Zeitschrift für Ällgemeinmedizin 6/96
72. Jahrgang • Heft 6 • 25. März 1996
Forum Qualität:
Qualitätsmanagement in der Arztpraxis Thoracic-Outlet-Syn-
drom: Ätiologie, Dia
gnose, Therapie Vaskuläre und neurale
Kompressionssyndro
me im Schulterbereich Nervenkompressions- syndrome der oberen
Extremität
Kompressionssyndro
me der Poplitealregion Nervenkompressions- syndrome des Beckens
und des Beines
Funktioniert Ihre BDT-
HIPPOKRATES VERLAG GMBH • STUTTGART
Hippokrates Verlag GmbH • Postfach 300504 • 70445 Stuttg:
ZFA ISSN 0341 -9835
316
MERCK CORTICOIDE
Trotz allem: Cortison-Therapie heißt, mit der Krankheit leben können.
DECORTIN^
1,5,20,50 mg
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Decortin'^ 1,5,20,50. Wirkstoff; Prednison. Zu
sammensetzung: 1 Tablette enthält 1,5,20,50mg Prednison. Anwendungsgebiete; Prednison Ist häu
fig indiziert bei schweren und bestimmten Verlaufs
formen, bei akuten Phasen, bei Versagen anderer therapeutischer Maßnahmen oder als Adjuvans einer kausalen Therapie bei folgenden Erkrankungen:
Morbus Addison, Hypophysenvorderlappeninsuffi
zienz (Sheehan-Syndrom, Hypopituitarismus), Streßzustände nach langfristiger Kortikoidtherapie, chronische Polyarthritis, Polymyalgia rheumatica, sy
stemischer Lupus erythematodes. Polychondritis chronica atrophicans, Panarteriitis nodosa, eosino
phile granulomatöse Vaskulitis, Wegener Granuloma
tose, andere Vaskulitiden (z.B. Riesenzellarteriitis), hypereosinophiles Syndrom, Pannikulitis Weber- Christian, Asthma bronchiale, interstitielle Lungener
krankungen (akute Alveolitis, Lungenfibrose), Sarko
idose, Perimyokarditis, Vorbeugung einer Neuralgie nach Herpes zoster, Rachenstenose bei infektiöser Mononukleose, Tuberkulose (Meningen: tuberkulöse Meningitis, Lunge: bei schweren Verlaufsformen mit einer exsudativen Komponente und mit hohem Fie
ber, Urogenitaltrakt: bei Strikturen der Harnwege), chronische aktive Hepatitis (HBsAg-neg.), Colitis ul
cerosa, Morbus Crohn, thyreotoxische Krise, endo
krine Ophthalmopathie, Hyperkalzämiesyndrom, In
sulinresistenz, nephrotisches Syndrom, Glomerulo
nephritiden, Goodpasture-Syndrom, retroperito- neale Fibrose, Panmyelopathien, Agranulozytose, im
munhämolytische Anämie, thrombozytopenische
Purpura, akute lymphoblastische Leukämie, maligne Lymphome (M. Hodgkin/Non-Hodgkin-Lymphome/
chron. lymphatische Leukämie), Lymphogranuloma
tose, maligne Gammopathien (Plasmozytom, M. Wal- denström), Tumore in Kombination mit Zytostatika, Antiemese, Palliativtherapie, Myositis, Myasthenia gravis, chronische Polyneuritis, Tolosa-Hunt-Syn- drom, multiple Sklerose, allergische Dermatosen mit systemischer Beteiligung (schwere akute Urtikaria, Quincke-Ödem, Lyell-Syndrom, schwere Arzneimit
telexantheme), Autoimmunerkrankungen (Pemphi
gus, bullöses Pemphigoid, systemischer Lupus ery
thematodes, Dermatomyositis, progressive systemi
sche Sklerodermie), entzündliche Dermatosen (schwere großflächige Dermatitiden, schwere Dyshi
drosis, Erythema exsudativum multiforme, Erythema nodosum, Lichen ruber exanthematicus, Erythroder
mien, akute febrile neutrophile Dermatose [Sweet]), granulomatöse Erkrankungen der Haut (maligne Lymphome, Cheilitis granulomatosa, andere Haut
krankheiten (postzosterische Neuralgie, Jarisch- Herxheimer-Reaktion bei Penicillinbehandlung der Lues, kavernöses Hämangiom, Morbus Behget, Pyo
derma gangraenosum), Heufieber, akute Kehlkopf- und Luftröhrenstenosen (Quincke-Ödem, Epiglotti
tis, Laryngotracheitiden, mechanisch bedingte Schleimhautschwellungen), Speiseröhrenverätzun
gen, Hörsturz, Skleritis, Episkleritis, Kreatitiden, chronische Zyklitis, Uveitis, adrenogenitales Syn
drom, idiopathisches Atemnotsyndrom, rheumati
sches Fieber, Autoantikörperanämie, Thrombozy
topenie, Kmpp-Syndrom, BNS-Krämpfe. Gegenan
zeigen: Überdie Substitution und die Notfalltherapie hinausgehende längerdauemde systemische An
wendung: akute Virusinfektionen, HBs Ag-positive chronisch aktive Hepatitis, Parasitosen, ca. 8 Wo
chen vor bis 2 Wochen nach Schutzimpfungen.
Strenge Indikationsstellung bzw. Zusatztherapie bei:
Magen- oder Darmgeschwüren, akuten und chroni
schen bakteriellen Infektionen, systemischen Myko
sen, hochgradigem Bluthochdruck, schwerem Dia
betes mellitus, Dsteoporose, psychiatrischer Anam
nese, Glaukom, Kinder im Wächstumsalter, ernied
rigtem Blutalbumingehalt, Tuberkulose in der Anam
nese, Schwangerschaft und Stillzeit. Gegebenenfalls Infektionsprophylaxe bei Kontakt mit masern- oder windpockenerkrankten Personen. Nebenwirkun
gen: Anstieg des Blutdrucks, Natriumretention mit Ödembildung, verminderte Glukosetoleranz, Erhö
hung des Infektionsrisikos, Behinderung der Immun
vorgänge, Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Mus
kelschwäche, Dsteoporose, Störungen der Sexual
hormonsekretion, Striae rubrae, Petechien, Ekchy- mosen, Steroidakne, vermehrte Kaliumausschei
dung, Insuffizienz der Nebennierenrinde, Gefäßent
zündung, Magenbeschwerden, Magengeschwür, verzögerte Wundheilung, Wachstumsverzögerung bei Kindern, aseptische Knochennekrosen, Glau
kom, Katarakt, psychische Störungen, Erhöhung des Thromboserisikos, Bauchspeicheldrüsenentzün
dung. Wechselwirkungen; Herzglykoside (Glyko
sidwirkung durch Kaliummangel verstärkt) Salure-
tika (zusätzliche Kaliumausscheidung), Antidiabetika (Blutzuckersenkung vermindert), Cumarin-Derivate (Gerinnungshemmung abgeschwächt), Rifampicin, Phenytoin, Barbiturate (Kortikoidwirkung vermin
dert), nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika (erhöhte Blutungsgefahr im Magen-Darm-Trakt), östrogenhaltige Kontrazeptiva: (Kortikoidwirkung verstärkt), ACE-Hemmstoffe (Erhöhtes Risiko des Auftretens von Blutbildveränderungen), Chloroquin, Hydroxychloroquin, Mefloquin (Erhöhtes Risiko des Auftretens von Myopathien, Kardiomyopathien), So
matropin (Somatropinwirkung bei Langzeitgabe ver
mindert), Protirelin (TSH-Anstieg vermindert), Laxan- zien (Kaliumverlust verstärkt.
