• Keine Ergebnisse gefunden

Merksätze Prinzmetal-Angina

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Merksätze Prinzmetal-Angina"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die klassische Angina pectoris ist schon lange be- kannt. Eine Sonderform ist die Prinzmetal-Angina, die erst vor ein paar Jahrzehnten näher umschrie- ben wurde. Leider gerät sie im Klinikalltag oft in Vergessenheit.

EUROPEAN SOCIETY OF CARDIOLOGY

William Heberden (1710–1801), ein britischer Arzt, be- schrieb bereits im 18. Jahrhundert die Symptome einer klas- sischen Angina pectoris. Die Ursache: Herzkranzgefässe wer- den durch atherosklerotische Veränderungen verengt, das Blut kann nur noch eingeschränkt zirkulieren, und der Herz- muskel bekommt nicht mehr ausreichend Sauerstoff. Bei grosser Anstrengung treten dann die typischen Brustschmer- zen auf. Je nach Verlauf wird zwischen einer stabilen und in- stabilen Form unterschieden. Letztere kann bereits bei gerin- ger körperlicher Belastung auftreten und wird als Vorstufe eines drohenden Herzinfarkts angesehen.

Einem Spezialfall auf der Spur

Knapp 200 Jahre später berichtete der Mediziner Myron Prinzmetal (1908–1987) über 32 Fälle einer andersartigen Angina. Das Besondere: Im Gegensatz zur klassischen Angina pectoris traten die Anfälle in Ruhe auf. Diese Son- derform wird zu Ehren ihres Erstbeschreibers Prinz metal- Angina genannt. Auch hier ist die Durchblutung des Herz- muskels vorübergehend gestört, doch eine Arterienverkal- kung muss nicht zwingend vorliegen, denn der Auslöser sind

Spasmen der Herzkranzgefässe. Die Beschwerden treten häu- fig in den frühen Morgenstunden im Bett auf, wobei die Pa- tienten üblicherweise einen starken retrosternalen Druck oder Schmerz verspüren. Dieses Missempfinden kann dabei in verschiedene angrenzende Körperregionen ausstrahlen.

Palpitationen und eine Synkope aufgrund von Arrhythmien sind mögliche Begleiterscheinungen. Im schlimmsten Fall kann es sogar mit einem Herzinfarkt enden. Interessanter- weise sind mehrheitlich junge Menschen im Alter von 30 bis 40 Jahren betroffen. Darunter befinden sich häufig Raucher, doch im Übrigen liegen nur selten kardiovaskuläre Risiko- faktoren vor. Im Gegensatz zu atherosklerotischen Störungen tritt diese Erkrankung übrigens häufiger bei Japanern als bei Kaukasiern auf.

Provokative Diagnose

Während eines Anfalls wird in der Regel eine vorüberge- hende ST-Strecken-Hebung beobachtet. Damit assoziierte Arrhythmien können beim EKG ebenfalls ermittelt werden.

Ein Belastungs-EKG ist dahingegen üblicherweise negativ.

Während einer «heissen» Phase mit vielen Anfällen besteht jedoch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass belastungsab- hängige Spasmen vorkommen. Zur weiteren Abklärung dient die Koronarangiografie: Damit lässt sich der Zustand der Koronararterien näher ermitteln, und atherosklerotische Veränderungen können sehr gut beurteilt werden. Ein Provo- kationstest darf nur zusammen mit einer Angiografie durch- geführt werden. Denn im Notfall ist unmittelbares Handeln möglich: Spasmen werden sofort identifiziert und bei Bedarf mit intrakoronaren Nitraten behandelt. Es gibt eine Reihe von Substanzen, die sich zur provokativen Stimulation eig- nen. Dazu gehören Adrenalin, Phenylephrin, Serotonin, Histamin und Dopamin. Am häufigsten werden jedoch Acetylcholin und Ergonovin gebraucht; damit werden thora- kale Schmerzen mit ST-Strecken-Hebungen bei Patienten mit Prinzmetal-Angina ausgelöst.

