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I, DIE GEMEINSCHAFT DES HEILIGEN GEISTES - QUELLE DER EINHEIT DER KIRCHE

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I, DIE GEMEINSCHAFT DES HEILIGEN GEISTES - QUELLE DER EINHEIT DER KIRCHE

von Dozent Jan Anch1mwk, Polen

I.

1. Vorwort

D e Geme1nschaft des Heiligen Geistes, so wie sie im Keuen Testament und in der Erfahrung der Kirche sichtbar •ird. ist nichts anderes als die K1rche. Weil der Heilige Geist der Lebensspender 1st, kann man die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, dem IIesen nach. als das Leben selbst bezeichnen.

In einem.Gebet, welches ein orthodoxer Christ jeden Tag wiederholt, be- ten •ir um das Erbarmen der Heiligen Tnn1tät und wenden uns mit der Bitte zuerst an Gott, den Vater, unsere Sünden zu sühnen, dann mit der Bitte an Gott. den Sohn. unsere Ungerechtigkeiten (anomia) :u ver- :eihen. und :um Schluß mit der Bitte an Gott. den Heiligen Geist. un- sere Schwächen (asthenia) :u heilen.

Das Gebet be:eugt. daß auch im alltäglichen Leben des Menschen der Hei- lige Geist ••irksam ist. Das Handeln des Heiligen Geistes sowohl. an der Kirche •·ie am Menschen geschieht d1rekt im Leben. Das he1ßt: die menschliche Rede von der Gemeinschaft des Heiligen Geistes ist als e1ne Beschre1bung :u verstehen.

2. D1e Gernemsehaft der Jünger Jesu vor dem Pfingstfest

Pfingsten hat seine Vorgeschichte gehabt. Die Apostel "verharrten ein- mutig im Gebet mit den Frauen und Haria, der Mutter Jesu, und mit sei-

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nen Brüdern" (Apg. 1. 1~). Die vor Gol~atha :erstreute und durch die Ersche1nun~en des Aufers andenen Herrn ~ieder:usammengeruiene !>char der Jünger ~ ird nach der Himmels fahrt Chrtsti dadurch :usammengehal ten. da I~

sie aut den Tal? •artet. an dem sie die Kraft des He1lil!.en Ge1Stes empfangen w1rd. Es 1st schon gar kewe sa gan: kleine Schar mehr. S1e :ählt 1"0 Personen und 1st imstande :u handeln. Sie kann ja :we1 Kand1- daten •ahlen. um die leere Stelle im Kreise der :wölf :u beset:en. Das Los entscheidet. wer von den :•e1 :u diesem Kreis berufen wird. Die Weise, w1e d1ese ;;ahl durchgeführt wurde. :eigt am besten, dall diese Gemeinschaft noch unvollkommen gewesen war. Sie wurde von einer gewissen Passivität gekenn=.eichnet. n1cht sie. sondern das Los en - scheidet. Gleich:eitig ist sie ewe offene und ~·artende Geme1nde gewe- sen.

] Dze erste Gemeznschaft des Hezlzgen Gezstes

Am Pfingstfest bewirkt der Heilige Ge1st ewe lSmwandlune; d1eser Ge- meinde. Sie w1rd :u e1ner Gemeinschaft, die aktiv handelt. Einer ihrer '1itglieder wagt sich an die versammelte 'Ienge der Juden :u wenden und spricht: "Horchet auf m e i n e Worte" (Apg. ~, 1~). :u unterstre1- chen wäre h1er die persönl1che Sicherheit, m1t der er spricht. Der He1- lige Ge1st w1rkt also stärkend auf die individuellen Eigenschaften ei- nes '1enschen. Die feurigen :ungen 2erte1len sich, um sich "auf Jeden unter 1hnen" :u set:en. D1e :erteüune; hat das Persönliche des '1en- schen gestärkt, bringt Jedoch mit sich keine :ersplitterung der Gerneln- schaft. t:mgekehrt. "alle Gläubiggewordenen aber waren beisammen ( epi to auto) und hatten alles gemeinsam" (Apg. 2. -!4). "Alles gemeinsam"

schließt auch die materiellen Güter e1n.

Diese Gemeinschaft beschränkt s1ch nicht mehr auf diejen1gen, die mit den Jungern "gegangen sind die gan:.e :eit hindurch, in der der Herr Je- sus be1 uns e1n und aus ging" \ Apg. 1, 21). ~m Ende des Pfingsttages wurden etwa dreitausend Juden, "gottesfürchtige '1änner" "aus jedem Volk unter dem Himmel" h1n:ugetan \Apg. 2, 5: "· ~1).

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~. Eme weltumfassende Gernemsehaft des Hell1gen Ge1stes

"Der Wind weht, wo er l<ill, und du hörst seine Stimme. aber du ••eißt nicht, woher er kommt und "ohin er fahrt. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist" (Joh. J.~). Auf diese ~eise handelten auch die mit dem Heiligen Geist erfüllten Hänner der Jerusalemer Gemeinde. Die Aus- dehnung der Gemeinschaft auf die Juden "aus Jedem \'olk unter dem Himmel brachte mit sich nicht nur die Erweiterung der geographischen Gren~en.