Handelsfortnen und Packungsgrößen; Decortin ® 1:
20/50/100 Tabletten 2,53/5,72/10,60 DM; Decor
tin® 5; 20/50/100 Tabletten 7,42/16,81/31,20DM;
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158,52 DM, Decortin® 1,5,20,50 ist verschreibungs
pflichtig. Angaben in der Packungsbeilage aufmerk
sam lesen. Stand: 9/94.
Merck KGaA, 64271 Darmstadt.
MERCK
Kompressionssyndrome
Die Arbeiten dieses Heftes sind aktueller Freiburger Gegen
pol zu einem Symposium, das fast gleichzeitig in Stuttgart stattfand aus Anlaß des 150jährigen Bestehens der »Armen
anstalt für Verkrümmte« - »Paulinenhilfe Stuttgart«, der äl
testen noch fortbestehendeu orthopädischen Klinik der Welt.
Welch eine Entwicklung von der einstigen Maschinenortho
pädie - die Krankenverweildauer lag mindestens bei ein bis zwei Jahren-über Früherkennung und Frühbehandlung von angeborenen Deformierungen zur Behandlung der Knochen- und Gelenktuberkulose mit »Licht - Luft - Sonne«.
Die Entwicklung ging weiter über die Behandlung der Kriegs
verstümmelungen bis hin zum heutigen Stand der Ortho
pädie mit »Computerprothesen«, Osteotomie, den Behand
lungsmöglichkeiten von Knochentumoren bis hin zur mo
dernen Wirbelsäulenchirurgie.
Vor diesem Hintergrund eines geradezu spannenden Ab
schnitts der Medizingeschichte wird an diesen Beispielen auch die große soziale und wirtschaftliche Bedeutung der orthopädischen Behandlung etwa an der Wiedereinglie
derung der Kriegsverletzten in die Arbeitswelt deutlich.
Zurück zum Freiburger Symposium: Wie wichtig es ist, Kom
pressionssyndrome rechtzeitig zu erkennen, zeigen die gra
vierenden Spätfolgen, mit z.T. langen Arbeitsausfällen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Bei dieser Früherkennung kann der Allgemeinarzt einen wichtigen Beitrag leisten.
Ihr
ly
Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42 73728 Esslingen
Azuranit® 150/300 Filmtabletten. Wirk
stoff: Ranitidinhydrochlorid. Zusam
mensetzung: 1 Filmtabl. enth.: Arznei
lich wirksame Bestandteile: 167,4 mg/
334,8 mg Ranitidinhydrochlorid, entspr.
150 mg/300 mg Ranitidin. Sonstige Bestandteile: Carnaubawachs, Cellulose, Croscarmellose-Natrium, Dextran, Hy- droxypropylmethylcellulose, Macrogol, Magnesiumstearat, Siliciumdioxid, Titan
dioxid. Indikation: Erkrankungen im oberen Magen-Darm-Bereich, bei denen die Magensäure vermindert werden soll: Duodenalulcera, benigne Magen- ucera, Refluxösophagitis, Zollinger-Elli- son-Syndrom. Azuranit® 150 zusätzlich:
Langzeitbehandlung von rezidivieren
den Magen-/Duodenalulcera. Einmalige Gabe während der Geburt zur Verhü
tung der Säureaspiration. Fortsetzung der mit parenteralem Ranitidin eingelei
teten Prophylaxe streßbedingter Schleim
hautläsionen im oberen GIT sowie von Rezidivblutungen und der unterstützen
den Maßnahmen bei Blutungen aus Erosionen und Ulcerationen im Magen und Duodenum. Kontraindikation:
Überempfindlichkeit gegen Ranitidin oder sonstige Bestandteile, akute Por
phyrie (auch in der Anamnese), Kinder unter 10 Jahren. Strengste Indika
tionsstellung und Kurzzeitbehandlung bei Kindern ab 10 Jahren und Jugend
lichen bis 14 Jahren. In der Schwanger
schaft nur bei zwingender Indikation;
Stillen vermeiden. Nebenwirkungen:
Gelegentlich Kopfschmerzen, Müdig
keit, Schwindel, Hautausschlag. Selten schwere Hautreaktionen (wie Erythema multifojme), Juckreiz, Durchfall, Verstop
fung, Übelkeit, Arthralgien, Myalgien, extrem selten Haarausfall. Passagere Leberwertveränderungen, selten Hepa
titis mit/ohne Ikterus (i.d.R. reversibel).
Selten erhöhte Serumkreatininwerte.
Sehr selten Herzrhythmusstörungen wie Tachykardie, Bradykardie, AV-Block.
Vereinzelt ZNS-Störungen (schwere Kopfschmerzen, Verwirrtheits- und Un
ruhezustände, Halluzinationen, Depres
sionen, unscharfes Sehen), Gynäkoma
stie, Libidoverlust, Potenzstörungen, Blut bi Id Veränderungen (Leukopenie, Thrombopenie, Agranulozytose, Panzy- topenie, manchmal mit Knochenmarks
hypoplasie oder -aplasie), Überem
pfindlichkeitsreaktionen (z. B. Eosino
philie, Urtikaria, Fieber, Hypotonie, angioneurotisches Ödem, Laryngospas- mus, Bronchospasmus, Brustschmerzen, akute Pankreatitis, anaphylaktischer Schock). Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt sein. Wechselwirkungen:
(N-Acetyl-)Procainamid: Ausscheidung kann reduziert sein. Antazida, Sucralfat:
Ranitidin-Resorption kann vermindert sein. Theophyllin: erhöhte Theophyllin
spiegel (Theophyllinspiegel kontrollie
ren). Ketoconazol: veränderte Resorption.
Alkoholwirkung verstärkt. Dosierung:
Erw.: Ulcus: Imal tägl. 300 mg bzw.
2mal tägl. 150 mg; Rezidivprophylaxe:
Imal 150 mg/Tag. Refluxösophagitis:
Imal tägl. 300 mg bzw. 2mal tägl. 150 mg.
Zollinger-Ellison-Syndrom: 3mal tägl.