Nikotin? Nein danke!

Da Nikotinabusus ein gewichtiger Risikofaktor ist, steht eine Raucherentwöhnung an oberster Stelle. Sonst werden Vaso- dilatatoren eingesetzt, um Koronarspasmen zu verhindern.

Bei einem akuten Anfall versprechen kurz wirksame Nitrate schnelle Hilfe, wohingegen lang wirksame Nitratarzneimittel prophylaktisch eingesetzt werden. Kalziumkanalblocker sind ebenfalls eine wirksame Therapiemöglichkeit. Zu den bewährten Wirkstoffen gehören Diltiazem (Dilzem®und Ge- nerika), Verapamil (Isoptin®und Generika) und Amlodipin

FORTBILDUNG

Prinzmetal-Angina

Richtig diagnostizieren, richtig therapieren

ARS MEDICI 7 2013

373

Merksätze

❖Bei der Prinzmetal-Angina wird ein Anfall durch Spasmen der Herzkranzgefässe ausgelöst.

❖Rauchen ist einer der grössten Risikofaktoren.

❖Provokationstests mit Acetylcholin und Ergonovin dürfen aus Sicherheitsgründen nur zusammen mit einer Koronarangiografie durchgeführt werden.

❖Kurz und lang wirksame Nitrate, Kalziumkanalblocker und Nicorandil werden bei der Therapie häufig eingesetzt.

(2)

(Norvasc®und Generika). Daneben wird zuweilen der Kali- umkanalöffner Nicorandil (Dancor®) verordnet. In manchen Ländern ist auch der Rho-Kinase-Inhibitor Fasudil ge- bräuchlich, doch in der Schweiz ist keine solche Arzneimit- telspezialität zugelassen.

Fazit

Die Prinzmetal-Angina kann gut diagnostiziert werden: Die klinischen Symptome sind wegweisend, und ein Provoka - tionstest kann den Verdacht zuverlässig bestätigen. Da diese

Sonderform eher selten auftritt, wird sie jedoch häufig ausser Acht gelassen. Daher gilt: Stets alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Durch eine geeignete Therapie lassen sich lebens - bedrohliche Komplikationen oftmals verhindern. ❖ Monika Lenzer

Beltrame JF: Variant angina. e-journal of the ESC Council for Cardiology Practice 2013, Vol 11, n°11.

Interessenkonflikt: Der Autor hat keine Interessenkonflikte angegeben.

FORTBILDUNG

374

ARS MEDICI 7 2013

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zudem rieten sie mir, das Kind im Gesundheitszentrum zu gebären, da dort die hygienischen Bedingungen besser sind, was die Wahr- scheinlichkeit einer Infektion zusätzlich

Insgesamt wird je nach Zahl der betroffenen Gefäße und der regio- nalen Wandveränderungen des linken Ventrikels die jährliche Sterblichkeitsrate der stabilen An- gina pectoris

69 Prozent der als an einer Major Depression leidend identifizierten Per- sonen hatten aus diesem Grund einen Arzt konsultiert, und in 41 Prozent der Fälle war auch eine medikamentö-

Widerrufsrecht: Die Bestellung des Loseblattwerkes kann ich schrift ' lich innerhalb von 10 Tagen durch Mitteilung an die Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Postfach 40 02 65, 5000

Dabei wies er auf GERMAP hin– den deutschen Antibiotika - verbrauchs- und Resistenzatlas für die Human- und Veterinärmedizin, eine Initiative des Bundesamtes für

Die Verfasser nehmen an, daß Spasmen von normalen oder fast normalen Koronararterien genauso häufig der pathogenetische Mecha- nismus der Prinzmetal-Angina sind wie

Rafflenbeul: Entspre- chend der schweren klini- schen Symptomatik mit An- gina-Beschwerden bei gerin- ger Belastung oder sogar in Ruhe muß die Therapie der instabilen

Als Gedächtnisstütze für Wörter mit ie habe ich mit einigen Kindern diesen