"ll'o aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (2 Kor. 3.1-1. Diese vom Heiligen Geist geschenkte Freiheit ließ die von ihm gegrllndete Ge- me1nschaft offen für alle ~u sein. Der Heilige Ge1st führt Philippus und die Apostel nach Samarien, nötigt Philippus den Mann aus Ath1opien :u taufen, Apostel Petrus •·ird ~um Heiden Kornelius geleitet.

In J erusalemer Gemeinde sind Menschen ge••esen, die dachten, daß das

~1rken des Heiligen Geistes sich doch an irgendwelche Gren~en halten

•·ud. Sie staunten. als sie gesehen haben, "daß die Gabe des Heiligen Geistes auch über die beiden Heiden ausgegossen worden •·ar" (Apg.l0.4S) und ~··ar noch vor der Taufe: Trot: der menschlichen Schwächen und der Behaftung der alten \'orstellungen bleibt das liirken des Heil1gen Gei- stes unaufhaltsam. Er ordnet die Aussendung Barnabas und Paulus für die Mission unter den :-leiden an.

Die Apostelgeschichte beginnt mit der Schilderung eines Jüngerkreises.

der voll Spannung und möglich auch Furcht darauf ••artet, daß er mit der

"Kraft aus der Höhe" angetan se1n wird. Nach der Erfüllung der \erhei- ßung geschieht ein Wunder. Die gute Botschaft vom gekreu:igten. aufer- standenen und erhöhten Herrn reicht \'On Jerusalem bis Rom.

5. Die Gernemsehaft des Hell1gen Ge1stes als d1e Verw1rk1Jchung der e1gentl1chen Berufung des Menschen

"Denn er (Jesus Christus) ist unser Friede, der beide Teile :u einem Gan:en gemacht und die Scheide•·andt des :aunes, die Feindschaft, abge- brochen hat in seinem Fleisch, indem er das Geset: der in Sat:ungen be- stehenden Gebote abgetan hat, um d1e :we1 1n ihm selbst :u einem neuen Menschen :u schaffen, dadurch. daß er Frieden stiftete. und um die bei- den in einem Leibe mit Gott :u versöhnen durch das Kreu~ ... " ( Ef. 2, 1.1-

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Jb). Die meisten Exegeten sehen in diesen Versen die Beschreibung der neuen Be~iehungen ~l<ischen dem Israel und den Heiden. Das mag stimmen. Es sind gute Gründe da:u. Diese Interpretation schließt Jedoch die ~ög­

lichkeit nicht aus. hier auch die Beschreibung des geistigen Lebens

e~nes ~enschen. In paulinischen Briefen finden wir mehrere Abschnitte.

die genauso gut das k~rchliche Leben w~e auch das Leben eines e~n~elnen

'lenschen betreffen. Diese Vermutung wird durch die liturgische Verwen- dung der :itierten Verse gestärkt.

Die Erlösung ermöglicht also eine innere Vereinigung des Menschen. Die- ser Vorgang bedeutet die Selbstverwirklichung des Menschen. C. K. Jung

be~eichnet ihn als Individuationspro"eß. Im Neuen Testament wird da~u

das Wort sofrosyne (alt-kirchen-slavisch: celomudrije) - die Vernünf- tigkeit, die geistige Gesundheit, die Besonnenheit gebraucht.

Auf d~ese Weise gestalteter Mensch wird ~um Tempel des Heiligen Geistes (vgl. 1 Kor. o,19ff). Deshalb kann der heilige Serafirn aus Sarov sagen:

"Erwerbe den Heiligen Ge~st und die Tausende um dich werden gerettet. Ein von dem Heiligen Geist erfüllter ~lensch hat ~n sich die Einheit von Geist. Seele und Leib errungen und deshalb kann in der Einheit mit den anderen leben.

6. Die Gernemsehaft des Heiligen Ge1stes als d1e Gernemsehaft von Frau und Mann

Dl•' Frauen, vielleicht auch die Kinder, sind unter den 120 Personen ge- wesen, die auf das Kommen des Heiligen Geistes warteten. Ein wichtiger

Hinwe~s :u diesem Thema finden wir in der liturgischen Praxis der or- thodoxen Kirche und in dem religionsgeschichtlichen Hintergrund, der damit verbunden ist. Es geht um d~e Lesung aus dem Evangelium für die eucharistische Luurgie :um orthodoxen Pfingstfest. Es wird Johannes- evangelium -,37-5~. ~,12 gelesen. Abgesehen von vielen exegetischen und systematischen Problemen, die von diesem Abschnitt des Evangeliums ge- stellt werden. seien hier nur einige wenige Punkte herausgegriffen, die mit unserem Thema in einer direkten Verbindung bleiben. Gemeint ist:

1. die Bedeutung von koilia (das Innere) und 2. der religionsgeschicht- liche Hintergrund des Ausdruckes "Ströme des lebendigen Wassers" (Joh.

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7.3~). Die Frage nach der Au~hen~i=i~ä~ des ~ortes koilia und der Ver- such die Bedeutung dieser •orte :u klären. führen :ur Entdeckung einer Verbindung :~1schen Joh. 7,3~ und 10,34. Ein liturgischer Text. direkt auf Joh. 10.34 be:ogen. laute~: "(\ mein Christus. Deine Rippe durch- bohrt von der Lan:e. hast Du ,·om Fluch befreit jene. •·elche aus der Rippe des ~annes geschaffen •~rde und die :ur ~ittlerin des cntergangs aller Henschen •~rde" (Kopiem ,. rebro Tvoe. o Chryste moj, probeden byY. ot rebra celoYeca so:dannuJu, gub1 tel 'st,·a \'Sem celovekom b)"'"SUJU chodataicu, klat\') svobodil esi" - Troparionstext des 5. Liedes ,·om Ka- non des J. Tones der Vigilla).

