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EIN INDISCHER TARTUFFE
P. K. Atres Komödie 'Buvä tethe Bäyä'und ihre literarischen
Vorbilder (Resümee)
Von Catharina Kiehnle, Mainz
Buvä tethe Bäyä 'Wo ein Guru ist, sind Frauen', wurde 1964 in Bombay
uraufgeführt. Atre nennt vier Vorbilder für seine Komödie: Jvda von
Henry Arthur Jones, Mary Baker Eddy von Ernst Toller, die
Novelle Vicak^anä von Sridhar Vyankateö Ketkar und Molieres
Tartuffe. In der Tat handelt es sich um eine Adaptation des letzteren, die
übrigen Werke haben Einzelelemente zur Ausschmückung beigetragen.
Die Übertragung ins indische Milieu ist nicht nur deshalb so gut gelungen,
weil die Figur des heuchlerischen Guru ihre Urheimat ebensogut in Indien
wie in Frankreich haben könnte, sondern weil Atre die Handlung in eine
traditionell eingestellte indische Mittelschicht-Familie verpflanzt hat. Die
Personen mußten sich dabei allerdings einige Modifikationen gefallen las¬
sen: die innerfamiliären Machtverhältnisse sind verschoben, und die Selb¬
ständigkeit etwa der französischen Damen des 17. Jh. wäre auch heute
noch unglaubwürdig im Lande der Sitä. Der Hauptunterschied jedoch zvri¬
schen Original und Adaptation zeigt sich in der gegensätzlichen Grundhal¬
tung der Verfasser. Moliere als Vertreter der Aufklärung glaubt an die
Lernfähigkeit des Menschen und stellt uns die Läuterung von Verführer
und Opfer in Aussicht. Atre verfolgt zwar durchaus aufklärerische Absich¬
ten, vermag es aber rücht, andere als unveränderliche - und somit lernunfä¬
hige - Persönlichkeiten zu zeichnen, was letztendlich in der tiefverwurzel¬
ten Konzeption vom dharma begründet sein mag. So kann man in seinem
Stück einerseits einen wundertätigen, dümmliche Verehrerscharen beleh¬
renden, die fünf ma-käras praktizierenden Guru bewundern und sich über
Lächerlichkeiten des Alltags und eine für damalige Verhältnisse unver¬
blümte Sprache amüsieren. Andererseits wird einem der Verlust des opti¬
mistischen MoLiBREschen Geistes und die des öfteren zutagekommende
Erbarmungslosigkeit indischer Wirklichkeit Unbehagen bereiten. Dies
führt zur Frage nach kulturellen Unterschieden und ihren Grundlagen. Als
besonders hilfreich bei der Analyse der Verhältnisse hat sich daher SuD-
HiR Kakars Inner World (Delhi 1978), eine psychoanalytische Untersu¬
chung zu Kindheit und Erziehung in Indien, erwiesen.
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ZUM URSPRUNG DER SATTRA-OPFER*
Von Harry Falk, Freiburg
Somaopfer lassen sich je nach der Anzahl ihrer Presstage in drei Grup¬
pen einteilen. Die erste Gruppe bilden die eÄ;äAa-Opfer, die, wie etwa der
Agnistonia, nur einen einzigen Presstag kennen. Eine Reihe von Opferprie¬
stern vollzieht die Riten zum Nutzen eines einzelnen, häufig nicht-brahma- nischen Opferherrn. Ahnlich verhält es sich zweitens mit den oAfna-Opfern,
bei denen gleichfalls fiir einen einzelnen Yajamäna gearbeitet wird, doch
im Unterschied zu den Ekähas mit mindestens zwei und maximal zwölf
Presstagen.
Ganz anders steht es um die dritte Gruppe der saUra-Opfer. Diese dauern
in der Regel 12, in besonderen Fällen aber auch bis zu 61 Tage. Die neuere
Literatur charakterisiert diese Sattras einheitlich mit vier Leitsätzen:
1. Als Teilnehmer kommen nur Brahmanen in Betracht.
2. Es fehlt der klassische Opferherr. Einer der brahmanischen Opferer
überninunt die Rolle des Yajamäna immer dann, wenn nach dem ekäha-
Paradigma der Opferherr tätig werden muß. Trotz dieser Sonderrolle fallen
aber alle Früchte des Opfers allen Teilnehmern gemeinsam zu.
3. Da der beauftragende Opferherr fehlt, gibt es auch keine Däksinä.
4. Grundform des Sattras ist der Dvädasäha.
Über den Zweck derartiger Veranstaltungen herrscht größte Unsicher¬
heit. Hillebrandt (S. 155) vermutete dahinter eine Art Wunschzauber,
Oldenburg^ dagegen Reste alter „gentilicischer" Opfer. In neuerer Zeit
führte Heestermann^ 1962 die Sattras auf ein ursprüngliches Ritual der
Vrätyas zurück, um nur zwei Jahre später" eine andere Lösung anzubieten:
* Folgende Abkürzungen werden verwendet:
AB Aitareyabrähmana, ÄpSS Äpastambasrautasütra, AV/P Atharvaveda (Sauna-
kiya)/Paippaläda, JB Jaiminiyabrähmana, JMS Jaiminiyamimärnsäsütra, KA Kau¬
tiliya Arthasästra, KB KauSitakibrähmana (Ed. Sarma [Ed. Lindner / Ubers.
Keith]), KS Käthakasaiphitä' MS Maiträyapisaiuhitä' PB PancavirpSabrähmana, RV Rgvedasaiphitä' TS Taittiriyasaiphitä' VS Väjasaneyisamhitä
' A. Hillebrandt: Ritual-Literatur. Vedische Opfer und Zauber. Strassburg:
Trübner 1897. S. 154 ff. A. B. Keith: The Religion and Philosophy of the Vedas and
Upanisads. Cambridge: Harvard University Press (HOS 31+32). S. 349-352.
P. V. Kane: History of Dharmasästra n,2. Poona: Bhandarkar Oriental Research Institute 1941. S. 1239-1246. L. Renou: Vocabulaire du Rituel Vedique. Paris:
Klincksieck 1954. S. 156. Ch. Sen: Dietionary of Vedic Rituals. Delhi: Concept Publ.
Co. 1978. S. 115.
^ H. Oldenburg: Die Religion des Veda. Berlin: W. Hertz 1894. S. 371.
' J. C. Heesterman: Vrätya and Sacrifice. In: IIJ 6 (1962), S. 34.
"* J. C. Heesterman: Brahmin, Ritual and Renouncer. In: WZKS 8 (1964), S. 21.