150 mg, falls erforderlich bis 600 - 900 mg/Tag (-6 g/Tag). Verhütung der Säure
aspiration während der Geburt: Einma
lig 150 mg. Fortsetzung der parenteral eingeleiteten Ranitidin-Behandlung:
2mal tägl. 150 mg. Kinder ab 10 Jahre:
2mal tägl. 2 mg/kg KGW, max. 2mal tägl. 150 mg. Bei Niereninsuffizienz Dosisanpassung. Handelsformen (ver
schreibungspflichtig): Azuranit® 150:
20 Tabl. (NI) DM 13,55; 50 Tabl. (N2) DM 31,37; 100 Tabl. (N3) DM 59,17.
Azuranit® 300: 20 Tabl. (NI) DM 24,25;
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= Ranitidin
AZURANIT' MAGEN-GUNSTIG
i,T
INHALT INHALT
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 72. Jahrgang, Heft 6
Schwerpunkt
Kompressionssyndrome der oberen Thoraxapertur
J. H. Dunant
Kompressionssyndrome im Schulterbereich M. Haag
Nei*venkompressionssyndrome der oberen Extremität
N. Borisch, P. Haußmann
Kompressionssyndrome der Poplitealregion F. Beyersdorf
Nervenkompressionssyndrome des Beckens und des Beines
M. Stöhr
Online EDV Magazin Pharma News Kongreßberichte Kongreß Extra DEGAM
Forum Qualität Buchbesprechungen Impressum
325 330
336 342
350
321 324 355 356 357 359 367 371 349 322
319
PROSTAMED
Prostatasyndrom mit Harnver
haltung, Miktionsbeschwerden und Restharn, Reizblase,
auch bei Frauen
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Zusammensetzung: 1 Tablette Prostamed enthält: Kürbisglobulin 0,1 g, Kürbismehl 0,2 g, Kakao 0,05 g, Extr. fl. Herb. Solidag. 0,04 g, Extr. fl. Fol. Popul. trem. 0,06 g. Sacch. lact.
ad. 0,5 g.
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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77732 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
320
InhaltKompressionssyndrome im Schulterbereich sind heute selten. Früher kam z..B. die Steinträger- oder Rucksacklähmung häufiger vor: das klassische Beispiel für eine Nerven-Kompression von außen!
Kompressionssyndrome im Schulterhereich
Seite 325
Das Karpaltunnel-Syndrom ist das häufig
ste periphere Nervenkompressionssyn- drom überhaupt. Betroffen sind überwie
gend Frauen, vor allem zwischen 40 und 60 Jahren. Eine spezifische Ursache läßt sich meist nicht nachweisen...
Nervenkompressionssyndrome der oberen Extremität
Seite 336
Die Ursachen für Nervenkompressionen sind viel
fältig. Akute Druckeinwirkungen können z.B.
entstehen durch Verbände, lagerungsbedingte Läsionen oder Bandscheibenvorfälle. Chronische Nervenkompressionen kommen vor bei der Passage von Engpässen, durch raumfordernde Prozesse in Nervennähe oder bei der Einbeziehung von Nerven in Narbengewebe.
Nervenkompressionssyndrome des Beckens und des Beines
Seite 350
Abbildungsnachweise:
Titel: R. Stockinger.
S. 320 oben: H. Fischer, Mitte: W. Gorski, unten: J. Hilbert.
inline online online *** online *** online 321
Osteoporose: verzögert frei
gesetztes Fluorid?
In einer randomisierten Studie an 110 Frauen mit postmenopausaler Osteopo
rose (mindestens eine nichttraumatische Wirbeilraktur) wurde der Nutzen einer Therapie mit verzögert freigesetztem Fluorid untersucht. 54 Frauen nahmen 12 Monate lang 2x täglich 25 mg slow- release Fluorid ein, gefolgt von 2 Mona
ten ohne Behandlung; danach begann der nächste 14monatige Behandlungs
zyklus. 56 Frauen erhielten Plazebos.
Alle Frauen bekamen täglich 2x 400 mg Calciumzitrat. 48 bzw. 51 Frauen nah
men mindestens 1 Jahr lang an der Stu
die teil. 39 der 48 Frauen in der Fluorid
gruppe (81%) und 29 der 51 Plazebo-Pa
tientinnen (57%) hatten während einer durchschnittlichen Behandlungszeit von dreieinhalb Jahren keine neuen Wirbel
frakturen bekommen (Unterschied p = 0,005). In der Fluorid-Gruppe traten 11, in der Plazebo-Gruppe 35 neue Wir
belfrakturen auf. Rezidivierende Fraktu
ren waren in beiden Gruppen gleich häu
fig (7 bzw. 8). Während vier Jahren nahm in der Fluorid-Gruppe die Knochendich
te der Lendenwirbel um jährlich 4-6%
und die der Oberschenkeihälse um 2,4-3,3% zu (nicht aber die der Radius
schafte), während sie sich in der Plaze
bo-Gruppe praktisch nicht veränderte.
Der Fluorid-Effekt auf die Wirbelknochen blieb also über vier Jahre unverändert erhalten. Unerwünschte Wirkungen wurden in beiden Gruppen gleich häufig beobachtet.
Die zweimonatige Fluorid-Pause scheint eine Abschwächung der Osteoblasten
aktivität, wie sie bei kontinuierlicher Gabe beobachtet wird, verhindern zu
können. (SA)
Pak C et al: Treatment of postmenopau
sal osteoporosis with slow-release sodi
um fluoride. Ann Int Med 1995; 123:
401-08.
Verändertes Arbeitsverhalten durch Praxis-Computer!
In fast 90% aller britischen Allgemein
praxen stehen mittlerweile Computer, und 55% der Allgemeinärzte benutzen Computer während der Konsultationen.
Trotz der nicht unerheblichen Investiti
onskosten gibt es, wie eine systematische Literraturrecherche zeigt, weltweit nur 30 Arbeiten, in denen Angaben zu den Auswirkungen des Gebrauchs von Com
putern auf Konsultationen zu finden sind.
In sechs wurden die Auswirkungen auf den Konsultationsablauf untersucht.
Vier Studien zeigten, daß die Konsulta
tionen bei Computer-Einsatz um 48-90 Sekunden länger waren. Der vom Arzt thematisierte und der »medizinische«
Gehalt der Konsultationen nahm zu auf Kosten der vom Patienten angesproche
nen und der »sozialen« Inhalte. Alle 21 Studien, die sich mit der Ausführung ärztlicher Aufgaben befaßten, zeigten Verbesserungen bei Computer-Benut
zung: So stiegen Impfraten um 8-18%
und andere präventive Aufgaben wurden um bis zu 50% häufiger durchgeführt (Hämokkult-Test, Mammographien, Ab
striche usw.). Die Ergebnisse fielen be
sonders zugunsten des Computer-Ge
brauchs aus, wenn die Patienten aus un
terprivilegierten Schichten stammten.
Nur drei Studien befaßten sich mit den Auswirkungen auf den Krankheitsver
lauf der Patienten. In einer Studie (60 Ärzte, 2231 Patienten) sank bei Compu
ter-Benutzung der diastolische Blutdruck von Patienten mit mäßiger Hypertensi
on um durchschnittlich 3,8mmHg, ob
wohl diese Patienten vier mal seltener im Jahr zur Sprechstunde kamen als die Kontrollpatienten. Die beiden anderen Studien zeigten keinen signifikanten Ef
fekt. (SA)
Sullivan F et ah Has general practitio
ner computing made a difference to pa
tient care? BMJ1995; 311: 848-52.
Plötzliche Todesfälle bei jungen Sportlern
Plötzliche Todesfälle bei jungen Sportlern sind meist auf unbekannte kardiovasku
läre Mißbildungen oder Erkrankungen zurückzuführen. Viel seltener können sie auch durch den Aufprall stumpfer Gegen
stände verursacht werden. Während der Jahre 1977-95 wurden in den USA 25 Kinder und Jugendliche im Alter von 3-19 Jahren gefunden, bei denen ein stumpfer, augenscheinlich nicht verlet
zender, unerwarteter Schlag auf die Brust zum Tod führte. Die Unfälle geschahen beim Sport (16) oder in der Ereizeit (9).