Der :itierte Text weist also auf eine geheimnisvolle Entsprechung der Sünde der Frau im Paradies und der Erlösung auf dem Kreu: hin. Einen Schritt weiter führt uns der :weite Punkt.

"Die Ströme des lebendigen l<assers" werden fast allgemein als Symbol des Heiligen Geistes gedeutet. der in der Endzeit reichlich herabflies- sen sollte l so beispiels•·eise die Interpretation bei E:ech. }0. 25f. Is.

~4.3). Ein hervorragendes :eugn1s dieser Interpretations•eise ist das fragr.1ent Sukka 5. 55a l der Abschnitt des Talmuds, der die Beschreibung des Laubhüttenfestes enthäl~). Die •·or~e aus dem Buch IsaJas 12.3 "Ihr werdet mit Freuden •asser schöpfen aus den Quellen des Heils" sind bei Rabbi Jehoschua ben Le\'i (um 250) ••ie folgt kommentiert: "1\arum nann- ten sie ihn den (Frauenvorhof) Stä~te des Wasserschöpfens7 Weil sie von dorther den Heiligen Geis~ schöpften wegen des Wortes: Ihr werdet m1t Freude Wasser schöpfen" 1. \'om Frauenvorhof, also im bestimmten Sinne durch die Frau (nach spatjüd1schen l"orstellungen~) werden die Gläubi- gen den Heiligen Geist schöpfen~

ll'enn man d1e ~littlerrolle der Frau im Johannes-Evangelium berücksich- tigt (die ~utter Jesu in Kana, Haria Hagdalena nach der Auferstehung Jesu), ist es augenfällig. daß das Johannes Evangelium 1n Symbolen und Bildern verborgene Gedanken von der Teilnahme der Frau am Erlösungswerk und an der lleitergabe des lebendigen •·assers enthält. Die in aller Kür- :e dargelegten Indi:ien lassen die Meinung äußern. daß •ir nicht bloß

I Zttlert nach Rudolf S c h n a c k e n b u r g , Das Johannesevange lill11, Freiburg 1971, 215.

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von e1ner Geme1nschaft von Frau und ~ann 1n der ~irche sprechen dürfen.

Der Frauenvorhof ist d1e S ätte. wo der Heil1ge Ge1st geschöpft ~•rd.

Der Frau kommt eine =entrale Rolle 1n der Geme1nschaft des Heiligen Gei- stes. d.h. in der Kirche.

7. Die Gemeznschait des HellIgen Geistes als ezne wandernde Ge- meznschait

Bleiben wir noch e1ne We1le bei dem :eu~nis der liturgischen Tradition der orthodoxen Kirche. Die liturgische Lesung am Pfingstfest, das 1n der orthodoxen Kirche als der Tag der Helligen Tr1nität gefeiert w1rd, 1st mit =wei \'ersen umgerahmt. die in der engen Verbindun~ mlt dem ju- dischen Laubhüttenfest stehen. Auf den ersten Blick haben •ir hier m1t einer Inkonsequen= =u tun. D1e l1turg1sche Pr~xis bringt den Inhalt des Jüdischen Laubbuttenfestes in das christl1che Pfingstfest ein. Der Sinn dieser eigenartigen Synthese wird klar. wenn man daran denkt, daß der Tag der Ausgießung des Heiligen Ge1stes die :eit der Existen= der Klr- che in der Geschichte beginnt. Diese Bedeutung des Pfingstfestes in der orthodoxen Kirche kommt klar in den biblischen Lesungen Cam ~ontag: ~t·

1".10-:!0: Dienstag ~t . . l,:!S-5, 1-1.3), in den liturgischen Texten und in den kirchlichen Bräuchen. (Vom Pfingstfest an durfen die Orthodoxen während der Gottesdienste knien, was in der :eit von Ostern b1s Pfing- sten von den l1turg1schen Regeln eigentlich nicht erlaubt ist).

Die let=ten Worte der Lesung am Pfingstfest lauten: "Jesus redete nun

wieder~ =u ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nach- folgt. wird nicht in der Finstern1s wandeln. sondern er wird das Licht des Lebens haben" (Joh. 5, 1:!). Aller Wahrscheinlichkeit nach s ehen diese Worte in Verbindung mit der feierlichen Illumination am ersten Abend des Laubhüttenfestes. Es liegt nahe, in d1eser Illumination eine Verbindung =ur Feuersäule =u suchen (vgl. Ex. 13.21-2:! u.a. l. Dieser Schluß wäre denkbar. wenn wir annahmen, daß das Laubhüttenfest im Be- wußtsew der Juden mit der Wanderung durch die Wüste verbunden ware.

Im Johannes-Evangelium haben wir jedenfalls eine gan=e Re1he von Tex- ten, die offenbar an die Wanderung Israels durch die Wüste unter der Führung Jahwes anknüpfen (11,0-10. 12.35-36).

