanzengürtels“). Emer stellt ihre Bedingungen und antwortet beim dritten Mal schließlich:

„Keiner soll sich an dieses Feld wagen, der nicht imstande ist, den Stachel des Schlafs von Mac Roismelc vom Sommerschlaf (samsuan) bis Imbolc, von Imbolc bis Beltene, und dann von Beltene bis zum Herbst zu überwinden.“

Und Cuchulainn erwidert:

„Ich werde die Speerspitze Mac Roismelcs meiden, in dem ich ohne jeglichen Schlaf von Samain, der Sommerdämmerung, also dem Ende des Sommers kämpfen werde. Denn so wird seit langem das Jahr unterteilt: Der Sommer liegt zwischen Beltine und Samain und der Winter zwischen Samain und Beltine. So spricht man doch auch von samfuin („Sommerdämmerung“), samsúain und sam-son („Sommerschlaf“);

bis oimolc (andere Schreibweise Imbolcs oder Imolcs), d.h. dem Beginn des Frühlings, den Schranken der Niederschläge (?), dem Frühlingsregen und dem Winterregen. In der Dichtkunst steht oi aber auch für das Schaf. Daher spricht man auch von oiba, wenn ein Schaf

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stirbt, ganz wie der Tod eines Hundes conba, der Tod eines Pferdes echba, der Tod eines Menschen duinba genannt wird, da ba und bas das Wort für den Tod ist. Oimelc ist demnach der Tag, an dem man die Schafe melkt. Deshalb heißt es auch oisc oder oí sesc wenn die Schafe unfruchtbar sind;

bis Beltine, das heißt zum wohltuenden Feuer, den beiden Feuern, welche die Druiden mit großen Zaubergesängen machen. Sie lassen die Herden zwischen ihnen hindurchschreiten, um sie gegen die Krank- heiten des Jahres zu beschützen. Oder bis zu Bel-dine, wobei Bel der Name des Gottes und dine der der Erstgeborenen einer jeden Herde sind, die Bel zugesprochen werden. Beldine steht also für Beltine.

Bis zum Herbst (bron trogain, „Schwere, Trauer der Erde“), d.h.

Darstellung eines druidischen Brandopfers. „Korbriese“, aus dem Jahre 1676 von Aylett Sammes. Vergleiche hierzu auch die Schilderung in: Le Roux/Guyonvarc´h: Die

Druiden, S. 83 - 96, Arun-Verlag, 1996.

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wenn die Erde zu Lugnasad, dem Herbstanfang, traurig wird und Frucht trägt. Trogan heißt Erde.“

Diese Stelle deckt sich in etwa mit den Aussagen des Cormacglossars:

„Belteine, das Feuer Bels, die heilbringende Flamme ist ein Feuer, welches die Druiden durch ihre Magie oder ihre großen Zaubergesänge machten; man brachte jährlich die Herden gegen Epidemien zu diesen Feuern. Sie ließen die Herden zwischen ihnen hindurchschrei-ten.“

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Bezieht sich der Glossenschreiber auf den Tochmarc Emire? Hinsichtlich des Alters des Cormacglossars (10. Jahrhundert) sollten wir eher davon ausgehen, daß es sich hier um das Allgemeinwissen der damaligen Bildungsschicht handelte. Das gibt Grund zur Annahme, daß wir es hier in der Tat mit sehr archaischen Vorstellungen von Imbolc und Belteine zu tun haben. Der Schreiber läßt Cuchulainn ohne jedes Zögern zu einem großen Experten analogistischer Etymologie werden, was nicht unbedingt dem Status eines großen Kriegers widerspricht, besonders dann, wenn er von einem berühmten Druiden, und zwar Cathbad, am Hofe König Conchobars von Ulster erzogen wurde.

Scheinbar wurde dieser Text nicht sehr oft zu Rate gezogen. Kuno Meyer über- setzt nebenbei einmal einen Satz daraus154 , um seine erste Fassung des Tochmar Emire zu ergänzen, während Vendryes ihn in seiner Studie zu Imbolc nicht einmal erwähnt.155 Uns ist keine Übersetzung dieses Textes bekannt, und doch ist er von grundlegendem Interesse, da er allen vier Festen einen ganz eindeutigen Platz im Kalender zuweist, und das - trotz all seiner Formmängel - wesentlich klarer als der Vergleichstext der Hibernica Minora.