Am häufigsten schlugen Bälle, vor allem Baseballs (16) und Hockeypucks (4), aber auch ein Fußballhelm, eines Gegners Schulter und ein Karateschlag präkordi- al an die Brust. Zwölf Opfer brachen praktisch sofort zusammen, offensicht
lich wegen Herzstillstands, während die übrigen 13 noch einen kurzen Moment bei Bewußtsein waren, bevor auch sie an Herzstillstand verstarben. Bei 19 Per
sonen wurde sofort versucht, sie wieder
zubeleben, doch nur in zwei Fällen kam der Herzrhythmus wieder in Gang; beide Patienten verstarben aber im Koma. Es wurden 22 Autopsien durchgeführt, die in keinem Fall Anhalt für kardiovasku-
1 X 1 Tbl. Novodisal N3
Novodigal
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läre Erkrankungen erbrachten. Mikrolä
sionen zeigten, daß die meisten Opfer di
rekt über dem linken Ventrikel getroffen worden waren.
Wahrscheinlich kann ein plötzlicher Schlag auf das Herz eine vorzeitige Kam
mererregung und so ein Kammerflim
mern verursachen. Das legen auch Tier
versuche nahe, in denen die Brustkörbe von Versuchstieren mit Baseballs be
schossen wurden. (SA)
Maron B et ah Blunt impact to the chest leading to sudden death from cardiac ar
rest during sports activities. N Engl J Med 1995; 333: 337-42.
Brustkrebs durch Streß!
Streß ist ein wichtiger ätiologischer Fak
tor von Brustkrebserkrankungen. Das zeigt eine Fall-Kontroll-Studie an 119 aufeinanderfolgenden Frauen, bei denen wegen Verdachts auf Brustkrebs eine Biopsie vorgenommen worden war. Bei 41 Frauen lag ein Malignom vor; die üb
rigen 78 Frauen dienten als Kontroll- gruppe. Alle Frauen wurden zu negati
ven Ereignissen in ihrem Leben während der letzten fünf Jahre befragt. Sie sollten die Schwere dieses Ereignisses angeben und ihre Art, die Situation zu bewälti
gen. Unter Berücksichtigung von Alter, Menopause und bekannter Brustkrebs
risikofaktoren ergab sich für Frauen mit mindestens einem selbst als »schwer«
eingeschätzten Ereignis ein um mehr als das llfache erhöhtes Brustkrebsrisiko.
Bei leichten Ereignissen und bei lang
andauernden Schwierigkeiten fand sich kein signifikanter Zusammenhang.
Erauen, die sich mit einer einschneiden
den Situation aktiv auseinandersetzten.
322 online online online online online online
hatten eine schlechtere Prognose als die
jenigen, die eher die Dinge ihren Lauf nehmen ließen. Bislang galt eine aktive Auseinandersetzung mit schwierigen Si
tuationen als positiv für das psychische wie physische Wohlbefinden. Möglicher
weise aber, so die Autoren, zehrt in aus
weglosen Lagen eine aktiv-konfrontati
ve Haltung derart an den Kräften, daß das Krebsrisiko steigt. Dann mag ein Rückzug gesünder sein, allerdings mög
licherweise auf Kosten des psychischen
Wohlbefindens. (SA)
Chen C C et al: Adverse life events and breast cancer. BMJ1995; 311:1527-30.
Auf der Suche nach dem opti
malen Konzeptionstermin
Paare mit Kinderwunsch, die mit dem Beischlaf bis zum Nachweis des Ei
sprungs warten, verpassen möglicher
weise den optimalen Konzeptionstermin.
Mehrfacher, aber nicht unbedingt tägli
cher Geschlechtsverkehr während der Tage vor dem Eisprung scheint am er
folgversprechendsten zu sein.
221 Frauen, die schwanger werden woll
ten, sammelten täglich Morgenurinpro
ben zur HCG-Bestimmung und notierten, wann sie Geschlechtsverkehr hatten.
Während insgesamt 625 Menstruations
zyklen kam es zu 192 Konzeptionen, von denen erwartungsgemäß zwei Drittel (129) zu Geburten führten. Zu Konzep
tionen kam es nur, wenn während der sechs aufeinanderfolgenden Tage bis zum Tag der Ovulation Geschlechtsver
kehr stattgefunden hatte. Während 129 Zyklen war es während dieser 6 Tage nur an einem Tag zum Geschlechtsverkehr gekommen; die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, stieg von 8% fünf Tage vor der Ovulation auf 36% am Tag der Ovulation. Beischlaf am Tag nach der Ovulation oder noch später führte nicht zu Schwangerschaften. Der Zeitpunkt der Konzeption hatte keinen Einfluß auf das Geschlecht des Kindes (es gibt Auto
ren, die meinen, die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen oder ein Mädchen zu be
kommen, durch den Konzeptionstermin beeinflussen zu können). Der rapide Ab
fall der Konzeptionswahrscheinlichkeit nach der Ovulation weist auf eine offen
bar nur sehr kurze Überlebenszeit der Eizellen oder eine Änderung des Zervix
schleims hin, die eine Befruchtung ver
hindert. Spermien behalten ihre Befruch
tungsfähigkeit im weiblichen Genital
trakt für bis zu fünf Tage. (SA) Wilcos A et al: Timing of sexual inter
course in relation to ovulation. N Engl J Med 1995: 333:1517-21.
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals:
Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hochschullehrer und Lehrbeauftragten für All
gemeinmedizin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin).
Schriftleitung: Dr. med. Heinz-Harald Abholz, Ce- ciliengärten 1, 12159 Berlin. Prof. Dr. med. Win
fried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Kran
kenhaus St. Raphael, 49179 Ostercappeln, AG Ge
sundheitswissenschaften Universität, 49069 Os
nabrück. Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, FRCGP, Abteilung für Allgemeinmedizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen. Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelz- torstr. 42, 73728 Esslingen. Priv.-Doz. Dr. med.
Ursula Marsch-Ziegler, St. Gertrauden-Kranken- haus, Paretzer Str. 12,10713 Berlin. Dr. med. Ger
trud Volkert, Traubergstr. 16, 70186 Stuttgart.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 30 05 04, 70445 Stutt
gart, Tel. (0711) 89 31-0, Telefax (0711) 89 31- 453.
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© 1996 Hippokrates Verlag GmbH.
Die Zeitschrift erscheint zweimal monatlich.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 2.
Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen bei
geheftet. Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschriften des ln- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Prei
se und Versandspesen enthalten 7% Mehrwert
steuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fäl
lig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint un
regelmäßig. 15. Jahrgang 1996.
Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. Postscheck
konto: Stuttgart 6025-702. Bankverbindung:
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1004527600. Zahlungs- und Erfüllungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.
