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Don Quichotte – Eine Ritterschlägerei

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Don Quichotte – Eine Ritterschlägerei

sekundarschulvorbereitung.ch

TE70d Die Geschichte von Don Quichotte spielt sich Ende des

sechzehnten Jahrhunderts ab. Damals gab es keine eigentlichen Ritter mehr.

In den folgenden Text wurden 20 Ausdrücke oder Gegenstände

hineingeschmuggelt, die es im 16. Jahrhundert, zur Zeit von Cervantes, dem Autor von Don Quichotte, aber noch nicht gab. Suche und unterstreiche sie!

Die Haushälterin und deren Nichte suchten ihren Herrn und Gebieter mit der Taschenlampe. Und als sie ihn nicht finden konnten, holte die Nichte seine Freunde, den Pfarrer und den Verkehrspolizisten, herbei, und nun suchten sie zu viert. Doch sie fanden nur, dass auch das Motorrad verschwunden war. Da begannen sie, sich Sorgen zu machen und zu warten.

Im Radio wurde eine Suchmeldung durchgegeben.

Inzwischen ritt Don Quichotte auf seiner dürren Rosinante, über asphaltierte Straßen und an Feldern und Olivenhainen vorbei, der Stadt Sevilla mit ihren vielen Kinos seinen zukünftigen Abenteuern

entgegen. Ein Flugzeug machte Kondensstreifen am tiefblauen Himmel. Die Sonne brannte. Und das Gras roch versengt. Ross und Reiter hatten schrecklichen Durst. Aber nirgends floss ein Bach, und nirgends stand ein Wirtshaus. Seine Sonnenbrille hatte er zu Hause liegen lassen. Nicht einmal den Helm konnte Don Quichotte abnehmen. Denn er hatte ihn mit Bändern unterm Kinn fest zugeknotet, und nun konnte er die Knoten nicht wieder aufknüpfen! Der Schweiß brannte ihm in den Augen und lief ihm unterm Harnisch den Rücken hinunter, doch er biss die Zähne zusammen und dachte: „Ein rechter Ritter darf nicht murren.“ Und als eine Eisdiele in Sicht kam, riss er sich zusammen und ritt weiter.

Plötzlich zuckte er vor Schreck zusammen und rief laut: „Ich bin ja noch gar kein Ritter!“ Da erschrak auch das Pferd und galoppierte zehn Minuten lang, bis es vor einer geschlossenen Bahnschranke mit heraushängender Zunge stehen blieb. „Ich bin ja noch gar kein Ritter“, wiederholte Don Quichotte betrübt. „Mir fehlt ja noch der Ritterschlag!“ Er warf den Kopf zurück, dass der reparierte Helm schepperte, und sagte stolz zu sich selber: „Der erste Mann, der mir begegnet, soll mich zum Ritter schlagen!“

Der erste Mann, der ihm begegnete, war ein dicker Wirt, der mit ein paar Eseltreibern und zwei Kellnerinnen vor seiner Kneipe saß. Sie tranken Red Bull. Das war eine dürftige Spelunke. Doch Don Quichotte hielt sie für ein altes Kastell, den Wirt für den Burgherrn und die Kellnerinnen für

Schlossfräulein. Als man ihm vom Gaul geholfen hatte, kniete er vor dem Wirt nieder und bat diesen, ihn feierlich zum Ritter zu schlagen, da er vorher weder die Armen verteidigen noch die Bösen

zerschmettern dürfe. Der Wirt, der nicht wusste, ob er lachen oder sich fürchten sollte, und sagte: „OK!“.

Man müsse aber, fügte er hinzu, bis zum nächsten Sonnenaufgang warten, das sei beim Ritterschlag üblich.

Und der Kandidat müsse die Nacht über seine künftigen Waffen bewachen.

Don Quichotte war einverstanden, erhob sich von seinem Kniefall und setzte sich zu Tisch. Es gab Fischstäbchen, hartes Brot und sauren Wein, und die Kellnerinnen wollten ihm den Helm abnehmen. Doch auch sie brachten die Knoten nicht auf. Dann

versuchten sie es mit einem Büchsenöffner. Auch das ging nicht. Und so mussten sie den künftigen Ritter, der den Mund nur einen Spalt öffnen konnte, bissenweise füttern, und den Wein trank er durch einen Strohhalm. Erst spät am Abend gelang es mit vereinten Kräften und einem Schneidbrenner, Don Quichotte von seinem Helm zu befreien.

Nachts saß er noch eine Weile vor dem Fernseher und ging dann im Hof wachsam auf und ab. Den Harnisch und den Helm hatte er behutsam auf den Viehtrog neben dem Brunnen gelegt. Die Lanze hielt er aber im Arm, und das war gut so. Denn ein paar Stunden später kamen zwei Eseltreiber zum Brunnen, um ihre Maultiere zu tränken. Da sie den Trog mit Wasser füllen wollten, warfen sie den Harnisch und den Helm achtlos auf die Erde. Das hätten sie nicht tun sollen! Schon war Don Quichotte zur Stelle und schlug ihnen mit der Lanze über den Kopf. Sie fielen um und schrieen wie am Spieß. Der Wirt sprang aus dem Bett, rannte in den Hof hinunter, sah die Bescherung, schaute auf seine Armbanduhr und rief: „Es ist soweit, edler Herr! Kniet nieder! Die Sonne geht gleich auf!“

Der Wirt suchte noch eine CD mit feierlicher Musik. Don Quichotte stieg in seine Rüstung, kniete nieder und ließ sich von dem dicken Wirt, der dabei allerlei murmelte und ihm mit dem Schwert auf die Schulter klopfte, zum Ritter schlagen,

Ihm war sehr feierlich zumute. Er bedankte er sich tausendmal, stellte dem Wirt einen Scheck für die Unkosten aus, nahm seine Waffen, stieg auf die Rosinante und ritt, vom Gelächter der Kellnerinnen und von den Flüchen der Eseltreiber begleitet, aus dem Tor. Die Verkehrsampel stand auf Rot. Da mussten auch richtige Ritter warten!

ILL. „DON QUICHOTTE“ VON AUGUST MACKE

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