Das neue Volk Gottes, in dem die "Ströme des lebendigen Wassers flles-

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sen", ist ein ~anderndes Volk. Von diesem lolk spricht der Hebräerbrief

""ir haben hier keine bleibende Stadt, sondern •ir suchen die :ukünfti- ge" (13.14). Denn "Gott ist als Heiliger Geist in der llelt des 'lenschen gegenwärtig. nie fixiert. immer ••ieder überraschend und befremdlich.

immer neu mächtig, uns zu bewegen, und ·wdrksam auf sein :iel hin''.

8. DJe Gernemsehaft des Heiligen GeJstes als Gemeinschaft der DJenste

"Es gibt aber \'erschiedenhei ten in der :uteilung \"On Gnadengaben. doch nur einen und denselben Geist; und es gibt lerschiedenheiten in der Zu- teilung von Diensten, und nur einen und denselben Herrn. und es gibt Verschiedenheiten in der :uteilung von Kraftwirkungen, doch nur einen und denselben Gott. der alles in allem ••irkt.

Jedem aber •·1rd die Offenbarung des Geistes :um ~ut:en der Gemeinde ge- geben" (I Kor 12.4-7).

In dem Text liegt eine deutliche triadische Formel vor. :u beobachten ist die Reihenfolge: Geist - Herr- Gott. Der let:te Vers faßt den In- halt ::.usammen und betont den Gedanken. daß Gott durch seinen Sohn im Heiligen Geist handelt. Diese \\orte beschreiben die llirklichkeit der Kirche. Es ist der Heilige Geist, der die Menschen in den Leib Christi eingegliedert. "in das :usammenspiel mit allen anderen Gliedern dieses Leibes"-. 0 Aus diesem Grunde darf behauptet werden: "Die ein:ige Grund-

lage des Lebens der Kirche ist der Geist" 3. Es gibt keinen Dienst in der ;ürche, der nicht vom Heiligen Geist die Kraft empfan~;en hätte".

Das gilt auch für den. der in die Einsamkeit e1ner Mönchs~elle oder eines Gefängnisses gerufen w1rd. Auch dort lebt er mit all den anderen und für all die anderen. selbst wenn nur Gott um die geheimen Verbin- dungsfäden wüßte". Deshalb darf man sagen: die "auffallenden Gaben •·ie die :ungenrede oder die Gebetsheilung nicht größer sind als die stillen der Fürsorge oder der Organisation"4.

Eduard Sc h w e i z e r , Heiliger Geist, Stuttgart 1978, 175.

Nikolaj A f a n a s j e w , Cerkov D.Jcha Svjatogo, Paris 1971, 1.

4 E. Sc h w e i z e r . Hei.hger Geist, 5.175.

ss

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9. D 1 e Gemeinschaft des Heli1gen Ge1stes als d1e euchar1st1sche Gememschair

D1e Geme1nschaft des Heiligen Geiste• 0ffenbart sich auf vollkommenste

\leise 1n der eucharistischen Gemeinschaft. •ährend der euchanstischen l'ersamrnlung, die an e1nem geographisch und ~eitlich begren~ten Ort stattf1ndet, aktualis1ert sich die bestehende Gemeinschaft der ~enschen

und der gan:en Schöpfung.

Es 1st e1ne Gemeinschaft, die alle Gläubigen umfaßt. Es ist eine Ver- sammlung von dem "Auserwählten Geschlecht, der königlichen Priester- schaft. dem heiligen l'olk". Das Gebet für die Gestorbenen vere1nigt m1 t ihnen die Lebenden.

In den ersten Jahrhunderten wurden oft im Vorraum der Kirche die Bilder von Sokra tes, Pla ton. Ans toteles gestellt. Damit wurde ~um .\usdruck gebracht. daß :u dieser Gemeinschaft auch "die Christen vor Christus gehören".

Es ist eine Gemeinschaft an der Tausende von Er~engeln und Myriaden von Engeln te1lnehmen.

Der :\elch, die Patene und auch die Glocken, d1e läuten, während die Ge- me1nde das Credo singt, bekunden die "Sehnsucht des Geschaffenen (auch der sogenannten unbelebten ~ater1e) nach dem Offenbarwerden der Söhne Gottes. Denn der 'lichtigkeit •'Urde das Geschaffene unterworfen, nicht freiwill1g, sondern um dessen Willen. der es ihr unterfahr". Denn "al- les Geschaffene insgesamt seuf:t und sich schmer:lich ängstigt bis Jet:t" (Röm. ~.10-20.22).

Diese Geme1nschaft bringt als Opfer die Früchte der Arbeit des Men- schen, das Brot und den wein. M1t Gehorsam und Hingabe betet der Vor- steher der eucharistischen Versammlung: "Wir bringen Dir das Deinige von dem De1nigen dar. von Allem und für Alles".

Elne Gemeinschaft dieser Art wird wahrhafug :u einer Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Diese Gemeinschaft kann die Vergöttlichung (theosis) der gesamten Schöpfung vorweg~unehmen. Hier bekonunt sie die Kraft in die Welt hinauszugehen und an der Vergöttlichung l theosis) der gesam- ten Schöpfung :u arbeiten.

Als die Gemeinschaft der kön1glichen Priester, die alle den Heiligen

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Geist empfangen haben. kennt sie keinen "ontologischen lnterschied"

zwischen der.~ l'orsteher (Bischof. Presbyter) und anderen Mitgliedern.