Bezugs- Abonnements-Versand- Gesamt preise preis kosten
ZFA-Zeitschrifl für Allgemeinmedizin (Ausgabe A) Inland DM 168,00 DM 30,00 DM 198,00 Ausland DM 168,00 DM 72,00 DM 240,00 Vorzugspreis für Studenten und Ärzte im Praktikum Inland DM 50,00 DM 30,00 DM 80,00 Ausland DM 50,00 DM 72,00 DM122,00 ZFA + Kartei der praktischen Medizin (Ausgabe B) Inland DM 182,00 DM 30,00 DM212,00 Ausland DM 182,00 DM 72,00 DM 254,00 Vorzugspreis für Studenten und Ärzte im Praktikum Inland DM 68,00 DM 30,00 DM 98,00 Ausland DM 68,00 DM 72,00 DM 140,00
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Die Annahme einer Arbeit durch die Schriftlei
tung erfolgt unter der Voraussetzung, daß es sich um eine Originalarbeit handelt, die von keiner an
deren Redaktion angenommen wurde und keiner anderen Redaktion gleichzeitig angeboten ist. Mit der Annahme der Arbeit durch die Schriftleitung geht das Verlagsrecht an die Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart über, einschließlich des Rechts zur Vergabe von Nachdrucklizenzen oder sonstigen Nebenrechten. Die Zeitschrift und alle in ihr ent
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zelnen Beiträgen oder Teilen von ihnen dürfen nur einzelne Exemplare für den persönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch hergestellt werden.
Jede im Bereich eines gewerblichen Unterneh
mens zulässig hergestellte oder benutzte Kopie dient gewerblichen Zwecken gern. § 54 (2) UrhG und verpflichtet zur Gebührenzahlung an die VG Wort, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49, 80336 München 2, von der die einzelnen Zah
lungsmodalitäten zu erfragen sind.
Wichtiger Hinweis:
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und kli
nische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamen
töse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes ent
spricht. Für Angaben über Dosierungsanweisun
gen und Applikationsformen kann vom Verlag je
doch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Speziali
sten festzustellen, ob die dort gegebene Empfeh
lung für Dosierungen oder die Beachtung von Kon
traindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Eine solche Prüfung ist be
sonders wichtig bei selten verwendeten Präpara
ten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation er
folgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzutei
len. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, daß es sich um einen freien Warennamen handele.
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DEGAM
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin
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Einzelheft (Ausgabe A) DM 12,50, (Ausgabe B) DM 13,00 zuzüglich Versandkosten ab Verlagsort. Alle
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imj
online online 323
Duodenalulkus: wie läßt sich eine Heilung feststellen?
Nach Heilung einer Helicobacter-pylori- InfekÜon kommt es bei Patienten mit Ulcus duodeni zu einer hochsignifikan
ten Abnahme dyspeptischer Beschwer
den. In einer Studie an 112 Patienten mit endoskopisch nachgewiesenen nichtblu
tenden und nichtperforierten Duodenal
ulzera wurde untersucht, ob das Fehlen dyspeptischer Symptome als Maßstab für eine Heilung nach einer der üblichen Kombinationsbehandlugen gelten kann.
Ein und sechs Monate nach Therapieen
de wurde bei den Patienten ein 13C- Harnstoff-Atemtest zum Nachweis der Sanierung durchgeführt. 80 Patienten (71%) galten danach als geheilt. Gleich
zeitig gaben alle Patienten eventuell noch bestehende Symptome an.
Das Vorhandensein dyspeptischer Be
schwerden und die Atemtestergebnisse korrelierten miteinander. Für Symptom
freiheit als Maßstab einer erfolgreichen Sanierung wurden eine Sensitivität von 87,5% nach einem Monat und von 97,5%
nach sechs Monaten sowie eine Spezifi
tät von 56,3 bzw. 90,6% ermittelt. Nach 6 Monaten hat also die allein auf der Symptomatik basierende Bestimmung des Therapierfolgs eine so hohe Spezifi
tät und Sensitivität, daß sich die bisher üblichen Untersuchungen (Endoskopien, Atemtests) erübrigen.Bei Hochrisikopa
tienten mit blutendem oder perforiertem Ulkus kann diese Methode nicht empfoh
len werden. (SA)
Phull P et al: Absence of dyspeptic sym
ptoms as a test for Helicobacter pylori eradication. BMJ1996; 312: 349-50.
Aminoglykoside einzeln oder mehrmals täglich?
Nutzen und Risiko von täglich einmal oder in mehreren Dosen eingenomme
nen Aminoglykosiden wurden in ver
schiedenen randomisierten Studien mit
einander verglichen. Da in den meisten Arbeiten wegen der geringen Studienteil
nehmerzahl keine signifikanten Unter
schiede gefunden wurden, wurde jetzt eine Metaanalyse von 21 Studien an ins
gesamt 3091 Patienten mit schwerwie
genden bakteriellen Infektionen durch
geführt. Es wurden alle Studien auf
genommen, in denen täglich die gleiche Menge desselben Medikaments als Ein
zeldosis oder in 2 bzw. 3 Dosen ver
abreichtwurde. Bezüglich der antibioti
schen Wirksamkeit zeigte sich ein stati
stisch nichtsignifikanter Trend zugun
sten der täglichen Einzeldosis. Die Ne- phrotoxizität (Anstieg des Kreatinins um
50% oder um 25-45mol/l) betraf 5,5%
der Patienten bei Einzeldosierung und 7,7% bei Mehrfachdosierung (p = 0,05).
Das Risiko einer Nierenschädigung wird bei Einzeldosierung um 26% gesenkt. So
weit berichtet, entwickelte sich die Ne- phrotoxizität bei Einzeldosiserung auch langsamer. Bezüglich Ototoxizität und Mortalität gab es keine signifikanten Un
terschiede.
Damit werden Ergebnisse von Tierver
suchen bestätigt, in denen sich die Ein
zeldosierung als gleich effektiv und dabei weniger nephrotoxisch erwiesen hat. Die Einzeldosierung ist zudem patienten
freundlicher und kostengünstiger. (SA) Barza M et al: Single or multiple daily doses of aminoglycosides. BMJ 1996;
312: 338-45.
Mehr eingeschleppte Malariafälle!
Wie das Robert-Koch-Institut in Berlin meldet, ist die Anzahl der Fernreisenden, die mit einer Malaria-Infektion aus dem Urlaub zurückkehren, weiter angestie
gen. Im vergangenen Jahr wurden 943 Erkrankungsfälle gemeldet, das ist ge
genüber 1994 ein Anstieg von 14%. Es kann allerdings noch nichts darüber ge
sagt werden, ob sich das Risiko in be
stimmten Regionen erhöht hat oder ob die Zunahme der Erkrankungsfälle auf einen allgemeinen Anstieg des Ferntou
rismus zurückgeführt werden muß.
(RUG/au) Epidemiologisches Bulletin 1996; 7:1-2.
Delta-9-Tetrahydrocannabinol als Therapeutikum?
Der Sachverständigenausschuß für Be
täubungsmittel hat auf seiner nicht-öf
fentlichen Sitzung am 29. Januar der Bundesregierung eine Neueinstufung des wichtigsten Cannabis-Wirkstoffes, Delta- 9-Tetrahydrocannabinol (Delta-9-THC) empfohlen. Nach diesem Vorschlag soll
te Delta-9-THC aus der Anlage II in die Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes umgestuft werden. So würde die Voraus
setzung dafür geschaffen, im Ausland hergestellte Arzneimittel mit dem Wirk
stoff Delta-9-THC im Einzelfall auch in Deutschland zu rezeptieren.
In den USA wird Delta-9-THC in zwei Be
reichen eingesetzt: zur Therapie von Er
brechen unter Zytostatika-Therapie, wenn andere Antiemetika nicht ausrei
chend wirksam sind sowie zur Behand
lung von Anorexie bei AIDS-Patienten.