So wohnten auch die Fianna zwischen Samain und Belteine bei den Männern Irlands.156 Doch hatten sich die Iren - immer noch laut Keating157 - zwischen Sa- main und Belteine auch um die Filid zu kümmern, welche zu jener Zeit angeblich bereits so zahlreich waren, daß sie ein Drittel der Bevölkerung ausmachten. Was sie jedoch während des Sommers trieben, wird nicht berichtet. Wir können jedoch mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß in der Zeit zwischen Samain und Belteine alle Gesellschaftklassen Unterschlupf brauchten. Daraus wird vor allem eines klar:

Man entfachte die Belteinefeuer nicht, um sich vor dem schlechten Wetter oder der Kälte zu schützen, sondern um den Beginn des Sommers zu feiern.

Daraus erklärt sich schließlich auch, warum den Belteinefeuern im Zuge der Christianisierung so große Bedeutung zukam. Demnach entfachte auch der Heilige Patrick anläßlich dieses Festes, trotz des königlichen Verbots ein christliches Oster- feuer, welches nicht allen gefiel. Nach der Erzählung Muirchus in der Vita Tripartita wandten sich die Druiden an den damaligen König Loegaire:

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„Das Feuer, welches wir hier sehen, wird nie mehr erlöschen, wer auch immer es entfacht hat. Es wird stärker sein als alle Feuer unseres Brauchs. Und der, der es entzunden hat, wird uns alle besiegen, denn die Herrschaft steht dem zu, der es in dieser Nacht brennen läßt. Er wird dich und alle Männer deines Reichs unterwerfen. Alle König- reiche werden vor ihm fallen und er wird Jahrhundert über Jahrhundert mit seinen Dingen anfüllen.“158

Druidisches Brandopfer.

Szene aus dem Film „The Wicker Man“ von Roger Hardy (1973)

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Es ist zweifelhaft, ob die Druiden so lateinisch sprachen, wie Muirchu schrieb, und auch ihre Prophezeiung war im nachhinein keine Kunst mehr, denn sie wurde lange nach den Ereignissen formuliert, die sie ankündigte. Doch wurde sie nach den traditionellen Normen des alten Irland verfaßt: Eine vielleicht theologische, eher jedoch magische Auseinandersetzung zwischen Heiligen und Druiden, findet am besten zu Belteine bzw. Ostern statt, wobei dem Feuer alles andere als eine profane Rolle zukommt.

Das Vieh hat hiermit nichts zu tun. Ganz offenbar hatte Patrick den Hügel von Uisnech im Zentrum Irlands für sein Feuer gewählt, wobei er diesen durch einen Zauberkreis für alle Heiden unzugänglich machte. Er selbst umgab sich mit Flam- men und Rauch (man erinnere sich an die Túatha Dé Dánann!), um diesen Kreis zu verlassen. So erzählt es zumindest Muirchu drei oder vier Jahrhunderte später in fließendem Latein, ohne sich daran zu stoßen, daß die hier beschriebenen Zaubers- zenen wesentlich druidischer als christlich anmuten:

„Die Druiden sprachen zu denen, die hingingen: ‘König, du aber wirst nicht an den Ort gehen, wo das Feuer brennt, damit nicht gefolgert wird, daß du den verehrst, der das Feuer entfacht hat. Nein, du sollst in gehörigem Abstand außerhalb davon bleiben. Er wird vor dich zitiert werden, so daß er dich verehrt und du selbst der Herr bleibst.

Wir werden mit ihm in deiner Anwesenheit sprechen, so daß du uns auf die Probe stellen kannst [...]. So gelangten sie an den vereinbarten Ort. Nachdem sie von ihren Wagen und Pferden gestiegen waren, drangen sie nicht in den Kreis der Feuerstelle ein, sondern setzten sich an seinen Rand. Man rief den Heiligen Patrick außerhalb der Brandstätte.“159

Die Geschichte endet mit Gottesurteilen, bei denen Patrick die Druiden besiegt.160 Wüßten wir aus den übrigen Heiligenlegenden nicht, daß es sich bei Patrick um einen Heiligen handelt, hielten wir ihn hier für einen seinen Kollegen bei weitem überlegenen Druiden, was er wahrscheinlich auch war.161 Doch vollzog sich das Fest nicht ohne einen gewissen religiösen Zwang, wie uns in einer kurzen Stelle des Aided Diarmada („Tod Dermots“) berichtet wird, der uns über die geographische Lage der großen Feierlichkeiten und ihren verpflichtenden Charakter aufklärt:

„Diarmaid und die Männer Irlands hielten die große Versammlung von Uisnech zu Belteine ab, denn es gab drei solcher große Zusam- menkünfte: Die Versammlung von Uisnech zu Belteine, den Jahrmarkt von Tailtiu zu Lugnasad und das Fest von Tara zu Samain. Wer auch immer unter den Männern Irlands gegen diese Regeln verstieß, der war des Todes.“162

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