Das innere Leben und die Be:iehungen :u den anderen solcher Gemein- schaften ••erden nach dem Bilde der He~ligen Tnn~ tä t !'estaltet. Deshalb kennt sie den Dienst des Vorstehens in der eucharistischen Versammlung und in den Be:iehungen solcher Versammlungen zueinander. So wenig aber wie das Königtum des l'aters :u einer Ungleichheit führt, darf auch die- ser Dienst :ur l:ngle~chheit der königlichen Priester verle1ten. Aus diesem Grunde behaupten die orthodoxen Patriarchen in einem gemeinsamen Schreiben vom Jahr 184): "Weder die Patriarchen noch die i<onzilien dür- fen in unserer Kirche etwas Neues einführen, denn der \\'achter der Fröm- migkeit in unserer Kirche ist der Leib der Kirche selbst. das heißt:

das l'olk Gottes" ...

10. D>e Gernemsehaft des He1l1gen Ge1stes m der Welt als eme unter dem Kreuz stehende Gernemsehaft

Der Aus:ug in die \\1el t führt um·ermeidlicherweise :u einer Konfronta- tion mit "dieser Welt". Was dies zu bedeuten hat, läßt sich anhand der Apostelgeschichte veranschaulichen. Bei der Lektüre dieses Buches fällt auf. daß vor Jeder Stufe der Verbreitung der Gemeinschaft in der ~elt

eine Leidensgeschichte er:ählt wird. Selbst der Verbreitung der Gemein- de in Jerusalem (Apg. 4.23-5,16) ging eine Gefangennahme des Petrus und Johannes voran (Apg. 4, 1-22). Der Hohe Rat überlegt: "Iias sollen ••ir

d~esen Menschen tun? Denn daß ein unleugbares :eichen durch sie ge- schehen ist. das ist allen, die J erusalem be•·ohnen, offenbar. und •·ir können es nicht bestreiten. Aber damit es nicht weiter unter das l'olk verbreitet wird, wollen ••ir sie bedrohen, zu keinem Menschen mehr auf- grund dieses 1\amens :u reC.en" (Apg.4.1o-1-).

In weiteren Teilen der Apostelgeschichte empfiehlt es sich, folgendes :u beobachten:

I. Der :weiten Verhaftung der Apostel (5.17-40) folgt die Wahl der D1a- konen. Die Wahl ist ein ::eichen der weiteren Verbreitung gewesen (\·gl.

6.1 .'-ffl.

2. Dem Märtyrertod des Stephanus (b, II- ,31 folgt die Mission in Sama-

b7

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rien. Taufe des Schatomeisters aus .~thiop~en, Bekehrung des Saulus, Taufe des Kornelius 1~.~-11.301.

J. Die Er=~hlung von den Lntaten des Königs Herades t 12.1-~3) ~eht der

~issionsreisen des Paulus liJ.I-21.171 voraus (vgl. 12.~~1.

~. Die IJefangennahme des Paulus in Jerusalem 121.1~ffl ist der Anlaß der Re1se nach Rom.

:usammenfassend darf man sagen: die Geme1nschaft des Heil1gen IJeistes ist auf ihrem l:eg in der Gesch1chte durch das Leiden geprägt. Le1det e1n 'ütglied der Gemeinschaft. so leidet d1e gan=e Gemeinschaft. Den Sinn des Leidens darf man als e1ne Teilnahme am Kreu: Christi verstehen Dam1t ist auch die Teilnahme an dem Leiden Christi für se1ne Kirche (Kol. 1 ,2~) und an der Offenbarung seiner Herrlichkeit (I P . .j.13ff) gemeint. Das ,\reu: wnarmt die ganze Welt und bringt sie in die Gemein- schaft des Vaters und des Sohnes und des He1ligen IJeistes.

II.

EINIGE BEXE.'?KUNGE.V ZU UNSERER HEUTIGE.V LAGE

11. Zwez Zeugnzsse aus der Vergangenheit

Der !ieinungdes he1l1gen .~üus des Synaiten nach sind die Worte "gehei- ligt werde Dein 'lame, Dein Reich komme" als die Bitte um d1e .\nwesen- he1t des Heiligen Geistes und des Eingeborenen Sohn Gottes :u verste- hen . Es geht um die Anwesenheit schon je t: t und da. Die Heiligung des

~amens Gottes bedeutet n1chts anderes als die Präsen= des Heiligen Gei- stes in unserem Leben. Die Erfüllung der Bitte um das ~ommen des Rei- ches Gottes ist nichts anderes als die in unserem Leben verwirklichte Präsen: Jesu Christi. Abgesehen davon, daß das Gebet "Vater unser" eine tnnitarische Dimension bekommt, we1st diese Interpretation noch dar- aufhin, daß unser Alltag in einem unmittelbaren Be=ug ou dem Dreiein1- gen Gott sich abspielt.

Die gleiche Auffassung vertritt eine Noti: aus der Lebensbeschre1bung des heiligen Sergius aus Radonie=. Sie berichtet, daß nach der Grün-

5 Dobrotolubije, Jordanville, 1%5, Band Il, 5.53.

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dung seiner Mönchsgemeinschaft der Heil1ge Serg1us die Kirche der Hei- ligen Tnnität gebaut hat, "als Spiegel für diejenigen, die von ihm :u gemeinsamen Leben gesammelt >'Urden, um durch die Ausschau auf die :-!ei- lige Trinität d1e Angst der verhaßten Teilung dieser 1\ielt :u besie- gen"6.