(BfAr M/au)
Dragees • Saft
CANAL (NOSCAPIN)
Gesen Reuhusten
zB
10 Depot-Drasees
DM 5,95
Capva'-“'®****
DRELUSO PHARMAZEUTIKA 31833 Hess. Oldendorf
Zusammensetzung: 1 Capval-Dragöe enthält: 40 mg Noscapln-Resin (Noscapin gebunden an Ionenaustauscher der Polystyrolsultonsäureharzgruppe) entsprechend 25 mg Noscapin. 1 g Capvai-Saft enthält: 7,86 mg Noscapin Resin (Noscapin gebunden an Ionenaustauscher der Poly
styrolsulfonsäureharzgruppe) entsprechend 5 mg Noscapin.
Anwendungsgebiete; Keuchhusten, Reiz- und Krampf
husten; Erkrankungen der Atemwege; zur unterstützenden Begleittherapie bei Erkältungskrankheiten, die eine husten
reizstillende Wirkung erfordern. Gegenanzeigen; Vor Be
ginn einer Behandlung mit Capval muß das Bestehen einer Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Der Eintritt einer Schwangerschaft unter der Behandlung ist zu vermeiden. Ist eine Behandlung während der Stillzeit erforderlich, sollte während und bis zu 24 Stunden nach Ende der Behandlung auf Flaschennahrung umgestellt werden. Nebenwirkungen:
Nicht bekannt. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:
Nicht bekannt. Dosierungsanleitung und Anwendung:
Dragees: Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwach
sene und Kinder ab 12 Jahren bis zu 3mal täglich 2 Dragäes, Kinder von 3 bis 12 Jahren bis zu 3mal täglich 1 Dragäe.
Saft: Capval-Saft vor Einnahme kräftig schütteln. Soweit nicht anders verordnet, nehmen En/vachsene und Kinder ab 12 Jahren 3mal täglich 2 Teelöffel, Kinder von 3 bis12 Jahren 3mal täglichl Teelöffel, Kleinkinder ab 6 Monate 2mal täglich 1/2 Teelöffel ein. Besondere Hinweise: Saft:
Vor Einnahme kräftig schütteln. Capval ist für Diabetiker geeignet. Darreichungsformen und Packungsgrößen:
Dragöes: Packung mit 10 Dragees/DM 5,95 N1,20 Dragöes/
DM 8,95 N2, Saft: Flasche mit 100ml NI/11,33 DM.
— Verschreibungspflichtig —
324 EDV EDV EDV EDV EDV EDV^ ^^#EDV
Sie haben eine BDT-Schnittstelle!?
Aber funktioniert sie auch? Wir prü
fen, ob Sie bei einem Wechsel Ihrer Praxis-EDV Probleme bekommen!
BDT-Schnittstelle: Was war das noch?
Die BDT-Schnittstelle ist ein Zusatz von Praxisprogrammen, der einen Daten
transfer zwischen Praxisprogrammen ermöglichen soll, auch wenn diese von verschiedenen Herstellern stammen.
Dieser Datentransfer kann eingesetzt werden, um systemunabhängige Daten
sicherungen vorzunehmen, um Daten zwischen Ärzten auszutauschen, die die gleichen Patienten behandeln (z.B. Kur
klinik) und um Daten zu übernehmen, wenn von einem Praxisprogramm zu einem anderen gewechselt werden soll.
Die ersten beiden Punkte sind zur Zeit noch nebensächlich; wenn sich die Schnittstelle in der Handhabung verein
facht hat und Sie als Ärzte damit vertraut sind, wird sie im täglichen Betrieb eine Rolle spielen. Zur Zeit hat die BDT- Schnittstelle vermutlich mehr Bedeutung darin, bei einem Systemwechsel vorhan
dene Patientendaten zu sichern und in das neue System einzuspielen.
Wird der Programmwechsel absicht
lich erschwert?
Und hierin liegt das Problem. Um es hart und überspitzt zu formulieren; Pro
grammhersteller haben zunächst kein Interesse, demÄnwender eine funktions
fähige BDT-Schnittstelle zur Verfügung zu stellen, ganz einfach aus dem Grund, diesem einen Wechsel so schwer wie möglich zu machen.
Indiz für diese Aussage ist meine eigene Erfahrung mit einem Programm, das für den BDT-Export zwei Möglichkeiten anbot. Eine der beiden führte zum Sy
stemabsturz, in der zweiten Variante wurde Schrott exportiert: Allen Ziffern wurde der Zusatz Z1:Z4 (Hausbesuchs
zone 4) hinzugefügt, in vielen Eällen tauchten Reste von Adressen und sonsti
gen Daten auf - kurz, ein Export war nicht möglich. Auch von Ihrer Seite hören wir, nicht zuletzt auf den Anmerkungs- zeilen unserer Umfrage, immer wieder, daß der BDT-Export nicht funktioniert.
Das Vorhandensein des Zertifikates der BDT-Tauglichkeit durch die KV ist hier
bei keine Garantie, da
• nicht gesichert ist, daß die Programm
version, mit der dieses Zertifikat er
worben wurde, überhaupt an den An
wender gelangt,
• keine Garantie übernommen wird, daß im Zuge von Programmverbesserun
gen leider, aus Versehen gerade dieses Programmodul so geändert wurde, daß es nicht mehr regelgerecht funk
tioniert.
Eine laufende Kontrolle findet jedenfalls nicht statt.
Vertrauen ist gut...
Vertrauen ist eine Sache, Kontrolle eine andere. Um diesem Mißstand abzuhel
fen und auch, um die schwarzen Schafe zu erkennen, bieten wir Ihnen die Möglichkeit, die BDT-Schnittstelle Ihres Programmes von uns überprüfen zu las
sen.
ZFA-Praxis-Service: Wir prüfen kostenlos Ihre BDT-Schnittstelle!
Wenn Sie diese Möglichkeit wahrneh
men wollen, müssen Sie
1. eine leere Diskette bereithalten 2. den Programmteil aktivieren, der
den BDT-Export ermöglicht 3. eventuell einen Zeitraum und/oder
einen Namensbereich eingeben, für den der Datenexport erfolgen soll 4. den Export starten
5. eventuell die exportierte Datei auf die Diskette kopieren und
6. mit frankiertem Rückumschlag plus 3 DM in Briefmarken an unsere Adresse schicken;
ZFA - Zeitschrift für Allgemeinmedizin
Stichwort: BDT-Schnittstelle Postfach 300504
70445 Stuttgart
Vorsicht: Da manche Programme beim Aufruf dieser Funktion schlicht abstür- zen, sollten Sie diesen Versuch sicher
heitshalber erst am Abend oder am Wo
chenende machen! Eine Datensiche
rung vorher schadet ebenfalls nicht!
Wenn Ihr Programm keine BDT- Schnittstelle hat oder diese nur zusätz
lich erworben werden kann, aber auch wenn der Export nicht möglich ist, weil das System abstürzt, schildern Sie uns das Problem in einigen kurzen Zeilen, unter Angabe des Programmnamens und der aktuellen Version.