Die Ansichten eines Chnsten aus dem I\' - V. Jahrhundert und eines aus dem XI\'. Jahrhundert :eigen, daß der Glaube an die Heilige Trinität e1nmal als Lebensregel verstanden >'tlrde und zwar so, daß sie im Alltag anwendbar war. Es g1ng nicht nur um den Alltag eines einzelnen Asketen, oder das Leben eines Klosters, sondern auch um das politische und ge- sellschaftliche Leben. So >'tlrde jedenfalls der Glaube an die Heilige Trinität in Rußland :ur :e1t des heiligen Serg1us verstanden. Von die- sem Glauben her hat man die Notwendigkeit der Vereinigung von :er- strittenen russ1schen Fürstentümern begründet.

Das liichtigste, ••as ••ir aus den Worten und dem Leben be1der Heiligen lernen können. ist die Art der Haltung des Menschen vor Gott und das

\'erständnis von Gott. Der f1ensch betet um die Heiligung des Kamen Got- tes, bittet um das Kommen seines Reiches, schaut auf die Heil1ge Trini- tät. um die Teilung der Welt abbauen :u können. Der Mensch tut also et-

•·as, macht mit. l'on Gott •·ird so gesprochen, daß kein logischer oder theoretischer Begriff von Gott sondern der lebendige Gott selbst be- :eugt ••ird. Er ist n1cht der Gott der Philosophen. sondern der Gott Abrahams, lsaaks und Jakobs. Dieser Gott handelt. Der Mensch ist sein Diener, sein Mitarbuter. Es entsteht :wischen Gott und dem Menschen eine persönliche, unmittelbare Be:iehung.

12. D1e Säkular1S1erung als der Ruf zur Buße (metanoia)

Wo stehen wir heute? Wenn wir auch noch "Vater unser" beten, ist doch die enge Verbinuung :wischen dem Glauben an den Dreieinigen Gott und dem alltäglichen Leben nicht so gan: offensichtlich. Manchmal scheint es. daß das christliche Evangelium nicht mehr relevant, sondern längst überholt worden ist, stellt keine die Menschen ansprechende und erlösende Kraft dar. Der Beitrag der Christen :ur Lösung der schwer-

6 Zitiert nach E. Trubeck o j, Urosrenije v kraskach, Moskva 1916, S. 12.

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sten Probleme der menschl>chen Existen~ und neul>ch auch anges>chts der Bedrohung der Erde wäre auch schwer als entscheidend ~u beurteüen.

~och mehr. die Christen vermochten >mmer noch n1cht >hre ei!/;ene Einheit

wiederher~ustellen.

'lan darf vorausset~en. daß die :erstdrung der Einheit der Kirche mit

>hrer geschtchtlichen Lxisten~ eng ~usammenhängt, d. h. m>t dem Leben in einer bestimmten kulturellen und >;ese llschaft lieh-politischen Lm-

•elt. Würde das für die :en der Teilung stimmen, so scheint es berech- tigt ~u se>n. die Frage nach den -'rund~ugen der heuttgen üm•elt ~u

stellen, d. h. etner vmwel t, tn der sich die Christen bemühen, die stehtbare E>nhe1t ~u erlan11en. Es geht dabei weniger um die so~talen,

polttischen, ökologischen Probleme, sondern vor allem um die Probleme, die mit dem Stichwort Säkularisterung angedeutet werden.

Die let~ten Jahre haben in die frühere Betrachtung der Frage der Sä- kularisierung einige Korrekturen etne;ebracht. Es wäre vor allem die Be- obachtung, daß das erwartete baldige .lbsterben der Religion als solche nicht erfolgt ist. l:m11ekehrt. es scheint als ob wir mit e1ner neuen welle der ReligtoSltät ~u tun hatten.

Die durch diese Erscheinungen erbrachten Korrekturen sind jedoch eben nur die Korrekturen. Es dürfte schwer fallen, daraus d1e Schlußfolge- rung ~u ~iehen, es wäre eine entscheidende Wende angekommen. Denn immer noch ble>bt das alte Bild der christlichen Kirchen gültig. Die Tetlung gehört :u diesem Bild. !ianchmal sche>nt es, daß die konfessionellen

Gren~en neulich noch starker ge~ogen werden. :u diesem Bild gehört wei- ter eine gewisse Passivität der gespaltenen Christenheit. Im besten Fall versuchen dte Christen >m Laufe der Eretgnisse ~u ble1ben. lltr

können leider nur selten auf die christlich motiv>erten Vorstöße htn- weisen, die ~um :iel hatten, radikale und menschliche Lösungen der brennenden Fragen zu bewirken.

Selbstverständlich darf man n1cht verkennen, daß etntges doch geschehen ist. Die ökumenische :usammenarbeit auf verschiedenen Ebenen hat ~ur

Herstellung tmmer engerer Verbindungen ~wischen den Kirchen geführt. Dies ermöglichte die Einsicht, daß viele der grundlegenden Fragen des Chris renseins in der heutigen wel t gemeinsame Fragen sind. 'lan würde kaum übertreiben, wenn man d1eses Bewußtsein als einen der größten Er-

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folge der modernen ökumenischen Bewegung be:eichnet. Denn das gemein- same Bewußtsein der ungelösten Fragen stellt die notwendige l'oraus- set:ung dar, sich gemeinsam um die Lösung :u bemühen.

Trot:dem behalten die vom modernen Säkularismus gestellten Fragen ihre Aktualität. l'or allem deshalb, weil unsere Lage von einer dreifach :er- störten Gemeinschaft der Christen untereinander. mit den anderen Men- schen und m1t der Schöpfung.

Auf der Suche nach einer Ant••ort auf diese Fragen wäre es angebracht, daran :u denken, von der Verweltlichung der Kirche und ihrer Entfrem- dung :ugleich nicht :u \'ergessen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche immer stärker von den weltlichen Strukturen durchgedrungen. Die enge l'erbindung mit den staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen des römischen und des by:antinischen Reiches führte :u einer Sakrali- sierung dieser Strukturen. Diese Erscheinung ist insofern merkwurdig.

daß eben das Evangelium die Entsakralisierung des Staatslebens gebracht hat.

Der \'ersuch einen christlichen Staat auf:ubauen. brachte mit sich die l'erführung. die :ei tbedingten Staats- und Gesellschaftsstrukturen als christliche und deshalb unantastbare :u erklären. l'on dieser Sunde hat sich in Praxis fast ke1ne Kirche be•·ahrt. Sie mag verschiedene Formen und Ausmaße angenommen haben, bleibt Jedoch in manchen Kreisen noch bis heute aktuell. In der späteren Ent•·icklung ist es fast :u einer Regel geworden. daß je stärker die kirchlichen Strukturen sich mit den staat- lichen verbunden hatten, desto größer war die Explosion und der Angriff auf die Kirche.

Dieser Angriff ist ja verständlich, denn die Verweltlichung der Kirche hat :ur Entfremdung gefuhrt. Man hat die l'erbindung m1t der llirklich- keit des täglichen Lebens verloren.

Als eine weitere Folge dieser Lage ••äre der Bruch mit dem christlichen Denken der ersten Jahrhunderte zu erwähnen. Das christliche Denken wur- de 1mmer theoretischer. Ein :eichen dafür ist die Entstehun~ der Theo- logie. die als ein spe:1elles Gebiet des menschlichen llissens neben den anderen begriffen •"Urde. S1e hat sich von den anderen ll'issenschaften isoliert und dadurch die unmittelbare Be:iehung :u ihnen verloren. In dieser Theologie •"Urde Gott immer mehr :um Gott der Philosophen und

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Theologen. Der lebendige Gott 1<1.1rde of genug :ur ~edachten aber nicht gelebten wahrheit.

Die großen histortschen Kirchen haben natürlich die Trinitätslehre und andere Glaubenssät:e bewahrt. Sie stnd aber :um Gegenstand der gelehr- ten Betrachtungen in den akademischen Kretsen ~eworden. Doch dte dicken Binde der theologischen Abhandlungen vermochten ntcht dte Kluft :wi- schen der so verstandenen Theologte und der Wirklichkeit des persön- lichen, gesellschaftlichen und politischen Lebens überbrücken.

Auf dtese :eit fällt auch die starke Betonung der Jenseitsausrichtung des christlichen Lebens, was an sich wahrhaft evangelisch 1st. Well aber der Lebensbe:ug der ehr1stliehen Lehre verloren ging, ftihrte die- se Betonung :ur Lähmung der christlich motivierten \ktivität in dieser Welt. '1an hat veq;essen, daß die Welt. die von Gott geschaffen wurde und tn die der '1ensch die Sünde eingebracht hat. :u pflegen. :u verkla- ren. :u vergöttlichen und nicht aus:ubeuten, ntcht :u :erstoren. oder gar ab:uschaffen ist. Daß die Vorstellung von Vergöttlichung (theosis) aus dem europiischen Denken fast verschwunden 1st, wire nicht schwierig :u beweisen. Aber daß dieses lerschwwden gewaltig :ur l:mweltver- schmut:ung beigetragen hat. bleibt weniger klar.

Von dtesem Standpunkt aus erschetnt dte Säkularisierung als eine Folge der Verfälschung des Evangeliums. die sehr weite Kreise umfaßte, obwohl sie nie die gan:e Kirche beherrscht hat. Deshalb darf man sagen, daß die Cberwindung der Säkularisierung auf dem Weg etner Bekämpfung dieser Erschetnung ntcht möglich ist. Denn dadurch würden nicht die Ursachen, nicht die Wur:eln sondern die Folgen und die äußeren Formen getroffen werden. '1an darf vielleicht noch mehr sagen. Die Säkularisierung muß nicht unbedingt als etne negative, dem Christentum feindlich gegenüber- stehende, Erscheinung :u beurteilen. Sie stellt eine Herausforderung :ur Umkehr (metanoia) dar, die lebenslang von Jedem Christen und jeder Generation prakti~iert werden muß.

Anders gesagt, das Problem, das wir :u lösen haben, heißt nicht die S.ikulansierung, sondern die geistige Aushöhlung der Chnsten, die schon lange vor dem Erscheinen der Säkularisierung angefangen hat. Das rationalistische Denken und eine starke. mit der Verblendung gren:enden Be:auberung durch die materielle 'oelt verbirgt in sich die Gefahr, die

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Jenseits.,..irklichkeit :u verkennen. Die rberbetonung dieser llirklichkeit in der Vergangenheit darf jedoch heute nicht zu gleicher L'berbetonung von diesseits umschlagen. ln der \'ergangenheit ist der Begriff theosis aus der europäischen Theologie fast völlig verschwunden. Jetzt besteht d1e Gefahr. daß Gleiches dem Begriff "Königreich Gottes" •·iderfährt.