Sollte die Möglichkeit gegeben sein, einen Zeitraum zu wählen, nehmen Sie am besten den letzten Tag. Wenn Ihr Pro
gramm nur quartalsweise BDT-exportie- ren kann, können möglicherweise meh
rere Disketten notwendig werden.
ALLES FALSCH,
MENSCH ! ^
Was kann bei so einer Prüfung her
auskommen?
Wir überprüfen zunächst, ob der BDT- Export nach der alten Satzbeschreibung 07/92 oder nach der neuen 02/94 erfolg
te. Exportiert Ihr Programm nach der alten Version, nehmen wir Kontakt mit dem Hersteller auf und bitten ihn, sein Programm auf die neue Version umzu
stellen. Diese umfaßt wesentlich mehr Daten und ist deshalb brauchbarer.
Ermöglicht Ihr Programm nur den quar
talsweisen oder zeitraumbezogenen Ex
port, bitten wir den Hersteller, auch Ex
portmöglichkeit für einzelne Patienten einzurichten, denn nur dann hat die Schnittstelle im täglichen Betrieb einen Sinn.
Exportiert das System Daten nach der ak
tuellen Satzbeschreibung, kontrollieren wir anhand einiger Stichproben, ob die Datenstruktur eingehalten wurde. Ist das der Fall, erhalten Sie eine entsprechen
de Auskunft. Gibt es Probleme, teilen wir Ihnen das ebenfalls mit und geben das Problem gleichzeitig an den Programm
hersteller weiter.
Die BDT-Schnittstelle gehört zum
»guten Ton«!
Sollte das Problem über einen längeren Zeitraum hinweg ungelöst bleiben, geben wir unsere Informationen an die KV wei
ter und stellen das Problem hier in der ZFA zur Diskussion. Das Ziel ist es, dafür zu sorgen, daß die BDT-Schnittstelle
»zum guten Ton« gehört, d.h. daß jedes Programm, das mit der BDT-Schnittstel
le wirbt, diese auch tatsächlich hat.
Dieter Krieseil Fischerei 7 96047 Bamberg
Fortbildung
325
Jean Henri Dunant
Kompressionssyndrome der oberen Thoraxapertur
Ätiologie, Symptome, Komplikationen und Diagnostik beim Thoracic-Outlet-Syndrom
Beim Thoracic-outlet-Syndrom (TOS) führt äu
ßere Einengung von Gefäßen und Nerven an der oberen Thoraxapertur zu Störungen arte
rieller, venöser und vor allem neurologischer Art im Bereich des Armes. Die Symptome sind über
wiegend neurologisch bedingt, die Komplikatio
nen der Kompression hingegen vaskulärer Natur. Schmerzen und Parästhesien der oberen Extremität sind allgemein häufige Symptome.
Sie sind jedoch nur ausnahmsweise Folge einer Kompression des neurovaskulären Bündels am kostoklavikulären Durchtritt. Anamnese und klinischer Befund sind für die Indikation und damit für die Operationsresultate entscheidend.
Ätiologie
Die Ätiologie des TOS ist auch heute nicht voll
ständig geklärt. Neben den lokalen anato
mischen Verhältnissen können Konstitution,
Das Thoracic-outlet-Syndrom wirft auch heute noch gewisse diagnostische und indi- katorische Probleme auf. Erfah
rungen anhand von über 1.600 un
tersuchten und über 400 operier
ten Fällen haben im Verlaufe von 20 Jahren zu strengerer Indikationsstellung geführt.
1977 operierten wir 31% der vorgestellten Patienten, heute noch 20%. 90% der Sympto
me sind neurologischer Natur, 7% arteriell und 3% venös. Gelegentlich wird ein TOS durch ein Trauma ausgelöst oder verstärkt.
Ausnahmsweise machen erst vaskuläre Kom
plikationen wie embolische Fingerarterien
verschlüsse oder eine Axillarvenenthrombo
se auf eine Kompression am Schultergürtel aufmerksam. Die Operation ist in 20% der Fälle indiziert, 80% dieser Patienten sind, richtige Diagnose und Indikation voraus
gesetzt, postoperativ beschwerdefrei.
Zu diesem Heft:
Chronische Schmerzen im Bereich der oberen und unteren Gliedmaßen bleiben häufig zunächst ätiologisch ungeklärt und werden deshalb einer falschen Behandlung zugeführt. Erst nach der Er
folglosigkeit der über mehr oder weniger lange Zeit durchgeführten Physiotherapie wird die Dia
gnostik verfeinert, wobei sich dann nicht selten herausstellt, daß den quälenden, häufig nachts auftretenden Schmerzen ein peripheres Kom
pressionssyndrom nervaler oder vaskulärer Strukturen zugrunde liegt. Der Schlüssel zum dia
gnostischen Erfolg liegt in genauen differential
diagnostischen Kenntnissen, die durch Einsatz von klinischen Untersuchungsmethoden, wie der Erhebung des orthopädischen, neurologischen oder angiologischen Status, und den Einsatz bild
gebender Verfahren erworben werden. Nur so wird es gelingen, die durch ein Karpaltunnel-Syn- drom hervorgerufene Brachialgie von einem zer
vikalen Wurzelreizsyndrom oder das Tarsaltun- nelsyndrom von statischen oder degenerativen Fuß Wurzelveränderungen abzugrenzen. Bei der Abklärung des Schulter-Arm-Schmerzes ist es auch wichtig, die degenerativen periartikulären Schultererkrankungen, die ebenfalls zu bis in die Hände ausstrahlenden Schmerzen führen kön
nen, zu berücksichtigen.
Prof. Dr. med. A. Reichelt, Freiburg
Geschlecht und Alter an der Entstehung von Symptomen beteiligt sein. Dazu kommen sta
tische, dynamische, kongenitale und traumati
sche Faktoren.
Das TOS findet sich häufiger bei Frauen als bei Männern, am häufigsten bei Frauen vom lep
tosomen Typ mit langem Halswuchs. Im eige
nen operierten Krankengut finden sich 62%
Frauen. Bei gesunden Personen ohne Be
schwerden fanden wir einen positiven Kom
pressionsbefund bei zwei Drittel der Frauen, jedoch nur bei der Hälfte der Männer. Bei der Altersverteilung dominieren Patienten jünge
ren und mittleren Alters, im Mittel um 35 Jahre.
Z. Allg. Med. 1996; 72: 325-329. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1996
326 Zl^
Fortbildung: Thoracic-Outlet- Syndrom1
Kann ein Trauma die Ursache sein?
Gelegentlich wird ein TOS durch ein Trauma aus
gelöst oder verstärkt. Dies kann zu versicherungs
technischen Auseinandersetzungen führen. Die Beurteilung ist dann besonders schwierig, wenn schon vor dem Unfall über leichte Beschwerden geklagt wurde oder wenn degenerative Halswir
belsäulen- oder Gelenkveränderungen vorliegen.
Bei posttraumatisch zunehmenden positions
abhängigen Schmerzen und Parästhesien vor allem im Ulnarisgebiet soll jedoch ein TOS diffe
rentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden und die entsprechende Abklärung (neurologische und angiologische Untersuchung, Elektromyogra
phie und funktionelle Subklaviaangiographie) er
folgen. Die Prognose ist bei einseitiger Sympto
matologie bedeutend günstiger als bei Befall bei
der Arme. Im letzteren Fall sind die Beschwerden sehr häufig durch Veränderungen an der Halswir
belsäule bedingt.