Dem Osten dagegen scheint manchmal die Erstarrung in den äußeren litur- gischen Formen bei ähnlicher geistiger Aushöhlung :u drohen. Dieser Ge- fahr :u entgehen, bedarf es einer gegenseitigen Unterstüt:ung und weit- gehender :usammenarbei t. Denn d1e Einbei t der Kirche ist keine Frage von Besser-Sein der Kirchen Europas, sondern eine grundlegende Exi- stenz frage.

III.

AUF DEM ~'lEG ZUR EINHEIT

Es scheint, daß die praktischen Schritte von der Überlegung ausgehen sollten. d1e sichtbare Einheit der Kirche kann weder plöt:lich ohne un- ser :utun erscheinen, noch von uns organisiert werden.

I. llenn das Leben der Kirche mit der Gegenwart des \'aters, des Sohnes und des He1ligen Geistes 1dentisch ist und wenn die Geme1nschaft des Heiligen Geistes, als Manifestation dieser Gegen••art, sich in der Ge- betsversammlung, vor allem in der eucharistischen l'ersammlung. zum Aus- druck kommt, bleibt: das gemeinsame Gebet das als das •·ichtigste Mittel unseres Zutuns in der Sache der Einheit. Es würde sicher der Einheit der Kirche dienen. wenn die Gebetsgemeinschaft nicht nur auf die öku- men1schen Gebetswochen beschränkt würde. \'on besonders großer Bedeutung .,..ären die regelmäß1gen Gottesdienste, an den die Mitglieder aus allen Gemeinden teilnehmen würden, die in einem Ort bestehen.

Die Gebetsgemeinschaft darf nicht 111 e1nem Pro,•in:ialismus enden. Des- halb .,..äre der ökumenische Fürbntkalender des ÖRK den europäischen Kir- aufs •ärmste :u empfehlen.

Es ist klar, daß die Gebet:sgemeinschaft fragwürdig wird, wenn sie nicht ,·on einer praktischen :usammenarbei t und Unterst:üt:ung begle1 tet •ird.

2. Das Beten miteinander und fure1nander braucht seine Ergän::.ung im

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besseren Kennenlernen. Damit ist nicht nur der Austausch der Theologen und Kirchendelegationen gemeint. Dies geschieht und braucht •ei tei·hin der l:nterstlit=un~: und Vertiefung. Besonders >1roße Rolle könnten im ~~;e­

melnsamen Kennenlernen verschiedene Art~n von Gemeindeveranstaltungen haben. wenn im Laufe d1eser Veranstaltungen die 'litglieder der anderen Gemeinden die 'lödichkei t bekommen hatten. ihre Lehre, ihre Geschichte und eigene Probleme dar=ustellen. Es wird sicher nicht immer gan= so einfach. 'lan muß hier viele Hemmungen und Vorurteile uberwinden. manch- mal auch den ln•Hlen der Kirchenlenungen. Diese Art der Begegnung, wenn sie schon geschehen wird, könnte ungeheuer viel =ur AusbUdung des Bewußtseins der :usammengehöngkeit beitragen. Es geht h1er nJ.cht um eine verstarkte :;elbstbehauptune: der Christen gegenuber e1ner nicht- christlichen Cmwelt. Gemeint ist die Ausbildune: des Bewußtsews, daß die Geme1nschaft des Helligen Geistes quer durch die bestehenden kon- fessionellen Gren=en geht.

>. Es scheint, daß die :eit gekommen ist. um die Probleme =u dJ.skutJ.e-

ren, wo d1e 'leinungen gete1lt sind. wenn die oft so stark deklarierte Liebe =u den Andersdenkenden echt ist. dann kann sie uns da=u fUhren, daß die 'leinungsverschJ.edenhen uns nicht mehr teHen, sondern berel- chern werden. Schließlich geht es darum, daß ohne die Klarung der Un- terschJ.ede die wahre Einhelt nicht erreicht werden kann. Deshalb bekom- men die Konsensusversuche immer größere Bedeutung.

,l. Der Versuch aus der konfessionellen Isolation auszubrechen, wird kaum mögl1ch. ohne die Ruckkehr zu e1ner universellen Sicht des christ- lichen Denkens anzustreben. D1e Theologie muß sich aus der Isolation befreien. So wie einmal d1e Kirchenvater das griechische Denken getauft haben, muß auch ein ahnl1cher Vorgang möglichst entschieden eingeleitet werden. Sonst wird die Stimme der Christen tmmer stärker zu einer Pa- pagelstJ.mme, d1e nur das w1ederholt, was sie einmal gelernt hat, oder was Jemand uns neu beibr1ngt.

). Die vollkommene Einhe1t der Kirche wird in der eucharistischen Ver- sammlung vergegenwärtigt. Die Teilnahme an der Eucharistie in der Ge- meinde, d1e =ur anderen institut1onell sichtbaren Kirche gehört, bleibt

•e1terhin ein Problem. Es scheint aber, daß sie uberall dort unter- stützt oder m1ndestens nicht verurteilt werden soll, wo zw1schen den

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Gemeinden keine Unterschiede in den grundlegenden Fragen des christ- lichen Glaubens bestehen. Man darf ja als sicher annehmen. daß d~e Ge- meinschaft des Heil~~en Geistes mit den konfessionellen Gren:en nicht identisch ist.

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