Zu den kongenitalen Faktoren zählen Halsrip
pen mit allen möglichen Varianten der Fixati
on an die erste Rippe, Exostosen der 1. Rippe, Clavicula bifida, atypische oder gedoppelte Muskelansätze, fibröse Bandbildungen. In un
serem Krankengut mit TOS ist die Zahl von Fäl
len mit radiologisch nachweisbaren knöcher
nen Anomalien oder von isoliertem Skalenus
oder Pectoralis-minor-Syndrom ausgespro
chen klein. In der Mehrzahl der Fälle können atypische Bänder und Muskelansätze periope
rativ nachgewiesen werden, die in der Regel an der Kompression der neurovaskulären Strukturen in Funktionsstellungen der Arme maßgeblich beteiligt sind.
Das Vorliegen solcher radiologisch nicht nach
weisbarer Bänder erklärt ein Auftreten neuro- vaskulärer Kompressionen im Schultergürtel
bereich auch bei Abwesenheit knöcherner An
omalien. Die 1. Rippe stellt demnach lediglich ein Widerlager dar.
Tabelle 2: Symptome bei 400 operierten Patien
ten
Symptome n %
Parästhesien/Hypästhesien 380 95
Schmerzen 300 75
Muskelschwäche 140 35
Kältegefühl 108 27
Blässe, Gefühllosigkeit 68 17
98 % der Sym
ptome sind Folge einer Plexus
kompression
Symptome
98% der Symptome sind Folge einer Plexus
kompression und damit neurologischer Natur.
Primäre arterielle Symptome finden sich nur in 0,5%, isolierte venöse Symptome in 1,5% der Fälle [Tab.
1). Spezifische Symptome neurolo
gischer oder vaskulärer Natur las
sen sich oft wegen ihres gemischten
Auftretens klinisch und anamnestisch nicht streng voneinander unterscheiden {Tab. 2).
Neurologische Symptome
Neurologische Symptome als Folge einer Kom
pression von Anteilen des Plexus brachialis äu
ßern sich als Schmerz, Parästhesien (Prickeln, Nadelstiche, Ameisenlaufen), Gefühlslosigkeit (Hypästhesie), Kräfteverlust von Fingern, Hand und Arm. Das ulnare Verteilungsgebiet ist häu
figer als dasjenige des Radialis oder Medianus betroffen. Gelegentlich finden sich handschuh
förmige Dysästhesien, möglicherweise als Folge begleitender arterieller Insuffizienz. In fortgeschrittenen Stadien kommt es zu Verlust der Sensibilität, ständiger Muskelschwäche und -atrophie, vor allem im Ulnarisgebiet (Handkante, 4. und 5. Finger), selten zur Atro
phie der kleinen Handmuskeln. Die feine Be
wegungskoordination der Finger (Feinmecha
niker, Näherinnen, Uhrmacherinnen, Musiker) wird empfindlich beeinträchtigt.
Tabelle 1: Symptome bei 1.600 Patienten mit Verdacht auf TOS
Symptome n
Neurologische Symptome 1440 Arterielle Symptome 112
Venöse Symptome 48
90 7 3
Arterielle Symptome
Arterielle Symptome entstehen dadurch, daß bei neurovaskulärer Kompression eine akute vorübergehende Ischämie eintritt. Durch die vorübergehende Drosselung der Muskeldurch
blutung tritt eine raschere Ermüdung auf. Der Zustand ist vergleichbar mit der Armclaudica
tio bei chronischen Verschlüssen, wird aber durch Aufheben der Provokationsstellung so
fort behoben.
Fortbildung: Thoracic-Outlet-Syndrom
Tabelle 3: 400 operierte Patienten (462 Operationen) mit Symptomen und/oder Komplikationen des TOS
Symptome n %
Haltungsgebundene neurologische Symptome 331 83 Arterielle Komplikationen des TOS 38 10
Venöse Komplikationen des TOS 31 8
Ruhestellung Kostoklavikulär-Test Hyperabduktions-Test
Abbildung 1: Armoszillogramin in Rübe- und Funktionsstellungen
Bei Anlegen des Armes an den Rumpf oder Hochlagerung verschwinden die Symptome
Venöse Symptome
Venöse Symptome äußern sich durch Schmer
zen, Gefühl praller Füllung des Armes, Schwe
regefühl, Müdigkeit, Schwellung und lividrötli- che Verfärbung an Hand und Fingern. Gele
gentlich findet sich eine vermehrte Venenzeich
nung am Handrücken und Vorderarm. Sicht
bare venöse Kollateralen im Deltoideus- und Pektoralisgebiet sind meist Zeichen dauernder, erheblicher Abflußbehinderung an der V. subclavia. Bewegungen und Extremstellungen des Armes sowie Hyperabduktion verstärken die Symptome, Anlegen des Armes an den Rumpf oder Hochlagerung las
sen sie in kurzer Zeit verschwinden.
Gelegentlich sind arterielle Kompli
kationen, vorab Fingerarterienverschlüsse, erste Manifestationen neurovaskulärer Kom
pression im Schultergürtelbereich [Tab. 3). Die arteriographische Abklärung einer möglichen Emboliequelle im Schultergürtelbereich (rezi
divierende Kompression, Aneurysma) ist auch in leichten Fällen vom Raynaud-Syndrom in
diziert. Sie erfolgt im Hinblick auf Indikation und technische Voraussetzungen zur operati
ven Korrektur. Bei Verdacht auf periphere Ver
schlüsse soll zusätzlich eine Brachialisangio- graphie ausgeführt werden. Im Hinblick auf die Behandlung und deren Erfolgskontrolle müs
sen venöse Komplikationen, d. h. eine Throm
bose der V. subclavia, stets phlebographisch ab
geklärt werden, ln der Regel zeigt das Phlebo
gramm einen zwischen Klavikula und 1. Rippe umschrieben lokalisierten Kontrastmittel
stopp.
Diagnostik
Die klassischen Provokationstests spielen in der Diagnostik eine untergeordnete Rolle. Sie wei
sen lediglich auf eine haltungsabhängige Kom
pression der A. subclavia hin und sind in etwa 60% asymptomatischer Personen ebenfalls po
sitiv. Ein Auslösen des Radialispulses in Ex
tremstellung des Armes ergibt keine relevante Information über das Ausmaß einer Kompres
sion. Der Nachweis supra- oder infraklaviku- lärer Geräusche während solcher Provokati
onstests schließt andere Kompressionsmecha
nismen nicht aus und spricht für sich allein nicht dafür, daß ein TOS vorliegt, ln extremer Hyperabduktionsstellung des Armes und bei maximalem Zurückziehen der Schultern findet sich analog dem klinischen Befund gehäuft ein Ausfall der Oszillometerausschläge. Dies be
deutet noch nicht, daß ein TOS vorliegt, selbst wenn in dieser Stellung Schmerzen in Schulter und Arm entstehen. Bei hochgradiger Kom
pression der A. subclavia des Armes darf man hingegen annehmen, daß die mit der Arterie durch den gleichen Engpaß verlaufenden Ple
xusstämme ebenfalls komprimiert werden [Abb. 1).
Abbildung 2: Kompressionsverscbluß der A. subclavia links und Stenosicrung rechts in Abduktionsstellung